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Die Wut ist ein heller Stern

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Hedda hat sich ihren Traum erkä Artistin im »Alkazar« auf der Reeperbahn. Doch nichts zählt mehr, als in den dreißiger Jahren die neuen Uniformen wie selbstverständlich im Publikum auftauchen. Die Freiräume werden enger und auch für die Mädchen im Varieté wird es gefährlich. Wem kann Hedda noch trauen? Ihr Bruder Jaan heuert als Harpunenschmied auf einem Walfänger an, für eine Fahrt in die Antarktis. Und auch Hedda sucht für sich und ihren kleinen Bruder Pauli nach Auswegen.
Anja Kampmann erzählt in einer unvergleichlich atmosphärischen Sprache, der es auch an Leichtigkeit nicht fehlt, eine Geschichte weiblicher Selbstbehauptung aus einer ganz und gar von Männern dominierten Zeit.

497 pages, Kindle Edition

Published August 19, 2025

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Anja Kampmann

7 books10 followers

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Community Reviews

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Displaying 1 - 7 of 7 reviews
Profile Image for Buchdoktor.
2,363 reviews188 followers
August 18, 2025
Hedda Möller arbeitet 1933 auf der Reeperbahn in Arthur Wittkowskis Varieté „Alkazar“ als Artistin am Seil über einem Becken mit Kaimanen. Arthur hat früher im Hafen geschuftet, ist bestens vernetzt und beschäftigt durch sein Etablissement zahlreiche Menschen, die in den Krisenjahren zuvor hätten stempeln gehen müssen. So unterstützt er eine Familie mit mehreren Kindern, die ihn mit Ratten als Futter für die Kaimane versorgen. Als im Alkazar immer drängender geraunt wird, wer alles verschwunden sein soll, reißt Arthurs Enteignung Menschen wie Hedda und ihren behinderten Bruder Pauli mit. Da Pauli durch Rachitis sichtbar körperlich behindert ist und die Mutter der Geschwister arbeitet, wird es für Hedda immer schwieriger ihn vor dem Zugriff der „Wohlfahrtsbehörde“ zu verstecken – und andere dafür zu bezahlen. Während der ältere Bruder Jaan darauf wartet, als Harpunenschmied auf einem Walfänger anzuheuern und sich vor politischer Verfolgung in Hamburg zu retten, zieht sich um Hedda und die Prostituierte Leni, mit der sie Bett und Decke teilt, das Netz der NS-Rassenpolitik immer enger zu. Unter dem Vorwand der Gesundheitsfürsorge wird an Menschen wie ihnen das „Rasselineal“ angelegt. Wer als Kommunist verdächtigt wird, keine arischen Vorfahren nachweisen kann oder sein Geld auf der Reeperbahn verdient, wird denunziert, verhaftet, deportiert oder zwangssterilisiert. Über den Ereignissen schwebt stets die Drohung, dass sich gerade auch Männer, die den Rollenerwartungen nicht entsprechen, seit 1933 in Gefahr befinden.

Im Wechsel zwischen Hedda und Jaan als Icherzähler und einem allwissenden Erzähler erfahren wir von kleinen Leuten, die in den 30ern von der Hand in den Mund leben, von neuen Herren in schwarzen und braunen Uniformen, aber auch über Deutschlands Kolonie „Deutsch- Südwest“ (Namibia) und den Ausbau der „Jan Wellem“ zum Walfänger. Wer gerade frisch Unform trägt wie Heddas Vater, war vermutlich gestern noch arbeitslos, hieß es. Die zahlreichen Verbindungen zwischen den Figuren legt Anja Kampmann in einer Tonlage offen, die mitten im geraunten Satz stehen zu bleiben scheint, realistisch zu einer Zeit, in der man besser nicht hinsah oder hinhörte, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.

Fazit
Wer hier reale und wer fiktive Person ist, wer über wen eine schützende Hand hielt und welche Ereignisse tatsächlich stattfanden, ergibt einen berührenden Roman vor der Kulisse des Hamburger Hafens mit seinen Werkstätten und Lagerhäusern. Mich hat besonders die Verknüpfung zum Arbeitermilieu und zu kleinen Handwerksbetrieben interessiert, ein realistisches Gegengewicht zur glitzernden Fassade der Vergnügungsmeile. Um die Beziehungen zwischen den Figuren nachzuvollziehen, leistet das Namensregister im Anhang mit über 60 Einträgen gute Dienste – wer dieser Spur folgen möchte, sollte zur Printausgabe greifen.
Profile Image for Gedankenlabor.
849 reviews123 followers
November 20, 2025
„Die Wut ist ein heller Stern“ von Anja Kampmann ist für mich ein beeindruckendes sehr atmosphärisch dichtes Werk, das auch einen ganz eigenen nahezu poetischen Touch mit sich bringt und das mich vom ersten Moment an gefesselt hat. Im Zentrum der Geschichte steht hier Hedda, eine junge Artistin im Varieté „Alkazar“ auf der Reeperbahn. Während sie auf der Bühne ihren Traum lebt und sich zugleich um ihren kleinen Bruder Pauli kümmert, dringen außerhalb des Scheinwerferlichts immer stärker die Zeichen der neuen Zeit vor. Zunehmend werden mehr Uniformen im Publikum gesichtet, die Freiheit- auch das Gefühl der künstlerischen Freiheit schwindet mehr und mehr und eine Angst, die ich als Leser sehr spüren konnte macht sich breit und beeinflusst nicht nur Heddas Alltag und Leben. Heddas älterer Bruder Jaan flieht vor dieser Enge und heuert als Harpunenschmied auf einem Walfänger Richtung Antarktis an, jedoch ist das eine Entscheidung, die einerseits zwar Hoffnung und Sehnsucht aber eben auch Gefahr miteinander verknüpft. Zwischen familiären Erwartungen, dem gesellschaftlichem Druck und der Suche nach einem selbstbestimmten Weg kämpft Hedda um ihren Platz in einer Welt, die zunehmend feindselig und gefährlich wird.
Anja Kampmann schreibt klar, mit diesem besonderen leicht poetischen Touch und doch auch mit dem Ton der Reeperbahn zur damaligen Zeit. Diese Kombination hat es für mich als Leser einerseits fordernd, aber eben auch besonders greifbar und spürbar gemacht, wie sehr sich mehr und mehr die Gefahr aufbaut, die Enge der politischen Gegebenheiten nahezu die Luft der Freiheit zum atmen nehmen.
Themen wie Verlust, das dingende Bedürfnis nach Freiheit und freiem Leben, aber eben auch Mut und Stärke der einzelnen Protagonisten kommt hier zusammen und auch wenn mich das Buch durchaus gefordert hat, sprachlich als auch thematisch, war "Die Wut ist ein heller Stern" von Anja Kampmann ein sehr intensiver, bewegender Roman, der für mich persönlich definitiv noch länger nachhallen wird.
Profile Image for MsWatson.
146 reviews2 followers
August 21, 2025
„Die Wut ist ein heller Stern“ von Anja Kampmann ist ein Roman, der sich Zeit nimmt – viele Seiten voller Sprache, die nicht nur erzählt, sondern lebendig ist, atmet, malt, spiegelt und mich durchaus an vielen Stellen zum Nachfühlen bewegt hat.

Im Mittelpunkt steht Hedda, die sich mit unerschütterlicher Entschlossenheit ihren Platz als Artistin im Varieté Alkazar auf der Reeperbahn erkämpft hat. Sie lebt ihren Traum, steht auf der Bühne, spielt mit der Kraft des Augenblicks und mit der Faszination, die ihr Körper, ihre Kunst bei ihren Auftritten beim Publikum hervorruft. Doch während das Rampenlicht sie scheinbar ins Zentrum rückt, verschieben sich die Schatten immer mehr, denn wir schreiben das Jahr 1930 und bewegen uns in einer Zeit, in der Uniformen sich immer deutlicher in die erste Reihe des Publikums schieben und in der Kunst, Freiheit und Weiblichkeit zunehmend unter ideologischen Druck geraten.

Heddas persönliche Situation verstärkt diese Spannungen - sie lebt zwischen Bühne, Familienpflicht und einer politischen Realität, die unberechenbarer und gefährlicher wird. Kampmann verknüpft das Private mit dem Politischen und verfällt dabei glücklicherweise nicht ins Didaktische. Sie zeigt in ihrem Buch eine Frau, die zwischen Selbstbehauptung und Fürsorge, zwischen Träumen und Angst nach einem Ort sucht, an dem sie bleiben kann, ohne sich selbst zu verraten oder verletzt zu werden.

Die Erzählung ist viel mehr als eine lineare Handlung. Kampmann schafft es, Atmosphäre so dicht zu gestalten, dass die Lektüre beinahe körperlich spürbar wird. Sie nimmt sich Zeit für innere Monologe, für die feinen Regungen von Angst, Sehnsucht oder Zweifel. Das Varieté mit seinen Lichtern, Kostümen und glitzernden Fassaden wird kontrastiert von der Härte der Zeit, die immer deutlicher in die Figuren einschneidet. Die erzählerische Tiefe entsteht gerade daraus, dass nicht jede Spannung sofort aufgelöst, nicht jedes Geheimnis restlos erklärt wird. Manchmal sind diese Momente wirklich so fesselnd und so bedrückend, dass man sich wirklich in diese Zeit hineinversetzen kann. Zumindest glaubt man das. Wirklich werden wir das nie können. In Summe ist der Roman ein vielschichtiges Bild aus Fragmenten, Erinnerungen, Andeutungen und stillen Momenten, die zusammen ein eindrucksvolles Panorama dieser Zeit ergeben.

Ihre Figuren zeichnet sie wirklich mit enormer Gründlichkeit und baut mit großer Sorgfalt die Atmosphäre einer Epoche auf, die einfach nur düster ist - und dennoch helle Räume bereithält, in denen die Protagonisten bestmöglich zu leben versuchen. Es ist ein Roman, der Geduld verlangt, aber dafür ein umso intensiveres Leseerlebnis schenkt. Wer sich auf den Rhythmus der Sprache einlässt, entdeckt nicht nur eine Geschichte über eine Frau im Widerstand gegen äußere und innere Zwänge, sondern auch ein Stück Literatur, das mit seiner Tiefe deutlich nachhallt.

„Die Wut ist ein heller Stern“ ist ein Buch, das in seiner sprachlichen Schönheit ebenso überzeugt wie in seiner thematischen Härte. Es erzählt von der Fragilität weiblicher Freiheit in einer feindlichen Welt, von Verantwortung und Sehnsucht, von Mut und Verletzlichkeit. Ein leises, aber intensives Werk, das in seiner Länge und Tiefe ein beeindruckendes Beispiel dafür ist, wie Literatur Menschen und ihre Zeit in all ihren Widersprüchen sichtbar machen kann.
Profile Image for Buchverliebt und leselustig.
79 reviews1 follower
September 1, 2025
Zwischen Anspruch und Zugangsschwierigkeiten

Anja Kampmann erzählt in Wut ist ein heller Stern die Geschichte von Hedda, die in den dreißiger Jahren als Artistin auf der Reeperbahn ihren Traum lebt – und doch spürt, wie sich die Freiräume durch die politischen Veränderungen immer mehr verengen. Zwischen Varieté, Uniformen im Publikum und den Fragen nach Vertrauen und Zukunft entfaltet sich eine Geschichte weiblicher Selbstbehauptung in einer Zeit, die Frauen kaum Raum ließ.

Die Sprache der Autorin ist kraftvoll, bildreich und von einer besonderen Atmosphäre getragen – zugleich war genau das für mich persönlich die größte Hürde. Der Verzicht auf wörtliche Rede und die kunstvolle Dichte haben es mir schwer gemacht, in den Text einzutauchen. Trotz mehrerer Versuche konnte ich keinen Zugang finden und habe die Lektüre schließlich abgebrochen.

Fazit: Wut ist ein heller Stern ist ein Werk von literarischem Anspruch und thematischer Relevanz, das zweifellos viele Leser:innen berühren wird. Für mich blieb es jedoch sprachlich unzugänglich. Da ich den Roman nicht beendet habe, bewerte ich neutal mit 3 Sternen – aus Respekt vor einer Erzählung, die anderen sicherlich viel geben kann.
Profile Image for Inge H..
444 reviews7 followers
August 19, 2025
1930er Jahre in Hamburg

Anja Kampmann führt uns in ihrem Roman, Die Wut ist ein heller Stern, in die 1930er Jahre.
Da weiß man ja inzwischen, das alle anders Denkende oder Behinderte um ihr Leben Angst haben müssen.
Auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, sind ja viele Gretel wirklich geschehen.
Die Autorin schreibt das alles in einem poetischen Stil, das nimmt mich noch mehr mit.
Das ganze spielt in Hamburg.
Hedda arbeitet am Varitee um für den kleinen Bruder Pauli eine Pflegestelle bezahlen zu können. Ihr Bruder Jan arbeitet eine Reise lang als Walfänger.
In der Zeit musste Hedda schreckliches mitmachen.
Der Roman ist von der Autorin besonders geschrieben.
Es lohnt sich ihn zu lesen.


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