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Kommt, Geister: Frankfurter Vorlesungen

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Wieso reichen neun Minuten Peter Alexander, um Günter Grass dankbar zu sein? Warum ist Vergessen eine anstrengende Übung, Verdrängung harte Arbeit? Entstehen Gespenster aus unserer Angst vor der Vergangenheit? Um diese und andere Fragen kreisen Daniel Kehlmanns fünf bestechend klare Vorlesungen, die er als Inhaber des ältesten und renommiertesten deutschen Gastlehrstuhls für Poetik im Sommer 2014 gehalten hat. Er zeigt, wie sehr die nachhallenden Schrecken der deutschen Vergangenheit sein Werk grundieren, schreibt über die Geister, Narren, Halbmenschen in den Büchern von Autoren wie Ingeborg Bachmann, Tolkien, Shakespeare, Grimmelshausen und Leo Perutz. Und gibt damit auch Auskunft über sich.

176 pages, Paperback

First published March 6, 2015

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About the author

Daniel Kehlmann

82 books1,367 followers
Daniel Kehlmann is a German-Austrian author.

His novel Measuring the World (German: Die Vermessung der Welt) was translated into more than forty languages. Awards his work has received include the Candide Prize, the Literature Prize of the Konrad Adenauer Foundation, the Heimito von Doderer Literature Award, the Kleist Prize, the WELT Literature Prize, and the Thomas Mann Prize. Kehlmann divides his time between Vienna and Berlin.

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Displaying 1 - 7 of 7 reviews
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,975 followers
July 1, 2018
In 2014, Kehlmann was the one chosen to give the prestigious "lectures in poetics" at Goethe University, Frankfurt (other authors who were awarded this honor would be Clemens Meyer, Christian Kracht, Ingeborg Bachmann, Günter Grass and Rainald Goetz, e.g.). This book contains written versions of these lectures, all of them focusing on supernatural forces or creatures (ghosts, witches, murderous spiders etc.) and what pupose they serve in literary texts - how they are connected to historical events, to society and to the psyche of the individual.

That sounds intriguing, but the structure of the book put me off: Large parts of the texts summarize books, only to then give a rather short interpretation - it's not that Kehlmann's thoughts aren't interesting, but there are somehow not enough of them. In addition to that, everyone who read his latest novel Tyll (2017) will realize that large parts of "Kommt, Geister" reads like the author contemplating the themes of his upcoming work - so this book might be useful for people trying to interpret "Tyll".

It is fascinating though to see how differently writers approach the task of giving these lectures, and how it seems to mirror their temperament: While Kehlmann always appears controlled and even-tempered, Clemens Meyer went all wild with his lectures Der Untergang der Äkschn GmbH: Frankfurter Poetikvorlesungen. I hope Kracht's lectures will also appear as a book!
Profile Image for Michael Bohli.
1,107 reviews53 followers
October 26, 2015
"Kommt, Geister" ist eine Sammlung von Daniel Kehlmanns Vorlesungen zur Poetik. In fünf Texten offenbart er nicht nur ein fundiertes Wissen über Literatur und Geschichte, sondern zeigt viele persönliche Einsichten in seine Jugend und die Schriftstellerkarriere.

Das Buch ist besonders dann interessant, wenn man die behandelte Werke kennt. Nicht immer sehr flüssig lesbar und mit viele Textausschnitten versehen, wurde ich nicht immer gefesselt. Wer sich aber für die Geschichten hinter den Büchern interessiert, der wird nicht enttäuscht werden. Für mich war es ein wenig die falsche Baustelle.
Profile Image for Klaus Mattes.
712 reviews11 followers
August 23, 2025
Kann man einen Satz formulieren, der beweisbar wahr und zugleich - beweisbar - nicht beweisbar ist? Es sind derartige „Schachprobleme“, die den „Philosophen“ Daniel Kehlmann mehr oder weniger in jedem seiner Bücher umtreiben. Dieses klingt ungeheuer interessant, ist es jedoch nicht unbedingt, sobald man eine mögliche Auflösung zur Frage gelesen hat, mit der Kehlmann die fünfte und abschließende seiner Frankfurter Poetikvorlesung beschließt. (Sie widmet sich dem Lebenswerk des von ihm bewunderten Romanciers Leo Perutz, 1882-1957.) „Dieser Satz ist nicht beweisbar.“ Theoretisch, bevor man es überprüft hat, könnte der Satz eigentlich wahr sein. Also diese Aussage, dass man ihn nicht beweisen kann. Wenn man ihn nicht beweisen kann, kann man ihn aber auch nicht mehr „wahr“ nennen. Folglich wäre er dann nicht beweisbar. Seiner Aussage nach also wahr. (Und so weiter.)

Kurt Gödel, sagt Daniel Kehlmann, der österreichische Logiker, sei, wie Sigmund Freud dem Arthur Schnitzler, ein zeitgleich lebender geistiger Zwilling zu Leo Perutz gewesen. Gödels Name ist den meisten Laien nur noch als Teil des Buchtitels „Gödel, Escher, Bach“ geläufig. Bekannter sind die Bilder von M.C. Escher. Sie haben den Wiener Bürgersohn Daniel Kehlmann in seiner Kindheit fasziniert. Wenn mich jemand fragte, von welcher Art die Romane und Erzählungen Kehlmanns sind, könnte ich, nicht nachweislich falsch, sagen: „Stell dir paar Grafiken von Escher vor. So in etwa.“

Mein ewiges Problem mit ihm: Wie kann zeitgenössische Literatur zur Hauptsache ihres Schreibens dergleichen Konstruieren von Uhrwerken des Absurdes machen? Nicht um die Schaffung von unverwechselbarem Sprachklang geht es ihm. Nicht um Expression innerer Konflikte. Nicht um detailverliebte Weltbeschreibung. Auch nicht um Utopie und nicht um Engagement. Keine Reportage, kein Versuch, das gerade Entschwindende oder schon Verlorene doch noch festzuhalten. Andere Menschen wirken bei ihm immer ziemlich ausgedacht und über den Mann Kehlmann erfährt man eigentlich auch nie was. Daniel Kehlmann ist schon dezent. Er beschäftigt sich mit „Schachproblemen“, mit Zwickmühlen der Logik, mit Löchern in der Wirklichkeit. Immer kam mir das wie Spielerei für Superintelligente vor. Es ist schon modern, aber es nicht von heute. Es ist so ein wenig wie Nabokov, Borges, Perutz, Philip K. Dick. Die sind ja auch nicht unmodern.

Wir könnten rekapitulieren, dass er neben seinem Über-Hit-Hammer „Die Vermessung der Welt“, das einzige Buch, mit dem er auch in der englischsprachigen Welt bekannt werden konnte, weil es ihn in Deutschland zum Millionär gemacht hat (nehme ich an), und ein paar gar nicht schlechten und doch auch ziemlich unterhaltsamen Büchern wie „Ich und Kaminski“, „Ruhm“, „F“, „Tyll“ noch eine Reihe von kleinen, ich möchte sie mal Literatur-Tourismus-Reiseführer veröffentlicht hat. Die wurden jeweils aus Zeitschriftenessays, Vorträgen, Laudatios und Dankreden zusammengestellt, dieses hier von vornherein für eine Poetik-Dozentur an der Frankfurter Universität. Sollte sich irgendwann rausstellen, dass er seine Leser in den Romanen in Paralleluniversen gelockt hat, die letztlich eine Art Eskapismus für intellektuelle Geister vor den Zumutungen der realen Welt bildeten, würde ich immer noch diese kleinen Essaybücher preisen: „Wo ist Carlos Montúfar“, „Lob“, „Kommt, Geister“.

Zu beneiden sind jene, die noch nichts daraus gelesen haben und jetzt gleich mal alle drei in rascher Folge und chronologisch hintereinander lesen können. Wobei man in jedem einzelnen dieser Bücher schon auch herumspringen kann, zuerst das Stück zu dem Schriftsteller nachschauen, der einen selbst am meisten angeht. Man wird sich am besten schon vorher damit abfinden, dass es kein schlüssiges, vollständiges Gesamtbild ergibt. Ich würde mich allerdings dem hier nebenan vertretenen Urteil nicht anschließen, dass man so manches nicht verstehe, weil Kehlmann die Inhalte der Bücher nicht nacherzählt. Wer solche Essaysammlungen liest, sollte vorher schon einigermaßen weitläufig in der Weltliteratur herumgeschaut und sich auch noch so munter für Phänomene der Populärkultur interessiert haben wie Kehlmann.

Kehlmann gibt sich bescheiden. Er maßt sich nie an, als Erster den Schlüssel zu liefern und einem was zu sagen, was es bis zu ihm noch gar nicht gab. Er gibt sich damit zufrieden, fast überall schon mal gewesen zu sein und es kurz und klar zusammenfassen oder beschreiben zu können. Kein Germanist würde sich so mühelos lesen lassen. Auch seine jugendliche Begeisterung für Idole wirkt glaubhaft. Er packt einen am Ärmel und kriegt sich schier nicht mehr ein: „Schaut euch das an, hat er das nicht toll gemacht!“

Also, hier geht’s um die Verlogenheit von Peter-Alexander-Komödien, das Verwischen von Identitäten bei Shakespeare in den Komödien und Märchen, ums Fürchterliche, wie es in den Romanen Stephen Kings in den amerikanischen Provinzalltag einbricht, um Tolkien (den ich, im Gegensatz zu ihm gar nicht schätze), um Jeremias Gotthelfs „Schwarzer Spinne“, um die diskontinuierlichen Lebenswege des Autors Grimmelshausen und seines Protagonisten Simplicissimus, um den Magischen Realismus von Leo Perutz, von dem er sagt, die Nazis hätten ihn aus dem deutschen Gedächtnis verbannt, als Grenzgänger zwischen Trivialem und High Brow bewundert er den.

Stephen Kings Projekt ist die Leugnung all dessen, was einen vor dieser Banalität retten könnte. Seine Stärke liegt dort, wo man sie eigentlich nicht vermutet: im Realismus. Buch um Buch wagt er sich dahin, wo man nicht sein möchte, in eine Welt des Alkoholismus und der täglichen Gewalt, der bitteren Armut, der allgegenwärtigen Gemeinheit. Das wahre Zentrum von Shining bildet der nur in einer kurzen Rückblende herbeigerufene Moment, in dem der betrunkene Jack den Arm seines kleinen Sohnes packt und so fest daran dreht, dass dieser bricht. Kings Schrecken sind irdischer Art. Sie entstehen aus der Vision einer Welt, in der es keine Kunst, kein Spiel, keine Form und keine Befreiung jenseits der kurzen Zufriedenheit durch Bier, Baseball und Fernsehen gibt. Wenn in seinem Zombie-Roman Puls Schuberts Ave Maria gehört wird, so gefällt das zwar den Untoten, aber alle noch menschlichen Wesen fühlen sich von solch grauenhaftem Gejaule belästigt ...

Typisch für Kehlmann, dass er von Perutz‘ Roman „Marques de Bolibar“ das erzählerische Problem hervorhebt: Die Figur dieses Guerillaführers laufe so hartnäckig ihre eigene Bahn entlang, bis sie sich selbst als Gegner entgegenkomme. Als der Marques tot ist, reitet ein deutscher Soldat in die Stadt ein und wird von den Einwohnern für Bolibar gehalten und als Freiheitsheld bejubelt. Eine typische Kehlmann-Frage: Bin ich es eigentlich noch oder bin ich zur Fiktion geworden?

Man muss Kehlmanns Literaturbild nicht teilen, aber achten muss man ihn für die freundliche Art, in der er dem Ruhm seiner Vorbilder dienen möchte.
20 reviews
August 2, 2017
Interessantes findet man hier über, unter anderem, Grimmelshausen, Shakespeare and Leo Perutz. Wenn man Daniel Kehlmann näher verstehen möchte, ist dieses Buch eine sehr gute Wahl.
Profile Image for Daniela.
468 reviews38 followers
October 19, 2015
Hatte mir mehr erwartet. Nur der erste und der letzte Text konnten mich überzeugen. Mir fehlte neben den Inhaltszusammenfassungen verschiedener Werke der deutschen Literatur die eigene Meinung und auch der größere Kontext, in den die Werke zu stellen sind. Aber ansonsten wieder stilistisch klar und ansprechend geschrieben.
Profile Image for MuesTube.
62 reviews1 follower
December 4, 2025
Ich habe das Buch vor knapp vier Monaten gelesen. Es ist die Druckfassung der Frankfurter Vorlesungen. Mir haben die Beiträge sehr gefallen. Besonders gut fand ich den vielen Kontext, den man zu Kehlmanns Werken erhält – allen voran zu seinem Stil, bei dem er sich wohl maßgeblich an Leo Perutz orientiert.

Für mich eine klare Empfehlung für Kehlmann-Fans.
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