Auf Langeoog blockieren Touristen Rettungswägen, weil sie mit klimaschädlichem Diesel fahren. Die Deutsche Bahn muss einem männlichen Zuggast Schmerzensgeld zahlen, nachdem sie ihn mit "Herr" angesprochen hat, er sich aber als Frau identifiziert. In Krefeld wollte ein Iraner mit 27 verschiedenen Identitäten ein Kino anzünden. Vermutlich war ihm der Ticketpreis für so viele Personen zu hoch.
DER WISSENSCHAFTSKABARETTIST BLICKT AUF SEIN LAND UND FRAGT WOT SE FACK?
Die Welt ist aus den Fugen geraten, nachdem Gefühle mehr zählen als Fakten. Vince Ebert beschreibt, wie heute Politik und Ideologie über Wissen und Tatsachen gestellt werden. Der Zeitgeist hat sich mehr und mehr von der Wissensgesellschaft und einer offenen Debattenkultur verabschiedet. Ebert nimmt diese Entwicklung aufs Korn, ordnet sie historisch ein und fordert eine Renaissance der Aufklä zurück zum gesunden Menschenverstand und raus aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit.
„Wot se Fack" – ein Weckruf für das, was unsere abendländische Kultur Rationalität, Selbstbestimmung und Meinungsfreiheit. Oder wie es Kant Habe Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Auch dann, wenn du keinen hast.
Ich habe selten ein so schlecht recherchiertes Buch gelesen…der Autor posiert als Wissenschaftler in der Hoffnung dadurch Legitimität zu erhaschen, wirft der Leserschaft dann aber ein uninspiriertes, schlecht recherchiertes Buch, in welchem man versucht die eigene Meinung durch billige Polemik über die vertuschten Fakten und Kontexte zu stellen, vor.
8/10 In vielen Bereichen auf den Punkt gebracht, witzig und sehr gut zu lesen. Wenn auch deprimierend.
Besonders Merkenswert: -Eine Gesellschaft, die glaubt, keine gemeinsamen Probleme und Ziele mehr zu haben, richtet ihre Energien und Aggressionen nach innen. Und bauscht so vollkommen normale Meinungsunterschiede zu radikalen Freund-Feind-Bildern auf. Das führt zu zwei Dingen: Eine solche Gesellschaft wird immer blinder für echte Bedrohungen und gleichzeitig zerfleischt sie sich durch ihre hausgemachten Pseudokonflikte selbst.
-In der Steinzeit war das fundamental anders. Da wusste jeder Mensch genau, wie er seine Kleidung fertigt, wie gejagt wird oder wie man Feuer macht. Ein Steinzeitmensch ist vielleicht nur dreißig Jahre alt geworden, aber er hat alles in seiner Welt verstanden. Heute werden wir achtzig Jahre alt, aber wir verstehen nichts mehr um uns herum. Es geht uns gut, aber wir haben keine Ahnung, warum.
--Vor einigen Jahren prägte der Mathematiker und Bestsellerautor Nassim Nicholas Taleb den Begriff >>antifragil«. Da-mit bezeichnete er Systeme, die ab und an Konflikten und Problemen ausgesetzt werden müssen, um besser und stärker zu werden. Unser Immunsystem ist ein solches antifragiles System. Mit der Psyche verhält es sich nicht anders. In unserer Entwicklungsphase brauchen wir gewisse Frustrationen, kleinere Unfälle, Hänseleien und Ungerechtigkeiten, um eine stabile, gefestigte Persönlichkeit zu entwickeln. Kinder benötigen sogenannte entwicklungsfördernde Frustrationen, um zu reifen. Ohne Misserfolgserlebnisse kein Lernen und ohne Lernen keine Entwicklung.
-Je stärker wir einer bestimmten Auffassung anhängen. desto emotionaler, rechthaberischer und intoleranter werden wir offenbar. Und dieses Phänomen ist nahezu unabhängig von dem Inhalt unserer Überzeugungen. Progressiv denkende, gebildete Menschen halten sich für besonders offen und tolerant. Vergessen Sie das. Im Jahr 2019 führte das amerikanische Marktforschungsunternehmen PredictWise eine landesweite Umfrage durch, bei der herauskam, dass die politisch intolerantesten Amerikaner in städtischen Bezirken anzutreffen sind, in denen die Bewohner vor allem Demokraten wählen.
-Die Studienlage ist erschreckend. Sobald akademisch gebildete Intellektuelle zu einer bestimmten Meinung gekommen sind, sind sie trotz guter sachlicher Argumente deutlich schwerer vom Gegenteil zu überzeugen als ungebildete. Je höher der Bildungsgrad, umso unverrückbarer und starrköpfiger verhalten sie sich in politischen Diskussionen und sind immer schlechter in der Lage, ihren eigenen Standpunkt zu hinterfragen.
-Wie kann das sein? Je klüger Menschen sind, desto stärker sind sie anscheinend davon überzeugt, dass sie unmöglich Opfer bestimmter Denkfallen werden können. Und genau deswegen fallen sie häufiger rein.
-Wie also lässt sich eine Ideologie von einer wissenschaftlichen Wahrheit unterscheiden? Der schwedische Mediziner Hans Rosling hat dazu einen sehr eleganten Lackmustest formuliert: >>Wenn Sie einer bestimmten Theorie anhängen, dann fragen Sie sich stets: Welche Art von Beweis könnte mich davon überzeugen, meine Theorie über den Haufen zu werfen?<<< Falls Ihre Antwort lautet: >>>Es ist kein Beweis denk-bar, der mich vom Gegenteil überzeugen kann, ist die Chance recht groß, dass Sie einer Ideologie anhängen. Denn es bedeutet, dass Ihnen Ihr mühsam zusammengebasteltes Weltbild wichtiger ist als faktengestützte Erkenntnisse.
-Die Frage ist auch nicht, ob es heutzutage an Universitäten Diskriminierung, Sexismus und Rassismus gibt. Natürlich gibt es das. Doch wenn man diese >>Ismen<«<> als einzigen und alleinigen Grund für buchstäblich jede Art von irgend-welchen Ungleichheiten ansieht, wird das der Sache nicht gerecht. Zu behaupten, Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe hätten keine Bedeutung, ist absurd. Zu behaupten, sie würden alles bedeuten, ist fatal.
-Was sagt die Forschung über das Entstehen von männ lichen und weiblichen Rollenbildern? Im Jahr 1992 entwarfen zwei Psychologinnen der University of California in Los Angeles ein Experiment mit weiblichen und männlichen Affen. Sie brachten sie in einen Raum mit Spielsachen und beobachteten, für welche Dinge sich die Tiere interessierten. Das Ergebnis war erstaunlich: Die Männchen gingen schnurstracks zu Autos und Bällen, die Weibchen interessierten sich für Puppen und Plüschtiere. Gendermäßig vollkommen unkorrekt!
-Ein Verhalten, das der englische klinische Psychologe Sumon Baron-Cohen ebenso bei neugeborenen Kindern beobachten konnte. Männliche Säuglinge schauen signifikant länger auf ein Mobile als auf ein Gesicht. Bei weiblichen Säuglingen ist es umgekehrt
-Was ist diverser: Zehn weiße, heterosexuelle Männer, die in einem Projekt zehn unterschiedliche Sichtweisen einbringen, oder zehn Personen, die sich in Geschlecht, Hautfarbe, Religion und sexueller Orientierung unterscheiden, aber alle in die gleiche Richtung denken?
Merkenswert: -Das zentrale Element dieses Zeitgeistes ist die Über-zeugung, dass die Dinge so sind, wie man sie fühlt. Dass also die Realität immer weniger durch Fakten und immer mehr durch Gefühle definiert ist. Man ist, wie man sich fühlt. Das ist das neue Credo.
-Unsere moderne Zivilisation beruht darauf, dass wir komplizierte Geräte benutzen, die sich andere ausgedacht haben. Es ist also nicht die Kenntnis der technischen und wissenschaftlichen Zusammenhänge, die den zivilisierten Menschen auszeichnet, sondern die Fähigkeit, Geräte zu bedienen, Verfahren zu beherrschen und Systeme zu steuern, ohne im Geringsten zu wissen, wie das alles funktioniert.
-1996 machte sich der amerikanische Physiker Alan Sokal einen Spaß und reichte einen Scherzartikel bei Social Text ein, einer renommierten Fachzeitschrift der Sozial- und Kulturwissenschaften. Sein Aufsatz trug den Titel: >>>Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quanten-gravitation<<< und enthielt eine beeindruckende, aber völlig zusammenhanglose Aneinanderreihung von Buzzwords der postmodernen Theorie. Zu Sokals großer Verwunderung wurde der Artikel tatsächlich publiziert, weil den Gutachtern offenbar nicht auffiel, dass sein Text nicht den geringsten Sinn ergab.
-Der Kampf um Worte, Formulierungen und Bezeichnungen hat gesellschaftlich keinen erkennbaren positiven Beitrag geleistet. Es ist sogar so, dass die Personengruppen, die durch politisch korrekte Sprachregelungen geschützt wer-den sollen, damit am wenigsten anfangen können. Eine Befragung in den USA zeigte, dass Latinos, Schwarze und Personen mit indianischen Wurzeln, die am unteren Ende der Einkommensgrenze liegen, von allen Bevölkerungsschichten am meisten von politischer Korrektheit genervt sind. 87 Prozent der Amerikaner ohne College-Abschluss sind der Meinung, dass die politische Korrektheit zu einem Problem geworden ist.
-Indem wir unseren Kindern von klein auf sämtliche Hürden aus dem Weg räumen, indem wir sie immer nur bestärken und nie kritisieren, ziehen wir eine Generation von angstzerfressenen Narzissten heran. Menschen, die alles bekommen, aber die sich trotzdem als Opfer sehen. Damit tun wir ihnen keinen Gefallen.
-Im digitalen Zeitalter können wir immer schlechter mit Nichtstun umgehen. Nichtstun macht uns nervös. Wenn man Probanden in einem Raum 15 Minuten lang ohne ihr Handy warten lässt und ihnen dort die Möglichkeit gibt, entweder nichts zu tun oder sich selbst mit einem Taser unangenehme Elektroschocks zu versetzen, greifen zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen zu dem Schocker. 68 Offenbar ist uns die eigene geistige Leere so unangenehm, dass wir uns stattdessen lieber ein paar Kilovolt durch die Birne jagen.
-Ihre Ängste werden jedoch nicht durch eine reale äußere Bedrohung ausgelöst. Zahlreiche Studien zeigen: Immer wenn es zu einer wirtschaftlichen Krise kommt, einer Kriegsgefahr oder einer Naturkatastrophe, isolieren sich die Menschen nicht voneinander, sondern wachsen zusammen. Sie zeigen ein höheres Maß an Kooperation. Außerdem fühlen sie sich kämpferisch und überhaupt nicht entmutigt. Menschen werden nicht depressiv durch eine hohe Staatsverschuldung, durch Überbevölkerung oder Umweltzerstörung. Demnach ist die lähmende Lethargie, die viele Jugendliche angesichts des Klimawandels durchleben, nicht in erster Linie durch das Ereignis selbst erklärbar. Viel plausibler ist es, dass Jugendliche durch die Smartphone-Nutzung depressiv werden und diese Depression dann auf ein äußeres Ereignis projizieren, das aber nicht der eigentliche Grund für ihre Angst ist.
-Dieser Trend zum Gefühligen hat meines Erachtens stark zugenommen. Wenn Sie in eine Buchhandlung kommen, achten Sie einmal auf das Sortiment. Die Regale quellen über von Büchern über Achtsamkeit, emotionale Intelligenz, Empathie oder das innere Kind, das geheilt werden möchte und irgendwo Heimat finden muss. Eine ganze Nation hört intensiv in sich hinein, beschäftigt sich bis zur Schmerzgrenze mit dem eigenen Seelenleben und steht knietief in einem emotionalen Strom aus Befindlichkeiten. Die exzessive Beschäftigung mit unseren Gefühlen hat fast schon pathologische Züge angenommen.
-Wie wir alle wissen, werden viele Diskussionen in Deutsch-land unter moralischen und ideologischen Gesichtspunkten geführt. Sobald irgendeine Stimme aus dem Meinungskonsens ausschert, packt eine nicht geringe Zahl von Leuten die Moralkeule aus. Das ist sehr deutlich an der Diskussion um den Klima-wandel zu sehen. Der menschliche Einfluss am Klimawandel ist wissenschaftlich unbestritten. Doch wie genau er sich in der Zukunft auswirken wird, ob die derzeitigen politi-schen Klimaschutzmaßnahmen die richtigen sind oder ob vielleicht andere Herangehensweisen viel effektiver und klüger wären - all das ist wissenschaftlich nicht eindeutig zu beantworten.
-Politikwissenschaftler fanden bei einer Analyse von 193 Regierungen über fünf Jahrhunderte hinweg heraus: Reiche, die von Königinnen geführt wurden, nahmen signifikant häufiger an Kriegen teil.
-Zum Beispiel zeigt eine repräsentative Studie, dass bei identischen Lebensläufen Frauen bei einer Bewer-bung für eine Professur heute im Verhältnis 2:1 gegenüber Männern bevorzugt werden. Eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung zeigt, dass in geisteswissenschaftlichen Fakultäten Forscherinnen deutlich weniger publizieren müssen als Männer, um eine Professur zu erhalten. Ähnliches trifft auf die Naturwissenschaften zu, wie eine detaillierte Analyse von Hochschulen in 18 untersuchten Ländern ergab
-Bei Clownfisch-Familien geht es noch extremer zu. Wenn das Clownfisch-Weibchen stirbt, wechselt das dominante Männchen einfach das Geschlecht. Deswegen ist auch der Film Findet Nemo wissenschaftlich gesehen ziemlicher Blödsinn. Nach dem Tod von Nemos Mutter hätte sich sein Vater Marlin nicht aufgemacht, um ihn zu suchen. Nein! Er hätte sich einfach in Nemos Mutter verwandelt. Und wenn Nemo zurückgekommen wäre, hätten sich die beiden ganz selbstverständlich gepaart. Und von diesem Nachwuchs wäre Nemo dann Vater und Halbbruder, Marlin dagegen wäre gleichzeitig Opa, Stiefoma und Mutter. Bewohner ländlicher Regionen kennen solche Konstellationen.
-Nichtsdestotrotz bestreitet kein seriöser Wissenschaftler, dass Geschlechterrollen auch gesellschaftlich-sozial geprägt sind. Wo, glauben Sie, gibt es prozentual mehr Ingenieurinnen: in Schweden oder in Saudi-Arabien? Verblüffende Antwort: In Saudi-Arabien ist der Anteil der Frauen in technischen Berufen fast doppelt so hoch wie in Schweden. In der Sozialforschung bezeichnet man das als Gender-Equality-Paradox
-Eine Analyse von 67 Nationen ergab, dass der Anteil weiblicher MINT-Studenten umso höher ist, je schlechter es um die Gleichstellung der Frauen im jeweiligen Land bestellt ist. In Algerien etwa liegt die Frauenquote in den MINT-Fächern bei 40 Prozent, in den Arabischen Emiraten bei 37 Prozent. Bei gleichberechtigten Vorzeigeländern wie Finnland oder Norwegen dagegen schrumpft die Quote auf 20 Prozent. Auch das emanzipierte Deutschland dümpelt bei 25 Prozent.
-Je männerdominierter und frauenfeindlicher eine Gesell-schaft ist, desto stärker nutzen Frauen offenbar die Chance, aus ihrem traditionellen Lebensentwurf auszubrechen, in-dem sie Berufe ergreifen, die eine gute Bezahlung und eine erfolgreiche Karriere versprechen. Wenn Sie als Frau in Sau-/di-Arabien die Gelegenheit bekommen aufzusteigen, studie-ren Sie nicht Genderwissenschaften mit Nebenfach Gluten-unverträglichkeit - dann studieren Sie Maschinenbau.
-Im Gegenzug enthält das eine unbequeme Wahrheit für die Gleichstellungsaktivisten in unseren modernen westlichen Gesellschaften: Frauen, die machen können, was sie wollen, die eben nicht mehr um fundamentale Grundrechte kämpfen müssen, ergreifen im Schnitt viel lieber Berufe, die üblicherweise als typisch weiblich bezeichnet werden: Sie arbeiten eher in sozialen und geisteswissenschaftlich ge-prägten Bereichen.
-Wer Quoten befürwortet, dem geht es oft weniger um Chancengleichheit als um Gleichmacherei, losgelöst von individueller Leistung. Und natürlich geht es gerade auf dem Arbeitsmarkt für Frauen auch darum, sich durchzusetzen und selbst in eine Machtposition zu kommen. Genauso wie das früher auch die Männer gemacht haben. Jahrhunderte-lang mussten fähige und ambitionierte Frauen mitansehen, wie inkompetente Typen die Posten unter sich aufgeteilt haben: >>Geschlecht vor Qualifikation<«< lautete lange Zeit das ungeschriebene Gesetz in den Führungsetagen.
-Man könnte meinen, dass Reichtum auf der einen Seite automatisch zu Armut auf der anderen Seite führen muss. Diese sogenannte Nullsummentheorie ist die Quelle jedes antikapitalistischen Denkens. Ihre Anhänger glauben zum Beispiel, dass es den Menschen in Afrika so schlecht geht, weil wir im reichen Westen auf ihre Kosten leben. Ich bin mir sicher, viele von Ihnen wurden schon mal in einer hitzigen Diskussion über die Ungleichheiten in der Welt mit diesem pauschalen Vorwurf konfrontiert. Deswegen an dieser Stelle ein sehr schlüssiges Gegenargument: Wie bereits erwähnt, ging der Anteil der weltweiten Armut in den vergangenen 150 Jahren von 90 Prozent auf unter 9 Prozent zurück. Im selben Zeitraum stieg weltweit aber auch die Zahl der Millionäre und Milliardäre erheblich. Warum also gibt es immer weniger Arme und immer mehr Reiche, wenn doch die Reichen angeblich nur auf Kosten der Armen reich werden können? Die Antwort ist simpel: weil die Nullsummentheorie Quatsch ist.
-Der Sozialbericht des Wissenschaftszentrums für die Bundesrepublik belegt, dass in den letzten dreißig Jahren der Anteil der Deutschen, die fordern, jegliche Form von Zuwanderung komplett zu unterbinden, von 25 Prozent auf unter 10 Prozent gesunken ist.
-In so manchen privaten Gesprächen mit aktuellen und ehemaligen Politikern erfuhr ich sehr viel über interne poli tische Strukturen. Parteiübergreifend erzählten sie mir, dass unser Parteiensystem so aufgebaut ist, dass es Leute nach oben bringt, die gelernt haben, innerhalb einer kleinen Gruppe von parteipolitischen Strippenziehern zu funktionieren. Keiner, der in einer Partei Karriere machen will, wird sich ernsthaft gegen die Parteilinie stellen, denn unorthodoxe Geister oder echte Problemlöser werden mittels des Listensystems konsequent aussortiert oder sie schaffen es gar nicht erst über die Kommunalebene hinaus. Dadurch findet sich in politischen Spitzenfunktionen fast automatisch eine große Zahl weltfremder Ideologen, anpassungsfähiger Mitläufer oder mutloser Duckmäuser. Zudem ziehen Parteien Personen an, die in anderen Bereichen, der freien Wirtschaft zum Beispiel, kaum Aussicht haben, in eine vergleichbare Führungsposition zu kommen, da dort Fähigkeiten gefragt sind, die für eine Parteikarriere leider nicht nötig sind.
Was wenn ein Kabarettist, der nebenbei auch Wissenschaftler ist, mit seinen Witzen die Realität kaum noch toppen kann? Darüber macht sich Vince Ebert Gedanken. Und er geht es eher wissenschaftlich an. Wann hat die Entwicklung angefangen? Wodurch wurde sie ausgelöst? Das Zeitalter der Aufklärung scheint vorbei zu sein. Und was kommt jetzt? Das, was die Ablösung sein sollte, könnte wie ein Schuss wirken, der nach hinten losgeht. Was zu mehr Toleranz und Freiheit hinleiten sollte, endet in Beschränkungen und Intoleranz gerade für die oder bei denen, die doch das Beste wollten.
Wenn man den Titel dieses Buches liest, denkt man in eine etwas andere Richtung. Man hofft, dass sich der Autor auf witzige uns spitze Art mit Beispielen der eigenartigen Auswüchse annimmt, die die Bürokratie inzwischen hat. Ein Feuerwerk von aberwitzigen Begebenheiten, das einen zum Lachen bringt, welches einem bei näherem Hinschauen dann im Halse stecken bleibt. Nun, der Autor geht es ernsthafter und wie gesagt wissenschaftlicher an und auch nicht auf Deutschland beschränkt an. Das Lachen fällt so ein wenig aus, es bleibt gleich im Halse stecken. Ein paar Schmunzeleinheiten gibt es zwar, aber die präzise Recherche, die kluge Betrachtung der Lage lässt sich einfach nicht in leicht verdauliche Worte kleiden. Man wünscht sich das Zeitalter der Aufklärung zurück, die wissenschaftliche, empirische Aufbereitung der Themen und das Anwenden der logischen Ansätze.
Was einem bleibt ist der Gedanke, der sich in letzter Zeit eh schon gebildet hat, man ist selbst verantwortlich und man kann nur selbst etwas tun. Dem Staat die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist keine Lösung und bringt auch nichts. Selbst ist das Volk.
Wer Humor mitbringt und sich an vielen Diskussionen und Themen, die so durch die Medien gehen, immer wieder genervt fühlt: Für den ist das Buch genau das richtige. Es eckt zwar an, aber beschreibt doch in Eberts offener Ausdrucksweise, was in diesem Land oder generell der westlichen Welt falsch läuft. Es sind unsere Gefühle, die sich dank friedlichen Wohlstands auf teils abstruse Wege begeben. Sei es Gender, sei es Klimakrise, das Buch zeigt, dass es nebenbei auch andere Probleme gibt und die, die wir massiv anpacken, vielleicht gar nicht so relevant sind. Es ist der Rest der Welt, der uns auslacht, während wir uns neue Probleme schaffen, für Minderheiten, die es vor Jahrzehnten bereits gab und die eine friedliche Co-Existenz führten. Jetzt wird es zum Politikum (weil es vielleicht keine anderen Probleme gibt, die man "so einfach" angehen kann) und viele laufen mit..
Herr Ebert bringt wissenschaftliche Belege, die ich nicht alle überprüfen kann, dennoch sprechen mich viele dieser Probleme an. Gleichzeitig sind aber viele der Gags auch aus seinen normalen Programmen bekannt, daher der Stern Abzug. Wer jedoch lachen kann, das ein oder andere Problem selbst so sieht, wird Spaß an diesem Buch haben. Wer einer der Ideologien bereits verfallen ist, sollte lieber die Finger davon lassen um nicht enttäuscht zu werden. Ich hatte Spaß beim Lesen, auch wenn viele Ansichten einem doch vorführen, dass es ausweglos scheint. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass man nicht alleine so denkt. Danke Herr Ebert für die ehrlichen Worte.
Ganz guter Ansatz, aber dann inhaltlich doch erschreckend unterkomplex und mit teilweise müden Gags garniert. Mag unterhaltsam sein für Leute, die sich nicht intensiver mit Ideengeschichte beschäftigen möchten, ist aber gerade in den historischen Kapiteln teilweise zum Fremdschämen. Ich wollte eigentlich schreiben, dass man die ersten beiden Kapitel überspringen soll, aber so richtig doll besser wird es danach auch nicht. Kann man sich m. E. also sparen.