Er war der wohl wichtigste Staatsanwalt in der Geschichte der Bundesrepublik. Fritz Bauer brachte Adolf Eichmann vor Gericht und focht gegen alle Widerstände die Auschwitz-Prozesse durch. Jetzt schreibt der Jurist und Journalist Ronen Steinke seine Biografie. 1963 dringt das Wort »Auschwitz« mit Wucht in deutsche Wohnzimmer. Gegen 22 ehemalige NS-Schergen wird Anklage erhoben, in Frankfurt beginnt ein Mammutprozess. Ein Mann hat diesen Prozess fast im Alleingang auf den Weg gebracht: Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen. Ein Sozialdemokrat jüdischer Herkunft, der 1936 gerade noch hatte fliehen können. Er ist es, der die deutsche Nachkriegsgesellschaft zum Sprechen bringt und Adolf Eichmann vor ein israelisches Gericht. Im restaurativen Klima der Adenauer Zeit wird der Jurist damit zur Reizfigur, der seine Zunft erzürnt und von allen Seiten angefeindet wird: »Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland«, so beschreibt er seine Lage. Ronen Steinke erzählt das Leben des Mannes, der mit seiner Courage ein ganzes Land veränderte.
Ich kann mich den zitierten Stimmen auf dem Klappentext nur anschließen. Eine wirklich beeindruckende und toll geschriebene Biographie. Aber fangen wir am Anfang an.
Auf Fritz Bauer wurde ich durch die zwei Filme „Der Staat gegen Fritz Bauer“ und „Im Labyrinth des Schweigens“ aufmerksam. Ebenso auf die Problematik, der Aufklärung der NS-Verbrechen. Mir war nicht bewusst, dass erst 15 bis 20 Jahre nach dem Kriegsende die NS-Verbrechen, allen voran der Holocaust, an die Öffentlichkeit ging. Allerdings halte ich dieses Thema für absolut wichtig. So wollte ich mich auf jeden Fall noch intensiver mit Fritz Bauer beschäftigen und ich bereue keine Seite der Lektüre. Die Biographie ist überaus vielseitig. Die angesprochene Aufklärung der NS-Verbrechen ist so nur ein Thema des Buches. Fritz Bauer, geboren 1903, stammt aus einer jüdischen Familie. So erfahren wir an seinem Beispiel und seiner Familie, wie die Diskriminierung der Juden langsam aber sich in den 1920er Jahren Fahrt aufnahm. Auch über sein Leben im Exil in Dänemark berichtet Steinke und darüber, wie schwer es auch nach dem Krieg in der jungen Bundesrepublik für wiedergekehrte Juden war, Fuß zu fassen. Außerdem engagierte Bauer in seiner Funktion als Staatsanwalt nicht nur für die Aufklärung der NS-Verbrechen, sondern setzte sich auch für die Rechte von Schwulen ein. Steinke beschreibt oft lebhafte Situationen aus Bauers Leben, um auf diese dann Fakten folgen zu lassen, so dass ein sehr lebendiger Stil entsteht und das Buch wirklich fesseln kann. Doch finden sich auch recht philosophische Passagen im wahrsten Sinne des Wortes „recht“. Fritz Bauer ist Jurist, ein Rechtswissenschaftler und um über seine Motivation hinter den Auschwitzprozessen zu verstehen, geht Steinke in nicht unerheblichem Maße auf rechtswissenschaftliche Fragen ein, aus welchem Grund Gefängnis als Strafe verhängt werden kann. Dabei kann man dem Prinzip der Rache wie Hegel folgen oder dem der Prävention. Ich will hier nicht weiter ausführen, aber mit diesem Beispiel deutlich machen, dass in dem Buch mehr als lediglich die Biographie Bauers zu finden ist.
Im Mittelteil finden sich einige Fotografien von Bauer, die die beschrieben Lebenssituationen illustrieren und einen bildlichen Eindruck von Fritz Bauer vermitteln.
Für mich ein absolut empfehlenswertes Buch, das eine Person in den Mittelpunkt stellt, der der deutschen Nachkriegsgesellschaft einen großen Dienst erwiesen hat und dadurch mit vielen Problemen zu kämpfen hatte.
Historia człowieka, który przeżył obóz koncentracyjny, a następnie wrócił, żeby znaleźć sprawiedliwość i osądzić zbrodniarzy wojennych z III Rzeszy (m.in. dzięki niemu również schwytano i osądzono Adolfa Eichmanna). A jednocześnie człowieka, który trzymał się z dala od sławy - nie otwierał II procesu oświęcimskiego, nie chciał robić z siebie medialnej gwiazdy, tylko pokazać, że sprawiedliwość naprawdę istnieje.
Leider keine Biografie im klassischen Sinn. Das Buch besteht hauptsächlich aus Vermutungen und Schlussfolgerungen. Das private Leben Bauers wird ausgeschlachtet, was nicht nötig gewesen wäre. Ein tiefgreifender Einblick in das politische Wirken nach der NS-Zeit wäre wünschenswert gewesen…
Musste während des Lesens immer wieder an ein Zitat aus Batman denken: "He is not the hero we need, but the hero we deserve".
Habe selten bei einer Biografie so mitgefiebert. Fritz Bauer floh, nach einer KZ-Inhaftierung 1933, aus Dt und machte sich nach dem Krieg zur Aufgabe, die Deutschen über die NS-Verbrechen aufzuklären. Als Staatsanwalt war er dafür verantwortlich, das zahlreiche SS-Verbrecher angeklagt wurden. Ausserdem kämpfte er gegen den Anti-Homosexuellen-Paragraphen 175. So beeindruckend, weil er dies tat aus Liebe zu Deutschland und der Tugend des Widerstands gegen Unrecht, nicht um Verbrechen der Nazis zu rächen oder ähnliches. Obwohl er als Jude und mutmaßlich Homosexueller eigentlich allen Grund hatte, niemals wieder nach Dt zurückzukehren.
Geil auch wie das Buch die argumentative Genialität Bauers darstellt.
He was the hero we needed, not the hero we deserved.
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Die beste Biografie die ich bis jetzt gelesen habe!
Ronen Steinke erzählt die Lebensgeschichte von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Er legt den Fokus auf Bauers juristisches und politisches Wirken und geht dabei detailliert auf die von Bauer erhobenen Anklagen (u.a. im Remer-Prozess und den frankfurter Ausschwitzprozessen) ein. Steinke (selbst Jurist) erklärt die rechtlichen Hintergründe für Laien leicht verständlich und dennoch umfassend. Bauers Argumentation bei beiden Prozessen wird von ihm kleinteilig dargelegt.
Ansonsten schafft Steinke das Wesentliche aus Bauers (Privat-)leben einzubringen und alles Weitere auszulassen, sodass das Buch durchweg interessant bleibt, ohne dass man beim Lesen das Gefühl bekommt es würden wichtige Infos fehlen.
Sehr, sehr gutes Buch!!! Auf jeden Fall empfehlenswert!
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Beeindruckend. Ein Stück deutsche Rechtsgeschichte, wunderbar formuliert und anhand der Lebens- und Wirkensgeschichte eines beeindruckenden Mannes erzählt. Wirklich lesenswert.
Dieses Buch gibt einen gut zu lesenden Rückblick auf das Leben und die Arbeit von Fritz Bauer, insbesondere, wie der Titel es auch sagt, in Bezug auf die Auschwitz-Prozesse. Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig und mit jeder Seite bekommt man mehr Lust, etwas über das Leben und Schaffen dieses ehrgeizigen und aufopfernden Mannes zu erfahren. Zugleich muss erwähnt werden, dass dieses Buch wieder einmal die erschrecken Tatsachen über die Gründungsjahre der BRD ans Tageslicht holt. Insbesondere die Verstrickung „ehemals“ faschistischer Funktionäre und Kriegsverbrecher in bedeutenden Positionen nach Ende des III. Reiches. Das macht einen beim Lesen des Buches zugleich traurig wie auch wütend.
Ein wirklich sehr bewegendes Buch über einen Mann, der viel aushalten und ertragen musste, aber nie den Sinn für Gerechtigkeit verloren hat. Der nicht mit seiner Geschichte um die Aufmerksamkeit der Menschen gebuhlt hat, sondern mit seinem Wunsch nach Aufklärung.
Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, weil ich nicht gewusst hätte, wann ich es aus der Hand hätte legen sollen. Ich habe oft den Kopf geschüttelt, wenn die Taten aus den KZ's beschrieben worden. Und ich habe Bewunderung für den Menschen, der zu seinen eigenen Erlebnissen schweigt, aber den anderen Betroffenen eine Stimme schenkt. Es erfordert in meinen Augen viel Mut seinen Weg zu gehen. Sein "Ende" war tragisch, aber ich denke, er sollte nie vergessen werden.
Einziger Abzug war für mich, das es in manchen Kapiteln sehr juristisch oder politisch zuging. Das hat manchmal den Lesefluss etwas gestört, ist aber meiner Meinung nach absolute Geschmackssache.
Auf jedem Thema lag der gleiche Fokus, was zwar einen umfassenden Blick ermöglicht, ich aber das Gefühl hatte, ich hätte über die zwei "Hauptwerke" (Auschwitzprozess und Eichmann) noch gerne mehr gelesen. Was mir u.a. sehr gut gefallen hat: dass Bauer nicht komplett glorifiziert wurde, sondern auch seine Konflikte mit sich und anderen erläutert wurden. Trotzdem kann man eigentlich nur zu dem Fazit kommen, dass Fritz Bauer Grosses geleistet hat! (Um meinen ehemaligen Geschichtelehrer zu zitieren: Fritz Bauer is my f*cking hero")
Für mich ist Fritz Bauer durch dieses Buch zum Vorbild geworden. Mit welcher Vehemenz er an der Durchsetzung von Recht und Gerechtigkeit gearbeitet hat, ist mit heutigen Juristen nicht vergleichbar.
Der Autor Ronan Steinke erklärt den Lesern auf sehr verständliche Weise die Wichtigkeit hinter dem Wirken von Fritz Bauer und begleitet zusammen mit den Lesern anhand von Bildern und Anekdoten den Lebensweg des hessischen Juristen.
Durchaus lesenswerte Biographie eines wirklich beeindruckenden Menschen. Steinke schreibt sehr gut, allerdings ist die Struktur hier und da etwas unverständlich; einzelne Kapitel wirken etwas zu sehr wie kleine Miniaturen.
Eine sehr gut geschriebene und extrem lesenswerte Biografie über einen Menschen, der in allen Facetten seiner juristisch-politischen Arbeit enorme Strahlkraft und Progressivität sowie einen unermüdlichen Aufklärungsdrang der NS Verbrechen beweist. Zeitgeschichtlich aber leider auch gegenwärtig mit nicht zu vernachlässigenden Aspekten, vor allem was sein Leben vor 1945 angeht. Die Lebensaufgabe Fritz Bauers war die Verfolgung ehemaliger Nationalsozialisten, nicht um der Bestrafung für Aufklärung und Prävention. Der enorme Aufwand dies gegen ein Nachkriegsdeutschland durchzusetzen, das nichts von seiner Vergangenheit wissen möchte, verdient wahrlich viel mehr Aufmerksamkeit.
Sehr gut zu lesende Biografie über Fritz Bauer, der später als Generalstaatsanwalt zuständig war für die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt. Erst in den sechziger Jahren kam es durch seine unermüdlich Arbeit zu den Anklagen und zur Aufklärung der fürchterlichen Massenmorde in den Konzentrationslagern.
I was surprised at how compelling I found this biography. It’s a fascinating time and one I’ve only recently thought about. How is it possible to rebuild a country in ruins and what happens when the same individuals who were part of the regime that murdered millions and destroyed the country are now a part of trying to do that very rebuilding? They’re certainly not interested in a public prosecutor who wants the country to understand what it means to be implicit in crimes against humanity. Steinke tells Fritz Bauer’s life story with an interesting, compassionate voice.
Fritz Bauer was the Attorney General of the German state of Hesse in the 1950s and 1960s and is best known for the Auschwitz trials of Frankfurt in the early 1960s. The book describes his life from his youth in Stuttgart and Tübingen to his studies at Heidelberg, Munich and Tübingen (where he studied protestant theology as well as law to hide that he was Jewish). The book is - although filled with details - easy to read and has a section with pictures from Bauer's life in the middle.
Ever seen the movie: Der Staat gegen Fritz Bauer? This book tells the whole story of this remarkable and courageous man. I very much appreciated the contextualisation of Bauer, with references to Gustav Radbruch and Theodor Adorno. It is also interesting with regard to the development of what we call now West-Germany.
Thorough account of a German judge and prosecutor who fought against the German society willing to forgive and to forget all the former Nazis who went back to their civil servants’ jobs, without recognizing their wrongdoing, by prosecuting them and taking them to trial. He was instrumental in possibly the biggest Nazi-related arrest and trial after Nuremberg’s, i.e. Eichmann’s.
Fritz Bauer ist eine LEGENDE! Es ist kaum beschreibbar, was er allein für Deutschland getan hat. Dieser Mann hat seine Weltanschauung tatsächlich gelebt. Sein Lebensziel war es, ein humanistischen Rechtssystem in Deutschland zu etablieren. Ich finde, wir sollten alle dankbar sein, dass er dafür jahrelang im Gericht gekämpft hat.
Tolle Biographie. Besonders aufschlussreich auch im Hinblick auf die (gescheiterte) Entnazifizierung in Deutschland. Sehr ernüchternder Einblick in die deutsche Nachkriegsgeschichte.