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Der falsche Japaner: Roman

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Wie lebt und liebt es sich, wenn man nicht weiß, wer man ist und wo man herkommt? George Psalmanazar beschließt, sich eine Identität zu erfinden, eine so fantastische, dass alle, denen er 1760 in London begegnet, davon geblendet sind. 

In seiner Heimat Formosa, fabuliert George, lebten die Menschen als Sonnenanbeter und Kannibalen, die nackt herumliefen und sich singend verständigten, er selbst sei dort von Jesuiten adopiert worden. Das widerspricht zwar allem, was Missionare und Reisende bis dahin zu berichten gewusst hatten, doch alle glauben dem falschen Japaner seine Geschichten. Sogar Salonlöwe Samuel Johnson, der englische Goethe, geht ihm auf den Leim und beschließt sogleich, George unter seine Fittiche zu nehmen. George schafft es gar bis nach Oxford. 

Aber wie lebt es sich, wenn man ständig fürchten muss, enttarnt und attackiert zu werden? Zum Glück ist da noch Lucy, Johnsons Tochter, die sich in George verliebt, obwohl sie ahnt, dass er wohl ein Hochstapler, ganz sicher aber ein Mann mit einem dunklen Geheimnis ist … 

318 pages, Kindle Edition

Published August 14, 2025

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About the author

Daniela Dröscher

13 books41 followers
Daniela Dröscher, Jahrgang 1977, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Promotion im Fach Medienwissenschaft an der Universität Potsdam sowie ein Diplom in »Szenischem Schreiben« an der Universität Graz. Ihr Romandebüt »Die Lichter des George Psalmanazar« erschien 2009, es folgten der Erzählband »Gloria« (2010) und der Roman »Pola« (2012) sowie das Memoir »Zeige deine Klasse« (2018). Sie wurde u.a. mit dem Anna Seghers-Preis, dem Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds sowie dem Robert-Gernhardt-Preis (2017) ausgezeichnet. Der Roman »Lügen über meine Mutter« (2022) stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und ist bald im Kino zu sehen.

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August 14, 2025
Von der Freiheit, jemand anderes zu sein und ihrem Preis.
Daniela Dröscher erzählt in diesem Roman die Geschichte des George Psalmanazar, einer faszinierenden, rätselhaften Figur, die im London des 18. Jahrhunderts als angeblicher „Formosaner“ zu Ruhm gelangt. George taucht an der schottischen Küste auf, wirkt fremd, wild, spricht eine seltsame Sprache und erzählt von einem exotischen Land, das niemand kennt. Seine Geschichte wird von der Gesellschaft begierig aufgenommen – je unglaublicher seine Erzählungen, desto größer die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwird.
Die Autorin nähert sich ihrer Hauptfigur mit großer Feinfühligkeit. Indem sie George als jungen Mann schildert, entgegen den historischen Fakten, verleiht sie ihm eine Verletzlichkeit, die berührt. Es geht weniger um historische Genauigkeit als um die Frage, was einen Menschen dazu bringt, sich selbst neu zu erfinden – in Sprache, Aussehen, Herkunft und Rolle. Dabei bleibt George nie bloß ein Hochstapler, sondern wird zu einem Sinnbild für die Sehnsucht nach einem anderen Leben.
Frau Dröscher schreibt in einer klaren, poetischen Sprache, die Bilder schafft, ohne überladen zu wirken. Ihre Beschreibungen von Stadt, Büchern, Meer und Menschen sind feinfühlig und atmosphärisch. Der Roman entfaltet dabei eine besondere Mischung aus historischer Kulisse und literarischer Leichtigkeit.
Was mich beim Lesen besonders bewegt hat, war diese ständige Spannung zwischen Faszination und Beklommenheit. George zieht einen in seinen Bann, doch je länger man ihn begleitet, desto spürbarer wird die innere Müdigkeit seiner Lüge. Es gibt leise Momente der Nähe, etwa mit Lucy, der Tochter des Gelehrten Johnson – zarte, unsichere Augenblicke, die etwas sehr Menschliches freilegen. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass unter all der Maske ein einsamer, suchender Mensch steckt.
"Der falsche Japaner" ist ein stiller, eindringlicher Roman über Identität, Fantasie und das Bedürfnis, gesehen zu werden. Er hat mich nachdenklich gemacht – über die Macht von Sprache, über Rollen, die man spielt, und über die feine Grenze zwischen Wahrheit und Wunsch. Es ist ein Buch, das leise nachhallt. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
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