So ist über den 11. September noch nie berichtet worden: persönlich, berührend und manchmal sogar komisch. Alexander Osang, damals Spiegel-Korrespondent, erzählt von seiner Odyssee durch das geschockte New York, immer auf der Suche nach »seiner« Geschichte. Seine Frau und Kollegin Anja Reich sieht die schwarzen Wolken aus Manhattan auf ihr Haus in Brooklyn zukommen. Sie durchlebt diesen Tag mit den gemeinsamen Kindern und Nachbarn in der Straße ganz anders, nicht weniger dramatisch – und ohne Nachricht von ihrem Mann. Jeder von beiden schreibt nun seine eigene Geschichte über den längsten Tag von New York City. So entstehen zwei Erzählungen, die zusammen einen ungemein dichten, mitreißenden und farbigen Bericht eines Paares ergeben – über die Katastrophe und darüber, was diese mit ihnen macht.
Ich hatte so viele Hoffnung in diesem Buch, welches viel zu lange im Bücherregal vor sich hinstaubte. Vielleicht war es die Sorge, dass es mich emotional zu sehr mitnehmen würde?
Irgendwie hat es das schon, aber nicht auf die Art und Weise wie ich vermutete. Alexander Osang mag ein guter Reporter sein, aber er ist in meinen Augen kein guter Ehemann und Familienvater. Mehrmals musste ich in diesem Buch mit dem Kopf schütteln und fragte mich, warum er überhaupt geheiratet und Kinder in die Welt gesetzt hat? Wer so egoistisch mit seinem Job verliebt ist, sollte sich besser darauf konzentrieren. Gleichzeitig wird dieser schreckliche Tag der New Yorker Geschichte auch aus Sicht seiner Frau geschrieben, die für mich nur bemittleidenswert war. Es klingt immer wieder durch, dass sie nicht glücklich in dieser Ehe ist und ihre Karriere für seine aufgegeben hat. Ein sehr merkwürdiges Paar in meinen Augen.
Und neben all diesen "Gedanken zur Situation des Paares" passiert natürlich am 11.09.2001 auch noch der Terroranschlag auf das World Trade Center und Pentagon.
Alex, ganz kischeehafter Reporter wie er ist, macht sich natürlich nicht auf den Weg zu seiner Familie, sondern jagd der Story hinterher, durchbricht die Absperrungen, um möglichst nahe an die Unglücksstelle zu kommen und seine Geschichte zu finden. Die er dann auch findet, als er sich vor den Staubwolken in einen Keller mit anderen Überlebenden flüchtet. Nur um hier mit Stift und Block bewaffnet die Leute auszufragen und sich Notizen für "seine Story" zu machen. Zitat: "ICH WAR DABEI!"
Ein wahnsinnig unsympathischer Mann, der nur in einem kurzen Anflug von Reue - nämlich als er glaubt sterben zu müssen - einsieht was für ein schrecklicher Job es doch ist und er sich selbst schämt. Das vergeht aber schnell wieder und am Ende sehe ich bei keinen der beiden eine Entwicklung, die ich mir erhofft hatte, um meine Bewertung vielleicht noch ein wenig nach oben zu korrigieren.
Alles in allem ist die Geschichte aus Sicht von Anja Reich immerhin etwas emotionaler, auch wenn sie in Brooklyn weit weg ist vom Geschehen. Hier lernen wir aber auch die Nachbarn kennen, was ganz interessant ist.
Alles in allem war das Buch allerdings eine herbe Enttäuschung!
PS: Vielleicht ist man mittlerweile sensibilisiert, aber mir ist hier verstärkt aufgefallen, dass Menschen (Nachbarn, andere Überlebende) als "schwarz" bezeichnet werden ohne, dass es in irgendeiner Form relevant wäre. Weiße Menschen, werden schließlich auch nicht ständig als "weiß" bezeichnet. Aber das nur am Rande...
„Wo warst du?“ handelt von den beiden deutschen Journalisten Alexander Osang und Anja Reich, die erzählen, wie sie als Paar, als Menschen und als Journalisten den 11. September 2001 erlebt haben. Immer abwechselnd erzählt einer von beiden, dabei wird über den gesamten Tag von Morgens bis Abends berichtet. Am Ende erzählt das Buch ein bisschen zu wenig über das eigentliche Unglück am 11. September und ein bisschen zu viel über Anderes. Wer ein Buch ausschließlich über 9/11 lesen möchte, der ist hier vermutlich an der falschen Adresse. Wer aber einen Liebesbrief an New York City lesen möchte, der ist hier schon eher richtig. Für mich teilweise zu viele Geschichten, die nicht immer so richtig interessant waren. Dafür ein unglaublich flüssiger Schreib- und Erzählstil, der sich anfühlt, wie ein Roman, obwohl es ja eigentlich ein Sachbuch ist. 3,5 Sterne✨
Der Klappentext kündigt ein Buch an, "das über den 11. September hinausreicht: die Geschichte eines Paares vor dem Hintergrund der Jahrhundertkatastrophe". Das kann man gar nicht wörtlich genug nehmen: es ist ein Buch über eine Beziehung zur Zeit des 11.09.2001, der nicht mehr ist als austauschbarer Hintergrund. Es handelt nicht davon, wie der 11. September New York, die USA oder die Welt verändert hat, sondern vom Leben eines deutschen Ehepaars mit zwei Kindern in Brooklyn. So erfährt man, dass in Amerika "alles erstmal geflickt" statt ersetzt wird, dass bei der Kfz-Anmeldung 6 Dokumente zur Identifizierung verlangt werden, dass man sein Auto für die Straßenreinigung einmal in der Woche auf der anderen Straßenseite parken muss oder dass amerikanische Schülerlotsen mit den Schulkindern freundlicher umgehen als deutsche. Aber um das mitzuteilen, hätte es nicht des Datums 09/11 bedurft. In den Fragmenten, in denen Alexander Osang und Anja Reich abwechselnd über den Ablauf dieses Tages berichten, ist mehr die Rede von den Problemen der Ehepartner miteinander, mit ihren Kindern, Kollegen, Freunden und Nachbarn als von der "Jahrhundertkatastrophe", die sie erleben. Vom Anschlag bleibt nicht viel mehr als die Asche an Osang kleben, auf die er so stolz ist, die er sich aber schließlich doch aus den Haaren spülen muss.
Die Geschichte einer deutschen Journalisten-Familie, die zum Zeitpunkt des 11. September in New York wohnt.
Abwechselnd beschreiben beide Ehepartner den Tag, aus ihren jeweiligen Sichtweisen. Eine sehr interessante Form ein solches Ereignis zu beschreiben.
Es gibt natürlich ein Davor und ein Danach, aber im wesentlichen geht es nur um diesen einen Tag. Den Tag, der das Leben wohl der meisten Menschen dieser Erde in irgendeiner Art und Weise berührt und verändert hat. Es geht natürlich auch, aber eher weniger um Fakten des Anschlages. Vielmehr geht es um die Familie und ihr Umfeld, um den Einfluss dieses Tages auf ihr Leben.
Ein sehr berührendes Buch. Vielleicht auch, weil ich kurz zuvor in NY war und ein wenig die Orte und die Atmosphäre dort nachvollziehen konnte. Ganz sicher aber, weil man sich so sehr an den Tag erinnern kann, wie man ihn selbst erlebt hat. Und hier liest man die Geschichte einer Familie, die ganz nah dabei war.
"Seine Berliner Lehrerin hatte ihm eine kleine Einschätzung für seine neue Schule in Amerika geschrieben und von einer Englischlehrerin übersetzen lassen. "Ferdinand ist ein freundlicher Schüler, er hat noch Schwierigkeiten im Umgang mit der Schere", stand dort. Das nahm mein Sohn als Botschaft mit in die neue Welt. Er hatte noch Schwierigkeiten im Umgang mit der Schere. Auf sein erstes amerikanisches Zeugnis schrieb seine New Yorker Klassenlehrerin ein knappes Jahr später: "Du bist ein wundervoller Junge. Genieße die Sommerferien. Ich werde Dein Lächeln vermissen."
Es ist etwas anders als man es vielleicht anfangs erwartet. Der Wechsel zwischen den beiden Protagonisten macht die Geschichte manchmal sehr langatmig und schweift mir ab und an ein bisschen zu weit aus. Der eigentliche Teil des Unglücks am 11. September hingegen wirkt daneben sehr kurz geraten und man hat das Gefühl irgendetwas würde fehlen.
Das Buch ist sehr einfach geschrieben, lässt sich schnell durchlesen und ist für alle New York City Fans ein wirklich netter Einblick in das Leben eines deutschen Paares in Brooklyn.
Eine sehr persönliches Tagebuch des Reporter-Paares, dass zu 9/11 in New York lebt. Welche Gedanken haben sie, wie erleben sie Amerika, was treibt den Reporter an. Hin- und hergerissen zwischen persönlicher (Familie) und beruflicher Verantwortung verbringen beide den Tag hauptsächlich getrennt voneinander. Es ist auch ein Beziehungsbuch und auch Biographie. Ich mochte es sehr, man lernt viel über New York und viel über die beiden.