“Eigentlich müsste man eine Art Techniktagebuch führen und mindestens zweimal jährlich, besser noch öfter aufschreiben, was man gerade wie macht und warum. Und was man gern anders machen würde, wenn es endlich ginge. Man vergisst ja sonst sofort, was sich eigentlich wann geändert hat, und schreibt dann irgendwann Romane, in denen 1990 alle Handys haben.”
Aus diesen Überlegungen von Kathrin Passig entstand im Februar 2014 das Blog “Techniktagebuch”, in dem mittlerweile rund 100 Autorinnen und Autoren ihre Erfahrungen mit Alltagstechnik im Zeitalter des digitalen Wandels dokumentieren: Erste Begegnungen mit neuen Hypegeneratoren stehen neben Erfahrungen mit mangelnder Technikflexibilität, Entdeckungen von Alltags-Hacks und dem immer wieder auftauchenden Problem, dass es im Ausland oder im Zug kein Internet gibt.
Weil man Techniktagebucheinträge rückdatieren kann, reichen die Erinnerungen zurück bis in die Zeiten, als die Computer noch Lochkarten fraßen, die mp3-Player Walkman hießen und die Mobiltelefone Räder untendran hatten.
Ich lese das Techniktagebuch schon länger im Tumblr und finde es extrem spannend. Das ist wie Zen beim Zähneputzen. Oder volle Konzentration beim Schuhebinden. Die gewohnte automatisierte Beiläufigkeit im Umgang mit den Dingen wird einem geraubt, dafür bekommt man die Gelegenheit durch das Innere widriger, verhedderter, absurder und genialer technischer Abläufe zu stolpern. Menschen und Technik beschrieben wie Händchenhalten von Chaos und Kosmos.