„Biskaya“ ist ein afropolitaner Roman über das Leben von Schwarzen Menschen in Berlin. Die dreißigjährige Tue ist mit drei Elternteilen aufgewachsen und verdient heutzutage ihr Geld vor allem als Sängerin einer deutschsprachigen Indie-Band. Doch mit den anderen Bandmitgliedern hakt es und auch ihre WG wird Tue immer fremder, Ruhe findet sie allein bei ihrem besten Freund Matthew. Er ist die Familie, die es in ihrem Leben seit Jahren nicht mehr gegeben hat.
In ihrem neuen Roman vermittelt SchwarzRund ein Gefühl, wie es ist, Schwarz zu sein in einem Land von Weißen, ohne dieses Schwarzsein mit einer afrikanischen Region verbinden zu können. Pointiert schildert die Autor*in Tues Alltag zwischen diasporischen Lebensrealitäten, Psychiatrie und queerer Wahlfamilie.
Es gibt Buchgenres, die vermisste ich schon vor meiner Geburt. Dieser Roman kann dazugehören, eine afrofuturistische Intervention. Stefanie-Lahya Aukongo, aukongo.de
... zwischen popkulturellen Referenzen, humorvollen Zeilen und einem kreativen Umgang mit diskriminierungsarmer Sprache ... findet SchwarzRund radikale Ansätze für eine feministische Geschichtserzählung. Hengameh Yaghoobifarah, Missy Magazine
Ihre Sprache zeigt, wie Literatur und Politik zusammengehören, ihre Sprache macht Sinne, und schafft sie, ihre Sprache muss sich nicht zwischen Humor und Schrecken entscheiden, diese Sprache hat mich zu Tränen gerührt und meine Tränen wollen solange um sich schlagen, bis alle Äste brechen.
Jayrôme C. Robinet, „Das Licht ist weder gerecht noch ungerecht“, w_orten & meer 2015
I had found out about Biskaya a few months ago, and the publisher was so kind as to send me a copy. What I remembered from the blurb was that it was about a black woman living in Berlin. I didn’t look further into the book as I wanted to experience the book without too much information about the story.
This book is #ownvoices.
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Biskaya is a story about trying to fit into a society that doesn’t want to fit you in, that doesn’t want to give you a space. It’s a story about the impact that German colonialism had on the colonised people. It’s a story about how societal expectations shape people’s lives. It’s a story about finding out what you want to be in life, do you want to be the person that people will accept or do you want to be the person who you are.
Tue, the main character, is a black woman. She has an eating disorder. She’s mentally ill. She’s bisexual. She had two fathers and one mother. The deuteragonist, Dwayne, is a black man. He is gay. He is femme. Both of them are from Biskaya (a fictional country, though the region itself exists in the real worth), but they came to Germany at different ages.
I was quite taken aback by this story and the writing style around it. As you might know, a lot of words in German are in a gender binary, and people have only slowly been adapting the language to be inclusive of all genders. This book used inclusive language. What I also found beautiful was that Tue’s personality was reflected by the writing style. She is a songwriter, and thus sometimes her feelings about certain situations are put down in songtexts.
The book tackles various types of oppression: racism, queerantagonism, sexism, and ableism. This book shows intersectionality. It doesn’t only talk about it, but it shows why intersectionality is importants. It shows that people are not just one thing, we are multi-faceted. The people in this book are complex. They are not just marginalised in one way, but most people are marginalised in numerous ways.
What I loved about this book is that it’s not written to be educational. It’s not written for those who are priviledged. Certain aspects, such as the non-existence of reverse racism, aren’t explained, they’re just mentioned and either you understand it or you have to look it up.
Just in case you won’t be reading the book, because you can’t read German or it just isn’t your type of book, I’d like to recommend that you listen to this song, which is mentioned in the book: Fremd in eigenen Land (Advanced Chemistry)Fremd in eigenen Land (Advanced Chemistry) (Engl. Stranger in my own country). Someone translated it into English here. I hadn’t heard the song before reading this book, and it really spoke to me.
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If you can read German, I seriously suggest you try this book. It’s amazing. I never expected to find such a well-written book in German. The language is not problematic. It’s diverse. It’s intersectional. And the story is moving, I really enjoyed my time with this book.
In my opinion, this book should be published in English.
This review is part of the German Diverse Books project (#DeutscheDiversityBücher). The book is available in German, Arabic and English.
Trigger warnings: self-harm, suicide, abuse in hospitals, forced coming out (that is called out in the book), eating disorder.
i finished this a few days ago and i kept thinking about it, thinking of a way to review it because honestly, it struck me in its brilliancy and i don't know how i could express all the emotions this made me feel.
Reading Biskaya was a wonderful experience that German literature almost never delivers on! Tue’s story will stay with readers for a long time. And in a country that still likes to pretend that Black folx don’t exist, SchwarzRund gives us a powerful, complex but also joyful affirmation of Black queer identity in Germany.
It is my hope that this beautiful book will be translated into English, so you will all have a chance to read it and have access to this side of German culture: Black, queer, inclusive!
Biskaya, ein afropolitaner Berlin-Roman (so der Untertitel), beschreibt anhand der Hauptprotagonistin „Tue“ den „kleinen Rassismus zwischendurch“. Tue, die als Lebenserfahrung bereits Phasen von Obdachlosigkeit verbuchen kann, holt ihren Schulabschluss nach. Sie wird als „unsicher und ruhig“ beschrieben, eine „Anhäufung von Fehltritten“; sie hat aber noch eine andere Seite an sich; nämlich die der „TuesDay“, eine Hamburger Rockröhre – witzig, bissig, pointiert. Mir bot das Buch die Chance mitgenommen zu werden in eine Welt, die nicht meinen Normen entspricht; und doch entdeckte ich Parallelen zur eigenen Geschichte und fühlte mich verstanden, beschreibt sie doch auch die Sehnsucht nach dem „unbezahlbaren Gefühl nach Zugehörigkeit“; aber nicht über den Weg des gefällig Seins, sondern, TuesDay wollte das werden, was „der anonyme Journalist an ihr gehasst hatte“. Die Hauptprotagonisten tummeln sich in einer Welt jenseits des Reichtums, der „selbst jenes erstickte, was ohne Geld die Schönheit ins Leben bringen könnte“. Der Text zerrann beim Lesen zwischen den Fingern (als wäre dies möglich), ich glitt mühelos und nahtlos von einem Absatz zum nächsten. Wie im wirklichen Leben lernt man die Protagonistin Seite für Seite immer besser kennen, wobei ich bereits nach wenigen Seiten das Gefühl hatte Tue sei eine alte Bekannte. Menschen kommen und gehen, nicht jede beschriebene Person wird im Detail vorgestellt, trotzdem findet man sich zurecht. Sehr schön waren die Beschreibungen der Gefühlszustände („..wenn die Seele sich wieder einpendelte..“, „…auf ihrer Haut kitzelte die Blicke der Umstehenden…“). Der Charakter „Dwayne“ dient als Spannungsmoment, welches es bis hin zum Ende nicht möglich macht, die letzten Seiten auf ein anderes Mal zu verschieben. „Biskaya“ ist für mich kein Buch, indem Zeilen übersprungen werden, nur um im Inhalt voran zu kommen. Es wäre schade für das Versäumen jeder kunstvollen Beschreibung, die übersehen werden könnte; von neuen Wordkreationen („Hornhaargestank“, „Hair-Protection-Spray-Mief“), bis hin zu Bildern, die entführen („…Staubpartikel flirten aufgeregt im Abendrot…“); dann wieder stoßt man auf lyrische Zeilen, die es unmöglich machen, nicht auch einen Moment zu verharren, um die Komposition der Worte zu genießen („die Sekunden tröpfelten dahin, zähflüssig sickerten sie durchs Zifferenblatt, um dann gänzlich einzufrieren.“) Für mich war das Lesen und das Eintauchen in die Welt von Tue ein großer Genuss, danke!
Dieses Buch ist richtig groß. Es erweitert meinen Horizont, packt mich emotional, nimmt mich auf eine Achterbahnfahrt mit und tut all dies mit einer meisterhaften Sprache. Auch wenn das Buch in einer Parallelwelt spielt, bietet es keinen Eskapismus - das Alternativuniversum ist realer als real. Die tiefen persönlichen Einblicke in die Protagonist_in, die in einem System überleben muss, das darauf angelegt ist, sie zu vernichten, sind so deutlich, dass du weißt, all das passiert auch täglich in der Realität um dich herum - obwohl das Bewusstsein, dass das Land Biskaya nicht existiert, einen gewissen emotionalen Schutzwall gegen die Wucht der Schreibe bietet.
Der Roman lässt sich gut lesen, ich hatte ihn an einem Tag durch. Die Story ist gut geschrieben und lässt sich flüssig lesen. Das Einzige was mich gestört hat war, dass man versucht hat immer korrekt zu gendern und alle einzubeziehen. So war es zum Beispiel statt jedermann jedermensch oder es wurde auch viel mit dem * gearbeitet (bsp.: Student*in). Das war auch das Einzige was mich beim lesen hat stocken lassen.
Die Thematik wurde gut umgesetzt und auch der Umgang damit war sehr gut. Es bringt einen auch alles sehr nahe. Die Entwicklung des Hauptcharakters fand ich gut. Das Ende zum Teil überraschend, aber auch etwas vorhersehbar. Manchmal hätte ich mir noch ein paar Infos zur Vergangenheit von Tue gewünscht.
Der Roman ist lesenswert - gerade wenn man mal einen Roman mit einer starken weiblichen Hauptfigur lesen möchte. Es werden auch verschiedene Themen angeschnitten, Tue hat Essprobleme, landet in der Psychiatrie und im Krankenhaus, es geht um Suizid, es geht darum sich zu verwirklichen, Rassismus. Es geht um unwahrscheinlich viel in nicht mal 300 Seiten, dabei ist das Tempo in dem alles passiert sehr angenehm. Die Hauptcharakter sind sehr gut ausgearbeitet und wirken sehr real, ganz so als ob man sie selbst kennen würde.
Kennt ihr das, wenn ein Buch/Film/Medium zwar super ist, aber zu schwer im Magen liegt, als dass 1 sagen könnte "5 Sterne! Super!"? So ist Biskaya für mich. Es ist toll, es hat mir Freude bereitet, mich unterhalten, mir Einblicke und Lernerlebnisse gewährt für die ich dankbar bin. Gleichzeitig klingt es für mich, als weiße Leser_In, die in diesem Buch ohnehin nur als Zaungast willkommen ist (völlig berechtigt!) auch Wochen später noch sehr schwer nach. Was ganz ganz sicher so gewollt ist.
SchwarzRund findet einen beeindruckenden Weg, Charaktere und Ereignisse so zu beschreiben, dass das, was nicht gesagt wird viel lauter klingt, als die Beschreibung selbst. Während einige Szenen sich langsam entfalten und liebevoll mit Details geschmückt sind, bekommt die_er Leser_In andere Szenen vor die Füße geknallt und muss sich in der daraus entstehenden Verwirrung selber zusammenreimen, was passiert ist. Diese Erzählweise trifft wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich bin berührt und beeindruckt von der Geschichte und ihren Charakteren und sie werden mich noch lange verfolgen und meinen Blickwinkel prägen. Danke für die neuen Begleiter, SchwarzRund.
SchwarzRund's Roman über das Leben Schwarzer Menschen in Deutschland und Europa ist ein Mahlstrom der Emotionen. Scham, Abscheu, Wut, Trauer, Fassungslosigkeit und auch Freude über die Geschehnisse sowie Zuneigung zu den verschiedenen Charakteren wechseln sich stetig ab.
In meinem Studium habe ich viel über Afrika, den Kolonialismus und dessen Folgen gelernt, auch über den immer noch alltäglichen Rassismus in Deutschland. Aber dass es so schlimm ist, konnte ich mir nicht vorstellen. Selbst wenn die Ereignisse, die Vorurteile in dieser Geschichte total überzeichnet und tatsächlich nur halb so schlimm sind, ist es dennoch erschreckend schlimm. Insofern ist dieses Buch eine Offenbarung.
Es ist schade, dass Bücher wie dieses nicht die Beachtung finden, die sie verdienen. Ich hoffe, bald noch mehr von SchwarzRund lesen zu können.
Ich gebe zu, dass ich deutsche Romane nicht sonderlich gern lese, weil der Schreibstil oft sehr angestrengt auf mich wirkt. Nicht so bei diesem Buch. Was an diesem Buch schön ist, dass es bewusst mit Sprache spielt und das in einer Form, die sehr erfrischend ist.
Was gibt es zum Inhalt zu sagen. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Sie sind authentisch und sympathisch (meistens jedenfalls). Und obwohl das Buch keine 300 Seiten umfasst, hat es die Autorin geschafft, eine Menge Themen anzusprechen und zu verbinden, die nicht immer einfach zu behandeln sind. Einige dieser Themen sind Label, Zwänge, Ängste, Trauer, Wurzeln, Platz in der Welt, Vergangenheitsbewältigung, Erwartungen, Rassismus, Queerness und Genderbilder. Insbesondere bei der Hauptfigur Tue hatte ich das Gefühl, dass man einen guten Einblick in ihre innere Gefühlswelt hat und auch in die Wirkung, die sie aus ihrer Sicht nach aussen hat.
Leser, für die diese Themen kein Problem sind, bzw. die sich näher damit beschäftigen möchten, kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Es liest sich flüssig und da regelmässig ein Wechsel zwischen den verschiedenen Perspektiven stattfindet, deren Verbindung erst zum Ende hin stärker wird, ist es ein kurzweiliger Lesegenuss, der mich etwas reflektierter zurückgelassen hat.
Super Buch, sowas findet man immer noch selten. Dieses Buch scheint etwa zu dramatisch zu sein, aber eigentlich für viele Leute so ein Leben ist Realität.
Dieses Buch gibt ein Gesicht dem Rassismus welches täglich in Berlin und Deutschland stattfindet.