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Bühlerhöhe

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Rosa Silbermann wird 1952 mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe geschickt. Die in den 1930ern aus Köln nach Palästina emigrierte Jüdin arbeitet für den israelischen Geheimdienst. Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Die musste 1945 das Elsass verlassen und sucht ihre Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg. Beide haben erlebt, was es heißt, wenn ein ganzes Land neu beginnen will. Keine von ihnen vertraut der beschaulichen´Landschaft des Schwarzwalds. Und beide wissen von einem geplanten Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, wobei jede ihre eigenen Pläne verfolgt. Zwei Frauen in einer Männerwelt, in der es um Macht, Geschäfte und alte Seilschaften geht – und irgendwann um Leben und Tod.

445 pages, Hardcover

First published August 12, 2016

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About the author

Brigitte Glaser

32 books18 followers

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Community Reviews

5 stars
65 (24%)
4 stars
118 (44%)
3 stars
65 (24%)
2 stars
17 (6%)
1 star
3 (1%)
Displaying 1 - 30 of 35 reviews
Profile Image for Andrea.
917 reviews44 followers
June 20, 2021
Ein spannendes Buch über eine interessante Zeit, Anfang der 50er Jahre, über die ich bislang wenig wusste. Brigitte Glaser macht in ihren Büchern Geschichte lebendig und ich habe auch im Nachgang noch Einiges nachgelesen zu Konrad Adenauer und dem Entschädigungsabkommen mit Israel. Besonders gefallen hat mir, dass am Ende des Buches klar zum geschichtlichen Hintergrund und Fiktion der Autorin unterschieden wird. Die Charaktere waren schlüssig und auch differenziert dargestellt, die Handlung hatte sowohl Spannungen als auch Hintergrund.
Profile Image for Jürgen Zeller.
200 reviews14 followers
August 12, 2016
Bei diesem Buch haben mich die interessante Kurzbeschreibung sowie das ungewöhnliche Umschlagbild, das mich latent an die ersten farbigen Heimatfilme erinnert, zum Lesen dieses Romans verführt. Im englischen und französischen Sprachraum gibt es unzählige Krimis die in den 1950er Jahren spielen aber in deutschsprachigen Gefilden scheint man diese kurze Ära für Spannungsromane eher zu meiden. Die Schriftstellerin Brigitte Glaser hat die zeitliche Lücke im Literaturbetrieb erkannt und baut eine anregende Agentengeschichte um ein luxuriöses Schlosshotel auf einem Bergsporn im Schwarzwald ganz in der Nähe von Baden-Baden.

Es ist die kurze Zeitspanne nach dem 2. Weltkrieg noch bevor das Wirtschaftswunder in Deutschland beginnt. Die Bundesrepublik steht offiziell mit dem jungen Staat Israel in Verhandlungen betreffend dem Bundesentschädigungsgesetz. Es geht um finanzielle Wiedergutmachung des Staates für begangene Verbrechen während des Krieges. Dieses sich anbahnende Gesetz samt hohen Kosten ruft im politischen Spektrum unterschiedlichste Gruppierungen auf den Plan die diesem Vorhaben kritisch gegenüberstehen und es am liebsten verhindern möchten. Gefährlich sind radikale Extremisten jeglicher Couleur die auch vor Gewalt und Anschlägen nicht zurückschrecken.

Der damalige Bundeskanzler Adenauer, ein Befürworter der Entschädigungszahlungen, verbrachte während seiner Regierungszeit seinen Urlaub öfters im noblem Hotel auf der badischen Bühlerhöhe. Der israelische Geheimdienst Mossad sorgt sich um des Kanzlers Sicherheit und schickt ein jüdisches Agentenpärchen, getarnt als Touristen, zum Schutze Adenauers auf die Bühlerhöhe. Rosa und Ari, der leider einige Tage verspätet eintrifft, sind die tragenden Hauptfiguren in dieser Geschichte. Im Hotel und somit im Dunstkreis des Kanzlers und seiner Entourage sind zufälligerweise noch andere geheimnisvolle Gäste einquartiert. Alle haben so das ein oder andere zu verbergen. Die überaus neugierige Hausdame Sophie Reisacher ist ganz in ihrem Element und sie steckt ihre Nase zu gerne in Angelegenheiten die sie eigentlich nichts angehen.

Von der ersten Seite an ist mir der kultivierte Schreibstil von Brigitte Glaser aufgefallen. Da schreibt eine Autorin, die mit der Sprache umzugehen und sie stilsicher einzusetzen weiss. Für einen Spannungsroman, sofern es überhaupt einer sein soll, ist dieses gepflegte Erzählen höchst ungewöhnlich aber es passt zum noblen Ambiente. Der Einsteig in die Geschichte ist gelungen aber er ist mir eine Spur zu lang geraten. Es bleibt ungewöhnlich lange unspektakulär und es zieht sich bis Kanzler Adenauer eintrifft und endlich Dynamik und Leben in die etwas vor sich hin plätschernde Erzählung kommt. Davor geht es primär darum, wie die Personen untereinander agieren und versuchen den anderen zu durchschauen ohne zu viel von sich selbst preiszugeben. Jeder Angestellte des Hotels und jeder Gast hegt und pflegt seine rätselhafte Aura und verfolgt seine individuellen Vorhaben und Ziele.

So viel sei vorab verraten: Bundeskanzler Adenauer selbst muss sich in diesem Roman mit einer kleinen Nebenrolle begnügen. Er ist zwar die weitaus bekannteste Figur und thematisch latent präsent tritt aber selbst kaum in Erscheinung. Es sind die bereits erwähnten Protagonisten die diesen feinen Roman mit den vielen kleinen Anspielungen tragen und zu einem vielschichtigen und bis zum Schluss stimmigen Grossen und Ganzen machen.
Profile Image for Jürgen.
Author 2 books60 followers
August 10, 2020
Ich habe das Hörbuch nach etwas weniger als der Hälfte abgebrochen. Am meisten gestört haben mich die inkonsequent konstruierten Protagonisten. Dazu kam noch eine ganze Reihe von inhaltlich zumindest fragwürdigen Details. Ich will nicht spoilern - nur mal ein Beispiel: Da wird einer weiblichen Agentin, die an der Seite des eigentlichen Agenten nur die gutbürgerliche Ehefrau spielen soll, ausgerechnet eine schwere Luger 08 mitgegeben, eine Kriegswaffe, die geladen fast ein Kilo wiegt und mit mehr als 22cm Länge in kaum eine Handtasche passt. Logisch wären z.B. eine Walther PPK oder eine Korovin gewesen, die beide deutlich kleiner und leichter gewesen wären. Dann wird die Bühlerhöhe fortwährend so beschrieben, als wenn es sich um eine kleine Pension mit 4-5 Angestellten handeln würde. Die Hausdame hat da reichlich Zeit, tagsüber ihren privaten Angelegenheiten nachzugehen und insgesamt tauchen kaum Angestellte auf. Dabei sind die Gebäude riesig und dürften schon zu Adenauers Zeiten mindestens 60-90 Angestellten beschäftigt haben.
Viel schlimmer als solche eher handwerklichen Fehler waren die unlogischen Handlungsweisen mehrerer Protagonisten, die einerseits als furchtbar clever dargestellt wurden, andererseits aber an Naivität kaum zu überbieten waren. Spannung gab es, trotz erster Leichen, nicht wirklich.
Profile Image for Gerti.
317 reviews
August 18, 2016
Rosa wird aus ihrem Kibbuz in Israel vom Geheimdienst nach Deutschland geschickt um ein geplantes Attentat auf Adenauer zu verhindern. Dieser will mit Israel ein Entschädigungsabkommen abschließen und das ausgerechnet auf der "Bühlerhöhe", ein Ort, an dem Rosa mit ihren Eltern und Großeltern die Sommerferien verbracht hat.
Nun sind alle tot, ermordet von den Nazis, außer ihrer Schwester Rachel, die Israel wieder verlassen hat und in Tanger lebt.
Schweren Herzens reist sie über Tanger in den Schwarzwald um sich dort mit einem anderen Agenten zu treffen.
Dieser allerdings bleibt erstmal verschwunden, weshalb Rosa ganz auf sich alleine gestellt ist.

Wie sich diese auf ungewöhnliche Weise, in einer wunderbaren Sprache erzählte Geschichte entwickelt, welche lebensgefährlichen Abenteuer Rosa zu bestehen hat, kann man in diesem atmosphärisch dichten Buch nachlesen.

Brigitte Glaser lässt sich mit ihrer Erzählung Zeit. Sie lässt ihre Figuren, allen voran Sophie Reisacher, die alles bestimmende Hausdame auf der "Bühlerhöhe" deren Augen nichts entgeht, aber auch das Zimmermädchen Agnes oder Walburg, deren Schwester sehr lebendig werden und zieht den Leser in einen Strudel von Ereignissen, die zum Teil politisch zum Teil kriminellen Machenschaften geschuldet sind.
Das Buch nimmt mit der Anzahl der Seiten immer mehr Fahrt auf, man fiebert mit Rosa und verabscheut Madame Reisacher oder ängstigt sich mit Agnes.
Aber immer fragt man sich, wer ist der Mann im Hintergrund, der das Attentat ausführen soll? Glaser legt falsche Spuren aber ein Steinchen fügt sich zum andern bis am Ende, unter dramatischen Umständen, der Täter entlarvt wird.
Ich empfehle jedem, das Buch zu lesen, denn es hebt sich wohltuend aus dem Einerlei der Romanliteratur ab.

Profile Image for Achim ('akim) Schmidt.
210 reviews
December 21, 2019
Zuerst das Positive: eine Geschichte mit sehr viel Potential und geschichtlichem Background, die einem so Richtig den Mythos ‚Wirtschafswunderjahre‘ vermiest und den Sumpf der Post-Nazi 50er aufzeigt.

Was aber negativ auffällt ist der unruhige Schreibstil - viele Zeitsprünge - und Charaktere, die sich irgendwo zwischen Operette, Heimatfilm, Hitler-TV und James Bond bewegen.

Daher 3,5 / 5
Profile Image for Wal.li.
2,545 reviews68 followers
August 12, 2016
Wiedergutmachung

Im Sommer 1952 wird Rosa Silbermann, die mit ihrer Schwester dem Naziregime entfliehen konnte und sich im Kibbuz ein neues Leben aufbauen wollte, zurück nach Deutschland geschickt. Als Gast getarnt soll sie im Hotel Bühlerhöhe dabei helfen, einen Anschlag auf den Bundeskanzler zu verhindern. Adenauer, der dort Urlaub machen will und sich einer Frischzellenkur unterziehen. Es heißt, der Israelisch Irgun wolle das geplante Wiedergutmachungsgesetz durch diesen Anschlag verhindern. Und so soll Rosa als jüdische Agentin den deutschen Kanzler vor einem jüdischen Attentäter schützen helfen. Wie eine Gegenspielerin Rosas wirkt die Hausdame Sophie Reisacher, die aber ganz eigene Ziele verfolgt und dabei vor keiner Bespitzelung halt macht.

Zwei Frauen wie sie kaum unterschiedlicher sein könnten. Sophie Reisacher, beruflich mitten im Leben stehend hat sie sich nach dem Krieg eine Position geschaffen. Als Hausdame führt sie das Regiment über die Bühlerhöhe. Ihr Ziel ist es, ihre Existenz zu sichern. Eine gute Heirat darf es gerne sein. Rosa Silbermann, die durch die Nazis außer ihrer geliebten Schwester alles verloren hat, möchte von Deutschland nichts mehr wissen. Als Kind allerdings hat sie die Ferien hier verbracht und ihre Ortskenntnis soll dem weiteren Agenten dienlich sein, auf den sie wartet. Viel lieber wäre Rosa allerdings in Israel geblieben, um beim Aufbau dieses jungen Staates ihre Frau zu stehen.

Vor der Kulisse des Schwarzwaldes ist es Brigitte Glaser gelungen, ein beeindruckendes Bild der frühen 1950er Jahre in Deutschland zu zeichnen. Der Krieg ist vorbei und die schwersten Nachkriegsjahre sind überstanden. Die Kriegsgeschehnisse und die unsäglichen Greueltaten, die man den jüdischen Mitbürgern angetan hat, werden am liebsten verdrängt. Das Wiedergutmachungsgesetz findet keine ungeteilte Zustimmung. Und nun soll der Kanzler ausgerechnet von jüdischen Agenten beschützt werden. Wunderbar vielschichtig wird den handelnden Personen Leben eingehaucht. Da sind die einzelnen Schicksale, da ist die Stimmung im Lande, die Kleinbürgerlichkeit und auch die erste kleine Rebellion, die kleinen Genüsse der noch neuen Meinungsfreiheit. Die Vergangenheit ist noch längst nicht überwunden und dennoch will und muss man in die Zukunft schauen.

Das alles verpackt in einen geschichtlichen Spannungsroman, genau die richtige Mischung aus Agententhriller und Darstellung des Zeitgeschehens. Ausgesprochen lesenswert.

4,5 Sterne
Profile Image for Oh, Darling.
110 reviews40 followers
December 7, 2020
3,75*
Schön erzählte Geschichte, die den Zeitgeist der 50er Jahre ganz gut widerspiegelt. Die Geschichte hat einige spannenden Stellen, aber bietet eher wenig Überraschungen. Dennoch eine schöne Geschichte, die man flüssig dahin lesen kann.
Profile Image for Schneehase.
239 reviews11 followers
September 1, 2016
Inhalt: Schwarzwald, Sommer 1952. Ein mögliches Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, geplant von extremen Zionisten, alarmiert den deutschen und den israelischen Geheimdienst.
Um einen Anschlag auf den Kanzler zu vereiteln, schleust der Mossad die Jüdin Rosa Silbermann incognito in das Hotel Bühlerhöhe ein, in dem auch Adenauer einen Aufenthalt geplant hat.
Rosa, die als Kind die Ferien des Öfteren in der Bühlerhöhe verbrachte und während des Holocausts nach Israel floh, trifft dort auf die resolute und misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Diese beginnt schon bald, trotz oder vielleicht auch wegen ihrer eigenen Probleme, Rosa hinterher zu spionieren.

Meine Meinung: Einen äußerst spannenden Roman, der die Atmosphäre der jungen Bundesrepublik sehr gut widerspiegelt, hat Brigitte Glaser mit "Bühlerhöhe" verfasst. Die handelnden Personen wirken authentisch und als Leser fühlt man sich gleich in die fünfziger Jahre zurückversetzt, in denen einerseits noch viele Menschen unter den Gräuel des Krieges leiden, bzw. versuchen diese aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen, andererseits ist aber bereits der Aufbruch in eine neue, bessere Zeit zu spüren.
Adenauer selbst spielt nur eine Nebenrolle, die Protagonisten sind eindeutig Rosa Silbermann und Sophie Reisacher, sowie die junge Agnes, ein Bauernmädchen, das im benachbarten Hotel arbeitet und ein schreckliches Trauma mit sich herumträgt. Alle Fäden laufen bei diesen sehr unterschiedlichen Frauen zusammen, die ihre Geheimnisse geschickt vor Öffentlichkeit zu verbergen wissen.
Der Roman beginnt zunächst sehr ruhig, nimmt aber im Verlauf mehr und mehr Tempo auf bis es zu einem dramatischen Finale kommt.
Auch sprachlich ist "Bühlerhöhe" ein Genuss. Auf recht hohem Niveau erzählt, trotzdem angenehm und leicht zu lesen, schreibt die Autorin der Zeit und den jeweiligen Personen angemessen.

Fazit: Ein großes atmosphärisches Lesevergnügen, das den Leser in die Ära der Fünfziger zurückversetzt. Sehr empfehlenswert!
510 reviews16 followers
September 15, 2020
Sehr empfehlenswerter Mix aus Heimat- und Zeitgeschichte, Spionageroman, Politthriller,...

Der Plot ist genial: Der Mossad schickt eine völlig unerfahrene gebürtige Kölner Jüdin los in den Schwarzwald, um dort ein Attentat gegen Adenauer zu verhindern – die Verhandlungen um die sogenannten „Wiedergutmachungszahlungen“ sollen nicht gefährdet werden. Ihre Eignung besteht darin, am Urlaubsort des Kanzlers selbst die Ferien ihrer Kindheit verbracht zu haben und die Sprache derer zu sprechen, die außer ihrer Schwester ihre gesamte Familie ausgelöscht haben. Der Attentäter wird befürchtet in den Kreisen derjenigen Israelis, die das „Blutgeld“ ablehnen.

„Warten bedeutete, unnütze Zeit zu haben, und unnütze Zeit war ein gefährliches Pulver. Ein bisschen davon auf die gut verschlossene Kiste voll von Verlust, Schmerz und Erinnerung gestreut, und diese explodierte und ließ alles in Fetzen im Kopf herumschwirren. Das Vergessen war lebensnotwendig. Wer nicht vergessen konnte, wurde wahnsinnig. Sie war eine Meisterin im Vergessen. Nur so war das Leben auszuhalten.“ S. 27

Wie bitte schafft es Autorin Brigitte Glaser, ein Buch zu schreiben, dass
• sowohl Heimatgeschichte erzählt (Schwarzwald, besonders um Bühl)
• als auch Zeitgeschichte (Adenauer und die Wiedergutmachungsverhandlungen bezüglich des Staates Israel, Leben im Kibbuz),
• das Spionageroman und Politthriller ist (ich wusste nicht, dass es ein – reales - Attentat auf Adenauer durch Zionisten gegeben hatte, was verschwiegen wurde, um die Beziehungen zu Israel nicht zu gefährden, wofür ihm Ben Gurion dauerhaft dankbar war)
• und noch dazu einen tiefen Einblick abliefert über Schuld, menschliche Beziehungen und Verdrängung?

Das Buch entpuppte sich als absoluter Glücksgriff – ich liebe anspruchsvolle Romane, ich liebe spannende Literatur, ich nutze gerne Bücher, um mich einer Zeit, einem Land oder einer Gruppe zu nähern, hier finde ich einen der seltenen Fälle, die ALLES gleichzeitig können.

Ich bin kaum jemals so vielen „red herrings“ hinterhergerannt, so viele Spuren legt die Autorin über praktisch die komplette Seitenzahl. Bei allem nutzt sie einen besonderen Stil: Es wird etwas erwähnt – und später, teils wirklich etliche Seiten später wird dieser Hinweis in einen Zusammenhang eingebettet. Ein Beispiel:
„In Haifa waren Rachel und sie [Rosa Silbermann, die Protagonistin] vor fast zwanzig Jahren als Jugendliche angekommen.“ S. 8
Später wird dann erklärt, dass Rachel sich kurz nach 1932 für die zionistische Idee begeistert hatte und mit ihrer jüngeren Schwester, auch angesichts der aufkommenden Probleme für Juden in Deutschland, mitnichten aus Spaß und Freude eingewandert war. Das ist noch ein mildes Beispiel, weil man sich diese Auflösung als naheliegend ja auch hätte denken können, doch ich werde ganz sicher hier nichts Weiteres verraten. Während mich oft in Büchern die sehr einfachen Beziehungen und Beweggründe stören, ist in diesem Buch fast alles und alle miteinander verwoben, was die Anzahl der red herrings ins Unermessliche steigen lässt, ohne dabei für mich aber undurchdringbar zu werden. Das Spannungsniveau bleibt einfach hoch, wie bei einem Thriller, weil man so aufmerksam bleiben muss. Da weiß jemand etwas, was einem anderen helfen könnte, erwähnt es aber nicht, um einem Dritten nicht zu schaden. Und über allem hängt die Vergangenheit. „So war das immer. Eine falsche Frage, ein falscher Satz, und alles Leichte und Fröhliche verschwand.
‚Welches Lager?‘, fragte Rosa leise.
‚Majdanek.‘“ S. 264

Glaser schreibt sehr ausgewogen. Auch mit den besten Absichten können Menschen verletzt werden, so soll Rosa ein Attentat verhindern helfen, wird aber fragwürdig moralisch genötigt dazu und völlig unerfahren in eine gefährliche Situation geschoben. Kaum jemand ist einfach das, was er oder sie oberflächlich zu sein scheint. Dadurch ist Rosa bald verstrickt in ein „Gestrüpp aus Spekulation und Manipulation“. Dabei geht das Buch durchaus in die Tiefe, stellt die verschiedenen Lebensstile gegenüber: da sind die, für die jede Kritik an Israel einem Verrat gleichkommt, aber auch jene, die zurück nach Deutschland gehen, „weil ein judenfreies Deutschland einem Sieg über Hitler gleichgekommen wäre“. Da sind die Kriegsgewinnler, die Ewiggestrigen, aber auch jene, die heute noch von Albträumen geplagt werden, oder selbst Opfer der Befreier wurden, weil sie aus dem Volk der Täter stammten. Der Sicht Rosas gegenübergestellt wird die Sicht von Sophie Reisacher, Hausdame auf der Bühlerhöhe, auch hierdurch wird eine tiefere, ausgewogenere Sicht gezeigt, wird deutlich, dass persönlicher „Ballast“ und Ziele bei allen den klaren Blick hemmen können.

Insgesamt definitiv fesselnd, informativ, schön zu lesen!

Am Ende des Buches folgt ab Seite 337 ein Glossar – ich habe noch einiges mehr nachgeschlagen, und empfehle das je nach Wissensstand und Interesse auch durchaus – sowie weitere Quellenangaben.

Das perfekte Buch "davor" oder "danach":

Daphne du Maurier "Rebecca" (oder die tolle Hitchcock-Verfilmung)

Leon Uris "Exodus" (als Film mit Paul Newman)
Profile Image for gardienne_du_feu.
1,450 reviews12 followers
March 23, 2021
Auf der Flucht vor dem Naziregime sind Rosa Silbermann und ihre Schwester Rachel wie viele andere Juden Mitte der 30er Jahre nach Palästina gegangen, um dort am Aufbau dessen mitzuwirken, was später der Staat Israel wurde. Das Leben in einfachen Verhältnissen im Kibbuz, die körperliche Arbeit und auch das Training an der Waffe stehen in krassem Gegensatz zum Aufwachsen der beiden in einem gutbürgerlichen Kölner Haushalt, doch Rosa hat sich gut eingelebt in ihrer neuen Heimat.

Die Umstände, unter denen sie 1952 nach Deutschland zurückkehrt, hätte sie sich wohl nie träumen lassen: sie soll im Auftrag des Mossad zusammen mit einem erfahrenen Agenten im Luxushotel Bühlerhöhe bei Baden-Baden absteigen und dort ein Auge auf Bundeskanzler Adenauer haben. Aufgrund der laufenden Verhandlungen über Entschädigungszahlungen des deutschen Staates an die Opfer des Holocaust sieht man eine erhöhte Attentatsgefahr und fürchtet, im Fall der Fälle mit Adenauer einen wichtigen Fürsprecher der auf beiden Seiten höchst umstrittenen Zahlungen zu verlieren.

Auf der Bühlerhöhe führt Sophie Reisacher ein strenges Regiment. Dem geschulten Auge der Hausdame entgeht keine Falte im Tischtuch und kein falsch gesetzter Knick im Paradekissen, entsprechend gefürchtet ist sie unter den Bediensteten. Die gebürtige Elsässerin hadert sehr mit den Folgen des Krieges und hütet sich, ihre Wurzeln preiszugeben. Insgeheim hofft sie, dass ihr Verehrer Xavier Pfister, ein Schweizer Industrieller, ihr bald einen Heiratsantrag machen wird und sie das Hotel hinter sich lassen kann. Aber bis es so weit ist (falls überhaupt), gilt ihr Adlerblick nicht nur den Untergebenen, sondern auch den Gästen - sie weiß viel mehr über deren Geheimnisse, als diese sich träumen lassen würden.

Diese beiden ungleichen Frauen stehen im Mittelpunkt eines ausgesprochen atmosphärischen Romans über die noch junge Bundesrepublik und ihr braunes Erbe, mit dem man nicht in dem Maße abgeschlossen hat, wie es angemessen wäre. Alte Klüngel aus dem Dritten Reich funktionieren nach wie vor, Aufarbeitung der fatalen Ereignisse ist für die allermeisten ein Fremdwort, und es verwundert nicht, dass die Frage der Entschädigungen so hohe Wellen schlägt.

Rosa stolpert ziemlich unverhofft in ihre Rolle als Spionin hinein und fühlt sich damit häufig überfordert und alleingelassen, zumal vor Ort dann auch vieles gar nicht nach Plan läuft, doch sie schlägt sich wacker und versucht ihr Bestes zu geben, während sie die Rückkehr in ihr ehemaliges Heimatland als ziemlich ambivalent empfindet.

Sophie Reisacher ist arrogant, berechnend, manchmal schon fast krankhaft neugierig, unter der kühl-perfekten Fassade vom Leben frustriert, aber auch mit erstaunlichen Selbstzweifeln behaftet, kurz, wirklich keine Sympathieträgerin, aber trotzdem genau wie Rosa eine "runde", glaubhafte Persönlichkeit.

Mich hat dieses Buch sehr fasziniert, nicht nur, weil es angenehm unreißerisch geschrieben ist. Brigitte Glaser hat einen ziemlich ernüchternden Blick auf die Anfänge der BRD und die Menschen im allgemeinen und schreibt in klarem, schnörkellosem Stil. Das ist keine Historienschmonzette, sondern ein gut recherchierter, auf zahlreichen Tatsachen beruhender und mit gut gemachten Figuren und Details ausgeschmückter Roman, der sich schwer in ein Genre pressen lässt. Zeitgeschichte mit badischem Lokalkolorit und Thrillerelementen trifft es wohl am ehesten.

Abgesehen von ein paar Zufällen, die mir ein wenig zu gut ins Gesamtbild passten, ein rundum großartiges Buch, das zum Weiterrecherchieren einlädt.
Profile Image for Wedma.
438 reviews11 followers
August 5, 2016
Der Klappentext umreißt die Ausgangssituation recht griffig. Rosa, die Hauptprotagonistin, ist keine professionelle Agentin und ist nicht ganz überzeugt davon, was sie auf der Bühlerhöhe tun soll. Dem Geheimdienst ist zu Ohren gekommen, dass ein Anschlag auf Adenauer während seiner Ferien auf Bühlerhöhe im Schwarzwald geplant ist. Adenauer steckt in Verhandlungen über die finanzielle Wiedergutmachung für Verbrechen an Juden während der Nazi-Zeit. Das Geld braucht Palästina, so die offizielle Meinung. Es gibt aber auch andere Interessengruppen, die keineswegs das Geld von Deutschland akzeptieren wollen. Ein gelungenes Attentat würde die Verhandlungen zumindest anhalten oder gar stoppen.
Rosa war als Kind öfter mal in diesem noblen Hotel: Ihre ganze Familie verbrachte dort Sommerferien. Rosa kennt sich auf der Bühlerhöhe und mit den Gepflogenheiten der gehobenen Klasse gut aus, so die Argumentation von Mossad-Werber. Rosa sagt ja. Trotzdem, dass sie auch ihren kleinen Sohn allein in Palästina zurücklassen muss. So ist Rosa: eine Idealistin, die Interessen ihrer Gemeinschaft über alles stellt.
Auf der Bühlerhöhe trifft Rosa die Hausdame Sophie Reisacher, die sie gleich ins Visier nimmt und ihr stets nachspioniert. Beide Frauen haben etwas gemeinsam: Mitte dreißig, sehr attraktiv, auch was die Vergangenheit angeht, gibt es Übereinstimmungen. Ein Ziel vor Augen in der Gegenwart haben sie ebenso, aber auch einen grundlegenden Unterschied: Rosa dient selbstlos ihrer Gemeinschaft samt deren Ideen, Sophie kämpft nur für sich. Für Sophie Reisacher gibt es nur ihre eigenen Interessen. Sie will hoch hinaus: einen weltgewandten Mann heiraten, der ihr die Welt zu Füßen legt. Was aus den Vorhaben beider Frauen wird, ist eine interessante Aussage des Romans.
Es gibt noch eine Frau, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Agnes ist ein etwa zwanzigjähriges Bauernmädchen, das in dem benachbarten Gasthof Hundseck am Empfang arbeitet. Trotz des jungen Alters hat sie das Leben schon gezeichnet. Zum Ende des Krieges hat auch sie und ihre ältere Schwester das Schicksal vieler Frauen geteilt. Als die Truppen abzogen und hinter sich eine Wüste aus Trümmern und Leid hinterließen, wurden sie auch nicht verschont. Agnes Passagen sind in ihrem Dialekt verfasst, prima passend zu ihr. So wird wieder ein Kontrast deutlich, Hochdeutsch reden nur die beiden anderen Frauen.
Das Spiel mit Kontrasten wird auch bei anderen Figuren und ihren Beziehungen zueinander fortgesetzt. Rosa und ihre Schwester Rachel bilden ein weiteres Paar, das sich durch ihre Gegensätze anzieht. Rachel teilt Rosas kommunistischen Idealismus nicht. Sie ist Künstlerin, Freigeist, lebt mit einem zehn Jahre jüngeren Araber zusammen, was ein Eklat in jeder Hinsicht darstellt, und kümmert sich nur um ihr eigenes Leben. Rachel und ihre Sicht der Dinge stellen eine Bereicherung für den Roman dar. Die beiden Schwestern liefern sich hitzige Diskussionen über Frauenschicksale, Würde und Gelobtes Land.
Auch Agnes und ihre ältere Schwester Walburga sind so ein Paar, das wiederum mit Rosa und Rachel kontrastiert. Walburga lebt im Wald und würde sich nie verheizen im Hotel lassen. „Dem Hund traute sie mehr als allen Menschen zusammen, und der Wald war ihr lieber als jedes Dach über dem Kopf.“ S. 72.
Der Roman ist schon wegen all den Figuren und ihren Lebensgeschichten sehr lesenswert. Mithilfe von Sophies Figur wird von den Schicksalen der Menschen aus Elsass erzählt, u.a. von Sophies Oma: „Ihre Großmutter Odile, Jahrgang 1869, hatte in ihrem Leben viermal die Nationalität gewechselt, ohne Straßburg je zu verlassen. 1870 deutsch, 1918 französisch, 1940 wieder deutsch, 1945 wieder französisch.“ S. 316. Auch Sophie ist dementsprechend eine zerrissene Persönlichkeit und weiß nicht so recht, wo sie hingehört. Genau darauf zielt eine Weisheit aus dem Talmud zum Schluss.
Die Spannung kommt auf als Rosa, in Schwarzwald angekommen, mit einer unerwarteten Überraschung konfrontiert wird: Ari, der Profi-Agent, dessen Gattin sie spielen soll, kommt erst mal nicht, und Rosa muss sich im Alleingang in der Männerwelt mit all ihren Machtspielen und Seilschaften behaupten. Ganz zu Anfang ist ihre Unsicherheit und ihre Sicht der Dinge aufgrund der doppelten Identität ist sehr gelungen. Da ist man quasi Rosa, steckt in ihrer Situation, überlegt mit ihr zusammen, was nun zu tun wäre.
Als Kontrast zu Männerwelt gibt es auch Frauenwelt in dieser Geschichte. Die alten Verbindungen werden wieder belebt, Informationsaustausch hergestellt. So wird es möglich, Männer und ihre Pläne zu durchschauen und die notwendigen Schritte in letzter Minute einzuleiten.
Bis zur Hälfte hielt sich die Spannung aufrecht. Aber dann löste sie sich wohlgefällig bei Ankunft Aris auf. Auch den Strang um Identität des Mörders vom Araber und seine Motive hätte ich eleganter dargeboten gewünscht. Auch, was es mit Ari auf sich hatte, ließ sich früh durchblicken.
Der Schreibstil ist angenehm: schlicht und ergreifend, der es mit Leichtigkeit schafft, das Kopfkino zu starten. Die Erzählweise wechselt sich von Perspektive zu Perspektive, was die Geschichte reichhaltiger und authentischer macht. Die drei Erzählperspektiven wurden gekonnt und zielführend eingesetzt. Rosas Sicht legt dem Leser u.a. nahe, wie eine Jüdin denkt, deren Mutter und Bruder im KZ umgekommen waren: Sie kann nicht fassen, dass nun so getan wird, als ob kein Unrecht geschehen war. Auch andere Perspektiven offenbaren spannende Sicht der Dinge, und so steht ein facettenreiches Bild vom großen Ganzen da.
Gleichmäßig verteilt, gibt es wohl dosierten Überlegungen zur Kunst des Lebens, z.B. Sophies Überlegungen, was eine Ehe ist, wie man das Leben am besten meistert. Rosa liest in einer Zeitschrift, welche Art von Frauen Männer zu ehelichen pflegen. Zum Schluss gibt es bei der Beerdigung weise Worte aus dem Talmud, die dem Roman einen würdigen Schluss setzen.

Fazit: Ein gut gelungener, lesenswerter Roman, der sich mit Fragen der nationalen und persönlichen Identität, Schicksalen der Menschen nach dem Weltkrieg uvm. befasst und zum Nachdenken anregt. Mal kommt er wie ein Politthriller, mal wie ein Krimi, mal wie ein Frauenroman daher. Ein gelungener Mix. Die Atmosphäre des Schwarzwaldes ist auch prima erfasst worden.
Bühlerhöhe von Brigitte Glaser habe ich gerne gelesen. Der Roman hat mir einige erfüllte Lesestunden bereitet. Eine klare Leseempfehlung und vier besonders hell leuchtende Sterne.
228 reviews2 followers
January 2, 2019
Schöne Grundidee, die Zeit der 50er Jahre und das Verhältnis der BRD zum jungen Staat Israel als Hintergrund für einen 'historischen' Krimi zu nehmen.

Es soll ein Attentat auf Konrad Adenauer verhindert werden und zwar von einer deutschstämmigen Agentin aus Israel. Der Mossad weiss von den Plänen einer ultra-rechten israelischen Bewegung, die mit dem Tod des deutschen Kanzlers das deutsch-israelische Wiedergutmachungsabkommen verhindern wollen.

Die junge Agentin hat eine Vorkriegsverbindung zur Bühlerhöhe, ist aber als Agentin eigentlich völlig ungeeignet.

In einer Handlung, die immer zwischen der Nazizeit, dem Ende des zweiten Weltkriegs und der Jetzt-Zeit der 50er Jahre pendelt, wird der Fall gelöst. Der Roman verbringt dabei viel Zeit in atmosphärischen Details, die aber m.E. eher ermüden als erhellen und so ist es am Ende dann auch gut, wenn das Ganze vorbei ist. In dem Versuch eine Krimihandlung mit Historie zu verbinden, gelingt es leider nicht, wirklich mehr als historische Skizzen anstatt Tiefe und auch nicht wirklich eine spannenden Krimi zu konstruieren.
Profile Image for Ena.
202 reviews
September 9, 2024
It´s a very interesting setting and I learnt a lot about the time. I struggle to call the book a thriller because in the first half of the book we learn more about the protagonists and their pasts, which is very catching and dramatic but not so much thriller-like. The description of the different places, the woods, the heat in Israel etc are very well done. Still the book seems a bit too long.
Maybe we can call it a "Heimat-Thriller"? The end was surprising to me although I thought in a similar direction for the solution.
Profile Image for Martina.
10 reviews
August 6, 2019
Mich bringen solche Bücher immer dazu, das ein oder andere nachzuschlagen. Interessanter Roman, der im Wesentlichen einige Tage im Jahr 1952 umfasst. Adenauer macht Urlaub im Schwarzwald und soll einem Anschlag zum Opfer fallen. Daneben spinnen noch etliche Protagonisten ihre eigenen Intrigen. Dazu die sommerliche Schwarzwaldatmosphäre und alles Romangeschehen steht natürlich noch unter dem Einfluss des 2. Weltkriegs.
Profile Image for Patricia.
373 reviews1 follower
April 20, 2019
Leider konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Der Stoff ist wahrlich interessant und die einzelnen Charaktere sowie auch die Umgebung des Schwarzwaldes sind abwechslungsreich und sehr gut beschrieben. Doch leider konnte mich die Spannung nicht erreichen.
Profile Image for Nora.
17 reviews
January 5, 2020
Eine spannende Geschichte mit einigen Nebensträngen, von denen alle so spannend wie die Haupterzählung ist. Das Tempo des Romans ist genau richtig, sowie die kurzen Wechsel zwischen den jeweiligen Erzähler-Perspektiven. Das Buch lässt sich leicht lesen und fesselt doch.
1,367 reviews6 followers
August 17, 2021
Eine junge Frau aus Israel, deutsche Jüdin, reist als Agentin zur Bühlerhöhe, um bei einem Aufenthalt von Adenauer, diesen zu beschützen. Der Kanzler setzt sich besonders für die Wiedergutmachung der ehemaligen Juden ein und dies soll durch ein evtl. Attentat nicht gefährdet werden.
Profile Image for Fata Morgana.
43 reviews3 followers
May 21, 2024
Durchaus spannend und interessant und eigentlich genau mein Genre, allerdings hätte mir teilweise eine sensiblere Sprache/Ausdrucksweise gewünscht bzw zumindest einen Hinweis und eine Einordnung in historischen Kontext, weshalb einige Begriffe verwendet werden.
15 reviews
July 11, 2020
Sehr lebendig geschrieben und prima recherchiert. Sehr empfehlenswert.
8 reviews
January 16, 2021
Interesting story, but hard to read for me. Too many details about the environment 🤔
16 reviews
July 2, 2021
Genuinely didn’t know who the sixth man was until right at the end, which either means I’m stupid or the plot twists were well handled. It’s anyone’s guess.
Profile Image for Petra Donatz.
302 reviews8 followers
August 15, 2016
Klappentext
Rosa Silbermann wird 1952 mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe geschickt. Die in den 1930ern aus Köln nach Palästina emigrierte Jüdin arbeitet für den israelischen Geheimdienst. Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Die musste 1945 das Elsass verlassen und sucht ihre Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg. Beide haben erlebt, was es heißt, wenn ein ganzes Land neu beginnen will. Keine von ihnen vertraut der beschaulichen´Landschaft des Schwarzwalds. Und beide wissen von einem geplanten Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, wobei jede ihre eigenen Pläne verfolgt. Zwei Frauen in einer Männerwelt, in der es um Macht, Geschäfte und alte Seilschaften geht – und irgendwann um Leben und Tod.

Die Autorin
Geboren 1955 in Offenburg. 1974 Abitur in Achern. 1975-1980 Studium der Diplom-Sozialpädagogik in Freiburg. 1980 Wechsel nach Köln. Dort Arbeit in der offenen Jugendarbeit, im Medienbereich und in der Erwachsenbildung. 1996 erscheint mit „Kölsch für eine Leiche“ der erste Krimi, 2001-2008 „Tatort Veedel – Orlando & List ermitteln“ eine Kurzkrimi-Serie im Kölner Stadtanzeiger, 2003 mit „Leichenschmaus“, der erste Katharina-Schweitzer-Krimi, 2010 mit „Schreckschüsse“, das erste Jugendbuch, 2016 mit „Bühlerhöhe“ erster Roman.
Seit 2008 freie Schriftstellerin in Köln.

Meine Meinung

Story

1952 Bundeskanzler Konrad Adenauer verbringt ein paar Tage auf der Brühler Höhe im Schwarzwald. Es ist die Zeit, als gerade um das Entschädigungsgesetz entschieden wird. Adenauer, der das Gesetzt will, macht sich dadurch Feinde. Für Israel ist das Gesetzt von Fundamentaler Bedeutung. Als der Mossad Hinweise bekommt dass Adenauer ermordet werden soll, schicken sie die ortskundige, aber vollkommen unerfahrene Agentin Rosa Silbermann auf die Brühler Höhe. Trotz ihrer Unerfahrenheit stellt sie schnell fest, dass nahezu jeder Verdächtig ist. Ein wirres Katz und Mausspiel beginnt.


Der Ort Bühlerhöhe
Die Geschichte spielt auf der Brühlerhöhe an der Schwarzwaldhochstraße. Das Hotel Bühlerhöhe gibt es wirklich. Erst als Krankenhaus gedacht, wurde es später zu einem First-class-Hotel. .Adenauer hat tatsächlich dort Ferien gemacht, aber auch zahlreiche Promis beherbergte das Hotel. Nachdem ein Investor das Hotel kaufte und nicht zahlen konnte steht es nun leer.

Schreibstil
Das Buch ist leicht zu lesen und wechselt zwischen diversen Zeiten und Orten immer wieder ab. Der Roman beinhaltet reale Fakten neben fiktiven. Die Autorin bringt, ohne sich in lange Erklärungen zu verlieren, die damalige Zeit näher. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt.

Charaktere
Es sind nicht wenige Charaktere, die die Geschichte beleben. Ein wenig Aufmerksamkeit ist geboten um die Vielzahl einzuordnen. Dennoch wirkt jeder Charakter echt, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzten.

Mein Fazit

Brigitte Glaser hat mit Brühlerhohe ein schönes, vielfältiges Buch geschrieben. Man darf es auf keinen Fall auf einen Agententhriller reduzieren, denn es ist ein Stück deutsch Geschichte. Die Autorin schafft es viel Wissenswertes in eine spannende Geschichte zu verpacken. Auch fängt sie die Stimmung der damaligen Zeit sehr gut ein. Für geschichtsinteressierte Leser ein MUSS. Am Ende des Buches erklärt die Autorin was real und was Fiktion ist. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich vergebe volle fünf von fünf Leseratten / Sterne und eine absolute Leseempfehlung.
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829 reviews
August 4, 2016
"Auch der friedlichste Ort konnte sich in ein mörderisches Inferno verwandeln, wie sie aus dem Krieg wusste." // Seite 58
An "Bühlerhöhe" war ich hauptsächlich interessiert, weil die Geschichte in meinem Umfeld spielt - die meisten Schauplätze der Erzählung sind mir selbst bekannt, sodass es faszinierend war zu sehen, was sich verändert hat und wie der Zweite Weltkrieg sich auf das Leben in den Jahren danach ausgewirkt hat. Der Autorin ist es dabei gelungen, alles sehr eindringlich zu beschreiben, sodass man sich das vom Krieg gebeutelte Deutschland gut vorstellen konnte. Angemerkt werden sollte, dass einige Charaktere gelegentlich im Dialekt sprechen, aber es sind meistens Kleinigkeiten wie "isch" statt "ist" und aus dem Kontext ist immer verständlich, worum es geht.

Die Geschichte spielt im Jahr 1952, zu dem Zeitpunkt, als das Wiedergutmachungsgesetzt diskutiert wurde. Dieses Gesetz war sehr umstritten, sowohl auf deutscher als auch auf israelischer Seite, und eigentlich alle Positionen werden in diesem Roman vertreten. Es gibt extreme Zionisten, die kein deutsches Blutgeld wollen und Deutsche, die Juden nach wie vor ablehnen, aber auch Demonstrationen gegen Antisemitismus und Menschen, die Reue zeigen. Die verschiedenen Positionen werden dabei authentisch dargestellt und diese Mischung schien mir sehr realistisch zu sein, gerade die mehr oder weniger unterschwellige Einstellung des Antisemitismus, der so kurz nach dem Krieg bei vielen noch präsent war.
Die Protagonisten sind Rosa Silbermann, die sehr stolz auf Israel ist und nicht verstehen kann, wieso nicht alle Juden dort leben wollen, und Sophie Reisacher, die weltgewandte Männer bevorzugt, dem Hotel entkommen möchte und gewisse Vorurteile hegt. Beide Charaktere (und auch die Nebenfiguren) sind gut ausgearbeitet und haben sowohl positive als auch negative Eigenschaften; mir selbst war Rosa sympathischer, aber auch sie hat sehr unangenehme Charakterzüge, während ich stellenweise durchaus Mitleid mit Sophie Reisacher empfunden habe. Die Autorin hat beide Frauen glaubhaft geschrieben und so, dass sie menschlich und echt wirken.

Die Geschichte um das geplante Attentat auf den Kanzler (das laut Anmerkung der Autorin in dieser Form nie stattgefunden hat) war sehr interessant und obwohl es kein Krimi ist, war es interessant zu überlegen, wer wohl hinter dem Plan stecken könnte. Die Auflösung war überzeugend und passend, aber für mich nicht überraschend, da ich diesen Verdacht schon vorher hatte. Dennoch gab es durchaus mehrere Kandidaten, die ihre verschiedenen Motive gehabt hätten, und auch ein paar gute falsche Fährten, sodass die Lektüre unterhaltsam und recht spannend war.

FAZIT
"Bühlerhöhe" ist ein guter Roman, der historische Fakten gut mit einer erfundenen, aber spannenden und interessanten Geschichte um ein Attentat auf den Kanzler kombiniert. Die damalige Zeit ist gut und überzeugend dargestellt, sodass man auch einen kleinen Einblick in die Nachkriegszeit und die Debatte um das Wiedergutmachungsgesetz bekommt.
343 reviews5 followers
October 22, 2016
Die wichtigen Ereignisse unseres Lebens sind immer die Folge einer Verkettung winziger Details. Dieser Gedanke prägt diesen wunderbaren Roman, der wie ein modernes, charmantes Märchen zauberhafte Lese-Momente verspricht. Eine großartig erzählte Geschichte, dramatisch, tragisch, aber auch sehr unterhaltsam. Ein sehr spannender und teils biografischer Roman über zwei Frauen in einer Männerwelt, in der es um Macht, Geschäfte und alte Seilschaften geht – und irgendwann um Leben und Tod. Sommer 1952. Deutschland diskutiert das Wiedergutmachungsgesetz. Konrad Adenauer reist zur Frischzellenkur in den Schwarzwald. Es gibt Morddrohungen aus verschiedenen Richtungen, auch von einer Extremistengruppe aus Israel. Um den Kanzler zu schützen, schickt der Mossad die junge Rosa Silbermann in das Nobelhotel Bühlerhöhe. Rosa konnte vor dem Holocaust aus Deutschland fliehen. Die Ferien ihrer Kindheit verbrachte sie oft im Schwarzwald, sie kennt die Gegend, ihre Orts-und Sprachkenntnisse zeichnen sie aus. Als Agentin betritt sie allerdings Neuland, und ihre Mission wird dadurch erschwert, dass ihre versprochene Unterstützung nicht rechtzeitig eintrifft. Die beschauliche Landschaft des Schwarzwalds kann Rosa nicht beruhigen. Als Adenauer schließlich anreist, dauert es nur wenige Tage, bis der erste Anschlag auf ihn verübt wird. Exquisiter Roman, dem es gelingt, die bekannten Tatsachen zur fesselnden wie authentisch erscheinenden Vierfachgeschichte zu formen. Ein authentisch wirkendes Zeitgemälde, dass dem Leser das Gefühl vermittelt, diesen Menschen quasi über die Schulter zu schauen und sie nicht davon abhalten zu können, ihre fast unausweichlichen Fehler zu begehen. Ein hochliterarisches, bemerkenswertes autobiographisch geprägtes Werk, eine beeindruckende Geschichte Nachkriegs-Deutschlands die einen mitreißt! Humorvoll, klug und charmant geschrieben. Die Personen des Buches sind so facettenreich und ergeben durch ihre starken Charaktere eine großartige Geschichte. Ein Buch, das Gänsehaut verursacht, und zugleich einen zum lachen bringt, manchmal auch Tränen in die Augen treibt und so manche Bildungslücken schließt - kurzum, ein großartiger Beitrag zur Weltliteratur über Weltpolitik! Brillante Sprache, mitreißend geschrieben, lebendig und spannend - ein großer Roman. Dringende Empfehlung für Freunde der hohen Literatur und Nachkriegsliteratur. Bücher wie diese lassen dem Leser wirklich keine Wünsche offen. Es ist nicht nur unterhaltsam, es ist ein erstklassiges, hochwertiges Leseerlebnis. Einfach alles, was ein Buch haben muss, ein gewaltiger Roman. Gelungen, ein ganz großes Lesevergnügen!
Profile Image for Archer.
629 reviews12 followers
August 2, 2016
Rosa Silbermann ist Jüdin, geboren in Deutschland, in den Dreißigern zusammen mit ihrer Schwester nach Palästina emigriert. Sie war damals gerade 14, ihre Schwester Rachel zwei Jahre älter. Die Nazis haben alle anderen Mitglieder ihrer Familie ermordet. Niemals wollte sie nach Deutschland zurück, zu sehr quälen sie die Erinnerungen, und doch kehrt sie zurück auf Forderung des israelischen Geheimdienstes. Es ist 1952, nur wenige Jahre nach dem Krieg, und Adenauer will Wiedergutmachung in Form von Geld für Israel leisten. Das geht nicht nur den alten Naziseilschaften gegen den Strich, sondern auch Radikalen Juden, die keinen einzigen "blutigen" Pfennig des Landes annehmen wollen, das für den Mord an ihrem Volk verantwortlich zeichnet. Ein Attentat auf Adenauer ist geplant, während seines Aufenthalts auf der Bühlerhöhe, einem Luxushotel im Schwarzwald. Rosa, die dort aufgewachsen ist, soll dem Agenten Ari als kenntnisreiche Begleitung dienen, doch schon bei ihrer Ankunft geht alles schief.

Manchmal kommen einem Romane unter, denen man nicht annähernd zutraut, was sie zu bieten haben. Bühlerhöhe ist einer davon. Er ist kein actionreicher Thriller, kein Agentenroman á la James Bond, trotz oder gerade deshalb ist er viel mehr. Anhand von drei Frauenschicksalen (klingt jetzt kitschig nach Frauenroman, ist es aber nicht!), gelingt es Glaser, in einer ruhigen und intensiven Erzählweise das Nachkriegsdeutschland sowie die jüdische Lebensweise in einem Kibbuzim auferstehen zu lassen, mit einer Eindringlichkeit, die geradezu filmreif ist. Nicht einmal habe ich an den Ereignissen oder Erlebnissen gezweifelt oder irgendwas hinterfragt, ganz im Gegenteil. Für mich hätte alles so stattfinden können, jede einzelne Minute, jede einzelne Person war authentisch und menschlich, ganz egal, ob ich diese Person mochte oder nicht. Es gab extrem kluge Gedanken, die hier und da eingestreut wurden, wie zum Beispiel Rachel, die mit einem jüngeren Araber zusammenlebt - etwas, das tabu, verpönt war, doch sie sagt selbst: Haben die Nazis nicht schon genug Rassentrennung geschaffen? Oder zum Schluss, als ein Katholike, ein Protestant und ein Jude gemeinsam (und als Freunde) vor dem Kanzler musizieren; geradezu die Ringparabel in Reinform. Der Schluss mehr bitter als süß und perfekt auf die Grundstimmung des Buches abgestimmt, einfach nur genial. Absolute Leseempfehlung.

Profile Image for Annegret.
82 reviews14 followers
August 12, 2016
Die Autorin Brigitte Glaser entführt ihre Leser in ihrem Roman "Bühlerhöhe" in den Schwarzwald zum Nobelhotel Bühlerhöhe und zu den zwei Frauen Rosa Silbermann und Sophie Reisacher.

Rosa Silbermann, die in den dreißiger Jahren nach Palästina ausgewandert ist, wird vom Mossad, dem israelischen Geheimdienst, nach Deutschland geschickt, um den Bundeskanzler Konrad Adenauer während seinem Aufenthalt im Schwarzwald zu beschützen. 

Ihre Gegenspielerin, Sophie Reisacher, die Hausdame der Bühlerhöhe, hat ihre Heimatstadt Straßburg verlassen und träumt vom gesellschaftlichen Aufstieg. 

Beide Frauen wissen aus eigener Erfahrung, was es heißt, in einem neuen Land einen Neustart zu machen.

Die junge Bundesrepublik hat im Jahre 1952 den großen Krieg noch nicht vergessen. Ein großes Thema, das den Bundeskanzler Adenauer beschäftigt, ist die Wiedergutmachung für das an den Juden zugefügte Unrecht.
Aus wirtschaftlichen Interessen schickt der israelische Geheimdienst eine Person, die den Schutz des Kanzlers im Urlaub gewährleisten soll.

Und Rosa Silbermann ist bestens dafür geeignet, da sie sich wegen früheren Aufenthalten in der Gegend der Bühlerhöhe sehr gut auskennt.

Ihr zur Seite gestellt werden soll Ari, ein Mann, der in gut bürgerlichem Hause in Berlin aufgewachsen ist.
Die Schwierigkeiten beginnen, als Ari zum vereinbarten Zeitpunkt nicht auftaucht.

Die Autorin hat es ausgezeichnet verstanden, uns die Protagonisten nahezubringen. Beim Lesen fühlt man sich ihnen ganz nahe, als ob man direkt am Ort des Geschehens ist.

Die Beschreibung der Bühlerhöhe und der Umgebung läßt einem vermuten, daß man sich um Urlaub befindet. Nur geht es gar nicht so friedlich zu im Schwarzwald.

Die Autorin hat mit eingehender Recherche das Bild der damaligen Zeit wiedergegeben, teils auch den Schrecken der Vergangenheit wieder hervorgeholt. 

Mit Rosa Silbermann und Sophie Reisacher wurden zwei starke Frauen porträtiert, die in der Welt der Männer Ihre Frau stehen mußten, die eine sehr überlegt und erfahren, die andere eher gefühlsmäßig geleitet.

Die Geschichte ist von Anfang bis Ende interessant. Sie ist so geschrieben, daß man das Buch kaum aus der Hand legen möchte, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht.

Für mich ist dieses Buch eindeutig mein Lesehighlight 2016! Es verbindet Politik und Spannung, eine sehr gelungene Mischung!
Profile Image for miss.mesmerized mesmerized.
1,405 reviews42 followers
August 24, 2016
Israel, nur wenige Jahre nach der Staatsgründung. Eigentlich wollte Rosa Silbermann nie wieder das Land sehen, aus dem sie und ihre Schwester einst fliehen mussten. Aber ein geplantes Attentat auf Kanzler Adenauer erfordert vor Ort eine Israelin mit guter Ortskenntnis. Da sie in ihrer Kindheit regelmäßig auf der Bühlerhöhe war, fällt die Wahl auf sie. Zusammen mit dem Agenten Ari soll sie den Anschlag verhindern, um so die Verhandlungen zwischen der jungen Bundesrepublik und Israel nicht zu gefährden. Widerwillig macht Rosa sich auf, nicht ahnen, was sie im Schwarzwald erwartet. Bald zeigt sich, dass bei dieser Mission vieles schiefläuft und sie auf sich allein gestellt sein wird.

Eine brisante Phase der Nachkriegszeit, hochpolitisch und für alle Beteiligten gefährlich. Auch wenn die Handlung erfunden ist, kann man sich doch gut vorstellen, dass dieser versuchte Mordanschlag auf Adenauer aufgrund einer politischen Motivation hätte stattfinden können. Der Handlungsort bietet zudem genügend Material, um die Wirren der Kriegsjahre und die nach wie vor herrschenden Vorurteile und Vorbehalte glaubwürdig einzubauen. Dass Misstrauen, dass Rosa fast allen Menschen, die ihr begegnen, gegenüber hat, ist nicht unberechtigt. Insgesamt ist sie ein überzeugender Charakter, einerseits mit einer starken Überzeugung, die ihr glaubwürdig durchgängig zugeschrieben wird, andererseits mit Unsicherheiten in ungeprobten und unerwarteten Situationen – die verleiht ihr Authentizität und macht die junge Frau sympathisch, so dass sie problemlos durch den Roman tragen kann. Auch die Nebenfiguren Agnes und Sophie können auf ganz unterschiedliche Weise überzeugen, beide Figuren mit deutlichem Profil, wenn dieses auch unterschiedlicher kaum sein könnte. Ein interessanter Schachzug: drei Frauenfiguren in einer Männer-dominierten Zeit und in einer fast klassischen Agenten-Krimi-Handlung – dies erlebt man selten, vor allen Dingen mit Frauenfiguren, die durch und durch in ihrer Geschlechterrolle bleiben ohne klischeehaft oder banalisiert zu werden.

Alles in allem ein gelungener Roman, mit interessanten Nebenhandlungen und ungeahnten Wendungen.
Profile Image for Angi.
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August 29, 2016
Die Geschichte:
Wir schreiben das Jahr 1952 und die Geschichte spielt sich im malerischen Schwarzwald ab: Rosa Silbermann reist als Agentin von Palästina nach Deutschland, um dort zusammen mit einem ihr noch unbekannten Partner den Bundeskanzler Adenauer vor einem möglichen Attentat zu schützen. Im Hotel “Bühlerhöhe” trifft sie auf die Hausdame Sophie Reisacher, die ein äußerst feines Gespür für Geheimnisse und Intrigen hat. Kann Rosa ihren Auftrag erfüllen oder wird die neugierige Sophie zu einem echten Problem für sie?

Meine Meinung:
Die Geschichte wird zwar eher ruhig erzählt und bietet wenig Action, ist aber trotzdem sehr fesselnd zu lesen bzw. hören. Die Sprecherin Anne Moll macht ihre Sache ganz vorzüglich, ich habe ihr sehr gerne gelauscht.

Die Hauptcharaktere sind zwei starke Frauen: Rosa Silbermann und Sophie Reisacher. Jede hat mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und erlaubt sich auch mal Schwächen, aber im Grundsatz boxen sie sich durchs Leben und versuchen, das Richtige für sich und ihr Heimatland zu tun.
Rosa war mir gleich recht sympathisch, bei Sophie waren meine Gefühle immer eher zwiespältig: sie ist recht neugierig und doch sehr auf ihren eigenen Vorteil aus. Eine weitere wichtige Rolle spielen Agnes und ihre Schwester, die mir gleich sehr ans Leserherz gewachsen sind. Sie haben im Krieg Schlimmes erlebt und jede verarbeitet das Trauma auf eigene Art und Weise.

Die Story ist spannend aufgebaut, entwickelt sich gemächlich und fiebert ihrem Höhepunkt entgegen, der einige Überraschungen bereit hält.
Den ganzen Hotelbetrieb und die äußeren Umstände schildert die Autorin sehr lebensnah und man kann sich alles immer sehr gut vorstellen dank ihres atmosphärischen Schreibstils. Es ist eine kleine, authentische Zeitreise. Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

Fazit:
Ein zwar eher ruhiges, aber trotzdem fesselndes Buch mit einigen starken Frauen in den Hauptrollen!
Profile Image for Sonneneck Usedom.
8 reviews
November 5, 2016
Lesenswerte Mischung
Rosa Silbermann wird 1952 als Gast getarnt mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe geschickt. Sie konnte mit ihrer Schwester in den 1930ern aus Köln dem Naziregime entfliehen und wollte sich in Palästina im Kibbuz ein neues Leben aufbauen . Die emigrierte Jüdin arbeitet für den israelischen Geheimdienst. Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Die musste 1945 das Elsass verlassen und sucht ihre Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg. Beide haben erlebt, was es heißt, wenn ein ganzes Land neu beginnen will. Keine von ihnen vertraut der beschaulichen Landschaft des Schwarzwalds. Und beide wissen von einem geplanten Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, der dort Urlaub machen und sich einer Frischzellenkur unterziehen will.
Zwei Frauen wie sie kaum unterschiedlicher sein könnten, wobei jede ihre eigenen Pläne verfolgt. Zwei Frauen in einer Männerwelt, in der es um Macht, Geschäfte und alte Seilschaften geht – und auch um Leben und Tod.

Sophie Reisacher, führt sie das Regiment über die Bühlerhöhe. Ihr Ziel ist es, ihre Existenz zu sichern, auch durch eine gute Heirat. Rosa Silbermann, die durch die Nazis fast alles verloren hat, will eigentlich nichts mehr mit Deutschland zu tun haben. Viel lieber würde Rosa in Israel beim Aufbau dieses jungen Staates helfen.

Brigitte Glaser gelingt es beeindruckend, ein interessantes Bild der frühen 1950er Jahre in Deutschland zu zeichnen. Nach Kriegsende und den schweren Nachkriegsjahren will Niemand mehr an die Gräueltaten gegen die jüdischen Mitbürger erinnert werden. Das Wiedergutmachungsgesetz findet keine ungeteilte Zustimmung. Und da soll der Kanzler ausgerechnet von jüdischen Agenten beschützt werden.
Die einzelnen Schicksale sind vielschichtig miteinander verwoben, es entsteht eine gelungene Mischung aus Agententhriller und zeitgeschichtlichem Roman. Wirklich lesenswertes Buch!
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