Im Glanz der späten Monarchie aufgewachsen, wird der junge Kavallerieoffizier Willy Elmayer erfolgreichster Galoppreiter der k.u.k.-Armee, bevor er im Ersten Weltkrieg an verschiedenen Fronten kämpfen muss. 1918 steht er vor dem Nichts: ein Reiteroffizier ohne Pferd, ein kaiserlicher Soldat ohne Kaiser, der Sohn eines Feldmarschallleutnants ohne Vermögen. Doch Mann der Tat, der er ist, vertauscht er die Reithosen mit dem Frack und steigt auf eine neue Karriere um. Sie beginnt im Wien der „verrückten Zwanzigerjahre“ und führt ihn nach Bad Gastein, Berlin, Prag und Paris. Er unterrichtet Prominenz aus vielen Ländern und vor allem die Jugend Wiens, eröffnet unzählige Bälle – unter anderem 1935 den ersten Wiener Opernball – und verliert 1945 noch einmal alles. Seine Wohnung ist ausgebombt, nur durch ein Wunder ist die Tanzschule Elmayer nicht gänzlich zerstört. Er beginnt von vorne, lässt Rotarmisten ebenso wie GIs die Grundschritte des Wiener Walzers und die Wiener Höflichkeit lernen, wird zum Lehrer der wieder erstehenden Wiener Gesellschaft, schreibt Bücher, hält Vorträge, macht Radiosendungen, widmet sich der Häftlingsfürsorge und zahlreichen weiteren karitativen Projekten. Thomas Schäfer-Elmayer, Enkel von Willy Elmayer, entdeckte im Familienarchiv ein Exemplar dieser 1966 bei Kremayr & Scheriau posthum erschienenen Biografie von Willy Elmayer: „Vom Sattel zum Tanzparkett“, die spannende Geschichte eines Mannes, der Geschichte gemacht hat.
Der junge Kavallerieoffizier Willy Elmayer ist ein Virtuose auf dem Pferd und wird schnell zu einem der erfolgreichsten Galoppreiter der k.u.k.-Armee des kaiserlichen Österreichs Anfang des 19. Jhd. Von der Ausbildung über Reitwettbewerben bis hin zu seinem Einsatz im ersten Weltkrieg begleitet man den jungen Offizier, bis er eines Tages ohne Kaiser und ohne Zukunft dasteht. Doch er lässt sich davon nicht abbringen, nutzt seine bis dahin eher noch verborgenen anderen Talente und schafft es, innerhalb der nächsten Jahre eine der erfolgreichsten Tanzschulen Wiens zu gründen und eine ganze Stadt zu prägen.
Auf witzige und abwechslungsreiche Weise berichtet Willy Elmayer in diesem ursprünglich schon 1966 veröffentlichten Werk von seinem aufregenden Leben. Mehr Abwechslung und Kurven im Lebenslauf kann man sich wahrscheinlich kaum vorstellen und trotzdem hat er sich nie von seinem Weg abbringen lassen und hat stets zu seinen Prinzipien gestanden. Beeindruckend erfahren wir von einem Leben, welches viele andere geprägt hat und einem Mann, der sich immer selbst treu geblieben ist und stets sehr viel geopfert hat, um sein Ziel zu erreichen. Das Buch liest sich sehr angenehm und amüsant und weiß durchaus zu unterhalten. Ab und an sind die Zeitsprünge etwas verwirrend, mindern jedoch kaum den Lesegenuss. Einziges kleines Manko ist der meist doch fehlende persönliche Bezug, der jedoch auch auf die damalige Zeit und Stellung Elmayers zurückzuführen ist.
Eine wahrlich beeindruckende Lebensgeschichte eines kaiserlichen Galoppreites, Tanzlehrers, Verfechter des guten Anstandes und Retter des Wiener Opernballes. Eine Empfehlung nicht nur für Geschichtsinteressierte und Wien-Fans, sondern für alle, die sich für eine faszinierende Lebensgeschichte begeistern können.