Wir müssen uns belehren lassen! Daß sie das meinen, dafür sind die Redakteure der Wochenzeitung Die Zeit nicht gerade bekannt. Jüngst jedoch haben sie jemanden hoch in ihren journalistischen Olymp geladen, genau dies zu tun. Das Protokoll dieses Uploads haben sie sogar jeden lesen lassen -- in 47 Kolumnen. Da stand dann peinlich exakt drin, wie wenig professionell die Redakteure des Intelligenzblatts manchmal schreiben. Ihr öffentlicher Oberlehrer war Wolf Schneider. Und sein Deutsch für Profis ist ein Grund dafür, daß er es sein durfte. Mit dieser profunden Stilkritik stürmte Schneider den Sprachthron der schreibenden Zunft.Schon als er das Buch schrieb, stand der Hamburger weit oben. Er war Chefredakteur der Welt gewesen, Chef vom Dienst beim Stern, Washington-Korrespondent der Süddeutschen, er gründete die wohl beste deutsche Journalistenschule. Der 1925 Geborene hatte es nicht nötig, noch durch Nestbeschmutzen aufzufallen. Aber er tat es, und zwar heftig.In dem Buch schießt er Breitseiten gegen schlechtes Deutsch, schleudert dessen Schreibern Schmähvokabeln wie "Sprachdurchfall!" entgegen. Dabei attackiert Schneider gerade die renommierten Blätter. 18 Beispiele bietet er allein aus der FAZ. Und nachdem er beispielsweise tadelt, daß manche "auf Glatzen Löckchen" drehen, leitet er ü "Freilich ist das ein kleines Übel, verglichen mit den miesen Maschen, Moden, Meisen, Mätzchen, Marotten und Manien, mit denen der Spiegel die deutsche Journalistensprache überzogen hat."Trotz der harschen Die Profischreiber nahmen sie an, adelten das Pamphlet zum Lehrbuch. Die Süddeutsche etwa jubelte, obwohl selbst darin dutzendmal negativ erwähnt, das sei "der Königsweg". Auch die Verkaufszahlen kürten Schneider zum König der Sprachkritik.Zwischen all den Attacken steht sein plausibles Reglement des professionellen Schreibens, das sich auch auf frühere Stilisten stützt, wie W. E. Süskind, Ludwig Reiners und E. A. Rauter. Für Wolf Schneider heißt professionelles Schreiben in erster Linie, verständlich zu schreiben.Dabei scheint immer wieder seine Liebe zur Sprache durch. Sein Buch endet mit den "Sprache wird verwendet, verformt, verschlampt und aufgeblasen in Finanzämtern und Diskotheken, in soziologischen Seminaren und bei Schützenfesten. Niemand wundert sich, daß sie dort weder liebevoll behandelt wird noch zu frischer Kraft erblüht. Beides muß andernorts in den Schulklassen und Redaktionen."1999 nun fand er von der Zeit-Redaktion ein Wort, das direkt aus dem Soziologie-Seminar kommen "Befindlichkeit". Er schrieb es noch nieder -- und gab die Kritik-Kolumne auf.Wenn Schneiders Büchers wirken sollen, was sich jeder wünschen kann, dann müssen sie gut gelesen werden. Spaß macht das obendrein. --Frank Rosenbauer
Stellenweise lehrreich und interessant, leider sexistisch. Der Klappentext könnte lauten: "Eine intelligente und unterhaltsame Pflichtlektüre für männliche Journalisten, die so schreiben wollen, dass es ihre Frauen zuhause verstehen"...
Gemessen daran, dass das Buch für besseren Schreibstil ist, hat es sehr viele sehr lange Passagen, die einfach langweilig sind. Die Struktur des Buches und die Unterteilung innerhalb der Kapitel ist auch mehr störend als hilfreich. Es gibt viele gute Tipps, aber man läuft schon Gefahr, dass man diese übersieht... Eine editierte Kurzversion dieses Buches hätte auch gereicht. Oder meine Aufmerksamkeitsspanne ist seinem Schreibstil einfach nicht gewachsen.
Aus irgendeinem Grund, der sich mir nach der Lektüre noch viel weniger erschließt, nach wie vor Standardlektüre für alle, die irgendwie im journalistischen Bereich arbeiten. Es stehen zwar durchaus einige gute Tipps und Tricks zum verständlichen Schreiben drin, aber viele Kritikpunkte beweisen auch einfach, wie unsere extrem wandelbare Sprache zB einst von Schneider als neumodisch und unverständlich bezeichnete Anglizismen im Lauf der Jahrzehnte absorbiert hat. Meiner Ansicht nach nur im Zusammenhang mit etwas aktuelleren Leitfäden wirklich empfehlenswert.
Ein wundervolles und nützliches Buch für alle, die Deutsch beruflich oder privat verwenden und dabei Wert auf guten Stil und verständliches Schreiben legen. Einziger Minuspunkt ist, dass man ihm seine Herkunft aus den 80er Jahren anmerkt, doch zumindest die Rechtschreibung ist in den neuen Auflagen aktualisiert worden, sodass sich Deutschfreaks nicht nur hinsichtlich des Stils, sondern auch in Sachen Orthografie, Grammatik und Interpunktion an der astreinen Verwendung der deutschen Sprache erfreuen können! ;)
Ein Buch, das mir wirklich geholfen hat. Obwohl es von außen nicht so aussieht (Stern empfiehlt oder so) ein ausgezeichnetes und dabei kurzweiliges Hilfsmittel um sich unnötige Fehler und Leserquälungen abzutrainieren.