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Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum
German
146 pages, Paperback
Published January 1, 1994
14 people are currently reading
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Community Reviews
Displaying 1 - 14 of 14 reviews
November 18, 2024
Vielleicht das beste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe.
Die Erzählung beginnt mit der folgenden Aussage, die auch 50 Jahre nach ihrer Veröffentlichung hochaktuell bleibt:
“Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der ›Bild‹-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.”
Heinrich Böll schrieb sein Buch als Reaktion auf eine Verleumdungskampagne der BILD-Zeitung, die ihm damals Unterstützung der RAF-Terroristen vorwarf. Am Beispiel der fiktiven Katharina Blum zeigt er, wie innerhalb von nur vier Tagen aus einer respektierten, fast unscheinbaren jungen Frau eine kaltblütige Mörderin wird. Als Leser empfindet man dennoch Verständnis für sie und nimmt es ihr nicht übel. Dieses Gefühl von Ungerechtigkeit und Machtlosigkeit, das die Protagonistin erlebt, wird so eindringlich vermittelt, dass man selbst Wut und an manchen Stellen sogar Hass auf die Journalisten empfindet. Aus Bölls Sicht super verständlich, denn er sagt selber:
„Die Gewalt von Worten kann manchmal schlimmer sein als die von Ohrfeigen und Pistolen.“
Zu jener Zeit hatte die BILD-Zeitung eine Auflage von über fünf Millionen Exemplaren täglich und war der einflussreichste Meinungsmacher der Bonner Republik. Allerdings vertat sie bzw. verteitt sie bis heute ein fragwürdiges Verständnis von Journalismus. Sie verstand sich als die Zeitung für den “einfachen Mann”. Ein ehemaliger Chefredakteur sagte selbst: „Die Masse ist die Zielgruppe und nicht der Intellektuelle.“ Bis heute lässt sich beobachten, wie BILD und andere Boulevardzeitungen ein sehr flexibles Verständnis von Pressefreiheit haben und teilweise Halbwahrheiten oder gar keine Wahrheiten verbreiten, nur um ihre Auflagen zu steigern.
Dabei bleibt die zentrale Frage, wo die Grenze zwischen Pressefreiheit – einem der wichtigsten Güter einer liberalen Demokratie – und gezieltem, böswilligem Machtmissbrauch aus rein wirtschaftlichem Interesse gezogen werden sollte.
Erschreckend ist, wie aktuell das Thema auch 50 Jahre später bleibt. Man denke nur an den Fall von Kasia Lenhardt, die sich aufgrund öffentlicher Verleumdungen das Leben nahm – eine Parallele zur Figur der Katharina Blum, die laut einer ersten Version des Romans ebenfalls Suizid begangen hätte, statt den Journalisten zu töten.
Böll kritisiert auch das schräge Verhältnis zwischen Presse und Staatsapparat. Dies erinnert an die geleakten Nachrichten von Mathias Döpfner, in denen er die BILD-Redaktion aufforderte, die FDP im Wahlkampf zu unterstützen.
Der Schreibstil, der in anderen Rezensionen teilweise kritisiert wird, hat mich überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil, ich fand den ironischen Unterton an vielen Stellen äußerst bereichernd.
Eine ganz klare Kaufempfehlung – 5/5!
December 10, 2025
„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von Heinrich Böll ist ein Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Die Geschichte ist spannend und manchmal auch sehr intensiv. Sie zeigt, wie schnell ein Mensch durch falsche Nachrichten, Vorurteile und neugierige Medien verletzt werden kann.
Besonders mochte ich Katharina. Sie ist eine ruhige und starke Frau, die trotz vieler Lügen und Probleme nicht aufgibt. Böll beschreibt ihre Situation klar und verständlich, sodass man gut mit ihr fühlen kann.
Für mich ist das ein wichtiges Buch, weil es zeigt, wie gefährlich ungerechte Worte sein können und wie stark ein Mensch bleiben kann.“
Besonders mochte ich Katharina. Sie ist eine ruhige und starke Frau, die trotz vieler Lügen und Probleme nicht aufgibt. Böll beschreibt ihre Situation klar und verständlich, sodass man gut mit ihr fühlen kann.
Für mich ist das ein wichtiges Buch, weil es zeigt, wie gefährlich ungerechte Worte sein können und wie stark ein Mensch bleiben kann.“
July 6, 2025
Unverhofft ist mir dieses Buch in die Hände gelegt worden. Diese Erzählung über die Dreistigkeit einer Boulevardzeitung und die darauffolgende Rache, die von jener Zeitung nur als Bestätigung ihrer eigenen Praktiken dargestellt wird, hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn das Buch heute 50 Jahre alt, ist der Bezug zur aktuellen Zeit immernoch vorhanden. Es ist eine sehr kurze Lektüre für maximal ein paar Tage.
May 25, 2017
Fascinating account of how irresponsible journalism can twist truth and affect lives. Perhaps even more relevant today than when written as we battle with fake news, subversion and economy with the truth as well as downright lies from those in authority.
Not an easy read but well worth the effort.
Not an easy read but well worth the effort.
January 6, 2020
Top! Kurze Erzählsequenzen, viel Methodik der BILD wird durch die ZEITUNG widergespiegelt, man fühlt und leidet mit der Protagonistin und kann ihre Handlungsweise am Ende komplett nachvollziehen
Read
November 18, 2020Üv
April 10, 2022
En virkelig fin lille bog, der desværre stadig er skræmmende relevant.
November 1, 2024
Glaub hab durchgezogen an ein oder zwei Tagen, so gutes
March 2, 2025
ZEITUNGSMenschen (können) bewusst Leben zerstören/ zerstören unreflektiert Leben.
April 23, 2024
Lesenswerte Verkörperung journalistischen Machtmissbrauchs und interessante Anekdote aus der deutschen Nachkriegszeit
Der szenische Aufbau verleiht diesem kurzen Werk etwas dramatisches, komplementiert durch den sachlichen - an einen Polizeibericht erinnerden - Erzählstil eines allwissenden Erzählers, welcher doch seine persönliche Anteilnahme in sparsarm gesäten Andeutungen und Metakommentaren preisgibt. Das Kernanliegen dieses vortrefflichen Beispiels der engagierten Literatur: Kritik an voyeuristischem Boulevardjournalismus und darüber hinaus an dessen Duldung bzw. Instrumentalisierung durch Regierung und Politik.
Die Protagonistin wird zunächst nur aus der Distanz beobachtet und in eine traditionelle Geschlechterrolle hinein idealisiert. Indem wir allerdings ein zunehmend intimeres und komplexeres Bild von Katharina entdecken, welches beeindruckend und doch glaubhaft ist, fügt Böll seinem Kernanliegen ein feministisches hinzu. Zeitgleich erfahren wir persönlich die zunehmende Diskrepanz zwischen der privaten Realität und Katharinas "Dargestelltwerden" in Presse und Öffentlichkeit, was tiefe Gefühle von Ungerechtigkeit, Machtlosigkeit, und Entrüstung hinterlässt, und den Blick für oppressive gesellschaftliche Strukturen schärft.
Die hohe Informationsdichte; die im Verhältnis zur Länge des Textes große Zahl verschiedener Charaktäre; und die wechselnden Zeitlinien und Schauplätze erfordern beim Lesen höchste Aufmerksamkeit. Absolut ungeeignet als Nebenbeschäftigung.
Der polemische Charakter mag für manche etwas zu dominant sein, denn Böll lässt sowohl seinen Erzähler, als auch verschiedene Charaktäre gelegentlich explizit aussprechen, was durch Handlung und Komposition bereits hinreichend gesagt ist. Man merkt dem überwiegend fiktiven Werk an, dass es auf Böll's persönlicher Erfahrung beruht.
Der szenische Aufbau verleiht diesem kurzen Werk etwas dramatisches, komplementiert durch den sachlichen - an einen Polizeibericht erinnerden - Erzählstil eines allwissenden Erzählers, welcher doch seine persönliche Anteilnahme in sparsarm gesäten Andeutungen und Metakommentaren preisgibt. Das Kernanliegen dieses vortrefflichen Beispiels der engagierten Literatur: Kritik an voyeuristischem Boulevardjournalismus und darüber hinaus an dessen Duldung bzw. Instrumentalisierung durch Regierung und Politik.
Die Protagonistin wird zunächst nur aus der Distanz beobachtet und in eine traditionelle Geschlechterrolle hinein idealisiert. Indem wir allerdings ein zunehmend intimeres und komplexeres Bild von Katharina entdecken, welches beeindruckend und doch glaubhaft ist, fügt Böll seinem Kernanliegen ein feministisches hinzu. Zeitgleich erfahren wir persönlich die zunehmende Diskrepanz zwischen der privaten Realität und Katharinas "Dargestelltwerden" in Presse und Öffentlichkeit, was tiefe Gefühle von Ungerechtigkeit, Machtlosigkeit, und Entrüstung hinterlässt, und den Blick für oppressive gesellschaftliche Strukturen schärft.
Die hohe Informationsdichte; die im Verhältnis zur Länge des Textes große Zahl verschiedener Charaktäre; und die wechselnden Zeitlinien und Schauplätze erfordern beim Lesen höchste Aufmerksamkeit. Absolut ungeeignet als Nebenbeschäftigung.
Der polemische Charakter mag für manche etwas zu dominant sein, denn Böll lässt sowohl seinen Erzähler, als auch verschiedene Charaktäre gelegentlich explizit aussprechen, was durch Handlung und Komposition bereits hinreichend gesagt ist. Man merkt dem überwiegend fiktiven Werk an, dass es auf Böll's persönlicher Erfahrung beruht.
January 25, 2020
Das Thema des Buches klingt erstmal interessant und auch den Aufbau der Geschichte finde ich nicht schlecht. Für mich war das ganze einfach ein bisschen zu ausgedehnt und stellenweise unnötig in die Länge gezogen ( dabei wurde eigentlich nicht wirklich viel beschrieben) - vielleicht war das auch alles gar nicht so aber es kam mir zumindest so vor. Das mag eventuell auch am Schreibstil gelegen haben aber auch hier sollte wieder beachtet werden das dieses Buch schon etwas älter ist und die Umgangssprache sich inzwischen etwas geändert hat.
Interessant ist das Thema allemal, für mich persönlich aus den zuvor genannten Gründen nur leider sehr schwer zu lesen.
Interessant ist das Thema allemal, für mich persönlich aus den zuvor genannten Gründen nur leider sehr schwer zu lesen.
January 10, 2021
Sicherlich noch immer hochaktuell.
Wie sehr das Leben vieler Menschen letztlich durch öffentliche Behauptungen derart negativ beeinflusst wird. Wie wenig man auch dagegen tun kann und wie man letztlich den Verfassern von diffamierenden Berichten schließlich in die Hände spielt.
Der Schreibstil ist schon sehr besonders, mit vielen Um- und Auschweifungen und springender Erzählweise, sodass ich etwas gebraucht habe um mich von der Erzählung wirklich packen zu lassen.
Fazit: Klare Empfehlung, sich vom Schreibstil nicht abschrecken lassen und einmal drüber nachdenken was man aus zweiter oder dritter .. Hand hört und sieht, bevor man ein Urteil fällt.
Wie sehr das Leben vieler Menschen letztlich durch öffentliche Behauptungen derart negativ beeinflusst wird. Wie wenig man auch dagegen tun kann und wie man letztlich den Verfassern von diffamierenden Berichten schließlich in die Hände spielt.
Der Schreibstil ist schon sehr besonders, mit vielen Um- und Auschweifungen und springender Erzählweise, sodass ich etwas gebraucht habe um mich von der Erzählung wirklich packen zu lassen.
Fazit: Klare Empfehlung, sich vom Schreibstil nicht abschrecken lassen und einmal drüber nachdenken was man aus zweiter oder dritter .. Hand hört und sieht, bevor man ein Urteil fällt.
November 20, 2012
What happens when a journalist gets the bit between his teeth and conducts a personal campaing of defamation against someone; The results can be devastating as Böll shows in this hard-hitting exposé of German society. Not an easy read this as it was at times confusing. But it was well worth the effort.
November 15, 2021
Es war ein reread.
Ich mochte es wieder sehr.
Habe es zur Abi Zeit das erste Mal gelesen.
Man vergisst doch so einiges.
Die anderen Freunde von Katarina, die auch von den Reportern der Zeitung mit falschen Verdächtgungen überzogen werden.
Das Buch bewirkte damals, dass die BILD Zeitung sich mässigen musste.
Den Film mit Angela Winkler kann ich auch empfehlen.
Ich mochte es wieder sehr.
Habe es zur Abi Zeit das erste Mal gelesen.
Man vergisst doch so einiges.
Die anderen Freunde von Katarina, die auch von den Reportern der Zeitung mit falschen Verdächtgungen überzogen werden.
Das Buch bewirkte damals, dass die BILD Zeitung sich mässigen musste.
Den Film mit Angela Winkler kann ich auch empfehlen.
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