Amazonenbrüste: Wie ich den Brustkrebs bekämpfte | »Ihre schmerzlich genauen Beobachtungen bieten Orientierung, wo Angst und Traurigkeit übermächtig zu werden drohen.« Annabelle
»Reyhan Şahin schreibt nah am Herzen.« Fatma Aydemir
Reyhan Şahin ist als feministische Rapperin aufgetreten, als das noch längst nicht in Mode war. Sie hat als Frau mit Migrationsbiografie einen Doktor gemacht, als die deutsche Academia noch so divers war wie trockenes Weißbrot. Geringschätzung, Hass und Diffamierung hat sie immer an sich abprallen lassen. Das war ihre Superkraft. Doch der härteste Test sollte noch die Diagnose Brustkrebs.
Als Reyhan Şahin plötzlich die Diagnose Brustkrebs erhält, scheint ihre bitchmäßige Superpower sie erstmals zu verlassen. Aber nicht lange. Wir folgen ihr vom Schock der Diagnose über die Chemotherapie bis zum Glück der Überwindung der Krankheit. Und doch. Im Deutschrap und in der Wissenschaft hat sie sich trotz der vielen Hindernisse für eine Frau (und besonders Of Colour) durchgesetzt. Als Erkrankte muss sie erneut die Erfahrung machen, was es heißt, nicht als Deutsche gelesen zu werden. Doch mit ihrer kämpferischen Art, ihrer Widerstandskraft und ihrem Humor gelingt es ihr, in dieser Situation auch den großen Support zu spüren, die Solidarität unter Frauen, das Gemeinsame. Denn für den Krebs sind alle Menschen gleich. Eine Geschichte von großer Menschlichkeit, die uns daran erinnert, was uns verbindet, besonders in der Not. Und die nur wenige erzählen können wie Reyhan Şahin.
»Mit entwaffnendem Humor, kluger Wut und unerschütterlicher Bitchpower schreibt sie gegen das Schweigen an. Dieses Buch hat gefehlt.« Katja Diehl
“Amazonenbrüste” ist Reyhan Şahins autobiografische Erzählung ihrer Brustkrebserkrankung. Mir war die Autorin bis anhin kein Begriff, weder als Schriftstellerin noch in ihren Rollen als Rapperin oder Wissenschaftlerin. Meine Lesemotivation war das Thema Brustkrebs.
Şahin erzählt von der ersten Verdachtsdiagnose, dem Schock, ihren Erfahrungen mit den Ärzt:innen, ihren Ängsten, der Unterstützung die sie erfahren hat, der Chemo, den Sorgen und ihrem Leidensweg und den Menschen, denen sie auf ihrer Reise begegnet ist. Ein Erfahrungsbericht Diagnose Brustkrebs eben, der zur Sichtbarkeit der Thematik in der Öffentlichkeit beiträgt. Bemerkenswert fand ich, wie offen Şahin offenbar mit ihrer Diagnose umging, wie weit sie die Information gestreut hat. Ein solcher Umgang und die Beispiele der positiven und unterstützenden Reaktionen mögen für Betroffene ermutigend sein und Vorbildcharakter haben.
Für mich als nicht betroffene Person war die Lektüre zwar informativ aber auch etwas oberflächlich. Nach dem Klappentext hatte ich etwas tiefere Auseinandersetzungen mit dem medizinischen System, vielleicht mit gesellschaftlichen Strukturen erwartet. Es gibt zwar immer wieder kleine Erörterungen und Exkurse - diese stehen aber nur lose im Zusammenhang mit der Krankheitsgeschichte und fokussieren eher auf den persönlichen und beruflichen Hintergrund der Autorin. Interessant, aber eben nicht das, was ich zu lesen gehofft habe. Gewürzt wird der Text immer wieder mit persönlichen und direkte Kursivgedanken - Englische Ausrufe und Flüche, türkische Wendungen, Hiphopslang und Unmengen von Ausrufe- und Fragezeichen. Das macht den Text zwar authentisch, aber auch anstrengend zu lesen.
Insgesamt war “Amazonenbrüste” ein kurzweiliger Ausflug in eine mir unbekannte Erfahrungswelt. Ich hoffe, dass Betroffene - von Brustkrebs und/oder Diskriminierung aufgrund ihrer Migrationsgeschichte - und Fans von Şahin daraus Kraft und Mut schöpfen können. Für mich wars leider nicht gehaltvoll genug, um mich zu inspirieren oder zu begeistern.
Ich bedanke mich bei Vorablesen und dem Tropen Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt natürlich und wie immer trotzdem meine eigene.
Bereits der Titel dieses Buches "Amazonenbrüste" strahlt für mich einen besonderen Kampfgeist aus. So beginnt das Buch in dem die Autorin ehrlich und berührend ihren Kampf gegen den Krebs beschreibt jedoch erstmal mit dem niederschmetternden Moment, indem sie den Tumor entdeckt. Von da an werden alle weiteren Schritte und Behandlungen sehr genau beschrieben, welche Gespräche unter Betroffenen geführt werden und, das eigentlich nahezu jeder jemand kennt, der schon gegen Krebs kämpfen musste. Der Schreibstil ist sehr klar und direkt, mit vielen türkischen Einwürfen. Das hat mich beim Lesen immer etwas gestoppt, auf der anderen Seite macht es alles noch authentischer. Man ist dabei in schwachen und in powervollen Momenten und freut sich am Ende sehr, dass der Kampf erfolgreich war. Ein Buch, das kein Blatt vor den Mund nimmt und sicher für Betroffene und Angehörige eine gute Hilfestellung bieten kann.
Bereits Titel und Einstieg in dieses Buch haben mich von so einer Siegeskraft spüren lassen, dass ich es spontan mitnehmen musste. Dass es an dem Tag erst herausgekommen ist, habe ich erst später gesehen. Auch wenn für mich der Rapper-Sprach manchmal befremdlich war, habe ich es dennoch so unglaublich gerne gelesen. Und ich war so gefesselt. Gerade weil die Autorin uns an Ängsten und Sorgen teilnehmen lässt und auch nicht schönt, wenn sie mal nicht weiterwusste oder einige Medizinstudenten Ausdrücke nicht direkt kannte oder verstanden hat und sich mit der Professionalität der Ärzte teilweise überfordert fühlte, konnte ich mitfühlen und konnte das Buch nur schlecht weglegen.
Amazonenbrüste" von Reyhan Şahin gibt einen offenen Einblick in ihr Leben mit Brustkrebs. Mutig und ehrlich, teils berührend, teils erschütternd. Der direkte Stil kann stellenweise überfordern, manche Passagen wirken unstrukturiert. Insgesamt informativ, aber nicht durchgehend leicht zu lesen.