Wieso fährt ein Mensch mit der eigenen Muskelkraft Berge hinauf – auch mit mäßigen Erfolgsaussichten und unter allergrößten Qualen? Und wieso setzt er sich am nächsten Tag aufs Rad und beginnt von vorn? Was ist das Geheimnis dieses Sports, der das größte Opfer und das größte Glück vereint? Rick Zabel kennt die Antwort.
Als Sohn eines erfolgreichen Sprinters wurde er selbst Profi, fuhr alle großen Rennen – mit deutlich weniger Siegen, aber mit derselben Hingabe und Leidenschaft. Das Gefühl, sich für den Teamerfolg zu schinden, hat ihn in den letzten Jahren ebenso begleitet wie das tiefe Glück, fürs Radfahren bezahlt zu werden. Rick Zabel hat die Schattenseiten des Rennradfahrens kennengelernt – Druck, Konkurrenzkampf und körperliche Grenzerfahrungen –, und die ›On the road‹ hat er einige der schönsten Orte der Welt gesehen, hat ganz allein die höchsten Pässe Europas bezwungen, auf der Abfahrt den kühlen Wind und die spektakuläre Aussicht genossen.
Davon schreibt er klug, eindringlich und lustvoll – und so, dass man selbst sofort in die Pedale treten möchte.
Ganz interessant und einfach lesbar. Man merkt schon, dass es von jemandem geschrieben ist, der an sich kein Schriftsteller ist - nicht schlimm, erwartet man auch.
Interessante insights die ich bisher nicht kannte. Auch offen über Probleme gesprochen was sehr interessant war. Gute leichte Unterhaltung die mir einen Langstreckenflug erträglich gemacht hat. Auch gut gelesen von rick.
„On the Road. Von der Freiheit auf dem Rennrad“ ist der Titel von Rick Zabels Buch (geschrieben in Zusammenarbeit mit Harald Braun). Ich mag Biografien und ich mag Sport. Zwar bin ich nicht unbedingt ein Radfahr-Fan, aber ich erfahre gerne mehr über die Menschen hinter den bekannten Namen. Wenn man mit 32 Jahren seine Autobiografie vorlegt, sollte man eine Menge zu erzählen haben. Und man sollte es in ansprechender Form zu Papier bringen. Aber von vorn. Rick Zabel hat viel zu erzählen, über Höhen in seiner Karriere und noch viel mehr über die Tiefen. Nachdem er das Fußballspielen aufgegeben hatte, machte er einige Zeit keinen Sport mehr. Ein Kommentar seiner Mutter brachte ihn dazu, mit „richtigem Radsport“ zu beginnen, denn er „war ein richtiger Pummel geworden“. Obwohl er aus einer Familie kommt, in der Radsport eine große Rolle spielte und immer noch spielt (er ist der Sohn des Radrennfahrers Erik Zabel und ein Enkel des Radrennfahrers Detlef Zabel), war es bis zu seiner Anmeldung beim RSV Unna gar nicht klar, ob er in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters treten würde. Dann aber begann er, sich für den Sport zu begeistern. Mit 13 Jahren verließ er sein Elternhaus in Kessebüren und besuchte fortan das Sportinternat in Erfurt. Nach viereinhalb Jahren verließ er Erfurt und brach die Schule in der elften Klasse mitten in einer „Mir egal“-Phase ab. Aufgrund seiner sportlichen Erfolge konnte er sich in schulischer Hinsicht erlauben, faul zu sein und hat sich „nicht wie jemand verhalten, den ich selbst gern kennengelernt hätte.“ Er kehrte in den Schoß der Familie und sein ehemaliges Kinderzimmer zurück. In den folgenden Jahre fuhr er für das Rabobank Development Team, das BMC Racing Team, Team Katusha Alpecin, Israel Start-Up Nation und Israel-Premier Tech. Er wurde als Profi nur mäßig erfolgreich, seine Laufbahn war ein stetes Auf und Ab. Er fuhr viermal den Giro d'Italia und viermal die Tour de France, stürzte oft, verletzte sich häufig und beendete die Karriere 2024 mit 31 Jahren. Jetzt ist der Vater von zwei Söhnen Rad-Influencer, Podcaster und Kommentator. Alles in allem fand ich das Buch leider sehr mittelmäßig. Sprachlich ist es ein bisschen auf Podcast-Niveau, wobei ich seinen Podcast nicht kenne. Das Buch ist locker-flockig aus der Hüfte geschrieben und leicht zu lesen. Aber ich habe auch keine große Literatur erwartet. Was ich aber erwartet hatte, war eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Zwar schreibt Zabel ehrlich über seine eher mäßig verlaufene Karriere (in 13 Jahren als Profi ist er nie ganz vorne mitgefahren und feierte lieber, als richtig hart zu arbeiten), verliert sich ein bisschen in der Aneinanderreihung von Rennen und Platzierungen und vernachlässigt dabei meiner Meinung nach die Informationen zum Menschen Rick Zabel. Interessant fand ich seine Erzählungen über sein Verhältnis zu seinem Vater und die Schwierigkeiten, die das Tragen eines bekannten Namens mit sich bringt. Da befand er sich fast in einer No-Win-Situation. Fuhr er gut, hieß es „kein Wunder, bei dem Vater“ und fuhr er schlecht, fiel die Kritik härter aus als bei anderen. Dazu kam, dass sein Vater ein enorm hohes Maß an Trainingsfleiß und Zielstrebigkeit auszeichnet, etwas, das dem Sohn zeitweise schlicht fehlte. Informativ fand ich das Kapitel über den Umgang mit der Doping-Vergangenheit von Vater Erik und Hintergrundinformationen über Doping an sich. Leidlich interessant und informativ fand ich seine „Begriffe aus der Welt des Radsports“, allerdings gibt es ein paar davon genauso in anderen Sportarten, zum Beispiel ist mir als Läufer der „Hungerast“ (leider) sehr gut bekannt. Einerseits schreibt Rick Zabel sehr reflektiert über seine Zeit im Profi-Radsport, seine Ehrlichkeit finde ich lobenswert. Er geht hart mit sich selbst ins Gericht, schreibt über seinen mangelnden Fleiß und Reibereien mit seinem Vater und hohen Erwartungsdruck. Egal, ob man seine Karriere als gescheitert ansieht oder es „er hat seinen Weg abseits des Sports gefunden“ - für mich ist das Buch auf jeden Fall keine wirklich gelungene Autobiografie und auch kein Buch über den Radsport und die Liebe dazu. Auch wegen der überschaubaren Seitenzahl und der fehlenden Bilder war es allenfalls eine nette Lektüre für einen verregneten Nachmittag. 2,5 Sterne, aufgerundet auf drei.
Der Schreibstil ist sehr locker und umgangssprachlich. Geprägt von modernen Begriffen und Redewendungen. Dadurch auch ziemlich leicht verständlich und auch die fachbezogenen Situationen und Themen sind gut verständlich. Zu bestimmten Fachbegriffen gibt es akkurate und teils amüsante Erklärungen. Insgesamt hat Rick Zabel seine Geschichte mit viel Humor niedergeschrieben. Es werden ab dem Alter von 13 Jahren viele verschiedene Orte mit den jeweiligen Platzierungen aufgezählt, was sich am Anfang etwas zäh angefühlt hat. Vor allem, da man diese bis ins kleinste Detail online nachlesen kann. Da hätte ich mir eher ein paar Eckdaten gewünscht und mehr Erzählung. Ab der Hälfte wurde dies dann aber besser und ich kam eher in den Lesefluss. Vor allem die Kapitel über seine letzten 4–5 Jahre als Rennrad-Profi fand ich spannend. Dort erzählt Rick Zabel von seinen Sorgen, Zweifeln, Gefühlen und Zwiespalten. Er lässt den Leser an seinen eigenen Reflexionen und Gedanken teilhaben, die ihn zu seinem Entschluss geführt haben, mit 30. Jahren seine Karriere als Rennradprofi zu beenden. Auch zu erfahren, wie er sich als Content-Creator etabliert hat und wie seine Leidenschaft dafür geweckt wurde, war für mich spannend. Ich hätte mir gewünscht, dass auch der Anfang so umfangreich und weniger von Daten geprägt gewesen wäre. Ich finde es gut, wie offen und ehrlich Rick Zabel über die negativen wie auch positiven Seiten spricht.
Vielen Dank an "Kiepenheuer & Witsch" für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars über NetGalley. Diese Rezension ist meine freie Meinung in eigenen Worten.
Das Buch lässt sich gut lesen auch ohne besonderes Wissen im Radrennbereich. Mich hat das ganze aber auch ein bisschen unzufrieden zurück gelassen. Immer wieder liest man Abschnitte mit Aufzählungen der Platzierungen und das obwohl relativ am Anfang sogar eine Internetseite genannt wird, auf der man das alles nachschauen könnte. Am Ende wird es dann zu einer Werbung für Podcast und Instagram. Dafür war aber recht wenig dazu drin, was denn jetzt tatsächlich so faszinierend oder bewegend ist, also was der Grund war, warum Rick Zabel das alles gemacht hat. Und das obwohl das die Frage im Klappentext war. Ich hatte den Eindruck, dass hier von irgendjemandem ein Angebot für eine Biografie gemacht wurde. Rick Zabel hat sich gefreut und das angenommen (wer hätte das nicht?), hatte aber vielleicht (noch) gar nicht so viel zu erzählen, was er nicht woanders auch erzählen kann.