Marieluise Fleißers Ingolstädter Stücke, deren Uraufführung in den 20er Jahren zum Skandal führte, zeigen Kleinstädter, deren doppelte Moral jeden Emanzipationsprozeß abschnürt wie ein Korsett aus Gewohnheit, Aberglauben und Engstirnigkeit. Und sie zeigen, um was es der Fleißer geht: um Glück, Liebe, Angstlosigkeit und Klarheit.
"Fegefeuer in Ingolstadt ist ein Stück über das Rudelgesetz und über die Ausgestoßenen." So schreibt Fleißer über ihr Stück. Themen des Schwangerschaftsabbruchs, Suizidversuchs und der Schikane verdeutlichen eine tragische Handlung unter Gymnasiast:innen. Das Einfädeln von sakralen Elementen und die Szenen der Ministranten lässt das Stück allerdings sehr gestelzt wirken. Darin verliert das Stück für mich seine Dynamik, weil es symbolistische Züge annimmt und an Realitätsnähe verliert.