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No Way Home

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Liebe als unheimliche, chaotische Kraft – niemand schreibt so über menschliche Abgründe wie T.C. Boyle. Sein neuer Roman als Weltpremiere

T.C. Boyles neuer großer Roman über die obsessive Liebe zweier Männer zu einer Frau, die sich zwischen ihnen nicht entscheiden Terry, ein Arzt aus Los Angeles, zieht nach dem Tod seiner Mutter in ihr Haus in Boulder City in der Wüste Nevadas. Eigentlich wollte er es verkaufen, wäre er nicht in einer Bar Bethany begegnet, die sich bei ihm einquartiert – gegen seinen Willen. Der eigenbrötlerische Terry kann ihr nicht widerstehen. Aber da ist auch noch ihr eifersüchtiger Ex-Freund Jesse, der immer wieder auftaucht und ihn »Sie ist Gift«. Mitten in der Wüste geraten die beiden Männer aneinander. T.C. Boyles »No Way Home« ist große Literatur über menschliche Abgründe.

421 pages, Kindle Edition

Published September 16, 2025

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285 people want to read

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T.C. Boyle

69 books333 followers

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Community Reviews

5 stars
42 (23%)
4 stars
67 (37%)
3 stars
58 (32%)
2 stars
7 (3%)
1 star
5 (2%)
Displaying 1 - 30 of 45 reviews
Profile Image for Prusseliese.
427 reviews19 followers
September 25, 2025
großartig!

Zwei Männer, die gegensätzlicher kaum sein könnten, lieben dieselbe Frau.
Was nach Kitsch und Schmacht klingt, ist bei Boyle so viel mehr. Wieder ist ihm ein herausragendes Gesellschaftsportrait gelungen.
Profile Image for Klaus Mo.
26 reviews
September 20, 2025
Ein neuer Boyle, der wieder einmal zeigt, wie perfekt der Autor es beherrscht, Figuren zu erschaffen und eine Stimmung zu erzeugen, die den Leser in einen Sog hineinzieht. Wie in einem Horrorfilm, wo man dem Darsteller zurufen will, er solle nicht in die dunkle Gasse gehen, lebt die Spannung davon, dass er genau das tut. Auch hier lebt der Antrieb der Geschichte davon, dass alle Hauptfiguren immer wieder erschreckend naiv und mit „Handlung wider besseren Wissens“ genau das Falsche tun. Boyle wechselt die Perspektive, mal nimmt man als Leser Terrys, Bethanys oder Jesses Sichtweise ein. Die Handlung ist eingebettet in den bekannten Kleinstadtmief, diesmal Nevada, in der Nähe des Hoover-Staudamms am Rande der Wüste. Die Einwohner gehen nach der Arbeit oder dem Spaziergang erstmal in eine Bar und kippen ein paar Margaritas, um runterzukommen und dann in einer anderen Bar einen Burger zu verzehren. Man fährt mit dem Auto oder Motorrad durch die Gegend und versucht, der Langeweile zu entfliehen. Nevada ist nicht „Trump-State“, sondern ein „purple state“, durschnittliche, amerikanische Wählerschaft. Dennoch zieht einen der Sog in diese unangenehme Atmosphäre, ohne dass Boyle das thematisch in den Vordergrund rückt. In „Blue Skies“ wird auch nebenbei der Zustand der Umwelt beschrieben, ohne das eigentliche Thema des Buches zu sein.
Die Handlungen der Personen sind gewissermaßen vorhersehbar und auch nicht, Erwartung und überraschende Szenen wechseln sich ab.
Total spannend, aber keine Wohlfühllektüre, wer Boyle kennt weiß das. Leseempfehlung? 100%.
20 reviews3 followers
November 17, 2025
Das Buch ist ein Beispiel dafür, dass Menners nicht über SA schreiben sollten.

Mann 1 liebt Frau eigentlich gar nicht, ihm ist nur langweilig. Frau liebt Mann1 gar nicht, findet bloß den neugewonnen Luxus und die Fernbeziehung nett. Frau liebt aber auch Mann2 gar nicht, sie besäuft sich nur gerne mit ihm und war halt lange Zeit mit ihm zusammen. Mann 1 und Mann 2 begegnen sich und duellieren gegen einander (Fußgänger vs Motorrad/Auto vs Motorrad). Beide sind zeitweise behindert, aber egal, weil Hauptsache männlich. Frau pflegt zuerst Mann1 und dann Mann2, obwohl dieser sie zwischendurch vergewaltigt hat, wofür sie Mann1 auch noch gaslighted: "Wenn du deine Loyalität mir gegenüber beweisen willst, geh zur Polizei und zeig Mann2 an" - WTF
Das Ende ist auch ziemlich unbefriedigend, da es bei Frau keine Lernkurve gibt.
131 reviews5 followers
November 8, 2025
Toxische Wüste

„No Way Home“, der neue Roman von T. C. Boyle, erschienen 2025 bei Carl Hanser, hat mich leider trotz vieler Gedanken, die ich mir gemacht habe, nicht wirklich abholen können und erzeugt für mich keine Tiefe. Auch wenn, das bleibt unbenommen, Boyle natürlich seiner grundsätzlichen schriftstellerischen Qualität, die sich insbesondere in den dialogischen Passagen zeigt, treu bleibt.

Der Plot ist schnell umrissen: Terry, work-a-holic-Arzt aus Los Angeles, muss nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter, zu der er kaum Kontakt hatte, ihr Haus und das Erbe in Boulder City inmitten der Wüste Nevadas abwickeln. Ein Ort, an dem nichts los ist – aber in dem Terry auf Bethany trifft, die sich gerade frisch von Jesse getrennt hat, einem Typen, dem man nicht unbedingt im Dunkeln begegnen möchte. Bethany ist eine wandelnde Red Flag – Terry verfällt ihr dennoch und auch sie ist hooked – auch wenn Terry nicht wirklich der Typ Mann ist, den sie sucht. Ehe Terry sich versieht, okkupiert Bethany das Haus seiner Mutter und nistet sich immer tiefer in seinem Leben ein – mit fatalen Folgen...

Die Story war für mich leider durchweg absolut vorhersehbar, ich wurde nicht ein einziges Mal überrascht, die Figuren wirken stereotyp, weil Boyle uns nicht hineinschauen lässt in das „warum“, warum sind sie so geworden, wie sie eben sind? Die Ballung der psychotischen Züge war mir dann doch etwas sehr viel auf einem Platz, auch wenn Unglück oft Unglück anzieht. Schreiben kann Boyle wie gesagt, das las sich alles flüssig, wenn auch teilweise schon etwas geschwätzig. Die Dialoge sind, wie immer bei Boyle, ein Genuss, er schaut den Menschen sehr genau auf den Mund und kann hier absolut realistisch und unterhaltsam schreiben. Doch der Plot? Wir lesen das Musterbeispiel einer mehrfach toxischen Beziehung mit viel Narzismus und Verdrängungsanteilen, durchaus gut herausgearbeitet. Interessant ist dabei, wie alle Charaktere innerhalb ihrer Begrenzungen um ein gutes Leben kämpfen, die gewählten Strategien sind dabei nur per se nie erfolgsversprechend. Gerade Bethany ist da wirklich eine tragische Figur in ihrer Beharrlichkeit, mit der sie darauf hofft, dass das Leben noch ein besseres Stück vom Kuchen für sie parat hält als das, was sie in ihren Händen hält.

Warum heißt das Buch „No Way Home“ statt „Toxic as Hell“? Ich habe das Gefühl, genau das ist der Kern, das Strugglen um ein Zuhause, bei etwas Ankommen, was Sicherheit und ein gutes Gefühl verspricht – und was die Personen alle nie erreichen können, trotz der immer krasseren Mittel, die gewählt werden, weil sie nie an den Kern rangehen, den, den Boyle uns auch verweigert: Wie bin ich zu dem geworden, der ich bin? Was muss ich innerlich bewältigen und auflösen, damit ich zu dem werden kann, der ich gerne wäre? Dabei ist interessant, dass die Menschen qua Milieu eigentlich alle grundsätzlich Zugang hätten zu Veränderungen, selbst Bethany ist mit ihrer Arbeit im Krankenhaus im Hierarchieranking der Gesellschaft zwar am weitesten unten, aber eben nicht komplett ungebildet oder schon abgestürzt. Sehr eindrücklich und bedrückend der hohe Konsum weicher bis harter Drogen, der sich durch den Roman zieht – ich sehe da ja auch ein großes gesellschaftliches Problem, auch hier in Deutschland. Aber die Figuren des Romans setzen sich einfach aus, schwimmen im Matsch der Perspektivlosigkeit, sind nicht bereit, sich oder etwas zu verändern: sie kämpfen, aber am falschen Ende, sie verweigern Erkenntnis und scheitern so immer wieder. Es ist eine noch nicht einmal kleinbürgerliche Welt ohne Therapie – nun könnte man mutmaßen, dass Boyle, eigentlich ein politischer Autor uns damit America in a Nutshell demonstrieren möchte, jedoch das Buch fühlt sich für mich gar nicht so an und das wäre auch sehr oberflächlich. Vielleicht wollte Boyle auch einfach nur genau diese Geschichte schreiben – und da spräche nichts dagegen, wenn sie neu wäre und einzigartig. Aber mich hat die Stagnation im Festhalten der Charaktere leider nicht berührt, und mir fehlt Tiefendimension.

Formal arbeitet Boyle mit eigentlich spannenden Perspektivwechseln – aber sogar die bieten kaum neuen Erkenntnisgewinn. Was bleibt ist ein Psychogramm narzisstischer Menschen in toxischen Beziehungen – mit all der Widerlichkeit und Larmoyanz, die damit einhergeht. Das funktioniert – und ist vorhersehbar, zumindest für mich. T. C. Boyle war schon deutlich stärker unterwegs.

Ein großes Dankeschön an whatchareadin.de und den Carl Hanser Verlag für das Rezensionsexemplar!
Profile Image for Gorana.
69 reviews8 followers
December 12, 2025
Ich muss dazu sagen, ich hätte das Buch vermutlich nie gelesen, wäre ich nicht in einem neuen Lesekreis in dem eben dieses Buch gelesen wurde. Es war einfach nur furchtbar und aus einer echt furchtbaren männlichen Sicht. 2 Sterne weil ich das Setting irgendwie mochte und der Anfang vielversprechend war. Kann ich absolut nicht empfehlen.
5 reviews
November 11, 2025
Fantastisch - bitte T.C. noch weiterleben und noch ein Buch schreiben. Ich habe noch nicht genug🤗
15 reviews
October 9, 2025
Oh dear, what a terrible story. T.C. Boyle's worst book, and I've read them all. Maybe he's out of ideas. Stereotypical characters, inconsequential, and an unbelievable stumble from disaster to disaster.
175 reviews3 followers
September 20, 2025
•Buchrezi• 😯

Zum Inhalt:
Terrence, genannt Terry, ist ein schlafloser Assistenzarzt in Los Angeles. Sein morbides Hobby besteht darin, jede*n, der ihm begegnet, gedanklich zu diagnostizieren. Während eines Nachtdienstes erreicht ihn ein Anruf: Seine Mutter ist gestorben.
Kurz darauf macht er sich auf den Weg nach Boulder City, eine Kleinstadt in Nevada. Dort begegnet er Bethany. Sie ist jung, schön, faszinierend. Schon bald entspinnt sich eine leidenschaftliche Affäre.

Bethany freut sich, einen scheinbar soliden Mann kennenzulernen. Terry ist Arzt, besitzt ein leerstehendes Haus und scheint genau das zu verkörpern, wonach sie sucht. Praktischerweise könnte sie sich dort niederlassen, den Hund versorgen und auch Terry.

Doch dann tritt Jesse, Bethanys Ex-Freund, wieder in ihr Leben. Damit wird auch Terry unweigerlich in ein gefährliches Dreiecksgeflecht hineingezogen. Jesse ist alles andere als begeistert von der neuen Liaison seiner ehemaligen Partnerin …

Die drei treffen aufeinander, und zwischen Leidenschaft, Eifersucht und verletztem Stolz entwickelt sich eine Dynamik, die ins Unheil führt.

Mein Fazit:
„No Way Home“ war mein erstes Buch von T. C. Boyle und sicher nicht mein letztes! Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Terry, der überlastete Arzt, verliebt sich Hals über Kopf in die verführerische Bethany und ignoriert alle Warnsignale.

Jesse ist eine wandelnde Red Flag, die Bethany obsessiv verfolgt und nicht loslassen kann.

Und Bethany… sie sehnt sich nach Stabilität, wirkt naiv (wie alle Figuren in diesem Roman), liebt aber dennoch ihre Freiheit und zieht magisch die falschen Männer an.

So entsteht eine toxische Dreiecksbeziehung. Doch auf den zweiten Blick erzählt der Roman viel mehr: von Hilflosigkeit, vom Zerfall des amerikanischen Traums und von Menschen, die nach Heimat suchen, sie aber nicht finden.
Boyles Erzählung ist rasant, verstörend und zugleich gesellschaftskritisch. Ein Spiegel unserer Zeit. Ich habe das Buch in drei Tagen verschlungen. Beklemmend, großartig. Volle 🇺🇸🇺🇸🇺🇸🇺🇸🇺🇸!
Profile Image for Martina Meyen.
144 reviews1 follower
November 1, 2025
Ehrlich, intensiv und menschlich

Mein erstes Buch von T.C. Boyle ! Der Autor lässt mich tief in die Abgründe menschlicher Beziehungen blicken. Schauplatz ist die karge Wüstenlandschaft Nevadas. Dort lebte Terrys Mutter bis zu ihrem plötzlichen Tod. Aber statt das Erbe zu regeln, begegnet Terry, der als Assistenzarzt in Los Angeles lebt, in einer Bar Bethany und das wird ihm zum Verhängnis. Denn die zwielichtige Bethany schleicht sich in sein Leben und „besetzt“ sein Haus. Dritter im Bunde ist ihr eifersüchtiger Ex-Freund Jesse, der ständig auftaucht und für Ärger sorgt.

Die Darstellung dieser Charaktere ist Boyle perfekt gelungen. Zunächst erzählt er aus der Sicht von Terry, doch dann lässt er auch Bethany und Jesse zu Wort kommen. Dadurch erhalte ich Einblicke in alle Seelen, was allerdings nicht immer zum Verständnis für die Handlungen beiträgt.

Der Schreibstil ist prägnant, klar und ohne Umschweife, fast schon brutal ehrlich. Die Dialoge wirken authentisch und intensiv. Boyle ist ein guter Beobachter. Seine Figuren sind keine Helden, sondern zeichnen sich eher durch ihre Schwächen aus. Die Dynamik zwischen den 3 Hauptpersonen verändert sich stetig und dazu passt auch das Ende. Denn auch im wahren Leben gibt es keine perfekten Lösungen und oft auch kein Happy End. „No way home“ ist beileibe kein Wohlfühlbuch, aber eins, das zum Nachdenken anregt und sehr intensiv ist.
Profile Image for Sarah.
147 reviews12 followers
September 10, 2025
3,5 Sterne

"Der Schlaf aber kam nur zu den Unbesorgten - und den Betrunkenen -, doch er war weder das eine noch das andere, und daher war seine Nacht so erfüllt von Wut und Reue, dass er nur ein, zwei Stunden schlief."
Profile Image for Janni Zoorella.
27 reviews
October 7, 2025
Dieser Roman von T. C. Boyle ist ganz anders als seine bisherigen Werke, die ich kenne. Rollenbilder, gesellschaftliche Abgründe und das tägliche Leben spielen eine große Rolle. Die depressive Stimmung hat mich immer wieder zu Unterbrechungen gezwungen. Leider fehlt mir jeglicher Interpretationsansatz, der meine Gedanken zu dem Buch sortieren könnte. Schlussendlich ist dies trotzdem ein recht spannendes und unterhaltendes Buch, das man lesen kann.
Profile Image for Eva.
39 reviews
October 13, 2025
Terrence, auch Terry genannt, ist ein erfolgreicher Assistenzarzt in LA, bis plötzlich seine Mutter verstirbt. Sie lebt in Nevada und als Terry sich dorthin begibt, um ihren Nachlass zu regeln, trifft er die umwerfende Bethany. Sie ist schön und klug, sodass sich Terry sofort in sie verliebt. Leider hat Bethany jedoch einen Ex-Freund, namens Jessy, der weniger angenehm ist und schon bald die Beziehung der beiden Frischverliebten stört.
Eindrücklich zeigt T.C. Boyle in seinem neuen Roman, wie schwierig die Flucht aus einer toxischen Beziehung ist und wie sehr alle Beteiligten darunter leiden. Dazu erzählt der Autor die Geschichte nicht nur aus Terrys Perspektive, wie es zunächst den Anschein hat, sondern wechselt später auch zu Bethany und Jesse, um die Probleme alle zeigen zu können. So kann man am Ende sogar ein bisschen Mitleid mit dem groben Jesse empfinden, der einem vorher die ganze Zeit unsympathisch ist.
Profile Image for Conni Marell.
16 reviews
October 22, 2025
Ein solider T.C. Boyle. Eine Dreiecksgeschichte in der Wüste Nevadas, erzählt aus der Perspektive aller drei Protagonisten mit entsprechenden Spannungsmomenten. Für Boyle ungewöhnlich unpolitisch.
9 reviews
October 5, 2025
Wäre ich nicht im Urlaub gewesen, hätte ich bei diesem Buch ziemlich sicher aufgegeben. T.C. Boyle erzeugt zwar irgendwie eine interessante Grundspannung, die allerdings nur dazu führt, dass man dann knapp 500 Seiten danach giert, dass endlich was Krasses aufgedeckt wird oder passiert. Meiner Meinung nach haben ausnahmslos alle Protagonist*innen große Probleme, die aber auch nicht weiter ausgeführt werden, sodass man diese Abgründe und diese Verhaltensweisen verstehen könnte. Außerdem haben wirklich alle ein riesiges Alkoholproblem, fast keine Seite kommt ohne zahlreiche Drinks aus. Ehrlich, das war leider nix, kann man sich total sparen.
This entire review has been hidden because of spoilers.
22 reviews
October 5, 2025
Anatomie einer Amou Fou!

T.C. Boyles „No Way Home“ ist kein Roman, der Antworten parat hält. Er stellt komplexe Fragen wie: Wie definiert man und was bedeutet „Zuhause“? Wie sehr haben Einsamkeit, Trauer und Verlust Einfluss auf unser Handeln? Wie verstrickt man sich in Leidenschaft, Liebe, Obsession und Macht? Und letztlich: Kann man wirklich entkommen – von seinen Fehlern, von sich selbst, von gesellschaftlichen Strukturen?

Der Plot: Terry, ein vernünftiger und bodenständiger Assistenzarzt arbeitet in schwierigen Bedingungen in einem Krankenhaus in Los Angeles. Er trägt Verpflichtungen gegenüber seinen Patienten sowie Schulden für seine Ausbildung. Als seine Mutter verstirbt, fährt er nach Boulder City (Nevada), wo er sich mit der Erbschaft und familiären Dingen konfrontiert sieht. Während seines Aufenthaltes lernt er Bethany, eine attraktive, jedoch instabile Figur in einem Café kennen, die sodann in seiner Abwesenheit das Haus seiner Mutter okkupiert und behauptet gegenüber Nachbarn, sie sei seine Verlobte.

Terry hat plötzlich eine unerwünschte Bewohnerin und wird von dieser in die Auseinandersetzungen mit ihrem gewalttätigen und impulsiven Ex-Freund Jesse hineingezogen. Aus einem unverbindlichen One-Night-Stand entfaltet sich eine bizarre Dreiecksgeschichte – voller Machtkämpfe, Eifersucht, Manipulation und offener Gewalt. Insbesondere die beiden Männer beginnen sich -im wahrsten Sinne bis auf die Knochen- zu bekämpfen. Der Leser fragt sich die ganze Zeit: Was ist an Bethany so anziehend, dass man ihr als Mann so verfallen kann? Hinter der hübschen Fassade scheint wenig Substanz zu stecken. Ihr Verhalten ist überwiegend oberflächlich, manipulativ, geprägt von Bauernschläue und basiert auf intellektuelle Differenzen gegenüber Terry. Insbesondere Terrys Verhalten macht fassungslos und betroffen – als Leser möchten man ihn permanent aus seiner selbstverschuldeten Verblendung und Selbsttäuschung reißen.

Der Plot entwickelt sich eher langsam. Boyle legt den Fokus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und psychologische Aspekte. Der Verlauf der Geschichte ist geprägt von Konflikten und Eskalationsmomenten (aufgrund von Gewalt und Vergewaltigung). Das Setting wird geprägt von der Wüste Nevadas (Umweltthemen), aber auch dem amerikanischem Gesundheitssystem und den sozialen Ungerechtigkeiten.
Ferner taucht -wie so oft bei Boyle- (gesellschafts-)politische Kritik auf …“doch das Gequatsche machte ihn nur wütend: Hass, Dummheit und breitbeiniger Nationalismus, alles schön verquirlt“, Seite 100).

Der erzählerische Aufbau basiert auf einem Perspektivwechsel zwischen den drei Figuren – Terry, Bethany und Jesse. Die Erzählsituation in der dritten Person schafft eine beobachtende Haltung und erzeugt einen Abstand zu den handelnden Figuren. Die von Boyle verwendete Sprache ist klar, zugänglich und oft durchzogen von Ironie und subtilem Sarkasmus.

Boyle führt den Leser in eine verstörende Welt, die eindrucksvoll aufzeigt, welche tiefgreifenden Auswirkungen unser Verhalten auf individuelle Lebenswege haben kann. Er konfrontiert uns mit Figuren, deren Schicksale auf teils drastische Weise miteinander verwoben sind – oft als direkte Folge menschlichen Handelns, sei es aus Ignoranz, Egoismus oder Angst.

Fazit: Boyle zeigt auf, wie Obsession, Selbsttäuschung und Angst konkrete menschliche Tragödien verursachen können. Seine Figuren handeln aus Unsicherheit, Angst vor Kontrollverlust oder dem verzweifelten Versuch, der Einsamkeit und Isolation zu entkommen.
Genau darin liegt die Stärke des Romans: Er macht deutlich, wie schnell persönliche Schwächen zu gesellschaftlicher Ausgrenzung, Gewalt oder zerstörerischen Dynamiken führen können.
Ein überzeugendes und aufrüttelndes Werk. Fünf Punkte und eine klare Leseempfehlung!

Profile Image for Kerstin.
94 reviews2 followers
October 9, 2025
No Way Home / T. C. Boyle

Dr. Terrence Tully, Assistenzarzt im dritten Jahr in LA erhält die Nachricht, dass seine Mutter verstorben ist. Nach dem Tod des Vaters war sie von Woodland Hills nach Boulder City gezogen und hatte dort mit dem Hund Daisy in einem kleinen Haus gelebt.
 
„Seine Ausbildung … hatte ihn gelehrt, emotionale Reaktionen auszuschalten und sich dem vorliegenden Problem zu widmen, ...“ (S.13)
 
Dementsprechend macht Terry sich traurig, aber auch gefasst auf den Weg, um die Beisetzung zu organisieren sowie den Nachlass zu regeln. Er möchte nicht nach Boulder City ziehen, seine Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen und auch so zieht ihn nichts in die Nähe des Hoover Damms in die Wüste von Nevada.
 
Kurz nach seiner Ankunft in Boulder City lernt er in einem Café eher zufällig Bethany kennen. Es bleibt nicht bei dieser einen Begegnung, denn sie laufen sich ein weiteres Mal über den Weg. Bethany ist jung und sehr attraktiv, nach einem gemeinsamen Getränk folgt eine gemeinsame Nacht. Nach der Trennung von ihrem Freund wohnungslos erscheint es Beth völlig logisch, dass sie in Terrys Haus zieht, um sich um den Hund zu kümmern und ihn bei der Nachlassverwaltung unterstützt. Hartnäckig verfolgt sie diese Idee und Terry hat ihrem betörenden Wesen und der Raffinesse nur wenig entgegenzusetzen.
 
„Alles, was sie sagte, …, zog ihn tiefer hinein.“ (S.52)
 
Aber da ist auch noch Jesse, der Ex-Freund, der nicht mit der Trennung einverstanden ist, Bethany als seinen Besitz und Terry als üblen, aus dem Weg zu schaffenden Konkurrenten, betrachtet.
So eine Konstellation ist niemals gut – und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
 
„Demnach hatte sie ihre Wahl getroffen. In aller Öffentlichkeit. Die Sache konnte nicht klarer sein.“ (S.221)
 
Wirklich?
 
Ja, die Geschichte „Junge trifft Mädchen trifft Junge“ ist nicht neu, aber wenn T. C. Boyle die Charaktere erschafft, bekommt so eine Geschichte eine ganz eigene Dynamik.
Terrence, Bethany und Jesse erzählen jeweils aus ihrer Perspektive und dadurch ergeben sich Ansichten, die zugleich erklären, irritieren und mitunter auch wütend machen.
 
Ist Terry das wehrlose Opfer, Beth die raffinierte Verführerin und Jesse der eiskalte Ex?
Hat Bethany unfreiwillig eine Fahrkarte für die zweigleisige Eisenbahn, ist Jesse ein literarischer Feingeist und klammheimlich der Übeltäter?
Oder ist doch Jesse der skrupellose, von seiner Ex besessene Mann, der zu allem bereit ist, Terry der Teufel und nicht Halbgott in Weiß und Bethany ausschließlich auf ihren Vorteil bedacht?
 
Es gibt nahezu keine Grenzen für die Drei, getrieben, fast gehetzt vom Willen die eigenen Ziele zu erreichen und angereichert mit jeder Menge Alkohol und anderen Substanzen nimmt die Geschichte ihren Lauf …
 
„Und dann stürzte der Nachmittag krachend in den Abend.“ (S.56)
 
Brütende Hitze, ein Leichen und Autowracks freigebender Stausee, ein Hund, der mir ans Herz gewachsen ist, liebenswerte Nebenfiguren, aber auch Charaktere, die mitunter unerträglich sind - T. C. Boyle erzählt auf seine einzigartige, detailreiche und sehr lesenswerte Art eine Geschichte aus dem Leben - nicht aus meinem Leben, aber sicher aus einem Leben, dass es irgendwie irgendwo gibt - und ich habe diese sehr gerne gelesen.

Wow!
Bin ich begeistert? Und wie!
Ist es ein Pageturner? Jawoll!
Habe ich manchmal nicht gewusst, ob ich lachen, weinen oder wütend sein soll? So sieht es aus!

Brillant erzählt T. C. Boyle eine Geschichte, die sich stets zwischen maximalem Glück und allertiefstem Abgrund bewegt. Großartig! 
Ganz große Leseempfehlung!
Profile Image for auserlesenes.
364 reviews16 followers
December 7, 2025
Terrence Tully, genannt Terry, ist Assistenzarzt im dritten Jahr an einer Klinik in Los Angeles, als er einen unerwarteten Anruf erhält: Seine Mutter ist plötzlich gestorben. Der 31-Jährige macht sich auf den Weg nach Boulder City (Nevada), wo die Verstorbene zuletzt gelebt hat, damit er sich um ihre Angelegenheiten kümmern kann. Dort läuft ihm Bethany Begany (24) über den Weg. Sie hat sich von ihrem Ex-Verlobten Jesse Seeger, einem Lehrer, getrennt und sucht nun eine neue Bleibe. Die junge, attraktive Frau, die am Empfang eines Krankenhauses arbeitet und nur wenig Gehalt bekommt, ist anhänglich und möchte Terry nicht mehr vom Haken lassen. Sie quartiert sich kurzerhand selbst im früheren Haus seiner Mutter ein. Doch Jesse ist nicht bereit, den Verlust kampflos hinzunehmen…

„No Way Home“ ist ein Roman von T. Coraghessan Boyle, der zuerst 2025 in Deutschland erschienen ist und 2026 auch in englischer Ausgabe veröffentlicht wird.

Erzählt wird die Geschichte in sieben Teilen, die aus mehreren Kapiteln bestehen. Dabei wechselt die Perspektive mehrfach, sodass wir die Sichtweisen aller drei Hauptcharaktere erfahren.

Vor allem auf der sprachlichen Ebene hat mich der Roman überzeugt. Er ist atmosphärisch und leichtfüßig. Der Text glänzt zudem mit sehr authentischen Dialogen und bildstarken, teils ungewöhnlichen Beschreibungen. Dadurch entsteht ein ganz eigener Sound, der auch in der deutschen Übersetzung von Dirk van Gunsteren erhalten bleibt.

Wie der Titel, der 1:1 der amerikanischen Ausgabe entspricht, erahnen lässt, ist das Thema eines fehlendes Zuhauses der rote Faden des Romans. Ob es wortwörtlich die Obdachlosigkeit wie bei Bethany, der Verlust eines Heimatgefühls wie bei Terry oder im metaphorischen Sinne die Verlorenheit wie bei Jesse ist: Sowohl bei den drei Hauptfiguren als auch bei einigen Nebencharakteren zieht sich dieser Aspekt durch die Geschichte. Dazu passt, dass sich der Großteil der Handlung in der Wüste abspielt, einem interessanten und durchaus speziellen Lebensraum.

Darüber hinaus schneidet der Roman zwar etliche andere Themen an. So werden unter anderem der Klimawandel und die Sorgen der einfachen Bevölkerung angerissen. Auch Gewalt, toxische Männlichkeit und bedenklicher Alkoholkonsum sind wiederkehrende Motive. Doch größtenteils bleibt der Roman an der Oberfläche und lässt inhaltliche Tiefe vermissen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Figuren - mit Ausnahme von Terry - insgesamt schablonenhaft und, wie das Covermotiv, blass erscheinen. Ihre Verhaltensweisen und Gefühle sind für mich nur teilweise nachvollziehbar.

Trotz dieser Schwächen ist der Roman, der immerhin rund 380 Seiten umfasst, nicht langatmig. Ich habe mich von der Geschichte gut unterhalten gefühlt.

Mein Fazit:
Mit „No Way Home“ hat mich T. C. Boyle zwar nur in sprachlicher Hinsicht komplett begeistern können. Sein neuer Roman ist aber eine kurzweilige Lektüre.
Profile Image for Christiane Fischer.
511 reviews6 followers
December 3, 2025
NO WAY HOME
T.C. Boyle
ET: 16.9.25

Terry, ein junger Assistenzarzt in LA, wird völlig unerwartet aus seinem Alltag gerissen, als ihn die Nachricht vom Tod seiner Mutter erreicht. Er fährt nach Boulder City, einem kleinen Wüstenort in Nevada, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbracht hat. Eigentlich möchte er nur ihren Nachlass regeln, doch schon bald merkt er, dass dieser Ort mehr für ihn bereithält, als er dachte.

Im örtlichen Pub lernt er Bethany kennen. Sie ist jung, auffallend hübsch, impulsiv – und bereit, ihn direkt nach Hause zu begleiten. Zwischen ihnen entspinnt sich eine kurze, aber intensive Verbindung. Terry erfährt, dass sie gerade von ihrem Ex-Freund Jesse aus der gemeinsamen Wohnung geworfen wurde und keine Bleibe hat. Da Terry selbst nicht weiß, wohin mit Daisy, dem Hund seiner Mutter, bietet er Bethany an, im Haus zu wohnen und sich dafür um Hund und Haushalt zu kümmern. Für ihn klingt das nach einer pragmatischen Lösung – für sie nach einer Chance.

Doch schon bald zeigt sich, dass Bethanys Vorstellung von Verantwortung eine ganz andere ist. Statt das Haus in Schuss zu halten, lässt sie dort Partys eskalieren, bei denen wild getrunken wird. Sie vermietet kurzerhand ein Zimmer an eine Freundin, und ihr Ex-Freund taucht immer wieder auf. Als Terry sie überraschend besucht, findet er überall Müll, leere Flaschen – und Jesse. Er reagiert impulsiv und setzt Bethany vor die Tür. Doch ihre Anziehungskraft auf ihn ist größer, als er sich eingestehen möchte. Nur wenige Nachrichten später landen sie wieder miteinander im Bett. Als am nächsten Tag die Reifen seines Autos zerstochen werden, vermutet er zwar Ärger, aber nicht, wie weit dieser noch reichen wird.

Boyle entwirft ein psychologisch intensives Dreiecksgefüge: zwei Männer, die an derselben Frau hängen – aus völlig unterschiedlichen Gründen – und eine Frau, die ihre Wirkung auf andere kennt und gezielt einsetzt. Er zeigt, wie leicht Menschen in Abhängigkeiten geraten, wie schnell Grenzen verschwimmen und wie schwer es ist, sich aus toxischen Dynamiken zu lösen. Besonders stark ist, wie er die unterschiedlichen Perspektiven der Figuren chronologisch abwechseln lässt. Dadurch entstehen nicht nur Tempo und Spannung, sondern auch ein tiefes Verständnis dafür, wie verschieden die Beteiligten dieselbe Situation wahrnehmen.

Die erste Hälfte des Romans fand ich besonders fesselnd: atmosphärisch dicht, glaubwürdig, nah an den Figuren. In der zweiten Hälfte gab es für mich ein paar kleine Längen, doch die Grundspannung blieb bestehen. Bis zum Schluss blieb für mich offen, wohin Boyle diese Geschichte führen würde – und es wirkt, als habe er genau diese Ungewissheit bewusst gewählt.

Fazit:
Ein packender, vielschichtiger Roman, nicht Boyles stärkstes Werk, aber definitiv lesenswert und voller psychologischer Tiefe.
4/5
Profile Image for Buchdoktor.
2,363 reviews188 followers
September 17, 2025
Als Terrence/Terry Tully vom plötzlichen Tod seiner Mutter informiert wird, muss er aus Los Angeles nach Boulder City/Nevada fahren, weil seine Mutter nach dem Tod ihres Mannes dort hingezogen war. Terry hatte als Assistenzarzt kurz vor dem Examen bisher in jeder wachen Minute als Arzt funktioniert und fremdelt mit seinen überraschenden Pflichten als Hunde- und Hausbesitzer in einer Stadt, die nicht sein Heimatort ist. Noch ehe er zum Nachdenken kommt, ob er sein geerbtes Haus selbst nutzen oder aus dem Erlös seine horrenden Schulden aus dem Studium abzahlen möchte, taucht Bethany in seinem Leben und seinem Bett auf, die behauptet, durch die Trennung von ihrem Partner wohnungslos zu sein. Das Terry in LA keine Haustiere halten darf, scheint das besonders für Hündin Daisy eine sinnvolle Übergangslösung zu sein. Bethany übernimmt augenblicklich die Herrschaft im Haushalt und den gesellschaftlichen Status, den sie sich von Terry verspricht, vermietet ein Zimmer des Hauses auf eigene Rechnung und erwartet, dass Terry weiter alle Rechnungen zahlt. Für jemand mit ihrem Einkommen als Kellnerin ist Bethanys Lebensstil eindeutig zu aufwendig, das kann Terry nicht übersehen. Als ihr Ex Jesse ihr offenbar auf dem Fuß in ihr neues Leben folgt, eskalieren die Dinge. Spätestens an dieser Stelle sollte den Roman zuklappen, wer mit Tieren mitleidet.

Als die Erzählperspektive von Terry zu Jesse wechselt, müssen Boyles Leser:innen realisieren, dass die Ereignisse unterschiedlich interpretierbar sind und dass die drei Figuren offenbar zwischen Narzissmus, psychiatrischer Diagnose und Co-Abhängigkeit changieren. Terry wirkt allein deshalb verhaltensauffällig, weil er Menschen mit ihrer jeweiligen Vorstufe von Hautkrebs einordnet, Bethany hat Probleme das Wort Nein zu verstehen und Jesse scheint sich in der Opferrolle zu wohl zu fühlen. Alle Figuren verdienen so wenig, dass Krankheit oder Unfall für sie den persönlichen Bankrott bedeuten würden; Bethany und eine Patientin Terrys repräsentieren das Problem von Obdachlosigkeit.

Jesse mit seinem Romanprojekt über die Entstehung des Hoover-Damms bringt einen ernsthaften Handlungsfaden ein, der den verschwenderischen Umgang mit Wasser in dieser Region an den Pranger stellt.

Fazit
„No Way Home“ kombiniert eine grotesk zerstörerische Dreierbeziehung mit einer Kultur, in der Krankheit und Arbeitslosigkeit zum privaten Risiko erklärt wurden. Die Ereignisse in der toxischen Dreierbeziehung verschlagen einem allein schon durch den Kontrast zwischen stilistischer Eleganz und Brutalität der Handlung die Sprache. Wer Tierleid schwer erträgt, sollte auf die Lektüre verzichten.
Profile Image for Monika Caparelli-Hippert.
277 reviews3 followers
October 30, 2025
Abgebrochen.
Ich sag es gleich: war nicht meins.
Ich schätze T.C. Boyle, aber bei ihm ist es für mich so: entweder der große Wurf, oder völlig an meinem persönlichen Geschmack vorbei, und hier leider letzteres.

Bevor ich des Roman „zerreiße“ (was ich natürlich nicht tue!), werde ich aber auf jeden Fall noch ein paar positive Sachen schreiben, denn eines kann Boyle, und zwar handwerklich brillant schreiben, ein authentisches Setting aufbauen, und glaubwürdige Charaktere entwickeln. Da gibt’s ja nix dran zu rütteln. Er ist zurecht ein Bestseller-Autor, der seinen Job beherrscht. Daher gebe ich auch insgesamt 3 Sterne.

Für mich waren aber die Protagonisten in diesem Roman furchtbar, und super toxisch. Und zwar soweit, dass es mich echt extrem genervt hat und ich so zur zweiten Hälfte hin keine Lust und kein Interesse mehr hatte, dem ganzen weiter zu lauschen. Ich hab genug Negativität in meinem realem Leben, das brauche ich in meiner Freizeit nicht auch noch episch zu sezieren. Also, es liegt hier rein an meiner subjektiven Stimmung, dieses Buch war gerade nichts für mich.

Kurz noch mal zur Erklärung und zum Inhalt; wir sind hier beim jungen Assistenzarzt Terry, wohnhaft in LA, dessen Mutter in Nevada gerade gestorben ist. Trauriger Anlass, Terry muss nach Nevada, erbt dort Haus, Auto etc., und lernt beim ersten Kurztrip dort Bethany kennen. Für ihn ein One-Night-Stand, für die die Gelegenheit, sich widerrechtlich dort im Haus einzuquartieren, die neue Verlobte zu mimen, und ein neues Leben aufzunehmen. Als Terry ein paar Wochen später mitkriegt, dass Bethany es sich häuslich bei ihm eingerichtet hat, reagiert er erst wütend und schockiert, aber hey, Bethany hat weibliche Überredungskünste, und „darf bleiben“. Und wenn Terry in LA ist, zieht zusätzlich noch eine Freundin Bethanies ein.....und irgendwann taucht dann noch Jessie auf, der Ex, dessen Rolle für mich irgendwie undurchsichtig blieb, aber der mit Bethany noch nicht richtig fertig ist, und Terry zusätzlich das Leben schwer macht.

Also: einerseits beschreibt Boyle diese dubiosen Verhältnisse richtig gut, andererseits war das für mich extrem schwer, da entspannt und gespannt zuzuhören, weil ich die Leute alle extrem toxisch und unerträglich fand.
Ich mach es kurz, es war mir zu negativ, ich hab zu keinem der Cast ein Verhältnis aufbauen können, und dann hat es mich ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr interessiert. Punkt.

Schade, der Sprecher hat gut gelesen, mit angenehmer Stimme, den kann man sich merken, aber nein – war nicht meins.

Trotzdem vielen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für den Hörbuch-Download / das Rezensionsexemplar!
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November 11, 2025
Wenn Liebe zum Desaster wird

T.C. Boyle hat wieder einmal bewiesen, dass er der Meister darin ist, menschliche Abgründe schonungslos offenzulegen. No Way Home ist kein Roman, den man „mal eben“ liest – es ist eine intensive, manchmal beklemmende Erfahrung. Boyle beschreibt Liebe nicht als romantische, sondern als zerstörerische, chaotische Kraft, die seine Figuren in einen Strudel aus Begierde, Abhängigkeit und Selbsttäuschung zieht.

Im Mittelpunkt steht Terry, ein Arzt aus Los Angeles, der nach dem Tod seiner Mutter in ihr Haus in der Wüste Nevadas zieht. Eigentlich wollte er es verkaufen, doch dann tritt Bethany in sein Leben – wild, unberechenbar, magnetisch. Gegen seinen Willen zieht sie bei ihm ein, und aus Faszination wird schnell Abhängigkeit. Der eifersüchtige Ex-Freund Jesse taucht immer wieder auf und warnt ihn: „Sie ist Gift.“ Doch Terry kann sich nicht lösen.

Beim Lesen wollte ich manchmal gar nicht weitermachen, weil ich immer dachte: Du rennst in dein Unglück. Diese Mischung aus Faszination und Unbehagen ist typisch für Boyles Erzählkunst. Er zieht Leser*innen so tief in die Gefühle seiner Figuren hinein, dass man selbst Teil dieses emotionalen Karussells wird – hin- und hergerissen zwischen Mitleid, Wut und Verzweiflung.

Bethany ist dabei keine klassische Femme fatale, sondern ein komplexer, zutiefst beschädigter Mensch. Man hasst sie zwischendurch, nur um später wieder Verständnis für sie zu entwickeln. Terry und Jesse sind ebenso gefangen – jeder auf seine Weise Opfer der eigenen Sehnsucht. Am Ende sind alle toxisch, unrettbar verstrickt in ein Netz aus Emotionen, das sie selbst gesponnen haben.

Boyles Sprache ist wie immer präzise, rhythmisch und bildstark. Er braucht keine großen Gesten, um Spannung zu erzeugen – das Unheil schwingt in jedem Satz mit. Die Wüste Nevadas wird zur perfekten Bühne: leer, heiß, gnadenlos – ein Ort, an dem Gefühle ebenso verdorren wie auflodern können.

No Way Home ist kein Wohlfühlroman, sondern eine schonungslose Studie über emotionale Abhängigkeit, Selbstzerstörung und die Illusion von Kontrolle. Es ist ein Buch, das weh tut, weil man ahnt, wohin der Weg führt – und trotzdem weiterlesen muss. Boyle zwingt einen, hinzuschauen, auch wenn man lieber die Augen verschließen würde.

Ein intensiver, düsterer Roman über Liebe, die mehr zerstört als verbindet – und über Menschen, die aus ihrem inneren Labyrinth keinen Ausweg finden.
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September 23, 2025
Als bekennende T.C.-Boyle-Leserin war ich begeistert, als ich sah, dass er ein neues Buch veröffentlicht hat. No Way Out klingt nach großem Drama: zwei Männer lieben dieselbe Frau – Bethany – und geraten sich dabei gehörig in die Quere. Das könnte spannend sein; Boyle hat mich schon mit deutlich unspektakuläreren Themen in seinen Bann gezogen.
Diesmal aber nicht. Nach rund 150 Seiten habe ich das Buch entnervt zugeklappt – von Spannung leider keine Spur. Stattdessen zieht sich die Handlung zäh dahin, was wohl auch daran liegt, dass ich das Verhalten der Hauptfigur Terry schlicht nicht nachvollziehen konnte.
Terry, ein angehender Facharzt, steht unter Dauerstress und ist vom überraschenden Tod seiner Mutter zusätzlich belastet. In dieser Situation trifft er im Ort seiner Mutter auf Bethany und ist sofort fasziniert. Doch was er danach alles hinnimmt, ließ mich nur noch kopfschüttelnd weiterlesen: Bethany besetzt kurzerhand das Haus seiner Mutter, nutzt deren Auto, lässt ihn nach einem gemeinsamen Abend einfach stehen und zieht auch noch eine Freundin ein, von der sie Miete kassiert – während Terry immer wieder wütend aufbegehrt, nur um dann doch klein beizugeben.
Auch Bethanys Ex-Freund ist noch immer verrückt nach ihr und warnt Terry sogar vor ihr. Was jedoch den Reiz dieser Frau ausmacht, bleibt für mich vollkommen im Dunkeln. Boyle gelingt es diesmal nicht, mir deutlich zu machen, warum Bethany beide Männer so um den Verstand bringt – zumal Terry sonst ein rationaler, fast unromantischer Typ ist. Mit jeder Seite wuchs mein Unverständnis, bis ich schließlich aufgab. Vielleicht verpasse ich damit die erlösende Erklärung für diese Obsession – aber so richtig glaube ich nicht mehr daran.
138 reviews
December 4, 2025
Gute Idee

Man nehme einen Assistenzarzt, eine Krankenschwester und einen Motorradfahrer- schon hat man die Protagonisten in „No way home“.

Terry ist Assistenzarzt. Eigentlich möchte er das Haus seiner verstorbenen Mutter verkaufen, doch dann nistet sich Krankenschwester Bethany dort ein, die von ihren Ex- Freund Jesse ausgebeutet wurde. Der wiederum warnt Terry vor ihr. Und nicht nur das- es kommt zu Unfällen…
Boyle versteht es, mit Sprache zu spielen. Mediziner Jargon trifft Stammtisch Slang. Fachwörter treffen auf toxische Begrifflichkeiten. Dazu bildhafte Beschreibungen der Charaktere und Szenerie. Mit der Sprache kann Boyle die Atmosphäre vermitteln.

Auch die Grundidee ist klasse. Der Assistenzarzt als Retter in der Not ist eine bildhafte Darstellung des Berufs. Er ist erfahrener und trägt mehr Verantwortung als als eine Krankenschwester, die stets alles mit dem Arzt abklären muss, ihn aber am Ende pflegen soll. Hier ist die berufliche Hackordnung im privaten anwendbar.
Was mich allerdings stört sind die Charaktere und ihre Motive. Weiches Spiel treibt Bethany? Warum kommt es zu den folgenschweren Unfall? Und warum lässt Jesse die zwei nicht in Ruhe? Vieles bleibt unklar, genau wie die Charakterzüge der Protagonisten, denen Ecken und Kanten fehlen. So schön Boyle die Landschaft auch beschrieben hat, hier fehlen Worte.

Insgesamt stimmt die Grundidee und auch die Charaktertypen wirken vielversprechend. Allerdings fehlt es mir an Motiven der Protagonisten und auch an markanten Charakterzügen. Insgesamt gebe ich drei Sterne und hoffe, dass mich das nächste Werk des Autors mehr begeistern kann.
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120 reviews
December 25, 2025
Boyle schreibt wie er immer schreibt: Zwischenmenschliche Themen, Absichten, Ziele, die fast klappen und so schön sein könnten wenn sie klappen. Aber kurz vor dem Ziel biegt jemand falsch ab und die Sache geht schief, verläuft im Nichts, wird durch einen bösen Gegenpart ausgebremst. Und wie auf einem Zickzackweg - oder bei Sisyphus beim Steinrollen - geht das Ganze wieder von vorne los. Als Leser hofft und glaubt man, jetzt könnte die Sache mal gut ausgehen, aber ….
Aber die Jahrzehnte gehen auch an T.C. nicht spurlos vorbei. In den 80ern erzählte er von Hippies mit verwegenen Ideen vom alternativen Leben in Naturkommunen und munterem Grasanbau. Natürlich ist alles am Ende auf irgendeine Weise grandios gescheitert, aber damals war der Autor auf der Höhe des Geschehens, war in der Szene. Später hat er tolle Romane über Personen der amerikanischen Neuzeit wie Kellogg oder Frank Lloyd Wright geschrieben. Umwerfend ironisch und egal, wo die Handlung auch spielte, Boyle blieb seinem Stil treu. Heute ist er auch schon jenseits der Siebzig und kann und will sicher nicht mehr aus der coolen Szene der young urban people berichten.
Und so altert die Szenerie mit dem Autor: Amerikanischer Durchschnitt, langweiliges Bürgertum. Man mag keine der Parteien, die sich da gegenseitig aufarbeiten. Aus skurrilem Humor ist zwar nicht Zynismus oder Tristesse geworden, aber so etwas wie lakonische Resignation über den amerikanischen Menschen an sich.
36 reviews
September 27, 2025

In No Way Home erzählt T.C. Boyle die Geschichte eines verhängnisvollen Dreiecks: Der junge Arzt Terrence Tully kehrt nach dem Tod seiner Mutter in seine Heimatstadt Boulder City zurück. Dort trifft er auf Bethany, die sich gerade von ihrem Freund Jesse getrennt hat. Zwischen den dreien entwickelt sich ein gefährliches Spiel aus Begierde, Eifersucht und Gewalt, das unaufhaltsam eskaliert.
Boyle wechselt geschickt zwischen den Perspektiven von Terry, Bethany und Jesse. Dadurch eröffnet er tiefe Einblicke in ihre widersprüchlichen Gefühle: Terrys Naivität, Jesses verletzten Stolz und Bethanys Ambivalenz. Kaum eine Figur weckt Sympathie, doch genau diese Schonungslosigkeit macht den Reiz aus.
Neben dem persönlichen Drama zeichnet Boyle ein Bild des kleinstädtischen Amerika, geprägt von Alkohol, Tabletten und Orientierungslosigkeit. Der klare, eindringliche Stil sorgt dafür, dass die Spannung bis zum Schluss anhält. Dirk van Gunsterens Übersetzung fängt Boyles Ton präzise ein – und bringt den Roman sogar vor der englischen Originalausgabe auf den deutschen Markt.
No Way Home ist ein intensives Psychogramm von Abhängigkeit und Selbstzerstörung – packend, düster und typisch Boyle.
Profile Image for Jin.
840 reviews146 followers
October 16, 2025
Ich lese sehr gerne Bücher von T.C. Boyle. Ich mag seine chaotischen, unordentlichen Charaktere, die alle unvollkommen wirken und sich in verzwickten Situationen befinden. Seine Geschichten werden im humorvollen, fast sarkastischen Ton erzählt, aber es wird nie wirklich böse. Man merkt, dass der Autor nicht nur mit Humor, sondern auch mit Liebe über das amerikanische Leben erzählt, die sich manchmal wie Sackgassen anfühlen.

"No Way Home" hat wieder ein paar Charaktere parat, die außerordentlich komisch sind. Gestalten, die etwas verloren sind und auch mit sich hadern. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Winkeln erzählt, dabei sind alle drei Sichtweisen nachvollziehbar, auch wenn sie nicht immer sympathisch sind. Sie sind dafür sehr ehrlich und auch nah am Leben, es geht um Lebensziele, sowie Scham und Stolz. Es geht bei der Geschichte nicht nur um die Liebesgeschichte von zwei Männern und einer Frau, sondern auch um die Machtgefälle und Anziehungskraft von etwas kaputtem.
Es war unterhaltsam das Buch zu lesen und es hat mir wieder Spaß gemacht ein Buch von T.C. Boyle in der Hand zu haben!

** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **
8 reviews
October 5, 2025
Dies war mein erstes Buch von T.C. Boyle, weshalb ich nicht beurteilen kann, ob es mit seinen vorherigen Romanen mithält, aber ich möchte nun unbedingt noch mehr von ihm lesen.

Im Mittelpunkt stehen Terry, ein Assistenzarzt, der nach dem Tod seiner Mutter ihr Haus in einer Kleinstadt vererbt bekommt, Bethany, in die er sich dort verliebt und die ihm anbietet, sich für ihn um das Haus und auch den Hund zu kümmern, bis alles geregelt ist, und Jesse, ihr obsessiver Exfreund, der immer wieder auftaucht. Zwischen Terry und Jesse entsteht bald ein Strudel der Eifersucht mit Folgen, doch auch Bethany scheint nicht mit ganz offenen Karten zu spielen. Was an diesem Roman so spannend ist und mich so überzeugt hat, ist nicht nur die komplexe und nachvollziehbare Figurenpsychologie, sondern vor allem, dass die Story sich liest, als sei sie nicht von einem Autor konstruiert worden (wie sich Bücher oft lesen), sondern als würde tatsächlich ein Ereignis zwingend aus dem anderen folgen und sich alles unkontrollierbar zuspitzen. Bis zuletzt ist alles möglich - sehr spannend!
5 reviews
October 10, 2025
T. C. Boyles No Way Home hat mich einerseits beeindruckt, andererseits auch etwas zwiegespalten zurückgelassen. Die psychologische Tiefe und die düstere Atmosphäre sind typisch Boyle – intensiv, bildhaft und stellenweise geradezu hypnotisch. Man spürt die Trostlosigkeit der Wüste Nevadas und die emotionale Hitze zwischen Terry, Bethany und Jesse beinahe körperlich. Doch genau diese Intensität wird gelegentlich zur Belastung: Die Handlung zieht sich stellenweise, weil Boyle sich sehr in den inneren Monologen und den Beschreibungen verliert. Auch das Ende wirkt für mich etwas abrupt, fast so, als würde er seine Figuren plötzlich stehen lassen, ohne ihnen oder uns wirklich eine Auflösung zu gönnen. Trotzdem bleibt No Way Home ein starkes, sprachlich präzises Buch über menschliche Schwäche, das noch lange nachhallt – nur hätte es ein wenig mehr Dynamik und ein runderes Ende vertragen können.
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