Sano weiß, dass Sicherheit eine Illusion ist. Als Priester eines Tempels schützt er die Schwächsten - doch selbst dort sind Omegas niemals wirklich sicher. Gezeichnet von seiner Vergangenheit hält er Alphas für gefährliche Bestien und würde keinem je vertrauen. Dann wird er überfallen. Ein brutaler Angriff, ein Tag, der alles verändert - doch im letzten Moment reißt ihn ein Fremder aus den Händen seiner Peiniger. Kalak, ein Krieger mit unerschütterlicher Entschlossenheit, rettet ihn aus der Dunkelheit. Er ist stark, sanft, beschützend - eine Wärme, die Sano längst verloren glaubte. In den Schatten des Tempels und unter den Augen der alten Götter erwacht eine Sehnsucht - zart und verboten zugleich. Eine Berührung, die zu lange verweilt. Ein Blick, der zu tief geht. Ein Verlangen, das sich nicht ignorieren lässt. Und ein Geheimnis, das alles zerstören könnte. Denn Kalak ist nicht nur ein Fremder. Er ist ein Alpha. Während Bedrohungen von außen den Tempel erschüttern, müssen sich beide fragen: Sind sie einander Rettung - oder Untergang? Der packende Auftakt einer fesselnden slow burn Romantasy-Saga voller verbotener Gefühle, schmerzlicher Sehnsucht und einer Liebe, die sich gegen ein unbarmherziges Schicksal stellt.
Kurz zur Einordnung: »Wenn Götter Schweigen« ist in einem dem bekannten Omegaverse nachempfundenen Setting angesiedelt. Aber ihr könnt ganz beruhigt sein. Wer bisher noch keine Berührung mit dem Omegaverse hatte, bekommt auf den ersten Seiten des Buches und im Anhang eine kurze und verständliche Einführung und auch an den entsprechenden Stellen im Buch, werden die benötigten Informationen geschickt in die Geschichte eingewoben. Ich selbst hatte vor der Lektüre wenig Ahnung vom Omegaverse und hatte zu keinem Moment das Gefühl, der Geschichte nicht folgen zu können oder etwas nicht zu verstehen.
Das Buch besticht zunächst mit einem wunderschönen Cover. Im Inneren erwartet uns eine farbige Weltkarte und eine Menge liebevoll gestalteter und thematisch passender Kapitalzierden. Die Geschichte selbst startet rasant und emotional. Im Prolog erleben wir zunächst aus Sanos Sicht eine dramatische und prägende Episode aus dessen Vergangenheit. In den ersten Kapiteln bekämpfen wir mit Kalak eine ganze Gruppe von Schurken. Beide Episoden sind actiongeladen, gehen nahe und sind so intensiv beschrieben, man spürt die Schmerzen und Gefühle der Erzähler fast am eigenen Leib. Danach gerät die Geschichte in vermeintlich ruhigere Fahrwasser. Obwohl scheinbar nicht viel passiert, breitet sich nach und nach die faszinierende Welt mit ihren unterschiedlichen Völkern, Gegenden und Konflikten, den Mythologien und Gesellschaften vor den Lesern aus. Trotz der verschiedenen Anleihen an asiatische Kulturen wirkt das Setting dabei die ganze Zeit originell, faszinierend und so voller Details, dass man das Gefühl hat, es verbergen sich hinter jeder Ecke noch viel mehr Geheimnisse und Geschichten, über die man am liebsten alles erfahren möchte.
Die beiden Hauptfiguren Sano und Kalak erweisen sich schnell als vielschichtig und fern aller Klischees, die man vielleicht erwartet hat. Während Kalak Sano in dessen Tempel gesund pflegt, erfährt man nach und nach immer mehr über die Vorgeschichte und die Gedankenwelten der beiden und erlebt die sich langsam entwickelnde Dynamik zwischen den beiden ungleichen Männern. Obwohl von Anfang gegenseitiges Vertrauen und eine instinktive Zuneigung die Beziehung zwischen Sano und Kalak bestimmen, steht ihre aufkeimende Liebe unter keinem guten Stern: Sano ist ein Omega und nach einem traumatischen Ereignis in seiner Vergangenheit geschworen hat, nie wieder einem Alpha zu vertrauen und dazu alles tun möchte, um den anderen Omegas in seiner Heimatwelt ein Leben in Freiheit und Würde zu ermöglichen. Kalak hingegen ist ein Alpha. Und auch wenn er im Gegensatz zu anderen Alphas die Omegas nicht als Spielzeuge, Sklaven oder minderwertig ansieht, kann er dennoch nicht aus seiner Haut. Dass er Sano über seine Identität belügt, macht die Sache nicht besser. Kalak ist fasziniert von dem feenhaften, sanften und gleichzeitig unbeugsamen Sano. Sano hingegen muss erst lernen, die Gefühle, die Kalak in ihm auslöst, einzuschätzen und zuzulassen. Gerade Kalak, der zwischen der körperlichen Begierde, die Sano bei ihm auslöst, und dem Respekt, der Bewunderung und dem Beschützerinstinkt, die er Sano gegenüber empfindet, zerrissen ist, hat sich dabei tief in mein Herz geschrieben. Und ohne dass ich jetzt spoilere: Seine Vorgeschichte hat mich zu Tränen gerührt.
»Wenn Götter Schweigen« ist ein Roman, der nicht nur Liebhaber*innen von Danmei und Boyslove begeistern dürfte. Er hat alles, was eine epische High-Fantasy-Geschichte braucht: eine faszinierende Welt voller Konflikte und Geheimnisse, magischer Wesen und undurchsichtiger Götter, skrupellose Gegenspieler und eine langsame und glaubwürdige Liebesgeschichte, die Süße und Tragik verspricht – und vor allem Charaktere mit Tiefgang.
Ich habe das Buch sehr genossen und kann es kaum erwarten, die Folgebände zu lesen. Sehr empfehlenswert.
Ich würde lügen, wenn ich nicht mindestens einmal erwähnen müsste, dass sich Mikas Schreibstil schon mit dem allererster Buch tief in mein kleines Herzchens eingebrannt hat, dass ich jemals gelesen habe. Und auch hier habe ich schon vom ersten Wort an, regelrecht an den Seiten gehangen. Und das nicht nur wegen der wunderbaren Kapitelzierden, die ein wunderschönes Extra neben der Geschichte sind. Schon mit den ersten Kapiteln merkt man, wie unglaublich viel Herzblut Mika Jäger in das Herzensprojekt gesteckt hat.
Mika Jäger hat eine Welt geschaffen, in der man sich durch die bildhaften Beschreibungen und die wunderbar ausgearbeiteten Charaktere hervorragend zurecht findet. Auch dann, wenn man sich im Omegaverse gar nicht richtig auskennt. Sano und Kalak. Dass ist eine Liebesgeschichte, die unter die Haut geht. Es berührt, es lässt den Leser nicht nur mitfiebern, sondern auch mitleiden. Sano als Charakter muss man einfach in sein Herz schließen. Obwohl seine Vergangenheit ihn deutlich geprägt hat und ihn hat vorsichtig werden lassen, entwickelt er Kalak gegenüber eine Vertrauensbasis, von der er selbst nicht wusste, dass es sie in ihm gibt. Nicht nur, dass der Krieger ihm das Leben rettet, er behandelt ihn auch mit einer Intensität, die Sano nie für möglich gehalten hätte. Er muss erst lernen, mit all den widersprüchlichen Gefühlen umzugehen, während Kalak die körperliche Begierde, die der Omega in ihm auslöst, nur schwer unterdrücken kann.
Nicht nur die Vorgeschichten der beiden Protagonisten spielen in diesem ersten Band eine große Rolle, sondern auch die Gegenwart. In der beide lernen müssen, mit der Vergangenheit fertig zu werden, damit sie die heutige Zeit nicht mehr länger beeinflussen kann. Zumindest nichdt auf negative Weise.
Mika Jäger ist ein wunderbares Buch gelungen, dass mich regelrecht an die Seiten gefesselt hat. Es hat Textpassagen, bei denen ich mit einem Seufzen auf dem Sofa gesessen habe und dann wieder solche, wo ich den Charakteren das Buch am liebsten mit einem Grummeln um die Ohren schlagen wollte. Vertrauen und Verlust, Krieg und Frieden. Freundschaft und Gefühle, die darüber hinaus gehen. Dieses Buch vereint alles in einem in einem Werk, von dem ich den zweiten Teil kaum erwarten kann. Und dass ich jederzeit bedingungslos weiterempfehlen würde.