Oscar Wilde ist auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, er wird verehrt und gefeiert – bis seine Beziehung zu Lord Alfred Douglas publik wird ...
Zwei junge Männer schreiten die Freitreppe des Londoner St. James's Theaters hinab. Applaus brandet auf: Er gilt Oscar Wilde, der auf dem Weg ist, der erfolgreichste Autor Großbritanniens zu werden – seine Theaterstücke werden gefeiert; sein Roman Das Bildnis des Dorian Gray ist ein verruchter Bestseller. Er wird verehrt, doch auch kritisch beäugt. Denn den klatschsüchtigen Londonern entgeht nicht, dass der verheiratete Familienvater enge Beziehungen zu jungen Männern pflegt.
An diesem Abend begleitet ihn ›Bosie‹, Lord Alfred Douglas, der Sohn des Marquess of Queensberry. Ihr Glück wird bald ein Ende finden: Homosexuelle Liebesbeziehungen sind im viktorianischen England verboten, und als Bosies Vater Oscar Wilde öffentlich der Sodomie bezichtigt, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten …
Ich habe Respekt für die Arbeit des Autors. Aber das Buch konnte mich nicht begeistern. Es schildert Wilde teilweise recht abstoßend, womit ich NICHT von seiner Homosexualität rede!
Während und nach dem Lesen dieser Romanbiografie habe ich hin und her überlegt, welche Wertung sie verdient. Die biografischen Aspekte sind sicherlich korrekt, man merkt dem Autor an, wie vertraut ihm die Materie ist. Die Qualität der Roman-Aspekte war hingegen eher durchwachsen.
Ich konnte das Buch an 1 Tag durchlesen, da die Lektüre dem Leser nicht viel abverlangt. Es geht alles recht zügig voran, und besonders der Teil, der den Verlauf des Prozesses schildert, war nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Dialogzeilen, verbunden durch wenige knappe Sätze, die keine Atmosphäre schufen. Im Gegensatz dazu fand ich die Passagen am gelungensten, die die Gedanken/Gefühle Oscar Wildes beschrieben (die also am wenigsten historisch belegt sind, außer vielleicht in Tagebüchern?). Ich hatte den Eindruck, dass dieser Aspekt deutlich mehr im Fokus des Autors stand als die trockenen Fakten des historischen Ablaufs.
Letztendlich habe ich mich für 3 statt 4 Sterne als Bewertung entschieden, da das Leseerlebnis wie gesagt durchwachsen war und der Autor sprachlich ein paar Ausrutscher hatte. Bestes Beispiel:
„[…], ihr Lächeln wirkte wie mit Spucke aufgemalt.“
Mal ehrlich, was bitteschön soll man sich denn darunter vorstellen? Furchtbar!
Ich empfehle das Buch allen, die neugierig auf Oscar Wilde’s Leben sind, keine Lust auf eine „trockene“ oder sehr ausführliche Sachbuch-Biografie und keine allzu hohen Ansprüche an den Erzählstil/die Sprache haben. Wer sich aber bereits mit der Materie auskennt, braucht m.M.n. nicht unbedingt dazu greifen.
Und falls der Autor diese Rezension lesen sollte: Am Anfang von Kapitel 21 (Seite 191) ist mir ein kleiner Fehler aufgefallen:
„Weder die Kronjuwelen Britanniens noch irgendein ein Schatz der Erde hätte…“