Der Held dieses Romans heißt Mathias Halfpape, so wie Heinz Strunk auch, bevor er sich Heinz Strunk nannte. Erzählt wird eine Kindheit und frühe Jugend in Harburg und Umgebung; es ist ein wunderbarer, von Melancholie, Schmerz und Liebe erfüllter Rückblick, ein Buch, mit dem Heinz Strunk einen neuen Ton findet und sich ganz und gar treu bleibt.
The musician, actor and writer Heinz Strunk (legal name Mathias Halfpape) was born in Hamburg in 1962. His memoir "Meat is my Veg" has sold half a million copies. It has since been adapted into a prize-winning radio play, an operetta at the Hamburger Schauspielhaus and also a feature film. "The Golden Glove" topped the bestseller lists for months and was nominated for the Leipzig Book Fair Prize 2016. In autumn 2016, he received the Wilhelm Raabe Prize. Strunk is a founding member of the cult comedian trio "Studio Braun" and had his own television show on VIVA.
Auch eines der Bücher, die ich erst kürzlich gelesen habe, nachdem mich Der Goldene Handschuh und Das Teemännchen begeisterten. Und auch hier merkt man schon, wie sich das Talent weiterentwickelt, denn neben dem Humorigen wird hier bereits das Tragisch-Melancholische immer deutlicher.
Heinz Strunk gehört zu den Autoren, die ganz besondere Bücher schreiben. Ob es ganz besonders gute sind, sollen andere entscheiden. Wer durchgängig in einem Roman "Einzigster" schreiben darf, der hat von seinem Verlag einen gewissen Grad an literarischer Narrenfreiheit erkaufen können. Schon bereits das ist harte Arbeit, vielleicht noch anstrengender als das Schreiben selbst.
Bevor Heinz Strunk auftauchte gab es das Kind, den Jugendlichen und den jungen Erwachsenen Mathias Halfpape. In diesem Buch reisen wir mit ihm zurück in seine Kindheit zwischen 1966 und 1974. Dass die Geschichte biografisch eingefärbt ist, ist nach allem, was wir bereits über den Mathias kennen, der später in Tanzbands spielen wird ("Fleisch ist mein Gemüse"), nicht von der Hand zu weisen. Ist das Aufwachsen in dieser Zeit schon schräg genug, mit der Hörzu als Meinungsbildner in den deutschen Haushalten und mit einer rauhen norddeutschen Dorfjugend als Peer-Group, zwischen Großeltern und Großtanten, die ihre Kriegserlebnisse als Depressionen an ihre Kinder weitergeben, so schafft es Heinz Strunk dazu noch, seinen Mathias in der Sprache der jeweiligen Altersphase reden zu lassen. Mit allem was dazu gehört.
So ein formales Experiment funktioniert nur, wenn man es als Autor geschafft hat, seine jugendliche Stimme im Kopf zu bewahren und zu pflegen und nicht irgendwann dazu übergeht, ausschließlich das Sprüchewerk der Erwachsenenwelt als Konversationsleitfaden zu benutzen, um die sicheren Lacher auf seiner Seite zu haben. Heinz Strunk ist ja schon immer genau das gewesen: ein Sprachforscher und einer, der daraus ein Fest macht, vielleicht in der Tradition von Loriot. Und da er das mittlerweile so gut drauf hat, wagt er sich in diesem Buch an die zarten Bande zwischen dem Kind und seiner engsten Umgebung Schulhof, Ferien, zu Hause, Edekaladen und der Familie, den Freunden und Freundinnen, die darin aus der Sicht des Heranwachsenden alles übergroß ausfüllen.
Hat mir sehr gut gefallen, da es mich ein bisschen zurück in meine Kindheit gebracht hat. Damals als man draußen gespielt hat, bis es dunkel war oder einfach Zeit um zu Hause sein zu müssen.
Simple Geschichte, wusste auch nicht, dass sie sehr autobiographisch geschrieben ist, was es natürlich interessanter macht und man weniger vom Handlungsstrang erwartet. Das Audiobuch ist sehr empfehlenswert! Aber ist meiner Ansicht nach kein Buch, dass man gelesen haben muss.
Seltsamerweise habe ich einmal ein paar Seiten über meine Kindheit in nahezu demselben Ton geschrieben. Aus Kindersicht und in eben dieser mittlerweile seltsam anmutenden Kindersprache. Mir hat gefallen, dass er auch die unangenehme Seite des Kindseins beschrieben hat. Die Angst, Scham vor dem Auffliegen, die Sorge vor der Brutalität anderer Kinder und das sich behaupten wollen, mitmachen, dazugehören. Das mulmige Gefühl etwas Falsches zu tun und doch keinen Ausweg zu finden. Das war schön, unangenehm und manchmal auch lustig zu lesen.
Nach Fleckenteufel erneut ein Buch von Heinz Strunk aus der Sicht eines heranwachsenden Jungen. Er lässt uns teilhaben an verschiedenen Altersstufen. Grade anfangs fand ich das Buch nicht besonders gut, wegen der monotonen Erzählweise. Aber mit zunehmendem Alter wurde es interessanter zu lesen. Ich mag die Strunk'sche Art, die die hässliche Wirklichkeit nicht schönredet und man hat stellenweise den Eindruck, der Protagonist kotzt sich in seiner Schilderung richtig aus. Dabei ist er stellenweise nicht viel besser, als einige der beschriebenen "Bullies". Insgesamt ein melancholischer Tonfall. Kein Coming-of-Age zum Wohlfühlen.
Mathias Halfpape heißt der 6-jährige (später 10, dann 14-jährige) Ich-Erzähler dieses Romans; ebenso lautet auch Heinz Strunks bürgerlicher Name. Die Kindheit, die er erzählt - zwischen dem Alltag bei der ihn allein erziehenden, als Musiklehrerin arbeitenden Mutter, langen Ferien auf dem Land bei seiner Großtante (Oma Emmi), wo er mit dem Nachbarsjungen herumstromert und der Schule -, ist linear und ohne Spannungsbogen erzählt (zumindest hat der Titel bei mir einen solchen erwarten lassen). Die vielen Alltagselemente mögen Erinnerungen in um 1960 geborenen und in Norddeutschland aufgewachsenen Leserinnen und Lesern wecken. Ich konnte weder dazu, noch zu dem Jungen wirklich einen Bezug herstellen, auch wenn klar wurde, dass er es mit seiner Mutter nicht leicht hatte. An der Grenze zur Langeweile, oder eher, ohne echtes Interesse, las ich dennoch weiter. Man gewöhnt sich mit der Zeit sogar an die vielen "einzigste", was nicht unbedingt für das Buch spricht. (Inkonsequenterweise wird einmal dann doch von "einzigst" gesprochen).
Das Buch sollte man auf jeden Fall als Hörbuch hören, ich glaube zum Selberlesen ist es langweilig. Eigentlich hasse ich Dialekte, aber wie der Autor dieses Buch so schnodderich norddeutsch vorliest gefiel mir irgendwie. Zum Ende wurde mir allerdings zuviel gewichst.
Wenn man nichts zu sagen hat, sollte man besser schweigen. Gilt auch für Strunk. Wenn er wenigstens gut schreiben könnte... So ein langweiliges Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Es hat mir einfach NICHTS gesagt. Vielleicht ist das bei älteren Lesern anders.
Das „Prequel“ zu „Fleisch ist mein Gemüse“. Heinz Strunk hat seinen eigenen schnodderigen Stil. Gelesen vom Ihm selbst beste Unterhaltung. Nicht die große Sprachkunst aber unglaublich gute und spaßige Millieubeschreibungen. Es gibt nicht wirklich einen Faden in dem Roman. Keine Handlung die erzählt wird. Die Seiten hangeln sich von einer Begebenheit zur Nächsten. Aber so tröpfelt eine Kindheit ja auch meist vor sich hin. Es wird in den Tag gelebt. Wenig in die Zukunft geplant. Ist ja eh alles meist vorgegeben. Dinge passieren. Man schlittert in Geschichten. Was man als Erwachsener dann irgendwann vermisst. Das Buch ist eine schöner Blick in eine solche Zeit.
Eins der schlechteren Bücher von Heinz Strunk. Vielleicht ist es auch mein persönlicher Geschmack, aber ich finde den Plot zu dürftig bzw. zu wenig vorhanden. Klar, das Buch lebt von der trostlosen und grauen Atmosphäre. Die hätte man aber auch mit weniger Seiten gut zum Ausdruck bringen können. Ein wenig mehr Handlung hätte hier nicht geschadet.
Das vom Autor selber gelesene Hörbuch wird der Coming of Age-Geschichte gerecht, der Geschichte des vaterlosen Matthias, der zwischen Mutter, Grossmutter und Grosstanten Ende der 60ern wohl ein ziemlich typisches Teenager-Land(er)leben in Nordeutschland erzählt... Strunks etwas hektische, atemlose Stimme passt für einmal sehr gut zum Bericht des Jugendlichen...
Das Buch lässt einen die elende Langeweile eines Kindes spüren. Es zieht sich zur Mitte etwas, nimmt dann aber ordentlich Fährt auf. Die Menschen im Buch sind erschreckend reell kaputt.
Erinnert einewenig an die eigene bekackte Jugend auf dem Dorf.
Quasi das Prequel zu "Fleisch ist mein Gemüse" (nicht ganz so gut). Eine kleine, rührende autobiographische Geschichte über eine Kindheit in Norddeutschland ohne wirklichen Spannungsbogen, die dahinplätschert wie das Leben selbst und sich trotzdem schnell weglesen lässt. Sympathisch.
Wunderbare Kindheits-Episoden, großartig erzählt. Ich habe mir über die ganze Länge des Buches gefragt, wieviel vom Buch überhaupt "Roman" ist. Einerseits weil mir die Biografie Strunks in Umrissen bekannt ist, andererseits weil bestimmte Motive erkennbar sind, die in anderen Romanen des Autors in ähnlicher Form Einzug fanden und das meiner Ansicht nach auf tatsächliche Erlebnisse zurück gehen könnte. So ist z.B. die Episode mit dem, am Fahrradständer angeketteten Schüler mit ihrer ganz eigenen bizarren (Tragik-)Komik auch in "Jürgen" (2017) zu finden. Der Held des Buches trägt den selben Namen wie der Autor, der Umschlag zeigt Strunks Kindheitsfotos. Die Frage wird man nicht komplett beantworten können. Aber "Junge rettet Freund aus Teich" wird in Erinnerung bleiben, als ein Buch, das sehr gekonnt Humor mit der Tragik eines zerfallenden familiären Umfelds kontrastiert.