**Sarrazin schreibt von Parallelwelten - Katja lebte darin** Katja Schneidt ist eine junge, moderne, selbstbewusste Frau, die ihr Leben liebt und jede Menge Spaß hat. Bis sie Mahmud kennenlernt. Sie verlieben sich, ziehen zusammen und Mahmud zeigt sein wahres Gesicht - das Gesicht eines Tyrannen. Katja Schneidt wird als Deutsche mitten in Deutschland Teil einer fundamentalistischen Parallelgesellschaft. Sie darf das Haus nur mit Einwilligung Mahmuds verlassen, muss Kopftuch und lange Kleidung tragen und wird brutal misshandelt. Sie wird immer stärker in einen Abgrund hineingezogen, in dem sie Zeuge von Zwangshochzeiten, Hochzeiten mit minderjährigen Bräuten und schlimmsten Auswüchsen von Gewalt wird - vor allem gegen Frauen. Erst als sie zum wiederholten Mal halb tot geschlagen wird, sammelt sie all ihren Mut und flieht, um Mahmud anzuzeigen, gegen ihn vorzugehen und damit zur Geächteten zu werden, der bis heute die Blutrache von Mahmuds Familie droht. Eine erschütternde Geschichte aus der islamistischen Parallelgesellschaft, in die plötzlich auch deutsche Frauen hineingezogen werden.
Zwischendurch lese ich gerne mal einen Erfahrungsbericht bzw. eine Lebensgeschichte. Doch bei diesem Buch war ich seit langem mal wieder richtig schockiert. Denn die Protagonistin Katja ist so naiv, dass man am liebsten in die Seiten greifen wollte, um sie zu schütteln. Denn gleich bei der ersten Begegenung ist ersichtlich, dass ihr türkischer Verehrer Mahmud nicht ganz richtig tickt und sehr stark an machohaften Traditionen hängt. Ich als Leser habe einfach nicht verstanden,w arum sie sich trotzdem auf ihn eingelassen, ihn sogar geliebt hat. Denn Katja berichtet fast ausschließlich von den negativen Dingen der Beziehung. Doch gerade zu Beginn muss es ja auch gute Tage gegeben haben - es wäre schön gewesen, ein bisschen mehr Einblick in diese Beziehung zu bekommen, denn für mich war Mahmud von Anfang an ein Albtraum. Zu lesen,w as Katja widerfahren ist, war sehr verstörend und bildlich - und das, obwohl der Schreibstil nicht wirklich gut war. Oft war es sehr plump beschrieben, doch trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie Katja sich letzten Endes aus dieser Beziehung retten konnte. Das Ende fand ich dann etwas ernüchternd. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, wie Katja es geschafft hat, nach der Beziehung wieder zu sich zu finden. Das wurde mir doch etwas zu kurz abgefrühstückt. Außerdem fand ich es sehr sehr schade, dass hier so viel pauschalisiert wurde und ich den Eindruck hatte, hier würde vermittelt, dass es bei ALLEN Türken so zuginge. Schließlich gibt es auch viele, die sich perfekt integriert haben und nicht an veralteten Denkmustern hängen.
Obwohl ich so schockiert war, während des Lesens, kann ich nur sagen, dass das Buch mir gefallen hat. Vielleicht passiert bei einigen muslimischen Familien doch das, was im Buch stand, aber wie festgestellt wurde, nicht jeder Moslem behandelt seine Frau in dieser Art und Weise wie im Falle der Autorin.
Das Buch ist wirklich gut geschrieben und ist total empfehlenswert !
Ich glaube, inhaltlich sind einige Ereignisse übertrieben beschrieben, was mich an dem Wahrheitsgehalt zweifeln lässt, aber der Schreibstil gefällt mir sehr.