Jeden Samstag treffen sich drei Superheldinnen im heruntergekommenen Café Sette Fontane zu einer Arbeitssitzung: Mascha, die mutige Stütze der Gruppe, Direktorka, unerfahren, aber experimentierfreudig, und Marijas Enkelin mit dem dehnbaren Gewissen und der Rache im Blut. Sie verfügen über dunkle, chaotische Kräfte, bringen Gerechtigkeit in die Vorstädte und planen vergeblich ihren Aufstieg in den Mittelstand. „Blitz des Schicksals“ und „Auslöschung“ sind ihre Waffen, mit denen bereits Großmutter Marija ein ganzes Land destabilisierte. Nach gescheiterten Auftritten und schmerzhaften Lehrzeiten in Berlin, Belgrad, Sarajevo und andern Städten triumphieren die „Superheldinnen“ im bösesten aller Happy Ends.
Barbi Marković (b. 1980) is a Serbian writer. She studied German literature at university in Vienna and Belgrade and worked as an editor for the publisher Rende Verlag in Belgrade.
In 2009, Marković caused a sensation with the Thomas Bernhard remix novel “Ausgehen”. In 2016, she published the novel “Superheldinnen”, for which she received the Alpha Literature Prize, the Adelbert von Chamisso Prize and the Reinhard Priessnitz Prize in 2019. In 2017, Barbi Marković read at the Ingeborg Bachmann Prize. In 2023, Barbi Marković received the Berlin Art Prize for Literature. Most recently published by Residenz Verlag: “Die schissene Zeit” (2021) and “Minihorror” (2023). In “Minihorror”, Barbi Marković creates a monument of perfidy and compassion for the fearful workers of our society, which makes us feel both caught and understood when we read it. She was awarded the Prize of the Leipzig Book Fair for “Minihorror” in 2024.
Šašava, ali nipošto bezazlena knjiga. Žao mi je što neću sutra ići na gostovanje Barbi Marković u Gete institutu, susret uživo daje drukčiji, celovitiji utisak, ali ne mogu odbiti iznenadne poslovne pozive za put. Šta da se radi.
Barbi je najubedljivija u drskom lirizmu i političnim čeprkanjima, a u okvirima pripovedanja je nehajna. Ali nije priča ovde važna, nego stanja: preplavljenost rascepkanosti.
Truli Beč, truli Beograd, truli kapitalizam, truli ratovi, sve trulo.
Nizovi predobrog pisanja uz neizbežne osvrte na život u lokalnoj sredini, snalaženje iseljenika u dobro poznate gastarbajter destinacije, uz naravno smenjivanje sa nizovima lošeg i banalnog pisanja i nizovima nit smrdi nit miriše pisanja. Sve u svemu zanimljiv i originalan tekst, dopada mi se što književnica ne robuje šablonima, piše iz sopstvenog zadovoljstva i realno je nije briga da li će se tekst nekome dopasti ili ne. Ili je bolje da napišem da je ovo fantastičan tekst kako mi ne bi uradila blic posredstvom svojih junakinja ili bože sačuvaj golubova 🙂
MARKOVIC, Barbi: „Superheldinnen“, Salzburg Wien 2016 Österreich wächst auf Grund von Zuwanderern. Sie werden von den einheimischen Österreichern oft nicht zur Kenntnis genommen und von manchen Politikern nur negativ gesehen. Wie es den Menschen geht, wenn sie von einem anderen Land in das unsere kommen, von einer anderen Kultur zur österreichischen wechseln wissen wir nicht. Die junge Autorin Markovic gibt uns Einblick. Selbst aus Belgrad nach Wien gekommen weiß sie es und kann es uns beschreiben. Die Hauptperson ihres Romans trifft sich jede Woche mit zwei Leidensgenossinnen in einem Wiener Café. Sie besprechen ihre Probleme, schreiben eine Kolumne für eine astrologische Zeitung und glauben ihre „Kräfte“ – Blitz und Auslöschung - gegen andere Menschen einsetzen zu können. Sie haben das von älteren Vorfahren in ihrer Heimat gelernt. Jetzt hier im „fremden Land“ wollen sie aus ihrem Pessimismus herauskommen um in einer besseren Welt anzukommen. „Wir kamen aus dem Dreck, aber wir waren nicht gekommen, um ewig von einer schlechten Arbeit zur nächsten zu hetzen. … Wir waren gekommen, um das Leben aus der Werbung zu leben.“ (Seite 156) Aber um aufsteigen zu können sehen sie oft nicht was sie schon erreicht haben „Die Menschen waren gezwungen, unablässig auf dem Laufband der Gesellschaft dahinzutraben, sie hatten keine Zeit, sich umzudrehen und die Früchte ihrer Arbeit zu betrachten“. (Seite 60) Sie „hetzten einem Lebensstandard hinterher, den ihr Einkommen nicht erlaubte.“ (Seite 40) Zu dritt versuchen sie ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Jede bringt Vorteile ein. „Manche Menschen sind schlicht aus besserem Material hergestellt. Sie haben weißere Zähne. Sie werden seltener krank. Mascha hat mir und Direktorka vieles voraus. Sie lief schneller und kletterte höher. In magischen Unternehmungen ging sie einen Schritt weiter.“ (Seite 19) Bei ihren wöchentlichen Treffen im Kaffeehaus hatten sie eine Rollenverteilung innerhalb ihres Freundschaftsdreiecks. Um mit ihren Problemen fertig zu werden sehen sie drei Möglichkeiten: • zu sterben, • den Aufenthaltsort zu wechseln oder • etwas zu verändern. (Seite 8) „Wir bildeten eine stabile freundschaftliche Gemeinschaft, die auf dem besten Weg war, zusammen zu altern.“ (Seite 23) Der menschliche Kontakt wird sozialen Medien vorgezogen. „Ich sagte, Facebook erinnere mich an einen Opportunisten, dessen Einschleimversuche mich anwidern, der jedoch allmählich meinen sozialen Raum erobere und sich zwischen mich und alle Menschen, die ich treffen wollte, stellte.“ (Seite 27) Die drei Frauen wollen von der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigen. Sie schaffen es mit einem Casinobesuch. Sie erspielen mit geschenkten Gutscheinen soviel Geld, dass sie den Aufstieg schaffen. Ein Roman mit Happy End. Die Damen kaufen im Supermarkt was sie wollen, sie besuchen Kosmetiksalons, machen Yoga und essen Ziegenmilchjoghurt – nein, sie kaufen es nur weil es schick ist, essen es aber nicht. „Die Veränderung war nicht plötzlich … alles hatte uns zu diesem Punkt geführt. Wir haben gelernt unseren wohlverdienten Platz einzunehmen, auf unseren Körper zu hören und das zu tun, was uns gut tut.“ (Seite 187) Tauben begleiten den Leser und die Hauptakteurin durch das Buch. Sie bringen Unglück. Am Ende bleiben sie aus. Wenn ich ein Buch lese, mache ich mir „Eselsohren“ bei jenen Seiten, wo ich eine schöne Formulierung finde. Bei diesem Buch musste ich mein System ändern. Fast jede Seite hätte ein Eselsohr bekommen. Manchmal hatte ich es schon auf der Seite und hätte ein weiteres auf der Rückseite gebraucht. So habe ich erstmals die „schönen Sätze“ mit Bleistift angestrichen, um sie später wieder zu finden und genussvoll nochmals zu lesen. Ja, das Lesen ist bei diesem Buch ein Genuss. Eine junge Autorin, die zeigt, dass Literatur weiterlebt.
Genau das richtige für ein Zwischen-den-Jahren-Buch. Zynisch, depressiv, dann wieder aufmunternd, allzu realistisch und extrem schräg. (TB Ausgabe von BTB)
Die Superheldinnen treffen sich Samstag in einem Cafè in Wien und arbeiten dort Texte für ein esoterisches Magazin aus. Aber das ist nicht ihr eigentliches Anliegen. Tatsächlich versuchen sie zu dritt ihre jeweiligen dunklen Kräfte zu kanalisieren. Denn es ist schwierig, solche Kräfte wie den "Blitz des Schicksals" oder gar die "Auslöschung" in den Dienst der Gerechtigkeit zu stellen, da ist es schon gut, wenn sie zu dritt sind. Gleichzeitig versuchen sich die Superheldinnen im Aufstieg in den Mittelstand, aber das ist selbst für Superheldinnen schwierig, wenn sie wurzellos sind. Ich mag diese Geschichte. Sie handelt von der Erbarmungslosigkeit des Kapitalismus, von der Heimatlosigkeit, der Einsamkeit und der Suche nach Wohlstand. Sie handelt von Heimat und Wurzellosigkeit, von Einsamkeit und Freundschaft, von Liebe, Zuneigung und Hass sowie von Krieg und Frieden.
Ein konsequentes Abfahren und Zusammennähen von Oberflächen (Flächen der Stadt, des Körpers, der Sprache)..dabei zugleich eine Verweigerung von Innerlichkeit und Tiefe, die den Versuch, einer Interpretationsarchitektur von vornherein verweigert; gerade darin liegt jedoch die Durchschlagskraft dieses Textes. Eine originelle Geschichte oder Aneinanderreihing von Textfetzen über Migration, die alle damit aufgerufenen Klischees zum Narren hält und sich von keinem Rahmen bändigen lässt. Gegen einen Jargon der Innerlichkeit setzt dieser Text undurchdringliche Oberflächen, die mir das Wort 'subtil' geradezu aus dem Mund nehmen, auch wenn ich es dennoch in Ermangelung anderer Lobesattribute verwende, um seinen Bezug zu Diskursen um Erinnerung, Fremdheit und Migrationsproblemen zu beschreiben. Gaming, Werbung, Reiseführer, Facebook, #Twitter heißen die sprachlichen Umwege, die der Text nimmt, um die Konstellationen der jungen Frauen in ihrer Begegnung mit den Menschen und Schriften der Städte Wien, Berlin, Zahreb, Sarajevo und Belgrad zu vermitteln und 'klassischen' Fokalisierungen und Erzählanalysen die Tür zuzumachen. DER Mensch ist hier nicht zu finden, nur Spielfiguren und Kammern von kapitalistisch durchwirkter 'globaler' Stadtsprache, die die Frage nach dem Geist und der Grenze von Mensch und Maschine aber damit auf radikalste Weise ver-stellen.
Hätten Wien, Berlin, Sarajevo und Belgrad ein Bewusstsein, sie hätten ihren vom Postkapitalismis epidemisch infizierten Stream of Consciousness rund um die Jahrtausendwende nicht besser festhalten können als Barbi Marković. Wie postmoderne Märchenfiguren schickt sie ihre drei Protagonistinnen hexengleich durch die osteuropäischen Städte, in denen alle ihr Glück versuchen und jede kalte Enttäuschung und Einsamkeit erfährt. Mit guten Absichten und dunkler Magie versuchen sie, die Welt zumindest lokal zu einer besseren zu machen, nur um schließlich vor der Armut in die weiten Arme des umsich greifenden Versprechens eines glücklichen Lebens dank schnellem Geld zu flüchten und vor dem zu kapitulieren, was sie eigentlich selbst bekämpfen wollen. Nie war die Beschreibung "bösestes aller Happy Ends" treffender. Eine vernichtende Zeitgeistanalyse, luzide, sperrig und poetisch wie die Magie selbst.
Sprachlich findet sich viel gelungenes und amüsantes im Text. Gute Ideen und auch viele weniger gut ausgeführte Erzählideen. Ich vermute, dass ich nicht wirklich Zugang zur Story bekommen habe und deshalb ein wenig schaumgebremst reagiere. Vielleicht ist es informativer und wird dem Buch gerechter, wenn man sich an die Renzension (review) von Johann Guenther auf goodreads hält.
Ein Pop Culture Buch für jeden, der schon einmal in einer anderen Stadt ( und besonders in Wien) gelebt hat. Die Negativität der Stadt und das Zusammenspiel der Migranten ist perfekt eingefangen.
Nos trois superhéroïnes – des sorcières – œuvrent dans un futur plus ou moins proche où tous les défauts de la société de surconsommation sont exacerbés, ce qui est l’occasion d’une critique sociale à l’humour délicieusement cynique. Barbi Marković, en mêlant un cadre de science-fiction, une prémisse de fantasy et un propos contemporain, crée un roman à la fois familier et étrange, à l’instar de la forme inusité qu’adopte Superhéroïnes. Avis lecture complet sur lilitherature.com.
Découvrez un extrait accompagné d’une analyse où l'autrice nous parle à travers sa narratrice de la difficulté de gravir l’échelle sociale, spécialement quand on est une femme immigrante.
Un essai où j'explique pourquoi le roman s'appelle Superhéroïnes et non Sorcières au lilitherature.com.
Ich habe mich auf das neue Buch von Barbi Markovic gefreut, es mit vielen Vorschusslorbeeren versehen (und leider sogar verschenkt). Aber ich muss leider sagen, dass es weit hinter meinen Erwartungen zurück bleibt. Die Autorin hätte aus der "Story" sehr viel mehr heraus holen können. Stattdessen schweift sie auf den wenigen Seiten ab und füllt sie viel zu oft mit belanglosen Nebengeschichten und - sehr viel schlimmer noch - mit noch belangloseren Einschüben von Werbetexten, Beschriftungen, Preisauszeichnungen, Stellenanzeigen, ... (z. B. "Spiegel 29,95 Showergel 7,95 Bodylotion 11,95 Handcreme ... "; so geht es eine viertel Seite weiter; oder "Nur jetzt: die magisch günstige 4+ Rate ✓ O2 Netz-Flat ..."; eine drittel Seite; ...).