»Beruflicher Erfolg macht glücklich« und »Die Zukunft ist weiblich«. So tönt es uns derzeit allerorten entgegen. Wer das nicht glauben mag, weil er gegen den alltäglichen Wahnsinn kämpft, den der Versuch, Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen, mit sich bringt, dem wird gerne mit einem Killerargument »Das ist doch alles nur eine Frage der Organisation«. Susanne Garsoffky und Britta Sembach entlarven diese Sätze als die Lügen, die sie sind, und fordern mehr Ehrlichkeit bei diesem Thema – denn wir können aus der Vereinbarkeitsmisere wieder herausfinden. Wer Familie und Beruf gleichzeitig leben will, zahlt einen Preis – und dieser Preis ist hoch. Auch wenn man uns immer weismachen will, dass wir beides haben können – Kinder und Karriere – und dass alles möglich ist, so haben doch fast alle von uns am eigenen Leib erfahren, dass das einfach nicht stimmt. Da hilft es auch nichts, wenn man uns vermeintliche Vorbilder von Victoria Beckham bis Ursula von der Leyen vor die Nase hält, denn wir sind halt nicht so, sondern ganz normal. Es gibt keine Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und das ist auch keine Frage der Organisation. Es gibt nur ein Nebeneinander. Strukturelle Probleme verlagern wir auf das Individuum und das kann auf Dauer nicht gutgehen. Susanne Garsoffky und Britta Sembach geht es nicht um individuelle Lebensentwürfe und weitere Selbstoptimierungsversuche, sondern um gesellschaftliche Solidarität. Sie zeigen, wie mögliche Lösungen für unsere Gesellschaft aussehen könnten.
Was war das denn? Ein Manifest? Ein Ratgeber? Ein Sachbuch?
In jedem Fall war dieses Buch grausam strukturiert und liest sich über wieder Strecken eher wie ein soziologischer Wutanfall. Aus der Soziologie kommen viele Quellen, der Rest sind aufgeschnappte Anekdoten. Was die beiden Autorinnen eigentlich wollen, bleibt bis in das letzte Kapitel verborgen. Und selbst da bleibt es vage.
Auf dem Weg dahin wird sich viel aufgeregt - eine sachliche Argumentation darf man nicht erwarten. Im Ergebnis läuft es darauf hinaus, dass insbesondere Frauen Mehr Zeit mit der Familie wollen würden. Insbesondere im vorletzten Kapitel, in dem Frankreich und Schweden als Beispiele besserer Vereinbarkeit abgewatscht werden - hier werden einfach schnell kulturelle Unterschiede in Stellung gebracht. Oder landesinterne Kritik verabsolutiert, die dann - welche Überraschung - darauf hinausläuft, dass auch Französinnen und Schwedinnen insgeheim das Gleiche wie die Autorinnen wollen. Dass dort staatliche Kinderbetreuung viel besser funktioniert, ignorieren die Autorinnen weitestgehend.
In den Kapiteln, die der Situation in Deutschland gewidmet sind, bleiben die Autorinnen trotz ihrer scheinbaren soziologischen Basis in der eigenen Blase hängen. Die Kritik kommt oft von der Position von mehr oder weniger selbstständig arbeitenden Medienschaffenden.
In der Summe verspricht das Marketing hier ein Buch, dass die beiden Autorinnen nicht einlösen wollen. Sie wollten ordentlich Dampf ablassen, nicht mehr.
In ihrem Buch „Die Alles ist möglich-Lüge“ schreiben Susanne Garsoffky und Britta Sembach, warum ihrer Meinung nach Familie und Beruf nicht zu vereinbaren seien.
Alles Lüge
Dabei arbeiten sie sich systematisch am Thema ab, indem sie die Alles ist möglich-Lüge in fünf Unterkategorien unterteilen, in denen wir belogen werden.
Das Buch spricht vieles aus, was ich ohnehin denke .. nur mit Quellen belegt. Von daher fand ich es recht interessant und bestaetigend, aber auch ein wenig redundant. Und eben auch (leider) ein wenig ziellos. Ich denke auch nicht, dass Alles moeglich ist ... bzw. kostet "Alles" eben etwas. Eine flexiblere Gesellschaft waere sicher fuer alle besser, aber solange Menschen aus Angst vor verpassten Chancen sich fraglos dem System unterordnen und der Staat das auch noch foerdert, wird sich daran nichts aendern. Nur, dass diese Angst eben auch in einem solchen System durchaus berechtigt ist .. meiner Meinung ein ziemlicher Teufelskreis. Im Endeffekt bleibt einem nichts anderes als sich fuer einen Weg zu entscheiden, der das persoenliche geringste Uebel darstellt und das Beste daraus zu machen. Fuer mich ist klar, dass zum Kinder haben eben auch gehoert, Zeit fuer Kinder zu haben. Ich wuerde mir wuenschen, dass es moeglich waere, diese Zeit gleich zwischen den Eltern aufzuteilen und mit steigendem Alter der Kinder (angepasst an deren Beduerfnissen und nicht denen der Arbeitgeber) dann auch aus der Familie auszugliedern ... aber heutzutage ist das Risiko zweier temporaerer Teilzeitkarrieren leider immer noch sehr gross.
Wie der Titel schon sagt, ist dieses Buch ein Plädoyer gegen die landläufige Meinung, dass Familie und Beruf mit ein wenig Organisation unter einen Hut zu bringen sind. Die Autorinnen belegen mit persönlichen Erfahrungen, Statistiken und Zitaten von Soziologen, dass die Emanzipation der Frauen noch lange nicht so weit fortgeschritten ist, wie uns Wirtschaft und Politik immer weismachen wollen. Die Statistiken sind hauptsächlich auf Deutschland bezogen, die Problematik an sich ist aber auch gut auf die Schweiz übertragbar. In einem Kapitel gehen die Autorinnen auf die Situation in anderen Ländern des europäischen Auslands ein. Ein grosses Anliegen der Autorinnen ist auch, dass die Familienarbeit (nicht nur die Erziehung der Kinder, auch die Pflege älterer Menschen) mehr Wert erhält.
Ein Buch, das Frauen Mut macht sich von der Alles-ist-möglich Theorie zu verabschieden und eigene Wege zu gehen.