« Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, hat Erika gesagt, der sich für rein gar nichts interessiert. Dann ist ja alles in Ordnung, habe ich gesagt. Und darauf Erika: Genau das meine ich. »
Dies ist die Geschichte eines Mannes um die dreißig, der auf dem Weg aus der westdeutschen Provinz in die Szenequartiere der Hauptstadt wenig tut, aber viel mitmacht. Der seine Umwelt beobachtet, sie mitleidlos kommentiert und im Übrigen an sich und der Welt leidet. So einer passt nach Berlin, denn Berlin heißt: Endloses Gerede, viel Durst, vager Durchblick, kein Plan. Keine Arbeit sowieso, dafür ab und zu Altbau-Partys, bei denen auch schon mal jemand vom Dach fällt. Doch dann widerfährt unserem Helden ein Missgeschick: Er verliebt sich.
Wolfgang Herrndorf studied painting at the Academy of Fine Arts, Nuremberg. After graduating, he moved to Berlin, where he worked as a magazine illustrator and posted frequently on the Internet forum Wir höflichen Paparazzi (We Polite Paparazzi). In 2001, Herrndorf joined the art and writing collective Zentrale Intelligenz Agentur, eventually contributing to their blog, Riesenmaschine (Giant Machine).
He published his first novel, In Plüschgewittern (Storm of Plush), in 2002. This was followed by a collection of short stories, Diesseits des Van-Allen-Gürtels (This Side of the Van Allen Belt, 2007), which received the Ingeborg Bachmann Prize Audience Award.
In early 2010, he was diagnosed with a brain tumor; his novel Tschick (Why We Took the Car) was published just months later and would eventually be translated into twenty-four languages. Sand was released in 2011; it was short-listed for the German Book Prize and won the Leipzig Book Fair Prize.
Herrndorf committed suicide in the summer of 2013. His posts on Arbeit und Struktur (Work and Structure), the blog he started after receiving his cancer diagnosis, have been published as a book of the same name. An unfinished sequel to Tschick, Bilder einer großen Liebe (Pictures of Your True Love), was released in 2014.
Wolfgang Herrndorf ist mein Autor 2023. Im Frühjahr hat er mich mit Arbeit und Struktur komplett in seinen Bann gezogen. Durch die Lektüre seiner Blogposts, die er in den letzten drei Jahren seines Lebens, von der Diagnose eines bösartigen Hirntumors bis hin zu seinem Suizid, verfasste, habe ich mich ihm unglaublich verbunden gefühlt. Ich bezweifle, dass irgendwer diese Posts lesen könnte, ohne tiefe Empathie für diesen Menschen zu empfinden. Im Anschluss las ich dann nochmal Tschick, einen Roman, den ich 2014 das erste Mal las (und nicht verstand), dem ich nun aber nochmal eine Chance geben wollte, da mir durch Arbeit und Struktur erst der gesamte Entstehungsprozess des Romans klar wurde und ich ihn durch andere Augen sah. Und was soll ich sagen? Tschick ist mein Lieblingsbuch aus 2023 geworden. Es ist das Buch, das mich am meisten beeindruckt hat, das Buch, an das ich ständig zurück denken musste, das Buch, dass ich immer wieder aus dem Regal holte, um meine Lieblingspassage zu lesen (basically den letzten Absatz). Eine Passage, die mich jedes Mal wieder zum Weinen brachte. "Weil, man kann zwar nicht ewig Luft anhalten. Aber doch ziemlich lange." ist für mich das Buchzitat des Jahres geworden. Alles ist perfekt daran. Tschick ist so lebensbejahend und steht in einem solch krassen Kontrast zu Herrndorfs Lebensrealität zu der Zeit, dass es einem einfach nur das Herz zerreißt.
Nach der Lektüre von Tschick habe ich mir fest vorgenommen, dass ich mir Herrndorfs Gesamtwerk erschließen möchte. Es ist ja doch recht klein, ein paar wenige Roman und Kurzgeschichten. Ich bin sehr neugierig auf seine weiteren letzten Werke – Sand und Bilder einer großen Liebe –, aber es kam so, dass ich mit seinem Frühwerk, genauer genommen seinem Debütroman, weitermachte: In Plüschgewittern.
Ich wusste überhaupt nicht, was ich von diesem schmalen Büchlein zu erwarten hatte. Es stand bei meiner Mutter im Regal und so war die Hürde nicht besonders groß, dem Ganzen mal eine Chance zu geben. In Plüschgewittern wird von einem namenlosen Mann um die 30 erzählt. In dem Roman passiert nicht besonders viel. Der Protagonist hat sich gerade von seiner Freundin Erika getrennt und verlässt daraufhin München, den Ort seiner Studienzeit. Er fährt zunächst zu seinem Bruder, der mit seiner Frau Marit in seinem Elternhaus bei Hamburg wohnt. Er besucht seine krebskranke Großmutter und reist dann weiter nach Berlin. Dort kommt er bei seinem alten Studienfreund Desmond unter. In Berlin lernt er Ines Neisecke kennen und verliebt sich kurzzeitig in sie. Er plant, sich in Berlin eine Wohnung und Arbeit zu suchen, verfolgt diese Pläne aber nur halbherzig und verlässt die Stadt nach wenigen Tagen wieder.
Der Roman ist recht stringent erzählt, doch immer mal wieder mit Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit (Kindheit) des Erzählers durchsetzt, so erfahren wir bspw. von seinem Kindheitsfreund Malte oder seiner ersten Freundin Anja. Das letzte Kapitel stellt einen Bruch in der Narration dar, da es aus der Perspektive des Bruders erzählt wird. Es wird klar, dass der Protagonist gestorben ist (vermutlich durch einen Suizid), nachdem er erfahren hat, dass Erika mit ihrem Umzugswagen einen Unfall hatte.
Der Erzähler ist ein Misanthrop und ein durch und durch schwieriger Charakter. Er schaut herablassend auf die Menschen seiner Umgebung. Seine Erinnerung an seine Kindheit und Jugend werden mit mehr Wärme geschildert, als seine Erlebnisse in der Gegenwart. Er sieht sich und sein Leben als gescheitert hat; findet auch kein Sinn und dem Bestreben und Tun seiner Mitmenschen. Er verhält sich stets respektlos und egoistisch. Manchmal hat diese sehr schwierige Art und Sicht auf die Welt für mich gut funktioniert, bspw. wenn er bei der Ankunft im Elternhaus konstatiert: "Marit und mein Bruder haben das Haus übernommen, und mein Bruder findet nichts Anstößiges dran, sein Leben dort zu beenden, wo es auch angefangen hat." Mit dieser einfachen Aussage schafft es Herrndorf, das Verhältnis der beiden Brüder in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen.
Oder wenn der Erzähler nüchtern feststellt: "Wir waren ein Jahr zusammen und haben uns wirklich schlimm gelangweilt." Auch das sagt mir alles über die Beziehung zu Erika, was ich wissen muss. Auch gut fand ich die Stelle, wo er sich eingesteht: "Ich war randvoll von Dingen, die ich sagen wollte, aber ich war unfähig, sie so zu sagen, dass sie einer verstanden hätte." Das ist wohl ein Gefühl, das viele kennen. Oder wo er feststellen muss: "Die Zeit heilt alle Wunden, dachte ich. Aber das war natürlich Quatsch."
Es sind diese Passagen, in denen ich den älteren Herrndorf aus Tschick und Arbeit und Struktur wiedererkannt habe. Herrndorf is no Stanišić, aber er hat das Talent, gewisse Dinge einfach perfekt auf den Punkt zu bringen. Seine Art, mit den Worten umzugehen, ist originell und witzig.
Dennoch gibt es in seinem Debütroman viel zu viele Passagen, die mich regelrecht aufgeregt und sehr ernüchtert zurückgelassen haben. Sexuelle Übergriffe werden einfach überspielt und als witzig abgetan. Es fehlt jede Sensibilität Fehlgeburten gegenüber: "Drei Wochen später hatte Marit ihre Fehlgeburt. […] Vier Wochen später war Marit schon wieder schwanger. Eine richtige Maschine." Auch über Magersucht verliert der Protagonist nur dumme, unwahre Worte: "Bei Magersucht fallen mir immer nur so Luxusfamilien mir Reitpferden ein, und ich kann das irgendwie nicht ernst nehmen. Davon mal ganz abgesehen sieht es scheiße aus." Und klar, ich verstehe, dass das nicht unbedingt Herrndorfs eigene Meinung widerspiegeln muss (...es wahrscheinlich/hoffentlich nicht tut), aber ich finde diese Zeilen so verletzend, unpassend und schädlich, dass ich sie nicht rechtfertigen kann. Sie verfolgen keinen Zweck, auch keinen literarischen. Wir wissen auch so, dass der Protagonist ein absolutes Arschloch ist.
Er sinniert darüber, dass er gerne bei einem Flugzeugabsturz sterben würde, auf einem Flug mit Ines nach Südamerika. Das Ines dabei ebenfalls sterben würde, scheint ihm egal zu sein. Kurze Zeit später sagt er: "Ich habe schon mal darüber nachgedacht, Ines umzubringen. Aber das ist fast immer mein erster Gedanke." Ganz großes Kino. Doch nicht nur Femizide und Sexismus sind in seinem Repertoire, mit Rassismus kann er natürlich auch dienen: " Der Taxifahrer ist ein dicker Araber, der seine Dudelmusik hört." Also ja, es ist absolut klar, dass wir es hier mit einem Arschloch und Scheusal zu tun haben.
Warum Herrndorf ausgerechnet diesen Protagonisten für seinen Debütroman wählte, ist mir ein Rätsel. Es ist eine Entscheidung, die ich nicht so recht nachvollziehen kann. Abschließend bleibt mir zu sagen, dass dieser Roman einfach nicht für mich war. Es gibt eine Passagen, die mir Freude bereiteten, aber der Großteil des Romans hat mich einfach nur aufgeregt. Es ist wirklich krass, wie sehr sich Herrndorf im Laufe seines Lebens literarisch weiterentwickelt hat. Tschick ist ein wahres Meisterwerk im Vergleich, so feinfühlig erzählt, mit messerscharfen Beobachtungen, Herrndorf schafft es Kindheit und Jugend mit seinen Worten einzufangen, so viel Wortwitz und Humor. Ein Roman zum Lachen und zum Weinen. Einfach nur toll, dass er noch die Kurve bekommen hat.
Wenn er meine Rezension lesen könnte, würde Herrndorf mir vielleicht sagen: "If you don't love me at my In Plüschgewittern, you don't deserve me at my Tschick." Und damit würde er auch recht behalten. Von daher, no hard feelings. <3
Wolfgang Herrndorf has recently been included in the NYBR Classics series with his wonderfully weird, prize-winning book Sand - this made me very happy, as Herrndorf certainly is one of the more unconventional authors Germany has to offer. "Storm of Plush" (hello, Ernst Jünger) was his debut novel, and it effectively plays with the tropes of "pop literature" and the "Berlinroman" ("Berlin novel"): Enter the disconnected young man, our unnamed protagonist, who is caught up in his longing for distinction which prevents him from connecting with others, so he roams the city, drinking way too much booze, jaded and directionless. What drives the story is not what he experiences, but the way the unreliable narrator is drawn: What he tells us often contradicts his actions, his cynicism is actually melancholy, and how the hell can all of this be so funny when it is also so sad?
The impulse on which pop literature often operates is the rejection of empty declarations of political correctness - not because these statements are wrong, but because they are, at least from the protagonists' perspective, turned into inauthentic paroles which aren't backed up by real thought and conviction. The protagonists enjoy to provoke and act out, or to drink and numb themselves, or both - they are physically repulsed by the world they live in, but have no idea what they could want instead. While many critics tried to see the pop authors themselves in their characters, this is of course mostly nonsense (probably, and only to some degree, with the exception of Benjamin von Stuckrad-Barre in Soloalbum): In "Storm of Plush", Herrndorf offers multiple interpretations by questioning what really happened and what the protagonist actually felt, thus creating the portrait of a man caught up in himself. In a change of perspective, we even read the thoughts of the main character's brother at the end - who was our protagonist?
No, this certainly isn't a book for people who tend to whine when a narrator is unlikeable, or who like to stand on firm ground when reading a story, unwilling to question the intentions of the narrator and the author. For people who like multidimensional texts and who are interested in postmodern literary history in Germany, this is required reading though.
dieses buch kann man leicht völlig falsch verstehen. die erlebnisse des icherzählers (der bis auf das letzte kapitel alles erzählt) sind durchwoben von witz und wunderbarer reflexion, von emotionaler unmittelbarkeit und nachvollziehbarer verlorenheit, sodass man unweigerlich viel sympathie für diesen herumirrenden kerl aufbaut, der am beginn abschied von einer partnerin nimmt, in einem langen kapitel von seiner ersten großen liebe erzählt und dann nach berlin geht um sich dort neuerlich sehr unglücklich in eine frau zu vergucken, die recht rasch klarlegt, dass die beiden "sexuell nicht kompatibel" sind. all diese erfahrungen bringen den protagonisten näher, zeigen aber auch die verlorenheit der ganzen kulturellen ebene, in der er sich bewegt, die kein zentrum kennt. die odysee des erzählers führt im ende nirgendwo hin, das wird aber auch langsam klar, bevor noch das letzte kapitel den sack zuschnürt. ein wunderbares buch, das ich fast in einem rutsch gelesen habe, weil ich mich in manchen episoden des anfangs sehr wiedergefunden habe, und auch in den späteren ereignissen vieles entdecken konnte, das ich weitgehend von außen beobachte und nun durch dieses buch noch besser verstehe. klare fünf sterne.
Zwei Arten von Menschen werden das Buch verstehen: - Berliner - Leute in meinem Alter mit Eltern aus der DDR
Herr Namenslos ist hoffnungslos verliebt. Oder einfach nur hoffnungslos an sich. In Plüschgewittern berichtet aus dem Leben eines Mannes, der auf der Suche nach seinem eigenen Ich Berlin erlebt. Mit Zynismus bepackt zieht er von Momenten des Stadtaltags zum Nächsten und hält seine Liebe als Ziel. Wäre >er< nicht ein kompletter Außenseiter wäre sein neues Leben vermutlich einfacher. Zuletzt muss der Leser entscheiden, was er vom Protagonisten hält und wie man diesen überhaupt definiert.
Sowas finde ich zum Beispiel sympathisch. Es gibt so viele SItuationen die absolut schräg beschrieben werden, und trotzdem bleibt die Erzählstimme dabei relativ objektiv. Herr Namenslos (er IST namenslos) wird eben nicht in vorgefertigten Eigenschaften präsentiert, sondern wird durch einen Absturz einer Party oder Liebeskummer beschrieben. Generell weiß man nie so genau was man vom Typen halten soll, weil die Geschichte mit der Trennung seiner maßgeblich großen Liebe anfängt die Anfangs ziemlich negativ beschrieben wird, und dann begleitet man >ihn< über verschiedene Lebenswege hinweg und bemerkt dass genau diese Frau sein Lebensquell war. Die Liebe zu Erika ist immer präsent, ganz gleich, ob es gerade um die Vergangenheit des Protagonisten geht ooder der Jetzt-Zeit, in der er sich von Frau zu Frau hangelt. Um überhaupt die Sanftheit dieser Liebe zu begreifen, muss man vorallem viel zwischen den Zeilen lesen. Es gibt zwar verhältnismäßig wenige Metaphern, aber die Vergleiche seiner geradigen Situation und seinem Antrieb im Allgemeinen sagt mehr aus - ganz prägnant und unvermittelt - als es ellenlange Seiten ausdrücken könnten.
Hab' ich zwar schon im kurzen Update erwähnt, aber ich kann nich oft genug betonen wie berührt ich vom Schreibstil war. Wenn man Berlin nicht kennt ABER kennenlernen will, dann ist das Buch perfekt. Wirklich. Damit mein ich jetzt nicht die Szenenbesuche, sondern die Weise wie Herrndorf zum Beispiel Prenzelberg beschreibt. Bis zur Hälfte kriegt man definitiv n Gefühl für den Charakter. Danach wird sein Lebensweg schwammig dargestellt, was ich dann fast schon schade fand, weil die Geschichte davor aus mehr als Frauen Sex Party bestanden hat. Es ist auch immer toll wenn Figuren erstmal negativ dargestellt werden, und weil der Hauptteil aus der Sicht von ihm beschrieben wird, kommt der Epilog umso toller. Dort erzählt nämlich der Bruder wie er die Dinge sieht. Hatte jetzt nicht die größten Gefühle für den Hauptchar, während der letzten Seiten hat mich dann aber voll viel Mitgefühl gepackt. Endlich versteht man den Charakter, aber nicht seine Familie. Überhaupt IRGENDWER.
Wäre die 2. Hälfte nicht so szenelastig gewesen, hätte ich locker 5* gegeben. Jetz im Sommer brauchte ich genau so ein contemporary Teil und im berlinerischem Verschnitt aufgetragen war das natürlich wunderbar. Grandioser Erzähler. Schade dass der Autor gestorben ist :/
Ich will Harry nicht fremdgehen, aber ich glaube das ist jetzt mein neues Lieblingsbuch.
Normalerweise schreibe ich hier ja gerne Stellen ab, die mir besonders gefallen haben, aber dafür müsste ich das gesamte Buch abschreiben, also nehme ich einfach irgendetwas:
"Wenn man von hier nach Marzahn läuft, kann man wahrscheinlich eine kontinuierliche Zeitreise unternehmen durch alle Moden und Haltungen der letzten dreißig Jahre. Die 90er in Friedrichshain, die 80er in Lichtenberg, die 70er in Marzahn. Und wenn man dann über Marzahn hinausläuft, was man nie tun sollte, landet man irgendwann wieder im Faschismus."
"Überhaupt alte Leute. Bis vor kurzem gab es in Südfrankreich noch diese Frau, die als junges Mädchen in Arles gelebt hat und van Gogh persönlich begegnet ist. Da hab ich mal ein Interview gesehen. Normalerweise denkt man ja immer: Ach ja, da gibt es diese Bilder, und dann gibt es diesen Maler. Aber dass van Gogh tatsächlich gelebt hat, das kann sich ja in Wirklichkeit kein Mensch vorstellen. Und dann erscheint da auf einmal eine schrumpelige Person, die hat ihn noch gekannt und ist sogar geliebt worden von ihm, und es ist ihr so wurscht wie nur irgendwas."
"Ich muss daran denken, wie ich als Kind immer auf meinen Hudora-Rollschuhen zur Autobahn gefahren bin, weil mir da die Stimmung, oder wie immer man das nennen will, so gut gefallen hat. Ich habe mich oben auf die Brücke gestellt und den Autofahrern zugewinkt, und die Autofahrer haben aufgeblendet und zurückgewinkt. Ich fand es immer grotesk, dass die Leute da in den Autos alle ein eigenes Schicksal haben sollten und ein eigenes Leben, obwohl ich nichts darüber wusste und nie etwas erfahren würde. In dem ich aber für den Bruchteil einer Sekunde eine Rolle gespielt habe, nämlich die eines winkenden Kindes auf der Autobahnbrücke. Das war immer so ein ganz seltsames und ungewisses Gefühl, als ob das kein Zufall sein könnte. Als ob ein Plan dahinter wäre."
Here is a protagonist I hate, and he's great. Herrndorf manages to take what I believe a lot of people in my generation feel, and amp it up in a way that makes it impossible to agree with. It's a distorted, dirty mirror and at the same time a glimpse into a broken, devastatingly sad and completely isolated existence. Watching someone destroy himself is hard - but Herrndorf manages to balance this perfectly, so that you are never quite sure how reliable your narrator is, how crazy he is and if he really means what he says when his action very much show that he doesn't. I love the title and the connection to Jünger through the title - to present modern life, the loss of sense and direction as a parallel to war for his generation is a genius move, exactly because it is ridiculous. Not going to lie - I am fast becoming a fan of Herrndorfs.
Es war okay. Anfangs hat mir das Buch noch besser gefallen, aber der Protagonist ist irgendwann nur noch betrunken und voller Kotze. Man kann sicherlich viel in dieses Buch hineininterpretieren, aber bei dem komischen Kerl hatte ich dazu nicht sehr große Lust. Stellenweise war es echt traurig und auch sehr lustig. Das Ende hat mich verwirrt. Jetzt muss ich erstmal wieder was schönes leichtes lesen :)
ich liebe herrndorfs art zu denken, zu schreiben und auch in plüschgewittern ist keine ausnahme. charakterstudie, bildungsroman in regression. das letzte kapitel hat das buch für mich noch einmal auf eine andere ebene gehoben und das war absolut großartig. teilweise aber auch schwerfällig, deprimierend, zynisch (mal gut, mal anstrengend, vermutlich beides immer gewollt). hat mich an faserland erinnert, nur in einer anderen farbe. eine unterhaltung zwischen den beiden protagonisten würde mich wahrscheinlich in den mentalen ruin treiben. gutes buch, aber hat mich eher wenig berührt! handwerklich kann herrndorf trotzdem nur schwer jemand etwas vormachen.
How do some authors manage to make the reader despearetly want to know what's going to happen to their hero and how their story goes on even though nothing really interesting ever happens to them? I'd really like to know that secret. The protagnoist of Herrndorfs novel experiences only thing everyone has gone through: boring, uninspiring conversations, embarassing moments at parties, getting drunk, meeting people he doesn't like very much. And still I couldn't put the book down. Amazing. Maybe because it seemed so utterly real. I wish Herrndorf could write more books. He died to young.
Wie schaffen das eigentlich manche Autoren, dass man unbedingt wissen will, wie es mit ihren Protagonisten weitergeht und sie gerne bei allem beobachtet und begleitet was sie tun? Sei es nun eine total ereignislose U-Bahnfahrt oder eine missglückte Party. Dieses Geheimnis würde ich wirklich gern mal kennen. Denn Herrndorfs Held ist nichts zugestoßen was man selbst nicht auch schon mal erlebt hätte: peinliche oberflächliche Gespräche, seltsame Begegnungen, die auch im Nachhinein keinen Sinn ergeben, Langeweile, durch Kneipen ziehen am Abend. Und trotzdem konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen. Vielleicht weil er so unglaublich echt wirkte. Bei Herr Lehmann ging mir das ähnlich, aber "In Plüschgewittern" fand ich um einiges düsterer. Ich würde so gern noch mehr Romane von Herrndorf lesen. Er ist einfach viel zu früh gestorben.
Das Buch hat mich zwiegespalten hinterlassen. Auf der einen Seite erinnert es mich an alte Berlin Zeiten, die lange vergangen sind. Das war definitiv schön und macht einen aber auch schwermütig, wad widerum zum Lesen des Buches gut passt. Bestimmte Gefühle der Leichtigkeit und Schwermut waren gut nachempfindbar. Ich habe selbst einige Zeit in einer solchen Mischung aus Suche, Ziellosigkeit und Sehnsucht mit der selbstzerstörerischen Komponente Alkohol und Parties durchlebt. Ich möchte es nicht missen. Aber es waren stets nur Episoden. Ansonsten fällt es einem aber schwer, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren oder zumindest irgendwie hineinzuversetzen. Man bleibt eher Beobachter eines am Ende unsympathischen Menschens. Mir fällt es schwer, positive Eigenschaften des Protagonisten zu nennen. Der Schreibstil und die Erzählweise sind selbst wenig herausragend. Es liest sich gut, es bleibt aber auch nichts in Erinnerung.
Noch so ein Roman über eine bedingt sympathische verlorene Seele, die in Berlin herumhängt und dort wenig tut, viel durchdenkt, an seiner Umwelt verzweifelt und das Gerede und Gebaren seiner Mitmenschen seziert? Ja, und mutmaßlich der ultimative. Die Plüschgewitter sind mit der erwähnten Grundkonstellation ähnlich angelegt wie Stuckrad-Barres Soloalbum, nur dass Herrndorf das Abgründig-Tragische seines namenlosen Antihelden mehr hervorkehrt: Hinter seiner "mitleidlosen Kommentierung der Welt" (Klappentext) steckt eine verzweifelte Wut auf seine eigene Sterblichkeit und eine ebenso große Angst vor Einsamkeit, die im fatalen Kontrast zu seiner Unfähigkeit und Unwilligkeit zum Umgang mit anderen Menschen steht. Herrndorf fängt das alles auf eine Weise ein, die einem an die Nieren geht - mit dem Perspektivwechsel am Schluss noch einmal richtig. Großartig!
Eine schöne Erzählung von einem schrägen, jungen Antihelden der über das leere Leben aus Partydrogen, Szenebars und Designerschnick-Schnack plaudert...klarsichtig und verwirrt, überlegen und überfordert. Ein Berlinroman aus der Undergroundperspektive, der keinen offiziellen Hauptstadtglanz und erst recht keinen saturierten Yuppie-Ennui a là Stuckrad-Barre enthält, dafür umso deutlicher nachvollziehbar macht, weshalb Berlin gerade wegen seiner Dauerkrise das Faszinierendste ist, was dieses ansonsten so geregelte Land zu bieten hat.
Ziemlich enttäuscht, nachdem ich von Arbeit und Struktur und nochmehr von Sand absolut überwältigt war. Tschick war auch ziemlich gut. Hier geht's um einen ziemlich verlorenen Typen, der irgendwie in Berlin umherirrt und sich ab und zu verliebt oder über verflossene Lieben sinniert. Bis auf ein oder zwei interessante Charaktere endet alles Spannende sobald unser Protagonist zum Bier greift. Wie er durch die Hauptstadt wankt und sich treiben lässt ödet ziemlich schnell an. Irgendwelche sprachliche Höhepunkte sind mir leider auch nicht im Gedächtnis geblieben.
Großartig. Selten wird Brainfuck so gut beschrieben. Erschreckend, wenn man sich in dem einen oder anderen Gedanken wiederfindet. In den wenigen Tagen, in denen man den Hauptcharakter begleitet, lernt man ihn sehr gut kennen. Eine seltene Kunst.
In Plüschgewittern kämpft und trinkt sich der Ich-Erzähler durch das Berlin um die Jahrtausendwende und steht dabei immer wieder mit seiner Umwelt und besonders sich selbst in Konflikt. Der plan- wie rastlose Protagonist vagabundiert in vorgetragener Gleichgültigkeit durch Deutschland und Berlin, erlebt dabei viel und tut doch nichts.
In seinem Erstling gelingt es Wolfgang Herrndorf über 184 Seiten eine Person zu erzählen und ein Bild von ihr und ihrer Umgebung zu zeichnen, dass einen einfängt und mitnimmt. Dies funktioniert weil Herrndorf immer wieder sehr plastische Bilder schafft, die einen leicht in die Handlung eintauchen lassen und aufgrund seiner Fähigkeit mit wenigen Wörtern Gefühle und Situationen auf den Punkt zu bringen.
Leerlo a Herrndorf siempre es un placer, aunque lamentablemente ya no leeré mucho más de él.
En este libro nos cuenta una historia simple de un muchacho que no sabemos el nombre y que emprende un viaje a Berlin y después a Frankfurt en busca de su ser. Es un libro de autodescubrimiento y de enfrentar los problemas de la vida de alguien de 30 años: el amor, la amistad, la soledad, los desencuentros.
Hay puntos de encuentro con el personaje, me identifico en varias partes de su historia, en algunos pensamientos, pero por otra parte me parece un personaje opresivo y depresivo, sin un rumbo claro.
En fin, una historia común de gente común. Lo recomiendo, aunque solo esté en alemán y no se haya traducido al castellano.
Mal wieder ein junger männlicher Protagonist, der Mega lost durch Berlin schlingert. Tolle Bilder von herrndorf, sprachlich ganz schön, und am Ende baut er noch eine Metaebene ein die einen mit der klischeehaftigkeit des Restes irgendwie aussöhnt. Solide!
Meine Urlaubslektüre für Sommerferien in Italien. Das Buch hat mich atmosphärisch krass in meine frühe Berlinzeit zurückgezogen. Ja, so war das damals. Oder zumindestens bildeten wir es uns ein, dass das Leben in Berlin so sei. Und irgendwie kennt jeder so einen Typen, wie die Hauptfigur. So einen Suchenden, Treibenden, Verrückten, den man dann lieber doch nicht zu nah an sich ranlässt und der dann irgendwann verschwindet. Und man bleibt zurück, wird erwachsen und fragt sich, ob man's hätte ändern können.
Die Ode an die Freuden eines Säuferlebens, die Verharmlosung der Abstürze hat mich nicht überzeugt. Dass die letzten zehn Seiten unvermittelt die Erzählperspektive vom Protagonisten zu dessen Bruder wechselt macht es nicht besser.
Phantastisch geschrieben, fesselnde Hauptfigur - ich konnte gar nicht wieder aufhören zu lesen. Im ersten Teil kamen mir erstaunlich viele Gedanken und Beschreibungen vertraut vor, im späteren Verlauf des Romans war mir dann zu viel Verlorenheit, Ge- und Erbrochenes im Spiel, um mich damit wohlzufühlen. Aber um`s Wohlfühlen ging es Wolfgang Herrndorf wahrscheinlich auch nicht.
Ein Buch, das mich verwirrt und mit dem Gedanken zurücklässt, dass genau das beabsichtigt war. Ich würde gerne einen und fünf Sterne gleichzeitig geben. Ein gescheitertes Leben, das Herrndorf dort porträtiert, das gleichzeitig skurril, politisch-inkorrekt und doch aufrüttelnd ist. Wie die Schatten eines zu grell eingestellten Scheinwerfers.
Die Bücher von Herrndorf kann ich mittlerweile nicht mehr objektiv bewerten. Ich messe alles, was ich lese an seinem Werk.
Oft fühlt sich ein Buch von Herrndorf wie Frankensteins Monster an. Ganze Kapitel orientieren sich an der Struktur von den Klassikern. Erstes Kapitel aus Sand "Targat am Meer" und das erste Kapitel "Die Kleinstadt" aus "Rot und Schwarz" von Stendhal. Auch genauso wie Stendhal, setzt er vor jedes Kapitel ein Zitat. In "Tschick" muss Tschick nur "Independence Day" sagen und wir wissen genau, was er meint, genauso wie Goethes Werther nur Klopstock sagen muss.
Selbst der Titel des Buchs ist eine Anspielung auf "In Stahlgewittern" von Ernst Jünger. Ähnlich wie Ernst Jünger, findet sich der namenlose Protagonist immer wieder in Gräben wieder. Vielleicht mit dem Unterschied, dass er die Mondlandschaft des Niemandsland gegen eine Autobahn austauscht.
Nicht trotz diesem eklektischem Schreibstil, sondern gerade weil er sich immer wieder bei den Meistern bedient, schafft es Herrndorf eine Stimmung zu erzeugen, in der man sich immer wieder mit dem Protagonisten identifizieren kann und ihn gleichzeitig bemitleidet.
Am Ende hat "In Plüschgewittern" das bei mir ausgelöst, was er selbst in den Büchern gefunden hat, die er wertschätzte: einen existentiellen Trost einer großen Erzählung.
Der Schreibstil ist gut, aber es kommt nichts gehaltvolles bei raus. Ich denke zwar nicht, dass das der Anspruch war. Aber dennoch, es ist dann doch zu viel sad boy der nicht auf sich selbst klar kommt-Literatur, und das ist bekanntlich einfach zu machen, wenn man sich die letzten Jahrhunderte Literaturgeschichte anschaut. Da hat jeder traurige Kerl einen Stift in die Hand genommen und irgendwas geschrieben, was dann alle ganz toll finden. Wie Hermann Hesse oder Camus, eben. Diese typische (mehrheitlich existentialistische) Literatur, die man bei linken Kerlen im Bücherregal findet, und worüber sie dir stundenlang bei nem Bier das Ohr abkauen, bis man "Der Fremde" von hinten bis vorne auswendig kennt. Und hier ist ja auch wieder so ein Exemplar eines Mannes, der denkt und das herausspeit, was er denkt. Er macht lustige Beobachtungen, wie der über die Ost/Westverbindung im Volkspark Friedrichshain, u.a., aber es erreicht kein Niveau, der einen zum Weiterdenken verleitet, oder irgendwelche gedanklichen Konsequenzen ziehen lässt, außer der, dass man vielleicht 262 Seiten seiner Zeit verschwendet hat, und nun leicht deprimiert ist, wegen des Lebens eines Mannes, der vor sich hin lebt, miesepetrig ist, und sich andauernd selbst ein Bein stellt.
„In Plüschgewttern“ ist ein intensives Buch, in dem der Icherzähler seine Sicht auf die Welt schildert und den Leser an seinem Verlorensein teilhaben lässt. Dies tut er häufig in komatösem Zustand, da er sich permanent wegsäuft und sich dabei selber einredet, dass eigentlich alles ganz in Ordnung sei. Das ist es aber nicht und dies wird spätestens klar, als Herrendorf das Subjekt des Icherzählers wechselt und aus der Perspektive des Bruders die Geschichte beendet. Der ursprüngliche Icherzähler scheint gestorben zu sein und sein Scheitern an und in der Welt wird augenfällig. Herrendorf streut immer wieder geschickt Zitate und Aussagen von Psychologen und Philosophen in die Handlung, die im starken Kontrast zu den selbstzerstörenden Neigungen des Protagonisten stehen und damit die Tragik verstärken. Der Roman ist auch eine kleine Zeitreise zurück in eine Zeit, die noch nicht stark digitalisiert ist und so wird noch mit Festnetz telefoniert und keine SMS gesendet. Insgesamt eine rasante und anrührende Geschichte.