Empathie gilt als Grundlage moralischen Handelns – und damit selbst als gut. Sieht man aber genauer hin, erweist sich die Fähigkeit, »sich in andere Menschen hineinzuversetzen«, auch als Voraussetzung für gezielte Erniedrigungen und Grausamkeiten. Zudem hat selbst das wohlmeinende Mitgefühl zahlreiche unbeabsichtigte Konsequenzen. Aus diesen Gründen sind es gerade die dunklen, bisher verdrängten Aspekte der Empathie, die auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft in den Blick genommen werden müssen. Fritz Breithaupt lädt seine Leser dazu ein, diese Seiten zu bedenken oder gar an sich selbst zu entdecken, und führt uns dabei von Narzissmus und Nietzsche bis zu den Helikopter-Eltern und Angela Merkels Flüchtlingspolitik.
Positive Seiten: Der Autor befasst sich mit einem in meinen Augen wichtigen Thema und nähert sich diesem von einer interessanten Seite an, nämlich den möglichen negativen Aspekten der Empathie (in meinen Augen ebenso wichtig wie die Auseinandersetzung um die negativen Folgen von Political Correctness). Dazu nähert er sich dem Thema von verschiedenen Seiten an und zieht historische Quellen ebenso heran wie brandaktuelle Forschungsergebnisse und gesellschaftliche Phänomene wie der Migrationsstrom seit 2015, Helikopter-Eltern oder sinkendes Empathievermögen bei Jugendlichen. Da der Autor Germanist ist gibt es immer wieder interessante Bezüge zur Literatur. Die verwendeten Quellen sind exzellent, sehr aktuell (bis 2016) und teils auch kommentiert. Ebenso ist der Schreibstil recht flüssig, sodass der Text gut lesbar ist.
Negative Seiten: Mit Abstand größter Kritikpunkt ist das viele Vielleicht in dem Text. Der Autor zieht zwar immer wieder wissenschaftliche Quellen heran, geht aber methodolgisch sehr phänomenologisch an die Thematik heran, was zu vielen subjektiven Eindrücken führt. In Folge ist das wissenschaftlich nicht ganz befriedigend, wobei es sich hier um ein Henne-Ei-Problem handelt. Der Autor zählt mögliche negative Folgen der Empathie auf, die erst im Einzelfall empirisch überprüft werden müssen, sofern das möglich ist. Es ist natürlich nicht Aufgabe des Autor alles selbst zu überprüfen, es ist vollkommen legitim so vorzugehen, aber ohne zuukünftiger Verifikation zumindest einzelnen Ansätze steckt das Buch in einem gewissen Nimbus der Unsicherheit fest.
Insgesamt betrachtet also 3 Sterne für eine gut lesbare Lektüre mit hervorragenden Quellen, die aber zumindest für mich wissenschaftlich nicht allzu gewinnbringend war.
Ungetrübt durch Empathielosigkeit. So ist man nicht zur Selbstaufgabe gezwungen, sondern kann sein Verhalten mit Liebe, Angst und Wut ausdrücken. Ein interessanter Ansatz. Am Ende ist aber die Empathie wichtig um miteinander klar zu kommen und die Welt zu verstehen.
Psychologische Themen interessieren mich, weil ich die verstehen möchte. Das Buch beleuchtet das Thema „Empathie“, was allgemein immer positiv gesehen wird. Empathie ist aber zu mehr im Stande, als Mitgefühl für andere im positiven Sinn zu haben. Genau diese negativen Seiten wie der Verlust oder eine Verwässerung des Ichs, Antirieb von Psychopathen, Vergewaltigen, Terroristen, etc. werden hier behandelt. Alles in allem ist das Buch sehr aufschlussreich und interessant. Leider ist es - was wohl der Thematik geschuldet ist - durchaus etwas anstrengend zu lesen.
Breithaupt öffnet den Blick für neue, reflektiertere Blickwinkel auf das Phänomen/ die Fähigkeit der Empathie. Gut zu lesen. Auf jeden Fall empfehlenswert.