England im Herbst 1013: Um den dänischen Gefangenen Hakon bei Hofe abzuliefern, reist der junge Engländer Ælfric of Helmsby nach London. Die Stadt liegt in Trümmern, denn dem schwachen König Ethelred gelingt es nicht, sein Reich gegen die ständigen Wikingerüberfälle zu schützen. Doch anders als England und Dänemark sind Ælfric und Hakon keine Feinde - während der gefährlichen Reise sind sie zu Freunden geworden. Bald schon gehören sie zum inneren Kreis um die machtbewusste Königin Emma. Aber der Widerstand der Engländer droht zu brechen, und als der dänische König stirbt, steht bald ein noch gefährlicherer Feind vor den Toren ...
Rebecca Gablé wurde am 25. September 1964 in einer Kleinstadt am Niederrhein geboren. Nach dem Abitur 1984 machte sie eine Lehre als Bankkauffrau. In diesem Beruf hat sie anschließend auch vier Jahre gearbeitet, meistens auf einem Stützpunkt der Royal Air Force, wo sie viel über England, seine Sprache und seine Menschen gelernt hat. Aber die Lust am Erzählen hatte Rebecca Gablé immer schon, und 1990, nachdem sie ihren ersten Roman geschrieben hatte, gab sie ihren erlernten Broterwerb auf, um aus der Lust einen Beruf zu machen. Sie begann ein Literaturstudium in Düsseldorf, dessen Schwerpunkt sich mehr und mehr zur Mediävistik - der Lehre vom Mittelalter - verlagerte.
Nach mehrjähriger, frustrationsreicher Verlagssuche erschien 1995 bei Bastei Lübbe ihr erster Kriminalroman „Jagdfieber“, der im Jahr darauf für den Friedrich-Glauser-Krimipreis nominiert wurde, und sie trat der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur - dem Syndikat - bei, dessen Sprecherin sie drei Jahre lang war.
Seit Beendigung ihres Studiums 1996 arbeitet sie als freie Schriftstellerin. Zwischenzeitlich hat sie auch zwei Semester lang altenglische Literatur an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf gelehrt, was sie zu ihrem Bedauern aus Zeitgründen wieder aufgeben musste. Seit mit ihrem ersten historischen Roman „Das Lächeln der Fortuna“ 1997 der Durchbruch kam, hat sie etwa alle zwei Jahre einen Mittelalterroman veröffentlicht, die alle Beststeller geworden und in viele Sprachen übersetzt sind. 2006 erhielt sie für ihren Roman „Die Hüter der Rose“ den Sir Walter Scott-Preis.
Rebecca Gablé lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca.
Wir reisen hier ins England des 11. Jahrhunderts, in dem die Dänen kurz davor stehen, England für sich zu gewinnen. Angeführt werden diese Angriffe von Sven Gabelbart, gegen die der glücklose König Ethelred wenig entgegensetzen kann. Der englische König wirkt etwas hilflos und unentschlossen, so dass man schon vermutet, dass viele froh sein werden, wenn er endlich abtritt.
In dieser unruhigen Zeit muss Aelfric eine waghalsige Flucht aus seiner Heimat Helmsby wagen, um sich der Entscheidung seines grausamen Onkels zu entziehen. Zusammen mit seinem 6jährigen Sohn Penda und seinem Gefangenen Dänen Hakon macht er sich auf den Weg und gerät unverhofft in die Leibgarde der Königin. Interessant fand ich hier schon mal, dass Aelfric schon mit 15 Jahren Vater wurde. Die Mutter, im gleichen Alter, starb bei der Geburt, so dass er sich selbst um die Erziehung kümmern muss und das tut er auch tatsächlich. Ich denke, es war ja eher üblich, die Kinder bei den Frauen abzugeben und es ihnen zu überlassen. War ja sogar bei den Müttern so mit den Ammen und Kinderfrauen etc... Jedenfalls hat Aelfric ein sehr inniges Verhältnis zu seinem Sohn und versucht, ihn gleichzeitig zu beschützen, aber ihn auch auf die schroffe und brutale Welt vorzubereiten, die England in diesem Jahrhundert für sie bereit hält.
Wie immer liest es sich sehr flüssig und es passiert auch ständig etwas, aber mir ist aufgefallen, dass der typische Bösewicht oder wirklich bedrohliche Szenen oder Gegner fehlen. Die Kämpfe gegen die Dänen sind natürlich auch brutal und grausam, auch die Übergriffe gegen die Frauen - aber ich hab irgendwie auf etwas gewartet, was Aelfric mal so richtig Steine in den Weg legt. Das lief alles doch immer recht "einfach" für ihn ab oder löste sich recht schnell in Wohlgefallen auf.
Die englische Königin Emma ist 25 und eine starke, durchsetzungsfähige Frau, die weiß was sie will und entschlossen handeln kann, auch wenn ihr das Wasser bis zum Hals steht. Sie muss sich und ihre Kinder schützen, denn der englische Thron wird mal wieder von einigen beansprucht - und sie tut alles, oftmals mit schwerem Herzen, um ihre Macht, aber eben auch ihr Leben, zu sichern. Die wechselnde Sichtweise zwischen Aelfric und Emma hat für viel Spielraum gesorgt und so konnte man gut verfolgen, wie es in England weitergeht, mit den Flüchtenden in der Normandie oder auch auf dem Gut Helmsby.
Wie immer in England - zumindest dem Gefühl nach, wenn man diese Bücher liest - ist es ein ewiges Hin und Her und Auf und Ab mit den Königen ... die Autorin versteht es aber jedes Mal, den Zeitgeist einzufangen und ein lebendiges Bild der damaligen Zeit heraufzubeschwören. Mit Aelfric hat sie dieses Mal einen Hauptcharakter, dem es an sich nie wirklich schlecht geht und man hat hier auch keinen großen Bezug zu der Dienerschaft oder den Sklaven, die nur nebenbei erwähnt werden, oder auch mit einfachen Bauern - so läuft das (Über) Leben neben wenigen blutigen Kämpfen eher ruhig. Natürlich mit den üblichen Intrigen und Machtkämpfen, aber es hat für mich manchmal schon ein bisschen der Biss gefehlt. Auch bei den Verliebten / Ehepaaren ging es meist glimpflich ab und so wie gewollt. Sonst gibt es ja doch immer wieder den ein oder anderen Umweg oder Rivalen, bei denen man zwar wusste (oder hoffte), dass sie am Ende doch zusammenfinden, aber es war zumindest ein kleiner Spannungsbogen, wie das ganze enden würde. Ich hatte manchmal das Gefühl, als würde die Autorin dieses Mal mehr Botschaften einstreuen, wie die Gesellschaft gut oder besser funktionieren würde: gegenseitige Achtung, Respekt und Verständnis - auch zwischen zwei rivalisierenden Königen.
Friedlich bleibt es allerdings nie lange und es wird immer verbissen um die Macht gekämpft. Ich empfand die Geschichte wieder sehr unterhaltsam und hab wieder so einiges zu dieser historischen Epoche gelernt. Einige witzige Anekdoten werden auf jeden Fall hängenbleiben ;)
Das Nachwort kann ich bei diesen Romanen immer empfehlen, denn auch wenn vieles fiktiv ist, beruht doch einiges auf überlieferten Fakten und da kommen ein paar zusammen, die man vielleicht für erfunden gehalten hätte ;)
Bin eigentlich Rebecca Gablé-Fan (Waringham-Saga >>>), mittlerweile haben die neuen Bücher für mich jedoch an Reiz und vor allem an Spannung verloren, da mir die jeweiligen Hauptfiguren und ihre Geschichten doch sehr austauschbar erscheinen.
Ein großartiger Roman! Das Buch hat mir alles, was ich von einem historischen Roman erwarte, gegeben. Die Autorin ist treu zu historischen Recherche geblieben und erklärt im Nachwort, was genau gewusst ist, was nicht und was sie selbst erfunden hat. Ich war vollkommen rein in der Geschichte von Vorne an. Die Charaktere sind glaubwürdig, und ich liebe Ælfrig, Hakon, Elmrig, die faszinierende Königin Emma und Angehörige! So unterschiedlich waren sie, aber sie waren ein unglaubliches Team und ich habe das Gefühl, sie richtig zu kennen! Das Buch ist sehr lang, bleibt trotzdem immer spannend und interessant. Das finde ich facinierend: so viele Seiten, die niemals gelassen haben, die Lust weiter zu lesen. Einfach großartig! (ich habe schon die andere Bände bestellt!) Sehr empfehlenswert! Ich habe eine digitale Kopie dieses Buches von NetGalley bekommen und freiwillig habe ich eine ehrliche Rezension geschrieben.
England 1013. König Ethelred, der Unberatene, hat es immer wieder mit Wikingerüberfällen zu tun, die das Land verwüsten. Doch anstatt die Dänen aus dem Land zu jagen zahlt er hohe Tribute und trotzdem kommt es immer wieder zu Überfällen. In dieser Zeit begleiten wir Aelfric von Helmsby und Hakon, einen gefangenen Dänen, die ihren Weg an den Hof von Ethelred finden und dort zu treuen Begleitern der Königin Emma werden. Deren Leben ist es auch, das wir am Ende durch das Buch begleiten. Emma war zweimal Königin von England und Mutter von ebenfalls 2 Königen. Eine bemerkenswerte Frau in dieser Zeit, die es leid war sich von den Männern ihrer Umgebung verschachern zu lassen.
Dieses Buch ist zeitlich gesehen der erste Teil der Helmsby Reihe von Rebecca Gablé und bereits der dritte Band der Reihe. Wie bei jedem Buch der Autorin konnte ich es nicht erwarten mit dem Lesen zu beginnen. Schnell war ich wieder in der Welt, in dem die Helmsbys die Lücken der Geschichtsschreibung füllen. Das Buch umfasst den Zeitraum von ca. 40 Jahren und neben Aelfric begleiten wir auch Penda, seinen Sohn. Ich fand es wieder sehr spannend in eine Zeit einzutauchen, mit der ich mich noch nicht so ausführlich beschäftigt habe. Und wie immer habe ich eine Menge gelernt. Emma war mir so noch nicht bekannt und sie war definitiv eine Frau, die das damalige Weltgeschehen geprägt hat. Als Schwester des Herzogs der Normandie wurde sie als junges Mädchen mit dem Angelsachsen Ethelred verheiratet und bekam drei Kinder von ihm. Als Ethelred stirbt, wirbt sein Nachfolger Knut der Große, seines Zeichens Däne und der erbitterte Gegner Ethelreds, um sie. Sie heiratet ihn, hat aber Bedingungen. Dummerweise führen diese Hochzeiten und die Kinder der unterschiedlichen Könige in ihrem Leben und der Geschichte Englands zu heftigen Debatten um die rechtmäßige Thronfolge.
Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen. Man gerät in einen Leseflow und möchte gar nicht mehr aufhören. Die Familiengeschichte der Helmsbys nimmt hier ihren Anfang und wird dann in „Das zweite Königreich“ fortgeführt, in dem wir vor allem Aelfrics Urenkel Caedmon und seine Geschwister begleiten. Ich fand es einfach toll dem Lebensweg von Penda und Aelfric zu folgen, jeder anders, doch beide sympathisch. Und da ich gerade so schön im Lesefluss war, habe ich jetzt einen ReRead von „Das zweite Königreich“ begonnen.
Ich kann auch diesen historischen Roman aus der Feder von Rebecca Gablé wieder empfehlen. Es macht einfach Spaß ihre toll recherchierten Bücher zu lesen. Hier wird geschichtliches Wissen ganz nebenbei vermittelt.
Konnte mich leider nicht so packen wie andere Gablé-Romane. Für mein Gefühl - ungewöhnlich für Rebecca Gablé - hatte der Roman einige Längen. Von den Charakteren ist mir niemand so hundertprozentig ans Herz gewachsen, am meisten noch Penda of Helmsby. Aus Emma bin ich nicht wirklich schlau geworden bzw hatte das Gefühl, sie nicht "packen" zu können. Spannend fand ich, über diese mir bis dato einigermaßen unbekannte Periode etwas zu erfahren, mein Geschichtswissen beginnt nämlich ziemlich genau 1066. Und ich mochte - und das stelle ich mir schwieriger vor als einen Nachfolger zu schreiben - die clever gemachten "Anspielungen" zum Zweiten Königreich. Insgesamt habe ich die traurige Vermutung/Befürchtung, dass ich einfach schon etwas übersättigt bin. An die ersten drei Waringham-Romane (Lächeln der Fortuna, Hüter der Rose, Spiel der Könige), an das Zweite Königreich und König der Purpurnen Stadt - meine all time-favourites - kommt Rabenthron leider nicht heran. Allerdings verspüre ich jetzt große Lust, die anderen beiden Helmsby-Bände noch einmal zu lesen.
Gablé ist für mich das deutsche Äquivalent zu Follett, im Guten wie im Schlechten.
Sie ist eine exzellente Geschichtenerzählerin, die hervorragend historische Episoden zum Leben erwecken kann. So schafft sie es hier auch wieder, das Leben Königin Emmas nahbar darzustellen.
Ihre Figuren hingegen bleiben oft nur Holzschnittartig und berechenbar: Die Guten tun immer Gutes, die Schlechten das Gegenteil.
4.5 ⭐️ Endlich wieder eine neuer Gablé! Und das warten hat sich gelohnt. Nach dem letzten Roman der zur Waringham-Saga gehörte, und der mich nicht ganz so packen konnte, entführt uns Frau Gablé nun wieder ins Helmbsy Universum. Und das mit vollem Erfolg! Ich habe jede der fast 900 Seiten genossen, mitgefiebert, wieder einiges über die englische Geschichte gelernt und Figuren lieb gewonnen. Ich kann den nächsten Roman kaum erwarten. :)
Ein wackelnder Thron – aber nicht für Rebecca Gablé
„Rabenthron“, erschienen 2025 bei Bastei Lübbe, der neue Roman von Erfolgsautorin Rebecca Gablé, ist wie immer ein Meisterwerk des historischen Romans, auch wenn diesmal tatsächlich kleine Schwächen auftreten. Doch da Gablé in einem ganz eigenen Universum schreibt, ist der Roman dennoch ein weiterer Stern an ihrem Schreibhimmel.
Wir kehren zurück nach Helmsby, oder genauer gesagt, wir gehen ganz an den Anfang von Helmsby, reisen also weiter in der Zeit zurück. Bevor wir uns mit der Handlung befassen, ist ein kurzes Shoutout an das Buchdesign unbedingt nötig: Was für ein Traum, dieser Farbschnitt und die Karte im Inneren, und natürlich wie immer die großartigen Zeichnungen für jeden Teil und die kleinen Ornamente am Kapitelanfang, einfach so ein Genuss! Ich lieb’s. Allein dafür schon fünf Sterne.
Gablé wirft uns direkt ins Geschehen: Wir befinden uns im Jahr 1013 und Aelfric hat die Aufgabe, den gefangenen Dänen Hakon nach London zu bringen und seinen Sohn Penda zu retten. Soweit die simple Ausgangssituation des Romans, von der aus sich die Geschichte bis hin zu Wilhelm dem Eroberer erstreckt, mit wie immer unendliche vielen hervorragend recherchierten Details und historischen Personen, die ergänzt werden um ebenso viele fiktive Personen und deren Geschichte, ein umfassendes Panorama dieser Zeit. London geht zugrunde, der herrschende König schwächelt und hat seine Herrschaft nicht im Griff. Der Thron, die Königsposition wird uns den ganzen Roman durch begleiten in vielen Konstellationen und Varianten. Wie schwer das Herrschen doch ist und dass nicht jeder, der qua Geburt König werden soll, auch zum König geboren ist, das arbeitet die Autorin brillant heraus.
Gablé zeigt gekonnt all die Fallstricke der Zeit, die wenigen Rechte und Bewegungsmöglichkeiten der Frauen (und doch hat sie uns gleich mehrere starke Frauen hingelegt für diesen Band), die Grausamkeit, aber auch das Männerklischee, dem die Männer genügen mussten und das ihnen auch gar nicht mal so viel Beinfreiheit ließ. Die verschiedenen Schichten und die Unkenntnis der jeweils anderen Lebensrealität. Wie katastrophal es war, wenn ein Herrscher nicht wirklich zum Herrschen bestimmt war. Die vielen Intrigen und Ränkespiele, die ständige Not, Allianzen zu schmieden – und das in einer Zeit, in der Nachrichten nicht gerade schnell unterwegs waren. Mit der Königin Emma schafft sie einen großartigen Charakter, eine Frau, die den Lauf der Geschichte immer wieder stark beeinflusst und das wilde Pendeln Englands in der Zeit mit den vielen Herrschern, der Konflikt mit Dänemark, der ewige Kampf um die Hoheit, all das wird lebendig.
Gablé hält den Spannungsbogen durchweg oben, in jedem einzelnen Abschnitt passiert so viel, dass man einen eigenen Roman schreiben müsste, um den Roman zu erläutern. Szenerie, Dialoge und Figuren sind immer so lebendig und es werden so viele Informationen über die Zeit wie nebenbei eingewoben, ich finde es einfach jedes Mal aufs Neue beeindruckend und lese ihre Bücher supergern, dieses auch wieder. Dabei spart sie auch nicht mit Spice – für mich in einem Maß, auf das ich auch hätte verzichten können, weil es sich in dem Roman wie ein Fremdkörper macht in der Explizität, aber zum Glück fand die Handlung immer schnell zum Bogen zurück. Im Verhältnis zu anderen Romanen wurden dieses Mal die fiktiven Figuren leider deutlich weniger ausführlich erzählt, was ich persönlich sehr schade fand, da genau diese Mischung für mich immer das Besondere an Gablés Werk ausmacht. Letztlich fasst der Roman aber auch so knapp 900 Seiten, so dass vielleicht einfach nicht genug Raum war, hier auch noch ausführlich zu werden. Dadurch bleibt aber eine so wichtige Figur wie Hakon auf der Strecke. Durchweg präsent und wirklich wundervoll ist dagegen die Figur von Penda und die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Ælfric und Penda, die wirklich ans Herz geht und einen durch den ganzen Roman trägt.
Es sind schwierige Zeiten, die die Autorin genial darstellt, ich konnte wirklich gut durch die Handlung der ständig wechselnden Machtverhältnisse folgen. Wie chaotisch das damals gewesen sein muss, wo Nachrichten viel langsamer gereist sind. Dabei packt Gablé auch schwierige Themen wie Antisemitismus und Sklaverei an, ohne jemals den Fokus zu verlieren. Und natürlich fehlt auch wie immer das Nachwort nicht, in dem sie punktgenau Fakten und Fiktion trennt. Einfach ein Genuss.
Was soll man sagen, hier stimmt einfach fast alles, und das wenige, was nicht stimmt ist Meckern auf einem so hohen Niveau, dass ich das Meckern gern direkt auch sein lasse. Rabenthron ist ein Muss für alle Gablé-Fans – und für die, die es noch nicht sind, ein super Einstieg, um dann direkt auch der Sucht zu verfallen und die weiteren Helmsby-Romane zu lesen. Rebecca Gablé sitzt für mich unangefochten weiter auf dem Thron der historischen Romane – und bestimmt mag sie auch ein paar Raben, die drumherum fliegen.
Ein großes Dankeschön an lesejury.de und Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar!
Meisterhaft erzählte Geschichte mit viel realem Hintergrund
Klappentext: England im Herbst 1013: Um den dänischen Gefangenen Hakon bei Hofe abzuliefern, reist der junge Engländer Ælfric of Helmsby nach London. Die Stadt liegt in Trümmern, denn dem schwachen König Ethelred gelingt es nicht, sein Reich gegen die ständigen Wikingerüberfälle zu schützen. Doch anders als England und Dänemark sind Ælfric und Hakon keine Feinde - während der gefährlichen Reise sind sie zu Freunden geworden. Bald schon gehören sie zum inneren Kreis um die machtbewusste Königin Emma. Aber der Widerstand der Engländer droht zu brechen, und als der dänische König stirbt, steht bald ein noch gefährlicherer Feind vor den Toren.
„Rabenthron“ ist der 3. Band der Helmsby-Reihe von Rebecca Gablé. Die Geschichte setzt allerdings vor dem 1. Band an, man braucht keine Vorkenntnisse beim Lesen.
Als Leser*in begleitet man die Protagonisten von 1013 bis 1041. In diesem Zeitraum kommen die Protagonisten und gehen die Protagonisten. Einige finden den Tod und zwei neue Generationen werden geboren. England hat in dieser Zeit 7 Könige. Einer davon, der Däne Sven Gabelbart wurde allerdings nie gekrönt. Nur Knut der Große, der fast 20 Jahre auf dem Thron saß, ist es gelungen, England über längere Zeit Frieden zu schenken.
Rebecca Gablé lässt Geschichte lebendig werden. Viele ihrer Charaktere sind historisch überlieferte Personen, aber auch die fiktiven Charaktere Ælfric of Helmsby und sein Sohn Penda, wie auch die Nachkommen im Laufe der Geschichte, fügen sich gut in die Story ein. Sie sind meine eigentlichen Helden und meine liebsten Charaktere.
In der Geschichte gibt es oft größere Zeitsprünge, sonst hätte die Autorin so einen großen Zeitraum nicht abbilden können. Manchmal war ich dadurch kurz verwirrt, habe mich aber immer schnell wieder zurechtgefunden. Bei den Protagonisten ist das Personenverzeichnis am Anfang sehr hilfreich. Es treten recht viele Protagonisten auf, nur wenige schaffen es auch bis zum Ende.
Rebecca Gablé zeichnet ein recht deutliches Bild der englischen Geschichte. Ich bin tief in die Geschichte eingetaucht und konnte das Buch kaum zur Seite legen.
Rebecca Gablé erzählt die Geschichte sehr lebendig, ich hatte schnell Bilder im Kopf. Die Geschichte lebt, einige Charaktere gehen verloren und neue kommen hinzu. Als Leser*in wird man Zeuge einiger Gräueltaten, aber auch die Liebe fehlt in diesem umfangreichen Buch nicht.
Rebecca Gablé hat einen so fesselnden Schreibstil, dass die fast 900 Seiten nur so dahinfliegen. Nach der Geschichte kann man im Nachwort noch einmal einige Ereignisse nachlesen. Was die Geschichte komplettiert und interessant ist.
„Rabenthron“ ist ein meisterhaft erzählter historischer Roman, mit einem bunten Reigen an Charakteren.
Wieder ein Lesevergnügen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Rebecca Gablé es schafft, mit wenigen Worten so sympathische, liebenswerte und gute Hauptpersonen zu erschaffen. Da geht man sofort gerne mit auf Reisen. Ælfric und Penda sind ein zu Herzen gehendes Vater-Sohn-Paar zu Beginn der Geschichte, hinzu kommt dann die Dreier-Freundschaft Angelsachse, Däne, Mönch. Hinzu kommen wieder tolle Frauencharaktere, die dann auch historisch sind. Es war an der Zeit, dass Emma von der Normandie so einen Roman geschenkt bekam. Unglaubliche, was für eine Familiengeschichte. Ein Wunder, wie diese ganzen Geschichten aus den unsicheren Quellen zu so einer übersichtlichen Story zusammenkommen, trotz 900 Seiten. Wieder Hut ab, Frau Gablé. Und ich weiß jetzt auch, warum ich sie als Autorin mag. Vor allem erinnert mich viel an Karl May: Gut gegen Böse sind sehr deutlich und immer wenn es aussichtslos wirkt, kommt von irgendwo die Rettung her. Der Zufall ist Programm. Die Klinge hält das Schwert auf, der König kommt exakt im richtigen Moment von seiner Weltreise wieder und die Gifte wirken in diesem Roman auch mehrmals zur rechten Zeit. Eigentlich sollte ich jetzt mal wieder „Das zweite Königreich“ lesen oder hören.
Leider konnte mich Rebecca Gable mit ihrem neuesten historischen Roman wieder nicht wirklich erreichen. Das liegt aber vermutlich eher an mir und meinen veränderten Lesevorlieben als an ihrem können. Es ist eine spannende Epoche, von der sie berichtet und ich wollte auch immer einen Roman von ihr über Königin Emma, aber letztlich kann mich die Autorin wohl einfach nicht mehr überraschen. Ich kenne ihren Erzählstil im Prinzip in- und auswendig und weiß, wie sie ihre Figuren charakterisiert, so dass auch über die Figuren der Funke nicht zu mur überspringt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich den nächsten Roman von ihr, der sicherlich nicht vor 2027, eher 2028 erscheinen wird noch lesen werde.
Ich bin ehrlich großer Fan der Gablé Romane, aber diesen fand ich leider ein bisschen schwach. Es ist etwas seltsam, das über ein Buch mit fast 900 Seiten zu sagen, aber sie hat sich teilweise nicht genug Zeit gelassen, vor allem um die emotionale Entwicklung der Figuren zu zeigen. Ich fand es zb nicht wirklich nachvollziehbar wann und wie Aelfric und Hakon Freunde geworden sind: Erst hassen sie sich, dann streiten sie sich (ja, das ist Fortschritt), und zwei Tage später erwähnt Emma auf einmal, wie schön es ist, dass die beiden jetzt wohl Freunde geworden sind. - Ach so, sind sie das? Hab ich leider nicht mitbekommen. Ein paar zusätzliche Dialoge zwischen den beiden Figuren wären vielleicht nicht schlecht gewesen. Oder die Geschichte mit Aelfric und seiner Frau: Aus heiterem Himmel liegen mehrere Figuren Aelfric auf einmal in den Ohren, dass er seine Angebetete endlich heiraten soll, weil es ja nicht mit anzusehen ist, wie die beiden sich nach einander verzehren. - Und wieder denke ich: oh, tun sie das? Wer ist das noch mal? Es wurde mal erwähnt, dass er sie schön findet, aber das ist ewig her, und danach ist die Figur nicht mehr aufgetaucht. Dieser Teil der Geschichte wird schließlich kurz in einer Retrospektive zusammengefasst, und dann wird auch schon geheiratet und das Thema ist wieder von Tisch. Davon abgesehen fand ich die Geschichte des Hauptcharakters diesmal auch einfach etwas ereignisarm. Es sind zwar ein paar spannende Geschichten zusammengekommen (die Flucht aus Helmsby, der Vorwurf des Verrats, die Entführung der Tochter), aber über lange Abschnitte läuft Aelfric eigentlich nur mit und ist vor allem Zeuge der Ereignisse bei Hofe. Da haben die Hauptfiguren in anderen Gablé Roman deutlich mehr erlebt und beigetragen.
Trotzdem hab ich den Roman gern gelesen. Der Dreh- und Angelpunkt in dieser Geschichte ist eben nicht Aelfric of Helmsby sondern Königin Emma.
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Gehört, statt gelesen. Nicht die beste Idee bei einem historischen Roman. Lesen finde ich mit den vielen ungewöhnlichen Namen erheblich einfacher. Die Story ist wieder - Rebecca Gable typisch - gut erzählt und nicht zu vorhersehbar. Es bleibt bis zum Schluss spannend.
Mit dem historischen Roman „Rabenthron“ ist das neuste Werk von Rebecca Gable auf dem Büchermarkt veröffentlich wurden. In diesem Buch wird die Geschichte rund um die Familie Helmsby erneut aufgegriffen. Die Familie Helmsby steht in ihren historischen Romanen „Das zweite Königreich“ und „Hiobs Brüder“ im Fokus. Jedoch kann man „Rabenthron“ auch ohne weitere Vorkenntnisse lesen, wird doch eine andere Generation beleuchtet. Dennoch bereitet es natürlich Freude, wenn man ein paar Zusammenhänge zwischen den einzelnen Familienmitgliedern erkennt.
Klappentext: England im Herbst 1013: Um den dänischen Gefangenen Hakon bei Hofe abzuliefern, reist der junge Engländer Ælfric of Helmsby nach London. Die Stadt liegt in Trümmern, denn dem schwachen König Ethelred gelingt es nicht, sein Reich gegen die ständigen Wikingerüberfälle zu schützen. Doch anders als England und Dänemark sind Ælfric und Hakon keine Feinde - während der gefährlichen Reise sind sie zu Freunden geworden. Bald schon gehören sie zum inneren Kreis um die machtbewusste Königin Emma. Aber der Widerstand der Engländer droht zu brechen, und als der dänische König stirbt, steht bald ein noch gefährlicherer Feind vor den Toren ...
Die Autorin Rebecca Gable hat sich im Bereich der historischen Romane bereits einen Namen gemacht. Auch ich habe ihre bisherigen Bücher immer mit großer Freude gelesen, sie hat es bisher immer geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen und in eine fremde, längst vergangene Zeit zu entführen. Als ich dann gelesen habe, dass Gable ihr nächstes Werk wieder von der Familie Helmsby handeln wird, war meine Vorfreude und auch meine Erwartungen groß. Zunächst möchte ich diese wundervolle Gestaltung positiv erwähnen. Der Farbschnitt ist hier wirklich gelungen und passt ziemlich gut zum Buch. Zunächst war ich skeptisch, warum jetzt auch bei historischen Romanen dieser Hype notwendig ist. Aber hier finde ich ihn passend. Außerdem ist das Buch mit einer farbigen Karte ausgestattet. Diese habe ich während des Lesens nur zu gerne zur besseren Orientierung zu Rate gezogen. Auch gibt es eindrucksvolle Darstellungen zu Beginn des Abschnittes, dadurch kann man sich die Protagonisten noch besser vorstellen. Der Schreibstil von Gable ist, wie ich es bereits aus ihren bisherigen Werke gewohnt bin, flüssig, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Man merkt dem Buch gar nicht seinen Umfang an. Diese knapp 900 Seiten sind zügig gelesen und nur zu gerne hätte ich sogar noch mehr gelesen. Als Leser wird man in eine vergangene Zeit entführt und hat dabei das Gefühl, dass man selbst mitten in der Geschichte drin ist. Man mittendrin, kann sich alles sehr gut vorstellen und erlebt zusammen mit den Charakteren Abenteuer und muss die ein oder andere schwierige Situation meistern. Auch bangt man um die Charaktere und ist sich nicht immer sicher, dass es gut für diese ausgehen wird. Der Spannungsbogen wird über die komplette Seitenanzahl hochgehalten. Auf sehr vielseitige Art und Weise wird Spannung aufgebaut und zum Höhepunkt gesteigert, viele unverhofften Wendungen werden eingebaut und nicht selten habe ich mitgelitten, wurde von meinen Emotionen während des Lesens überwältigt oder habe auflachen müssen. Gekonnt werden historische Gegebenheiten oder auch Anekdoten in die Handlung mit eingebaut. Oftmals habe ich überlegt, ob diese Situation so stattgefunden ist, ob diese durch Quellen belegt ist. Es hat mir Freude bereitet, hier mitzufiebern und mitzurätseln. Nicht selten habe ich während des Lesens das Internet um Rat gefragt. Auch viele historische Personen sind ein essentieller Teil der Handlung und werden vielseitig dargestellt. Hierbei hilft das Personenverzeichnis. In diesem ist aufgeführt, welches eine historische Person ist und welcher Charakter fiktiv ist. Man merkt auf jeder Seite des Buches die umfangreiche und tiefgründige Recherchearbeit der Autorin, welche im Vorfeld von ihr geleistet wurde. Die englische Geschichte im 11. Jahrhundert wird lebendig erzählt und ganz nebenbei lernt man noch einiges über die damaligen Gegebenheiten und auch die Probleme des Königshauses aber auch des einfachen Volkes. Man erlebt die englische Geschichte hautnah und dies auf so facettenreiche und spannende Art und Weise, dass es einfach Spaß macht die Handlung gebannt zu verfolgen und in die damalige Zeit abzutauchen, welche ganz anders als die heute ist. Hierzu möchte ich auf jeden Fall auch nochmal das Nachwort erwähnen, welches sehr lesenswert ist. Wie man es bereits von ihren vorherigen Büchern kennt, geht Gable in diesem nochmal auf die Fakten ein und was Fiktion ist, was aus ihrer Feder stammt und was sie hier aus diversen Quellen zur damaligen Zeit zusammengetragen hat – aber auch, wie glaubwürdig solche Quellen sind. Dies gefällt mir immer recht gut, lernt man die damalige Zeit nochmal aus einer anderen Sicht kennen – oftmals sind die unglaubwürdigsten Anekdoten höchstwahrscheinlich doch genau so geschehen. Geschichtlich fand ich dieses Buch auch sehr ansprechend. Zu Beginn des Buches lernen wir den König Ethelred, der Unberatene kennen. An seiner Seite steht seine Frau, die schlaue und bedachte Emma. Sie hadert mit ihrem Schicksal, ist der Gemahl an ihrer Seite doch leider kein kluger König. Es dauert nicht lange und Ethelred verstirbt. Der Kampf um den Thron beginnt und auch die Dänen erheben Anspruch auf den Thron. Ich fand den geschichtlichen Hintergrund hier sehr informativ und mir persönlich hat es Freude bereitet, dass dieses Stück Geschichte beleuchtet wurde. Lernen wir doch auch König Knud besser kennen. Auch die Darstellung von Emma fand ich gelungen und konnte mich überzeugen. Sie ist eine gute Strategin und hat politisches Talent. Doch nicht immer ist sie eine gute Mutter. Besonders hat mich jedoch die Charakterdarstellung von Edward begeistern können. Dieser historische Charakter war gut gezeichnet. Seine Passagen haben mir immer besonders gefallen und nur zu gerne habe ich gelesen, wie es ihm ergangen ist und was für Hürden er meistern musste. Die historische Person des Mönches Eilmer of Malmesbury hat mir persönlich auf sehr zugesagt. Ich mochte seine gebildete Art und auch, wie er die Welt sieht. Er war kein allzu strenger Kirchenanhänger und hatte wohl eine recht offene Art. Er hat dieses Buch meiner Meinung nach sehr bereichert, seine Passagen haben mir immer besonders gut gefallen. Mit Aelfric hat Gable einen Helmsby als fiktiven Protagonist geschrieben, welcher typische Heldeneigenschaften hat. Er steht Königin Emma mit Rat und Tat beiseite, auf ihn ist Verlass und nicht selten war seine Hilfe für Emma essentiell, sie konnte sich auf ihn verlassen. Aelfric ist ein hilfsbereiter Mann mit einem guten Herzen. Und da kommen wir, meiner Meinung nach, zu seiner Schwachstelle. Es gibt einige Stellen, da war mir Aelfric zu nachsichtig. Sein Vetter Offa ist quasi sein Gegenpart – die beiden sind sich nicht immer einig und stehen auf unterschiedlichen Seiten. Innerhalb des Buches gibt es einige Streitigkeiten und auch Gewalttaten zwischen den beiden und dennoch zeigt Aelfric immer Nachsicht und verzeiht Offa. Dies hat am Ende katastrophale Folgen und dennoch hat er eher Mitleid für Offa. Dies war mir persönlich nicht ganz authentisch. Auch hätte ich mir gewünscht, dass seine besondere Freundschaft zu dem Dänen Hakon und auch dem Mönch Eilmer ein bisschen mehr in den Fokus gerückt wird. Meiner Meinung nach wurde hier Potential zu Gunsten von der ein oder andere Liebesgeschichte verschenkt. Dafür hat mir Penda, der Sohn von Aelfric gut gefallen. Als Leser begleiten wir ihn als kleiner Junge bis zu einem Erwachsenen und sind an seiner Seite, wenn er in der Fremde sich behaupten muss und dabei seinen Weg suchen muss. Seine Geschichte und auch seine Charakterentwicklung fand ich ganz gelungen. Lediglich seine Liebesgeschichte fand ich persönlich nicht so überzeugend. Allgemein gibt es hier die ein oder andere Liebesszene. Diese fand ich persönlich nicht immer passend. Aber dies ist bekannter Maßen Geschmackssache. Dafür fand ich die kriegerischen Szenen und auch die Schlachten besser dargestellt. Als Leser hat man einen umfangreichen Eindruck erhalten, ohne dass Gable hier zu sehr ins Detail gegangen ist.
Insgesamt konnte mich der historische Roman „Rabenthron“ von Rebecca Gable in den Bann ziehen. Man merkt diesem Buch die umfangreiche Recherchearbeit an und durch den flüssigen Erzählstil merkt man gar nicht, dass dieses Werk so umfangreich ist – als Leser kann man sich gekonnt in der Geschichte und den Charakteren fallen lassen. Jedoch gab es meiner Meinung nach ein paar kleine Kritikpunkte. Die zwischenmenschlichen Beziehungen hätten hier in Bezug auf Aelfric, Hakon und Eilmer mehr in den Mittelpunkt gerückt werden können. Deswegen möchte ich 4 Sterne vergeben und spreche auch eine Leseempfehlung für Liebhaber von historischen Romanen aus.
3.5✨ - Ich hatte mich sehr auf den neuen Roman gefreut und wurde wieder einmal gut unterhalten - dennoch konnte mich dieser Band nicht so überzeugen, wie die vorherigen. Auch wenn diese Geschichte voller Machtkämpfe, Intrigen und rivalisierender Könige ist, hat mir manchmal die Spannung gefehlt. Sämtliche Hürden unserer Hauptcharaktere wurden (meines Erachtens) zu schnell überwunden, sodass ich mir nie große Sorgen machen musste. Im Mittelteil wies die Geschichte zudem einige Längen auf. Trotz dieser Kritik, bin ich wie gewohnt durch die Seiten geflogen und habe das Leseerlebnis sehr genossen.
Ein gewaltiges historisches Epos, bei dem Geschichte selbst zur größten Erzählung wird
Die Königin des Historischen Romans, Rebecca Gablé, hat mit „Rabenthron“ die lang ersehnte Fortsetzung ihrer Helmsby-Reihe vorgelegt. Nach „Das zweite Königreich“ (2000) und „Hiobs Brüder“ (2009) ist dies nun der dritte Band, der - wie gewohnt - zeitlich vor ihrer Waringham-Reihe spielt. Ein erster Blick auf das Cover zeigt, dass es perfekt zur Helmsby-Serie passt: stimmig, unverkennbar und mit hohem Wiedererkennungswert. Besonders der wunderschöne Farbschnitt des Buches und die gelungenen Kapitelillustrationen stechen hervor.
„Rabenthron“ ist als Prequel zu „Das zweite Königreich“ angelegt und startet im Jahr 1013, vor der Epoche der normannischen Eroberung (1066). In dieser Zeit ist Æthelred der Unberatene König von England - ein schwacher Herrscher, der eher durch seine Unentschlossenheit als durch große Taten auffällt und England befindet sich in einem Machtkampf zwischen den Angelsachsen und den Dänen. Während die Dänen unter Sven Gabelbart England zunächst überfielen, sich bezahlen ließen und wieder abzogen, sind sie nun gekommen, um zu bleiben und die von Æthelred angeordnete Ermordung zahlreicher Dänen zu rächen. Im Mittelpunkt der historischen Geschichte steht die beeindruckende aber durchaus ambivalente Emma von der Normandie, die als eine der größten und einflussreichsten weiblichen Persönlichkeiten des englischen Mittelalters gilt. Als junges Mädchen wurde sie von ihrem Bruder Richard II., dem Herzog der Normandie, mit Æthelred verheiratet, um die politischen Beziehungen zwischen der Normandie und England zu stärken und erlebt ein Schicksal, an welchem die meisten zerbrochen wären. Nicht so Emma, die als kühle und kluge Strategin, zwar nicht unbedingt durch Liebe zu ihren Kindern glänzt, es immerhin aber zur Königin und Mitregentin an der Seite von zwei Königen und zur Mutter zweier weiterer Könige Englands brachte.
Historisch gesehen ist „Rabenthron“ ein rundum gewaltiges, gründlich recherchiertes und kurzweiliges 896-Seiten-Epos, das von der ersten bis zur letzten Seite beeindruckt und überzeugt. Detailliert lässt uns Gablé an allen wichtigen geschichtlichen Ereignissen teilhaben: der Regentschaft Æthelreds, der Machtübernahme durch den dänischen König Sven Gabelbart, der Rückkehr von Æthelred und Emma auf den Thron aus dem normannischen Exil, der Regentschaft von Edmund Eisenseite (dem Sohn Æthelreds aus erster Ehe) und dessen dramatischem Tod, der Machtergreifung durch Knut den Großen und dessen Heirat mit Emma, der Machtübernahme von Harald I. Hasenfuß und seiner Mutter Ælfgifu nach dem unerwarteten Tod von Knut, sowie der Regentschaft von Emmas und Knuts Sohn Hardiknut bis hin zu den Anfängen im Jahr 1041 mit Edward III., dem Bekenner auf dem englischen Thron (Emmas Sohn aus erster Ehe mit Æthelred, der die meiste Zeit zwischen 1016 und 1041 in der Normandie verbrachte) und weiteren historischen Wendepunkten. Dabei werden geschichtlich weniger bedeutende Abschnitte durch geschickt eingesetzte Zeitsprünge überbrückt.
Der Roman führt uns ferner zu vielen weiteren historischen Figuren, wie z.B. Prinz Alfred, Godwin Wulfnothsson, Harold Godwinson, Leofric von Mercia und seiner Frau Lady Godiva, dem „fliegenden“ Eilmer von Malmesbury, vielen Erzbischöfen und Kirchenmännern jener Zeit, Emmas Mutter Gunnor sowie Robert I. und seiner Geliebten Herlève de Falaise - den Eltern von William dem Eroberer, dessen Geburt wir miterleben und den wir als Kind ebenfalls kennenlernen dürfen. Das umfangreiche Dramatis Personae hilft Lesern, die mit der englischen Geschichte weniger vertraut sind, alle Figuren schnell nachzuschlagen. Gablé gelingt es vortrefflich, die Charaktere so realitätsnah und lebendig zu zeichnen, wie sie in historischen Überlieferungen beschrieben sind. Eine Karte zum Auffinden der relevanten Orte scheint im Buch vorhanden zu sein, das Ebook lässt diese jedoch vermissen.
Ein guter historischer Roman lebt zudem von der gekonnten Verwebung historischer und fiktiver Figuren - und genau das gelingt Gablé über weite Strecken ebenso. Zu den fiktiven Hauptprotagonisten gehören Ælfric „Eisenfaust“, sein Sohn Penda und Hakon Gunnarson - der ursprünglich Ælfrics Gefangener war, sich aber im Laufe des Romans zu dessen engstem Freund entwickelt. Besonders das grandiose Vater-Sohn-Verhältnis zwischen Ælfric und Penda ist sehr gefällig. Ihre schlimmsten Gegenspieler sind neben den realen Godwin Wulfnothsson und Harald I. Hasenfuß Ælfrics Onkel Dunstan und dessen Sohn Offa. Einmal mehr gelingt es der Autorin ein wunderbares Geflecht zwischen all den zahlreichen Figuren des Romans zu spinnen. Höchst beeindruckend wird es, wenn unseren fiktiven Protagonisten Könige, Königinnen, Prinzen und Herzöge zur Seite gestellt werden: beim Blick über ihre Schultern sind wir als Leser stets mittendrin im Geschehen, das zwischen England und der Normandie pendelt. Wir erleben die großen Persönlichkeiten und Ereignisse jener Epoche, aber auch Intrigen, Freundschaften und Liebe. Kritikpunkte zeigen sich in den schwankenden Entwicklungen der fiktiven Charaktere, die bisweilen zu stark von Zufällen und von Ælfrics für einen Krieger seines Formats nicht ganz stimmigem, idealistischem Wesen geprägt sind. Zwar wachsen uns Ælfric und Penda in ihren Rollen als Helden im Laufe des Romans sehr ans Herz, doch ihre ständigen Errettungen aus schwierigsten Situationen wirken mitunter zu konstruiert. Auch das Ende des Romans fällt insgesamt etwas zu abrupt aus.
Gablés Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, bewusst einfach gehalten, humorvoll unterlegt und durchweg mitreißend. Sie versteht es, auch bei einem umfangreichen Buch von knapp 900 Seiten den Spannungsbogen jederzeit aufrecht zu erhalten und es entstehen keinerlei Längen. Durch ihre bildhaften und atmosphärischen Beschreibungen führt sie dem Leser das Geschehen immer vor Augen und weiß ihn emotional geschickt zu polarisieren. Überaus authentisch wirkt das Leben der Adeligen, Thanes, normalen Dorfbewohner sowie Sklaven und man bekommt einen guten Eindruck vom großen Einfluss der Kirche zu jener Zeit. Wie immer ordnet die Autorin Wahrheit und Fiktion sowie den weiteren geschichtlichen Verlauf in einem umfangreichen und informativen Nachwort ein. Obwohl „Rabenthron“ der dritte Band der Helmsby-Reihe ist, lässt sich der Roman auch unabhängig von den Vorgängern lesen - und für Neueinsteiger empfiehlt es sich sogar, ihn vor „Das zweite Königreich“ zu lesen.
Fazit: Mit „Rabenthron“ legt Rebecca Gablé einmal mehr ein gewaltiges, akribisch recherchiertes und packend erzähltes Historienepos vor, welches in dieser Qualität nur ihrer Feder entstammen kann. Sie verknüpft historische Fakten und fiktive Figuren zu einer vielschichtigen Erzählung, die den Leser mitten in die Wirren Englands vor der normannischen Eroberung und den Machtkampf zwischen den Angelsachsen und Dänen versetzt. Besonders die detailgetreue Zeichnung bedeutender Persönlichkeiten und die authentische Darstellung des mittelalterlichen Lebens beeindrucken. Der Roman überzeugt durchweg mit Spannung, Tiefe, erzählerischer Wucht und historischer Präzision. „Rabenthron“ ist sowohl für treue Anhänger der Helmsby-Reihe als auch für Neueinsteiger ein herausragender, opulenter historischer Roman, der den hohen Stellenwert der Autorin in diesem Genre einmal mehr unterstreicht. Voller Sehnsucht dürfen wir uns nun auf das kommende Werk zur Waringham-Reihe freuen.
Mit „Rabenthron“ von Rebecca Gablé geht es zurück zur Familie Helmsby, deren Geschichte, ähnlich wie die der Waringhams, mit dem englischen Königshaus verbunden ist. Erschienen ist der historische Roman im August 2025 bei Lübbe.
England, 1013: England liegt in Trümmern und hat immer wieder mit Wikingerüberfällen zu kämpfen, gegen die sich der schwache König Ethelred kaum wehren kann. Dennoch entschließt sich der junge Ælfric of Helmsby seinen dänischen Gefangenen Hakon nach London zu bringen und wird so Teil des Haushaltes der Königin und ihrer Söhne. Königin Emma ist eine machtbewusste Frau, die sich in der Welt der Männer zu behaupten weiß und auch die Beziehung von Hakon und Ælfric entwickelt sich anders als erwartet. Aus vermeintlichen Feinden werden Freunde, die sich im Auf und Ab um die englische Krone auch mal auf gegensätzlichen Seiten wiederfinden.
Wenn Rebecca Gablé auf dem Cover drauf steht, bin ich nicht weit und darüber hinaus ging es auch noch nach Helmsby. „Hiobs Brüder“ gehört zu meinen Lieblingsbüchern dieser Autorin. Ich bin sehr gut ins Buch reingekommen. Ich mag den Schreibstil sehr gerne und habe Kopfkino beim Lesen. Es fühlt sich immer ein wenig wie nach Hause kommen an, gerade dann, wenn z.B. bestimmte Redewendungen vorkommen. Dieses Buch spielt vor den anderen beiden Helmsby Büchern und es war schön, die Geschichte hinter der ein oder anderen Anekdote aus den anderen beiden Büchern kennenzulernen. Der Spannungsbogen ist recht gleichbleibend, aber natürlich gibt es immer wieder spannende Entwicklungen. Es wird in diesem Buch ein Zeitraum von knapp 30 Jahren abgedeckt, der einige Machtwechsel zu bieten hat. Dies wird bereits im Personenverzeichnis angedeutet. Diesmal haben mir die Zeitsprünge tatsächlich ein bisschen Probleme bereitet, denn 9 Jahre verändern wirklich sehr viel und da musste ich mich erstmal neu orientieren. Der Roman spielt in England und der Normandie, die wir hier dann entsprechend auch mit ihren Eigenheiten und Gepflogenheiten kennenlernen. Aufmerksame Leser*innen erkennen auch die Vorbereitungen für den folgenden Roman „Das zweite Königreich“. Ich mag es sehr gerne, so verbunden mit diesen Reihen zu sein. Manches mag dadurch vorhersehbar sein, aber für mich persönlich funktioniert es nichtsdestotrotz. In anderen Rebecca Gablé Romanen hatte ich durchaus Lieblinge, das ist diesmal nicht so. Ich habe mit der Familie Helmsby und ihren Verbündeten und Freunden mitgefiebert. Ich mochte es sehr, wie Ælfric mit seinem Sohn umgeht. Ich habe Bruder Eilmer mit seiner Weisheit und seinen Träumen in mein Herz geschlossen. Von den historischen Persönlichkeiten hat mich insbesondere Königin Emma sehr beeindruckt, die viel politisches Gespür bewiesen hat, aber dadurch ihren Kindern gegenüber teilweise doch recht kühl rüberkam. Ich hatte in diesem Roman das Gefühl, dass Rebecca Gablé ein bisschen zu nachsichtig mit den Helmsbys war. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir tatsächlich gewünscht, dass es ein bisschen anders ausgeht. Ich bin kein Fan der Liebesgeschichten in diesem Roman, aber diese sind so sehr im Hintergrund, dass es nicht so sehr ins Gewicht fällt. Darüber hinaus finde ich es sehr schade, dass Rebecca Gablé nicht weiter auf die homosexuellen Charaktere in diesem Buch eingegangen ist. Es wird lediglich angedeutet und da hätte ich mir tatsächlich etwas mehr gewünscht. Eine kleine Liebesgeschichte an dieser Stelle hätte ich sehr gefeiert. Als Zusatzmaterial gibt es bei meiner Ausgabe einen wunderschönen Farbschnitt, eine Karte, ein Personenverzeichnis und ein Nachwort. Ich bin bekennender Fan des Nachworts in historischen Romanen. Hier wird Fiktion von Wahrheit getrennt und Rebecca Gablé hatte wieder einiges ins Buch gepackt, wo man sich dachte, das hat die sich doch ausgedacht. Wer die Autorin kennt, weiß allerdings, dass gerade diese Sachen meist wahr sind. Ich finde es immer spannend zu lesen, warum sie sich für eine bestimmte Version der Ereignisse entschieden hat. Es gibt ja durchaus Dinge, die von Historiker*innen unterschiedlich bewertet und interpretiert werden.
Fazit: Ein wunderbarer historischer Roman mit starken 896 Seiten, der Enlands angelsächsische Vergangenheit über 30 Jahre lebendig werden lässt. Kleinere Abzüge gibt es in der B-Note, weil mich die Liebesgeschichten nicht so ganz überzeugen konnte und die Helmsbys ein bisschen zu gut für meinen Geschmack wegkamen.
🏰 Endlich wieder ein Helmsby unter den Protagonisten von Rebecca Gablés neuem Roman! Mit den ersten zwei Helmsbys hatte ich meine helle Freude - Rabenthron spielt zeitlich vor den anderen beiden Romanen - 1013. Eine Epoche voller Unruhen, denn das Reich wird von ständigen Wikingerüberfällen heimgesucht, und dem schwachen König gelingt es nicht, sein Reich zu schützen.
🐴 Mittendrin reitet der junge Engländer Aelfric of Helmsby nach London, um einen dänischen Gefangen abzuliefern. Hakon ist jedoch nicht das dänische Raubein, das Aelfric zunächst hinter dem jungen Mann vermutet hat. An seiner Seite reist sein kleiner Sohn Penda und auf dem Weg nach London treffen sie auf den lebenslustigen Mönch Eilmer of Malmesbury - Sie werden Freunde. Und am Hof angekommen, steigen sie bald zu den engsten Vertrauten von Königin Emma auf. Die Geschichte von Aelfric und seinen Freunden erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte im Buch und beleuchtet den Streit um den englischen Thron zwischen englischen Anwärtern und dänischen Eroberungen sowie die normannischen Einflüsse.
📖 Genau mit dieser engen Freundschaft zwischen Aelfric, Hakon und Eilmer wird das Buch beworben - und ich habe mich gefreut, dass scheinbar auch viel Wert auf die Beziehung zwischen den drei Männern und Aelfrics Sohn gelegt wird. So waren mir die ersten Abschnitte die liebsten, gemeinsam mit den letzten zweihundert Seiten, die unglaublich spannend erzählt waren. Im Mittelteil trat die Freundschaft zugunsten von diversen romantischen Beziehungen in den Hintergrund - was ich persönlich sehr schade fand. Gerade bei den drei oben erwähnten Figuren hätte es viel Konfliktpotential gegeben, genauso wie in Pendas Generation, der eine enge Freundschaft mit Emmas Söhnen im normannischen Exil pflegte. Davon hätte ich so gerne mehr gelesen. Nun bin ich kein Freund von sonderlich groß angelegter Romanzen. Natürlich müssen Heiraten einen gewissen Raum in historischen Romanen einnehmen, allein schon aufgrund des politischen Kalküls dahinter. In diesem historischen Roman nahm es für mich im Mittelteil vor allem Überhand. Gefühlt jedes Ereignis wird durch eine Heirat ausgelöst oder bedingt.
Mit Aelfric hat Gablé einen Charakter geschaffen, der sich stark und schlau durch die Jahre geschlagen hat und Emma immer einen klugen Rat geben konnte. Manchmal empfand ich ihn als ein bisschen zu edelmütig. Er ist jemand, der in jedem Menschen immer nur das Gute sieht. Manchmal bringt ihn das auch nahe an den Abgrund. Penda sehen wir am Aelfrics Seite aufwachsen. Vom Kind zum Mann - ich habe seine Entwicklung sehr genossen.
Die stärkste Frau in diesem Buch ist eindeutig Königin Emma. So eine starke und authentische Figur. Sie wird von Rebecca Gablé in vielen Facetten dargestellt und mit vielen Schichten unterfüttert. Sie ist Politikerin, Ehefrau, Mutter, Liebende und Geliebte und Freundin. All das macht sie zu einer faszinierenden historischen Persönlichkeit.
Die geschichtlichen Hintergründe sind unglaublich faszinierend. Ich habe bisher noch nicht viel über die frühen dänischen Machtansprüche auf England gelesen und so war es für mich ein spannender Roman einerseits und das Schließen einer Wissenslücke auf der anderen Seite. Der Stil von Rebecca Gablé ist wie ein guter Wein - ich habe gar nicht gemerkt, wie ich durch die Seiten geflogen bin und wie die Jahre im Buch vergingen, so nah war ich an Aelfric und später an Penda, und die beiden Protagonisten an den wichtigen historischen Persönlichkeiten.
Ein erhellender historischer Roman über eine unruhige Zeit in England, die geprägt war von Machtansprüchen auf die Krone. Die Protagonisten waren immer nahe, genauso wie sie den historischen Figuren mit Wort und Schwert zur Seite standen. Ich persönlich hätte mir einen stärkeren Fokus auf die Freundschaft gewünscht. Gute vier Sterne für einen historischen Roman, der mich viel über Englands Beziehungen zu Skandinavien und der Normandie gelehrt hat.
England im Jahr 1013: der junge Aelfric of Helmsby reist nach London, um seinen wertvollen, dänischen Gefangenen zu Geld zu machen - und gerät rasch in die komplizierten Verstrickungen des Königshauses. Er wird zum Vertrauten der klugen Königin Emma, für die er in den nächsten Jahrzehnte treue Dienste leistet und stets an ihrer Seite verweilt. Denn es ist eine Zeit, in der nur Emma die strahlende Konstante zu sein scheint...
Rebecca Gablé liefert mit "Rabenthron" in gewohnt souveräner Manier ein Prequel zu "Das zweite Königreich" ab, das aber absolut alleinstehend gelesen werden kann - wie alle ihre historischen Romane. Es ist wieder hervorragend recherchiert und wie keine andere schafft es die Autorin, ihre fiktiven Protagonist*innen auf glaubwürdige Art und Weise in das historische (politische) Geschehen einzubetten und sie zu zentralen Figuren in der Geschichte zu machen.
Wie immer bei Gablé lernt mal viel über die mittelalterliche Welt Europas, mit Fokus auf England und die Normandie. Wir lesen über Könige, die sterben wie die Fliegen, über einen fliegenden Mönch, über den Sklavenhandel und das Leben der Sklav*innen zu dieser Zeit, über Geschlechterrollen, die Vielehe und die unglaubliche Macht, die Dänemark dazumals hatte. Wir erfahren, dass ein Zusammenleben von Dän*innen und Engländer*innen in England existierte, das mal mehr, mal weniger funktioniert hat. Und über die weiterreichenden politischen Verstrickungen, die sich durch ganz Europa gezogen haben.
Die Protagonist*innen im Buch sind vielfältig. Aelfric ist treuherzig, ehrenhaft und glaubt (oft schon übertrieben) an das Gute im Menschen. Sein Gegenspieler Offa ist ein absoluter Stinkstiefel, der aber ab und an auch Gutes aufblitzen lässt. Aelfrics Sohn Penda weiß was er will und holt es sich auch. Die leuchtendste Figur ist aber Königin Emma, die es mit ihrer Intelligenz schafft, die politischen Geschicke zu ihren Gunsten zu nutzen. Dann gibt es noch Hakon, der ehemalige Gefangene von Aelfric, der leider nur oberflächlich beschrieben wird. Doch ihn, Aelfric und den großartig humorigen Bruder Eilmer verbindet eine tiefe Freundschaft, die über Jahrzehnte hinweg lebendig bleibt. Diese Charaktere begleiten uns beinahe 30 Jahre durch die Geschichte.
Der Schreibstil Gablés ist wie immer einnehmend und kurzweilig. Trotzdem habe ich mir diesmal nicht so leicht getan, Zugang zu den Figuren zu finden. Die Szenen, in denen wir sie begleiten, scheinen mir diesmal besonders kurz und eher an der Oberfläche zu bleiben. Da wir gleich mehreren Charakteren folgen, ist es mir diesmal nicht gelungen, eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Meines Empfindens nach bekommt diesmal lediglich Königin Emma einen Auftritt, zu dem man in den rund 900 Seiten nachvollziehbaren Zugang findet. Ich war es von der Autorin gewohnt, dass sie es sehr gut schafft, (zeitliche und handlungstechnische) Lücken durch Hinweise zu füllen, das habe ich in Rabenthron etwas vermisst. Nichtsdestotrotz wird man gut und lehrreich unterhalten. Außerdem ist der Fokus auf Liebesgeschichten sehr im Hintergrund, was ich als erfrischend und sehr positiv wahrgenommen habe.
Mein Fazit: Rabenthron ist ein souverän geschriebener historischer Roman aus der Helmsby-Reihe, dessen Figuren uns in die Welt des englischen, normannischen und dänischen Mittelalters eintauchen lässt. Die Charaktere scheinen unzugänglicher als gewohnt, da man sehr vielen von ihnen folgt, dafür treten Liebesgeschichten eher in den Hintergrund. Wie immer ein hervorragend recherchierter und informativer Roman der Autorin, die uns wieder wundervoll in die politischen Ränkespiele vor rund 1000 Jahren eintauchen lässt.
Ælfric of Helmsby ist ein junger Vater, der seinen Sohn über alles liebt und versucht, ihn vor allen Widrigkeiten zu schützen. Doch er hat einen dänischen Gefangenen, den er der Gerechtigkeit übergeben will. Sein Onkel Dunstan jedoch verlangt, dass der Gefangene an ihn herausgegeben wird und so macht sich Ælfric bei Nacht und Nebel zusammen mit seinem Sohn Pendra auf, das heimische Helmsby zu verlassen und den Zorn des Onkels auf sich zu ziehen, um den Dänen selbst bei Hofe abzuliefern. Doch es kommt anders als gedacht, denn Ælfric und der Däne Hakon werden Freunde und dienen fortan Seite an Seite der Königin Emma, die sich mit ihrem politischen Geschick einen gewissen Ruf erarbeiten konnte. Als der dänische König stirbt, steht jedoch bald eine große Gefahr vor den Toren Englands ...
Bildgewaltig wie immer erzählt die Autorin die Geschichte von Ælfric, dessen Sohn Pendra und der Königin Emma. Wir befinden uns im Jahre 1013, als die Story beginnt und begleiten die Personen über einen langen Zeitraum. Dabei werden politische Ränkespiele, Kriege, Intrigen und Pläne abgehandelt. Wir erleben mehrere Könige, Hochzeiten und das ständige Streben der Königin nach einem besseren, friedvollen England.
Und wie immer ist es der Autorin gelungen, dass man in der Geschichte abtauchen kann und sich fragt, ob es damals vielleicht wirklich so abgelaufen ist.
Normalerweise sind mir die Hauptcharaktere, die die Autorin sich ausdenkt, immer sympathisch. Diesmal aber konnte ich mich mit Ælfric nicht so sehr anfreunden. Er hat in meinen Augen eigentlich gar nicht so viel getan, um die Dinge zu leiten. Vielmehr waren dies seine Freunde Hakon und Bruder Eilmer. Von Hakon hat man zwar nicht sehr viel mitbekommen, insoweit trügt der Klappentext etwas, aber er war mir trotz der kurzen Auftritte sehr sympathisch. Auch Bruder Eilmer war ein stetiger Quell des Erfreuens, denn er ist ein sehr ungewöhnlicher Mönch. Ich glaube, wäre er wirklich so freizügig und kontaktfreudig gewesen, wäre er wahrscheinlich hingerichtet worden.
Die Zeit, die sich die Autorin ausgesucht hat, war aber sehr interessant. König Knut war ein sehr imposanter König. Er hat vieles für England getan, sich sehr für Kirchen und Klöster eingesetzt und auch sonst so einiges geändert. Aber er war trotzdem nicht so beliebt. Wahrscheinlich, weil er eben Däne war. Trotzdem waren er und Königin Emma sich wohl sehr freundschaftlich verbunden und haben deswegen eine mehr oder weniger glückliche Ehe geführt.
Am Anfang wird noch aus Ælfrics und Emmas Sicht erzählt, später kommt noch Pendra, Ælfrics Sohn dazu. So gibt es aus verschiedenen Blickwinkeln und vor allem verschiedenen Regionen eine Sicht auf die Dinge. Denn während Ælfric und Emma in England wohnen, lebt Pendra in der Normandie, weit weg von den Geschehnissen, aber immer mittendrin in den Ränkeschmieden und Plänen. Gerade Pendra habe ich gerne in seiner Entwicklung verfolgt. Er ist zu Anfang erst fünf Jahr alt und wir erleben, wie er erwachsen wird, sich verliebt und selbst eine Familie gründet.
Die Widrigkeiten, die sich allen entgegensetzen, sind natürlich wieder nicht ohne und es braucht wieder Einiges, um am Ende alle einigermaßen glücklich zu bekommen und jeder das Ende hat, dass er verdient. Eben ein typischer Gablé mit allem, was ein historischer Roman so braucht.
Wieder eine spannende Reise ins mittelalterliche England, nur das Ende wirkte etwas überhastet
Vor einigen Jahren verschlang ich etliche Bücher der Autorin Rebecca Gablé regelrecht. Dann hatte ich eine mehrjährige krankheitsbedingte Lesepause und widmete mich danach erst einmal hauptsächlich den Genres Fantasy und Krimis/Thriller. Vor nicht allzu langer Zeit entdeckte ich für mich auch das Genre Historische Romane neu und als kürzlich das neuste Werk der Autorin Rabenthron bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde, fragte ich es an und freute mich, es wenig später auf meinem Kindle lesen zu können.
Herbst 1013 in England: Das Land leidet unter den ständigen Wikingerüberfällen und dem schwachen König Ethelred gelingt es, aufgrund falscher Ratschläge seiner Vertrauten und darauf zurückzuführende schlechte Entscheidungen, nicht, sein Land zu schützen. Nun hat der junge Ælfric of Helmsby einen Dänen gefangengenommen. Statt diesen seinem Thane zu überlassen, flieht er mit ihm und seinem Sohn Penda, um ihn bei Hofe abzuliefern.
Allerdings freunden sich die beiden Männer während der gefährlichen Reise an und werden schon bald zu Beschützern und Vertrauten von Königin Emma. Diese beweist deutlich mehr politisches Geschick als Ethelred und versteht es auch nach dessen Tod, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen und ihre eigene Position durch die Heirat mit dem neuen König zu sichern. Doch was passiert, wenn letzterer ebenfalls das Zeitliche segnet?
Rabenthron ist, nach Das zweite Königreich und Hiobs Brüder, der dritte Teil der Helmsby Reihe. Obwohl ich noch weiß, dass ich die beiden Vorgänger damals mit Begeisterung gelesen habe, kann ich mich an die Inhalte gar nicht mehr erinnern. Das war aber überhaupt nicht schlimm, denn für das Verständnis brauchte ich das Vorwissen aus diesen beiden Büchern nicht. Aufgrund des gewohnt flüssigen und lebendigen Schreibstils sowie der mir immer sympathischer werdenden Hauptfiguren, machte mir das Lesen von Rabenthron wieder richtig viel Spaß. Ich brauchte zwar, aufgrund von Stress im realen Leben, der mir Lesezeit raubte, etwas länger für dieses Buch als gewohnt, freute mich aber jedes Mal, wenn ich zu der Geschichte zurückkehren konnte und war auch immer sofort wieder drin.
Geschrieben ist die Geschichte in der dritten Person aus den Perspektiven verschiedener Charaktere an verschiedenen Orten. Die Handlung ist in vier Abschnitte gegliedert. Sie beginnt im Jahr 1013 und endet im Jahr 1041. Voran gestellt ist ein Personenregister, danach gibt es noch interessante Erklärungen der Autorin zu den Teilen der Handlung, die tatsächlich historisch überliefert sind. Auf mich wirkte fast alles in der Geschichte so, als könnte es sich wirklich so zugetragen haben. Lediglich das Ende empfand ich als etwas überhastet. Hier kam für mich auch nicht verständlich rüber, dass es tatsächlich Hardeknud selbst war, der seinen letzten lebenden Halbbruder zurück nach England bat und warum. Daher rechnete ich bei Edwards Ankunft mit einer ganz anderen Reaktion.
Insgesamt hat mir aber auch dieses Buch der Autorin wieder sehr gut gefallen und ich habe sogar große Lust bekommen, die beiden Vorgängerbücher nochmals zu lesen. Mal sehen, wann ich die Zeit dafür finde.
Rebecca Gable führt uns in ihrem neuesten Roman ins England des 11. Jahrhunderts. Es ist eine raue Zeit. Der unfähige König Ethelred regiert mehr schlecht als recht das Land. Er hat einige Söhne aus erster Ehe und auch mit seiner jungen normannischen Frau Emma. England leidet zu dieser Zeit unter den Raubzügen der Wikinger und als Ethelred stirbt, kann sich zwar zuerst einer seiner Söhne als König durchsetzen, wird aber rasch von dem Dänen Knud ersetzt. Knud kann sich überraschend gut durchsetzen in England und bringt dem Land eine Zeit der Ruhe. Klug wie er ist, hat er Ethelreds Witwe Emma geheiratet, die sich mit den englischen Gebräuchen auskennt und ihm in Regierungsfragen zur Seite steht. Aber als auch Knud einige Jahre später stirbt ohne seine Nachfolge zu regeln, geht das lustige König-wechsel-dich- Spiel von vorne los. Es gibt da ja einige Anwärter auf den Thron.
Wie bei der Autorin gewohnt, hat sie in gut recherchierte und erzählten historischen Ereignissen eine ihrer erdachten Familien hineingewebt, die nahe am Geschehen und hier besonders an Königin Emma sind. Ælfric of Helmsby gewinnt das Vertrauen der Königin und ist schon bald einer ihrer engsten Berater. Durch ihn erleben wir die Wirren dieser faszinierenden Zeit.
„Rabenthron“ ist ein routiniert erzählter Historienroman, der uns tief eintauchen lässt in die englische Geschichte. Königin Emma ist eine faszinierende Person und ich freue mich, durch dieses Buch ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.
Was ich zu kritisieren habe, habe ich bei der Autorin im Grunde auch schon bei vorherigen Büchern kritisiert. Ihre Geschichten sind leider immer gleich aufgebaut. Sie hat einen Baukasten, nachdem sie ihre Geschichten erzählt. Ein einfacher Mann wird in den Sog einer historischen Persönlichkeit gezogen und hat an deren Leben Anteil. Er gehört bald zum inneren Kreis, macht sich schnell mindestens einen mächtigen Mann zum Todfeind und liebt oft die falsche Frau (das findet hier weniger statt, es trifft eher auf seinen Sohn später zu), bekommt sie natürlich doch, bekommt Kinder die dann ebenfalls eine weitere Rolle im Leben der Herrschenden haben. Das mag beim Lesen bei manchen Lesern ein Gefühl von „heimkommen“ erzeugen, ich empfinde es inzwischen als Repetitiv und Vorhersehbar. Ich kann ihre Romane leider nur in großen Abständen lesen, da es mir oft vorkommt, ich lese die gleiche Geschichte mit anderen Personen. Aber sie kann nett erzählen und mein letztes Buch von Gablé ist lange her, deswegen konnte ich der trotz allem faszinierenden Geschichte gut und gerne folgen.
Ich habe das Buch vom Verlag via NetGalley erhalten, wofür ich mich herzlich bedanken möchte.
Im August 2025 hat Rebecca Gablé den historischen Roman Rabenthron gemeinsam mit dem Verlag lübbe herausgebracht. Er ist knapp 900 Seiten stark und besticht auf den ersten Blick mit einem wunderschönen Äußeren. Das Cover passt gut zur Geschichte und in das Genre. Es ist auf den ersten Blick als historischer Roman erkennbar. Der traumhafte Farbschnitt ist das i-Tüpfelchen. Damit hat stehen die Chancen für die Auszeichnung „Cover des Jahres“ gut.
Zu Beginn finde ich eine Karte und ein hilfreiches Personenverzeichnis, mit den wichtigsten Personen. Die historischen Persönlichkeiten sind gekennzeichnet.
Die Zeitspanne der Erzählung liegt zwischen 1013 und 1041. Sie spielt in der Normandie und in England. Es handelt sich um ein Prequel zu den Romanen „Das zweite Königreich“ und „Hiobs Brüder“.
Der Engländer Aelfric of Helmsby bringt den Gefangenen Hakon nach London. Die Stadt liegt in Trümmern. Begleitet wird er von seinem Sohn Penda, der zu diesem Zeitpunkt 6 Jahre alt ist. König Ethelred kann sein Reich nicht gegen die ständigen Überfälle durch die Wikinger schützen. Auf der gefährlichen Reise werden Aelfric of Helmsby und Hakon zu Freunden. Sie geraten bei Hofe in den engsten Beraterkreis um Königin Emma. Emma ist eine faszinierende Persönlichkeit für mich. Sie ist selbstbewusst, stark und liebt die Macht. Rebecca Gablé nimmt sich viel Zeit, die Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen.
Von der ersten bis zur letzten Seite empfinde ich diese Erzählung als sehr spannend. Der Schreibstil lässt sich leicht und locker lesen. Immer wieder bin ich fasziniert von den detailreichen Beschreibungen des Landes, der Leute und des Geschehens. Ganz nebenbei lerne ich viel über die Geschichte. Manches lese ich noch einmal genauer nach und manchmal habe ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht.
Im Laufe der Seiten treffe ich auf eine Vielzahl von Persönlichkeiten. Historische und fiktive. Hier spielt Königin Emma eine große Rolle. Ich begleite sie in ihrer Entwicklung und sehe, wie sie am höchsten Punkt tief stürzt um sich wieder aufzurichten. Ich zolle ihr meine Achtung. Allgemein gehalten sind die Persönlichkeiten gut herausgearbeitet. Manchmal wirken sie leicht überzogen auf mich, so ist Aelfric of Helmsby mir persönlich ein wenig zu gut.
Im Großen und Ganzen hat Rebecca Gablé mit „Rabenthron“ einen hervorragenden historischen Roman auf den Büchermarkt gebracht, den es sich zu lesen lohnt. Wer Lust auf ein paar spannende, intensive und lehrreiche Stunden über das Mittelalter lesen möchte, der ist hier richtig. Von mir bekommt die Autorin 4,5 verdiente Lesesterne und eine klare Leseempfehlung.
England im 11. Jahrhundert. Für uns heute eine schreckliche Zeit, grausame Überfälle, drakonische Strafen, die meisten Menschen Freiwild. Die Angelsachsen leiden unter den Überfällen der Wikinger, sie haben einen schwachen König der nichts tut um seine Untergebenen zu schützen, wie es eigentlich seine Aufgabe ist. In zweiter Ehe mit Emma aus der Normandie verheiratet, die er nicht als Partnerin ansieht sondern als Zuchtstute betrachtet. Sie ist eine starke Frau die am liebsten die Zügel selbst in die Hand nehmen würde. Aber als Frau wird sie von niemanden anerkannt. Etwas Respekt bekommt sie von ihrem zweitältesten Stiefsohn Edmund. Sie selber hat mit dem König drei Kinder. Als sie zur Flucht in die Normandie gezwungen wird, stehen ihr die fiktiven Personen Ælfric ein junger Engländer, Hakon der Däne und Eilmer ein Mönch zur Seite. Die drei werden über Jahrzehnte ihre treuesten Begleiter und Ratgeber, Sie begleiten sie ungeachtet eigener Familie und Aufgaben ins Exil und zurück, sie beschützen ihre Kinder und stehen stets loyal zu ihr. Die Autorin vermittelt leicht die komplizierten Herschafts- und Verwandschaftsverhältnisse der damaligen Zeit. Sie beschreibt das Leben und die Gefahren in den Dörfern und Städten in diesen unruhigen Zeiten. Die widersprüchlichen Entscheidungen der Herschenden entsprechen oft nicht der Gerechtigkeit sondern der eigenen Vorstellung vom Königsein und der politischen Notwendigkeit. Das sind die historischen Tatsachen. Dazu gehört die fiktive Geschichte von Ælfric, seiner Familie und seinen Freunden. Ælfric ist eine besondere Figur, er entspricht nicht unbedingt den Zeitgeist. Er ist mitfühlend, überlegend in seinen Entscheidungen, am wichtigsten ist aber seine loyale Einstellung, denn er hängt nicht sein Mäntelchen in den Wind. Auch wenn es schwierig ist, gar gefährlich, er geht den steinigen Weg und gibt diese Einstellung auch an seine Kinder weiter.. Schade war an diesem spannenden starken Roman, das die Frauen in Ælfrics Umfeld zu kurz kamen, außer die historische Emma waren sie nur Nebenfiguren.. Es ist der dritte Band der Helmsby Reihe, sollte aber der Chronologie wegen als Erstes gelesen werden, dann das "Zweite Königreich" und abschließend "Hiobs Brüder".. Man kann natürlich jedes Buch unabhängig als Einzelband lesen. Sie sind spannend, sehr gut recherchiert und bringen dem Leser auf unterhaltsame Art das englische Mittelalter nahe. Es geht in der Reihenfolge einfach darum das die Angelsachsen und Dänen vor den Normannen kamen..
Zum Abtauchen in vergangene Zeiten – ein typischer Gablé
Wenn ich ein Buch von Rebecca Gablé aus dem Regal nehme, dann erwarte ich, dass ich für ein paar Stunde in ganz entferne Zeiten abtauchen kann. Und das liefert Rabenthron mit der typischen Rebecca Gablé Formel: Wir begleiten das geschickt verknüpfte Schicksal von historischen und fiktiven Persönlichkeiten durch turbulente Zeiten mit allen Höhen und Tiefen. Dabei führt Rabenthron uns zurück nach Helmsby, das Gablé-Fans schon aus „Das zweite Königreich“ und „Hiobs Brüder“ bekannt ist. Rabenthron ist jedoch ein Prequel und setzt vor „Das zweite Königreich“ ein, sodass es sich für Neulinge lohnt, mit diesem Werk zu starten!
Besonders an Gablés Büchern mag ich, dass die jeweilige Zeit für mich wirklich „greifbar“ wird – bei kaum einer anderen Autorin entsteht für mich so viel Kopfkino beim Lesen. Typische Gerichte, Kleidung, Stoffe, Wohnumgebungen – selbst die normannische Haarmode wird nicht vergessen. Trotz der umfangreichen Beschreibungen lässt das Buch sich schnell und leicht lesen. Und oft schimmert auch eine Prise Humor in den Dialogen durch.
Zeitlich beginnt Rabenthron im Jahr 1013; einer Zeit in der England durch ständige Wikiniger Überfälle schwer angeschlagen ist. Ælfric of Helmsby will eigentlich nur einen Gefangenen bei Hofe abliefern, gerät dann aber zufällig in den Dunstkreis der Königin Emma. Während mich das Schicksal anderer fiktiver Gablé Charaktere sonst aber gern auch mal nachts wachhielt, konnte ich aber vor allem im ersten Drittel des Buches noch keine richtige Bindung zu ihm aufbauen. Im weiteren Verlauf änderte das sich zwar, aber insgesamt blieb er mir zu sehr „glänzender Held mit zu vielen Hollywood Momenten.“ Hier möchte ich jedoch auf keinen Fall der Handlung vorgreifen. Auch (tolle!) Freundschaft mit Hakon, dem Dänen und Eilmer, dem Mönch, hätte meiner Meinung nach allerdings noch mehr „Screentime“ bekommen dürfen.
Während der fiktive Hauptcharakter Ælfric für mich etwas blass blieb, konnte Gablés Darstellung historischen Persönlichkeit, Königin Emma, mich voll überzeugen. Intelligent, ehrgeizig und selbstreflektiert navigiert Emma durch politische Intrigen und handelt dabei durchaus auch mal moralisch fragwürdig. Dabei ist sie sich der Grenzen ihrer Möglichkeiten in ihrer Rolle als Frau und auch der Gefahren, die ihr drohen immer bewusst. Für mich ist sie in Rabenthron ganz klar die Figur, deren Schicksal ich mit der meisten Spannung verfolgt habe.
Ist Rabenthron der beste historische Roman den ich von Rebecca Gablé je gelesen habe? Ehrlich gesagt: Nein. Die Waringhams vom Thron zu stoßen, ist allerdings auch eine wirklich große Challenge! Würde ich die Lektüre trotzdem empfehlen? Ja, und zwar uneingeschränkt. Denn auch, wenn ich diesmal kleine Kritikpunkte hatte, habe ich das Lesen insgesamt sehr genossen und Gablé hat geliefert, was ich mir von ihren Romanen wünsche: Ein paar Stunden in einer ganz anderen Welt versinken!
Für mein Lesevergnügen eigentlich nicht relevant, aber trotzdem soll es nicht unerwähnt bleiben: Optisch ist Rabenthon ein echtes Highlight! Der farbige Buchschnitt, der an ein Kirchenfenster angelehnt ist, ist wunderschön und macht aus dem Buch ein echtes Sammlerstück. Insgesamt vergebe ich 4,5 Sterne!
Was ich immer wieder bemerke: Gablé hat wirklich ein "Händchen" für gute Einstiege in ihre Romane - es geht immer mit einer besonders spannenden Situation los. Schade ist, dass sie diese Art zu schreiben, nicht konstant durchzieht, sodass die Romane immer richtige "Wälzer" sind, wie man früher sagte. "Rabenthron" ist aber immerhin wieder handlungsreicher als "Drachenbanner", das über weite Teile mehr eine Soap Opera als ein historischer Roman war und zudem mit zahlreichen Beschreibungen von Mahlzeiten und Kleidung langweilte. ("Ich schreibe immer fast tausend Seiten! Also, noch ein Festbankett, los geht's!") Die Neigung zu Soap Elementen ist aber leider hier wieder ab etwa der Hälfte des Romans deutlich, wenn die übliche Story um die "unerreichbare, einzige Frau, die der Held unbedingt begatten will", beginnt. Gablé schafft es hier, dies gleich zweimal in Szene zu setzen, indem sich Vater und Sohn beide um eine besonders schwierig zu erobernde Hofdame der Königin bemühen, beide bekommen natürlich ihren Schatz und können dann freudig in die Damen "hineinpflügen", Gablés Lieblingsbeschreibung des ersten Geschlechtsverkehrs. Hört sich für mich ehrlich gesagt immer mehr nach einem betrunkenen Typen an, der sich im Rausch an seine Olle heranmacht, die sich das geduldig gefallen lässt, weil er ja "eigentlich ein ganz Lieber ist", und der sie am nächsten Morgen ernsthaft fragt: "Sag mal, war was heute Nacht?" Romantik pur. Ironie aus.
Schade, dass sich die Autorin die wirlich interessanten Liebesgeschichten eher für die Nebenfiguren ausdenkt, z.B. die Hassliebe zwischen dem dänischen Gefangenen und der sächsischen Gutsherrin oder die nur kurz erwähnte Affäre der Königin mit dem Priester. Spannend wäre auch gewesen, wenn jemand mal bewusst überhaupt nicht heiratet, weil er oder sie dies einfach nicht will, hier hätte man etwas aus Edwards Ehelosigkeit machen können, die nicht unbedingt, wie die Autorin darstellt, mit Homosexualität zu tun hatte, sondern vielleicht ein Ausdruck von Edwards persönlichen Schwerpunkten im Leben war, ein Leben, dass sich lange schlicht ums "Überleben" drehte, da er als potentieller Thronfolger von England ständig in Gefahr war, bis schließlich alle anderen Kandidaten verstorben waren.
Positiv ist die Darstellung der vielen Kämpfe zwischen Normannen, Dänen und englischen Sachsen, aus denen sich die Ostsachsen, also die "deutschen Sachsen" völlig heraushalten. Wie oft in der englischen Geschichte ist eine Frau, in diesem Fall Königin Emma, sehr stark daran beteiligt, immer wieder für Ausgleich und Frieden zu sorgen, indem sie ihre Kinder wiederholt in Sicherheit bringt und schließlich sogar den dänischen König Knut heiratet, um endlich eine Verbindung zwischen dem Danelag im Norden und dem sächsischen England im Süden zu schaffen. Anders als im Roman hat Emma Knut sicher nicht geheiratet, weil sie ihn so attraktiv fand, sondern weil dies ein politischer Schachzug war, der ihrem Volk Ruhe brachte und ihr selbst das Überleben. Tatsächlich fand ich auch die unverblümte Darstellung von Gewalt als politisches Mittel positiv, denn bis zu einem gewissen Grad war damals sogar ein gezielter Mord aus reinem Kalkül moralisch akzeptiert. Nach dem Motto: Wenn sich keiner wirklich darüber beschwert, war es wohl eine Art "göttliche Fügung" und man musste nicht nach den Tätern forschen (was übrigens bemerkenswerterweise auch zu dem berüchtigen Mord an den Prinzen im Tower passt, der bis heute für Streit unter Geschichtsfans sorgt.)
Mein erstes Buch von Rebecca Gablé seit 16 Jahren. Früher war ich ein großer Fan der Autorin und habe ihre historischen Romane bis Hiobs Brüder regelrecht verschlungen. Schon letztes hatte mich dann aber nicht mehr wirklich überzeugt, und diesmal habe ich das Buch nach etwa einem Viertel der Geschichte beiseite gelegt. Der Text liest sich wie immer sehr einfach und flüssig runter und die historische Rahmenhandlung ist immer spannend nacherzählt und für Überraschungen gut. Aber die immergleichen eindimensionalen und völlig aus der Zeit gefallenen Figuren, Dialoge und Sexszenen (Nostalgie-Alarm beim „pflügenden in sie eindringen“ 🚨) sind irgendwann einfach nur noch schwer zu ertragen.
Für mich war das wohl der letzte „Gablé“, wer aber das englische Mittelalter als Schauplatz mag und primär unterhalten werden möchte, macht hier sicher nichts falsch. Sehr positiv überrascht hat mich die wirklich schöne und aufwändige Gestaltung der gebundenen Ausgabe. Schade, dass die Geschichte selbst dieses Niveau nicht erreicht.