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Die Menschenfabrik

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Ich wandte mich um. An der Wand stand ein zitterndes, glänziges Geschöpf in überladen-reicher Kleidung, mit zwinkernden, geschlitzten Äuglein und streckte die rote spitzige Zunge in einem fort heraus und hinein. "Wie kommt der daher?" frug ich etwas ernüchtert. "Er kommt gerade heraus. "Aus China? "Aus dem Ofen! Ein Klassiker der phantastischen Literatur von einem Meister der Satire.

25 pages, Kindle Edition

First published January 1, 1890

51 people want to read

About the author

Oskar Panizza

61 books12 followers
Geboren am 12.11.1853 in Kissingen; gestorben am 28.9.1921 in Bayreuth.

Panizzas Vater war ein überzeugter Katholik, der es vom Kellner zum Besitzer mehrerer Hotels gebracht hatte; seine Mutter, einer Hugenottenfamilie entstammend, verfaßte protestantische Erbauungs- und Eifererschriften und setzte nach dem frühen Tod des Vaters (1855) ihren bigotten Pietismus zielstrebig durch.

Panizza besuchte die Gymnasien in Schweinfurt und München mit geringem Erfolg; erst nach Kaufmannslehre und Militärdienst machte er im Alter von 24 Jahren das Abitur. Anschließend studierte er Medizin, promovierte 1880 summa cum laude und wurde 1881 Assistenzarzt. Während eines beruflichen Aufenthaltes in Paris erweiterte er seine Kenntnisse der französischen Literatur und des Theaters. 1882 trat er die Stelle eines vierten Assistenzarztes an der Oberbayrischen Kreis-Irrenanstalt in München an, kündigte aber schon 1884 wieder, um seinen literarischen Neigungen zu leben. Die Schriftstellerei benutzte er als Therapie gegen seine psychische Labilität. Innerhalb der Münchner Boheme pflegte er vor allem Kontakte zu Michael Georg Conrad. Seit etwa 1890 widmete er sich verstärkt der Prosa und der polemisch zugespitzten kleinen Form. Seine Provokationen von Kirche und Staat erreichten mit der »Himmels-Tragödie« Das Liebeskonzil ihren Höhepunkt, das Stück wurde verboten, Panizza erhielt 1895 eine Gefängnisstrafe von einem Jahr. Nach Verbüßung der Strafe zog er 1896 nach Zürich und gründete dort einen eigenen Verlag zur Veröffentlichung seiner »Zürcher Diskußionen«, bissigen und hämischen Abrechnungen mit Staat, Kirche und Monarchie. 1898 wurde er als unerwünschter Ausländer aus der Schweiz ausgewiesen, er zog wieder nach Paris und veröffentlichte Parisjana. Deutsche Verse aus Paris. Die Schrift enthielt eine fundamentale Abrechnung mit dem deutschen Obrigkeitsstaat und persönliche Schmähungen Kaiser Wilhelm II., sie wurde konfisziert und sein Vermögen beschlagnahmt, so daß er 1901 nach Deutschland zurückkehren und sich der Justiz stellen mußte. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wurde er zur Beobachtung in die Psychiatrie eingeliefert, es wurde eine chronische Paranoia diagnostiziert, wodurch er wegen Unzurechnungsfähigkeit zwar keine Strafe erhielt, aber 1905 entmündigt wurde, nachdem er über Paris und Lausanne wieder in München gelandet war. Seit 1905 war er in psychiatrischen Anstalten in Bayreuth untergebracht.

[http://gutenberg.spiegel.de/autor/osk...}

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Displaying 1 - 8 of 8 reviews
Profile Image for Kalkwerk.
97 reviews22 followers
May 27, 2017
Auf der Suche nach einem Nachtquartier stößt ein namenloser Wanderer in Mitteldeutschland auf eine Fabrik, in der Menschen hergestellt werden. Diese neue Menschenart denkt nicht, fühlt nicht, entwickelt sich nicht - ein Disput über das Wesen des modernen Menschen entwickelt sich zwischen Fabrikbesitzer und Wanderer. Ein packend erzählter und fast kafkaesker Horrortrip mit einem überraschenden Ende.
Profile Image for Anna 🫀.
99 reviews18 followers
September 15, 2020

Eine fesselnde und verstörende Auseinandersetzung über Gemeinsamkeiten und Unterscheide zwischen Mensch und Maschine. Seine Erzählung regt zum Denken über die Optimierung der Menschheit an und stellt eine allseits bekannte Frage: Was macht einen Menschen überhaupt aus?
Profile Image for Anja von "books and phobia".
796 reviews15 followers
June 21, 2019
Auch wenn ich weder den Autor noch seine Geschichten kannte, faszinierte mich der Klappentext so sehr, dass ich mich in diese Erzählung stürzen musste. Daran hinderte mich auch nicht die Geschichte selbst, welche trotz ihres fast 130-jährigen Bestehens, nicht an Aktualität verloren hatte, sondern eher der Schreibstil.



Aber erst einmal zur Geschichte, welche wie ein klassischer Horrorroman begann. Ein Auto bleibt liegen, der Fahrer irrt daraufhin durch die Gegend und stößt auf ein Gebäude, welches sich als Fabrik entpuppt und bei der er nach klopfen und klingeln von einer kleinen schwarzen Gestalt hineingebeten wird. Mein erster Gedanke war natürlich das Handy, aber hey, ich befand mich in einer Zeit, in welcher diese Errungenschaft noch nicht existierte und musste somit erleben, wie der namenlose Protagonist in die Fabrik eintrat.



Was er zu sehen bekam? Menschen. Menschen, die aus Lehm geformt wurden und denen nach Wunsch Merkmale wie Religion, Hautfarbe oder Kleidung gegeben, aber nie wieder genommen werden konnten. Wo es den gemachten Menschen an Aktualität bezüglich ihres Aussehens nicht mangelte, fehlte ihnen doch eine wichtige Sache und das war das Denken. Wieso, weshalb und warum, erfuhr man zum Glück im Buch.



>>kenn´ ich, weiß ich, wir sind vollständig orientiert über die Bedürfnisse des Jahrhunderte, wir wissen, wo es unserer Rasse gebricht, wir haben das Neueste!…<<



Wenn mir dieses Buch eines gab, dann genug Stoff zum Nachdenken. Besonders die Unterhaltung zwischen dem Direktor und dem Mann zeigte auf, wie unterschiedlich die Ansichten über diese Art der Menschen waren. Während der Mann kein Verständnis für die Produktion hatte und auch nicht verstand, wieso man Menschen produzieren müsse, zeigte der Direktor mehrere Gründe auf, weshalb diese einen entscheidenden Vorteil hätten. Hier möchte ich das Wort „Kapitalismus“ in die Runde werfen, welches ab Beginn der Unterhaltung förmlich, als Überschrift, darüber schwebte.



Neben der Interpretation des Textes war es jedoch der Schreibstil selbst, bei welchem ich ein wenig aneckte. Dieser wirkte fast durchgehend eintönig und kantig, da man auf Details überhaupt nicht einging und dem Protagonisten nicht einmal einen Namen gab. Besonders irritiert hatte mich jedoch das Ende, welches ich bis jetzt nicht verstehe. Wer diese Art von Texten zu schätzen weiß, wird seine Freude haben, für mich war er leider etwas zu kryptisch.

Mein Fazit



Oskar Panizza war seiner Zeit weit voraus und erschuf eine Geschichte, die auch aus der heutigen Zeit stammen könnte. Der Wert von Menschen gegenüber Robotern oder Maschinen wird auf faszinierende Weise dargestellt, irritiert mich aber auch aufgrund seiner sehr philosophischen Erzählweise. Trotzdem ist dies ein Werk, das wohl locker nochmal 130 Jahre überleben wird und dabei nicht an Präsenz verlieren wird.
Profile Image for Vera.
2 reviews
May 2, 2019
Ich gebe diesem kleinen Büchlein 3 Sterne, da zwar schon gute Fragen über das Menschsein gestellt werden. Nur wenn man schon z.B. Schöne Neue Welt gelesen hat, vom Prinzip nichts mehr Neues. Dennoch gibt es gut die Denkweisen der Menschen zu dieser Zeit wieder und ich werde mir auf jeden Fall noch andere Werke des Autors durchlesen.
22 reviews
September 30, 2024
Ich weiß nicht. Vielleicht war die Erzählung etwas phänomenales als die herausgekommen ist. Ok, es ist altes SF, natürlich wird es anders sein, nicht so detailliert, wie ich es mir gewünscht hatte. Das war eher so eine Art Gruselgeschichte, mit moralisch/philosophischen Anmerkungen des Autors. Interessant als historisches Dokument in der Science Fiction Geschichte.
Profile Image for Jodi.
2,282 reviews43 followers
April 3, 2020
Noch vor Orwell und Wells schrieb Panizza eine kurze Geschichte über eine "Menschenfabrik" und auch wenn die hergestellten MWesen eher an E.T.A. Hoffmann erinnern, so hat die Geschichte doch sehr deutliche Züge dessen, was heute als Sci-Fi und AI bekannt ist.

Der Wanderer stellt sehr viele Fragen, ein typisches Erzählmuster zur damaligen Zeit. Es wird mehr geredet als berichtet, da der Text hauptsächlich der Gedankenvermittlung dient. Wirim 21. Jahrhundert können vieles aus dem Stegreif beantworten oder stellen uns gewisse Fragen gar nicht mehr, da dies alles bereits Alltag ist.

Aber damals war die ganze Industrie und Modernisierung noch neu und unbekannt. Was würde Panizza wohl denken, wenn er im 21. Jahrhundert landen würde? Vielleicht ist es besser, wenn er dies nicht tut.
Profile Image for Tina (Sips & Scares).
277 reviews20 followers
June 10, 2019
Ein absoluter Klassiker, der aktueller ist denn je, im neuen Gewand.

Bereits 2016 erschien bei Hoffmann & Campe eine äußerst schicke Neuauflage eines echten dystopischen Klassikers: “Die Maschine steht still” von E. M. Forster. Jetzt ist eine weitere Noelle in dieser schicken Aufmachung erschienen und da wurde ich doch direkt neugierig: Oskar Panizzas “Die Menschenfabrik” ist bereits vor knapp 130 Jahren erschienen und widmet sich Künstlicher Intelligenz, der (titelgebenden) Herstellung und Zucht von Menschen und den Schrecken der Technisierung, eingebettet in eine leicht gruselige Geschichte: Unser namenloser Protagonist verläuft sich bei einer Wanderung und sucht Unterschlupf für die Nacht, da es unmerklich doch ein wenig spät geworden ist. Glücklicherweise ist da ein großes Fabrikgebäude, er klingelt und wird prompt von einem “kleinen schwarzen Männchen” in Empfang genommen, das ihm nicht nur Unterschlupf gewährt, sondern ihn auch willig durch die Fabrik führt – bei der es sich seiner Aussage zufolge um eine Menschenfabrik handelt. Unser Protagonist glaubt, er habe sich verhört und überlegt im Geiste, wie das Gesagte verstanden werden könnte. Doch ehe er zu einem Schluss kommt, beginnt die Führung und er kommt aus dem Staunen und Erschrecken gar nicht mehr heraus.

"Da ich nun keinen Grund hatte, anzunehmen, daß in diesem merkwürdigen Haus andere grammatikalische Regeln herrschen als in den übrigen deutschen Landen, so verstand ich unter »Menschenfabrik« eine Fabrik, in der Menschen fabriziert werden."

Der namenlose Protagonist versteht nicht, wozu in dieser Fabrik Menschen hergestellt werden sollen, werden diese doch täglich “zu Hunderten” kostenlos geboren. Dass es dabei tatsächlich einen logischen, wirtschaftlichen Hintergrund geben könnte, widerstrebt ihm sehr. Und dass gar Menschen verschiedener Hautfarben in der Fabrik hergestellt werden, da diese “jetzt sehr beliebt” sind, empört ihn noch mehr. Unser Protagonist wendet sich in seiner Wut und seinem Zorn dabei oft an den Leser selbst, was ich stilistisch sehr gelungen finde. Auch lässt er sich bei der Führung nicht nur berieseln in Gedanken an einen warmen Platz zum Schlafen, sondern empört sich lautstark über die “Machenschaften”, die in der Fabrik ihren Lauf nehmen.

Panizzas “Menschenfabrik” wirft dabei verschiedenste Thematiken auf, von Religion über Kapitalismus bis hin zu Kritik am Zeitgeschehen. Besonders die Religion spielt in der Novelle eine wichtige Rolle, denn das “kleine schwarze Männchen”, das zugleich der Direktor der Fabrik ist, backt die Menschen aus Lehm – da ist der Vergleich zur Bibel nicht weit hergeholt. Den so entstandenen Lehmgolems fehlt es an Intelligenz und ihre Daseinsberechtigung liegt nur in der Bespaßung der Menschen, die sie kaufen.

»Tun Ihre Menschen denken?« — »Nein!«

Fazit: Diese Novelle ist aktueller denn je, denn Begriffe wie Gewinnmaximierung sind uns natürlich nicht fremd. Auch künstlich erschaffene Lebewesen, wenn auch nicht unbedingt Menschen, sind heutzutage längst möglich – zumindest in der Theorie! Oskar Panizza hat also bereits 1890 ersonnen, wie es einmal sein könnte, in dieser dunklen Zukunft, und dabei unerwartet ins Ziel getroffen. Ein wunderbar zu lesender Klassiker, der toll gealtert ist und in seiner neuen Aufmachung mächtig was hermacht im Regal.

Mehr unter: https://killmonotony.de/buecher/rezen...
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