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Weil ein #Aufschrei nicht reicht

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***Feminismus? Fuck yeah!***
Moderne Geschlechterbilder statt Schubladendenken

Anne Wizorek löste mit ihrem Twitter-Hashtag einen riesigen Sturm im Netz aus. Tausende Frauen nutzen #aufschrei als Ventil, um ihren Erfahrungen mit dem alltäglichen Sexismus Luft zu machen. Der Erfolg der Aktion macht deutlich: Von Geschlechtergerechtigkeit sind wir noch weit entfernt, sexuelle Belästigung und Diskriminierung bleiben ein brennendes Problem. Erfrischend unakademisch zeigt Anne Wizorek, warum unsere Gesellschaft dringend eine neue feministische Agenda braucht. Sehr persönlich beschreibt sie ihren Weg zur Aktivistin und ermutigt dazu, selbst aktiv zu werden – im Großen wie im Kleinen.

333 pages, Paperback

First published September 25, 2014

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About the author

Anne Wizorek

6 books2 followers

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Community Reviews

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3 (2%)
1 star
3 (2%)
Displaying 1 - 11 of 11 reviews
Profile Image for Christoph.
67 reviews13 followers
December 2, 2014
Der Untertitel für das zweite Kapitel von Anne Wizoreks Buch "Weil ein #aufschrei nicht reicht" könnte auch ein guter Untertitel für das ganze Buch sein: Ein Rekrutierungsversuch. Das Buch hat viele Stärken: Eine gute Einführung/Übersicht zu #aufschrei und aktuellen Themen aus dem Bereich Netz- bzw. Popfeminismus. Es liest sich wie ein Buch, dass aus dem bloggen entstanden ist, und das meine ich nicht negativ: Der Stil ist ein Mix aus Umgangssprache, harten Fakten, humorvollen Einschüben, persönlichen Be(r)ichten und Snark. Nur gifs können leider nicht auf Papier übersetzt werden...
Wizorek versucht auch inklusiv bzw. intersektionell zu argumentieren, andere Positionen als die ihre mitzudenken, was mal besser und mal weiger gut funktioniert. Oft sind es die flapsig-umgangssprachlichen Formulierungen, die das Intersektionelle wieder in den Hintergrund rücken lassen (z.B. Formulierungen wie "zum anderen Geschlecht"; Fokus aus "sexy" feminism) Buch gewordener Neutz/Popfeminismus ist es auch in der Hinsicht, dass es klar die Sicht/POV/Subjektivität/Bubble der Autorin im Fokus hat, in einer Art und Weise wie sie eben in diesem Internet öfter vorkommt. Geht mir ja auch so.
Anti-feministen und Erzkonservative werden wohl nicht bekehrt, und es ist auch kein radikales oder akademisch-abstraktes Buch, aber es ist ein gut nachvollziehbarer, verständlicher Einstieg in die Welt der Feminismen, das das Potential hat Interessierte zu Mitstreiter_innen (oder Unterstützer_innen) zu machen.
Profile Image for Michi.
561 reviews4 followers
January 10, 2015
It was really interesting to read a book not only written by a modern German feminist with a German focus (- I say while reviewing in English... -)but also written by someone who very clearly got to feminism the same way I did: Through blogging and social networks, occasionally even through precisely the same blogs I (used to) read. Still, even though a lot of the book sounded familiar, the rather fun style ("professional journalism" mixed with blogging speak) and the above-mentioned German focus (I've found it quite difficult to find good feminist writers who aren't writing from an American perspective) really made it worth reading!
Profile Image for Utmost Cookie.
261 reviews
December 3, 2015
<3
Herrlich formuliert, genauso wie ich das tatsächlich aus dem Freundeskreis und online kenne. Spricht die Dinge an, die ich in den letzten Feminismuseinstiegswerken vermisst habe, besonders Intersektionalität, Menschen of Colour und Heteronormativität. Macht sehr wütend über noch bestehende Zustände, gibt aber auch Mut, Tatendrang und Tools, daran was zu ändern.
Endlich die "Stimme des neuen Feminismus", von der ich mich wirklich repräsentiert fühle (allein schon wegen Annes Liebe zu Buffy und Sookee)!
Wird gleich weiterverliehen.
Profile Image for Kathi.
8 reviews
December 6, 2015
Man kann nicht 300 Seiten über Gleichberechtigung schreiben und dann dezidiert ein Kapitel an Männer richten mit dem Titel "Mitmachen für Männer: Was es heißt, ein guter Verbündeter zu sein", in dem auch tatsächlich noch genauso klischeehaft ein Satz beginnt mit "Männer sind keine schlechten Menschen, aber..."
Profile Image for Katrina Sark.
Author 12 books45 followers
December 31, 2015
p.7 – Leser_innen (was ich hier benutze, ist der sogenannte Gender Gap. Er schlieβ – im Gegensatz zum vielleicht bekannten Binnen-I – nicht nur männliche oder weibliche Personen ein, sondern bietet durch diese Lücke auch Raum, um geschlechtliche Identitäten zwischen und jenseits von männlich oder weiblich einzubeziehen. Und keine Sorge, falls sich das am Anfang noch etwas ungewohnt liest, unser Gehirn gewöhnt sich schnell daran.

p.14 – Diskussionen zum Thema Sexismus sind jedenfalls ein bisschen wie der Murmeltiertag: Feminist_innen wachen darin auf, um jedes Mal aufs Neue feststellen zu müssen, dass sich das Allgemeinwissen rund um Sexismus und dessen Konsequenzen nicht wirklich verändert hat.

p.15 – Der Punkt ist: Macht abzugeben und gerecht zu verteilen, sich von Vorurteilen zu verabschieden, die natürlich bequem sind, um Ungerechtigkeiten als notwendig zu verteidigen, wird denjenigen, die die meiste Macht haben, auch nicht leichter von der Hand gehen, wenn Feminismus einen vermeintlich attraktiven Namen hat. Wir wollen radikalen Wandel, das muss Leute anpissen.

p.17 – Sexismus, das sind einfach nur ein paar alte Herren mit ihren Witzen am Stammtisch, die sich “danebenbenehmen.” Sexismus ist etwas, das sich durch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, Arbeitsumfelder, etc. zieht – eben ein struktureles Problem.
Im Interview mit ZEIT Online weist [Sozialpsychologie Professorin Julia Becker] auf die Unterscheidung zwischen feindlichem und wohlwollendem Sexismus hin, die von den Wissenschaftler_innen Peter Glick und Susan Fiske entwickelt wurde: “Feindlicher Sexismus ist eine klar negative Sicht auf Frauen. Er begründet sich in der Überzeugung, dass Männer einen höheren Status verdient haben. […] Der wohlwollende Sexismus erscheint eher im Gewand der Ritterlichkeit oder des Kavaliertums. Wohlwollende Sexisten sind der Überzeugung, dass Männer Frauen beschützen und versorgen wollen. Frauen sin ihrer Meinung nach das sanftere Geschlecht, warmherziger, fürsorglicher in der Kindererziehung und sie haben einen feineren Sinn für Kunst und Kultur.” (zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/20...)

p.18 – Das Problem ist jedenfalls night, dass Feminist_innen überall Sexismus sehen, sondern dass so viele Menschen ihn eben bisher gar nicht erkennen.
[Wir haben nichts gegen Männer,] aber wir haben was gegen das Patriarchat. Es ist eine Gesellschaftsform, in der Männer eine bevorzugte Stellung innerhalb des Staates und der Familie haben.
Wenn Frauen auch heutzutage noch als Minderheit mit “Spezialinteressen und gedönsproblemen” gelten, obwohl sie die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, dann ist dass überhaupt nur möglich, weil Männer eben den gesellschaftlichen Laden immer noch in der Hand haben. Wenn auβerdem Probleme (wie z.B. Sexismus) als “Frauenprobleme” dargestellt werden, wird die Verantwortung zur Veränderung den Betroffenen zugeschoben – als ob die nicht schon genug Stress an der Backe hätten! Dazu kommt, dass Männer das Gefühl bekommen, dass es sie nichts angeht und sie deswegen einfach wieder zur eigenen Tagesordnung übergehen können.

p.20 – In Bezug auf Geschlechter gibt es einfach mehr als Mann, Frau und traditionell weibliche oder männliche Verhaltensweisen. Gender ist ein Spektrum, keine Schublade.
“Ihr kümmert euch ja nur um die Frauenquote!” Sexismus kommt selten allein. Die Diskriminierung von Menschen beschränkt sich nicht nur auf einen Aspekt ihrer Person, und das macht ihre Erfahrungen insgesamt drastischer: Intersektionalität beschreibt die Überschneidung verschiedener Diskriminierungsformen, wie z.B. aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht oder sozialer Herkunft, und erkennt diese auch als eigenständige Diskriminierungserfahrungen an. Fakt ist: Unsere Gesellschaft ist leider nicht gerecht, und Diskriminierungsformen sind in ihr tief verwurzelt.

p.22 – Es gibt nun mal keine “sexy Verkaufsstrategie” für Perspektiven, die unsere jetzige Gesellschaft grundlegend infrage stellen und am Status quo rütteln. Es gibt einfach nur eine Menge Aufklärungsarbeit.

p.24 – Das Ärgerliche an antifeministischen Zerrbildern ist ja: Die Taktik funktioniert in der Regel gar nicht schlecht. Denn so haben Aktivist_innen eben auch damit zu tun, das falsche Bild von ihnen zu widerlegen, und somit weniger Zeit für ihre eigentliche Arbeit. Und auβerdem hält es andere Menschen eher davon ab, sich mit feministischen Themen auseinanderzusetzen oder sich gar als Feminist_in zu identifizieren, geschweige den zu engagieren.

p.27 – Nun, Gerechtigkeit zu schaffen heiβ eben auch: Macht abgeben. Insofern verwundert es leider auch nicht, dass die Debatte um die Geschlechterquote so leidenschaftlich wie starrsinning geführt wird. Immer wieder wird der Eindruck erweckt, dass Männer aufgrund der Quote um ihre rechtmäβigen Posten betrogen würden und Frauen lesdiglich da oben lande, weil ihre Hauptqualifikation das Frausein ist. Als ob Frauen duch die Quote in Berufszweige gebracht würden, von denen sie ohnehin keine Ahnung haben.

p.29 – Nur zur Erinnerung: Die derzeitige Quotenforderung liegt bei 30 Prozent. Bleiben also noch beachtliche 70 Prozent der Posten für Männer übrig. Wir reden also noch nicht mal über eine Verteilung à la 50:50, was eigentlich gerecht wäre. Komischerweise wird das aber weder als unfair empfunden, noch tauchen Fragen auf, ob diese Männer überhaupt qualifiziert genug seien, solche Posten auszufüllen. Männer bekommen das Ansehen, qualifiziert zu sein, inclusive. Das gilt für unsere gesammte Gesellschaft und wird nicht hinterfragt.

p.31 – Frauenministerin Manuela Schwesig und Justizminister Heiko Maas haben im Sommer 2014 den Gesetzentwurf zur Geschlechterquote vorgelegt, der nun von der Bundesregierung beschlossen werden muss. Das Gesetzgebungsverfahren soll 2015 abgeschlossen sein, so dass die Quote 2016 in Kraft treten kann. Solange möchten die deutsche Wirtschaft und die Gewerkschaften auch noch ein Wörtchen mitreden, den Quote finden die “überraschenderweise” eher doof.

p.35 – Die Journalistin Ann Friedman fasste an Abramson Beispiel zusammen, dass Sexismus im System eigentlich immer wieder zu einer Frage zurückführt: Habe ich gerade solche Probleme, weil ich nicht gut genug mitspiele oder weil das gesamte Spiel ohnehin zu meinen Ungunsten manipuliert ist?
Es reicht daher nicht aus, eine Quote zu etablieren und den professionellen Nachwuchs von morgen aufzubauen, wenn das eigentliche Arbeitsumfeld am Ende dasselbe bleibt und der Nachwuchs immer wieder an denselben Strukturen scheitert.

p.42 – In Europa haben bereits 28 Länder und weltweit sogar ganze 79 Länder die Rezeptpflicht für die “Pille danach” aufgehoben, um Mädchen und Freuen einen unkomplizierten und damit schnellen Zugang zum Notfallverhütungsmittel zu ermöglichen. Nicht so bei uns: Neben Italien und dem erzkatholischen Polen ist Deutschalnd das einzige EU-Land, in dem die “Pille danach” verschreibungspflichtig ist.

p.58 – Dazu kommt, dass viele Leute aufgrund der damaligen Proteste den Eindruck zu haben scheinen, dass Abtreibungen in Deutschland vollkommen legal sind und es keine weiteren Rechte mehr zu erkämpfen gilt. Dabei ist der Schwangerschaftsabbruch nach der geltenden Beratungsregelung grundsätzlich immer noch rechtswidrig und wird nur unter bestimmten bevormundenden Voraussetzungen straffrei.

p.59 – Den §218 selber gibt es bereits sein 1871, den da wurde er in Kraft gesetzt und beschtrafte Schwangere, die abtrieben, mit bis zu fünf Jahren Zuchthaus.

p.60 – Im Zuge der Wende musste sich die Bundesregierung dann Anfang der 1990er-Jahre wieder mit dem §218 beschäftigen. Die beiden unterschiedlichen Gesetze mussten irgendwie in Einklang gebracht warden bzw. Hofften damals auch viele, dass die DDR Regelung übernommen werden würde: 1990 demonstrierten in Bonn z.B. noch 10 000 Menschen für die Streichung des §218. Das sogenannte Schwangerschftskonfliktgesetz, wie es in heutiger Form existiert, trat nach einer erneuten einstweiligen Anordnung des Bundesverfassinsgerichts und mehreren Gesertzesänderungen sogar erst im Oktober 1995 in Kraft. Eine Abtreibung wurde nun bis zur zwölften Woche straffrei möglich, das allerdings auch nur nach vorheriger Pflichtberatung. Eine Beratung, die laut Gestzestext einerseits “ergebnisoffen” sein, aber gleichermaβen dem “Schutz des ungeborenen Lebens: dienen soll.

p.70 – Derzeit warden die Kosten für den Schwangerschaftsabbruch nicht übernommen und liegen je nach Praxix, Methode und Versicherung bei ungefähr 200 bis 570 Euro. We nur ein geringes Einkommen hat, kann allerdings einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.

p.106 – Den eigenen Körper einfach so liebzuhaben ist leider auch heute noch ein radikaler Schritt. Aber wir können ihn wenigstens gemeinsam gehen.

p.109 – Laut einer repränsentativen Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend haben insgesamt 58,2 Prozent aller befragten Frauen sexuelle Belästigung erlebt: in der Öffentlichkeit, am Arbeits- und Ausbildungsplatz und im persöhnlichen Umfeld. Die meisten von ihnen haben sich deshalb einen Schutzpanzer zugelegt und wissen schon gar nicht mehr, wie es ist, ohne diesen zu leben.

p.113 – Die hartnäckige Annahme, dass Kleidung einen Einfluss auf sexualisierte Übergriffe hätte, führte aber z.B. Anfang 2011 dazu, das sim kanadischen Toronto das entstand, was kurze Zeit später als SlutWalk um die ganze Welt ging. Ein Polizist gab an der dortigen Uni ein Sicherheitstraining und den anwesenden Frauen den heiβen Tipp, dass sie sich nicht wie Schlampen anziehen sollten, wenn sie nicht Opfer sexualisierter Gewalt warden wollten. (slutwalktoronto.com/about/why) Die Frauen waren entsprechend angepisst und organisierten kurzerhand eine Demo gegen sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungsmythen, wobei einige der Teilnehmer_innen sich extra “schlampig” anzogen, um zu betonen, das sein Übergriff selbst in solchen Outfits niemals gerechtfertigt ist. Über Blogs und Social Media verbreitete sich die Grundidee der Demo resend schnell; inzwischen fanden schon in über 200 Orten rund um den Globus SlutWalks statt.

p.115 – Und nur zur Erinnerung: Vergewaltigungen in der Ehe werden erst seit 1997 strafrechtlich verfolgt. Die damalige Bundesregierung brachte satte 25 Jahre, bis die Gesetzesänderung verwirklicht wurde.

p.147 – Das Problem der Vereinbarkeit ist eng damit verknüpft, dass Care-Arbeit als wertlos angesehen und Frauen als zweiter Job übergestülpt wird, den sie aus Liebe und Verantwontungsgefühl nicht ablehnen dürfen. Hier reichen sich Kapitalismus und Patriarchat freundlich die Hände und halten fest zusammen.

p.152 – Wenn unsere Gesellschaft tatsächlich mehr Kinder will, muss sie auch die passende Infrastruktur für ein Leben mit Kindern schaffen. Diese darf aber nicht Männer zu Alleinversorgern machen, die sich auβer Haus den Hintern aufreiβen, während Frau daheim die Kinder hütet und, eingesperrt im Niedriglohnsektor, von “Selbstverwirklichung” höchstens träumen darf.

p.167 – Trauriger Fakt: Das am 30. Juni 2013 von Präsident Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz stellt jegliche positive Äuβerung über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder über Medien wie das Internet unter Strafe – was die #idpet-Unterzeichner_innen fordern und beahupten, ist also wahrhaftig nicht weit davon entfernt.

p.169 – Auf Männer wirkt sich diese Unklarheit bedrohlicher aus, weil sie ihre Männlichkeit infrage stellt. In einer Gesellschaft, die Männlichkeit neben Heterosexualität in den Mittelpunkt stellt, müssen Männer entsprechend alles tun, damit ihre eigene Männlichkeit keinen Schaden davonträgt. Um sich von den “nicht männlichen” Schwulen eindeutig abzugrenzen, tun sie das also mit homophoben Sprüchen.

p.170 – Am 1. August 2001 wurden gleichgeschlechtliche Partner_innenschaften in Deutschland erstmals rechtlich anerkannt.

p.173 – In Deutschland gilt Transsexualität auβerdem weiterhin als psychische Störung, das “Leiden am falschen Körper.”


p.181 – Wie began #Aufschrei? Es fühlt sich an, als hätte ich diese Geschichte schon millionenfach erzählt – aufgeschrieben habe ich sie aber tatsächlich noch nie. Am 24. Januar 2013 veröffentlicht meine liebe Freundin Maike Hank ihren ersten Artikel auf kleinerdrei.org. kleinerdrei ist ein Gemeinschaftsblog, das ich zusammen mit ihr und vielen anderen tollen Menschen, die ich übers Netz kennenlernte, gegründet habe.
Darin schreibt sie über ihre eigenen Erfahrungen mit sogenanntem Street Harassment, also sexuelln Belästigungen, die an öffentlichen Plätzen stattfinden.

p.182 – Sie verweist auβerdem auf das Everyday Sexism Project das im April 2012 von der britischen Autorin Laura Bates gegründet worden war, um eine Plattform zu bieten, die Erfahrungen mit Sexismus sammelt.
Maike bezieht sich in ihrem Artikel auch auf die Hashtag-Kamagne #shoutingback, die das Everyday Sexism Project Anfang 2013 auf Twitter gestarted hatte.

p.185 – Ich denke an #prataomdet (übersetzt: #redenwirdarüber), ein schwedischer Hashtag, der 2010 entstand, als die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Julian Assange aufkamen und die beiden Anklägerinnen immer wieder verunglimpft wurden, weil die meistern es nicht wahrhaben wollten, dass jemand, der so etwas Gutes wie Wikileaks betreibt, auch zu etwas Furchtbarem wie Vergewaltigung imstande sein könnte.

p.193 – Mir war auβerdem klar, dass mich krassen Angriffen aussetzen würde, sobald ich in der Öffentlichkeit eine feministische Haltung vertrete. Jede Frau, die im Netz über feministische Themen schreibt, erfährt ziemlich schnell, was es heiβt, auf diese Weise sichtbar zu sein. Oder wie die britische Journalistin Helen Lewis es formuliert: “The comments on any article about feminism justify feminism.”

p.201 – Nachdem sie die Geschichten unter #aufschrei gelesen und sich teils auch an #aufschrei beteiligt haben, tragen insbesondere Blogger_innen die Debatte weiter.

p.206 – Die tatsächlichen juristischen Möglichkeiten zur Handhabe gegen Hate Speech im Internet vorzugehen sind sehr beschränkt nd moistens aussichtslos. Unserem Rechtssystem fehlt dringend ein Update, um die Realität des Internets einzubeziehen und die Konsequenzen dortiger Drohungen ernst zu nehmen, den: Sie sind nicht weniger echt, nur weil sie im Netz passieren.

p.207 – Ratschläge wie “Schreibt halt nichts mehr ins Netz rein!” die derselben Logik folgen wie ein “Zieh keinen kurzen Rock an, wenn du nicht vergewaltigt warden willst,” oder auch das im Netz vorherrschende Gesetz von “Don’t feed the trolls!” (was etwa heiβt, sich nicht von herablassensen und böshaften Kommentaren im Netz provozieren zu lassen), helfen hierbei nicht weiter, denn vom Ignorieren sind Probleme schlieβlich noch nie weggegangen.

p.208 - #aufschrei hat schonungslos offengelegt, dass Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland keine Realität und “Wir sind doch schon viel weiter!” eine bloβe Behauptung ist. Zehntausende Menschen sammelten unter #aufschrei ihre Erfahrungen mit Sexismus und sexualisierter Gewalt. Die hierunter angestoβene und breit geführte gesellschaftliche Debatte über Sexismus ist damit bereits ein groβer Erfolg.
Ein wichtiger Schritt: Ein Problem muss schlieβlich erst als solches sichtbar sein, um darüber reden zu können. Nur so kann auch dessen Lösung angegangen werden.

p.209 – Betroffene haben erkannt, dass sie, entgegen dem, was ihnen von der Gesellschaft vermittelt wird, keine Schuld an dem haben, was ihnen widerfallen ist und widerfährt.

p.211 – Noch mehr Menschen haben durch #aufschrei verstanden, wofür Feminismus steht. Noch mehr bekennen sich (wieder) offen dazu, Feminist_innen zu sein, und engagieren sich. Untereinander konnten sie sich durch die Debatte auch wieder besser vernetzen.

p.212 – Die Sexismus-Debatte machte deutlich, wie sehr es an Aufklärung mangelt, was Sexismus mit sexualisierter Gewalt verknüpft ist und wie diese Probleme sich durch die Gesellschaft ziehen – unabhänging vom Alter, Herkunft, Beruf, sozialem Status oder sexueller Orientierung und Itentität. Wie Sexismus für Machtmissbrauch steht und dass Opfersein nichts ist, was Menschen sich aussuchen oder an- und ausknipsen können.
Profile Image for Svenja.
257 reviews
October 22, 2014
Nach einem Aufschrei von Anne Wizorek im Internet, startete in Deutschland eine Debatte über Sexismus, nach rund einem Jahr greift Anne Wizorek dieses Thema nun noch einmal auf.
In diesem Buch zeigt sie die Probleme, die durch den Sexismus, entstehen auf und erklärt was der Feminismus dagegen tun will und warum er genau deshalb so wichtig ist.


Gestaltung:
Das Cover und der Titel nehmen direkten Bezug auf zur Twitter-Aktion, es ist schlicht, schafft es aber dennoch aufzufallen, da der Titel einem förmlich ins Gesicht springt. :)


Meinung:
Dieses Buch zu rezensieren fällt mir nicht unbedingt leicht, gerade hier wird man doch sehr von seinen eigenen Ansichten beeinflusst, so dass wahrscheinlich viel Objektivität verloren geht - dennoch habe ich mich bemüht, es auch aus dieser Perspektive zu betrachten.

Aus meiner subjektiven Sicht, konnte mich die Autorin häufig überzeugen. Seit Jahren bin ich eine bekennende Feministin, dadurch habe ich mich natürlich schon sehr viel mit dem Feminismus auseinander gesetzt.
Die Autorin erzählt auf eine anschauliche und leicht verständliche Art und Weise, wie sehr unsere Gesellschaft vom Sexismus geprägt ist.
Ernste Themen werden mit einer lockeren und teils auch sarkastischen Art erzählt, was gerade auch für jüngere Leser sehr ansprechend sein könnte - mir hat es jeden Falls gut gefallen, wurde dem Buch dadurch ein bisschen Steifheit genommen, ohne - und das ist ganz wichtig - direkt an Sachlichkeit zu verlieren.
Gerade für Menschen die sich weniger intensiv damit befassen, wird hier gut dargestellt, wie viele Problematiken es eigentlich noch gibt, der Begriff zeigt deutlich wo Sexismus anfängt und ich denke, dass kann ein Erwachen sein, das schon recht schockiert. Weil man dadurch feststellen muss, wie sehr man eigentlich selbst vom Sexismus betroffen ist. Außerdem zeigt die Autorin auf, warum der Sexismus eigentlich so schlimm ist, gerade auch bei Kleinigkeiten. ;)
Diesbezüglich bin ich sehr bei der Autorin und konnte sie vollkommen verstehen, empfinde ich es doch auch sehr schlimm, dass bereits kleinen Kindern unterbewusst klar gemacht wird, wo die Unterschiede zwischen ihnen liegen und was ihrem Geschlecht entspricht und was auf keinen Fall. Das prägt fürs ganze Leben und deswegen sollte meiner Meinung nach, davon Abstand genommen werden.

Auch ernstere Themen werden thematisiert, wie zum Beispiel sexuelle Gewalt. Hier wird ziemlich deutlich gezeigt, wie schwer Opfer es heutzutage haben und das selbst ein Nein manchmal nicht ausreicht, damit jemand für Vergewaltigung bestraft wird. All das wird natürlich auch durch entsprechende Quellen belegt.
Gerade solche Themen, haben mich doch sehr emotional werden lassen und haben eine regelrechte Wut herbei gerufen, denn auch wenn mir das vorher schon klar war, war die direkte Konfrontation mit den Fakten, doch recht hart. Vor allem wenn man dann kurz darauf zu lesen bekommt, dass gerade diejenigen die, die Macht hätten etwas zu verändern, keinen Bedarf dafür sehen.

Subjektiv empfindeich die Auflistung der Probleme und auch deren angebotenen Lösungsvorschläge als gelungen und mir wurde dadurch wirklich klar, wieso es so wichtig ist, dass es den Feminismus sowie auch den Humanismus gibt.

Die Frage ob der Autorin es hiermit gelingen kann Skeptiker zu überzeugen, kann ich aber nur mit einem klaren Nein beantworten. Das Buch erweckte auf mich nicht unbedingt den Eindruck als wolle man die Frau bevorteilen, sorgt aber auch nicht dafür, dass klar wird, dass es im Feminismus eben auch darum geht die Probleme der Männer beiseite zu schaffen.
Zwar wirft die Autorin immer mal wieder ein, dass es Männer ja hier und da ja auch schwierig haben, aber im nächsten Atemzug wird gleich wieder erwähnt, dass es Frauen ja noch viel schlimmer ergehe, was direkt davor schon thematisiert wurde.
Probleme die hauptsächlich den Mann betreffen aber ebenfalls durch Sexismus verursacht sind, werden dann schon mal gar nicht thematisiert. Dabei gibt es auch da so einiges, man nehme nur Sorgerecht der Kinder im Falle einer Scheidung als Beispiel. ;)

Das Buch erweckte selbst auf mich den Eindruck um den "Schutz" des Feminismus genießen zu können, muss man als Mann entweder homosexuell sein oder einen Migrationhintergrund besitzen etc.
Weiße Männer spielen das Leben ja eh auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad, wozu brauchen sie also Unterstützung? ;) (Das ist sicherlich etwas überspitzt formuliert, aber so kommt es häufig rüber - das Beispiel mit der Schwierigkeitsgrad stammt tatsächlich von der Autorin)

Ich fand das unglaublich schade, weil es meiner Meinung nach so einfach wäre Kritiker vom Feminismus zu überzeugen (wollen wir die Hardcore Fraktion mal außen vor lassen, die Frauen am liebsten wieder das Wahlrecht nehmen würden), man müsse einfach nur mal aufzeigen, wie sehr beide Geschlechter, alle Menschen von einer gleichberechtigten Welt eigentlich profitieren würden. Und dazu zählt nun einmal auch, dass man sich der Probleme des Mannes annimmt.

Besonders dreist empfand ich auch, dass die Autorin gegen Ende des Buches eine kleine Ansprache direkt an den Mann hält, in dem sie alle Männer dazu auffordert sich ihrer Schuld bewusst zu sein. Denn selbst wenn sie sich bemühen frei von Sexismus zu denken und zu handeln, unterstützen sie ihn ja dennoch in dem sie nichts dagegen tun. Und da die weißen Männer, also gerade die, alle Privilegien nutzen die sie haben anstelle sie abzulehnen, sind sie halt sowieso mitschuld. Das fand ich sehr anmaßend, konnte es allerdings auch nicht sonderlich ernst nehmen - das könnte generell auch noch mal ein Problem des Buches sein. ;)

Im letzten Teil gab es noch eine Tabelle über die Entwicklung der Frauenrechte, die empfand ich wirklich als sehr interessant, auch wenn ich es schon schockierend fand wie viel, vor nicht allzu langer Zeit den Frauen noch verwehrt gewesen ist. Selbst wenn man sich dessen ebenfalls irgendwo bewusst war. ;)

Außerdem hat sich die Autorin gegen Ende doch sehr in den Mittelpunkt gerückt, hat viel von sich erzählt und ihren Werdegang, das mag für einige natürlich interessant sein, für mich war es hier eher Fehl am Platz, wenn ich etwas über den Autor lesen will, dann lese ich eine Biografie o.Ä.


Fazit:
Subjektiv gesehen trifft dieses Buch in vielerlei Hinsicht genau den richtigen Nerv. Objektiv betrachtet wird das Buch gerade Kritiker nicht überzeugen können, weil es dem Buch einfach nicht gelingt ein neues (das wahre) Bild des Feminismus zu schaffen.
Profile Image for Nadja.
160 reviews1 follower
May 8, 2019
Interessant, lesenswert. Es stand viel von dem drin, was ich wusste und einiges, was ich nicht wusste, oder nein, worüber ich nicht nachgedacht hatte. Allerdings gebe ich trotzdem nur drei Sterne, weil ich finde, es gibt keine Botschaft. Es ist einfach eine Ansammlung von längst bekannten Ideen. Die Autorin hat das Buch geschrieben, weil sie wegen #aufschrei zum Medieninteresse aufstieg. Das wars.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Janice.
30 reviews25 followers
February 19, 2016
Eines der besten Bücher, die ich über dieses Thema gelesen habe. Anne Wizorek hat einen Schreibstil, der selbst dichte und informativlastige Informationen spannend und unterhaltsam zu vermitteln. Ihre Erfahrung als Bloggerin spielt dabei eine, wie sie selbst sag, maßgebliche Rolle. Ich hatte die tolle Möglichkeit sie zu treffen und an einer Gesprächstrunde mit ihr teilzunehmen; sie ist wirklich eine inspirierende Persönlichkeit, die ihren Standpunkt klar und deutlich an ihr Publikum vermitteln kann.
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