Jump to ratings and reviews
Rate this book

Candy Girls: Sexismus in der Musikindustrie (Nautilus Flugschrift)

Rate this book
Junge Frauen und ihre Körper – selbstverständlich normschön, jugendlich, sexy – sind das Rohmaterial, aus dem die Musikindustrie und die Logik des Pop gemacht sind. Sie werden in Songtexten angeschmachtet und fetischisiert, beschimpft und degradiert, sie dienen auf der Bühne und im Backstage als Projektionsfläche. Weibliche Fans werden als kreischende Masse oder willenlose Groupies betrachtet, nicht fähig zu einem ernsthaften Interesse an der Musik oder einem ernstzunehmenden Geschmack. Und wenn eine Frau als Künstlerin auftritt, dann ist sie zunächst eine Frau und erst dann eine Musikerin, dann ist ihr Körper entweder zu dick, zu dünn, zu perfekt oder sonst wie falsch, dann ist sie entweder Hure oder Heilige, und dann – plötzlich – ist sie sowieso zu alt.
In einer so wütenden wie lehrreichen Mischung aus Analyse und Abrechnung zeigt Sonja Eismann, wie tief Sexismus und Ageismus in die Musikindustrie eingeschrieben sind, wie wir als Konsument*innen den male gaze erlernt und verinnerlicht haben, wie Missbrauch und Pädosexualität in fast allen Szenen und Genres akzeptiert werden. Sie schreibt über alte Männer, die minderjährige Sängerinnen sexualisierte Songs performen lassen, über die scheinbare Unmöglichkeit eines richtigen Alterns, sexistischen Musikjournalismus, Superstars wie Taylor Swift, Beyoncé oder Peaches, über Feminizide in Songlyrics – und natürlich über Beispiele der selbstbewussten Aneignung, des Widerstands, der wütenden Mittelfinger gegen das Musikpatriarchat.

»Feminismus ist nicht Fun, er ist komplex und er kotzt die Leute an – und er macht Arbeit! Und die hat sich Sonja Eismann gemacht, indem sie mit Verve und Zorn und zahllosen Beispielen beweist, wie patriarchal es in der Musikindustrie immer noch zugeht.« Christiane Rösinger

191 pages, Kindle Edition

Published September 1, 2025

8 people are currently reading
93 people want to read

About the author

Sonja Eismann

17 books3 followers
Sonja Eismann a German journalist and cultural scientist . She is co-founder and co-editor of Missy Magazine and lives in Berlin and Vienna.

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
15 (60%)
4 stars
7 (28%)
3 stars
2 (8%)
2 stars
1 (4%)
1 star
0 (0%)
Displaying 1 - 5 of 5 reviews
Profile Image for Ileana (The Tiniest Book Club).
206 reviews34 followers
August 24, 2025
Sonja Eismann beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Popkultur. Als Kulturwissenschaftlerin und Journalistin bei der Spex und der taz, sowie seit 2008 beim Missy Magazine, das sie mitgegründet hat.

Eismann hat viel gesehen, viel geschrieben und vermittelt in „Candy Girls“ ein klares Bild von der Musikindustrie und ihrer inhärenten Misogynie. Auch ihr eigenes Analysieren und Schreiben spart sie dabei nicht aus, denn den male gaze der Unterhaltungsmaschinerie haben wir alle internalisiert. „Die gesamte Musikindustrie basiert fast ausnahmslos darauf, dass jugendliche, normschöne Frauenkörper als quasi unendliche Ressource zur Verfügung stehen, an denen sich der öffentliche männliche Blick (den im Übrigen nicht nur Männer, sondern alle kulturell erlernt haben) labt.“

Frauenkörper sind das Rohmaterial, aus dem alles entsteht. Sie sind überall und sie sind zugleich eine Leerstelle. Zwischen pädosexuellem Verhalten und Ageismus werden Frauenkörper be- und verurteilt.
Weibliche Fans sind das Schmiermittel für die Industrie und werden gleichzeitig abgewertet (schon seit der sogenannten Lisztomania im 19. Jahrhundert!). Musiker gelten einerseits als der Gegenentwurf zur spießigen Elterngeneration/ Gesellschaft, stabilisieren allerdings andererseits das patriarchale System, indem sie Frauen ausbeuten und abwerten. Die Beispiele, die Sonja Eismann findet, nehmen kein Ende.

Die Autorin lässt endlich keine mildernden Umstände, keinen Deckmantel der „Kunst“ mehr gelten: der Zorn ist in diesem Sachbuch von vorne bis hinten spürbar. Nach dem Lesen bleibt mir gar nichts anderes übrig: ich will die Branche brennen sehen.

Die dicken, fetten Content Notes muss ich hier eigentlich gar nicht mehr erwähnen. Misogynie, Pädosexualität, sexualisierte Gewalt und Femizid werden beim näheren Hingucken in allen Genres und Zweigen der Industry sichtbar.
Profile Image for ~•verena•~.
481 reviews8 followers
September 6, 2025
4.5 ⭐️
Candy Girls sind süß...

- Candy Girls - Sexismus in der Musikindustrie, 0,01%


Mit großen Artists wie Taylor Swift, Beyonce, Lady Gaga, Chappell Roan, Sabrina Carpenter, Charli XCX, Olivia Rodrigo... könnte man denken das goldene Zeitalter des Popmatriarchats wäre angebrochen. Oberflächlich betrachtet ist das auch so. Aber sobald man etwas tiefer gräbt, findet man (wie fast überall) zutiefst misogyne Strukturen. In Candy Girls werden diese Strukturen aufgedröselt. So geht es unter anderem darum, wie viele Pädokriminelle sich im Musikbusiness herumtreiben und wie das nicht nur vertuscht wird, sondern auch gar nicht so selten verharmlost oder gar zelebriert und somit normalisiert wird (ich kann nie wieder I'm on fire hören, wie früher).
Auch das Genres/Bewegungen wie Rock oder Punk, die eigentlich ein anti-establishment Image pflegen, paradoxerweise das Patriarchat hochhalten und stärken (Stichwort: misogyne Lyrics) war mir so nie bewusst.
Und dann sind da natürlich noch die Glamorisierung des Groupietums (was mich an die Glamorisierung von Playmate/Girls of the Playboy Mansion erinnert hat), dass Frauen nie richtig sind (zu alt, zu dick...), #metoo in der Musikindustrie und dass misogyne Vorurteil, dass Frauen sowieso nichts interessantes kreiren können und es sich deshalb nicht lohnt ihnen zuzuhören...

Ich habe auch eine Playlist auf Spotify kreiert, mit allen erwähnten Songs (ein paar fehlen, da ich sie nicht gefunden habe): https://open.spotify.com/playlist/1hc...

Alles in allem super interessant. Da ich schon viel allgemeine feministische Literatur gelesen habe, war dies ein interessanter Deep Dive ins Musikbusiness.

... Einblicke in die weibliche – und nicht eben menschliche – Seele, als gefühlsgesteuert und irrational...

- Candy Girls - Sexismus in der Musikindustrie, 66%
​​
Profile Image for himbeerbuch.
424 reviews41 followers
September 9, 2025
Wer einen Rundumschlag über Sexismus in der Musikindustrie sucht, wird hier fündig! Eismann spricht viele Themen an - von sexistischen Tropen in Lyrics, der Vermarktung von minderjährigen Sängerinnen, hin zu sexistischen Strukturen in der Musikindustrie in Deutschland.
Der Ton ist berechtigterweise wütend, der Inhalt macht einen umso wütender.
Für mich war nicht sooo viel Neues dabei, aber ich beschäftige mich jetzt schon jahrelang aus wissenschaftlicher Perspektive mit Arbeitsbedingungen und Gesundheit in der Branche. Daher war es mir an einigen Stellen auch etwas zu ungenau, wenn z.B. ein Artikel aus dem Spiegel von 2005 zitiert wird, der recht oberflächlich auf eine Studie hinweist - das geht aktueller und gründlicher. Teilweise habe ich mir auch mehr Input zu geschlechtsspezifischer Prekarität (gesundheitlich, finanziell und die Zusammenhänge) gewünscht, schließlich steht im Titel ja auch das Wörtchen Industrie :)
Ich glaube aber, für super viele Leute ist das krasse Ausmaß von Sexismus in der Branche gar nicht bewusst und denke, "Candy Girls" ist ein guter Anfang, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Anfangs im Text erwähnt wurden übrigens die Memoiren von Vanessa Springora - auf deutsch: Die Einwilligung - ich kann ebenfalls nur empfehlen, sie als weiterführende Lektüre zu lesen, um sich tiefergehender mit P*dokriminalität in der künstlerischen-kreativen und linken Szene im europäischen Kontext zu befassen.
19 reviews1 follower
December 1, 2025
Das Buch bietet einen sehr guten Überblick und Einstieg in die Thematik. Insbesondere die ersten Kapitel, in denen auch der Fokus auf die Fankultur gelegt wird, haben mir sehr gut gefallen, auch weil es der Autorin meiner Meinung nach gelungen ist, wertfrei über Fans und deren Handlungen zu berichten. Die letzten beiden, insbesondere das letzte Kapitel, fand ich dann aber im Vergleich doch eher schwach und schwammig, meiner Meinung nach eine etwas misslungene Zusammenfassung des Gesamttextes, in die aber dennoch neue Aspekte eingeflossen sind, die aber dann etwas zu kurz kommen. Manche Takes fand ich auch sehr a den Haaren herbeigezogen, wenn ich ehrlich bin, und das Buch bietet auch keine wirklichen “Lösungsansätze” (was ich aber auch nicht erwartet habe). Dennoch sollten alle (Frauen), die entweder selbst in der Musikbranche tätig oder Teil von Fankulturen sind, dieses Buch einmal gelesen haben. Was mir persönlich auch noch etwas zu kurz gekommen ist, sind Erfahrungen von Frauen, die nicht primär in der Szene als Künstlerinnen arbeiten, sondern beispielsweise in der Technik/Fotografie etc. und inwiefern sich das patriarchale System auf diese “Nebenberufe” in der Musikindustrie auswirkt.
Profile Image for Miriam.
26 reviews3 followers
November 25, 2025
Eismanns Blick auf die sexistische Musikindustrie und Popkultur umfasst
- Pädosexualität,
- Ageism,
- die Abwertung von „Frauenmusik“,
- die Abwertung von Groupies,
- misogyne Songtexte,
- frauenfeindliches musik-journalistisches Schreiben
- und den strukturellen Sexismus in der Musikbranche.

Und daneben liefert sie auch noch einen genreübergreifenden feminist-music-101-Crashkurs beginnend in den 1920ern mit Gertrude „Ma“ Raineys Vorreiterrolle für den Sapphic Pop bis zu Hyperpop-Ikone Ikkimel.

Absolute Pflichtlektüre, wenn du dir auch die Musik von David Bowie, Nick Cave, den Beatles und Rolling Stones versauen willst.

„Männer haben primär Expertise, Agency und Bewunderung, Frauen haben primär ein Geschlecht.“
Displaying 1 - 5 of 5 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.