"Herr Lehmann" ist viel mehr als ein Roman - "Herr Lehmann" verkörpert das Lebensgefühl eines aus der Zeit gefallenen Berlins unmittelbar vor dem Mauerfall. Es ist eine ruppig-charmante und überschaubare Welt: Kreuzberg und die trinkfeste Lebensklugheit der Freunde um Frank Lehmann begeisterten über eine Million Leser. "Herr Lehmann" wurde zum Kult, Leander Haußmann verfilmte den Roman mit Christian Ulmen in der Hauptrolle. Jetzt endlich hat der Zeichner Tim Dinter daraus eine ganz besondere Graphic Novel gemacht - lässig, lakonisch, ein echter Lehmann eben.
Ich bin mir nicht sicher ob der Regener'sche Wortwitz das Medium Graphic Novel überhaupt braucht? Wie dem auch sei: die Texte sind über jeden Zweifel erhaben, nur halt in diesem Medium etwas zu viel.
Ich kenn Herrn Lehmann nur von diesem Graphic Novel - und: gefällt mir eh ganz gut. Das Lakonische, die Unambitioniertheit, die Unentschlossenheit auch zur eigenen Melancholie - sehr "Oblomow". Das Leben ist, wie es ist, und ist so gut genug, und manchmal Scheisse und manchmal doch so ziemlich sehr gut. Maueröffnung als Schluss ist ein bissl gewagt, aber da es schon recht am Rande des verschwimmenden Bewusstseins passiert, ist es noch ganz OK. Die offenen Handlungsstränge sind weit genug ausgeführt, mehr brauchts nicht wirklich. Das art-work ist sehr gut an die Stimmung angepasst, grossartig auch, wie die rauschigeren Zustände sich abzeichnen, sehr schön subtil, nicht aufdringlich, wunderbar komplementierend zum Text/Plot. Irgendwie kann ich dem Ganzen nicht mehr Punkte geben, als es sich selbst zugesteht: Durchschnitt, vielleicht sogar ganz guter Durchschnitt, mehr wäre möglich, aber wozu? Das passt schon so.
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