Um es vorweg zu nehmen - die Novelle "Das Konzert" ist keine leichte Kost. Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt - sowohl in ihrem Schauplatz (Berlin), als auch in ihren Figuren und Themen. Es werden die großen Fragen unserer Zeit angesprochen: Schuld, Unschuld, Vergebung, Reue, Verarbeitung, Enntwicklung, Stillstand. Und wie es bei diesem für die Deutschen so belastenden und belasteten Thema (ja, es geht auch hier um den Nationalsozialismus und seine mörderischen Auswüchse) nur sein kann - es gibt keine endgültigen Antworten. Und selbst im Tod, entkommt man den Fragen und ihren Antworten nicht.
Welch glücklicher Zufall, dass ich auf dieses Buch gestoßen bin! Ich kannte den Autor bislang leider nicht, das werde ich jetzt gründlich ändern. Lange erzählt im besten Sinne traditionell, präzise und elegant. Seine Geister bewegen sich als überzeugende Charaktere durch eine Schatten- oder Paralellwelt des nach dem Krieg geteilten Berlin und konfrontieren den Leser mit den existenziellen Fragen nach Schuld und Vergebung.
Phantastisch im wahrsten Sinne des Wortes ist diese Novelle von Hartmut Lang. Der Pianist Lewanski, der mit 28 Jahren von den Faschisten erschossen wurde, findet sich im Reich der Toten wieder. Und trifft auf alte jüdische Freunde, aber auch auf seine Mörder. Sprachlich auf das Wesentliche konzentriert, erzählt aus Sicht der Toten, zwischen Schuld und Vergebung. Ein Meisterwerk!
Eine Mischung aus Künstlernovelle und Auseinandersetzung mit der Frage nach Verzeihen. Sehr angenehmer Schreibstil, der sehr gut zu der phantastisch-geisterhaften Atmosphäre passt.