Streikende Pflegekräfte, geschlossene Seniorenheime – von wegen besinnliche Weihnachtszeit!
Als es kurz vor Weihnachten bei Annett an der Tür klingelt und zwei Sanitäter einen älteren Mann bei ihr abgeben wollen, ist sie vollkommen überrumpelt. Obwohl sie dem Herrn noch nie begegnet ist, soll sie ihn bei sich aufnehmen. So steht es in der Eilverordnung der Regierung. Pflegenotstand, die Seniorenheime müssen geschlossen werden. Obwohl sie eigentlich helfen möchte, überfordert der neue Mitbewohner die kleine Familie schnell und es ist Er kann nicht bleiben. Aber wohin mit ihm? Plötzlich scheint eine Lösung in Annett erfährt, dass ihr 93-jähriger Gast einen Sohn hat. Doch wo ist dieser und warum hat er seinen Vater nicht selbst aufgenommen?
Für mich ein absolutes Lesehighlight und Herzensbuch! Da ich selber jahrelang in der Pflege tätig war, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ein Buch über Pflegenotstand und den ganzen Wahnsinn rund um Überlastung, Verantwortung und familiäre Umbrüche sich so leichtfüßig lesen kann. Zuhause ist vorübergehend geschlossen schafft genau das: Es nimmt ein wirklich schweres, schmerzhaft reales Thema und verpackt es mit so viel Humor und Leichtigkeit, dass man immer wieder grinst, obwohl einem das Herz gleichzeitig ein bisschen schwer wird. Denn sehr schnell merkt man, wie nah die Geschichte an der Realität liegt. Viele Menschen würden nicht einfach selbstlos helfen und genau das zeigt das Buch auch. Es tut ein bisschen weh zu sehen, wie wenig selbstverständlich Zusammenhalt manchmal ist, gerade dann, wenn man ihn am nötigsten hätte. Was mich aber richtig abgeholt hat, war der Schreibstil. Er sprüht vor Witz und Charme, ohne die Ernsthaftigkeit des Themas zu verlieren. Das macht das Lesen unglaublich angenehm. Man rutscht von Seite zu Seite und merkt erst am Ende, wie viel man eigentlich mitgenommen hat. Die Geschichte zeigt nicht nur, wie sich das Leben einer Familie komplett verschiebt, wenn eine Notsituation entsteht. Sie zeigt auch, wie sich Gedanken verändern, wie man plötzlich Prioritäten neu sortiert, und wie man sich selbst und die Menschen um einen herum anders sieht. Es geht nicht nur darum, wie man für ältere Menschen sorgen kann, sondern auch darum, wer diese Menschen eigentlich sind. Was sie geprägt hat. Welche Identität sie haben und vor allem welche davon im Alltag manchmal untergeht. Dazwischen gibt es familiären Trubel, warmherzige Begegnungen, kleine menschliche Abgründe und Momente, die gleichzeitig nachdenklich machen und trotzdem irgendwie ein warmes Gefühl hinterlassen. Das Buch moralisiert nicht, es zeigt einfach. Und gerade dadurch wirkt es so ehrlich. Für mich war es eine Geschichte, die mich gleichzeitig zum Lachen, zum Nachdenken und zum Weiterfühlen gebracht hat. Und ich bin mit neuen Perspektiven, einem warmen Herzen und einer guten Portion Hoffnung aus ihr herausgegangen.
90 % des Buches waren echt super. Der Schluss hat aber leider enttäuscht… keine politische Aufklärung mehr. Keine Wertschätzung für die Pflege. Wie kam es überhaupt zu dem Streik? Auch bei den Familien blieb mir zu viel offen. Der echt nervige Ehemann bleibt einfach so und lernt nichts dazu? Seine Frau lässt sich das einfach gefallen? Es wirkt, als ob tausend tolle Ideen da waren und am Schluss keine richtig zu Ende geführt wurde…
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Das war ein köstliches Hörerlebnis! Ich habe es verschlungen, in jeder freien Minute gehört. Es war voller schöner Wendungen und wurde nie langweilig. Die Sprecherin passte sehr gut! Ist auch eine erfrischende Idee zu einem aktuellen Problem... Darum ging es am Ende auch nicht mehr, sondern um Familie, Liebe und Weihnachten, aber das wurde dann auch nebensächlich, weil interessanter wurde, wie sich die verschiedenen Protagonisten weiterentwickeln.