Eine ganz persönliche Geschichte der deutschen Literatur vom Mittlealter bis zur Gegenwart, von Deutschlands bedeutendstem Literaturkritiker Marcel-Reich-Ranicki, dem ebenso passionierten wie provokanten Liteaturkenner und -liebhaber
Marcel Reich-Ranicki was a Polish-born German literary critic and member of the literary group Gruppe 47. He was regarded as one of the most influential contemporary literary critics in the field of German literature and has often been called Literaturpapst ("Pope of Literature") in Germany.
MRR ist nicht unumstritten, vor allem weil sein Kanon doch sehr von Männern dominiert ist und er ziemlich arrogante Äußerungen über weibliche Autoren gemacht hat, etwa, dass sie keine Romane schreiben könnten (Quelle: Frauen Literatur von Nicole Seifert). Auch in diesem Buch, das chronologisch nach den Epochen der deutschen Literatur aufgeteilt ist, dominieren die Männer, insbesondere in den ersten Teilen. (Jedem Autor bzw. jeder Autorin wird je ein Kapitel gewidmet.) Immerhin geht Reich-Ranicki auf diesen Punkt in einem den eigentlichen Autorenporträts vorangestellten, sehr interessanten Essays selbst ein und macht dabei folgende Feststellung: "Nun beweist der minimale Beitrag der Frauen zur Literatur und zur Kunst der Vergangenheit noch keineswegs, dass Kreativität und Genie nicht Sache des weiblichen Geschlechts seien. Es wurde schon oft gesagt und kann nicht oft genug wiederholt werden: Die den Frauen in der von Männern beherrschten Welt zugewiesene Rolle hat ihnen die Beschäftigung mit allem Geistigen und Künstlerischen in hohem Maße erschwert, ja unmöglich gemacht." (Seite 56/57).
Es hat sicherlich mehr vergessene weibliche Autoren in der Literaturgeschichte gegeben, die MRR nicht bespricht, aber ich muss ihm zu Gute halten, dass ich durch die Lektüre dieses Buches doch ein paar neue Autorinnen gefunden habe, die mich interessieren (etwa Eva Demski).
Der Titel des Buches ist ein wenig missverständlich. Es handelt sich hier nicht um ein zusammenhängendes Werk über die Geschichte der deutschen Literatur. Vielmehr besteht es aus in den langen Jahren seines Schaffens gesammelten Essays über deutsche Autor*innen, die in chronologische Reihenfolge gebracht wurden. Das könnte einige Erwartungen enttäuschen. Auch ich bin eher mäßig mit dem Ergebnis zurechtgekommen, der Band stellt jedoch eine durchaus lohnende Lektüre dar und bietet definitiv viele interessante Informationen. Um mehr über die größtenteils vergessenen weiblichen Autoren zu erfahren, lese ich jetzt "Frauen Literatur" von Nicole Seifert.
Maybe I am being a bit overly harsh with regard to my criticism here, but I have indeed found the entire set-up (and yes, even the book title) of Marcel Reich-Ranicki's Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart for the most part and as a supposed history of German literature both annoying and even potentially misleading.
For while the text of Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart does definitely present many interesting observations, interpretations and analyses (although I do have to complain that much too often, I have found myself feeling as though the author, as though Marcel Reich-Ranicki were actively preaching at me, and indeed, woe betide me if I were to in fact deign to disagree with him), I guess when I purchased and downloaded Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart for my Kindle for iPad, I was actually expecting to encounter a straight forward and factual (as well as a relatively contemporary) literary history, which is in my humble opinion absolutely not the case with regard to Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, as the book title notwithstanding, what one actually is presented with for perusal in Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart is in fact a posthumous collection of diverse Marcel Reich-Ranicki essays and articles on specific German language authors and which the editors of Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart have simply organised chronologically and then called this collection a history of German literature (and which I for one simply do neither see nor am I even able to consider and accept, as for one, there is certainly rather overly much German literature missing in action so to speak in this book and that for two, because Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart is a collection of various and varying essays on German literature and thus not one single entity penned by Marcel Reich-Ranicki, the entire narrative of Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart often does tend to feel rather disjointed and alienating, with the presence of different writing styles, and Marcel Reich-Ranicki also at times even seeming to contradict himself, and this especially with regard to his attitudes towards German female authors).
Combined with the rather academically chafing fact that ALL of the bibliographic information at the back of Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart features ONLY Marcel Reich-Ranicki's own oeuvre (which from where I stand really does smack a bit of problematic arrogance) and that the name index features no page numbers, I really cannot and will not consider rating Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart with more than two stars maximum and to definitely not consider this book as in any manner an adequate history of German literature.
Der Titel ist irreführend. Er suggeriert eine intime Auseinandersetzung mit Reich-Ranickis eigenen Literaturerfahrungen. Hier handelt es sich jedoch um eine größere Sammlung von Artikeln und Porträts die Marcel Reich-Ranicki im Laufe seiner Karriere geschrieben hat – obgleich manche auch intim und offenherzig sind –, die posthum in diesem Buch zusammengetragen wurden, sortiert nach literarischen Epochen, angefangen von einer Interpretation eines Gedichts von Walther von der Vogelweide, bishin zu kurzen Porträts über Autoren des späten 20. Jahrhunderts, wie Patrick Süskind. Ein interessantes Konzept, das allerdings nicht ganz aufgeht, da Reich-Ranicki nicht zu jeder Schlüsselfigur einer Zeitepoche etwas geschrieben hat. Vom Mittelalter wäre neben Walther von der Vogelweide zb. auch ein Wolfram von Eschenbach interessant, der hier allerdings fehlt.
In meiner Beurteilung kann ich nicht auf die Wahrhaftigkeit der Fakten und Deutungen in den Porträts, die hier von Schriftstellern, kurz und knapp, gezeichnet werden, eingehen; dafür fehlt mir einfach das Wissen, zumal ich mit einigen, der behandelten Autoren noch gar nicht in Berührung kam, etwa Peter Weiss, Ingeborg Bachmann, Erich Fried, Elias Canetti, Else Lasker-Schüler, etc. Und auch bei denen, die ich schon ein wenig kennenlernen konnte, wie ein Brecht, Annette von Droste-Hülshoff, Dürrenmatt, Hesse, Anna Seghers, oder Thomas Mann – um nur wenige zu nennen – kann ich nichts Abweichendes beitragen.
Indes bin ich mit so einer Intention an das Buch aber auch nicht herangegangen. Vielmehr hoffte ich, den Effekt von Reich-Ranickis Autobiographie, auf mich, wiederholen zu können; also anregend, inspirierend auf mich zu wirken. "Mein Leben" machte mich neugierig auf die deutschsprachige Literatur und bewirkte eine eingehendere Lektüre von diversen Werken unterschiedlicher Zeitepochen, die ich anderweitig vermutlich nie gelesen hätte. Und recht war es, da es mir einen Zugang zu einem diversen Stück großartiger Literatur geschenkt hat, die ich heute nicht mehr missen wollen würde.
Ich möchte hier auch gleich einen weiteren Effekt dieses Buches nennen, der mich überrascht, aber sehr gefreut hat: Mir waren die großen Dichter, Romanciers und Novellisten wie bronzene Statuen, auf unmöglich hohen Podesten, blendend im Lichte, so dass ich mich nicht traute, sie anzufassen. Aber hier ist Marcel Reich-Ranicki, der an mir vorrübergeht, mit einer Leiter unterm Arm und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Er nähert sich den Massiven und hat keine Berührungsängste. Er löst die Statuen von ihren Sockeln und platziert sie auf kleineren, angemesseren Podesten. Nun blendet das Licht nicht mehr, ich sehe menschliche Züge in den Bronzegestalten. Reich-Ranicki, der wieder auf festem Boden steht und nun beginnt, die Gerühmten von der Last des mystifizierenden Staubs der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte zu befreien, bedeutet mir damit: dies war kein Sturz vom Sockel, sondern ein von Liebe und Bewunderung begleiteter Schritt, um Lesern, wie mir, das überschüssige Maß an Ehrfurcht, das zur Meidung und zu Berührungsängsten führt, zu nehmen und gleichzeitig einzuladen, die Werke jener Dichter, Denker, Romanciers, Novellisten, Essayisten und Feuilletonisten mit ruhigeren Augen, ohne Furcht, zu betrachten und zu lesen.
Und noch etwas Feines: er hat ein kleines Feuerchen in mir entfacht, und zwar für die Poesie; ein bedeutender Teil der deutschsprachigen Literatur, der sich mir bisher leider weniger erschlossen hat. Seine Besprechungen von Gedichten, in diesem Band, etwa von Ulla Hahn oder Mascha Kaléko, haben mich neugierig gemacht. Nun muss ich die Flamme sorgsam behüten und durch richtige Lektüre vergrößern und wetterfest gestalten.
Man kennt Reich-Ranicki als diesen, im Ton harschen und unbarmherzigen Kritiker, der berüchtigt ist für seine Verrisse und dessen pathos-schwangere O-Töne man gern schmunzelnd wiedergibt. Wenn ich aber den Artikelschreiber Reich-Ranicki in dieser Sammlung anhöre, dann bestätigt sich der Eindruck nicht. Hier ist er differenziert, ja eher freundlich gegenüber seinen "Patienten", mitunter spielt sogar große Dankbarkeit eine Rolle. Hier spüre ich, ähnlich wie in seiner Autobiographie, nicht nur den Kritiker, sondern auch den leidenschaftlichen und begeisterten Leser, der mich so inspiriert hat.
Ich muss mich also wieder dankbar zeigen, denn ich wurde erneut inspiriert, wenn auch im geringeren Maße, als damals.
Eines der Bücher, das mir spontan in die Hände gefallen ist. Obwohl Reich-Ranicki mir immer ein Begriff war, habe ich seine Beiträge bisher weitestgehend ignoriert. Nicht mit Absicht, aber es gab halt keinen Anlass sich mehr mit ihm zu beschäftigen.
Nachdem ich im ersten Halbjahr 2018 Das Literatur-Buch gelesen habe, hatte ich allerdings echt Laune mal mehr über den Kanon der Deutschen Literatur zu lesen. Ich habe hierbei nicht den Anspruch den einen Kanon zu finden, an den ich glaube kann, aber ich mag es mich damit auseinanderzusetzen, wer was für wichtig hält. Ich denke gerne drüber nach, warum das dann so ist.
Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von Aufsätzen, Reden und Berichten aus mehreren Jahrzehnten Schreibensgeschichte von Herrn Reich-Ranicki. In meinen Augen war klar, dass es sich um eine solche Sammlung handelt - wer aber eine umfangreiche, geschliffene Literaturgeschichte erwartet, wird enttäuscht werden.
Dadurch, dass die Beiträge zu verschiedenen Anlässen geschrieben wurden, haben sie oft einen unterschiedlichen Fokus, Umfang und unterscheiden sich auch bei der Tiefe der Informationen.
Warum habe ich das Buch so gemocht? Ich habe einige Autoren entdeckt, die vorher nicht auf meiner Liste standen. Und ich fand es fantastisch zu sehen wie passioniert Reich-Ranicki über verschiedene Autoren geschrieben hat. Ich mag seine Meinung nicht immer teilen, aber das Buch war sehr unterhaltsam und hat sich in meinen Augen auf jeden Fall gelohnt.
A bit of a cheat in the title, this isn't really a concise and structured history but a posthumous collection of essays, speeches, newspaper articles, reviews, chronologically sorted by subject matter. You have to love it when the introduction already has a quote like "Klassikerverehrung [ist] eine Spezialität des deutschen Untertanen-Staates" (hard to translate: the worship of classic novels is a specialty of the German underling-state).
It starts with some "general" essays on German literature like on the role of Jews in German literature or the "heart" in German writing, and then iterates over authors, starting with Walther von der Vogelweide and ending with a review of Süskind's Das Parfum. There's a bit of a focus is on Reich-Ranicki's temporaries, post WW2 literature, GDR literature - Koeppen, Grass, Kästner, Weiss, Dürrenmatt etc., but it's not like the earlier history in the form of Goethe, Lessing, Hölderlin, Heine, Hesse etc. is neglected. (The essay on Kraus made me laugh - Reich-Ranicki didn't like Kraus' constant need to be some kind of messiah/prophet for his "disciples" without a hint of self-irony, no wonder Franzen loves Kraus so much! They're the same person!)
There's so much previously unknown (to me) to discover here (Alfred Polgar, Eva Demski, Jureck Becker, Ulla Hahn, Ingeborg Bachmann, Sarah Kirsch, Erich Fried...), and for that I'm thankful. All essays and reviews are honest - bad writing is dragged to the light, nonsensical formulations by greats like Schiller are logically analyzed and ripped apart, love letters are written to good writing (and sometimes, like in Jelinek's essay, even bad writing is praised if the power behind becomes obvious).
It's a good, but not really coherent intro to German literature with a slight focus on the modern. If you're into that, go for it!
I'm a little annoyed by the deceptive packaging of this book, which is in no sense "his" history of German literature, as it was posthumously assembled after the author's death. It is nonetheless an outstanding collection of illuminating essays and lectures that do more or less span the history of German literature, though the 19th and 20th centuries receive by far the most attention. Some curious omissions, like Kafka and Rilke. Very enjoyable and stimulating collection.