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Zwischen uns liegt August

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Von der oft unerträglichen Entfernung zu denen, die uns am nächsten sind – und vom verzweifelten Wunsch, Liebe nachzuholen.

Ein erwachsener Sohn verliert seine Mutter. In den Wochen vor ihrem Tod gibt der Alltag den Rhythmus es wird gekocht, auf Krankenhausfluren gewartet, gehofft und getrauert. In den Alltag schleichen sich Geschichten, Die, die immer erzählt wurden, und die, die dahinter durchschimmern. Was weiß der Sohn, in Deutschland zu Hause, von der Jugend seiner Mutter in der Türkei? Während Anil und seine Familie in der Gegenwart versuchen, zu begreifen, welchen Einfluss der nahende Tod ihrer Mutter auf sie hat, sucht Mürüvvet, die Frau, die seine Mutter einmal gewesen ist, im westtürkischen Aydin 1973 nach Wegen ins Leben. Inmitten politischer Umstürze gibt sie alles, um ihren Vater davon abzuhalten, sie nach Deutschland mitzunehmen. Sie fürchtet um ihre Träume, bis der Gedanke an Deutschland sie nicht mehr loslässt.
Ein Roman über einen Abschied aus der Türkei und einen Neuanfang in Deutschland, über die oft unerträgliche Entfernung zu denen, die uns räumlich am nächsten sind – und über den verzweifelten Wunsch, Liebe nachzuholen.

266 pages, Kindle Edition

Published August 21, 2025

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About the author

Fikri Anıl Altıntaş

5 books13 followers

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Displaying 1 - 7 of 7 reviews
Profile Image for Damla.
92 reviews9 followers
September 10, 2025
„Auf der Autofahrt ins Krankenhaus brach mein Vater in Tränen aus, obwohl er bei jeder Gelegenheit vermied, vor uns zu weinen. Er ist ein stolzer Mann. Einer, der oft gebrochen wurde und viele Scherben seines Herzens unaufgekehrt auf dem Boden liegen gelassen hat.“
Schon auf den ersten Seiten von „Zwischen uns liegt August“ wusste ich, dass dieses Buch mich nicht loslassen wird. Dieser Roman fühlt sich nicht an wie ein Text, sondern wie ein Teil seiner Seele. Fikri Anıl Altıntaş schreibt so nah, so ehrlich, so schonungslos, dass ich mich beim Lesen fühlte, als würde ich seiner Familie am Küchentisch gegenübersitzen.
Zwischen den Zeilen bewegen sich Liebe und Schmerz, Geborgenheit und Trauer, und am Ende blieb ich in einem emotionalen Raum zurück, in dem ich nichts fühlen konnte und doch alles zugleich. Ich habe bei scheinbar einfachen Sätzen geweint, weil sie die ganze Wucht von Verlust und Nähe tragen.
„Ich wollte dich nicht wecken, doch ich bin froh, dass deine Augen jetzt offen sind. Ich will mich nicht an die Ruhe gewöhnen, die von dir ausgeht.“
Besonders die Verbindung zur Mutter, ihr Platz in der Familie und ihre gleichzeitige Verkörperung von Stärke und Schutz, hat mich sehr berührt. „Wir alle hofften, dass du gesund wirst, wie wir es von dir kannten. Deinen inneren Bruch haben wir nicht wahrhaben wollen, warst du doch diejenige, die unsere Schmerzen weggeküsst hat.“ Altıntaş zeigt, wie Mütter ganze Familien tragen und was geschieht, wenn diese Kraft ins Wanken gerät. Bei solchen Sätzen flossen meine Tränen.
Doch es sind auch die Bilder, die bleiben:
„Der August ist warm, doch die Wärme reicht nicht aus, um deinem Körper Schutz zu bieten.“
„Du bewegst dich, wie du es kennst, doch deuten die Wolken vor dem Fenster darauf hin, dass der Himmel näher ist als sonst.“
„Wenn ich heute in deine Augen schaue, sehe ich mich in den Abgrund hineinfallen. Das sage ich dir nicht.“
Diese Worte sind so schlicht und gleichzeitig so überwältigend. Altıntaşs poetische Sprache lässt mich sprachlos zurück. Ich finde keine Worte dafür, wie sehr meine Seele beim Nachdenken über die Geschichte seiner Mutter weh tut.
Gleichzeitig macht er deutlich, wie Migrationserfahrungen und Rassismus das Leben seiner Familie geprägt haben. „Wir haben viel gelitten, Anıl, viel. Nie konnten wir uns davon befreien, Ausländer zu sein. Leider spürst du das bis heute.“ In diesen Worten liegt nicht nur die Geschichte seiner Eltern, sondern die kollektive Erfahrung einer Generation, die zwischen Deutschland und der Türkei lebte, nie ganz hier und nie ganz dort.
Würde ich Anıl treffen, möchte ich ihn fragen: Sind die Abschnitte aus den 70ern Erinnerungen seiner Mutter oder Fiktion? Anıl, hast du das Gefühl, du konntest deiner Mutter noch alles sagen? Würde sie dieses Buch lieben, oder mit Schweigen darauf reagieren?
„Zwischen uns liegt August“ ist mehr als nur ein Buch. Es ist ein Zeugnis von Liebe und Verlust, von Herkunft, Identität und den Narben, die Familiengeschichte hinterlässt. Es hat mir das Herz gebrochen und es zugleich mit Zärtlichkeit gefüllt.
Ein absolutes Jahreshighlight – und eine Empfehlung von Herzen. Vielen Dank Anıl, dass ich mit diesem Buch Teil deiner Gedanken, Schmerzen und Liebe sein durfte.
Profile Image for 13bronur books .
11 reviews4 followers
October 14, 2025
Es gibt Bücher, die liest man, man spricht über sie, man schreibt darüber.
„Zwischen uns liegt August“ gehört zu den Büchern, die einen nicht mehr loslassen. Anfangs konnte ich weder schreiben noch reden, doch Tage später lag es immer noch auf meinem Tisch – und ließ mich nicht los. Vielleicht liegt es daran, dass Fikri Anıl so ehrlich, liebevoll und zugleich schonungslos erzählt. Vielleicht an der Nähe zur Mutter. Vielleicht an den Themen Liebe, Verlust, Träume, Realität, Herkunft und Identität. Vielleicht an den Narben, die sich überall in diesem Buch zeigen: „Narben können überschminkt und unsichtbar gemacht werden, doch sie bleiben.“
„Wir alle haben ein gutes Leben verdient, und du, Anne, mehr als wir zusammen.“ Die Rolle der Mutter, die Träume, die sie aufgeben musste, ihr täglicher Kampf in Deutschland, das fragile Gleichgewicht der Familie, das durch ihre Krankheit ins Wanken gerät – all das wird in diesem Buch auf unvergleichlich ehrliche Weise gezeigt. So nah, dass ich manchmal das Gefühl hatte, selbst mit am Esstisch zu sitzen.
Danke, Fikri Anıl, dass wir Teil dieser Geschichte sein durften – voller Liebe und Schmerz, voller Träume und Realität. Eine Geschichte, die zeigt, dass Anne eine unbeschreibliche Person ist.
Zum Abschluss ein Zitat, das für unsere Zeit kaum passender sein könnte:
„Es gibt Realitäten, die können wir nicht ändern. Aber wie unser Herz zur Hoffnung steht, liegt in unseren Händen, Mürüvvet.“
Profile Image for lennart abraham .
3 reviews1 follower
October 7, 2025
Ein wirklich besonderer Roman über Abschied, Erinnerung und die Sehnsucht nach Nähe. Der Autor nimmt darin Abschied von seiner krebskranken Mutter – und erzählt zugleich von einer Mutter-Sohn-Beziehung, die von Liebe, Fürsorge, aber auch von Distanz und Unausgesprochenem geprägt ist.

„Ich wünsche mir, dass du keine Mutter bist, sondern eine Frau, die ihr Leben in Deutschland nach eigenen Wünschen gestaltet. Von deinen Wünschen gewusst zu haben, das hätte bedeutet, mit dir darüber gesprochen zu haben. Mit wem hast du sie geteilt? Flugbegleiterin wolltest du werden, Mutter bist du für mich geworden. Es war der einzige Traum, von dem du mir erzählt hast.“


5/5 ⭐️
Profile Image for Tom-Luca Freund.
9 reviews
December 3, 2025
war leider sprachlich nicht mein buch, aber der peak am ende ist sehr krass, allgemein spürt man in jeder seite eine riesige mutter-sohn-liebe, die mich sehr berührt hat! dich ja vielleicht auch, sarah?
Profile Image for Jule.
341 reviews14 followers
November 24, 2025
Berührend erzählt. Die Zeitsprünge haben mich leider immer wieder rausgenommen. Starkes Ende.
Profile Image for Kirsten.
3,113 reviews8 followers
September 27, 2025
Anils Mutter wird sterben. Seit sie ihre Diagnose erhalten hat, wechseln sich Krankenhausaufenthalte, Erholen von der Chemotherapie und der ganz normale Alltag ab. Aber wie kann man noch von einem normalen Alltag sprechen, wenn man genau weiß, wie wenig Zeit noch bleibt? 

Fikri Anıl Altıntaş erzählt mit großer Liebe von seiner Mutter, aber auch mit großem Schmerz. Er erinnert sich an kleine Begebenheiten und setzt sie zusammen zur Geschichte des gemeinsamen Lebens seit der Diagnose. Aber es gibt auch ein Leben davor. Im dem war seine Mutter nicht die Mutter, sondern das junge Mädchen Mürüvvet aus dem türkischen Ort Aydin mit Plänen und Träumen für eine Zukunft, die anders aussah als das Leben, das sie jetzt führt. 

Anfangs hat Anils Geschichte auf mich fast beschaulich gewirkt, trotz der schweren Zeit, die die Familie durchmacht. Er verbringt bewusst viel Zeit mit seinen Eltern, seine Schwester kommt mit ihrer Familie zu Besuch und man kocht gemeinsam. Aber nach und nach treten andere Dinge in den Vordergrund. Seine Mutter wird immer schwächer, kann nichts mehr essen und muss sich immer mehr übergeben. Der Vater ist hilflos gegenüber dem Gedanken, dass er seine geliebte Frau verlieren wird. Trotzdem versucht die Familie, der Mutter die letzten Tage so schön wie möglich zu machen. 

Aber das ist nicht das, was Mürüvvet will. Sie will sich erinnern und mit ihrem Leben auseinandersetzen. Dazu gehören für sie auch die weniger schönen Erinnerungen, mit denen sie ihren Mann und ihre Kinder konfrontiert. Sie will keine Vorwürfe machen, sondern gehört werden. Genau das fällt Anil schwer. Er will nicht, dass diese Zeit mit negativen Gefühlen überschattet wird. Das will seine Mutter auch nicht. Aber sie will gesehen werden. Nicht als die Mutter, Oma oder die Kranke. Sondern als Mürüvvet und die Frau, die aus dem Mädchen von damals geworden ist.   

Das ist nicht leicht, weil es die Familie zwingt, die Vergangenheit mit anderen Augen zu betrachten. Aber es geht hier nicht um den Vater und die Kinder, sondern nur um die Mutter, die genauso trauert wie ihre Familie. Aber deren Zeit zu trauern ist noch nicht gekommen. 
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