Mitten in der Nacht wird Max von seiner Mutter geweckt. »Seid still«, sagt sie weinend, als sie den Zehnjährigen und seine vier Jahre alte Schwester Ellie in einen Wandschrank sperrt. »Geht zu Opa ...«, hören die Kinder sie noch flüstern, dann fliegt krachend die Haustür auf. Ihre Mutter schreit. Ellie weint. Um sie zu beruhigen, erzählt Max ihr die Geschichte vom Märchenwald. Während Max und Ellie auf dem Weg zu ihrem Großvater sind, erwacht auf dem Alexanderplatz eine junge Frau blutüberströmt und ohne Gedächtnis. Im Wedding stehen die Mordermittler Paul Kalkbrenner und Sera Muth vor dem rätselhaftesten Fall ihrer Karriere. Und der Märchenwald birgt nichts Gutes.
Kommissar Kalkbrenner wird zu seinem wahrscheinlich ekligsten Fall gerufen. Ein Rentner stirbt an Herzinfarkt. In seiner Wohnung werden Leichenteile gefunden. Küchenfertig zubereitet.
Der 9-jährige Max und seine kleine Schwester Elli werden von ihrer Mutter versteckt. Dann sind sie auf sich gestellt. Das letzte, was sie von ihr hören: "geht auf jeden Fall zu Opa."
Zoe wird ohne Gedächtnis in einer dunklen Gasse wach. Über ihr Männer, bereit, sie zu vergewaltigen. Rettung kommt in letzter Minute. Doch woher kennt sie Gee? Kann sie ihm vertrauen?
Dann ist da auch noch die aufgebrachte Hausfrau, die ihren Sohn vermisst. Laut Blutspuren war er an einem Einbruch in ein Frisörgeschäft beteiligt.
Meine Meinung:
Cover und Titel sind sehr passend und schlau gewählt. Im Laufe der Geschichte kann man den unmittelbaren Bezug herstellen. Auch die düstere Atmosphäre spiegelt sich gut wieder.
Die Charaktere gehen in ihren Rollen voll auf. Ob es der leicht überforderte Kommissar, der mutige Max oder die verstörte Zoe ist - ich könnte mich in alle sehr gut rein versetzen, habe mit ihnen gelitten, mit ihnen ihre Geschichte erlebt. Dabei hat es mir besonders Max angetan. Er war so tapfer.
Nun zum Schreibstil des Autors. Hier gibt es nichts zu beanstanden. Flüssig, direkt, bildhaft und dadurch kamen alle Settings genauso rüber, wie sie sollten: gruselig, eklig, chaotisch, aussichtslos und dann wieder voller Hoffnung.
Dieses Buch hat es echt in sich. Ich kann es nur empfehlen. Eigentlich hätte es mehr als 5 🌟 verdient.
Max und Ellie werden in einen Wandschrank gesperrt und vor allem Max begreift sehr schnell, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Bald machen sich die beiden auf den Weg zu ihrem Opa, kommen natürlich aber überall an- nur nicht bei ihm. Ich fand das ganze Buch über so beeindruckend, wie stark Max die ganze Zeit seine Schwester beschützt hat, da kam eine ganze Gefühlsflut bei mir an. Aber der Thriller dreht sich nicht nur um Max und seine Schwester, sondern z.B. auch um Zoe, die nur knapp einer Vergewaltigung entkommt, allerdings nicht mehr weiss wer sie ist und was sie auf der Straße macht.
Auch genug Ermittler sind mit von der Partie und da ich wieder mal eine Reihe von hinten begonnen habe, kann ich jetzt über Paul Kalkbrenner noch gar nicht so viel sagen, außer das er mir sofort sympathisch war und ich mich freue, in den anderen Teilen bald noch mehr über ihn zu erfahren.
Als der erste Tote gefunden wurde, nahm die Geschichte dann auf einmal noch mehr Fahrt auf und ich war total schockiert, in welche Richtung sich alles entwickelt. Schockiert, aber auf eine gewisse Art auch fasziniert, auch wenn ich manchmal echt von Ekel überwältigt wurde. Allerdings macht genau soetwas für mich einen guten Thriller aus und in dieser Richtung habe ich vorher, glaube ich, noch nie gelesen.
Ein paar wenige Dinge konnte ich mir selbst zusammenreimen, allerdings hätte ich manche Dinge die noch passiert sind, niemals für möglich gehalten und war am Ende umso überraschter. Vor allem am Schluss ist so viel auf einmal passiert und wirklich erst ganz am Ende, erfährt man als Leser wie alles zusammenhängt. Super Buch!
Zu viele Charaktere, einige Rechtschreibfehler und sehr komplizierter Plot weil man 3 „hauptcharaktere“ verfolgt. Sonst aber spannend geschrieben und kurze Kapitel.
"Im Märchenwald wird immer alles gut", das weiß der 10-jährige Max und dieses Spiel spielt er zu gerne mit seiner Mutter und seiner 4-jährigen Schwester Ellie. So ist es natürlich aufregend, als er nachts von Mama geweckt wird und ganz leise sein muss, denn Gefahr ist im Anmarsch. Er soll sich mit seiner Schwester in der kleinen Kammer der Wohnung verstecken - gesagt getan. Mama schließt zur Sicherheit sogar ab - und dann wird es erst laut, Mama schreit und dann ist Mama ganz still. Am nächsten Morgen sind Max und Ellie noch immer in der Kammer, doch Max ist schon ein großer Junge und schafft es, sich und seine Schwester zu befreien. Von Mama ist weit und breit keine Spur, doch sie hatte ihnen ja gesagt, sie sollen zu Opa fahren. Sicherlich wird Mama dort auf sie warten. So machen sich die beiden Kinder allein in der Berliner Großstadt auf den Weg zu ihrem Opa, um zu ihrer Mama zu kommen.
Kriminalhauptkommissar Paul Kalkbrenner hat hingegen ganz andere Sorgen. Seine schwangere Tochter Jessy steht kurz vor ihrer Paris-Reise, die sie dazu nutzen will, um sich dort eine Wohnung zu suchen, denn nach der Geburt des Kindes wird sie dort ihr Kunststudium mittels Stipendium weiterführen. Paul ist nicht wohl bei dem Gedanken, seine Tochter und Enkel so weit weg zu wissen, doch die Pflicht ruft. Ein Einbruch in einen Friseursalon in Friedrichshain endete für einen der Einbrecher tödlich. Dass dieser einen Komplizen hatte steht schnell fest, doch von diesem fehlt jede Spur. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um Silviu Kiculescu handelt, einen einschlägig vorbestraften Rumänen, doch warum wollte dieser in einen Friseursalon einbrechen? Fastt umgehend steht fest, dass Silviu nicht allein agiert hat, denn es werden Fingerabdrücke von Gregor Wopalka am Tatort gefunden und aus den Akten der jungen Männer können die Beamten ersehen, dass dies nicht die erste gemeine Tat der beiden ist - wohl aber die letzte.
Derweil erwacht eine junge blonde Frau in einer Berliner Gasse. Ihr fehlt jegliche Erinnerung was geschehen ist, wie sie dort hingekommen ist und wer sie überhaupt ist. Tatsächlich weiß sie lediglich, dass sie sich in Berlin befindet - alles andere liegt in einem Nebel. Sie ist verletzt, doch anstelle ihr zu helfen, wird sie von einer Horde betrunkener Männer angegriffen, die sich an ihr vergehen wollen. In letzter Sekunde erfolgt die Rettung aus der Not durch einen jungen Mann, der sie zu kennen scheint. Er nennt sie Zoe und instinktiv weiß sie, dass dieser Name der ihre ist. Der junge Mann stellt sich ihr als Gee vor und bietet ihr seine Hilfe an. Tatsächlich ist Zoe versucht, diese anzunehmen, doch als sie Gees Kumpel erblickt, weiß sie, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist und ergreift die Flucht. Dass ihr Instinkt sie nicht getäuscht hat, ist schnell klar, denn Gee ist ihr dicht auf den Fersen und denkt gar nicht daran, sie ziehen zu lassen.
Trotz der noch unklaren Situation im Friseursalon hat es Paul Kalkbrenner geschafft, sich etwas Luft zu verschaffen, um ein letztes Mal mit seiner Tochter zu frühstücken, bevor diese nach Paris fährt. Leider währt die Ruhe nicht lange, denn noch während er bei ihr ist, erhält er einen Anruf, der ihn zu einem weiteren Tatort beordert. Der pensionierte Lehrer Ernst-Hubert Dieppe wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden. Augenscheinlich verstarb er an einem Herzinfarkt - soweit so gut und an sich kein Fall für die Berliner Kriminalpolizei, wäre da nicht ein grausiger Fund, der gemacht wurde. In der Kühltruhe Dieppes wurden Teile eines menschlichen Körpers gefunden, dessen Identität nicht auf Anhieb geklärt werden kann, doch noch ein schlimmer Verdacht steht im Raum: könnte Dieppe die restlichen Teile verzehrt haben? Paul Kalkbrenner und sein Team ermitteln auf Hochtouren, um diesen mysteriösen Fund aufzuklären, doch sie haben es mit einem Gegner zu tun, mit dem sie niemals gerechnet hätten ...
Der 5. Band der Paul-Kalkbrenner-Reihe! Der Plot wurde spannend und abwechslungsreich erarbeitet. Ehrlich gesagt bin ich kaum dazu gekommen Luft zu holen, denn ich wusste gar nicht, mit wem ich zuerst mitfiebern sollte - mit den Kindern, der jungen Frau oder Kalkbrenner im Laufe seiner Ermittlungen? Das war auf jeden Fall wieder ein Buch, dass ich nicht aus der Hand legen konnte - oder anders gesagt: Martin Krist hat es einfach drauf! Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet. Protagonist Paul Kalkbrenner hat in diesem Band an mehreren Fronten zu kämpfen, denn sowohl beruflich, wie auch privat, läuft es nicht optimal. So passiert es, dass dem sonst so gewissenhaften Mann ein folgenschwerer Fehler unterläuft. Der Leser taucht erneut in das Seelenleben des Kommissars ein, der im Job ein harter Bursche ist, privat jedoch mit einigen Verlusten zu kämpfen hat. Besonders entzückt hat mich die Figur des kleinen Max. Dieser Junge ist erstaunlich reif für sein Alter und dennoch so emphatisch, dass er voll und ganz auf seine kleine Schwester eingeht und ihr weitestgehend die Angst in dieser beängstigenden Situation so ganz ohne Mama nimmt. Hut ab vor diesem kleinen Kerl. Den Schreibstil empfand ich als ausgesprochen fesselnd zu lesen, ich bin nur so durch das Buch durchgerauscht, es gab einfach kein Halten für mich. Abschließend kann ich auf jeden Fall sagen, dass dieses Buch ein Highlight meines Lesejahres ist und ich mich bereits jetzt wahnsinnig auf die Fortsetzung der Reihe freue.
Berlin: Der 9 jährige Max und seine 4 jährige Schwester Elli werden von ihrer Mutter mitten in der Nacht geweckt. Sie sollen sich in der Kammer verstecken und still sein. Um Ellie die Angst zu nehmen, erzählt Max seiner kleinen Schwester, dass sie von nun an ein Spiel im Märchenwald spielen, bevor sie sich auf den Weg zum Großvater machen.
Zeitgleich erwacht eine junge Frau zwischen Müll und Unrat. Sie ist verletzt und kann sich nicht mehr erinnern was ihr geschehen ist. Plötzlich taucht jemand auf, der ihr nichts Gutes will und sie muss flüchten.
Ein mysteriöser Fall für Kriminalhauptkommissar Paul Kalkbrenner und Kriminalkommissarin Sera Muth.
Der Autor:
Martin Krist ist das Pseudonym des erfolgreichen Autors Marcel Feige. Geboren 1971, arbeitete er als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften und lebt seit 1998 als Schriftsteller in Berlin. (Quelle: Ullstein Buchverlage)
Reflektionen:
Martin Krist traf mich an meiner empfindlichsten Stelle, als die Perspektive über die kleinen Kinder, Max und Ellie, ihren Lauf nimmt. Zwei kleine Kinder versuchen zu ihrem Opa zu gelangen, ohne den weiten Weg vorher jemals allein zurückgelegt zu haben. Natürlich verlaufen bzw. verfahren sie sich und sie erfahren auf ihrer verzweifelten Reise Gutes und Böses. Sie sind allein unterwegs, da ihre Mutter spurlos aus der Wohnung verschwunden ist. Nur einen großen Blutfleck hat sie dagelassen. Max, der ältere, kümmert sich rührend um die kleine Ellie, der er erzählt, dass im Märchenwald alles gut werden wird.
Diese Perspektive berührt zutiefst, während sie sich mit zwei weiteren Erzählsträngen zunächst abwechselt, bevor diese später immer mehr ineinanderfließen.
Die Geschichte der Zoe fesselt ähnlich stark. Sie erwacht inmitten von Müll und Unrat und sie kann sich an nichts erinnern. Plötzlich steht Gee vor ihr, der sie Zoe nennt. Zoe erkennt schnell, dass Gee ihr nicht wohlgesonnen ist und sie muss flüchten. Doch wohin? Einsam irrt sie durch die Stadt und versucht ihrem Gedächtnisverlust auf den Grund zu gehen. Sie empfindet zu Recht Angst und ist fast panisch. Diese Emotionen hat Martin Krist intelligent und realistisch beschrieben.
Der dritte Handlungsstrang beginnt mit dem Auffinden des Toten Dieppe, der scheinbar unter normalen Umständen ums Leben kam. Zufällig schaut ein Sanitäter in die Kühltruhe des Rentners und muss eine gruselige Entdeckung machen. In der Truhe ist Menschenfleisch eingefroren. Als Paul Kalkbrenner und Sera Mut ihre Ermittlungen aufnehmen, ahnen sie nicht wohin sie dieser rätselhafte Fall führen wird.
Der Erzählstrang um den Rentner Dieppe erreichte fast meine Grenze zum Ekel, denn Kannibalismus gehört thematisch nicht zu meinen Lieblingsthemen in einem Buch. Martin Krist beschreibt diese Szenen geschickt, sodass alles um dieses Thema auf noch erträgliche Weise zu lesen ist. Doch zukünftig werde ich mich wohl beim Öffnen meines Gefrierschranks an diesen Thriller erinnern. Das was Dieppe getrieben hat, ist entsetzlich. Das gesamte Umfeld von Dieppe wird durchleuchtet, doch bis dahin ist es ein weiter Weg für die Ermittler.
Martin Krists Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er liest sich sehr flüssig bis maßvoll detailverliebt und er zuppelt damit immer wieder an meinen Emotionen. Von Berührtheit bis Ekel ist alles dabei. Seine Wortwahl ist ansprechend und hinterlässt ein harmonisches Bild der Geschichte, auch wenn die Story alles andere als harmonisch ist. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der Schauplätze. Auch als Nichtberliner erkenne ich diverse Örtlichkeiten in Berlin wieder und ich kann mir ein sehr gutes Bild in den Kopf zaubern lassen.
Die Spannung agierte auf einem recht hohen Niveau und trieb mich sehr an, bis ein paar Verschmelzungen von Perspektiven holperig und zu sehr geplant wirkten, als würden sie zu schnell auf den Punkt kommen müssen. So wird zum Beispiel Kalkbrenner Tochter entführt und Punkt. Es gibt keine Geschichte um diese Tatsache herum. Dies änderte nichts an meinem Lesefluss und nichts an meinem Interesse, doch ich nahm es wahr und fand es sehr schade.
Die Figuren der Kinder sind besonders liebevoll kreiert. Ihre Charaktere produzieren empfindsames Lesen. Die kindliche Sprache und ihre Handlungen sind authentisch dargestellt.
Ermittler Paul Kalkbrenner ist mir sehr sympathisch. Seine persönlichen Konflikte und seine Ermittlungsmethoden konnte ich jederzeit nachvollziehen. Um mich mit der Figur Kalkbrenner auseinandersetzen zu können, erhielt ich ausreichend Informationen. Doch nicht alle Figuren erschienen mir so offen. Einige Figuren blieben bis zuletzt total blass. Es gibt Nebenfiguren die stärker charakterisiert sind, als beispielsweise Kalkbrenners Kollegin Sera Muth. Sie hätte auch einfach nicht anwesend sein können, sie würde mir nicht fehlen.
Dennoch kann ich hier schreiben, dass dies sicher nicht mein letzter Thriller von Martin Krist ist.
Fazit und Bewertung:
Ein spannender, fesselnder und gleichzeitig berührender Thriller, dem gegen Ende etwas mehr Input für eine abgerundete Handlung gut getan hätte. Auf Grund des Themas Kannibalismus, eignet sich dieser Thriller nur für „nicht“ zart besaitete Leser.
Paul Kalkbrenner wird zu einem vermeintlich einfachen Todesfall gerufen: ein älterer Herr ist in seinem Sessel einem Herzinfarkt erlegen. Doch warum ruft man deshalb den Kommissar? Nun, der Sanitäter hat in der Abstellkammer etwas entdeckt, was dort definitiv nicht hingehört. Währenddessen machen sich die Geschwister Max und Ellie verängstigt auf den Weg zu ihrem Opa, denn dies war der letzte Wunsch ihrer Mutter. Und Mamas Anweisungen muss man Folge leisten, auch wenn das bedeutet, in den Märchenwald zu flüchten...
„Märchenwald“ ist bereits der 5. Fall für Paul Kalkbrenner und seine Kollegin Muth, jedoch für mich der erste, den ich gelesen habe. Denn bis auf die Kurzgeschichten aus „Der Tod steckt im Detail“ kenne ich verwerflicherweise den Kommissar noch nicht. Doch das wird sich nun ändern. Denn Martin Krist führt mit diesem Thriller seine Leser in die Abgründe Berlins, jedoch nicht so, wie man es erwartet. Denn der Abgrund lauert nicht in den dunklen Ecken, sondern in den gut situierten Wohngegenden mit netten Nachbarn und leckerem Essen.
Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Dabei folgt man kapitelweise Paul Kalkbrenner, Max und Ellie und einer jungen Frau namens Zoe, die sich nicht mal mehr an ihren Namen erinnern kann. Daneben gibt es Kapitel, deren Bedeutung der Leser erst fassen kann, als es schon fast zu spät ist. Der Autor zeigt auch hier wieder sein gesamtes Geschick und eine Fähigkeit, die ich sehr an ihm schätze: obwohl man zu Beginn keinerlei Ahnung hat, wer wie mit wem zusammenhängt, führt er seine Figuren und Erzählstränge immer wieder kurz zueinander, um sie dann wieder auseinanderzureißen. Diese Form des Spannungsbogens kenne ich bisher nur grandios von amerikanischen Thrillerautoren gespielt....und nun auch von einem deutschen, der sich nicht verstecken muss.
Obwohl ich Paul Kalkbrenner und seine Kollegen erst in diesem Thriller näher kennengelernt habe, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten mich mit ihnen anzufreunden. Ob ich nun den Bernhardiner des Ermittlers gestreichelt, mit Quasselkopf Sebastian Informationen gefiltert habe und so gern etwas von Sekretärin Ritas Kuchen genascht hätte, ich konnte mich sofort und direkt mit den Figuren identifzieren. Auch das Geschwisterpaar Max und Ellie hat Martin Krist in meinen Augen sehr gut und realitätsnah getroffen.
Die Story an sich ist von Seite 1 an spannend und fesselnd. Die kurzen Kapitel entwickeln eine Sogwirkung, der ich mich kaum entziehen konnte. Die schnellen Perspektivenwechsel haben mir persönlich sehr gut gefallen, verlangen sie doch absolute Aufmerksamkeit vom Leser. Wer hier nicht aufpasst, verpasst die entscheidenden Informationen. Also Obacht, wann man beginnt zu lesen, denn so schnell kommt man nicht mehr los. Und obwohl Martin Krist ein gutes Tempo vorlegt, wirkt der Thriller weder gehetzt noch überhastet. Im Gegenteil: der Berliner Autor versteht es, mit kleinen Spitzen seinen Lesern die richtige Prise Angst, Ekel und Paranoia einzujagen. Dank Krist kann ich nun nicht mehr ohne Hintergedanken eine Abstellkammer öffnen.
Das Finale reiht sich ebenso schlüssig wie bündig in den gesamten Verlauf ein. Mit dem letzten Kapitel wurden alle Stränge zusammengeführt, aufgedröselt und das Schrecken in seiner gesamten Größe fassbar. Das Tolle: der Autor präsentiert die Lösung nicht auf einem Silbertablett, sondern überlässt es seinen Lesern, die allerletzten Schlüsse zu ziehen. Genau so muss ein Thriller sein!
Der Stil von Martin Krist ist sehr gut und flüssig zu lesen. Seine Erzählweise ist direkt, ehrlich und nur dann von Details gespickt, wo es nötig ist. Die Konzentration auf das Wesentliche, ohne dabei etwas auszulassen, passt perfekt zu Paul Kalkbrenner.
Fazit: folg mir in den Märchenwald und erkenne den Schrecken. Genial!!
Die Geschwister Max und Ellie werden von ihrer Mutter mit den Worten "Geht zu Opa" in einem Wandschrank versteckt. Dann ist sie verschwunden und hinterlässt lediglich einen Blutfleck. Max kümmert sich rührend um seine kleine Schwester und begibt sich auf den weiten Weg durch Berlin zu ihrem Großvater. Dabei führt er die Bewältigungsstrategie der Mutter weiter und erzählt seiner Schwester Geschichten aus dem Märchenwald, in welchem alles gut wird. Doch zwei Kinder alleine und orientierungslos in der Großstadt ziehen Probleme wie magisch an.
Dies ist nur einer von drei Handlungssträngen, die uns der Autor zu Anfang des Thrillers vorstellt. Schnell lernt der Leser auch Zoe kennen, welche ohne jede Erinnerung in einer dunklen und zugemüllten Gasse erwacht. Als sie sie auf Gee trifft und dieser sie zu kennen scheint, weiß die jedoch instinktiv, dass er nicht gut für sie ist. Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und auf der Suche nach der Wahrheit irrt auch sie orientierungslos und verängstigt, ja grade zu panisch, durch Berlin. Dabei führt ihr Unterbewusstsein sie an gefährliche Orte.
Was diese beiden Teile der Story mit Mordermittler Paul Kalkbrenner zu tun haben erschließt sich dem Leser erst nach und nach. Dieser wird zunächst zu einem Einbruch mit Todesfolge gerufen und dann zu dem Senioren Dieppe, der offensichtlich einem Herzinfarkt erlegen ist. Obwohl er damit allein nicht Teil einer Mordermittlung werden würde, so wird er es durch den Inhalt seiner Kühltruhe umso mehr.
Anfangs scheint es so, dass diese drei Handlungsstränge vollkommen unabhängig voneinander stehen, doch dem Leser wird schnell klar, dass einige zeitliche Abläufe und Schauplätze sich überschneiden. So deckt Paul Kalkbrenner im Verlauf das ganze verstörende und schockierende Geflecht um Dieppe auf. Durch kurze, aber knackige Kapitel wird die sowieso schon sehr spannende Handlung nochmals zusätzlich angeheizt, so dass das Buch ein wahrer Pageturner ist. Dabei schwankt der Leser zwischen Sympathie für die beiden Kinder, Mitleid mit der jungen Frau und Ekel und Schock bezüglich Dieppes Taten.
Es ist ein wahrhaft gelungener Thriller, der ein besonders grausames Thema behandelt und niemanden kalt lassen wird.
„Märchenwald“ ist nach „Wut“, „Gier“, „Trieb“ und Engelsgleich“ der fünfte Thriller des Berliner Autors Martin Krist (alias Marcel Feige), in denen die beiden Kommissare Paul Kalkbrenner und Sera Muth ermitteln. Handlungsort ist Berlin, und wie bereits in den früheren Bänden der Reihe, nimmt der Autor hier seine Leser auf eine rasante Fahrt in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele mit.
Offenbar hat Krist eine Abneigung gegen eindimensionale Stories, denn wie bereits in dem Vorgänger „Engelsgleich“ arbeitet er auch in „Märchenwald“ mit drei unterschiedlichen Handlungssträngen, deren Grundstimmung stark durch die jeweiligen Protagonisten bestimmt wird. Mich hat am intensivsten das Schicksal der beiden Kinder Max und Ellie beschäftigt, deren Mutter etwas Schlimmes zugestoßen sein muss, was die Blutlache vermuten lässt. Als jemand in ihre Wohnung eindringt, versteckt sie die Kinder, um sie zu beschützen, im Wandschrank und gibt ihnen den eindringlichen Rat, ihren Großvater aufzusuchen. Ein Szenario wie in „Hänsel und Gretel“, nur dass Max und Ellie auf der Suche nach Sicherheit und ihrem Opa nicht durch den dunklen Wald, sondern durch die dunklen Straßen der Hauptstadt irren, was natürlich hinsichtlich des Alters der Kinder nicht weniger gefährlich erscheint.
In Gefahr scheint auch eine junge Frau zu sein, die aus einer diffusen Verfolgungsangst heraus durch Berlin hetzt, nachdem sie in einer abgelegenen Gasse erwacht. Blutig geschlagen kann sie sich an nichts erinnern, weder an ihren Namen, noch daran, was passiert oder wie sie dorthin gekommen ist. Als zwei schmierige Typen sie bedrängen, werden diese von einem Mann in die Flucht gejagt, der sie bei ihrem Namen, nämlich Zoe nennt. Aber geheuer ist er ihr nicht, und so nimmt sie, auf der Suche nach ihrer Identität und Erinnerung, schnellstens Reißaus.
Zeitgleich sorgt der harmlose Infarkttod des Rentners Dieppe für Aufregung. Nun ja, nicht dessen Tod an sich, sondern verdächtige Essensreste auf dem Tisch und die dazu passenden Funde in der Gefriertruhe…
Spannend schreiben kann er ja, der Herr Krist, und bereits durch die relativ kurzen Kapitel, die permanenten Szenenwechsel sowie die zahlreichen Cliffhanger, wird das Tempo forciert und hält den Leser bei der Stange. Wobei man allerdings kein besonders empfindliches Gemüt haben sollte, denn die behandelten Themen sind selbst für eingefleischte Thriller-Leser nicht jedermanns Sache.
Viel Stoff für eine Geschichte, und zugleich auch eine Herausforderung für den Leser, der den Zusammenhang herstellen muss. Anfangs scheint es, als ob die drei Handlungsstränge keine Verbindung hätten, aber im Laufe der Story gibt es dann doch immer wieder den einen oder anderen Berührungspunkt, bis sich am Ende die losen Fäden verknüpfen und zum Aha-Erlebnis des Lesers verbinden. Aber apropos Ende, das kam mir dann doch etwas zu hopplahopp und ohne zufriedenstellende Erklärungen. Gerade wegen der Komplexität der Handlung, hätte etwas mehr Tiefe diesem Thriller gut zu Gesicht gestanden.
Wer vor wirklich harten Thrillern nicht zurück schreckt und zudem unseren deutschen Autoren gerne Aufmerksamkeit schenkt, dürfte um Martin Krist nicht herum kommen. Dies ist inzwischen schon das 5. Buch des Autors, das ich verschlungen habe, und ich kann seine Bücher wirklich sehr empfehlen. Man sollte allerdings nicht zu zwart besaitet sein ;)
At first the different stories confused me, but once I figured out who was who it got better. There was plenty of action right from the start - no time to get bored! Max and Ellie were my favourite characters and I was rotting for them all the way. Even though it was book 5 in a series, it could easily be read as a standalone and I didn't feel like I had any trouble understanding what was going on with the detective and his family.
Ein sehr spannender, Nerven raubender und komplexer Krimi aus Martin Krists Feder.
Drei Handlungsstränge muss man erst mal verfolgen um langsam zu erkennen, dass alle auf eines hinaus laufen. Es steckt ein perfides und ekelerregendes Gehirn dahinter, das sich nicht scheut.... Aber das wäre zu viel verraten. Auf jeden Fall für Krimileser eine klare Empfehlung.