Wladimir Kaminer blickt anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution auf seine alte Heimat und sieht ein Land auf der Suche nach sich selbst. Das kommunistische Experiment ging unter dem Applaus der freien Welt zu Ende, die Menschen aber sind noch da, und sie brauchen eine Perspektive. Der Kapitalismus lockt als neues Erfolgsmodell, doch die Russen suchen unter der harten Sonne des Kapitals vergeblich nach einem schattigen Plätzchen. Überall liegen bereits die Handtücher anderer Länder. Statt Wohlstand, Fortschritt und Freiheit regieren Repression und Angst. Die politische Führung unter Putin beherrscht zwar die alten Techniken des Machterhalts, aber keine zur Gestaltung der Zukunft. Vorbei an Europa hat sie den Weg in die Vergangenheit und die Isolation eingeschlagen. Mehr als genug Stoff also für eine liebevoll verzweifelte Auseinandersetzung mit Russland.
Eine Sammlung interessanter Erzählungen und Anekdoten, die Kaminer stets mit Russland verbindet. Dabei lässt sich viel Kritik an dem aktuellen Regime und auch an der Sowjetunion finden, die meistens auch sehr gut mit der Rahmenhandlung der jeweiligen Erzählung verbunden wird. Allerdings ist das nicht bei jeder Erzählung der Fall, manche Vergleiche und Gedanken wirken etwas kontextlos und deplatziert, weil sie so gar nicht zu der Erzählung passen scheinen.
Nichtsdestotrotz ist dies eine sehr unterhaltsame und lehrreiche Lektüre, die vieles in Worte gefasst und erklärt hat, was mir durch und an meinen aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden Eltern aufgefallen ist.
3,5 ⭐️ Das Buch erzählt in kleinen oft auch lustigen Geschichten Russlands Geschichte. Es hat mich unterhalten, allerdings manche Geschichten mehr als andere.
Wie ticken die Russen? Der Autor von "Russendisko" gibt hier in vielen lustigen aber auch tiefgründigen Kurzgeschichten einen guten Einblick. Der russische Präsident, mit seine Führungsriege die er aus seinem Judoclub, Kleingärterverein und unter seinen früheren Dresdner KGB-Kollegen rekrutiert hat, spielt hier eine zentrale Rolle. Auch die Deutschen, die auch noch auf dem Weg zur Revolution ein gültiges Straßenbahnticket lösen, kommen hier nicht unbeschadet weg. Das Buch wird sicherlich nicht mein letztes von Wladimir Kaminer sein.
Ich kannte Kaminer vorher gar nicht, aber die Geschichten und Anekdoten, die in Goodbye, Moskau versammelt sind, lesen sich gut und witzig weg. Es sind dabei aber meist Geschichten, die ihm, Freunden oder Verwandten passiert sind - daher ist der Untertitel des Buchs nicht ganz passend? Ich mochte Kaminers Art auf jeden Fall und mag gerne noch mehr von ihm lesen!