«Warum haben so viele Menschen Angst vor Überfremdung? Und wieso habe ich keine?»
Das fragt Till Reiners – nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen. Die, mit denen niemand mehr reden möchte. Auf Pegida-Spaziergängen, in Gesprächen mit AfD-Politikern und in den Wohnzimmern der besorgten Bürger versucht er zu verstehen, was in unserem Land gerade passiert, wie diese gesellschaftliche Stimmung entstanden ist, die sich an der Grenze zwischen Wahrnehmung und Realität, Angst und Hass bewegt.
Ein intelligent-pointierter Blick auf ein Land im Umbruch.
Ich sag das ungern, aber eigentlich ist es die Geschichte von einem der auszog und schon vorher wusste: ich hab Recht und ihr Nicht.
Und dabei war mir Herr Reiners am anfang symphatisch: wir sind vom gleichen Jahrgang, haben beide studiert, dann stand da was von Kabarett und Poetry Slam. Wir hätten uns auf einer Studentenparty zumindest mal über den Weg laufen können. Konkrete Angst vor Fremden habe ich jetzt auch nicht wirklich und zu genau mit der Pegida hatte ich mich auch nicht auseinander gesetzt. Also hätte das ein interessanter und lehrreicher Nachmittag bei schlechtem Wetter auf der Couch werden können... hätte.
Und eines muss man dem Buch lassen: es lässt sich flüssig lesen. Es war nur leider schlecht für meinen Blutdruck.
Ich würde gerne ignorieren, dass Herr Reiners Wessi ist und ich Ossi, es geht nur leider nicht. Es geht für mich nicht, wenn ich wieder die gleichen leeren Hülsen vom "Bruch in der Biographie" nach der Wiedervereinigung lese, die mit der Lebensrealität hier so viel zu tun haben wie der Satz "draußen ist Wetter". Beides ist richtig, sagt aber absolut nichts aus.
Und ich komme aus einer etwas größeren Stadt, in so fern kann ich mit Ruhe sagen: ja, auch bei uns gibt es Ausländer. Keine Sorge, ich habe schon welche gesehen, auch wenn das Buch mir gerne etwas anderes sagen würde.
Dann kommt hinzu, dass Herr Reiners... ich formuliere es mal vorsichtig: die wenigen weiblichen Personen mit denen er spricht, lässt er... wenig zu Wort kommen und nicht unbedingt in einem guten Licht dastehen. Und ich habe das dringende Bedürfnis im entweder "Everyday Sexism" von Laura Bates oder ihm gleich http://everydaysexism.com/country/de unter die Nase zu halten. Dann wäre das Gespräch mit Sashas Lebensgefährtin vielleicht anders verlaufen. Ich glaube aber nicht.
Denn ganz ehrlich: Dem Buch geht es nicht ums hinterfragen. Oder erklären. Oder Zusammenhänge aufzeigen. Oder gar zu verstehen. Dem Buch geht es darum zu zeigen: Ich bin der Autor, ich hab mit Menschen geredet, schaut mal was sie MIR gesagt haben.
Ich war wirklich davon ausgegangen, dass es um die Pegida Bewegung geht. Und vielleicht hätte mir mal wer erklärt, wie aus "Russland ist das neue Böse" ein "die ganze Presse ist verlogen" werden konnte. Oder all die anderen Dinge, die ich im Laufe der Zeit verpasst habe. Statt dessen geht es über weite Strecken über die AfD. Natürlich soll man die nicht wählen, aber etwas inhaltliches aus dem Partei Programm, dass man irgendwann mal in einer Unterhaltung als Argument anbringen kann? Ach iwo. Da sitzen halt Rechte drin, dass muss als Argument doch reichen.
Und wenn dann noch im Schnelldurchlauf verkündet wird: die haben zwar alle Ängst, da drüben, aber die sind ja alle irreal und daher kann man die getrost beiseite wischen und ignorieren... dann bleibt von dem Buch eigentlich nur ein langes:
Die sind Die und Ich bin Ich und wir kommen in der Mitte nicht zusammen...
Dafür hätte ich nicht über 200 Seiten lesen müssen.
Zugegeben, ich bin mit riesigen Erwartungen an dieses Buch herangegangen und konnte daher ja nur enttäuscht werden. Ich finde Till Reiners einfach unendlich sympathisch und glaube auch, dass wir politisch ziemlich gleich gepolt sind. Allerdings habe ich nicht daran gedacht, dass dieses Buch bereits 2016 erschienen ist. Dazu kommt noch, dass Till Reiners eben auch nur ein Mensch ist - wenn auch ein sehr intelligenter - und keine Universallösung bieten kann.
Jetzt im Nachhinein (2019) sind wir natürlich alle schlauer. Es kamen nicht so viele Flüchtlinge nach Deutschland wie viele befürchtet hatten. Pegida ist (zumindest in meiner Wahrnehmung) nur noch eine Randerscheinung, der man nicht mehr viel Beachtung schenkt. Die AfD hingegen ist größer geworden als andere (auch ich) befürchtet hatten. Mittlerweile weiß man, dass es der AfD in der Öffentlichkeitsarbeit vor allem darum geht anzuecken. Auffallen um jeden Preis. Es ist wohl ein Fehler gewesen, der Partei sofort so viel Medienaufmerksamkeit zu schenken und schon unter Lucke als die gröbsten Nazis hinzustellen. Nachher weiß man's halt immer besser.
Was konnte ich also aus dem Buch mitnehmen? Erst mal einige Verweise auf andere interessante Bücher. Dann aber auch wieder, dass man die "besorgten Bürger" nicht sofort abstempeln darf. Ich gebe zu, dass ich da früher auch immer ganz vorne mit dabei war. Ja, ich werde weiter gegen die AfD und rechte Vereinigungen demonstrieren. Aber ich werde es anders machen als noch vor einem Jahr. Nicht mehr in die "Nazis raus"-Chöre miteinfallen, auch wenn es noch so verlockend ist. (Außer es ist mal wieder eine NPD Kundgebung, da rufe ich weiterhin mit gutem Gewissen, dass sie sich verpissen sollen.) Ich habe noch Hoffnung, dass die meisten einsehen werden, dass die AfD Bauernfänger sind und eine offene Welt eine bessere ist. Aber man muss eben das Gespräch mit denen suchen, die mit rechten Parolen und Worthülsen um sich werfen. Man wird sicher auch auf verschlossene Türen stoßen, aber wo man noch diskutieren, argumentieren und überzeugen kann, darf man den Rechten nicht das Feld überlassen.
tbh hab das buch nur gelesen weil ich ihn hot finde, aber ich muss sagen dafür dass es ein sachbuch ist zu einem schwierigen thema war es niederschwellig und spannend - danke & gute arbeit herr reiners, weiter so
Ich finde die Idee gut, die Begegnung mit andersdenkenden zu suchen und sich Argumente der Gegenseite einfach mal anzuhören (diese Geisteshaltung sollte heutzutage vielleicht generell etwas öfter beworben werden!). Hier und da musste ich beim Lesen schmunzeln, ich hatte Gänsehaut als Sandras Freund nach Hause kam und manchmal hab ich mich gefragt, was eigentlich mit der Welt nicht nicht stimmt. Bin das Wechselbad der Gefühle einmal durch. Für ein Wochenende auf dem Balkon allemal okay investierte Zeit. Danke, merci DDA
Ich war positiv überrascht, wie gut sich dieses Buch liest! Auch wenn es schon vor einigen Jahren veröffentlicht wurde ist es immernoch extrem aktuell. Die Ängste sind immer noch die Gleich und immer noch weiß man nicht so richtig, wie man mit der AFD am besten umgehen sollte. Ich finde es sehr gut, dass er die Möglichkeit offenlässt, die eigenen Vorstellungen über den Haufen zu werfen. Gerne hätte ich noch ein paar mehr richtige Gegenargumente gehabt, die man selber in Diskussionen anbringen könnte. Ansonsten fand ich es sehr gut👍
Es tut mir leid, aber dieses Buch ist nicht vernünftig zu lesen. Noch nie habe ich ein Buch mit so vielen Fehlern gelesen. Dass mal der ein oder andere Fehler in einem Buch ist, kennt man ja. Hier fehlen oftmals ganze Wörter oder es sind Wörter drin, die da nicht hin gehören. Absolute Katastrophe!
Regt zum Nachdenken an. Entstand ja kurz nach der sogenannten Flüchtlingskrise 2015. Seitdem ist ja wieder einiges passiert, weshalb ein Update sinnvoll wäre. Dann vielleicht auch mit won bisschen mehr Struktur und weniger Vereinfachung.
Entertaining stroll through the extremist right. The reasons why radicalised right-wing populism is gaining momentum in Germany are not surprising - many people are easily scared of change, there has been quite a lot of change, a lot of people feel that politicians are disengaged from their reality and feel lost and desire strong man politics.
This is not unsurprising, especially considering vast swathes of the population are not represented by our politicians (who are mostly upper middle class academics). As one of those, I do not think that they are necessarily doing a bad job of it, but as someone whose family consists almost entirely of working class people, I do understand that lived realities are so different that representation by "my people" for my family is impossible in large parts.
I am wondering how so many things could go so wrong in politics that people who have the same capacity to be perfectly nice people to those in need can behave like such asshats when confronted with groups. Now, I get many of their concerns in my xenophobic hind brain. However, the result of not taking in refugees is people dying in the Mediterranean. The result of not providing winter housing is people dying of hypothermia. The result of not allowing people to do anything but sit around all day and not get moving on determining whether they are allowed to stay or not is sickness on their part, stressed living conditions and delinquency. It is that simple. Moaning about the good old days never fixes anything, and condemning people without meeting them is never helpful.
I was still underwhelmed at the lack of depth in certain areas.
Till Reiners erzählt auf jugendlich frische Weise, wie er sich auf die Suche gemacht hat, um herauszufinden, warum so viele Leute Angst haben vor dem Fremden. Dabei kommt er mit vielen interessanten Persönlichkeiten ins Gespräch, wagt sich undercover auf eine Pegida-Demo und auf den AfD-Parteitag.
Beim lesen des Textes wechselte ich stets zwischen lachen und Kopfschütteln - darüber wie absurd aber auch erschreckend die Gedanken vieler Menschen zum Thema Flüchtlinge und Islam ist.
Till Reiners hat mit seinem Buch gut zur Stärkung und Untermauerung meiner Meinung beigetragen und hat mir teils sogar bei der politischen Orientierung geholfen. Rund herum ein tolles Buch, dass ich nur weiterempfehlen kann.