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Rassismus im Rückspiegel

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Es sind die stereotypen Darstellungen Schwarzer Menschen in Kinderbüchern. Die Menschen, die ihr ungeniert in die Haare fassten. Die gut gemeinten Ratschläge, sich anzupassen. Rassismus hat viele Gesichter. Angélique Beldner begegnete ihnen im Lauf ihres Lebens immer bei der Jobsuche, beim Arztbesuch, auf offener Strasse, in der Familie und bei Unbekannten.
Als Angélique Beldner 1976 geboren wird, können sich viele Menschen nicht vorstellen, dass Rassismus auch in der Schweiz existiert. Für sie ist Rassismus das, was der Kolonialismus angerichtet hat oder was Schwarze Menschen in Südafrika während der Apartheid erleben. Doch er ist da, und Betroffene spüren ihn täglich in unterschiedlichsten Formen.
Im Blick zurück auf ihre eigene Lebensgeschichte untersucht die Autorin, wie sich die Wahrnehmung von Rassismus in der Schweiz und der Umgang damit seit den 1970er-Jahren verändert hat. Von den «Überfremdungsinitiativen» über die Einführung der Rassismusstrafnorm bis Black Lives Matter folgen wir einem langsamen Erwachen der Schweizer Gesellschaft. Und einer Frau, die ihre Stimme findet.

225 pages, Kindle Edition

Published August 21, 2025

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About the author

Angélique Beldner

3 books1 follower

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Profile Image for Annina.
397 reviews86 followers
December 8, 2025
Ein so gutes und wichtiges Buch! Rassismus in der Schweiz gibt es nicht? Weit gefehlt. Gerade der Mikrorassismus findet viel zu oft seinen Platz im Alltag. Ob es darum geht, dass man einer Person aufgrund seiner Hautfarbe etwas nicht zutraut, sie unbegründet verurteilt oder auf gewisse Tatsachen überrascht reagiert. Verbal oder non-verbal. Er ist da.

Beldner hat lange vieles akzeptiert, runtergeschluckt und sich gedacht "damit müsse sie halt leben". Toll, dass sie darüber spricht, schreibt und einen so intimen Blick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt zulässt. Man kann nur davon lernen. Lesen!
Profile Image for Nadja.
140 reviews10 followers
October 9, 2025
Ein wichtiges, gut geschriebenes, süffiges Buch. Rassismus ist ein Thema, das mittlerweile in vielen Büchern behandelt wird. Aber spezifisch auf die Schweiz geblickt, gibt es noch nicht so viel. Und darum ist dieses Buch so wichtig, weil sich viele Schweizer:innen oft damit rausreden, dass Rassismus ja ein Problem von anderen Ländern ist. Und dieses Buch zeigt wunderbar feinfühlig auf, wieso auch die Schweiz nicht frei von Rassismus ist.

Beldner hat ihre eigenen Erfahrungen und Meinungen auf eine angenehme Art mit Fakten und Statistiken kombiniert. Man merkt ihren journalistischen Hintergrund und das passt sehr gut ins Buch. Grosse Empfehlung!
Profile Image for Tutankhamun18.
1,405 reviews28 followers
December 10, 2025
In diesem Memoir, blickt Angelique Beldner zurück auf ihr Leben und erfasst persönliche Erinnerungen mit einer gesellschaftlichen Analyse von Rassismus in der Schweiz. Das Buch ist unterteilt in 1970er, 80er, 90er, 2000er, 2010er und 2020er Jahre und lässt somit Trends und Entwicklungen in der Sensibilisierung für Rassismus in der Gesellschaft, die entfremdliche Regulatorien und die Vorreiter die die Schweiz geschaffen haben. Sie zeigt, dass Rassismus in der Schweiz lange verharmlost oder uebersehen wurde und oft als etwas Fernes betrachtet wurde.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen! Es war spannend die Perspektive der Autorin über den Jahren zu folgen, interessant gewisse Infomationen zu Abstimmungen in der Schweiz und Rassismus zu lernen und der Text hat auch prinzipiellen aus der Theorie gut erklärt. Ich finde dieses Buch sollte jede*r Schweizer*In lesen!


Zitate:

“Alfred Escher, dem Eisenbahnpionier und Wirtschaftsführer, dessen Familie einen Teil ihres Geldes mit Erträgen auf einer kubanischen Kaffeeplan-tage gemacht hatte, die von Sklaven bewirtschaftet worden war.
Escher selbst hatte mit dieser Plantage nur insofern etwas zu tun, als er später finanziell von deren Verkauf profitierte. Er war kein Sklaventreiber. Wie gesagt: Auch diese Geschichte ist komplex.
Klar ist aber, dass die Familie Escher auch dank des Kolonialismus zu Geld kam, von dem letzlich die Stadt Zürich und damit auch die Schweiz profitierte. Alfred Escher war Gründer der Schweizerischen Kreditanstalt, aus der später die Grossbank Credit Suisse wurde. Er legte den Grundstein für Zürichs Finanzplatz. Ihm gehörten mehrere grosse Liegenschaften, die später teils an die Stadt übergingen, darunter der grosse Belvoirpark samt Villa. Eschers Erbe ist ein grosses Erbe. Nach wie vor ziert seine Statue aus dem Jahr 188g den Zürcher Bahnhofplatz.”

“Die Hälfte der in der Schweiz lebenden Ausländerinnen und Ausländer stammte in den 1970er-Jahren aus Italien.”

“1981 stimmte das Schweizer Stimmvolk über die «Mitenand-Initiative» ab. Sie verlangte, dass Ausländer innen abgesehen vom Stimm- und Wahlrecht die gleichen Rechte haben sollten wie die Schweizer innen. Das Saisonnierstatut wäre faktisch abgeschafft worden, und ausländische Arbeitskräfte hätten ihre Familien von Anfang an mitnehmen dürfen. Die Initiative wurde mit 84 Prozent Nein-Stimmen mehr als wuchtig abgelehnt.”

“Eine der Bekanntesten war die Schwar-zenbach-Initiative von 1970, die den Anteil der Ausländerinnen und Ausländer auf zehn Prozent begrenzen wollte. Sie wurde zwar abgelehnt, aber nur knapp.”

“«Es ist nur eine Geschichte», höre ich immer wieder, wenn Menschen solche Erzählungen verteidigen. Ja, eine Geschichte, die ein Narrativ reproduziert, das sich in Millionen von Kinderköpfen festsetzt: Afrikaner:innen lügen.”

“Weil viele Filme aus einer rein weissen Perspektive gedreht werden.”

“Doch je mehr wir uns mit Rassismus auseinan-dersetzen, je offener wir vorhandene Strukturen hinterfragen, desto mehr werden uns Dinge auffallen, die uns zuvor vielleicht nicht aufgefallen sind.”

“Das ist eines der Probleme von Rassismus: dass man vieles nicht beweisen kann. Dass man es aber beweisen müsste, damit einem Glauben geschenkt wird. Und so ist es viel einfacher, seine Erfahrungen zu negieren.”

“Ich war umgeben von lieben Menschen, die sahen, dass die rassistischen Anfeindungen auch mich treffen konnten, und die bereit waren, sich mit mir dagegen zu wehren. Das machte mich stark. Mit dem von mir erlebten All-tagsrassismus aber war ich weiterhin allein. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand die alltäglichen Verletzungen verstehen könnte. Ich gelangte zur Erkenntnis, dass es das Beste sei, weiterhin darüber zu schweigen.”

“Mir fällt auf, dass man bei Sportarten, in denen Weisse domi-nieren, dafür eigentlich nie Erklärungen sucht. Man sucht sie nur dort, wo Schwarze das Feld anführen und gut vertreten sind.”

“Am 1. Januar 1995 war in der Schweiz die Strafnorm gegen «Rassendiskriminierung» in Kraft getreten. Die Schweiz hatte sich zuvor als 140. Mitgliedstaat der UNO-Konvention gegen «Rassen-diskriminierung» dazu verpflichtet, Massnahmen gegen Rassismus zu ergreifen.”

2009: “Das Schweizer Stimmvolk sagte an der Urne Ja zum Minarettverbot, mit dem das Abstimmungskomitee ein Zeichen «gegen die Islamisierung in der Schweiz» setzen woll-te. Die UNo-Hochkommissarin für Menschenrechte kritisierte das Verbot und beurteilte es als diskriminierend. Ich sass an diesem Abstimmungssonntag am Nachrichtenpult und war nicht wirklich überrascht über den Ausgang dieser Abstimmung.”

“Obwohl ich in meinem Leben nie kriminell war und einen Schweizer Pass besitze, fühlte ich mich selbst wie ein schwarzes Schaf. Mir war klar, dass das Plakat auf eine weisse Person ohne Migrationsgeschichte keinen Einfluss hatte, auf jede als «anders» wahrgenommene Person aber schon, weil sie zuerst beweisen musste, dass sie nicht zu den schwarzen Schafen gehörte.”

“Die Initiative wurde schliesslich am 28. November 2010 vom Schweizer Stimmvolk angenommen. In der Nachrichtensendung «Echo der Zeit» verkündete der Radiomoderator an diesem Abend:
«Kriminelle Ausländer müssen weg. Doch wer ist kriminell und wo ist weg?»”

“Ganz anders als hier bei uns, wo er längst überwunden sei. Ich weiss nicht mehr, was ich entgegnet habe, aber ich werde ihr ziemlich sicher beigepflichtet haben. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Wenn Rassismus ist, dass Schwarze Menschen von weissen Menschen auf offener Strasse grundlos erschossen werden, dann gibt es ihn hier bei uns wahrlich kaum. Diese Perspektive auf Rassismus half mir, gut durchs Leben zu kommen, gerade jetzt, wo ich zwei kleine Kinder und andere Prioritäten hatte.”

“Es geht nicht nur darum, worüber wir berichten, sondern auch, wie wir darüber berichten. Es geht darum, was uns gezeigt oder eben nicht gezeigt wird. Denn diese Dinge haben Einfluss darauf, was uns im Gedächtnis bleibt und was wir wieder vergessen.”

“Die Anthropologin Anne Lavanchy beschreibt es treffend: «Wenn ihr nicht bereits als Kind gemerkt habt, dass eure Hautfarbe für euer Leben ein Nachteil sein könnte, ist das ein Privileg.»”

“«Durch die stereotypisierten, übertriebenen Merkmale entsteht eine Karikatur. Historisch wurde sich über Schwarze anhand solcher Darstellungen lustig gemacht. Sie sollten entmenschlicht und primitiv dargestellt werden.»”

“«Zwar wird die Streichung des N-Worts nicht den Rassismus beenden, aber es ist ein wichtiger Schritt, um die Sprache zu verändern und ein Bewusstsein für die schädlichen Auswirkungen rassistischer Begriffe zu schaffen.»”

“Die Zeiten haben sich geändert. Aber geändert hat sich nicht, dass jene, die immer geredet haben, nichts mehr sagen dürfen. Geändert hat sich nur, dass nun auch andere etwas dazu sagen.”
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