Wer Russisches ins Deutsche übertragen möchte, stößt gelegentlich auf Schwierigkeiten, exakt Entsprechendes ist nicht immer leicht zu finden. So kommt es, dass Dostojewskis Schuld und Sühne mal den Titel Raskolnikow trägt, mal auch unter der Bezeichnung Verbrechen und Strafe zu finden ist, wenn man sich spätere Versuche anschaut. Der Roman des bekannten russischen Dichters ist zunächst in periodisch veröffentlichten Fortsetzungen erschienen, während derer seine weitere Bearbeitung noch nicht abgeschlossen war. Ein gutes Jahr hat es bis zur Vollendung des umfangreichen Werks gedauert. Bei sämtlichen Übersetzungen klafft ein Spalt zwischen der juristischen Verwendbarkeit benutzter Begriffe und ihrer moralischen Dimension. Im Deutschen kam es erst kurz vor der Jahrtausendwende zur Betonung des Aspekts der Rechtsprechung, zu dem englischer und französischer Sprachgebrauch von Anfang an tendierten. Eine gewisse Neigung zum Dramatischen ist den Deutschen kaum abzusprechen, ein eher objektives Betrachten der Umstände ist anderen Völkern, auch den Polen, offenbar weniger fremd. Dass man sich berechtigter Zweifel halber darauf zurückzieht, den Namen der Hauptfigur als Titel zu verwenden, mag bezeichnend dafür sein. Die Geschichte des nicht mit Reichtümern gesegneten Studenten ist fraglos ein epochales Werk, das Grundsatzfragen von erheblicher Brisanz aufwirft. Darf der Mensch töten, wenn er sich dazu berufen fühlt?
Seine schriftstellerische Laufbahn begann 1844 - zur Zeit eines fundamentalen Umbruchs des Russischen Kaiserreiches. Er schrieb Romane, zahlreiche Novellen und Erzählungen, die politische, soziale und spirituelle Verhältnisse beschreiben.
Trotz der Vielschichtigkeit und der Komplexität des Buches ist das Geschriebene selbst für unerfahrene Leser leicht zugänglich. Der Autor verwebt die Haupthandlung und mehrere Erzählstränge in Nebenhandlungen ineinander. Ein Plädoyer für die Menschlichkeit stellt die - für Dostojewski typische - teils minutiöse Schilderung der unterschiedlichen Charaktere dar. Denn er gilt nicht nur als ein herausragender Psychologe der Weltliteratur, sondern auch als Seismograph der menschlichen Konflikte. Das literarische Eindringen in das Wesen der Menschen ist zentraler Gegenstand seiner Werke. Diese Art Literatur ist sein Mittel, mit dem er den Anliegen, der Besessenheit und der Erlösung der menschlichen Seele auf die Spur kommt. Nicht ohne Grund wurden seine Bücher in mehr als 170 Sprachen übersetzt.
Für mich gehört mindestens ein "Dostojewski " in jede private Bibliothek.