Nach einer gescheiterten Beziehung hat Anne die Nase voll von der Liebe und hofft auf die heilende Wirkung ihrer Tante. Die eigenwillige Tilly ist das schwarze Schaf der Familie und Annes großes Vorbild. Doch Tilly scheint selbst nicht ganz auf der Höhe zu sein: Ihr Öko-Hof in der Lübecker Bucht ist halb verlassen, einzig ihr Mops Hugo leistet ihr Gesellschaft. Hinter der spröden Fassade ihrer Tante entdeckt Anne eine verletzliche Frau, die oft zerstreut wirkt. Anne beschließt zu bleiben und den wild wachsenden Holunder auf Tillys Hof zur neuen Einnahmequelle zu machen. Dabei wird sie tatkräftig unterstützt vom Fischer Thies, und auch der Landarzt Carsten lässt sich überraschend oft blicken. Vielleicht ist in Sachen Liebe ja doch noch nicht alles zu spät?
Die Autorin: Brigitte Janson heißt eigentlich Brigitte Kanitz und wurde 1957 in Lübeck geboren. Viele Jahre war Hamburg ihre Wahlheimat, wo sie als Journalistin arbeitete. Heute lebt sie zusammen mit ihren Töchtern in den italienischen Marken.
Das Buch: Anne ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Ihr Catering-Unternehmen läuft gut, nur mit der Liebe will es nicht klappen, da Anne sich immer wieder die falschen Partner aussucht. Nach dem Ende der letzten Beziehung ist Anne wieder mal am Boden zerstört und die Tränen fließen im Sturzbach-Format. Da taucht zufällig Tilly, ihre Tante, auf und Anne beschließt, eine Weile zur Tante in ihr Öko-Dorf zu flüchten. Tilly Winkler ist eine 70-jährige Frau, die immer etwas anders war als der Rest. So ist es ihr z.B. nie gelungen, einen Mann fürs Leben zu finden. Unglücklich ist Tilly deswegen aber nicht, ihr genügt ihr Mops "Hugo" als Gesellschaft. Als der Landarzt Carsten Sörensen Tilly einen Besuch abstatten will, überfährt er fast Hugo, den Mops, der daraufhin sehr verstört ist. Und auf einmal taucht auch noch der Fischer Thies auf, der Tilly Geschenke macht... Anne richtet sich in Tillys Öko-Dorf ein und eröffnet dort sogar ein eigenes Cafe, in dem sich alles um Holunder dreht. Sie schließt Freundschaft mit Kyra, der 17-jährigen Tochter des Landarztes Carsten, und auch Thies, der Fischer, ist ihr eine große Hilfe bei der Einrichtung des Cafes. Nur mit den Gefühlen für Carsten, den Landarzt, kommt Anne nicht so gut klar, denn Carsten hat seine Frau durch Krebs verloren und leidet noch sehr darunter. Tilly unterstützt Anne bei der Planung des Cafes und lebt weiterhin so wie sie möchte. Nur wird mit der Zeit offensichtlich, dass mit Tilly etwas nicht stimmt.
Anne und Tilly beschreibt Brigitte Janson sehr anschaulich, ich konnte sie direkt vor mir sehen. Tilly mit ihrer ganz eigenen Art hat mir jedoch besser gefallen als Anne. Ihre Schwierigkeiten mit Liebesdingen und die Träumereien vom "Ritter in goldener Rüstung" passen für meinen Geschmack nicht so recht zur Schilderung der erfolgreichen Geschäftsfrau. Das Buch ist aber nicht nur eine Geschichte über Liebe und Freundschaft, sie verarbeitet auch ein so ernstes Thema wie Demenz/Alzheimer. Für mich persönlich eher ein Tiefschlag, da ich dieses Thema auch schon in meiner eigenen Verwandtschaft hatte und sehr daran zu knabbern hatte. Ich finde aber die Lösung, die Tilly sich ausgedacht hat, sehr gelungen für dieses Buch, so hat das Buch für mich doch ein versöhnliches Ende gefunden. Auch wenn die Realität in vielen Fällen anders ausschauen wird.
Für mich ist es ein Roman, der schöne Lesestunden mit viel Gefühl bringt und trotzdem nicht nur eine Liebesgeschichte erzählt. Ich vergebe dafür 4 von 5 Sternen.
Anne führt zwar ein erfolgreiches Geschäft hat aber Pech in der Liebe. Daher nimmt sie das wage Angebot ihrer Tante Tilly an, um an den Hof der Lübecker Bucht zu fahren. Tante Tilly ist eine sehr eigenwillige Frau, die nur noch mit ihren Mops auf dem abgelegen Hof wohnt. Dabei entdeckt sie was man alles mit Holunder machen kann und schon bald entwickelt sie eine neue Geschäftsidee. Aber nicht nur das neue Geschäft hält Anne dort fest, sondern auch der nette Landarzt. Und das obwohl Anne der Liebe abgeschworen hat.
An sich hat mich der Klapptext angesprochen, doch leider fand ich die Charaktere teils Oberflächig und Farblos. Es gab zwar auch die ein oder andere witzige Situation aber mir hat das Knistern für die aufkeimende Liebe gefehlt. Vieles wurde nur angehaucht und nicht vertieft. Der Geschichte fehlt es etwas an Tiefe. Mir kam zu wenig Emotionen rüber. Anne kommt mir leider auch nicht so sympathisch rüber, da sie doch sehr mit sich beschäftigt ist. Der Schreibstil ist sehr angenehm. Die Sätze sind einfach und nicht verschachtelt. Angenehm war auch die Erzählweise der Kapitel, da mal aus Annes oder Tillys Sicht geschrieben worden ist.
Ganz nett für zwischendurch aber ohne Erwartungen zu lesen.
Brigitte Janson hat mit Holunderherzen einen von ihr gewohnten locker leichten Roman geschrieben, der sich hervorragend für schöne Sommerlesestunden eignet. Die Personen sind allesamt mehr als realistisch und man kann vor allem die Auszeit von Anne, aber auch den Freiheitsdrang ihrer Tante gut nachvollziehen. Die Personen werden in Irrungen und Wirrungen des (Liebes-)Lebens verstrickt, deren Entwirrung den Leser mehr als unterhält. Neben dem Herz kommen auch die Lachmuskeln bei diesem Buch gut zum Einsatz. Mops Hugo sorgt nicht nur einmal für amüsante Aktionen. Neben der doch meist heilen Welt werden jedoch auch ernste Themen angeschnitten, denn jede Figur hat auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen, die es zu überwinden gilt.
Alles in allem kein anspruchsvolles Meisterwerk deutscher Literatur, aber der perfekte Unterhaltungsroman, der Herz und Humor gleichermaßen bedient. Also genau das, was ich von dem Buch erwartet habe, um mir vergnügliche Lesestunden zu bescheren.
Prinzipiell war das schön eine süße Geschichte (im wahrsten Sinn des Wortes, ich hab jetzt irrsinnige Lust, auch mit Holunder beim Backen zu experimentieren), aber Anne als Charakter fand ich leider ziemlich mühsam. Für eine Frau von 40 Jahren ist sie nicht besonders selbstreflektiert, irgendwo auch naiv und teilweise sehr vorurteilsbehaftet. Ich konnte mir ihr erst gegen Ende hin warm werden. Auch Tilly fand ich ein wenig überzeichnet, aber doch recht amüsant.