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Arbeit und Struktur

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«Dann Telefonat mit einem mir unbekannten, älteren Mann in Westdeutschland. Noch am Tag der Histologie war Holm abends auf einer Party mit dem Journalisten T. ins Gespräch gekommen, dessen Vater ebenfalls ein Glioblastom hat und noch immer lebt, zehn Jahre nach der OP. Wenn ich wolle, könne er mir die Nummer besorgen.
Es ist vor allem dieses Gespräch mit einem Unbekannten, das mich aufrichtet. Ich erfahre: T. hat als einer der Ersten in Deutschland Temodal bekommen. Und es ist schon dreizehn Jahre her. Seitdem kein Rezidiv. Seine Ärzte rieten nach der OP, sich noch ein schönes Jahr zu machen, vielleicht eine Reise zu unternehmen, irgendwas, was er schon immer habe machen wollen, und mit niemandem zu sprechen.
Er fing sofort wieder an zu arbeiten. Informierte alle Leute, dass ihm jetzt die Haare ausgingen, sich sonst aber nichts ändere und alles weiterliefe wie bisher, keine Rücksicht, bitte. Er ist Richter.
Und wenn mein Entschluss, was ich machen wollte, nicht schon vorher festgestanden hätte, dann hätte er nach diesem Telefonat festgestanden: Arbeit. Arbeit und Struktur.»

448 pages, Paperback

First published December 6, 2013

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About the author

Wolfgang Herrndorf

28 books247 followers
Wolfgang Herrndorf studied painting at the Academy of Fine Arts, Nuremberg. After graduating, he moved to Berlin, where he worked as a magazine illustrator and posted frequently on the Internet forum Wir höflichen Paparazzi (We Polite Paparazzi). In 2001, Herrndorf joined the art and writing collective Zentrale Intelligenz Agentur, eventually contributing to their blog, Riesenmaschine (Giant Machine).

He published his first novel, In Plüschgewittern (Storm of Plush), in 2002. This was followed by a collection of short stories, Diesseits des Van-Allen-Gürtels (This Side of the Van Allen Belt, 2007), which received the Ingeborg Bachmann Prize Audience Award.

In early 2010, he was diagnosed with a brain tumor; his novel Tschick (Why We Took the Car) was published just months later and would eventually be translated into twenty-four languages. Sand was released in 2011; it was short-listed for the German Book Prize and won the Leipzig Book Fair Prize.

Herrndorf committed suicide in the summer of 2013. His posts on Arbeit und Struktur (Work and Structure), the blog he started after receiving his cancer diagnosis, have been published as a book of the same name. An unfinished sequel to Tschick, Bilder einer großen Liebe (Pictures of Your True Love), was released in 2014.

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Community Reviews

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21 (1%)
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Displaying 1 - 30 of 143 reviews
Profile Image for Sophie.
289 reviews334 followers
January 14, 2022
2. Lesen Januar 2022
Nachtrag zur 2016-Review: Hat mich beim 2. Mal lesen irgendwie noch mehr getroffen, obschon ich mich an so viel erinnerte und wusste, welche Episoden kommen. Nichtsdestotrotz geleitet Herrndorfs schwarzer Humor/sein Sarkasmus, seine ganze Art einen durch die Blogeinträge. Einige seiner Lieblingsbücher und -autoren habe ich nochmal notiert für etwaige Lektüren in der Zukunft. So erschreckend, dass er seinen Freitod schon 2010 mit einem Plan und Vorsatz versah. Das Lesen ist schmerzhaft, kein bisschen heilsam. Die Arbeit an seinen Romanen und das Geleit seiner Freund:innen und anderer Autor:innen sind wohl die positiven Aspekte dieser sehr persönlichen Memoir.
"Da sitzt etwas und ruft: Du stirbst." (S. 120) - und man erfährt nicht nur von Herrndorfs Krebserkrankung, er ist mit einer unglaublichen Anzahl anderer Krebspatient:innen befreundet oder steht mit ihnen in Kontakt, ihre Tode sind auch immer vermerkt.
Hatte wohl komplette Amnesie, was den "Wedding"-Teil des Buches anging. Nachdem ich nun selbst dort wohnte, sind mir die Orte, die er erwähnt noch viel vertrauter. Nordufer/Hohenzollernkanal, Plötzensee, Leopoldplatz, Seestraße. Alles so bekannt.
Immer noch geschmunzelt über das "diskrete Gemüse", über seine ironische Auflistung der Alternativtitel für "Sand", überrascht von so vielen Dokus über Freitod und Sterbehilfe, die er sich anschaut, immer gefreut an seiner Begeisterung für das Berliner Grün.
Ach, du fehlst Herrndorf. Wird Zeit, den Dorotheenstädtischen Friedhof wieder einmal zu besuchen...

1. Lesen Mai 2016
Frühjahr 2010 - Diagnose Glioblastom, bösartiger Hirntumor.
August 2013 - Suizid des Autors am Hohenzollernkanal.

Und dazwischen dieses Blog, das es seit 2013 in Buchform gibt.
Diese tagebuchartigen Einträge bringen uns nahe an Herrndorfs Leben heran. Es beginnt mit Besuchen der Psychatrie, der Charité. Generelles Berlinsetting löste bei mir sofort Begeisterung aus, alles bekannte Orte rund um die Torstraße und Berlin-Mitte.
Angst, Panik, Anfälle, Hoffnung, Gedanken über das Ableben, möglichen Freitod bekommen wir gebündelt, manchmal knapp und pragmatisch, gern poetisch aufgeladen mit.
Der Ton wechselt zwischen lakonischem Feststellen und tragikomischen Schwanken, was die Zukunft bringen mag, ob es sich lohnt, daran zu glauben.
Für LeserInnen [klassischer Literatur] wird die Lesesozialisation Herrndorfs sehr spannend sein. Ich habe nun eine ganze Liste an Werken und Autoren, die ich unbedingt kennenlernen möchte.
Er spricht auch über eher 'unbekanntes' in der Literatur, wie die Lyrik Günter Eichs, die Aufzeichnungen des Frühromantikers Wackenroder oder den mittelalterlichen Alexanderroman des Pfaffen Lamprecht - alles Werke, die ich vor kaum einem Jahr selber las.
"Mein Leben ist zu kurz, ich lese nur noch Bücher, die wirklich gut sind." (S. 137)
Bis zu den Einträgen 2012 [sehr geprägt durch die Arbeit an "Sand"] hegt man immer wieder leise Hoffnung, bis dann der Umschwung kommt. Es folgen weitere Operationen, um dem Tumor entgegen zu treten. Die Fotos Herrndorfs im Buch spielen einem fast Normalität vor.
Ich war überrascht, wie viel Humor einem in diesem Sterbetagebuch begegnet, wie viel Herrndorf sich traut, aufzuschreiben, wie er sich und sein Hirn als "diskretes Gemüse" (S. 146) betitelt.
Viel 'spoilern' kann man bei diesem Buch nicht, ihr wisst doch, worauf es hinausläuft.
Irgendetwas am Ende hat mich leider wieder auf Distanz gebracht, obschon der Rest mich mit großer Begeisterung zurückließ.
Unbedingte Leseempfehlung! (:
Profile Image for leynes.
1,316 reviews3,684 followers
May 9, 2023
Arbeit und Struktur (2010-2013) ist Herrndorfs digitales Tagebuch, in dem er die letzten dreieinhalb Jahre seines Lebens, von der Diagnose seines Hirntumors bis zu seinem Suizid, dokumentiert. Das Blog wurde ebenfalls im Rowohlt Verlag als Printausgabe veröffentlicht.

Dieses Buch hat mich unheimlich berührt. Herrndorfs Leben, seine Worte, sein Schicksal – all dies wird mich nicht mehr loslassen. Für mich war er einer der ganz Großen. Ich habe mich dafür entschieden, Arbeit und Struktur nicht auf die klassische Weise zu rezensieren; ich wüsste nicht, was ich zu diesem sehr persönlichen Tagebuch sinnvolles beizusteuern hätte. Daher hier die simple Aufforderung: lest es!

Triggerwarnung: Suizid/suizidale Gedanken (durchgehend), Verwendung des N-Worts (S. 156), Antiziganismus (S. 155) und Rassismus/Islamfeindlichkeit (S. 328) [Seitenzahlen beziehen sich auf die gebundene Ausgabe, 2. Auflage]

Anstatt einer Rezension habe ich die für mich sehr prägenden Passagen aus dem Blog herausgeschrieben und möchte sie hier mit euch teilen (auch für diese Passagen gilt: Triggerwarnung für Suizid/suizidale Gedanken).
“Schreiben wollte ich immer.”

“Ich war fast immer allein. Die letzten drei Jahre waren die besten.”
2010

11.3. abermals positive Gedanken, die in der Nacht von der Festplatte gelöscht werden wie alle positiven Gedanken zuvor.

20.3. Ich brauche eine Waffe.

30.3. Sechs Kohlenstoff, sechs Wasserstoff, sechs Stickstoff, zwei Sauerstoff zu zwei Ringen gebogen: Temozolomid. Fünf Tabletten 1189,17 Euro. Danke, AOK.

15.4. Ende des Googelns. Schön nur die neuesten Zahlen, die Herr Genista mir geschickt hat, dort überleben mittlerweile in meiner RPA-Klasse 28% vier Jahre und 28% erreichen die Fünfjahresgrenze: praktisch ewiges Leben. Damit kann man arbeiten.

19.4. Wobei von Stendhal über Nabokov bis Salinger alle fehlen, die ich in den letzten ein zwei Jahren schon erledigt hab. Und für den ganzen Proust reicht’s halt nicht noch mal.

30.4. Was ich brauche, ist eine Exitstrategie. Ich hatte Cornelius gegenüber schon mal angefangen, aber das war noch zu Zeiten der Manie, und da war ich noch vollkommen sicher, daß es nur eine Waffe sein könne.

29.5. Ich versuche, mir einen freien Tag zu nehmen, woraufhin auf Jörgs Gartenparty ein erster Verzweiflungsanfall erfolgt. Vielleicht die vielen unbekannten Leute, vielleicht die Kinder, vielleicht der bürgerliche Lebensentwurf mit Haus bauen und allem. Muß kurz mit Marek vor die Tür, dann geht es wieder.

7.6. X., die Erschießen für zu unsicher hält, kündigt an, daß sie in diesem Fall vor der Tür warten wird. Warten, bis sie den Schuß gehört hat und dann reinkommen und den Rest mit der Plastiktüte erledigen, falls nötig. Es ist rührend, und ein bißchen graust es mich auch. Aber da bin ich anscheinend der einzige im Raum.

29.7. Und wie sehnsüchtig ich mir damals [als Jugendlicher] wünschte, mein Leben möge auch einmal aus den eingefahrenen, bürgerlichen Gleisen laufen.

17.8. Ziemliches Motivationsproblem, von morgens bis abends an etwas zu arbeiten, das man mit achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit als Ergebnis nicht sehen wird.

22.8. Wenn ich heute Morgen Kugeln gehabt hätte, hätte ich’s getan.

25.8. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich mich erschieße.

22.9. Immer die gleichen drei Dinge, die mir den Stecker ziehen: Die Freundlichkeit der Welt, die Schönheit der Natur, kleine Kinder.

24.11. Was mich aufrecht hält, ist das Soziale. Die vom Wesen der Gesellschaft an einen herangetragene Anforderung, sich zu benehmen, vernünftig zu sein, am Tisch zu sitzen und den Gesprächen zu lauschen, auch wenn sie nicht die interessantesten sind, während man schreiend in die Grube will.

22.12. Befund: Gliöse Veränderungen, vermutlich therapieinduziert (Strahlen), kein Tumorwachstum, Verdacht auf Niedergradiges, sagt der Radiologe, sehr unwahrscheinlich bei hochgradigem Glioblastom, sagt der Onkologe, Schrankenstörung regredient. Also alles ok? Ja, alles ok. Im ersten Jahr sterben ist für Muschis.


2011

6.1. Mit der Diagnose leben geht, Leben ohne Hoffnung nicht. Am Anfang konnte ich mir immer sagen: Ein Jahr hast du mindestens noch. Ein Jahr ist eine lange Zeit. Auch wenn ich den körperlichen und geistigen Verfall, der von den avisierten 17 Monaten noch abgehen sollte, dabei ausblenden mußte. Aber nachdem der größere Teil der statistisch erwartbaren Zeit vorüber ist, ist der Blick auf den schwindenden Rest immer beunruhigender.

15.1. Gerade werden die Filmrechte verhandelt. Und das ist vielleicht der Punkt, wo ich dann doch so eine Art von Ressentiment empfinde: 25 Jahre am Existenzminimum rumgekrebst und gehofft, einmal eine 2-Zimmer-Wohnung mit Ausblick zu haben. Jetzt könnte ich sechsstellige Summen verdienen, und es gibt nichts, was mir egaler wäre.

16.7. Die Zukunft ist abgeschafft, ich plane nichts, ich hoffe nichts, ich freue mich auf nichts außer den heutigen Tag. Den größeren Teil der Zeit habe ich das Gefühl, tot zu sein. Nur wenn ich Fieber habe und Kopfschmerzen, wenn ich wie jetzt krank im Bett liege, wenn ich die Nacht nicht schlafen kann, merke ich, daß ich alles noch vor mir habe.

17.8. Besuch bei Dr. Vier. Ein Anfall kann Zeichen einer Verschlechterung sein, kann aber auch einfach ein Anfall sein. Wir belügen uns gegenseitig. Ein guter Arzt. Tagesdosis hochgesetzt auf 1 Gramm.

23.8. Testament gemacht.

16.9. Drei Möglichkeiten: Temodal, neue OP, Strahlen. Mit der Strahlentherapeutin wurde schon gesprochen, es fällt der Satz: „Hier haben wir noch ein bißchen Platz zum Reinstrahlen gefunden.“

17.9. Ich schlafe mit der Waffe in der Faust, ein sicherer Halt, als habe jemand einen Griff an die Realität geschraubt. Das Gewicht, das feine Holz, das brünierte Metall. Mit dem MacBook zusammen, der schönste Gegenstand, den ich in meinem Leben besessen habe.

9.10. Die Zeitspanne, in der ich in die Zukunft denke, oft keine zehn Sekunden mehr, teilweise regrediert auf den Gemütszustand eines Fünfjährigen.

17.11. Janko, den ich kaum kenne, der beide Eltern durch Krebs verloren hat, kommt jedesmal beim Fußball auf mich zu und fragt, wie’s mir geht. Und dann sage ich, gut geht es mir, weiter nichts, und das ist eine solche soziale Wohltat, einfach die Meldung, daß er weiß, was da ist, daß da was ist, und daß ich weiß, daß er es weiß, mehr braucht es gar nicht.

25.11. Ich selbst hatte mir drei bis vier Monate zusammengegoogelt. Da könnte ich ja noch zwei Bücher schreiben, wenn ich wollte. Komischerweise will ich gar nicht mehr. Ich habe fast zwanzig Monate durchgearbeitet, weil ich mußte. Jetzt muß ich nicht mehr. Also schreibe ich nicht mehr.


2012

10.1. Normal lächerlich, normal alles aushaltbar, aber hier jeder kleinste Optimismus durchkreuzt vom Gedanken: Gesund entlassen sie dich in den Tod.

27.1. Nacheinander drei Teile vom Backenzahn ausgespuckt. Ja, mach dich vom Acker, Körper, hau ab, nimm mit, was du tragen kannst.

12.2. Hinterher den Lauf in den Mund gesteckt, nicht die gleiche Erleichterung, wie sonst, eher ein wenig unangenehm.

22.2. Die Ansicht, jemand, der einmal in der Woche ein anderthalbstündiges Gespräch mit mir führt, könne etwas über mich herausfinden, was ich, der ich seit vier Jahrzehnten mit mir zusammenlebe, nicht weiß, teile ich nicht. Glaube ich nicht. Läßt mein Stolz nicht zu. Außerdem hab ich keine Probleme.

12.6. Unter Leben verstehe ich ein schmerzfreies Leben mit der Möglichkeit zur Kommunikation.

Ich tobe, ich beruhige mich, dann tobe ich wieder, angetrieben und aufgedreht von der immer wieder sofort in Motorik übersetzten Erkenntnis, daß alle in diese Bilder und Zeichnungen gesteckte Energie, daß zehn oder fünfzehn Jahre einsamer Arbeit sinnlos waren. Und daß noch einmal genauso viele Jahre, die ich seitdem – mit vielleicht etwas mehr Erfolg – ins Schreiben investiert habe, am Ende genauso sinnlos gewesen sein werden.

14.7. Man kann nicht leben ohne Hoffnung, schrieb ich hier vor einiger Zeit, ich habe mich geirrt. Es macht nur nicht so viel Spaß.

10.9. Schlechter Tag, keine Arbeit. Müde, schlapp, bestehe nur noch auf einem einzigen Gedanken. Ich erzähle C. davon, weil wir das Abkommen haben, alles zu erzählen, und dass ich mich, wenn ich wie durch ein Wunder geheilt würde, dennoch erschießen würde. Ich kann nicht zurück. Ich stehe schon zu lange hier.

19.11. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis damals, als der Gedanke auftauchte, an Leuten, die mich ins Jenseits befördern wollten, zum Glück sofort kein Mangel, an erster Stelle meine Mutter. Klar.


2013

3.1. Zwei Stunden lang läuft das Avastin in mich rein, eine glasklare Flüssigkeit, Patient zahlt. Zwei Zyklen, ein Monat, kosten 7000 Euro. Davon habe ich früher ein Jahr gelebt.

19.2. Drei Jahre. 84% derer, die Bestrahlung und Chemo hatten, sind tot, 95.6% derer mit Bestrahlung allein (UCLA, 2009). ... Unsterblich duften die Linden –

23.2. Würde die Arbeit am Blog am liebsten einstellen. … Ich weiß aber nicht, was ich sonst machen soll.

25.3. Ein großer Spaß, dieses Sterben. Nur das Warten nervt.

21.4. Von einer Freundin gehört, daß ihr in der Ausbildung im Hospiz beigebracht wurde, das Fenster im Zimmer der Gestorbenen zu öffnen, damit die Seele raus kann. Das hat mir gerade noch gefehlt, zu verrecken in einem Haus, das von offensichtlich Irren geleitet wird.

20.8. Almut.
Profile Image for Martin.
100 reviews39 followers
April 5, 2022
Woher auch immer Herrndorf die Kraft zum Schreiben nahm. Ich weiß es nicht. Aber danken möchte ich ihm. Für sein Buch und die Erkenntnis, was einen Menschen ausmacht.
Ich stelle das Buch nun vorerst zurück ins Regal, denke darüber nach, es einem Freund zu schicken, wenn ich nicht mehr traurig bin.
Profile Image for Yves.
102 reviews9 followers
May 14, 2014
Meine Liebe für diesen Autor kann ich nach der Lektüre dieses Buches kaum in Worte fassen.
Gelacht, geweint, gehofft, verstanden.
Herrndorf ist für mich einer der wichtigsten Autoren unserer Zeit, weil es nur wenige schaffen, mit einer scheinbar einfachen Sprache eine solche Wirkung zu erzielen.
Profile Image for Frank.
588 reviews119 followers
May 8, 2020
Moderne Heldengeschichte mit heroischem Ende. Wo kann das bürgerliche Subjekt heute noch kämpfen und gegen wen? Kämpfen kann es mit einer Krankheit und das bedeutet immer: Gegen sich selbst. Herrndorf hat diesen Kampf verloren, aber er hat ihn öffentlich geführt, was man hier nachlesen kann. Und er hat das gleistet, wovon jeder Kämpfer träumt: Er hat sich nicht blamiert und ist mit seinem Kampf in die (Literatur)Geschichte und damit in das Gedächtnis (nur?) seines Volkes eingegangen. Nach der Lektüre versteht man erst, wen wir verloren habe. "Tschick" war nur der Auftakt zu einer literarischen Karriere, die abbrach, bevor sie sich entfalten konnte. Das ist traurig.
Profile Image for Melanie.
31 reviews1 follower
June 12, 2020
Vermutlich ist der größte Fehler, den wir im Leben machen können, dass wir das Leben für gegeben nehmen; die Leute, die um ihren bevorstehenden Tod wissen, sagen oft, dass sie erst auf den letzten Metern so richtig gelebt haben, und Herrndorfs Buch über seine letzten Tage ist so schrecklich ehrlich und weckt in mir den Drang, mein Leben schonungslos zu leben, so wir es mir passt und nicht wie andere es von mir erwarten; die Tage nicht blind anzunehmen, sondern Erinnerungen zu schaffen - auch wenn mir noch ungewiss viele Jahre in diesem Leben vergönnt sind. Es braucht solche Bücher, immer wieder und wieder. Weil wir aufwachen müssen aus dieser Blindheit, immer und immer wieder.
Profile Image for Elinor Richter.
73 reviews8 followers
August 27, 2021
Ein Freund schrieb an anderer Stelle nach dem Erscheinen von "Arbeit und Struktur" im Dezember 2013 : "Das Buch hat eine grabsteinhafte Finalität, die im Moment etwas schwer auszuhalten ist, ein fliegender Ziegelstein, der einen nach 3 Monaten in der Luft schließlich trifft." Daran hat sich auch nach acht Jahren nichts geändert.
Profile Image for Melanie Fritz.
175 reviews23 followers
March 20, 2016
Gewitter und Wolkenbruch. Alle Fenster auf. Könnte nicht bitte für den Rest meines Lebens Gewitter und Wolkenbruch sein?

Der "Rest des Lebens", diese scheinbar endlose, vage Landschaft vor uns, gefüllt mit Wünschen, Hoffnungen, Ängsten. Wie anders dieser Rest sich plötzlich anfühlen muss, wenn man weiß, dass man sterben wird. Bald. An einem Hirntumor, den Ärzte mit allen Mitteln der modernen Medizin behandeln, aber der schon jetzt das Leben schwer beeinträchtigt. Denn einen gewissen Tod theoretisch und abstrakt zu erwarten, oder eine Diagnose zu bekommen, die einem die Sanduhr regelrecht in die Hand drückt und sagt: Deine Zeit ist fast rum - das muss doch eine gänzlich andere Einstellung vom Tod zur Folge haben, oder?

An allen Gegenständen und Menschen haften jetzt kleine Zettel mit der Aufschrift "Tod", wie mit Reißzwecken dahingepinnt. C. legt ihren Arm um meine Schulter: Tod. Sie lächelt: Tod.

Ich würde nicht von einem spirituellen Erlebnis reden...wobei ich annehme, dass es in gewisser Weise das war, wovon manche Leute sprechen, wenn sie von einem spirituellen Erlebnis sprechen. Eine Infragestellung der Existenz, eine nicht mehr bloß abstrakte Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit im Angesicht der Unendlichkeit und eine Selbstüberredung zum Leben. Schließlich die Gewissheit, die Sache in den Griff zu bekommen.

Eine Selbsttäuschung, von der ich von Anfang an wusste, dass sie eine Selbsttäuschung ist und die trotzdem funktionierte. Im Grunde nichts anderes als die Einstellung, mit der ich im Alter von 6 oder 7 Jahren, nach der Erkenntnis des Todes, auch weitergelebt habe: Ich werde sterben, ja, aber es ist noch lange hin (und der Tag wird nie kommen). Es beginnt: Das Leben in der Gegenwart


In gewisser Weise weigert sich Wolfgang Herrndorf, sein "Leben in der Gegenwart" auf den Tod auszurichten. Er trifft Freunde, versucht selbstständig zu bleiben, nimmt Behandlungen wahr. Aber er beginnt auch, den Blog zu schreiben, der schon früh auf Publikation ausgerichtet ist. Er schreibt fast manisch an Projekten, an denen er seit Jahren arbeitet, beendet Romane, fängt neue Projekte an. Er weiß, dass er gegen das Vergessen anschreibt. Er berichtet ebenso von (fast) normalen Tagen, von Kinobesuchen und Lektüren, wie von Tiefpunkten, an denen er die Orientierung verliert, verwirrt ist, völlig die Kontrolle über sich selbst verliert. Eine Pistole, zunächst als mentales Bild und schließlich als realer Gegenstand hilft ihm das Gefühl der Selbstkontrolle, zumindest zeitweise, zurückzuerlangen.

Wie kann man den persönlichen Bericht eines Sterbenden kritisieren? Kann man Herrndorf ernsthaft vorwerfen, dass er sich wiederholt? Dass man den letzten Einträgen durchaus anmerken kann, dass sie zusammengestückelte Einträge sind, von Freunden für den inzwischen nicht mehr zum Schreiben fähigen Herrndorf verfasst? Nein, natürlich nicht. Der geistige und körperliche Verfall ist bewegend, beängstigend und führt einem die Unsicherheit all jener Dinge vor Augen, die man fortwährend als selbstverständlich hinnimmt. Durch die vermeintlich lose Form der Blogeinträge wirkt dies jedoch nie wie Notizen für eine Predigt, sondern wie der persönliche Bericht eines Freundes. Eines intelligenten, talentierten Freundes, der leider viel zu früh von uns gegangen ist.

4.8.2013 14:51
Ich kann nichts schreiben, nicht lesen, kein Wort.



Profile Image for Andrea.
119 reviews15 followers
August 4, 2016
Immer wenn ich Herrndorfs Blog angefangen habe zu lesen, bin ich nach zwei Absätzen so neidisch geworden, dass ich abbrechen musste. Dem schön aufgemachten Buch kann ich mich aber nicht mehr entziehen und der Neid wächst in den Himmel: Was hat dieser Mann eigentlich nicht gehabt? Vor so einem wundervollen Publikum, mit so einer gekonnten Regieführung so intensiv über Jahre zu sterben - ein Traum! In den letzten Jahren gefühlt und geschrieben wie ein Irrer, gelebt wie er es immer wollte, wie ich es immer wollte und nicht schaffe. An einigen Stellen habe ich meinen Neid überdenken müssen: Da leidet wirklich ein Verdammter wie ich noch nie gelitten habe und vielleicht auch nie leiden werde, wer weiß. Dann kommt aber auch schon immer wieder ein kraftvoller Moment, ein lustiges Wort, eine gute Freundin und reißt das Steuer rum. Herrndorfs Text wimmelt nur so von Freund_innen, mit denen man um jeden Preis auch gerne befreundet wäre. Selbstmitleidige Gedanken, dass mein Leben verwirkt ist, weil Herrndorfs Freund_innen nicht meine sind und seine treue Gefährtin, die so problemlos treu und Gefährtin ist, seine und nicht meine Realität ist...schön, seine war. (Obwohl diese Beziehung enttäuschend formlos bleibt - vermutlich zum Schutz der Intimssphäre - reicht es zum neidisch werden.) Dann hat Herrndorf zweifelsohne ein besseres Leben gehabt, weil er bis zu seinem Tod das Bild einer "großen Liebe" heraufbeschwören konnte - in dem Alter! - was für eine grandiose Leistung. Aber das Größte ist: Jetzt ist er auch noch tot. Während ich hier noch sitze, lese, schreibe und um Struktur ringe bis es mich eines Tages ebenfalls dahinrafft, hat er es schon hinter sich. Und mit soviel Bravour! Ja, Neid ist die wirklich gesündeste Reaktion auf "Arbeit und Struktur".
Profile Image for Prusseliese.
427 reviews19 followers
July 26, 2025
nicht immer sympathisch, aber dafür sehr authentisch und bewegend
Profile Image for Clara.
25 reviews1 follower
October 29, 2024
Ich hatte beim Lesen das Gefühl, Wolfgang Herrndorf erzählt in „Arbeit und Struktur“ etwas, das niemand sonst erzählen kann. Habe wirklich viele Sätze unterstrichen und wenn Lisa mir das Buch bald zurückgibt, sammle ich hier mal ein paar der Sätze

NACHTRAG - diese Sätze:

»Projekt Regression: wie gern ich gelebt hätte.«
»Als Helen Burns stirbt, beschreibt Jane die Welt als einen Abgrund mit nur einem einzigen Halt: der Gegenwart.«
»Es gibt diese Welt nicht, da ist ein bodenloses Nichts, und es knickte mir die Beine weg.«
»Ich werde sterben, ja, aber es ist noch lange hin (und der Tag wird nie kommen).«
»Sterben kannst du nur einmal, sage ich mir.«
»Während ich mit der Brötchentüte an der Ampel stehe, sehe ich neben mir einen unter seinem Schulranzen begrabenen Erstklässler und schaue in den Himmel, damit er mich nicht weinen sieht. Er weiß nicht, dass er sterben wird, er weiß es nicht, er weiß es nicht.«
»Die Abwesenheit von Scham sei das sicherste Zeichen von Schwachsinn.«
»Ich sacke ins Nichts und das nichts hat einen PVC Boden.«
»Seltsame Körperteile: alle paar Jahre fällt mir auf, dass ich Kniekehlen habe.«
»Die Erkenntnis, dass mein eigener Körper zu meiner Vorstellung von ich nicht dazugehört.«
»Warum ich? Warum denn nicht ich?«
»Auf der Terrasse im Dämmerlicht, im Haus meiner Jugend, umgeben von Sauberkeit, blühendem Phlox und alten Gerüchen, kann ich mir nicht vorstellen, sterblich zu sein.«
»Schwerer Regen in den Kiefern. Keine Wellen.«
»Seltsam mit jemandem zu sprechen, der dasselbe weiß wie man selbst.«
»Hier wird gedacht, ordentlich gedacht, ein Denken in die richtige Richtung.«
»Es werden Fehler gemacht, und die Fehler führen zu allem.«
»Ich glaube nicht allein nicht an die Existenz eines Gottes in, über oder jenseits dieser Welt, ich glaube oft nicht einmal an diese Welt.«
»Es ist Sommer geworden gegen meinen Willen.«
»Ein schöner Tag an einem schönen Tag.«
»Die Sprache seit Tagen kaputt.«
»Mit C. Bestatte ich Libellen am Ufer.«
»Ich bin sehr zu viel.«

Fragmente:
»Wann hat man schon einmal Gelegenheit, in das reinzugucken, was man eigentlich im Innern ist, ich denke mir das genau so groß und wahnsinnig, wie als Astronaut vom Mond aus die Erde zu sehen.«

»Du bist zu schön
Und das vergeht
Das ist nicht neu
Nichts bleibt, nichts steht
Ein Lada steht im Parkverbot
In 100 Jahren sind wir tot«

This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Carola Wolff.
Author 10 books11 followers
February 15, 2017
Einer schreibt und stirbt und lebt und heult. Ich heule mit. Buch zugeklappt und erst mal geguckt. Ja, ich lebe noch. Kalte Luft auf dem Balkon, Nachthimmel eingeatmet, Stern angestarrt. Danke gedacht für dieses Buch, für diese Gedanken, für diesen Menschen. Für Arbeit und Struktur.
Wolfgang Herrndorf.

„Ich bin Schriftsteller, und man wird nicht glauben, dass Literatur mich sonst kalt gelassen hätte. Aber was jetzt zurückkehrt beim Lesen, ist das Gefühl, das ich zuletzt in der Kindheit und Pubertät regelmäßig, und danach nur noch sehr sporadisch und bei wenigen Büchern hatte: dass man teilhat an einem Dasein und an Menschen und am Bewusstsein von Menschen, an etwas, worüber man sonst im Leben etwas zu erfahren nicht viel Gelegenheit hat, selbst, um ehrlich zu sein, in Gesprächen mit Freunden nur selten und noch seltener in Filmen, und dass es einen Unterschied gibt zwischen Kunst und Scheiße. Einen Unterschied zwischen dem existenziellen Trost einer großen Erzählung und dem Müll, von dem ich zuletzt eindeutig zu viel gelesen habe, eine Unterscheidung, die mir nie fremd war, aber unter Gewohnheit und Understatement lange verschüttet.“ (S. 104)

„Zwei Gedanken von mir werden noch eine Zeitlang in einem kleinen Lada durch die Welt und den Schulunterricht kurven, dann nicht mehr.“
(S. 436)
Profile Image for Noah.
550 reviews74 followers
June 21, 2017
Ich war anfangs ziemlich skeptisch gegenüber diesem Werk, da mich die Romane von Herrndorf nicht wirklich interessieren, ich das künstlerische Umfeld von Herrndorf (Sasha Lobo et al) eher zweifelhaft finde und ein Blog in Buchform nicht unbedingt nach dem Ei des Columbus klingt.

Tatsächlich ist Herrndorf aber mit Arbeit und Struktur ein großer Wurf gelungen. Dabei meine ich nicht die schon für sich genommen hinreichend interessante, an "Death be not proud" erinnernde Thematik der Kampfes gegen den Krebs, der Auswirkungen auf das persönliche Umfeld und die an Oskar Panizza erinnernde scharfe analyse der eigenen Bewusstseinsveränderung in Folge der Operationen am Gehirn. Für mich war noch interessanter, was Herrndorf über Literatur zu sagen hat, wie und warum er liest und wie etwas auf ihn wirkt. Wenn man einzelne Passagen laut liest, stellt man auch überraschend fest, wie stilsicher durchkomponiert die zunächst dahingeworfen wirkenden Blogeinträge sind. Ebenso überraschend sind die immer wieder eingeflochteten Anmerkungen zur bildenden Kunst und die Gedichte des Autors. Kurzum, das Buch macht süchtig und inspiriert zum lesen von anderen Werken (nicht dieses Autors).
Profile Image for Henni.
24 reviews17 followers
April 11, 2021
2011 dank der besten Tutorin im Deutsch-Leistungskurs entdeckt, regelmäßig und bis zu seinem Tod seinen Blog verfolgt. Dementsprechend habe ich das Buch nicht als Buch sondern als Blog gelesen aber umso tiefer mitgefühlt.
Profile Image for Niklas Klein.
14 reviews3 followers
February 1, 2023
Sollte man das Tagebuch einer sterbenden Person überhaupt bewerten oder ist das pietätlos?
Dieses Buch hat mich auf jeden Fall darin bestätigt wie wichtig im Leben ruhige Nachbarn sind, darüber werde ich noch lange nachdenken.
Profile Image for Linh.
88 reviews3 followers
April 8, 2023
3 Jahre habe ich gebraucht. Tiefe Dankbarkeit, dass Wolfgang Herrndorf uns erlaubt hat, das zu lesen. Nüchterne, erschütternde Liebeserklärungen ans Leben, Lesen, Schreiben, Freundschaft und (Nord-)Berlin.
Profile Image for Michael Bohli.
1,107 reviews53 followers
October 24, 2016
"Arbeit und Struktur" ist eine sehr schwere und komplexe Lektüre. Dies liegt nicht an der Sprache oder dem Sachverständnis, sondern an dem Umstand, hier das Tagebuch eines toten Autors zu lesen. Nachdem bei Wolfgang Herrndorf Krebs diagnostiziert wurde, beschloss der Autor, seine verbleibenden Jahre mit Schreiben zu füllen. Dabei ist auch dieses Blog entstanden, welches kurz vor seinem Selbstmord 2013 endet.

Als Leser wird man dabei mit vielen Gedanken und Situationen konfrontiert, die nicht einfach zu verarbeiten sind. Und nicht selten regen einem die Texte dazu an, sich mit der eigenen Sterblichkeit, seinem Lebensinhalt und der Zukunft zu beschäftigen. Erfrischend uneingeschränkt ist dabei Herrndorfs Perspektive zu diesen Themen, wunderbar direkt seine Formulierungen. Aber wie gesagt - bis am Ende auch tieftraurig.
Profile Image for antonia.
21 reviews10 followers
Read
March 19, 2021
Arbeit und Struktur ist ein Bericht der letzten drei Jahre Wolfgang Herrendorfs. Beginnend mit der Diagnose seines Hirntumors 2010 und endend 2013 (Zeitpunkt seines Suizids). Herrendorf hatte sich nach der Diagnose vorgenommen seine restliche Lebenszeit mit Arbeit zu füllen, also schrieb er sehr produktiv Romane und nebenbei einen Blog.
Arbeit und Struktur entstand erstmals als digitales Tagebuch für seine Freunde, später eben als Blog und wurde nach seinem Tod, auf Herrendorfs letzten Wunsch hin, lektoriert, als Buch veröffentlicht.
Dementsprechend unpassend fand ich es jetzt Sterne zu geben. Das Buch liest sich jetzt nicht easy nebenbei, aber ist dennoch lesenswert. Er schreibt natürlich nicht nur über seine Krankheit, sondern auch über viele andere Dinge und dabei teils sehr persönliches.
Gewidmet ist es seinen Ärzten, welche ihn in der Charité behandelten.
Profile Image for Cecilia Bastarrica.
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December 22, 2014
I had been reading Wolfgang Herrndorf's blog since I got my hands on "Tschick" and stumbled upon it on the web (I don't know how anymore... Google, I suppose?). I stopped following his updates sometime in 2012, as I dreaded what was very clearly coming. Cowardly, I know. I just could not take it.
When this book came out I debated whether I should read it, as it happens to be Herrndorf's blog posts in book form. I decided to take it on. And I am glad I did, although it was as harrowing as I imagined - maybe more so. But it is such a lesson about life and very much about friends - real, true friends. The people that make everything matter when nothing seems to matter anymore. Very difficult to read but very rewarding in the end.
Profile Image for annika.
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March 11, 2023
ich habe Arbeit und Struktur letztes Jahr das erste Mal auf seinem Blog gelesen, innerhalb zweier Nächte war ich fertig. dieses Mal innerhalb eines Tages.
es ist traurig, dass die Schulen nicht „Arbeit und Struktur“ als Lektüre in der Form preisen wie „Tschick“ - natürlich es ist teils schwer zu lesen, aufgrund des doch bedrückenden Themas, jedoch unheimlich wichtig. und für mich stellt dieses Buch, diese Dokumentation des Lebensendes sein Hauptwerk dar. er spielt mit vielen Anspielungen, die ohne ein weitreichendes Literaturverständnis kaum fassbar sind, er demonstriert an jeder Stelle seinen über alle Maßen beeindruckenden Intellekt und sein Selbstverständnis.
dieses Buch ist roh, dennoch geformt und unfassbar gut.
Profile Image for derwoineinembuchwasliest.
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January 22, 2016
Als ich den Eintrag las in dem Herrndorf seine Begegnung an der Fussgängerampel beschrieb fand ich es einerseits richtig witzig aber dann auch wieder echt traurig und sehr ergreifend! Ich bewundere den Mut von Herrndorf die Welt an den letzten drei Jahren seines Lebens so ungefiltert teilhaben zu lassen!
Profile Image for Laura.
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July 7, 2018
Dieses Buch könnte ich niemals angemessen bewerten. Soo gerne hätte ich im Leben noch mehr von Wolfgang Herrndorf gelesen :(
Profile Image for Maria.
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May 11, 2020
Ein sehr wertvolles Buch für mich.
Es tut so gut wenn Menschen offen von ihrem Umgang mit dem Sterben berichten.
Profile Image for Martin.
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Read
January 5, 2020
Keine Bewertung, wie bewertet man ein Krebstagebuch? Einige großartige Kapitel, selten so Luzides über Krebs gelesen. Gegen Ende viel wortkarger, fast schockierend stockend, aber das schon zu bemerken, ohne bewerten zu wollen, erscheint irgendwie voyeuristisch. In den Fragmenten nochmal tolle Kapitel.

Mein Lieblingstext gleich zu Anfang:

"Dämmerung.

Ich bin vielleicht zwei Jahre alt und gerade wach geworden. Die grüne Jalousie ist heruntergelassen, und zwischen den Gitterstäben meines Bettes hindurch sehe ich in die Dämmerung in meinem Zimmer, die aus lauter kleinen roten, grünen und blauen Teilchen besteht, wie bei einem Fernseher, wenn man zu nah rangeht, ein stiller Nebel, in den durch ein pfenniggroßes Loch in der Jalousie hindurch bereits der frühe Morgen hineinflutet. Mein Körper hat genau die gleiche Temperatur und Konsistenz wie seine Umgebung, wie die Bettwäsche, ich bin ein Stück Bettwäsche zwischen anderen Stücken Bettwäsche, durch einen sonderbaren Zufall zu Bewußtsein gekommen, und ich wünsche mir, daß es immer so bleibt. Das ist meine erste Erinnerung an diese Welt.

Angeblich wächst die Sentimentalität mit dem Alter, aber das ist Unsinn. Mein Blick war von Anfang an auf die Vergangenheit gerichtet. Als in Garstedt das Strohdachhaus abbrannte, als meine Mutter mir die Buchstaben erklärte, als ich Wachsmalstifte zur Einschulung bekam und als ich in der Voliere die Fasanenfedern fand, immer dachte ich zurück, und immer wollte ich Stillstand, und fast jeden Morgen hoffte ich, die schöne Dämmerung würde sich noch einmal wiederholen."
Profile Image for SarahJaneSmith.
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October 25, 2015
Ich bin sehr froh darüber, dass Wolfgang Herrndorf sein Bedürfnis nach Arbeit und Struktur nicht "nur" auf seine Romane beschränkt hat und dann vor seinem Tod noch entschieden hat, auch seine Blogeinträge aus der Zeit ab der ersten Gehirntumor-Diagnose bis kurz vor seinem Suizid, als Buch veröffentlichen zu lassen. Und diesen Blog ins Leben zu rufen und so regelmäßig zu führen muss verdammt harte und manchmal bedrückende Arbeit gewesen sein. Ein Aspekt der von mir so empfundenen Wichtigkeit dieser Arbeit drückt für mich am besten einer der Blog-Einträge selbst aus:
5.10.2011 21:59
Doku auf 3sat über André Rieder, psychisch Kranker, der sich mit Hilfe von Exit in der Schweiz das Leben nimmt. Wie zu erwarten, geht es ihm am besten von allen, Freunde und Bekannte leiden. Kein schlechter, aber auch kein guter Film. Das Entscheidende zeigen sie nicht.
In der anschließenden hochvernünftigen Diskussion - hochvernünftig in dem Sinne, dass in der ganzen Runde kein Trottel sitzt, was ich so im Fernsehen, glaube ich, überhaupt noch nicht gesehen habe - fällt das Wort Voyeurismus. Den hätte man vermeiden wollen. Vielleicht der einzige fragwürdige Satz. Denn warum nicht hingucken?

Herrndorf gewährt zutiefst persönliche Einblicke in seinen eigenen Umgang mit dem nahenden Tod und in seinen Krankheitsverlauf, aber nie scheint er sich, seine Unabhängigkeit und sein Recht auf Privatheit dabei aufzugeben.
Es ist ein ergreifendes und beklemmendes, aber aufgrund seiner Nachvollziehbarkeit und einer wunderbaren Unkompliziertheit der Sprache Herrndorfs für mich ein stellenweise auch sehr heiteres und beruhigendes Buch.
16.3.2013 14:45
Eiskalt, Schnee auf der Terrasse, in der Sonne 14 Grad. Mit einem Becher Tee und in warme Decken gehüllt, halte ich das Gesicht der Sonne entgegen, die bald auch schon ein Drittel ihres Lebens hinter sich hat.

250 reviews2 followers
December 26, 2014
Wie geht man mit dem Wissen um, dass man sterben wird? Wolfgang Herrndorf, Diagnose Glioblastom, entschließt sich für den Weg nach vorne: Arbeit. Der Autor stürzt sich in Produktivität, die körperlich natürlich immer schwieriger wird in dem Jahre andauernden Sterbensprozess. Nebenbei schreibt er für sich und seine Freunde ein Blog, das dann an die Öffentlichkeit gerät. Dies ist in diesem Buch abgedruckt und somit durchlebt man gemeinsam mit Herrndorf die letzten Lebensjahre, durchzogen von dem Wissen, dass es zu Ende sein wird, vermutlich eher früher als später. Nimmt einen mit und lässt einen mit absoluter Bewunderung für diesen tollen Menschen und Autoren zurück.
Profile Image for Barbara.
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August 11, 2016
"Das liest sich einfach so weg", meinte eine Freundin. Davon konnte bei mir nicht die Rede sein. Das Wissen, dass hier nicht Fiktion, sondern das im Moment so Erlebte beschrieben wird, ohne den zeitlichen Abstand, der Reflexion und Umdeutung mit sich bringt, das hat mich anders lesen lassen. Was sich vor allem in der Lesegeschwindigkeit gezeigt hat. Spannendes über den Entstehungsprozess der letzten zwei Romane von Herrndorf, und natürlich immer wieder seine Befindlichkeit und der Umgang mit der Krankheit und den stärker werdenden Symptomen. Eine Bewertung in Sternen fällt mir hier sehr schwer, es könnten auch vier sein.
Profile Image for Paniker.
14 reviews
October 3, 2015
Touching, sad journey but truthful and inspiring. Makes me want to read his fictional works. What I like most: it's actually a book about life not death. Real, simple and beautiful.
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