Der erste Fall für Lou & Kö Ein Nachkriegskrimi, historisch präzise, bewegend und extrem spannend!
Kriminalkommissar Alfred König bekommt es im Hungerwinter 1946/47 mit einer Frauenleiche im Schnee zu tun. Die junge Fotografin Lou Faber hat die Tote in den Ruinen gefunden und trägt mit ihren Fotos unfreiwillig zur Ermittlung bei. Während Heiligabend näherrückt, lassen Lou die gefalteten Hände der Toten nicht los. Mit ihrer Intuition hilft sie König und ahnt bald, dass hinter seinem Schweigen ein Geheimnis steckt, das sie verbindet. Der Fund weiterer Leichen setzt die Ermittler unter Zeitdruck und weist in eine neue Richtung, zurück in die finstere Vergangenheit.
Als ich sah, dass Anne Stern eine neue Krimireihe rausbringt, die nach dem 2. Weltkrieg spielt, war ich sehr gespannt und freute mich sehr, als ich ein Leseexemplar bei "Vorablesen" gewann. Die Serie um Hulda Gold, die inzwischen acht Bände umfasst und in den 20er und 30er Jahren spielt, mag ich sehr.
Die Story spielt zwischen dem 14. und 31. Dezember 1946 in Berlin, im sogenannten Hungerwinter, einem der kältesten Winter in Deutschland. Die besiegte Bevölkerung haust in Ruinen und erleidet schlimmsten Hunger und Kälte, die Beschaffung von Lebensmitteln und Brennmaterialien ist eine der dringensten Sorgen der Überlebenden. Es gibt zwar Lebensmittelmarken, doch nicht genug Nahrung, um satt zu werden. Der Schwarzmarkt blüht, ist aber strengstens verboten. Die Siegermächte in Berlin sind sich nicht einig und schaffen es kaum, die Lage in den Griff zu kriegen.
In diesem Setting begegnen wir der Fotografin Lou, die mit ihrer Leica versucht, Fotos zu schießen, die sie verkaufen kann. Doch das Foto, dass sie am frühen Morgen des 14. Dezembers schießt, ist eher von Interesse für die Polizei als für die Öffentlichkeit, denn sie fotografiert eine weibliche Leiche, die wie aufgebahrt im Schnee liegt, mit gefalteten Händen.
Kommissar Alfred König, der nach dem Krieg humpelnd und mit Glasauge zurück in den Polizeidienst kehrt, ist in der Mordinspektion für den Fall zuständig. Zusammen mit dem jungen Anwärter Trautwein versucht er herauszufinden, wer die Frau ist und wer ihren Tod verursacht hat. Kurz danach geschieht ein zweiter Mord, eine Kopie des ersten Falls. Was haben die beiden Frauen miteinander zu tun gehabt?
Doch auch Lou ist kriegsbeschädigt, hat ihre Kameraden im Widerstand verloren und als einzigen Freund noch Bruno an ihrer Seite, der mehr und mehr vergesslich wird. Ob ihr Ehemann überlebt hat, ist ungewiss, sie hat seit langem nichts mehr von ihm gehört.
Die beiden Jugendlichen Justus und seine Freundin Gerti leben auf der Straße und schlagen sich mit Diebstählen und Handel auf dem Schwarzmarkt durch. Da fällt Justus etwas in die Hände, dass einen entscheidenden Hinweis gibt, warum die Morde geschahen.
Mir gefiel dieser Auftaktder neuen Krimiserie richtig gut. Die Atmosphäre ist düster und anschaulich und man fröstelt beim Lesen, wenn man miterlebt, wie Lou sich durchkämpft oder König durch die Gegend läuft, weil es kaum Autos oder Straßenbahnen gibt, mit denen man von A nach B kommen kann. Die Polizisten sind gezeichnet vom Krieg, entweder körperlich oder seelisch beschädigt. Im Polizeidienst erhält man höhere Lebensmittelzuteilungen, doch als einzige Eignung muss man nachweisen, dass man im 2. Weltkrieg kein Nazi war. Das führt natürlich nicht zu der erforderlichen Qualität, um erfolgreich ermitteln zu können und so werden Tatortfotos schon mal überbelichtet, wenn man denn überhaupt das nötige Material hat.
Ein rundum gelungener historischer Krimi! An diesem Krimi passt einfach alles zusammen; die Charaktere sind glaubwürdig, die historischen Gegebenheiten überzeugend und sehr anschaulich dargestellt, und der Kriminalfall, den es zu lösen gilt, ist spannend und unvorhersehbar bis zuletzt. Besonders gefallen mir die beiden Hauptpersonen Lou und König, die auf den ersten Blick völlig gegensätzlich erscheinen, tatsächlich aber mehr gemeinsam haben als sie und wir ahnen. Erst nach und nach enthüllt sich das tragische Schicksal der beiden, vermischt mit den grausigen Eindrücken der Kriegs- und Nachkriegszeit. Wo Lou impulsiv ist, ist König besonnen, aber hartnäckig und stur sind beide gleichermaßen. Obwohl der Krieg vorbei ist, kann von Hochstimmung keine Rede sein, denn Hunger und Kälte haben die Menschen fest im Klammergriff und es geht einzig ums nackte Überleben. Und trotzdem setzen Lou und König alles daran, das Geheimnis der gefundenen Frauenleiche zu lüften und Gerechtigkeit walten zu lassen in einer Zeit, in der dieses Wort an Priorität verloren hat. Ich fiebere schon gespannt einer Fortsetzung entgegen, die ich mir nicht entgehen lassen werde.
Nachkriegszeit 1946 So liebe ich diese Bücher: einerseits hervorragend recherchierte Lokalgeschichte nach dem Ende des 2. Weltkriegs und andererseits das tatsächliche Leben der einfachen Leute. Sie leiden an Unterernährung, Kälte und feuchten Unterkünften. Wer in diesen Zeiten dick ist, lebt nicht von ehrlicher Arbeit. Der Duft von frischem Brot oder von Bohnenkaffee treibt den Menschen Tränen in die Augen. Die Kälte ist schon ab November allgegenwärtig. Die Bäume, die die Straßen, Gärten und Innenhöfe schmückten, sind längst gefällt und das Holz unter den Nachbarn aufgeteilt. Lou Faber, die arbeitslose Fotografin und ihr halb dementer Mitbewohner verbrennen ab und zu, wenn die Kälte zu sehr drückt, Bücher. Wenigstens für ein paar Minuten in den Genuss der Illusion von Wärme zu kommen. Der Strom wird in den Wohnvierteln täglich abgeschaltet, nur Institutionen wie die Polizei haben permanent Strom. Obwohl, auch da gibt es gelegentliche Ausfälle. Und in all diesem Elend geschehen Morde, die während des “Tausendjährigen Reich” an der Menschlichkeit begangen wurden. Die Anfänge dieser Morde geschehen in der Hitlerzeit und werden durch seine unmenschliche Gesetzgebung sanktioniert und werden fortgeführt, bis in die letzten Kriegstage, als schon Russen und Alliierten praktisch schon in Berlin einmarschieren. durch die mehr als willigen Helfershelfern des Unrechtregimes, die sadistisch und grausam Unschuldige Menschen töten. Als klar wird, dass diese Täter ungesühnt davonkommen, nimmt ein Mensch die Gerechtigkeit in die eigenen Hände. Leider werden auch andere Opfer dieser Gewalt, weil, wenn man einmal anfängt, man nicht mehr aufhören kann. Gewalt gebiert Gewalt. Wie einen Schlussstrich ziehen, wenn überall die ehemaligen Handlanger des Hitlerregimes wieder in Schlüsselpositionen gelangen, durch einen Stempel entnazifiziert sind und sogar ihre alten Berufe wieder ergreifen. In AMt und Würden. Plötzlich wollen alle den Juden geholfen haben, sie versteckt haben, sie beschützt haben. Wie wollen hunderttausende deutscher Juden vergast worden sein, wenn jeder arische Deutsche so viele Juden gerettet hat? Und trotzdem, sobald ein Mensch die anderen auch nur entfernt an Juden erinnert, wird hinter ihm her getuschelt und gezischt, wird ihm am liebsten der Zugang verwehrt. würden ihn die rechtschaffenen Deutschen am liebsten auch jetzt noch vergasen. Woran haben die Menschen andersartige Menschen erkannt? Was unterscheidet einen Juden äußerlich von einem Christen? Eine Frage, die seit Nathan dem Weisen immer noch offen im Raum steht. Genauso werden alle, die von den Nazis eingesperrt waren und nun frei sind, geächtet. Hitler hat ja keine Unschuldigen einsperren lassen, oder?! Jeder Hausmeister fühlt sich noch als Blockwart, will immer noch bestimmen, wer das Haus betreten darf und wer nicht. Diejenigen, die früher gespitzelt und verraten haben, tun es auch heute noch. Umdenken? In sich gehen? Neue Saiten anschlagen? Fehl am Platz. Die Mentalität sitzt so tief in den Menschen drin, Kuschen vor der Obrigkeit, andere ausspionieren und melden, oder quälen und töten, das kann nicht aus der Welt geräumt werden. Leider wurde es auch nicht. Sonst wären die heutigen rechtsgerichteten Parteien nicht so stark und die Demokratie bedrohend. Doch zurück zum Buch. Es ist spannend, es reißt einen mit. Schöne heitere Szenen wie Schneeengel im Wald machen, alternieren mit tristen, grauen Szenen, wie der Schwarzmarkt oder die Polizeistation mit dem inkompetenten aber politisch gut vernetzten Oberkommissar Zeiss, der jetzt zwar auf die KPD schwört, aber sein politischer Hintergrund sehr trübe ist. Dann sind noch die fast friedvollen Szenen bei den Fundorten der Leichen. Und zum Schluss der große Showdown, in dem sich letztlich alles klärt. Das Buch endet mit einem Hoffnungsschimmer. Wenn Lou Faber als Polizeifotografin arbeiten kann, wird sie ein geregeltes Einkommen haben, vielleicht besser essen, denn sie wird auch eine Zuteilung von Essensmarken bekommen. Und, was mir persönlich am besten gefällt: das Ende des Buches enthält ganz interessante Fährten, die hoffentlich zu einem oder mehreren Folgeromanen führen werden.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich ein großere Fan von Romanen über diese Zeit in dem damaligen Berlin bin. Egal ob Krimi oder Doku finde ich es spannend wie die Menschen damals so gefordert waren und gelebt haben. Und genau hier holt mich Anne Stern ab. „Die weiße Nacht“ von Anne Stern ist kein Krimi zum schnellen Weglesen, sondern ein Buch, das sich Zeit nimmt – und genau das tut ihm gut. Die Geschichte spielt im Winter 1946/47, mitten im zerstörten Berlin. Es ist kalt, es ist dunkel, und die Menschen sind müde vom Überleben. Diese Stimmung zieht sich konsequent durch den ganzen Roman und macht ihn von Anfang an sehr dicht und glaubwürdig. Man ffühlt die die ganzen Umstände buchstäblich. Schon die ersten Seiten zeigen, worauf man sich einlässt: Berlin liegt unter Schnee, aber dieser Schnee ist alles andere als idyllisch. Er verdeckt Trümmer, Not und Schuld. Anne Stern schafft es, diese Stadt so lebendig zu beschreiben, dass man beim Lesen fast selbst friert. Besonders beeindruckt hat mich, wie selbstverständlich Hunger, Kälte und der Schwarzmarkt zum Alltag gehören – nichts wirkt überzeichnet, alles fühlt sich real an. Vor allem wenn man schon mehrere Dinge über diese Zeit gesehen hat. Im Mittelpunkt steht Lou Faber, eine junge Fotografin. Sie ist keine typische Krimiheldin, eher ruhig, beobachtend, manchmal auch unsicher. Ihre Kamera ist ihr Schutz, aber auch ihr Werkzeug, um der Wahrheit näherzukommen. Als sie eine tote Frau im Schnee findet und fotografiert, wirkt das nicht sensationslüstern, sondern fast zwangsläufig. Lou schaut hin, wo andere wegsehen. Genau das macht sie zu einer starken Hauptfigur, ohne dass sie sich ständig in den Vordergrund drängt. An ihrer Seite steht Kriminalkommissar Alfred König, ein Mann, dem der Krieg deutlich anzumerken ist. Er ist kein harter Ermittler mit großen Sprüchen, sondern jemand, der versucht, in einer kaputten Welt noch an Gerechtigkeit festzuhalten. Mir hat gefallen, dass König nicht idealisiert wird. Er ist müde, manchmal ratlos und trägt seine eigene Vergangenheit mit sich herum. Gerade dadurch wirkt er sehr menschlich. Der Kriminalfall selbst ist eher ruhig erzählt, aber stetig spannend. Es geht nicht nur darum, wer die Frau getötet hat, sondern vor allem darum, was Menschen nach dem Krieg zu verbergen versuchen. Immer wieder führt die Spur zurück in die NS-Zeit. Anne Stern zeigt dabei sehr eindrücklich, wie wenig abgeschlossen diese Vergangenheit ist. Schuld wird verdrängt, Verantwortung abgeschoben, und viele Figuren bewegen sich in moralischen Grauzonen. Das macht das Buch deutlich interessanter als einen klassischen „Wer-war’s“-Krimi. Besonders stark fand ich die vielen kleinen Alltagsbeobachtungen: das Organisieren von Essen, das Leben in Ruinen, kurze freundliche Gesten zwischen Fremden. Diese Szenen haben mich oft mehr berührt als die eigentliche Mordermittlung. Sie zeigen, wie Menschen trotz allem versuchen, Mensch zu bleiben – und wie schwer das manchmal ist. Der Titel „Die weiße Nacht“ passt sehr gut zum Roman. Der Schnee steht für Stille und Verdrängung, aber auch für den Wunsch nach einem Neuanfang. Gleichzeitig bleibt vieles dunkel. Nicht alle Fragen lassen sich sauber beantworten, nicht jede Schuld kann gesühnt werden. Das Ende ist deshalb eher nachdenklich als befriedigend im klassischen Sinne – für mich aber genau richtig. Unterm Strich ist „Die weiße Nacht“ ein ruhiger, atmosphärischer Kriminalroman mit viel historischem Hintergrund. Wer Action, schnelle Wendungen und kurze Kapitel sucht, wird hier vielleicht nicht ganz glücklich. Wer aber gern in eine Zeit eintaucht, Figuren mit Tiefe mag und sich für die moralischen Brüche der Nachkriegszeit interessiert, wird dieses Buch sehr zu schätzen wissen. Es bleibt nach dem Lesen noch eine Weile im Kopf – und das ist für mich immer ein gutes Zeichen. Für mich ein schönes Leseerlebnis...
Darum geht es: Der Winter in Berlin 1946/47 ist hart, kalt und unbarmherzig. Auch mehr als ein Jahr nach Kriegsende liegt die Stadt noch in Trümmern, Lebensmittel sind rationiert und der eine Baum, der jedem zum Abholzen zugeteilt ist, schon längst verfeuert. Die Fotografin Lou Faber läuft durch die Straßen auf der Suche nach einem Motiv, einem Bild, das sie evtl. an Magazine verkaufen kann. Dabei entdeckt sie in den Trümmern eines Hauses eine Frauenleiche mit vor dem Körper zusammengelegten Händen. Eine Haltung, die sie zu mehreren Fotos verleitet, ehe sie die Polizei ruft. Kriminalkommissar Alfred König hat die letzten Kriegstage wegen Befehlsverweigerung im Gefängnis verbracht und sich so anscheinend das Vertrauen der Alliierten erworben, die »unbescholtene« Polizeibeamte für einen Neuanfang benötigen. Er ermittelt in diesem Fall und trifft auf die resolute Lou, die der Polizei nicht traut. Getrennt und doch gemeinsam folgen sie den Spuren, doch erst einige Leichen später kommt die ganze Tragödie ans Licht, die ihren Ursprung in den unsäglichen Taten der Nazizeit hat.
Mein Eindruck: Trostlos, bitterkalt, verzweifelt mit einem Hauch Mut. So stellt sich mir Berlin am Ende des Jahres 1946 vor. Die Stadt und der Winter, das Misstrauen gegenüber den Mitmenschen und der Polizei, die »Überläufer«, die auf einmal nichts mehr mit dem Naziregime zu tun hatten. Die Zeiten nach dem Krieg werden eindrücklich und erfahrbar beschrieben. Lou und König haben sich beide klar gegen die Nazis gestellt und dafür gelitten und mit seelischen und körperlichen Schäden bezahlt. Trotzdem kämpfen sie sich durch die schweren Zeiten. Die Krimihandlung ist solide erzählt, spannend bis zur Auflösung. Dennoch hat das Buch Längen, zum einen in einigen Kapiteln, die von einem Kriegsgefangenen im russischen Lager erzählen. Zum anderen bremsen die immer wieder ausführlich gezeigten schlimmen Verhältnisse, die Kälte, der Hunger beim Lesen aus. Irgendwann war es mir einfach zu viel. Ich hatte im ersten Teil des Buches schon ein gutes Bild von den schlimmen Lebensbedingungen. Da musste für mich nicht die x-te Beschreibung, wie kalt und unwirtlich die Situation war, auf einer ganzen Seite erzählt werden.
Fazit: Ein Blick in das kalte Nachkriegsdeutschland in all seinen Widersprüchen. Zwei unterschiedliche Charaktere mit ihren eigenen Wunden aus der Kriegszeit, die sich wieder ins Leben kämpfen. Trotz einiger Längen ein gelungenes Buch und ein Auftakt, der neugierig macht auf mehr von Lou und König.
Ich habe das ebook bei Vorablesen.de gewonnen und durfte es schon vorab lesen - das Buch erscheint am 2.1.26. Ich mochte die Hulda-Gold-Reihe der Autorin sehr und war gespannt, wie sie einen Krimi in einer anderen Zeit erzählen würde- kann sie auch gut! Das Cover zeigt die Spiegelung eines Kettenkarussells vor einer Trümmerlandschaft - passt ganz gut, denn eine der Hauptfiguren ist Fotografin.
Wir begleiten die arbeitslose Fotografin Lou, die bei ihren Streifzügen in den Ruinen von Berlin-Kreuzberg in der Vorweihnachtszeit 1946 auf eine Leiche stößt. Kommissar König nimmt die Ermittlungen auf - und es bleibt nicht bei einer Leiche... Es werden neben Lou und dem Kommissar noch viele weitere Figuren eingeführt, von denen nicht alle (im Moment) etwas mit der Geschichte zu tun haben, ich vermute mal, da werden weitere Geschichten vorbereitet.
Die Figurenkonstellation haben mich schon sehr an Hulda Gold erinnert: Lou ist quasi Hulda, König ist Karl, Lous Mitbewohner Bruno ist Bert... Der Waisenjunge Justus, der sich mit seiner Freundin Gerti als "Schwarzhändler" versucht, hat zwar am Rande mit der Geschichte zu tun, aber am Ende wird eine neue Geschichte angeteasert, in der er wohl eine größere Rolle spielen soll.
Und dann gibt es noch die Kapitel, in denen ein Gregor aus einem Kriegsgefangenenlager in Russland berichtet, da war - zumindest mir- bis zum Ende nicht klar, was das soll - vermutlich wird auch das später aufgelöst.
Der Kriminalfall selbst war spannend - und nicht besonders grausam erzählt, die Auflösung für mich schlüssig. Aber wie schon bei Hulda Gold ging es für mich hier nicht vorrangig um den Krimi, sondern eher um das Lokalkolorit und die historischen Zusammenhänge, die die Autorin hier wieder sehr gut rüberbringt: Die Kälte in den nicht zu beheizenden Ruinen, Stromknappheit, nichts zu Essen, die politischen Händel der Besatzermächte im aufgeteilten Berlin, Nazis sitzen weiterhin auf einflussreichen Positionen... Die Atmosphäre war schon ziemlich bedrückend, sicher keine kuschelige Wohlfühl-Stimmung, aber für mich sehr authentisch.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und war auch ziemlich schnell durch, die Kapitel sind recht kurz, die Erzählperspektive wechselt zwischen dem Kommissar und Lou, eingestreut werden Kapitel aus der Sicht von Justus und Gregor.
Ich bin gespannt auf weitere Bänder der Reihe und vergebe solide 4 von 5 Sternen.
Ich kenne die Autorin bereits von ihrer "Fräulein Gold" Reihe aber auch von ihrer Reihe rund um die Dresdner Oper und ihre Bücher haben immer wieder einen besonderen Zauber und lassen sich sehr gut lesen. Auch dieses neueste Werk hat mir unglaublich gut gefallen und ich kann es kaum erwarten den nächsten Teil zu lesen.
Kriminalkommissar Alfred König bekommt es im Hungerwinter 1946/47 mit einer Frauenleiche im Schnee zu tun. Die junge Fotografin Lou Faber hat die Tote in den Ruinen gefunden und trägt mit ihren Fotos unfreiwillig zur Ermittlung bei. Während Heiligabend näherrückt, lassen Lou die gefalteten Hände der Toten nicht los. Mit ihrer Intuition hilft sie König und ahnt bald, dass hinter seinem Schweigen ein Geheimnis steckt, das sie verbindet. Der Fund weiterer Leichen setzt die Ermittler unter Zeitdruck und weist in eine neue Richtung, zurück in die finstere Vergangenheit.
In die Geschichte habe ich sehr gut reingefunden, der Schreibstil ist wie immer angenehm und locker zu lesen, dabei aber auch sehr bildhaft und so beschreibt die Autorin den Hungerwinter sehr lebendig und anschaulich, was manchmal natürlich für den Leser auch schwer zu verdauen ist. Vorallem Lou ist eine sehr sympathische Protagonistin mit der ich mich gut identifizieren konnte und die authentisch agiert hat. Aber auch die anderen Charaktere tragen zu einer sehr gelungenen Geschichte bei!
Ich mochte vorallem auch den Mix aus historischem Roman und Krimi sehr gerne, die Handlung ist immer mitreißend und spannend und mich konnte dieser Genremix wieder ganz von sich überzeugen! Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil, da ich ganz wunderbar unterhalten wurde!
Fazit: Wieder einmal konnte die Autorin mich in den Bann ziehen mit ihren Geschichten und ich gebe gerne die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung ab.
Lou Faber schlägt sich im Nachkriegs Berlin im Winter 1946 mehr schlecht als recht als Fotografin durch. Eines Tages entdeckt sie die Leiche einer Frau und fotografiert sie. Bei den Ermittlungen der Polizei lernt sie Alfred König, den ermittelnden Kommissar kennen. Und obwohl sie keinen Grund hat der Polizei zu trauen hilft sie ihm immer wieder bei den Ermittlungen.
Die weisse Nacht ist der Auftakt zu einer neuen Reihe von Anne Stern rund um Lou und Alfred. In diesem Buch lernen wir die beiden näher kennen und erfahren was sie in der Nazizeit gemacht haben und ihre Beweggründe, warum beide den Obrigkeiten nicht trauen. Alfred hadert auch immer wieder mit der Ausstattung der Polizei und den politischen Intrigen, die seine Arbeit regelmäßig behindern.
Anne Stern beschreibt das winterliche Berlin mit seinen eisigen Temperaturen und der zerstörten Stadt sehr bildlich. Der Krieg mag vorbei sein, trotzdem ist das Leben hart und gefährlich. Es gibt kaum etwas zu essen oder zu heizen und der Schwarzmarkt blüht. Und die Alliierten wollen zwar eine unbelastete Polizei aufbauen, allerdings ist unbelastet nicht gleich qualifiziert und die Politik mischt eifrig in den Polizeidingen mit.
Mir hat das Buch gut gefallen. Man lernt die beiden Protagonisten nach und nach kennen und die Annäherung der beiden wirkt sehr glaubwürdig. Hier wird eine gute Grundlage für weitere gemeinsame Fälle aufgebaut und das Ende lässt darauf hoffen, dass ein zweiter Band bald geplant ist.
Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen. Nach den Romanen um Hebamme Hulda startet hiermit eine neue Reihe, auf die ich weiterhin gespannt bin.
Überzeugende Motive – Morde schlüssig enträtselt. Das Cover zeigt eine historische Schwarz-Weiß- Aufnahme des beschädigten Reichtaggebäudes in Berlin mit Erwachsenen auf einem fahrenden Kettenkarussell davor, festgehalten durch ein Objektiv. Der fehlende Schnee und die leichte Bekleidung der Personen lassen eher auf eine sommerliche Periode schließen. Der Buchtitel verrät jedoch schon den Schneezauber und die Kälte im Hungerwinter 1946/47. Mit Kriminalkommissar Alfred König und der Fotografin Lou Faber als Hauptfiguren werden nicht nur Mordfälle aufgeklärt, sondern auch deren tragische Vergangenheit mit ihren kaum zu verschleiernden Geheimnissen. Die bedrückende Atmosphäre voller Kälte, Hunger, Mangelwirtschaft und Improvisation in der 4-Sektorenstadt steht lebendig und überzeugend neben der glaubwürdigen Figurenzeichnung zwischen beklemmenden Nachkriegsruinen. Thematisiert werden Widerstandsbewegungen wie z.B. der Kreisauer Kreis, das Zuchthaus und die Sicherungsanstalt Brandenburg-Görden oder auch die Städtische Nervenklinik für Kinder und Jugendliche Wiesengrund. Dass viele führende Repräsentanten des NS-Staates schuldfrei aus den Nürnberger Prozessen davonkamen, fand verständlicherweise wenig positives Echo in der Bevölkerung, auch nicht bei dieser Mordkommission. Eine gelungene Verknüpfung deutscher Geschichte mit einem atmosphärisch bedrückenden Nachkriegskrimi.
Der erste Fall für die junge Fotografin Lou und den Kriminalkommissar König beginnt mitten im Schnee im Winter 1946 in Berlin. Eine Frauenleiche liegt in den Ruinen der vom Krieg gezeichneten Stadt und so beginnt die Suche nach der Mörderin oder dem Mörder.
Wie immer hat die Autorin Anne Stern intensiv für diesen Roman recherchiert und die Atmosphäre der Nachkriegszeit gut einzufangen. Man taucht nach wenigen Seiten in die Atmosphäre des Nachkriegs-Berlins ein, Hunger und Armut sind spürbar beim Lesen.
Besonders interessant finde ich die Einblicke in die Gefühle derjenigen, die Schlimmes im Krieg erlebt haben und nun zum Alltag zurückkehren sollen, ständig konfrontiert damit, dass in ihrem Umfeld noch viele Menschen sind, die sich an den grausamen Taten der Nazis beteiligt haben.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen, freue mich auf weitere Fälle für Lou und König und bin gespannt, wie die beiden sich weiter entwickeln werden und wie sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen können.
Ich hatte dieses Buch für meinen Vater gekauft, weil dieser diese Art von Krimis wirklich gerne liest. Es ist immer wunderbar durch ein Buch auch noch durch die Zeit zu reisen gleichzeitig vielleicht auch noch etwas zu lernen.
Meinem Vater hat das neue Duo wirklich gut gefallen und auch die Gestaltung der Charaktere an sich. Leider musste er anmerken, dass die Geschichte an einigen Stellen etwas langatmig war und er somit nicht wirklich die Spannung erleben konnte, welche er erwarte hatte. Vielleicht ist dies allerdings auch eine persönliche Sache, was man genau von diesem Buch erwarte und ob einem die Ausführungen begeistern.
Trotzdem waren vor allem die Darstellung der Zeit und die Ausarbeitung der Charaktere wunderbar und dadurch ist dieses Buch trotzdem zu empfehlen. Demnach liegt es nun an euch und was ihr erwartet von der Geschichte.