Was für eine Genugtuung, zu lesen, wie lustvoll die Frauenfiguren von Mareike Fallwickl und Eva Reisinger aus ihren Rollen ausbrechen, wie sie sich nehmen, was ihnen zusteht – ohne Rücksicht auf Verluste.
Wütend, unberechenbar und ungezähmt – die Frauenfiguren von Mareike Fallwickl und Eva Reisinger haben genug. Sie lassen sich nichts mehr gefallen, verhalten sich anders, als die Gesellschaft es von ihnen erwartet, sie leben anders, lieben anders, hassen anders. Sie wollen nicht funktionieren müssen, sie sind skrupellos und dabei bestechend originell. Während Anna hochschwanger fremdgeht, fotografiert Sabine heimlich den schlaffen Penis ihres Mannes. Gabi rührt ihren One-Night-Stands morgens Salz in den Kaffee und die Chefin gewöhnt sich ihr Dauerlächeln mit einer Botoxbehandlung ab.
Mareike Fallwickl und Eva Reisinger lesen ihr gemeinsames Hörbuch ein und lassen ein literarisches Feuerwerk entstehen. Bitterböse, kompromisslos und dabei unfassbar lustig. Eine Sammlung von Geschichten, in denen Frauen aus ihrer Sozialisierung ausbrechen – ein Befreiungsschlag, eine Offenbarung, die Sensation des Hörbuchherbstes!
Mit Beiträgen Jovana Reisinger und Sophia Süßmilch.
Alles, was in vielen Ecken des Feminismus falsch läuft, findet man in diesem Buch. Es liest sich, als hätte jemand über 50 TikTok entdeckt und eine feministische Erleuchtung erfahren, die sie jetzt mit allen teilen muss, als wäre das was Neues. Generell habe ich auch nichts dagegen, dass diese Online-Diskurse jetzt in Buchform nochmal durchgekaut werden, weil das letztendlich nochmal eine andere Zielgruppe erreicht. Aber wer ist die Zielgruppe des Buches? Für Menschen, die sich schon mit Feminismus beschäftigt haben, ist es zu banal. Alte Diskurse werden wiederholt, ohne etwas Neues dazu beizutragen. Intersektionalität und Diversität sucht man vergeblich. Für Menschen, die sich bisher wenig damit befasst haben, ist das alles wieder zu wenig erklärt, zu wenig weitergedacht, zu wenig eingeordnet.
Letztendlich vertritt das Buch vor allem einen extrem oberflächlichen Feminismus. Es empört sich gerne, es schockiert gerne, aber es will nicht näher über irgendetwas nachdenken. Es will das System gerne erschüttern, aber bloß nicht das System verstehen und erst recht keine Lösungen entwickeln. Es vertritt genau eine feministische Perspektive, aber dieser einseitige Fokus auf die Belange einer Gruppe von Frauen (cis, weiß, gutbürgerlich) ist ein großes Problem des Feminismus. Queerness darf als Kontrast zum Sex mit Männern vorkommen weil ohne Penis ist ja natürlich alles besser, aber Queerness darf darüber hinaus nicht diskutiert werden und dient so nur als Aufhänger dafür, das sehr biologisch zentrierte Bild von Frausein und Weiblichkeit zu zementieren. Eine Auseinandersetzung mit Queerness findet nicht statt. Aber dafür müsste man ja mal genauer drüber nachdenken und warum sollte man, wenn man sich so schön weiter empören kann, dass Männer so selten den Abwasch machen?
Vor Veröffentlichung gab es einen Aufschrei, als auf transfeindliche Aussagen einer Autorin aufmerksam gemacht wurde, deren Beitrag dann aus dem Buch entfernt wurde. Das Buch enthält keine offene Transfeindlichkeit, aber waren die Beiträge der Autorin hier wirklich so falsch? Das Bild von Frausein und Weiblichkeit in diesem Buch ist extrem biologisch geprägt. Viele der im Buch besprochenen Probleme haben mit reproduktiven Rechten zu tun. Diese Probleme sind real und wichtig, aber wenn gleichzeitig so ein Penis = böse Narrativ aufgebaut wird, ohne dass irgendwo jemals von Genderqueerness die Rede ist und Weiblichkeit konstant rein biologisch definiert wird, dann kommt die Frage auf, ob die Ansichten der Autorin nicht doch sehr gut zum Buch gepasst hätten. Anders als von den Autorinnen behauptet ist hier von Intersektionalität nichts zu sehen.
Ich hatte eine extrem gute Zeit beim Lesen. Die schweren Geschichten sind durch den Erzählstil erträglich und durch die absolut hilarious Geschichten zwischendurch aufgelockert. Ja klar, das Buch bildet eine sehr bestimmte Gruppe von Frauen ab, die der Autorinnen, aber das finde ich auch okay.
Von Anfang an hatte ich ein schlechtes Gefühl zum Buch. Es ist doch mehr als überholt, die Definition von Männlichkeit mit Penis gleichzusetzen und bedient damit „Frauen vs. Männer“, das Märchen der Binarität der Geschlechter und reproduziert Stereotype. Das allein ist schon schlimm genug, wenn dies jedoch unter der Überschrift Feminismus geschieht, dann finde ich es entsetzlich. Rachefantasien zu beschreiben und auszuleben, mag die eine Sache sein. Rachefantasien, die im Gewand des Feminismus daherkommen, drehen den Spieß lediglich um und bringen uns gesellschaftlich nicht weiter. Ich möchte auch nicht in einer Welt leben, in der Männer von Frauen dominiert werden. Ich möchte überhaupt nicht, dass sich Menschen über andere stellen. Meines Erachtens macht das Buch genau dieses Problem auf, das manche Strömungen im Feminismus mitunter haben – allerdings ohne dies in irgendeiner Form kritisch einzuordnen.
Es gibt Ansätze im Buch, Kurzgeschichten, die sich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, die gelungener sind, wie zum Beispiel das Kapitel „Frau Zielińskas Schwangerschaftsabbrüche“. Dennoch glaube ich, dass mit dem Buch dem Ziel des Feminismus Schaden zugefügt wird.
Spätestens nach Mareike Fallwickels Kapitel „Dein Gesicht Gisèle“ war ich komplett fassungslos. In diesem wird der Gerichtsprozess von 2024 gegen die Vergewaltiger der Französin Gisèle Pelicot mit einer Geschichte verbunden, in der die Protagonistin Männer aufreißt, betäubt und ihnen Blut abnimmt, um damit ein Bild von Gisèle Pelicot zu malen. Die Protagonistin äußert sich beispielsweise: "es ist ein ermächtigendes Gefühl, wach zu sein, während ein anderer der Bewusstlosigkeit ausgeliefert ist." Das ist nicht nur geschlechtsunabhängig problematisch, sondern auch und vor allen Dingen geschmacklos gegenüber Pelicot und ihrem Schritt in die Öffentlichkeit, mit dem sie sich für einen gesellschaftlichen Wandel einsetzt. Pelicot hat sich dafür ausgesprochen, dass die Scham die Seite wechseln müsse, nicht aber Opfer zu Täter*innen werden sollen. Die Geschichte ist für mich sinnbildlich für falsch verstandenen Feminismus.
Hier führt Mareike Fallwickel etwas fort, was sich in ihren vorangegangenen Romanen immer wieder angedeutet hat. Die Deutlichkeit ist jedoch neu und erschreckend.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Here's a hard one to rate. Ich hatte absolut Spaß beim Lesen und finde auch die Mittel der Selbstermächtigung amüsant bis gerechtfertigt. Trotzdem wird es manchmal platt und wahnsinnig eindimensional. Mit der Geschichte "Dein Gesicht Gisele" hatte ich große Probleme. So billig und pietätlos, wie hier Kapital geschlagen wurde aus diesem Fall, hat für mich arg geknirscht.
Glaub Lieblingsbuch dieses Jahr wurde gefunden. So viel gelacht und mitgefühlt, hat mir und sicher vielen aus der Seele gesprochen. So bestärkend und empowernd:)) Riesen Empfehlung !!
Wie beginnt man eine Rezension über ein Buch, das den Titel "Das Pen!smuseum" trägt? Wie macht man anderen verständlich, dass diese Sammlung von Texten eben nicht auf den einfachen Humor über Geschlechtsteile abzielt, sondern aufzeigt, was in Frauen vorgeht? Nun, vielleicht ist der Einstieg mit diesen Fragen genau der richtige.
"Das Pen!smuseum" von Mareike Fallwickl und Eva Reisinger erzählt Geschichten von Frauen in verschiedenen Lebenslagen und -situationen. Immer mit dem Blick auf das, was die Gesellschaft sich wünscht, was sie in Stein gemeißelt hat über Weiblichkeit, über das Frau-Sein und generell über den Platz von weiblich gelesenen Personen. Und jeder Text war für mich eine kleine Achterbahnfahrt auf einer großen Achterbahn. In einem Moment fühlte ich noch mit einer Frau, die in ihrer Ehe feststeckt und im nächsten betrachte ich gemeinsam mit ihr Fotos vom schlaffen Gemächt ihres Ehemannes.
Die Frauen in diesem Buch nehmen Raum ein, zeigen ihre wildesten und tiefgründigsten Fantasien und bleiben dabei so herrlich rational und logisch, dass ich vollkommen überzeugt war, dass Kastration ein probates Mittel gegen einen übergriffigen Mann sei.
Die Essays sind kurzweilig und voller lehrreicher Momente. Die Kraft sprudelt nicht wie aus einem Vulkan, aber sie hat so viel Wumms, dass sie mich immer wieder überraschend getroffen hat.
Ich habe laut gelacht, geflucht und viel zu oft "Oh Mann, das ist unser Alltag" gedacht, wo ich am liebsten "So witzig, wie sie damals gelebt haben" gedacht hätte.
Ein Kunstwerk und eine Hommage an die Kraft der Wut. Klare Empfehlung!
3.5 Sterne. Leider fanden nur ziemlich priviligierte Lebensrealitäten statt obwohl wir ja eigentlich wissen, dass vor allem trans Personen und Frauen mit Behinderungen von männlicher und patriarchaler Gewalt betroffen sind. Ich mochte aber sehr, wie die Absurdität von männlicher Gewalt durch die Spiegelung der weiblichen Charakteren so offensichtlich gemacht wurde- hat mich ein bisschen an Ikkimel erinnert. Meine Highlights waren die Solidarität und die Selbstorganisierung zum Frauenhaus und zu Schwangerschaftsabbrüchen
SO ein gutes Buch!!! Eine Kurzgeschichte klüger als die andere und alle irgendwie miteinander verwoben. Habe alles daran geliebt, es hat unfassbar viel Spaß gemacht es zu lesen und ich bin durch die Seiten geflogen. Große Lese-Empfehlung für alle!
Ich finde es großartig mit welchem Mut und welcher Selbstverständlichkeit Mareike Fallwickel und Eva Reisinger aufzeigen, was im männlichen Denken gegenüber Frauen alles falsch läuft. Es ist längst und dringend nötig.
Ich tue mir stellenweise schwer, mit der Aggressivität, die damit in vielen ihrer Geschichten einher geht. Ich verstehe warum sie es tun. Um mit der Gewaltumkehr zu verdeutlichen, wie absurd und verachtend das männliche Verhalten ist. Um zu schockieren und aufzuzeigen, dass wir etwas dagegen tun müssen. Sisterhood. Aufhören anderen gefallen zu wollen. Aufhören uns sexualisieren zu lassen. Aufhören uns in der Pflege unserer Kindern und Eltern abzurackern, während die Männer ein schönes Leben führen. Und für genau das brauchten vielleicht diese Überspitzung, damit wir aufwachen und aussteigen aus diesem System. Wie das gelingen kann erfahren wir im Buch jedoch nicht. Denn das liest sich genau an diesen Stellen oft wie ein schauriges Märchen.
„ich will morgen früh einen kaffee trinken und die wohnung verlassen, ich will beim italiener pasta essen und an einem schreibtisch sitzen und ich will, will, will morgen im leben meiner kinder vor allem eins: ein vater sein.“ - eine mama
explosiv, radikal, emotional - danke, mareike, eva und all die anderen, ich könnte weinen, schreien, oder feministische parolen in hauswände kratzen. am besten alles gleichzeitig und danach ein feuer legen und lächelnd eine ganze torte essen.
Provokant, lustig und viel zu realistisch. Zuerst kamen mir die Geschichten "zu heftig" vor und haben mich schockiert. Nach längeren nachdenken und weiteren Geschichten habe ich dann doch gemerkt, das ist die fucking Realität? Ich hatte eine gute Zeit beim lesen, war aber auch immer wieder traurig und geschockt. Definitiv eine Leseempfehlung ✨
Dieses Buch zu lesen hat so viel Spaß gemacht und ich habe es regelrecht verschlungen.
Es besteht aus mehreren einzelnen Texten die aber irgendwie immer miteinander verbunden sind. Wenn die erste Frau zum Beispiel alle Desserts im Restaurant zweimal bestellt und alle anwesenden Frauen dazu einlädt, dann erzählen sich andere zwei Kapitel weiter davon. Ich hab es geliebt, dass es so viele wichtige Themen angesprochen hat und man spürt definitiv den Feminismus in dem Buch (ich liebs).
Mein Favorit war einseitig „Was machst du schon wieder für ein Theater“
Ich kann gar nicht sagen welche Geschichte ich am besten fand. Bei jedem neun Kapitel dachte ich mir...das ist es jetzt und dann kam die nächste. Einfach toll und so wichtige Themen. Man könnte einfach alles zitieren. Und dann ist das Buch auch noch so pretty. Das Daumenkino und die Zeichnungen zwischendurch sind toll.
tut weh, ein Buch so niedrig zu bewerten von Autorinnen, von denen ich schon sehr tolle Texte gelesen habe. aber wtf.
Der Zugang zu einer produktiven Form weiblicher Wut, wie Fallwickl ihn in "Die Wut, die bleibt" beispielsweise gefunden hat, ist weg. Sure, die Frustrationssituationen kann man nachvollziehen - aber es bleibt einfach oberflächlich. Die Geschlechtervorstellung ist sehr biologisch zentriert, wenn nicht sogar rein biologisch. Probleme mit dem Konzept der Männlichkeit werden am Penis demonstriert.
Der Ausgangspunkt dieser feministischen Vorstellungen ist eine weiße cis Frau, die das System bemängeln, aber nicht genug verstehen will, um es zu verändern.
ich mochte Teile des Buches, auf jeden Fall, es sind sehr snappy Dialoge drin, die sich schnell und gut lesen, manche Aspekte wie eine Revolution durch Frauen, die essen hätte, was Gutes werden können - wurde aber nie ausgeführt.
Das Pen!smuseum – 20 Kurzgeschichten, die als feministische Kampfansage verkauft werden. Ich hab mich mega drauf gefreut, und dann … war ich echt enttäuscht.
Hier warum:
Erster Punkt: Viele - und leider ja - zu viele der Stories im Buch fand ich wirklich oberflächlich: Botox spritzen, damit man nicht mehr lächelt. Nachtisch essen als Akt der Rebellion. Klar, ich verstehe, was dahinter steckt, es hat seine Existenzberechtigung aus seiner patriarchal geprägten Sozialisation ausbrechen zu wollen – allerdings fand ich die Geschichten sehr eindimensional: Feminismus wird hier auf individuelle Lifestyle—Entscheidungen privilegierter Frauen reduziert. Ich hätte 2-3 solcher Geschichten ok gefunden, aber mir waren es in der Summe zu viele davon. Es ist ein Feminismus aus der Wohlfühlzone: einer, der individuelle Selbstverwirklichung feiert, aber die strukturellen und globalen Realitäten vieler Frauen kaum berücksichtigt.
Zweiter Kritikpunkt: Während mir viele der Geschichten zu banal und aus privilegierter Sicht waren, fand ich den Rest zwar lauter, wütender, aber letztlich ebenso begrenzt. Am Ende dreht sich fast alles um den Mann. Jede Handlung definiert sich über ihn: Frauen betrügen, betäuben, fotografieren heimlich Penisse. Selbst eine lesbische Liebesbeziehung wird nicht als selbstverständliche Lebensrealität erzählt, sondern als Abkehr vom Mann – als Reaktion auf ihn. Ich verstehe schon: Das ist ein Stilmittel. Patriarchale Muster werden gespiegelt, weibliche Wut („female rage“) soll provozierend sichtbar gemacht werden. Und ja, das funktioniert auf der ersten Ebene. Aber für mich bleibt es dabei stehen. Wenn Frauen sich toxisch verhalten, weil Männer es zuvor getan haben, entsteht keine neue Perspektive, sondern nur ein Spiegelbild. Die Logik des Patriarchats bleibt bestehen – nur die Rollen sind vertauscht. Das ist keine Befreiung, sondern Reproduktion. Und diese Form des Rollentauschs bleibt innerhalb eines binären Geschlechterdenkens gefangen: männlich/weiblich, Täter/Opfer, stark/schwach. Geschlecht wird nicht neu gedacht, sondern nur gespiegelt. Dabei wäre gerade das die Chance gewesen: zu zeigen, wie komplex, fließend, plural Geschlecht und Machtbeziehungen heute diskutiert werden. Feminismus ist längst nicht mehr nur die Opposition zum Patriarchat, sondern die Einladung, Strukturen, Körper, Identität ganz anders zu verstehen – intersektional, vielfältig, jenseits von Gegensätzen. Und ganz ehrlich: Ich persönlich habe an der Umkehrung kein Interesse. Ich will keine Männer dominieren. Wollen wir nicht eigentlich etwas anderes? Dass Frauen nicht für ihr Geschlecht ermordet werden. Dass sie nicht strukturell benachteiligt werden. Dass sie selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden können – Stichwort Gender Pay Gap, Gender Care Gap, Gender Pension Gap, Gender Health Gap – you know what I mean.
Genau deshalb war das Pen!smuseum für mich keine literarische Kampfansage, sondern eine verpasste Chance: laut, provokant, schrill, ja – aber ohne die Tiefe und Vielfalt, die ich mir von feministischer Literatur wünsche.
Female Rage at its best. Für alle Frauen bestens geeignet, vor allem aber für die, die - wie wir ja fast alle - unter Männern gelittet haben oder immer noch leiden und die es manchen von ihnen nur zu gerne heimzahlen wollen. (: Dieses Buch macht Spaß, entspannt und beruhigt. Wenn Frauen zusammenhalten, können wir was verändern.
Teilweise sind nette Kurzgeschichten aber. ABER es wird mit jeder neuen Geschichte auch ein binäres Geschlechterverständnis deutlich. Mit Intersektionalität hat das leider gar nichts zu tun und ich weiß nicht, ob Fallwickl und Reisinger die Thematik unbewusst auslassen oder ob das möglicherweise doch eine bewusste Entscheidung ist..
„Wie, zur Hölle, haben es Männer geschafft, uns zu beherrschen?“
Ich habe das Buch weggeatmet. Es war einfach geschrieben aber das hat der Tiefe nichts genommen - im Gegenteil, es wurde viel tiefsinniger, weil es eben so alltäglich ist. Es hat mich wütend und traurig gemacht aber manchmal musste ich auch schmunzeln. Es zeigt mal wieder was das Patriarchat mit der Welt macht und wie es uns Frauen (schmerzliche) Hürden in den Weg legt.
Eine gute Idee fand ich die verschiedenen und wunderschönen Illustrationen und generell den Aufbau des Textes - es war nicht nur ein durchgängiger Fließtext, sondern mal als Chat und mal als Dialog gestaltet.
Trotzdem habe ich einen Kritikpunkt: Hier in diesem Werk geht es vorrangig um cis Frauen. Zwar werden trans Personen erwähnt, aber ein eigenes Kapitel zu ihren Lebensrealitäten oder Gefühlen fehlt. Das Buch setzt auf Sichtbarkeit von Frauen, allerdings nicht von allen Frauen.
Jede einzelne Story strotzt vor Stärke, Empowerment, Fantasien, Humor und Schlagfertigkeit. Und allein wegen Sätzen wie „Vielleicht ist es schön, dick zu sein. Vielleicht ist es stark, einen Körper zu haben, der viel Platz einnimmt.“ möchte ich es allen ans Herz legen.
Tolle (!) Kurzgeschichten auf einem breiten emotionalen Spektrum: Zwischen existentieller Angst, einnehmender Tiefe, befriedigender (!) Wut und befriedigenden (Wut)Phantasien, herrlichem (!) Humor und tiefer Verbundenheit zu meinem Gender. Ich liebe alles an diesem Buch. Auch das fantastische (!) Artwork. Es macht nur Spaß, alles daran.