Mom Life Balance: Zwischen Geburtsschrecken, Kinderlachen und Schuldgefühlen von Frieda Lewin. Ein witzig-ehrliches Buch über Schwangerschaft und Geburt
»Ich war bei der Geburt meiner Tochter nicht dabei.« Lange quält Frieda Lewin dieser Gedanke, denn die Geburt ihres Kindes endet mit einem Notkaiserschnitt, beide überleben nur knapp. Danach leidet Frieda unter dem traumatischen Erlebnis und dem Gefühl, als Mutter versagt zu haben. Erst eine Traumatherapie hilft ihr - und die Erkenntnis, nicht allein zu sein. In ihrem Buch bricht sie darum mit dem Tabu um traumatische Geburten und ruft mit viel Humor zu mehr Milde mit sich selbst auf.
Vorab: Ich finde Frieda toll. Ich liebe ihre Videos und fühle sie auf so vielen Ebenen. Ich kann herzlich über sie lachen und wahrscheinlich auch mit ihr. Sie hat mich in dem Buch mit einigen Dingen abgeholt. Dazu zählen der lockere Erzählstil, die lockere Art, das Thema Mom Guilt und viele andere Dinge deforming. Allerdings wurde, meiner Meinung nach, den Titel leider nicht sehr passend gewählt. Ich würde behaupten, dass ca 2/3 des Buchs über Traumabewältigung (explizit das Trauma der Geburt) und darauf resultierender Schuldgefühle gesprochen wird. Das habe ich in diesem Buch nicht erwartet, sondern bin eher davon ausgegangen, dass es vor allem um das Leben MIT Kind und dem generellen Alltag geht worin viele von uns Strugglen. Das fehlte mir leider etwas und so habe ich doch einige Seiten übersprungen. Ich selbst hatte zwar auch eine traumatische Geburt, die ich schon verarbeiten musste. Aber davon war hie ein diesem Buch ein bisschen zu viel drin.
Ein sanftes Nachhallen begleitet mich nach dem Lesen, als hätte jemand eine Tür geöffnet, hinter der Schmerz und Mut gleichzeitig stehen. Frieda Lewin beschreibt die Notgeburt mit einer Intensität, die tief unter die Haut geht, ohne je reißerisch zu werden. Der Moment des Kontrollverlusts, die aufkommende Schuld, das Gefühl, als Mutter versagt zu haben – all das legt sie so offen, dass man unwillkürlich den Atem anhält.
Zwischen den schweren Erinnerungen taucht immer wieder ihr trockener Humor auf, wie ein kleines Rettungsboot, das sie selbst und die Leserin über Wasser hält. Besonders berührt haben mich die leisen Stellen: die Trigger im Alltag, die Unsicherheit im eigenen Körper, das allmähliche Wiederfinden eines inneren Gleichgewichts.
Ihre Schilderung der Traumatherapie wirkt einladend, nicht belehrend, und zeigt, wie langsam, aber zuverlässig Heilung möglich wird. Nur an wenigen Punkten hätte ich mir tiefere Einblicke in therapeutische Methoden gewünscht. Doch gerade weil das Buch konsequent persönlich bleibt, wirkt es so authentisch.
Am Ende bleibt ein warmes Gefühl – die Ermutigung, milder mit sich selbst zu sein und das Schweigen über traumatische Geburten endlich zu durchbrechen.