Wer die abendländische Gesellschaft für frei, aufgeklärt und gerecht hält, wird über die Wunden, auf die Friederike Habermann den Finger legt, erstaunt sein: Die Ökonomin, Historikerin und Politikwissenschaftlerin zeigt auf, warum die westliche Gesellschaft auf struktureller Gewalt basiert und die vielgerühmte Freiheit des Westens in Wirklichkeit eine Freiheit der Angepassten ist. Ihre fulminante Tiefenkritik der unsichtbaren Tropenhelme, unter denen wir bis heute ein kolonialistisches Denken zelebrieren, macht deutlich, wie der weitverbreitete Wahn, die westliche Kultur sei die höchste Stufe kultureller Entwicklung, weltweit subtil und offen Gewalt ausübt. Sie zeigt die Ursprünge von Konkurrenz und Rassismus auf und eröffnet so eine Perspektive zur Überwindung von Ausbeutung und Unterdrückung und zur Emanzipation des Anderen. Nur wer subtile Gewalt erkennt, kann sie überwinden Eine wichtige Stimme in der aktuellen Debatte um Integration Eine klug argumentierte, fulminant geschriebene Streitschrift wider den Rassismus und Kolonialismus in unseren Köpfen.
Informativ und lesenswert. Der Schreibstil ist allerdings immer wieder seltsam lapidar und pietätlos. Vielleicht sollte man sich die Schnippischkeit für etwaige Kolumnen aufheben statt für ein Buch über deutsche Kolonialverbrechen (und die anderer Kolonialmächte). Nützlich ist das Büchlein aber allemal nicht zuletzt für die Hinweise auf weiterführende Lektüre.