Zum ersten Mal seit vielen Jahren fühlt sie sich wieder Die Kinder sind ausgezogen, in ihrem Dasein zwischen Großstadt und Landleben breitet sich Ruhe aus. Doch dann wird ihre Wohnung von ihrer Schwester besetzt, es droht ihr ein Zahn auszufallen und sie wird mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert. Während sich das eher marginale gesundheitliche Dilemma zu einer kleinen existenziellen Krise auswächst, trifft sie im Supermarkt einen Mann von früher Friedrich. Eine Begegnung, die sie vor eine Frage stellt, mit der sie sich eigentlich nicht mehr beschäftigen Ist sie bereit für eine weitere Liebesbeziehung? Oder besser Ist sie bereit, ihr gutes Leben zu teilen, ihre innere Zufriedenheit zu riskieren, schon wieder? Ein moderner Roman über das Leben als Frau, der das ewige Primat der romantischen Liebe infrage stellt – unverbittert, witzig, lebensklug
Doris Knecht war stellvertretende Chefredakteurin des Wiener Stadtmagazins «Falter» und Kolumnistin des Schweizer «Tages-Anzeiger». Für den «Kurier» schreibt sie die tägliche Kolumne «Knecht», für den «Falter» wöchentlich eine Familienkolumne, in der Wiener «rhiz-bar» legt sie regelmäßig als Djane auf. «Gruber geht» (2011), ihr erster Roman, wurde ein Überraschungserfolg und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Doris Knecht lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.
Die namenlose Ich-Erzählerin ist in ihren 50ern und führt ein gutes, erfülltes Leben zwischen ihrer Stadtwohnung in Wien und einem kleinen Haus auf dem Land. Ihre Zwillinge sind ausgezogen, sie hat einen guten Freundeskreis und arbeitet als Autorin. Dann trifft sie ihren alten Bekannten Friedrich zufällig im Supermarkt. Soll sie ihre Zufriedenheit wirklich riskieren und sich nochmal auf einen Mann einlassen?
Dieses Buch war so eine Wohltat. Wie ein langes, gutes Gespräch mit einer Freundin, ehrlich, tröstlich und witzig. Die Erzählerin lässt uns tief in ihre Gedankenwelt eintauchen. Sie denkt über ihr Leben nach, erinnert sich an vergangene Beziehungen, plant die Hochzeit ihrer Freundin, sucht stundenlang im Internet nach passenden Socken, macht sich Sorgen um ihre Schwester. Sie resümiert über ihr ungesundes Beuteschema und toxische Ex-Partner, baut nebenbei Luftschlösser mit einem Mann, dem sie nach langen Jahren nur kurz im Supermarkt begegnet ist und schämt sich dafür. Sie beleuchtet das Dating– und Beziehungsverhalten vieler Frauen präzise: Wie man sich oft in Beziehungen anpasst oder gar verliert, wie man sich ständig mit den Augen der Datingperson sieht, wie man ständig an eine mögliche Zukunft denkt und dabei 500 Schritte zu weit voran prescht. Genauso treffend schreibt Doris Knecht über das Älter- und damit einhergehende Unsichtbarwerden, Freundschaften und Alleinerziehende. Das alles ist überhaupt nicht selbstmitleidig, sondern reflektiert und witzig.
„Ja, nein, vielleicht“ kommt ohne große Dramen aus, aber zeigt die kleinen, alltäglichen Sorgen, die uns beschäftigen. Ich fand das sehr überzeugend und habe gerne Zeit in dieser Welt und mit dieser Frau verbracht. Große Empfehlung.
Eine absolute Wohlfühlgeschichte und ein Mutmachbuch für alle Singles, die sich alt, unsichtbar und unzulänglich fühlen. Lest dieses lebensbejahende, lustige Buch! 🌺🌻🌸🌼🌷
Definitiv ja! „Leider ist es nicht so, dass das Leben sich wie eine Geschichte in vier Handlungsstränge einteilen lässt, die kopierte Wohnung, der ausfallende Zahn, die Hochzeit der besten Freundin, die Begegnung mit dem alten Lover.“ (S. 119) Doris Knecht schafft es für mich wieder einmal diese Handlungsstränge wunderbar ineinander zu verweben. Das Buch schließt inhaltlich an „Eine unvollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ und war für mich wieder ein Jahreshighlight. Wie schön sie über Freund*innenschaft, romantische Beziehungen und Familie schreibt, hat mich total abgeholt und bei der Spannung gegen Ende des Romans konnte ich das Buch die letzten 40 Seiten nicht mehr weglegen. Auch Themen wie die eigene Emanzipation und die Unterschiede von Stadt und Landleben kommen hier nicht zu kurz. Vor allem weil man nicht weiß, was autobiografisch und was Fiktion ist, ließ mich während der Lektüre grübeln und gelingt der Autorin wieder 1A.
„[…] und als ich wieder heimging, wurde mir, ich weiß nicht mehr, warum, plötzlich klar, in diesem Leben werde ich nicht mehr in einer Band Gitarre spielen. Diesen Abschnitt meines Lebens, in dem eine solche Möglichkeit umsetzbar erschien, habe ich hinter mir. “ Doris Knechts namenlose Protagonistin hat zu Romanbeginn so einiges hinter sich: Die Ehe - gescheitert. Die Kinder – erwachsen und ausgezogen. Der Zahn – von Paradentitis geplagt, muss raus. Doch als moderne, alleinstehende Frau jenseits der 40 möchte sich das Leben noch nicht aufgeben. Sie besucht Freunde, alte Liebschaften kehren zurück und die Hochzeit der besten Freundin will organisiert werden. Dabei zählt die eigene Unabhängigkeit am meisten. Ihre Ungebundenheit möchte die Frau auf keinen Fall aufgeben, auch wenn sie manchmal auf die Hilfe der Nachbarn angewiesen ist.
„Ja, Nein, Vielleicht“ ist ein Roman, der einen modernen, alternativen Lebensentwurf für Frauen bereithält. Warum braucht es denn einen Mann, um glücklich zu leben und glücklich alt zu werden, fragt die Erzählung in nahezu jedem Kapitel. Manchmal heißt es aber auch: Und wenn doch? Was könnte ein Mann Bereicherndes hinzufügen? Dennoch zieht sich die Betonung der eigenen Ungebundenheit durch den Text. Zu oft schon wurde die Hauptfigur von Männern enttäuscht.
Eigentlich wollte ich Doris Knechts neuen Roman wirklich gerne mögen. Denn die anderen Bücher der Autorin, allen voran „Die Nachricht“, haben mir gefallen, waren inspirierend und haben die Wahrnehmung von Frauen in das richtige literarische Licht gerückt. Doch irgendwie wollte es mit dem neuen Buch nicht so ganz klappen. Dabei sind werde der Schreibstil, noch die Einfälle der Autorin schlecht. Ganz im Gegenteil: Knecht spielt mit den Leser*innen. Ihre Protagonistin, selbst Schriftstellerin, lässt Knecht Begegnungen aus dem Alltag im fiktiven Roman verarbeiten. Diese zweite Ebene des Fiktionalen verwebt sich geradezu eigenständig mit der eigentlichen Geschichte. Bald weiß man beim Lesen nicht mehr, welche Handlung erdacht ist und welche zumindest in der Welt der Autorin tatsächlich passiert.
Das macht „Ja, Nein, Vielleicht“ auf der einen Seite interessant. Auf der anderen Seite baut Knecht dadurch aber auch eine große Distanz zwischen Erzählstimme (die Protagonistin) und Leser*innen auf. Beim Lesen habe ich mich eher wie ein Zaungast gefühlt, der über die Gartenmauer einen Blick in das Sommerhaus der Hauptfigur wirft. Richtig nah kam mir die Figur nicht – und dass, obwohl sie zahlreiche Probleme hat, die sie sympathisch erscheinen lassen könnten. Leider wird die Handlung so ziemlich beliebig bis gleichgültig. Ich konnte nicht richtig in den Sog der Erzählung einsteigen und so blieb mir die Geschichte am Ende recht gleichgültig.
"Am nächsten Morgen wache ich auf und finde mich plötzlich wieder an diesem inneren Ort, an den ich nie wieder hinwollte: an dem Ort, wo ich die Nachricht eines Mannes erhoffe. Ich kenne diesen Ort gut. Es ist ein Ort, dessen Landschaft sich von heute auf morgen von einem blühenden Hügel mit idyllischem Ausblick in ein kaltes, schlammiges Tal verwandeln kann, dort geht die Sonne mit einem Anruf auf und mit einer nicht beantworteten Nachricht unter, dort verknüpfen sich mein Wohlbefinden, mein Aussehen, mein Selbstwert untrennbar mit dem Blick eines Menschen auf mich, der nicht ich bin, dort fange ich an, mich den möglichen Erwartungen eines Mannes entgegenzubiegen. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, die Tür zu diesem Ort wieder aufzumachen, ich war dort schon zu oft, ich weiß nicht, ob ich da nochmal hinwill, Friedrich, ich weiß nicht."
„Es ist gestört, was diese Trigger auslöst, und es ärgert mich, weil der Trigger so oft in keinem Verhältnis zu der Bedeutung der Person steht, an die der Trigger geknüpft ist. Es gibt zum Beispiel eine völlig unwichtige Person, an die man jedes Mal denken muss, wenn man das Bad putzt."
"Und das Leben ist eben kein Kammerspiel mit zwei oder drei interessanten Figuren. Es kommen auch welche vor, die sind nervig oder semispannend oder einfach nicht so wichtig, so ist das Leben halt."
"Jemand hat mich mal gefragt, woher mein pessimistisches Männerbild käme. Na ja, hm, wie soll ich sagen, das kommt vom Leben als Frau. Das Leben als Frau hat mich gelehrt, Männern zu misstrauen, auch Männern, die ich zu kennen glaubte."
"Weil ich einfach nicht begreifen will, dass die Hochzeit die Königin unter den Feierlichkeiten ist und dass der Liebe, die da zelebriert wird, alles andere unterzuordnen ist."
"Ich dachte, dass ich gern mit ihm in ein gutes Brillengeschäft gehen würde, mit ihm eine Brille aussuchen, die ihm besser steht, vielleicht eine mit einem Metallrand oder eine graubraune Hornbrille. Oder sogar schwarz. Ich wüsste, was ihm steht."
"[…] denn wenn ich meine Dinge in Ordnung habe, ist auch mein Leben in Ordnung und meine Gefühle, die sich vollkommen durcheinander und verletzt anfühlten […]"
„Kürzlich las ich in der New York Times einen Satz. »Women deserve rage.« Ich habe mir meine Wut auch verdient."
"Wieder mal an einer Männerhand durch die Menge zu driften, nicht allein, wie sonst immer. Mal zu zweit sein, statt einzeln. Es gefiel mir, dass die Leute um uns herum uns für ein Paar hielten. Dass ich mal die Hälfte von etwas war, mit einer anderen Hälfte, die von meiner Hälfte ablenken konnte, von der Einzelnen, die ich normalerweise repräsentierte. Man wird weniger gejudged, wenn man zu einem Mann gehört, das merkte ich unmittelbar nach der Trennung, und es klebt einem kein L mehr auf Stirn: Loner, Loser, Lesbe, Luder. Man ist sozusagen approved und somit auch für andere Männer vorstellbar. Das Leben ist vielerlei Hinsicht einfacher, leichter, wenn es einen Mann gibt, auch wenn er nur im Hintergrund vorhanden ist, als Name, als Schutzschild. Man weiß das erst, wenn man sich von diesem Hintergrund löst."
Es war wahnsinnig viel in der Geschichte das mich angesprochen hat, aber trotzdem fand ich, dass sie sich teilweise irrsinnig gezogen hat. Der letzte Teil hat mir wirklich gut gefallen, der Rest war eher so “naja” für mich. Trotzdem nett zu lesen, aber wird mir nicht in Erinnerung bleiben.
Für mich war »Ja, nein, vielleicht« das erste Buch der Autorin. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass es quasi der dritte Roman einer Art Reihe ist, jedoch muss man diese nicht unbedingt vorher gelesen haben.
Die namenlose Ich-Erzählerin befindet sich in einer Phase zwischen Umbruch und Selbstfindung. Sie ist in ihren 50ern, ihre Kinder sind ausgezogen und mit ihrem Job als Autorin schafft sie es, sowohl eine Stadtwohnung in Wien als auch ein kleines Haus auf dem Land zu unterhalten. Trotz ihres eigentlich erfüllten Lebens nagen Zweifel an ihr und als sie eines Tages einen alten Bekannten im Supermarkt trifft, löst diese Begegnung einiges in ihr aus. Soll sie sich noch einmal auf einen Mann einlassen oder ist alles so gut, wie es ist?
Die Autorin hat mit »Ja, nein, vielleicht« eines dieser Bücher geschaffen, welches von seinen eindringlichen Zwischentönen lebt. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Familie, Zusammenhalt und Selbstfindung, die sich mit den kleinen und größeren Sorgen des alltäglichen Lebens beschäftigt. Die Handlung kommt ohne große Dramen daher, ist zum größten Teil unaufgeregt und leise und dennoch voller Tiefe und Bedeutung. Knechts Schreibstil ist klar und präzise, einzig die vielen Anglizismen (gerade im ersten Drittel des Buches) fand ich unpassend und etwas irritierend. Die Figuren wirken mit ihren Stärken und kleinen Marotten absolut authentisch und zutiefst menschlich.
Es ist eines dieser Bücher, das sich anfühlt wie ein Gespräch mit einer guten Freundin. Eine berührende Geschichte, die sicher noch lange nachhallen wird. Große Empfehlung von mir!
Mit meinem ersten Buch von Doris Knecht habe ich mich sehr schwer getan. Ich habe lange gebraucht um in diesem kurzen Buch anzukommen, war zeitweise sogar bewegt, es abzubrechen.
Die Geschichte beginnt sehr langsam, führt, gefühlt, nirgendwohin, die namenlose Protagonistin wiederholt sich ständig und macht aus kleinen Problemen ein riesen Ding. Zusätzlich fängt sie dann übel stark das herumphilosophieren an über die irrelevantesten Dinge. Das empfand ich zeitweise als so anstrengend und nicht nachvollziehbar, dass ich erstmal eine ein-wöchige Pause von dem Buch einlegte.
Als ich es danach wieder aufgriff, sah ich die Dinge ganz anders. Wer weiß, woran es gelegen hat. Aber im Laufe der Geschichte konnte ich mich immer weiter in ihr einfinden und auch zeitweise mitfühlen, konnte die Aufregung über verschiedene Alltagssituationen sehr gut verstehen. Dennoch hat die Geschichte keinen wirklichen roten Faden, der Hauptfigur passieren die ganze Zeit nur Sachen und ich hätte mir gewünscht, dass sie mehr für sich selbst einsteht. Stattdessen ist sie mir persönlich zu verkopft mit jedem Punkt aus ihrem Leben. Wilder Weise empfand ich die Geschichte dennoch als sehr flach.
Viele sozialkritische Themen werden angeschnitten, man spürt die Wut, die man als Frau mit vielen anderen teilt, aber es hat für mich nicht wirklich gereicht.
Sehr treffend, sehr unterhaltsam, ein perfektes Sommerbuch zum kurz den Alltag vergessen und schmunzeln und die Ich-Erzählerin zur neuen besten Freundin machen, innerlich :-)
Doris Knecht trifft bei mir immer genau den richtigen Nerv - und auch mit dieser Geschichte hat sie mich vollends überzeugt!
Im Mittelpunkt steht eine Frau um die Fünfzig, die nach dem Auszug der Kinder einen neuen Lebensabschnitt beginnt. Die neu gewonnene Freiheit und Ruhe werden jedoch jäh unterbrochen, als unerwartete Ereignisse eintreten: Ihre Schwester quartiert sich in ihrer Stadtwohnung ein, ein wackelnder Zahn wird zum Symbol für Vergänglichkeit und Alter und eine alte Jugendliebe macht sich in ihren Gedanken breit …
Ich fand es großartig! Vielleicht liegt es daran, dass ich selber im gleichen Alter wie die Protagonistin bin und ich sie unglaublich nahbar und authentisch empfand. Die Art und Weise, wie die Protagonistin ihre Gedanken schweifen lässt und sich mit alltäglichen Sorgen sowie tiefgreifenden existenziellen Fragen auseinandersetzt, hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Es ist eine Geschichte, die keine großen Dramen benötigt, um zu fesseln (auch wenn es im letzten Viertel dann doch eine Katastrophe gibt), sondern die ihre Stärke aus der präzisen Beobachtungsgabe und dem feinen Humor der Autorin zieht. Ich habe mich in vielen Aspekten wiedergefunden, besonders in den geschilderten Alltagsproblemen und den Überlegungen zur eigenen Autonomie.
Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Die Ich-Erzählerin ist selber Autorin, so dass ich mich oft gefragt habe, inwieweit das Erzählte autobiografisch ist. Unabhängig davon ist sie sympathisch und lebensklug, begegnet Alltagsproblemen zwar irgendwie nörgelnd, aber auch mit einem Augenzwinkern und einer beneidenswerten Gelassenheit. Besonders begeistert hat mich, wie sich die Ich-Erzählerin in ihren Gedanken verliert – aus scheinbar alltäglichen Ereignissen entstehen tiefgehende Reflexionen über das eigene Leben – und gerade diese Gedankenströme konnte ich sehr gut nachvollziehen. Der Schreibstil von Doris Knecht ist pfiffig, ironisch und pointiert. Der Ton wechselt nahtlos zwischen lakonischem Humor und ehrlicher Verletzlichkeit, wodurch ich das Gefühl hatte, einer klugen Freundin beim Nachdenken zuzuhören. Die Sprache ist von hoher Qualität, und die Autorin schafft es, komplexe Themen wie Selbstbestimmung, Alter und Familiendynamik leicht und zugänglich zu behandeln.
Natürlich ist das Buch kein Thriller, und trotzdem fand ich es spannend und konnte es kaum aus der Hand legen. Es herrscht ein ruhiger Grundton, dennoch ist alles lebendig und authentisch, und das Gedankenschweifen der Protagonistin hat mich oft schmunzeln lassen, aber auch zum Nachdenken angeregt. Die Metapher des Zahns als Symbol für die eigene Endlichkeit hat mir sehr gut gefallen und zieht sich als roter Faden durch die Geschichte. Ich fühlte mich der Protagonistin und ihrer inneren Welt sehr nahe und war traurig, als ich das Buch beendet hatte – das Ende ist aber ein sehr schlüssiges, und der Abschluss rund und gelungen
Das perfekte Buch, wenn ihr über 5ü und in Eimer Midlife Crisis seid, weil ihr falten bekommt und es nicht genug Botox gibt, um die Lehrstellen in eurem Leben zu füllen. Ihr gehört zwar der privilegierten Schicht mit 2 Wohnadressen an, aber ihr seid immer noch sexy und behrenswert....
wieder einmal völlig unnötig. lest es wenn ihr in der Arktis festsitzt. Ihr könntet Bären vorlesen und die immerhin vertreiben.
Also dieses Buch ist wie ein langes Gespräch mit einer (älteren) Freundin. Doris Knecht hat hier einen wirklich klugen und empathischen Roman über das Leben einer Frau Mitte fünfzig geschrieben, die nach Scheidung und dem Auszug der Kinder ganz bei sich angekommen zu sein scheint. Die Erzählerin lebt in ihrem ganz selbst gewählten Rhythmus zwischen Stadtwohnung und Landhäuschen, schreibt an ihrem neuen Roman, pflegt ihre Unabhängigkeit – und genießt, was sie sich erarbeitet hat: Ruhe, Zeit für sich und ein gewisses Maß Kontrolle über ihr eigenes Leben. Doch dieses Gleichgewicht gerät ins Wanken, als ihre Schwester vorübergehend bei ihr einzieht, ein Zahn zu wackeln beginnt – und Friedrich, ein Mann aus der Vergangenheit, im Supermarkt plötzlich wieder vor ihr steht. Es ist die Geschichte einer Frau, die sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht, als dass alles so bleibt, wie es ist – und die sich doch schließlich die Frage stellen muss, ob sie bereit sein könnte, für eine mögliche Liebe erneut einen Teil ihres so geliebten Gleichgewichts zu riskieren. Die Protagonistin bewegt sich durch einen inneren Monolog aus Erinnerungen, Zweifeln, Ironie und genauen Beobachtungen, der so ehrlich und lebensnah wirkt, dass man unweigerlich den Blick auf sich selbst lenkt. Es sind Gedanken über die Einsamkeit als selbst gewählte Freiheit, über gesellschaftliche Erwartungen an Frauen im mittleren Alter, über Körper und Begehren, über Nähe und Unabhängigkeit. Und alle Graustufen dazwischen. Knechts Sprache ist erstaunlich präzise und dabei gleichzeitig absolut unaufgeregt und gespickt mit sehr feinem Humor. Mit einem wirklich guten Gespür für die ganzen Graustufen eines Lebens zeichnet sie eine Figur, die sich selbst zum Maßstab nimmt – und gleichzeitig permanent in Beziehung zu anderen steht: zur Schwester, zu Freundinnen, zu Männern, zu den eigenen Kindern und zu sich selbst und ihrem vergänglichen Körper. Die Begegnungen mit diesen Nebenfiguren, allesamt klug beobachtet und glaubwürdig gezeichnet, spiegeln verschiedene Lebensentwürfe wider und erweitern die Fragen, die der Roman immer wieder aufwirft. Handlungstechnisch passiert hier in diesem Roman eigentlich nicht viel. Was auf den ersten Blick ggf. ein bisschen fad scheinen könnte, ist meines Erachtens die große Stärke des Romans: Es geht nicht um große Dramen oder spektakuläre Wendungen, sondern um das Ringen um innere Klarheit. Um das Nachdenken über Liebe als Zumutung und / oder Möglichkeit. Um das Ja, das Nein und das Vielleicht, das dazwischen liegt – zögerlich, vorsichtig, ehrlich. Und es ist so herrlich - wirklich ganz herrlich - ehrlich. Ich glaube, jede Leserin und sicher auch viele Leser waren schon in solchen Situationen. Und ich als U50-Leserin habe mir vorgestellt, wie wohl mein Leben in 10 Jahren sein wird und ob ich ähnliche Gedanken haben werde. Es war ein guter und mutmachender Blick in die Zukunft. Einige Leserinnen mögen sich an der fragmentarischen Erzählweise oder den Passagen aus dem Buch-im-Buch stören, die den Lesefluss gelegentlich unterbrechen. Doch wer sich auf Knechts ruhige, reflektierende Erzählweise einlässt, wird mit einer tiefgründigen Lektüre belohnt, die lange nachhallt und viele Schmunzel-Momente schenkt. „Ja, nein, vielleicht“ ist ein Roman über das Älterwerden, über weibliche Selbstbestimmung, über Verletzlichkeit und das Ringen um emotionale Autonomie. Ein Buch, das nicht belehrt, sondern begleitet – und das in seiner leisen Intensität umso kraftvoller wirkt.
"Ja, nein, vielleicht" ist mein zweites Buch der Autorin, die mir von meiner Nichte empfohlen wurde, die jedes Buch von Doris Knecht verschlingt. Nach "Die Nachricht" konnte mich aber auch ihr neuester Roman nicht komplett abholen, obwohl sich das Thema um das Älter werden und Vergänglichkeit dreht, welches (leider) in meinem Alter nun doch immer präsenter wird. Auch die Hauptprotagonistin fühlt sich durch den baldigen Verlustes eines Zahnes plötzlich daran erinnert, dass sie in der zweiten Lebenshälfte angekommen ist. Die Kinder sind ausgezogen und leben ihr eigenes Leben, während sie zwischen der Wohnung in der Stadt und ihrem Häuschen im Waldviertel hin- und herpendelt. Der Vater der Kinder hat sich schon lange verabschiedet und nun ist endlich Ruhe in ihrem Leben eingekehrt. Mit ihrem Hund lebt sie zurückgezogen in ihrem Haus am Land und sinniert über die kommenden Jahre. Was kann sie sich noch von der Zukunft erwarten? Als sie nach 25 Jahren ihre Jugendaffäre Friedrich in einem Supermarkt wieder trifft, fängt sie an darüber nachzudenken, ob sie nochmals eine Partnerschaft eingehen würde? Friedrich, der mit ihr gemeinsam die Milleniumsnacht in New York im Bett verbrachte, geht ihr nur mehr schwer aus dem Kopf. Doch möchte sie tatsächlich ihr geruhsames Leben am Land teilen und sich den Wünschen eines Mannes richten? Ja, nein oder doch vielleicht? Die Gedanken sind da, doch als sich ihre Schwester Paula in der Stadtwohnung einnistet und auf ihre Anrufe nicht reagiert und die Zahnarztbesuche zunehmen, tritt Friedrich erstmal in den Hintergrund.
Im Großen und Ganzen begleiten wir die namenslose Ich-Erzählerin bei ihrer täglichen Routine, was einem das Gefühl gibt, aus einem Tagebuch zu lesen. Es passiert nicht wirklich viel. Weite Teile des Romans folgen wir einfach den Gedanken der Erzählerin. Es sind Reflexionen über die Mitte des Lebens und was wir noch erwarten können. Die Freundschaft zwischen Friedrich, die im Klappentext eine viel größerer Rolle einnimmt, spielt sich eher im Hintergrund ab. Auch die Zahnarztbesuche, die zu Beginn noch ein interessantes Metapher waren, nutzen sich durch viele Wiederholungen ab. Das Männerbild ist durchgehend schlecht und eindimensional. Es wimmelt nur so von Narzissten, Depressiven oder Alkoholikern. Dass ihre beste Freundin Therese plötzlich wieder heiraten möchte, kann sie nicht verstehen und gibt ihr ebenfalls viel Stoff nachzudenken.
Im letzten Viertel wurde ich dann auch noch richtig getriggert, denn die Autorin nimmt das Hochwasser des letzten Jahres, welches genau meine Region betroffen hat, in ihrem Romans auf! Ihr Haus steht an einem Bach, der überflutet werden soll, wenn man den Wetterberichten Glauben schenkt. Ich war wieder im September 2024 angekommen und war beim Lesen alles andere als entspannt. Immer wieder hatte ich die Bilder vor Augen, wie vor meinem Haus die Straße zum Fluss wurde....
Am Ende erkennt die Ich-Erzählerin, was und wer wirklich wichtig ist und dass es davon in ihrem Leben doch so einiges gibt, was sich positiv anfühlt.
Fazit: Es ist ein leiser, nachdenklicher Roman über Vergänglichkeit, dem begraben von Jugendträumen und setzen neuer Ziele. Für mich war die Geschichte teilweise leider zu belanglos, denn es passiert recht wenig. Die Gedankengänge der Protagonistin konnte ich jedoch oftmals sehr gut nachvollziehen, da ich selbst in diese Altersgruppe falle. Eine Geschichte vor allem für Frauen in der Mitte des Lebens geeignet.
Für alle Frauen über 50 und die, die es werden wollen! Sehr gut unterhalten von Doris Knechts Midlife-Crisis-Roman über eine Frau, die sich vielleicht nochmal traut, vielleicht aber auch nicht. „Es ist nicht so, dass mir meine Endlichkeit nicht bewusst ist. Ich werde sterben, ich weiß das, das Leben, das vor mir liegt, ist kürzer, vielleicht sehr viel kürzer als das Leben, das ich schon gelebt habe.“ Ein Zahn ist nicht mehr zu retten. Die Sache mit den schlechten Zähnen hat schon Thomas Mann Kopfzerbrechen und Stoff für seine Bücher bereitet. Doris Knechts Protagonistin sieht sich beim Älterwerden zu. Die Risse in der Wand ihres Hauses, das marode Dach - der Verfall ist überall. Der Spaß aber auch. Ihre Protagonistin, eine Schriftstellerin Mitte 50, „eine privilegierte weiße Frau“ in Österreich mit Krankenversicherung „und unbegrenztem Zugang zu Käsetoast“, denkt über ihr Leben nach. Sie schreibt einen Roman, dem man beim Entstehen zusieht. Zwischendurch erklärt sie, welche Figur nach dem Willen der Lektorin die Geschichte verlassen sollte, und verweigert sich. „Ich versuche der Verlegerin zu erklären, was ich an Jonny mag, dass ich genau das etwas Blasse an ihm mag. Er stellt keine Raumforderung. […] Er will nicht geliebt werden, und er nervt nicht mit Verliebtheit und den immer damit verknüpften Erwartungen, aus denen dann Ansprüche werden.“ Denn eigentlich hat die Protagonistin und Ich-Erzählerin mit den Paar-Beziehungen abgeschlossen. Die Kinder sind aus dem Haus, deren Vater längst über alle Berge. Es gibt die große Familie, Freundinnen. Und dann kommt da einer, der schon mal wichtig war. „Am nächsten Morgen wache ich auf und finde mich plötzlich wieder an diesem inneren Ort, an den ich nie wieder hinwollte: an den Ort, wo ich die Nachricht eines Mannes erhoffe.“ Das kann böse enden, das weiß sie. Der stellt nämlich im Gegensatz zum blassen Jonny schon Raumforderungen. Ob die Protagonistin das will, bleibt lange unklar. Schließlich quatscht er so viel, vor allem von sich selbst und kultiviert auf dem elterlichen Weingut Naturwein, den sie gar nicht mag. Zum Schreien: die Vorbereitungen, die sie trifft, für den Fall, dass er eventuell zu Besuch kommt. Die romantische Liebe werde zu hoch gehängt, meint sie, und beweist scheinbar immer wieder das Gegenteil. Es geht ums Älterwerden, Konflikte mit der Familie, die Nachbarschaft, das Nicht-mehr Gesehen-Werden als ältere und alleinstehende Frau, die Freuden des Alleinseins und vor allem um Freundschaft. Das alles sehr humorvoll und mit Selbstironie beschrieben. Oft zum Wiedererkennen. Am Schluss für meinen Geschmack zu sehr mit dem Willen zum glücklichen Ende. Sei‘s drum. Ich habe das Buch wirklich gern gelesen, viel geschmunzelt und dazu „Sprudel“ getrunken. Vielleicht sollte ich demnächst mal wieder zum Zahnarzt gehen.
Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann hat sich schon lange verabschiedet - und sie? Ja, sie ist so frei wie sie sich fühlt. Bis auf Kleinigkeiten natürlich, die sind immer irgendwo da. Momentan ist es der Zahn, der ihr Kummer macht, denn er wackelt und nicht nur das, auch schmerzt er. Aber sonst? Hat sie es gut getroffen. Ihre kleine Stadtwohnung wird grad von ihrer Schwester belagert, was aber nicht weiter schlimm ist. Auf dem Land hat sie noch ein altes Haus, das idyllisch am Wasser liegt. Da fühlt sie sich wohl, da fühlt sie sich heimisch. Im nahen Supermarkt trifft sie auf Friedrich, einen Mann, der ihrer Vergangenheit angehört. Er wohnt nicht weit weg, also kommt er zu Besuch.
Doris Knecht (vielmehr ihre Protagonistin) habe ich vor geraumer Zeit beim Entrümpeln ihrer Wohnung (und ihres Lebens irgendwie auch) getroffen und nun ist sie einen Schritt weiter, sie ist fünfzig, sie lebt allein und das ziemlich gerne. Auch wenn sie gelegentlich damit hadert, denn manchmal ist man als Paar einfach besser dran. Nun, sie hinterfragt schon, ob Friedrich wieder in ihr Leben passen würde. Ja? Nein? Oder vielleicht doch?
Sie ist noch nicht alt, aber jung ist sie auch nicht mehr. Das Älterwerden an sich und der Blick auf das Leben ist es, was das Buch ausmacht. Vieles wird hinterfragt, Gewohnheiten haben sich eingeschlichen, in ihrem Umfeld könnte es auf eine Scheidung hinauslaufen, auch bahnt sich ein Neubeginn an. Ihre beste Freundin will es nochmal wissen, sie soll Trauzeugin sein. Es passiert noch so einiges, eigentlich ist es das ganz normale Leben, zuweilen könnte man dies als den ganz normalen Wahnsinn beschreiben. Braucht sie Friedrich? Braucht sie einen Mann? Tja, auch diesem Gedanken spürt sie nach. Und da sind Freunde, gute Freunde, Nachbarn, auf die Verlass ist.
Alltägliches vermischt sich mit Aufregendem und wenn man es genau bedenkt, kommt sie zu dem Schluss, dass sie ganz gut alleine zurechtkommt – oder? „Ja, nein, vielleicht“ ist direkt aus dem Leben gegriffen. Sie blickt ein wenig selbstironisch, mit einem Augenzwinkern, aber immer ehrlich auf ihr Dasein. Ein Buch, nicht nur für die Frau ab fünfzig, das sich locker wegliest.
„Am nächsten Morgen wache ich auf und finde mich plötzlich wieder an diesem inneren Ort, an den ich nie wieder hinwollte: an dem Ort, wo ich die Nachricht eines Mannes erhoffe.“
Die Protagonistin in Doris Knechts neuen Romans „Ja, nein, vielleicht“ ist genau an diesem Punkt im Leben. Die Kinder sind aus dem Haus, die geschiedene Ehe war nie etwas ganz Großes, Bedeutendes, sie hat sich mit Mitte 50 in ihrem Leben eingerichtet - und sie zweifelt am Konzept der wahren Liebe und hat eigentlich damit abgeschlossen. Vielleicht wünscht sie sich noch Nähe, ja. Aber einen Mann dauerhaft in ihr durchstrukturiertes, selbstbestimmtes Leben zu lassen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
„Ich glaube, dass die romantische Liebe schädlich für ist, nicht nur für mich, für die meisten Frauen, sie schwächt uns, sie gaukelt uns eine falsche Sicherheit vor, sie raubt uns unsere Freiheit und Unabhängigkeit.“
Doris Knecht gelingt mit „Ja, nein, vielleicht“ ein Roman, der sich leise, aber eindringlich mit den Möglichkeiten (und Grenzen) von Nähe, Intimität und Selbstbestimmung auseinandersetzt. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Authentizität der Figuren, insebsondere der namenlosen Protagonistin. Ihre Gedanken, ihre Skepsis, ihre leisen Sehnsüchte und gleichzeitig ihre Lust an der Freiheit sind so nachvollziehbar und lebensnah, dass man sich oft selbst ertappt fühlt oder mit stiller Zustimmung nickt. Knecht schreibt in einem brillanten Ton, klar und unaufgeregt, dabei immer wieder poetisch und pointiert. Die Dialoge, die Beobachtungen, die kleinen Episoden – sie alle wirken wie aus dem echten Leben gegriffen.
Gerade diese Unaufgeregtheit ist gleichzeitig Stärke und mögliche Schwäche des Romans. Die Handlung entwickelt sich eher episodenhaft, große Spannungsbögen fehlen. Wer also nach einem dramatischen Plot sucht, wird hier möglicherweise nicht ganz abgeholt. Doch gerade diese stille Konsequenz macht das Buch so glaubwürdig. Es geht hier nicht um das große Drama, sondern um das viel realistischere Dazwischen.
„Ja, nein, vielleicht“ ist ein Buch über Frauen, die sich selbst genügen dürfen – und über die Freiheit, Entscheidungen auch offen zu lassen. Ein kluges, stilles Buch, das nachhallt.
Doris Knecht begleitet mich schon lange als Autorin – und auch mit ihrem neuen Roman Ja, nein, vielleicht hat sie mich wieder voll und ganz überzeugt. Sie schreibt so, wie das Leben manchmal ist: leise, ungeschönt, ehrlich, klug – mit einem feinen Sinn für das Komische im Alltäglichen und das Schwere im scheinbar Banalen. Im Mittelpunkt steht eine namenlose Ich-Erzählerin, deren Leben sich gerade wandelt: Die Kinder sind aus dem Haus, der Alltag pendelt sich ein zwischen Großstadtwohnung und Landhaus. Ruhe kehrt ein – und mit ihr eine neue Art von Freiheit. Doch dann: ein Zahnarzttermin, ein schmerzhaftes Detail, das plötzlich zur existenziellen Krise wird. Wie beiläufig, fast unmerklich, entfaltet Knecht daraus ein ganzes Panorama an Gedanken übers Älterwerden, über den Körper, über Freundschaften, weibliche Selbstbilder – und über die große Frage, ob man die eigene Zufriedenheit noch einmal aufs Spiel setzen sollte. Für Liebe. Für einen Mann. Für Friedrich, der da plötzlich wieder vor einem steht. Was Knecht so großartig macht – und was ich an ihr seit jeher liebe – ist diese unglaubliche Beobachtungsgabe. Ihre Sprache ist schnörkellos, dabei oft poetisch, vor allem aber tief und wahr. Die Gedanken der Erzählerin, ihre Zweifel, ihre Ironie, ihre Sehnsucht nach Autonomie: All das fühlt sich nie konstruiert an, sondern auf eine ganz besondere Weise ehrlich und nah. Ich habe mich in so vielen Stellen wiedergefunden – und das, ohne dass Knecht je auf plakative Identifikation aus wäre. Ja, in diesem Roman passiert nicht viel. Und genau das ist seine Stärke. Es ist ein Buch für Menschen, die bereit sind, genau hinzusehen. Die nicht nach schnellen Lösungen suchen, sondern sich für die leisen Töne interessieren – für das, was zwischen den Jahren, den Beziehungen, den großen Entscheidungen passiert. Für das Leben eben. Fazit: „Ja, nein, vielleicht“ ist ein stiller, scharfsinniger Roman über Aufbrüche im Spätleben, über Abschiede und neue Möglichkeiten, über Angst und Mut – und über die Liebe, wenn sie eigentlich gar nicht mehr eingeplant war. Für mich ein absolutes Lesehighlight. Wer Doris Knecht schon kennt, wird sie hier erneut feiern. Und wer sie noch nicht kennt, sollte genau hier anfangen.
So sehr habe ich auf ein neues Buch von Doris Knecht gewartet – und war voller Vorfreude. Und ich bin es immer noch. Es ist ein leicht geschriebener Roman, der genau das beschreibt, was es ist: Das Leben im Alltag mit all den Gedanken, die dabei mitlaufen. Zwischen den Zeilen finden sich unzählige wichtige und schöne Sätze. Immer wieder musste ich das Buch kurz zur Seite legen, um über das Gelesene nachzudenken.
Die Protagonistin ist Mitte 50 und fühlt sich endlich frei. Ihre Zwillinge sind ausgezogen, sie pendelt zwischen Großstadt und dem Leben auf dem Land. Sie kümmert sich um ihre Gesundheit, erste Alterserscheinungen, ihre Schwestern und ihren Hund. Un das alles tut sie mit einer ruhigen Distanz und viel Raum für sich selbst.
Dann begegnet sie im Supermarkt Friedrich wieder. Ihn kennt sie von früher, sie hatten eine lockere Beziehung. Plötzlich steht sie vor der Frage, ob sie einen Mann, eine neue Liebesbeziehung mit all ihren Herausforderungen, wieder in ihr Leben lassen möchte.
Doris Knecht lässt uns an den Gedanken dieser Frau teilhaben und die sind so tiefgründig und echt, dass sie manchmal fast schmerzhaft wahr sind.
Ich bin zwar noch nicht Mitte 50, aber ich konnte mich in so vielen Gedanken wiederfinden. Wie so oft habe ich kleine Zettelchen ins Buch geklebt, mir Sätze markiert, die nachhallen. Ich habe das Gefühl, ich werde mit Doris Knechts Protagonistinnen in all ihren Romanen, gemeinsam älter werde.
Ich bin mir sicher, dass ich in späteren Lebensabschnitten die jeweiligen Bücher noch einmal zur Hand nehmen werde…jedes zu seiner Zeit. Es ist ein bisschen wie ein kleiner Ratgeber von Doris Knecht an uns Frauen.
„Ich glaube, dass die romantische Liebe schädlich für mich ist, nicht nur für mich, für die meisten Frauen, sie schwächt uns, sie gaukelt uns eine falsche Sicherheit vor, sie raubt uns unsere Freiheit und Unabhängigkeit.“ Seite 89
Autofiktionaler Roman der Autorin Doris Knecht, der eng an den Vorgänger „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ anknüpft. Da die Ich-Erzählerin, aka die Autorin etwa im gleichen Alter ist wie ich, sprach mich die Beschreibung ihrer Lebensumstände sehr an. Auch wenn mein Leben anders aussieht als ihres. Die Beschreibungen des Alltags, des Schreibens und der Treffen mit Freunden werden locker erzählt, immer mit einer Prise Humor und Selbstironie. Dieser Stil gefällt mir sehr gut. Ein bisschen verwundert war ich über die vielen Anglizismen die sie benutzt. Ist das wirklich so in ihrem täglichen Sprachgebrauch enthalten? Rede ich auch so? Kommt das durch die Kinder? Ich werde mich in dieser Hinsicht mal stärker beobachten. Hauptthema ist: kann sie alleine, ohne einen Partner, einen Mann an ihrer Seite glücklich sein? Braucht sie gar einen Mann? Da kommt ihr Friedrich als Test gerade recht. Ein Verflossener, den sie plötzlich im Supermarkt trifft und zunehmend ihre Gedanken beherrscht. Als Gegensatz stellt sie ihre Freundin Therese dar: diese hat sich frisch verliebt und heiratet (was mit viel Stress verbunden ist). Ist Frau einsam ohne einen Mann an ihrer Seite? Braucht sie gar einen? Diese Frage wird am Ende des Buches eindeutig beantwortet! Dann geht es immer wieder um ihre Zähne. Wahrscheinlich als Sinnbild für das Alter, in dem der Lack einfach schon ab ist. Sie droht aufgrund Zahnfleischentzündungen einen Zahn zu verlieren, er kann auch nicht ersetzt werden. Also eine Lücke. Hm. Das nagt sehr an ihr. Das kann ich gut verstehen. Bei sind es nicht die Zähne, aber eine Reihe anderer Wehwehchen an denen ich merke: ich werde langsam alt. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und angeregt einige Bereiche meines eigenen Lebens zu reflektieren.
Die namenlose Erzählerin ist in ihren 50ern - die Kinder sind ausgezogen, Kontakt zum Kindsvater besteht schon lange nicht mehr und sie selbst hat sich ein ruhiges Leben eingerichtet. Zum einen hat sie ihren Hund, zum anderen die Stadtwohnung in Wien und ein gemütliches Häuschen auf dem Land. Begonnen wird mit Zahnproblemen, die regelmäßige und schmerzhafte Besuche in der Zahnärzt*innenpraxis nach sich ziehen. Außerdem nistet sich Schwester Paula in der Stadtwohnung in Wien ein, reagiert dann jedoch auf keine Anrufe und hat einen unbekannten Mann mit in der Wohnung, obwohl sie liiert ist. Als die Erzählerin im Supermarkt unvermittelt ihrer alten Liebe Friedrich gegenübersteht, kommen nicht nur alte Erinnerungen hoch, sondern auch die Fragen danach, wie sie ihr Leben gestalten möchte, was sie gerade hat, ob sie damit zufrieden ist, sich Veränderung wünscht und ob sie Friedrich noch einmal in ihr Leben lassen soll.
Doris Knecht erzählt "Ja, nein, vielleicht" sehr ruhig und langsam. Es passiert tatsächlich nicht viel, die Zahnärzt*innenbesuche rücken immer mehr in den Hintergrund, genau wie Friedrich stellenweise. Der Hauptteil des Buches sind neben den Erinnerungen an damals und die Familienverhältnisse die Fragen nach Belanglosigkeiten und nach Bedeutungen im Leben. Ich kann mir vorstellen, dass diese Fragen insbesondere für Frauen über 50, wenn die Kinder aus dem Haus sind und vielleicht kein Partner mehr da ist, relevant sind. Doris Knecht hat eine gute Beobachtung zwischen Selbstfindung und Selbstbestimmung geschaffen, die mich wegen der Belanglosigkeiten (in meinen Augen) stellenweise gelangweilt haben und an einigen Stellen mehr Tempo hätten vertragen können.
Ich glaube, dass vor allem Frauen, die altersmäßig in der Nähe der Protagonistin sind, dieses Buch mögen werden. Es ist witzig geschrieben. Auch in ernsten Szenen schwingt immer so ein feines Augenzwinkern mit.
Es hat sich leicht weggelesen und manchmal musste ich der Autorin in Gedanken direkt zustimmen. Einige Situationen, z. B. beim Zahnarzt, sind zwar manchmal etwas übertrieben dargestellt, insgesamt aber passend.
Die Hauptfigur ist eine gestandene emanzipierte Frau, die eine Menge Selbstironie hat, was sie mir sehr sympathisch macht. Sie weiß eigentlich, was sie will, und vor allem, was sie nicht will, legt sich Pläne und Worte zurecht, macht es dann doch anders, merkt es dabei sofort und muss wahrscheinlich über sich selbst schmunzeln.
Das Ganze ist sehr lebendig geschrieben. Es ist zum Glück auch keine typische Liebesgeschichte, denn das würde zu der Figur irgendwie nicht passen.
Die Art, wie die Protagonistin – selbst Autorin – ihre Erfahrungen und Erlebnisse in einem Buch verarbeitet, hat mich kurz irritiert, so dass ich ins Zweifeln kam: Was gehört nun zur Realität dieser Person und was ist Fiction in der Fiction? Aber diese Abschnitte waren ebenfalls recht unterhaltsam, und verworren wurde es dadurch dann doch nicht.
Das Ende hat mir gut gefallen, denn es war für mich eine recht überraschende Auflösung.
Fazit: Sehr unterhaltsam, an manchen Stellen zum Nachdenken. Ich glaube, dass dieses Buch vor allem ein wenig älteren Leserinnen gefällt.
Die Protagonistin dieses Romans ist Ende fünfzig,seit 10 Jahren geschieden und Mutter von Zwillingen. Die Kinder sind erwachsen, sie hat wieder Zeit zu schreiben und kann gut von ihrer Schriftstellerei leben.Sie hat es sich in ihrem Singleleben bequem gemacht und genießt ihre Lebenssituation. Eines Morgens entdeckt sie einen wackelnden Zahn und erfährt vom Zahnarzt, dass er nicht mehr zu retten ist. Dieser Zahn ist für sie Anlass über ihre Endlichkeit und ihre weitere Zukunft nachzudenken. Ihre Freundin steht kurz vor der Heirat, was die Ich - Erzählerin sehr traurig macht, denn bei Treffen ist sie nun fast der einzige Single. Als sie dann Friedrich, eine verflossene Liebe wiedertrifft fragt sie sich, ob es sich lohnt noch mal den Mut aufzubringen in eine neue Beziehung zu gehen , um das Alleinsein, das sich für sie gar nicht so unangenehm anfühlt und ihre Selbstständigkeit aufzugeben.
Mir hat dieses Buch von Anfang an gut gefallen, ich mochte den Schreibstil der Autorin, von der ich bisher noch nichts gelesen hatte, der oft humorvoll war, aber auch zum Nachdenken anregte. Sicherlich gehöre ich zu der Altersgruppe, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigt, das Älterwerden und alles, was damit zusammenhängt, aber der Autorin gelingt es einfach gut, diesen Lebensabschnitt und die Gedanken einer Frau zu den verschiedenen Themen in Worte zu fassen und trotzdem eine unterhaltsame Geschichte daraus zu machen. Ich werde sicherlich noch zu weiteren Romanen dieser Autorin greifen.
„Ja, nein, vielleicht“ ist ein Roman von der in Österreich lebenden Autorin Doris Knecht, der aus dem Leben gegriffen ist.
Die Handlung beginnt mit einem Zahnarztbesuch der Ich-Erzählerin. Durch den Verlust eines Zahnes wird ihr ihre eigene Endlichkeit bewußt. Ihre Kinder sind gerade ausgezogen, das Leben verändert sich, sie kommt zum Nachdenken und wir dürfen ihren Gedanken folgen.
Die Protagonistin bleibt – wie auch schon in ihrem vorherigen Buch – namenlos und auch hier bleibt offen, was authentisch und was fiktiv ist.
Es sind alltägliche Situationen und emotionale Herausforderungen, die Doris Knecht mit einer einzigartigen Beobachtungsgabe in Worte fast. Ihr Schreibstil ist angenehm zu lesen, es gibt Momente, die nachdenklich machen und welche die mich zum Lachen gebracht haben. Es sind Auszüge aus einem normalen Leben, in dem Familie, Bekannte, Freunde und Beziehungen eine Rolle spielen. Genau das ist es auch, was dieses Buch interessant macht. Es ist nicht spannend im klassischen Sinne, aber einnehmend, da hier einfach das Leben, in dem sich jeder wiederfinden kann, gelungen dargestellt wird.
Die Kapitel sind kurz und ich war fast ein wenig enttäuscht wie schnell ich das Buch durch hatte. Da ich mich gerade an einem ähnlichen Lebenspunkt wie die Protagonistin befinde, hat mich dieser klug erzählte Roman nachdenklich gestimmt und ich habe ihn gerne gelesen.
Eine über 50-jährige Frau arbeitet als Schriftstellerin und pendelt mit ihrem Hund zwischen Stadt und Dorf. Die beiden Kinder und der Mann sind schon lange ausgezogen. Nun droht auch noch ein wackelnder Zahn für immer Abstand von ihr zu nehmen und eine neue Lücke in ihrem Leben zu hinterlassen.
Ja, nein, vielleicht von Doris Knecht klang nach einem humorvollen Roman über das Leben mit allen seinen Facetten. Leider hat mich der Humor aber nur selten erreicht, dass der wackelnde Zahn zu einem großen Thema wird, das ließ der Klappentext erahnen, dass er für die namenlose Protagonistin, aber zum ersten Mal mit über 50 (!) zu grundlegenden Lebensfragen führt, war nicht abzusehen. Ich konnte mich dadurch schon sehr früh nicht mehr in die Person hineinversetzen, existenzielle Fragen wie sie ihr kamen, kenne ich von mir und Bekannten schon aus viel früheren Zeiten und das melodramatisch, pessimistische ging mir irgendwann nur noch auf die Nerven. Ähnlich empfand ich leider auch die Gedanken der Protagonistin über Männer und explizit Friedrich. Ihre Gedanken sind so wirr, sie beschäftigt sich mit Themen, die sie scheinbar nicht wirklich interessieren und wirkt als hätte sie sich selbst und ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden.
Der Schreibstil der Autorin war für mich das einzig positive, denn dieser macht einen das Weiterkommen in der Geschichte einfacher und auch das Hörbuch wurde von Nina Petri toll eingesprochen!