Afghanistan, Irak, Libyen, Ukraine, Syrien – wir scheinen in einer neuen Weltunordnung zu leben. Carlo Masala fragt, wie es so weit kommen konnte und sucht nach neuen Antworten auf die globalen Krisen. Im Westen werden für das neue Chaos zumeist die Handlungen von mehr oder minder bösen Gegnern verantwortlich gemacht, sei es der IS, Russland oder China. Tatsächlich jedoch trägt der Westen ein gerüttelt Maß an Verantwortung dafür, dass die Welt seit dem Ende des Kalten Krieges aus den Fugen geraten ist. Seine Versuche der Ordnungsstiftung durch humanitäre Interventionen, Regime-Change und aktive Demokratisierungspolitik haben weltweit zu Widerstand gegen den neuen liberalen Imperialismus geführt. Der Westen ist nicht stark genug, dem Rest der Welt seinen Willen und seine Institutionen aufzuzwingen, hat daraus aber noch nicht die nötigen Konsequenzen gezogen. Carlo Masala analysiert die aktuelle Lage und plädiert für einem realistischen Blick auf die Außenpolitik, der nicht bei den Kategorien Gut und Böse stehen bleibt.
Carlo Masala is a German political scientist, lecturer and researcher. He is currently professor of international politics at the Bundeswehr University Munich, lecturer at the University of Munich, and lecturer as well as member of the senate of the Munich School of Political Science. He has become known to a wider audience through frequent appearances on German television as an expert on the Russian invasion of Ukraine, publishing predictions and hypotheticals on future military operations, like the Narva scenario.
I really enjoy Masala's political analyses: Born to an Austrian mother and an Italian father, he's now a German professor for International Relations and military expert at the University of the Bundeswehr in Munich. He wrote his dissertation with Werner Link as his supervisor, whose Die Neuordnung der Weltpolitik. ("The New Order of World Politics") was a huge factor in my own decision to study Political Science. So unsurprisingly, Masala, like Link, is mostly a neorealist, working on the assumption that states strife for security and survival - but while "World Disorder" sticks to the neorealist framework of structural analysis, Masala tends to argue more in the vein of Classical Realism: States strife for power.
What I perceive as a shift (I'm not the biggest of experts when it comes to Masala's scientific publications though) is easy to explain regarding the current geopolitical situation, even if the book was first published in 2016 - it's even more relevant now, which, you know, kinda sucks. Link was already pondering the effects of the rise of a multipolar world after the end of the Cold War (bipolar world order), now the complex web between global and regional powers and interests is on full display. Masala adds the effects of pandemics (including aspects like HIV in military units as a factor in warfare - I had never thought about this before), terrorism, and migration, and it's smart and fascinating.
Masala especially illuminates how the Western attempt to export political systems, societal norms and worldviews has helped international terrorists and totalitarian leaders to win support - a bitter truth although, to be honest, not exactly a new insight. Nevertheless, the author is right to repeat it and give a ton of examples, because knowledge has not yet lead to a change in foreign policy (except when the change has made it worse, see War on Peace: The End of Diplomacy and the Decline of American Influence).
I wish people would read a lot more political non-fiction, because books like these help not only to understand conflicts, but also offer a framework of thinking about problems - even if there are no easy solutions in a complex world, to navigate our times is much easier if you understand what causes our reality to be what it is.
Eine beeindruckende, realistische Analyse der gegenwärtigen weltpolitischen Lage. Einmal mehr beweist der Verlag C.H.Beck, dass er die Politwissenschaft (für den Moment zumindest) umfassend als auch erfolgreich gepachtet hat.
Ich habe schon länger kein Buch mehr gelesen, dass meine Art auf die Welt zu blicken so herausgefordert hat, wie dieses. Masala argumentiert, welche drastischen Konsequenzen die Politik des Westens (Interventionen im Kosovo, Afghanistan, Irak, Libyen etc.) und vor allem der USA seit dem Kalten Krieg für die Instabilität der heutigen Welt hat. Und wie ein weicher Imperialismus aus Europa, der die Welt mit Verträgen, Anreizen und Kreditlinien nach den eigenen Vorstellungen zu formen versucht, ebenfalls eher mehr Schwierigkeiten macht als Erfolge produziert. Dringende Leseempfehlung für alle an Politik Interessierten.
masala versucht schon sehr, sein realpolitisches Plädoyer auf jeden Konflikt raufzusetzen, seine an einigen Stellen echt starke Kritik an NATO und USA und allg. interventionistischer Politik hätte ich so nicht erwartet, fand ich aber nice allerdings war manches auch bisschen inkonsistent, gerade zur Rolle des Völkerrechts und der Universalisierung westlicher Werte und so, kp, ob aus den Fehlern der USA zwangsläufig ne ausschließlich opportunistische und iwie. auch nationalistische außenpolitische Strategie werden muss, wie Masala skizziert, oder ob gerade das eher nen case für werbebasierte Außenpolitik an geeigneten Stellen sein sollte die Grundthese, dass die außenpolitische Ordnung mehr durch Unordnung gekennzeichnet ist, ist aber gut nachzuvollziehen, auch wenn Masalas Ausführungen zur Bipolarität zwischen USA und China da an Einigen stellen schon noch besser hätten integriert sein können wer bock hat, den wahrscheinlich gerade bekanntesten realo-politikwissenschaftler in DE zu lesen, der ist hier aber glaub richtig
Sehr gut nachvollziehbare Struktur, einige für mich neue Aspekte. Fand es etwas zu retrospektiv, hätte mir mehr Zukunftsausblick/ Ideen gewünscht, ist doch eher Rückschau. Außerdem kann ich nach Lesen von „Factfulness“ Aussagen wie „die Welt ist chaotischer als je zuvor“ u.ä. in diesem alles wird immer schlimmer Stil nicht mehr ernst nehmen.
-Eher 3,5 Sterne- Grundsätzlich finde ich Carlo Masala toll. Seine Medienauftritte erklären viele aktuelle Sachverhalte im Ukrainekrieg verständlich auch für Laien.
Ich finde das Buch nicht schlecht, hatte mir aber etwas mehr erhofft. Es wirkt leicht chaotisch und teilweise redundant. Was ich mitgenommen habe ist das der Westen unter Führung der USA durch Einmischung in anderen Gebieten unter moralischen Vorwänden viel Vertrauen verspielt hat und mehr Chaos als Ordnung geschaffen hat. Dass die Welt durch Pandemien, Wirtschaftssysteme, Digitalisierung komplizierter geworden ist auch und dass sich konventionelle Kriege eigentlich wirtschaftlich nicht mehr lohnen.
Mein Problem ist die Frage der Ordnung. Gab es denn jemals eine lange Zeit der Ordnung auf der Welt? Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vielleicht, aber doch auch nur bis Mitte der 2000er. Oder sehe ich das falsch?
In dieser nüchternen und unbequemen Analyse liest Masala dem Westen die Leviten. Dieser habe sich nach Zusammenbruch der Sowjetunion verschiedenen Illusionen hingegeben, bspw. dass sich Demokratie und Menschenrechte mit Waffengewalt erfolgreich exportieren ließen. Für die Zukunft gibt Masala eine unschöne Prognose ab; internationale Politik wird seines Erachtens weniger durch Multilateralismus und das Völkerrecht sondern mehr durch das Recht des Stärkeren geprägt sein.
Mir hat gefallen: die umfassende Vision der aktuellen Geopolitik, die es Ihnen bietet, mit einigen Faktoren und Elementen, die ich normalerweise nicht berücksichtige.
Was mir nicht so gut gefallen hat: das Fehlen genauer Vorschläge angesichts zukünftiger Bedrohungen und vor allem das Aufzeigen, dass der Westen die Schuld am islamistischen Terrorismus trägt. Das natürlich nicht stimmt, auf keinen Fall.
Dieses Buch ist eine sehr aufschlussreiche Analyse des aktuellen Stands der Weltpolitik. Vor allen Dingen analysiert Masala die Heuchelei, die das Handeln westlicher Nationen ( und vor allen Dingen die USA) geprägt hat, die letzten Endes dazu geführt hat, das die Mehrheit der Nationen der Welt kein Vertrauen mehr haben zu den supranationalen Institutionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen worden sind. Auch wenn die Handlung westlicher Nationen nicht der einziger Grund ist, für die Schwächung dieser Institutionen, dokumentiert Masala, wie diese Schwächung zu einem Grad von Unordnung in der Weltpolitik geführt hat, die in absehbarer Zukunft wahrscheinlich nut noch wachsen wird.
Die Thesen des Buches sind klar argumentiert, auch wenn ich mir als Leser detailliertere Beweise gewünscht hätte.
Eine ernüchternde, präzise und zugleich spannende Lektüre, die aber meines Erachtens angesichts des vom Autor gestellten Anspruchs, die Weltpolitik primär durch das Streben nach Macht abschließend zu erklären, viel zu kurz greift und insofern viele Gegebenheiten bzw. Entwicklungen ausblendet (die Klimakrise wird beispielsweise kaum erwähnt). Allerdings würde ich dieses Buch doch allen empfehlen. Masala zählt konsequent etliche brandgefährliche Schwachstellen der Politik der vermeintlich liberalen Verwestlichung und deren Folgen für die globale Sicherheit auf und entlarvt diese durchaus überzeugend. Die Zukunft ist unberechenbar, unübersichtlich und nicht planbar. Daher eher 3,5
Concise, realistic look at the messed up geopolitical situation at time of writing in 2016 and the significant part double standards, hypocrisy and unilateral actions by Western powers played in getting the world to that state.
Ich muss wirklich sagen, dieses Buch hat mich umgehauen. Es illustriert kompakt und detailliert die Versäumnisse und Fehler des Westen in einer Welt, die voller Krisen ist. Ich kann wirklich jedem empfehlen, auch wenn er nicht wirklich Politik interessiert ist dieses Buch zu lesen.
Gut lesbare und argumentativ nachvollziehbare Einordnung - verzichtet auf akademisch verklausulierte Sprache. Die Schlussfolgerungen sind insgesamt natürlich ernüchternd, scheinen aber angesichts der aktuellen Entwicklungen ein realistisches Bild zu zeichnen.
Unbequem, aber schlüssig argumentiert. Bisschen Hintergrundwissen zu den Konflikten in u.a. Afghanistan, Kosovo und der Ukraine mitzubringen schadet nicht.
In dieser nüchternen und unbequemen Analyse liest Masala dem Westen die Leviten. Dieser habe sich nach Zusammenbruch der Sowjetunion verschiedenen Illusionen hingegeben, bspw. dass sich Demokratie und Menschenrechte mit Waffengewalt erfolgreich exportieren ließen. Für die Zukunft gibt Masala eine unschöne Prognose ab; internationale Politik wird seines Erachtens weniger durch Multilateralismus und das Völkerrecht sondern mehr durch das Recht des Stärkeren geprägt sein.
Nachvollziehbare Einordnung und Argumente durch Masala. Allerdings hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine offenbart, dass gewisse Ausführungen nicht mehr ganz haltbar sind.
Hier wird kurz und kanpp ein aktuelles Lagebild der westlichen Außen- und SIcherheitspolitik gezeichnet. Besser kann man's (auf diese Art) wohl nicht machen. Klar, es gibt immernoch mehr zu besprechen, es gibt immernoch mehr Details, Akteure, Ereignisse, Faktoren... Was Masala hier liefert ist dafür konzis, offen und explizit argumentiert und wohl strukturiert vorgetragen. Da könnte man tatsächlich mit arbeiten.
Update 2023: Vieles, was in der Auflage durch die Blume antizipiert wurde, ist eingetroffen in Form von Corona, dem Angriff auf die Ukraine und auf Israel. Gerade mit der aktualisierten Neuauflage Pflichtlektüre für all jene, denen US-dominierte Analyse der Internationalen Beziehungen nicht ausreicht, die aber nicht viel Zeit an der Hand haben.