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Die Vergessenen

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München, 1944. Die junge Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und fühlt sich zum ersten Mal in ihrem Leben nützlich. Als sie dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, worin Landmanns Arbeit besteht und dass sie das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.

2016. Manolis Lefteris erhält den Auftrag, geheimnisvolle Akten in seinen Besitz zu bringen. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert ...

512 pages, Paperback

First published December 27, 2017

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About the author

Ellen Sandberg

14 books27 followers
Ellen Sandberg is the pseudonym of Inge Löhnig.

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Community Reviews

5 stars
203 (35%)
4 stars
240 (41%)
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100 (17%)
2 stars
22 (3%)
1 star
9 (1%)
Displaying 1 - 30 of 62 reviews
Profile Image for Jenny Eulenmatz.
395 reviews15 followers
February 1, 2018
INHALT:
1944. Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und meint, endlich ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Als die junge Frau kurz darauf dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, dass Landmanns Arbeit das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.

2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat ...

MEINUNG:
Auch wenn Ellen Sandberg draufsteht, ist Inge Löhnig drin. Ich bin seit Jahren bekennender Fan ihrer Kommissar-Dühnfort-Reihe und bin auf das Buch nur durch Zufall gestoßen. Ich kann die Gründe der Autorin, warum sie ein Pseudonym gewählt hat durchaus passieren, aber mir wäre der Roman fast sprichwörtlich durch die Lappen gegangen, wenn ich nicht durch Zufall gelesen hätte, dass es sich um Inge Löhnig handelt.

Ellen Sandberg hat hier einen Roman über ein Kapitel zur Zeit des Nationalsozialismus geschrieben, welches mir in der Literatur bisher noch nicht so häufig begegnet ist und von dem ich glaube, dass es auch sonst nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient hätte. Der Roman beschäftigt sich mit Euthanasie. Euthanasie steht für Sterbehilfe, steht aber im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus für die systematische Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen.

Die Vergessenen ist ein Roman auf zwei Zeitebenen und aus drei Perspektiven. Die Gegenwart wird abwechselt aus der Sicht von Vera Mändler und Manolis Lefteris erzählt und in der Vergangenheit lässt und Kathrin Mändler, die Tante von Vera, an den Ereignissen der Vergangenheit teilhaben. Vera kommt den Spuren der Vergangenheit ihrer Tante auf die Spur als die einen Schlaganfall erleidet. Vera ist Journalistin und erhofft sich hier eine brisante Enthüllungsstory. Manolis hat den Auftrag in diesem Zusammenhang unbekannte Akten aufzutreiben, bevor sie Vera in Hände fallen, denn sie enthalten brisantes Material, welches Manolis‘ Auftraggeber tunlichst vernichten will.
Wirklich spannend war vor allem, wer der geheimnisvolle Auftraggeber ist, denn es schien so, dass alle Täter gestorben wären. Auch die Rolle von Kathrin ist ein zentrales Thema. Ellen Sandberg zeigt hier, dass eine Person immer mehrere Seiten hat und manche Gefühle nur schwer miteinander vereinbar sind. Ich mochte ihre Darstellung von Kathrins Zerrissenheit. Auch Manolis war ein interessanter Charakter. Auch er war geprägt von einem Trauma, welches eigentlich gar nicht seines eigenes war, sondern das von seinem Vater. Die Autorin hat hier einen kleinen Nebenschauplatz aufgemacht, der interessant war, aber für mich auch manchmal etwas zu viel war. Vera empfand ich als relativ farblos. Sie war für mich vor allem die Mittelsperson, die die Geschehnisse aufdeckt.

Was mir auch noch sehr gut gefallen hat, war die sehr gute Recherche und den Informationsgehalt, den der Roman zum Thema Euthanasie und den geschichtlichen Hintergründen bietet. Ohne sich hier zusätzlich noch einiges durchlesen zu müssen, wurde man hier gut in das Thema eingeführt.

FAZIT:
Für mich ein wirklich sehr gut ausgearbeiteter Roman zu einem Thema, welches wirklich wichtig ist und nicht in Vergessenheit geraten sollte. Bis auf ein paar kleine Schwächen ein außerordentlich tolles Leseerlebnis, welches ich gerne weiterempfehle.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.
Profile Image for Cindy.
341 reviews48 followers
February 17, 2018
Abgebrochen - mich hat der relativ unkritische, fast schon positive Umgang mit dem Thema "Selbstjustiz" sehr gestört.
Profile Image for Alexa.
158 reviews15 followers
February 17, 2018
Die ersten 100 Seiten hatte ich gewisse Anfangsschwierigkeiten. Aber dann hat es mich gepackt. Es war ein sehr spannendes und auch berührendes und nachdenklich machendes Buch! Ein Buch das nachwirken wird. Ein schönes Leseerlebnis.
Profile Image for Gabis Laberladen.
1,239 reviews
February 8, 2018
Darum geht’s:

Die Journalistin Vera Mändler will ihrem lästigen Cousin Chris nicht mit Geld aushelfen. Sie hat sowieso schon den Verdacht, dass er ihre gemeisame Tante Kathrin bedrängt und angebettelt hat und dadurch Mitschuld an ihrem schweren Schlaganfall trägt. Chris scheint in Tante Kathrins Wohnung etwas zu suchen und Veras journalistisches Gespür erwacht. Dabei bekommt sie nicht mit, dass auch sie selbst schon beobachtet wird, denn was Chris sucht und Tante Kathrin versteckt hat, ist von ziemlicher Brisanz.

So fand ich’s:

Da ich vorher schon wusste, dass hinter dem Pseudonym Ellen Sandberg die erfolgreiche Krimiautorin Inge Löhnig steckt, war mir klar, dass das Buch handwerklich sicher routiniert ausgearbeitet ist und die Geschichte fesselnd erzählt wird – und genau so war es dann auch.

Das Thema ist schon ansatzweise in eine Art Krimigeschichte verpackt, doch offizielle Ermittlungsbehörden spielen hier keine Rolle, denn die beiden Protagonisten sind die Journalistin Vera und der Autohändler Manolis, der das Gesetz auch mal in seine eigenen Hände nimmt. Die beiden treibt ein persönliches Schicksal und die familiäre Verbindung zu Nazi-Verbrechen, um die es hier in diesem Buch geht. Einzig Inge Löhnigs Kommissar Dühnfort hat als Vertreter der Polizei einen kleinen Cameo-Auftritt, der mich zum schmunzeln brachte.

Dieses Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen erlebt man, wie Vera im heutigen München versucht herauszufinden, was ihre geliebte Tante Kathrin mit den Naziverbrechen an Kranken und Behinderten in der „Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg“ zu tun hatte. Sie will die Vergangenheit aufdecken, hofft natürlich auch, dass das positive Bild, das sie von ihrer Tante hat, dabei nicht beschädigt wird. Dass ein geheimnisvoller Auftraggeber versucht, jede Offenlegung zu verhindern, bekommt sie zuerst gar nicht mit, denn Manolis und seine Helfer stellen sich bei der Überwachung Veras sehr geschickt an. Die Familiengeschichte von Manolis selbst ist ebenfalls eingeflochten und da auch seine Familie von Nazi-Kriegsverbrechen direkt betroffen war und sich das bis heute auf seine Lieben auswirkt, hat das einerseits Manolis menschlich und sympathisch gemacht, aber andererseits auch eine weitere Facette des Hauptthemas dazugefügt.

Und gleichzeitig bekommt man aus Kathrins Sicht die Ereignisse während des 2. Weltkrieges in Winkelberg geschildert. Was die damals junge Frau erlebt und beobachtet, ist sehr bedrückend, besonders wenn man weiß, dass vielleicht die konkreten Einzelschicksale erfunden wurden, aber alles, was erzählt wird, so oder so ähnlich vielfach tatsächlich passiert ist.

Die beiden Erzählstränge greifen wunderbar ineinander und ergänzen sich, treiben die Geschichte voran und haben es geschafft, mich bis zum Schluss bei der Stange zu halten.

Nur Kathrins Perspektive aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis in die heutige Zeit kam mir viel zu kurz. Sie musste sich in einem schrecklichen Dilemma befunden haben zwischen ihrem Gerechtigkeitsempfinden und ihren persönlichen Gefühlen. Diese Vermutung kann man aber hauptsächlich aus den Fakten anstellen, die Nichte Vera im Laufe der Zeit ermittelt. Wie es Kathrin dabei tatsächlich ergangen ist, ob sie unter der Situation gelitten hat, Gewissensbisse hatte, mit ihren Entscheidungen haderte – dieser Blick in ihr Seelenleben fehlte mir sehr, denn ich konnte ihr Verhalten nicht wirklich immer nachvollziehen. Genau wie Vera habe ich gehofft, dass am Ende Tante Kathrin als mutige Widerstandskämpferin dasteht, die alles in ihrer Macht stehende versuchte, um die Naziverbrecher wenigstens im Nachhinein bestraft zu sehen. Da klaffte für mich eine große Lücke im Verständnis für Kathrin, die mir das Buch leider nicht glaubhaft schließen konnte und mich mit dem Gefühl zurückgelassen hat, Kathrins Charakter in einem wesentlichen Teil nicht erfassen zu können.

Abgesehen von diesem einen Kritikpunkt fand ich dieses wichtige Thema Euthanasie in der NS-Zeit eindringlich geschildert, in eine spannende Rahmenhandlung verpackt, und sensibel erzählt, so dass ich dieses Buch trotzdem jedem ans Herz legen möchte – eine Leseempfehlung gibt es von mir auf jeden Fall.
Profile Image for Laura.
449 reviews90 followers
February 7, 2018
Ellen Sandberg ist das Pseudonym der Autorin Inge Löhnig, die bereits mit der Kommissar Dühnfort Reihe sehr erfolgreich ist. Da sie nicht wollte, dass man mit falschen Erwartungen an ihren neuen Spannungsroman herangeht, hat sich Inge Löhnig für ein Pseudonym entschieden, was durchaus nachvollziehbar ist.

„Die Vergessenen“ spielt auf zwei Zeitebenen und wird uns aus der Perspektive von mehreren Personen geschildert. In der Gegenwart begleiten wir Journalistin Vera und Manolis, der eine Art Privatermittler ist. In der Vergangenheit, die zu Zeiten des Nationalsozialismus spielt, erfahren wir die Geschehnisse aus der Sicht von Veras Tante Kathrin. Kathrin erleidet in der Gegenwart einen Schlaganfall und durch Zufall stößt Vera auf ein Geheimnis, das sich mehr und mehr zu einer brisanten Story entwickelt. Gleichzeitig wurde Manolis beauftragt, dafür zu sorgen, dass Vera nicht auf ganz bestimmte Informationen stößt.

Zwar konnte ich mir durch den Klappentext denken, dass es sich thematisch um Nazi-Zeiten drehen würde, jedoch hat sich das gesamte Ausmaß und der Tiefgang des Buches erst im Laufe der Story gezeigt. Auch wurde mit der Vergangenheit um Manolis Familie ein weiterer kleiner Handlungsstrang eingeführt, der äußerst informativ war. „Informativ“ ist wohl ein Wort, das eigentlich für das gesamte Buch stehen kann, denn die Autorin hat zwar ein fiktives Werk geschaffen, aber dennoch ist es mit vielen geschichtlichen Informationen gespickt. Die Geschehnisse und Orte gleichen nicht zufällig tatsächlichen Ereignissen und realen Orten, man hat sich hier sehr genau an historischen Fakten orientiert.

Bei denen Charakteren fühlte ich mich etwas zwiegespalten. Reporterin Vera blieb mir etwas blass und Manolis war wieder mal der Stereotyp des gequälten Ermittlers. Tante Kathrin hingegen blieb mir bis zuletzt ein Rätsel. Doch ihr Charakter hat mir vor allem gezeigt, dass es eben nicht immer nur Schwarz oder Weiß gibt. Dass auch Menschen, die eigentlich das Richtige tun, aus unerfindlichen Gründen merkwürdige Entscheidungen treffen. Von der anfänglichen Heldin wurde Kathrin zum Häschen und die dargelegte Begründung war für mich einfach nur dämlich. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand so handelt, wie sie es tat.

„Die Vergessenen“ ist mein erstes Buch der Autorin und trotz der gut 500 Seiten bin ich bemerkenswert gut durch die Story gekommen. Ich kann nicht behaupten auf irgendwelche Längen gestoßen zu sein – im Gegenteil: ich habe förmlich an diesem Buch geklebt und konnte es kaum aus den Händen legen.

Auch wenn ich ein wenig mit den Charakteren gehadert habe, ist „Die Vergessenen“ bereits jetzt ein absolutes Jahreshighlight für mich, das ich so absolut nicht erwartet habe. Mich hat das Gesamtpaket des Buches einfach so mitgerissen, dass ich nichts anderes als begeistert sein kann!
Profile Image for Kerstin.
746 reviews24 followers
February 16, 2018
Kurzbeschreibung:
1944. Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und meint, endlich ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Als die junge Frau kurz darauf dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, dass Landmanns Arbeit das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.
2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat... *Quelle*

Zur Autorin:
Ellen Sandberg ist das Pseudonym einer erfolgreichen Münchner Autorin, deren Kriminalromane regelmäßig auf der Bestsellerliste stehen. Sie arbeitete zunächst in der Werbebranche, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Mit dem groß angelegten Spannungs- und Familienroman »Die Vergessenen« schlägt sie einen neuen schriftstellerischen Weg ein und widmet sich dabei einem Thema, das ihr ein persönliches Anliegen ist: den Verbrechen der jüngeren Vergangenheit und der Notwendigkeit, diese nicht zu vergessen.

Meinung:
Ellen Sandberg ist das Pseudonym der Krimiautorin Inge Löhnig, die mit ihrer Reihe um Konstantin Dühnfort bekannt wurde. In ihrem neuesten Buch widmet sie sich einem komplett anderen Thema, das leider zu unserer deutschen Vergangenheit gehört und mich durch seine profunden Recherchen begeistert hat.

Auf zwei Zeitebenen wird die Geschichte erzählt, einmal im Jahr 2013 und einmal kurz vor Ende des Krieges im Jahr 1944.

In der Gegenwart bekommen wir es mit zwei Hauptfiguren zu tun. Zum einen ist das Vera Mändler, eine Journalistin bei einer Frauenzeitschrift, die mit ihrer momentanen Stellung nicht zufrieden ist. Ihre Tante Kathrin hat einen Schlaganfall erlitten und liegt im Krankenhaus. Zeitgleich wird sie von ihrem Cousin Chris kontaktiert, den Geldsorgen plagen und der kurz darauf ermordet aufgefunden wird, da er in eine Erpressung verwickelt war, die sich um ein mysteriöses Aktendossier dreht, das Kathrin versteckt haben soll.

Zum anderen lernt man Manolis Lefteris kennen, einen Autohausbesitzer, der neben seiner Arbeit aber noch einer zweiten Tätigkeit nachgeht: Er nimmt Aufträge jeder Art an, sei es um Dinge zu beschaffen oder Leute einzuschüchtern. Nun wird er beauftragt, das Dossier zu suchen und es seinem Auftraggeber auszuhändigen.

In der Vergangenheit bekommt die junge Kathrin Mändler ihren Auftritt. Sie arbeitet als Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg im Jahr 1944. Hier macht sie die schockierende Entdeckung, das geistig behinderte Kinder und Erwachsene, deren Leben als wertlos angesehen wird, systematisch ermordet werden. Doch Kathrin pflegt ebenso eine geheime Affäre mit dem Chefarzt der Anstalt, Karl Landmann.

Somit ist jede Menge Zündstoff für den Verlauf der Geschichte gegeben, die sich in manchen Abschnitten wie ein regelrechter Kriminalroman liest. Die Charaktere haben mir allesamt sehr gut gefallen, da sie authentisch reagieren und handeln.

Vera Mändler ist eine anfangs recht unzufriedene Frau, die unglücklich in ihrem Beruf ist und deren Beziehung mit Tom auch nicht das Gelbe vom Ei darstellt. Erst die Recherche zu dem geheimnisvollen Dossier und der Vergangenheit ihrer Tante lässt sie richtig aus sich herauskommen und ihr Talent für Recherche und Journalismus wieder aufblühen.

Manolis Lefteris, der Mann "für alle Fälle", trägt eine schwere Vergangenheit mit sich herum, mit der er immer wieder hadert. Bei ihm trifft das Sprichwort "Harte Schale, weicher Kern" sehr gut zu, denn er lässt sich seine Albträume äußerlich nicht anmerken und wird später eine echte Hilfe und Unterstützung für Vera.

Kathrin Mändlers Vergangenheit, die kapitelweise eingestreut wird, macht sehr betroffen und wütend. Denn mit ihr wird das Thema Euthanasie behandelt, die in der NS-Zeit in mehreren Tötungsanstalten durchgeführt wurde. Behinderte Kinder wurden getötet, da sie als wertlos für das Volk angesehen wurden, invalide Soldaten in Hungerhäusern durch langsames Verhungern umgebracht, um für mehr freie Lazarettkapazitäten zu sorgen.

Bei den Abschnitten, die diese grauenvolle Thematik näher beschreiben, empfindet man nichts anderes als Wut, aber auch Hilflosigkeit. Kaum zu glauben, wie manche Ärzte, wie hier beschrieben Dr. Karl Landmann und seine Helfershelfer, sich als Gott aufspielen und über Leben und Tod entscheiden, über Nutzen und Wertlosigkeit von Menschen. Die Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg ist jedoch fiktiv, doch hat sich Ellen Sandberg, wie sie in ihrer Anmerkung im Anhang des Buches erwähnt, die Heil- und Plegeanstalt Eglfing-Haar als Vorbild genommen. Alle Charaktere des Romans sind indessen fiktiv.

Ellen Sandberg hat hier eine aufwendige Recherche betrieben und nennt den Roman ihr Herzensbuch, was mit jeder Zeile deutlich wird. Das Thema ist zwar brisant, doch konnte mich die Geschichte sehr faszinieren, vor allem der Zwiespalt bei der jungen Kathrin, die einerseits gegen die Tötung der Kinder vorgehen möchte, sich aber andererseits in einer Art Hörigkeit gegenüber Karl Landmann befindet. Dies ist zwar schwer nachzuvollziehen, doch Ellen Sandberg konnte diesen Zwiespalt für mich doch anschaulich und erklärend schildern.

Mir wird der Roman auf jeden Fall noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben, und er gehört jetzt schon zu den Lesehighlights im Jahr 2018. Ich würde mich freuen, noch weitere Bücher von Ellen Sandberg zu lesen, denn sie hat hiermit bewiesen, dass sie nicht nur im Bereich Kriminalroman schreiben kann.

Fazit:
Ein Roman mit einem nicht leicht zu verdauendem Thema, den ich nur weiterempfehlen kann. Ellen Sandberg gelingt durch ihre sehr gute Recherche eine glaubhafte, nachzuvollziehende Geschichte über eines der dunklen Kapitel unserer Vergangenheit. Schon jetzt ein Lesehighlight im Jahr 2018.
Profile Image for Darlene.
198 reviews
December 29, 2017

Meine Meinung:
Die Geschichte spielt auf 2 Ebenen, einmal im Jahr 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt und 2013 in München. Die zeitlichen Übergänge sind wunderbar eingefügt.
Manolis seine Familie war im II. Weltkrieg fast komplett von der Wehrmacht ermordet worden und sein Vater hat ihm davon im Urlaub an der Ostsee berichtet als er noch ein kleiner Junge war. Aufgrund der sich wiederholenden Albträume hat er eine schwere Kindheit und Jugendzeit hinter sich und verdankt seinem heutigen Lebenswandel seinen Auftraggeber.
Daneben haben wir Vera Mändler, Journalistin für eine Frauenzeitschrift, die zu dem noch Pech bei der Auswahl ihrer Freunde hat. Durch den Schlaganfall ihrer Tante Kathrin Engster geborene Wiesinger, erhält Vera unerwartet die Chance für eine politische Recherche und den Wechsel zu einer anderen Zeitschrift. Der Name Mändler ist ein Fehler auf dem Buchrücken. Doch was findet Vera heraus?
Ihre Tante, hat irgendwo Akten versteckt über die Morde an unschuldige Menschen, darunter auch Kinder in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Kathrin Wiesinger hat sogar Fotos gemacht und Protokolle zu den Akten gelegt. Stellenweise ist das Buch sehr traurig. Ganz schrecklich fand ich die Geschichte der kleinen zweijährigen Therese die an dem Down Syndrom leidet und zudem auch noch Taub war. Dr. Landmann verbot Kathrin Wiesinger die Gebärdensprache zu erlernen um diese auch dem Kind zu vermitteln und dessen Lernfähigkeit zu beweisen. Das Kind hatte sehr viel Energie und wollte gerne toben, was natürlich auch verboten war, es musste in seinem Gitterbett bleiben und an Nahrung gab es wenig und vor allem nichts Gesundes. Einmal hat Kathrin ihr heimlich einen Keks gegeben und ein anderer Arzt kam hinzu. Dr. Bader öffnete gewaltsam die kleine Faust entwendete den Rest des Keks. Solche eine Szene macht den Leser fassungslos, was damals geschehen war und traurig, wie ein kleines Kind so behandelt werden kann.
Bei ihrer Recheche gerät Vera Mändler selbst in Lebensgefahr. Ihr Handy wird abgehört. Also jetzt weiß ich, wenn mein Akku mal besonders schnell leer ist, Vorsicht: Abhörgefahr!
Und wenn eine Wanze einmal auf eine Rufnummer drauf ist, nutzt auch kein Ausschalten!
Fazit:
Ein Roman der auf alle Fälle empfehlenswert ist. Ein spannender Krimi über eine Zeit, die sich hoffentlich niemals wiederholt.
Ein besonderes Leckerbissen: Kommissar Dühnfort hat eine kleine Nebenrolle in dem Buch.

Volle Punktzahl!
Profile Image for Desastroeses Hörnchen.
55 reviews16 followers
June 13, 2025
„Die Vergessenen“ hat mich trotz des wichtigen historischen Themas null überzeugt.

Positiv hervorzuheben ist, dass Sandberg sichtlich Recherchearbeit in den historischen Hintergrund investiert hat – insbesondere in Bezug auf die nationalsozialistischen Patient*innentötungen (die es btw. schon im 1.WK gab nur nicht so organisiert). Dennoch bleibt der Roman an vielen Stellen enttäuschend oberflächlich. Die Vor- und Nachgeschichte dieser Patient*innentötungen – also die Geschichte bezgl. Eugenik und Fürsorge, das jahrzehntelange Schweigen, das institutionelle Verdrängen und die juristische Nichtaufarbeitung und gezielte Ächtung, Exklusion und gewaltvolle gesamtgesellschaftliche! Stigmatisierung von Psychiatrieüberlebenden und Zwangssterilisierten (bis heute noch btw.)– wird kaum thematisiert. Genau hier hätte der Roman echte Relevanz entfalten können.

Hinzu kommt eine aus meiner Sicht massiv klischeehafte Figurenzeichnung, die stark in geschlechtsspezifischen Stereotypen verhaftet ist. Die Charaktere wirken blass, funktional und teils lieblos konstruiert. Als wäre der Roman in den 70ern geschrieben worden. Die Auseinandersetzung mit transgenerationaler Traumatisierung bleibt oberflächlich – eine verpasste Chance, sich psychologisch und gesellschaftlich differenzierter mit der Weitergabe von Schuld und Scham zu beschäftigen.

Ich lese generell keine Autor*innen, die Bücher im Akkord veröffentlichen, und habe mich trotz Vorbehalten auf dieses Werk eingelassen. Leider wurde ich enttäuscht – nicht zuletzt, weil die Bewertungen auf Goodreads recht hoch ausfallen und ich mit einem vielschichtigeren Text gerechnet hatte.

Fazit: Ein Roman mit einem brisanten historischen Thema, aber ohne den literarischen und psychologischen Tiefgang, den es verdient hätte.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Binchen.
334 reviews6 followers
January 8, 2018
Eine beeindruckende Geschichte, die aktuelle Kriminalfälle, Nazi-Verbrechen, Euthanasie und verschiedenste Beweggründe für Taten verbindet. Immer, wenn ich dachte - jetzt ist alles klar, gab es doch noch eine neue Wendung - und die Tür für weitere Fälle ist auch noch offen.

Ich freue mich, wenn es noch mehr gibt.

Die Beschreibungen der Euthanasie-Verbrechen und der Pseudo-Begründungen war sehr berührend - Schon zum Jahresstart ein Jahreshighlight - Klasse
Profile Image for Nanni Epp.
225 reviews8 followers
September 17, 2019
Ich lese nicht sehr häufig Krimis, greife aber dann zu, wenn es weniger blutig, als vielmehr psychologisch zugeht. Das versprach der Verlag im Untertitel dieses Buches und auch viele Bekannte waren sehr angetan von "Die Vergessenen", so dass ich mir das auswählte.
Leider ein Fehlgriff.

Ellen Sandberg (Pseudonym einer bekannten Krimiautorin) konstruiert eine Geschichte auf vielen Ebenen, die im Laufe des Romans immer mehr miteinander verbunden werden. Das sie so vorgehen wird, war mir recht früh klar, nimmt dem Buch aber nicht unbedingt die Spannung. Zumal jede Figur erstmal recht spannend wirkt.

Dann habe ich allerdings das Gefühl mich in einem recht künstlichen Konstrukt zu bewegen. Die psychologischen Hintergründe der Figuren empfinde ich eher als banal, denn komplex und knifflig durchdacht. Aber auch darüber kann ich noch hinwegsehen. Ebenso über die Sprache, die sich zwar schnell lesen lässt, aber auch sehr konstruiert auf mich wirkt.

Die meisten Probleme habe ich allerdings mit den Figuren. Vera Mändler ist duckmäuserisch und Manolis Lefteris führt ungestraft Selbstjustiz durch. Mmmh...stellt er sich damit nicht auf eine Stufe mit denjenigen, die er bestrafen möchte?

Das Grundthema des Romans ist ein sehr wichtiges, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Kriegsverbrechen, brutale Gewalt an Unschuldigen, die auch von Ellen Sandberg nicht zimperlich dargestellt wird. Nichts für schwache Gemüter, aber ein Weg, um eine bedrückende Atmosphäre heraufzubeschwören.

Ich bin sehr dafür, dass wir immer und immer wieder über die sinnlose Gewalt des zweiten Weltkriegs sprechen. Das wir das tun müssen, damit diese Ungerechtigkeiten eben nicht in Vergessenheit geraten. Der Weg, der für "Die Vergessenen" gewählt wurde, entspricht allerdings nicht meinem persönlichen Geschmack.
Profile Image for Gerti.
317 reviews
February 12, 2018
Als Krimi/Thriller sicher spannend aber als Aufarbeitung zu einem brisanten Thema eher nicht geeignet. Da habe ich an anderer Stelle bessere Bücher zum Thema: Euthanasie im Dritten Reich, gelesen.
Stellenweise dachte ich mir, was für ein Schinken, denn die Beziehung der Journalistin Vera zu Tom, der doch ein rechter Chauvi ist, wird ziemlich ausführlich breit getreten.
Der kriminalistische Part dagegen ist ausgefeilt und gut durchdacht. Wobei mir der heilsame Prozess am Ende dann doch etwas zu schnell ging. Falls das überhaupt möglich ist.
Trotzdem hatte ich ein paar sehr spannende Lesestunden mit dem Buch.
Profile Image for dubh.
361 reviews
February 19, 2018
Manolis Lefteris ist Sohn eines sogenannten Gastarbeiters aus Griechenland und einer Deutschen. Was man bei einem erfolgreichen Besitzer eines Münchner Luxus-Autohauses nicht unbedingt annimmt, ist die Tatsache, dass Manolis nebenbei auch noch andere, deutlich ungewöhnlichere Aufträge annimmt. Sein neuester Fall scheint auf den ersten Blick allerdings sehr einfach zu sein: er soll Akten für einen unbekannten Auftraggeber aufstöbern. Doch weit gefehlt - Manolis ist im Begriff, ein altes Verbrechen aufzudecken...

Knapp 70 Jahre früher tritt Kathrin Mändler eine Stelle als Krankenschwester an. Die junge Frau hofft auf eine selbstbestimmte, glückliche Zukunft und ahnt nicht im Entferntesten, in welch lebensbedrohliche Situation sie bei ihrer neuen Anstellung geraten wird...

"Die Vergessenen" spielt auf zwei Zeitebenen - wobei der größere Teil der von Manolis im Jahr 2014 ist. Er begibt sich auf Spurensuche und nicht nur sein eigenes Leben gibt anfangs einige ziemlich spannende Fragen auf, nein, der Versuch, an die gewünschten Unterlagen zu kommen, entpuppt sich als eine nicht weniger packende Geschichte. Zu Beginn ficht das alles Manolis nicht sonderlich an, aber dann erkennt er allmählich, um was es bei seinem Auftrag in Wirklichkeit gehen könnte... Die Figur des Manolis' ist wirklich hervorragend gestrickt: anfangs habe ich ihn viel stärker hinterfragt, doch meine Sympathie ist ihm immer mehr zugeflogen. Dieser Kerl ist schlicht und ergreifend interessant! Auch wenn man sicherlich nicht jede seiner Methoden gutheißen kann oder sollte, so ist Manolis zudem niemals unglaubwürdig oder gar überzogen. Letztlich zeigt sich mal wieder: in der Regel ist es besser, wenn man jemanden besser kennenlernt, bevor man über ihn urteilt.

Der Strang, der in der Vergangenheit spielt, erzählt von der allerdunkelsten Stunde der deutschen Geschichte. Ellen Sandberg, hinter der übrigens die sehr erfolgreichen Krimiautorin Inge Löhnig steckt, widmet sich einem Thema, das schon jetzt kaum mehr Aufmerksamkeit erhält. Dabei ist es so wichtig, dass es nicht in Vergessenheit gerät! Besonders gekonnt hat die Autorin hier in meinen Augen den Zwiespalt einzelner Menschen eingefangen und so das Diametrale zwischen Verstand und Handeln eingefangen.

Ganz im Gegensatz zum Titel des Buches hoffe ich, dass dieser Roman sehr viele Leser*Innen findet. Nicht nur, weil er schlicht und ergreifend großartig geschrieben und geplottet ist, nein, ganz einfach, weil ich der Meinung bin, dass die Lektüre ein sehr guter Weg ist, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Manchmal schafft ein famos geschriebener Roman mehr als ein Schul- oder Sachbuch - in heutigen Zeiten in meinen Augen wichtiger denn je!
Profile Image for Bella.
268 reviews3 followers
February 28, 2023
Empfehlung meiner Buchhändler

Nachdem ich das andere Buch der Autorin sehr gut fand habe ich das meinen Buchhändlern gesagt und sie haben mir beide direkt dieses hier empfholen. Na warum auch nicht und so kam es zu mir nach Hause.
Lange lag es nicht bis mein Kopf wissen wollte welches Thema am Rande der deutschen Gesellschaft wir diesmal anschneiden.
Es beginnt mal wieder total harmlos und man scheint einem einfachen süßem Geheimnis auf die Schlichte kommen zu wollen. Es klingt gar nicht so hart wie es werden wird als sich dann die Erkenntnisse überschlagen.
Diesmal sind wir in einer Heilanstalt zu NS Zeiten und "pflegen" Kriegversehrte sowie beeinträchtigte Kinder. Ja ich muss sagen es war schon übel. Also ich musste das Buch weglegen und mein Kind in fest in die Arme nehmen. Einfach nur knuddeln und froh sein das das alles Fiktion ist.
Am Ende war es wie ein Mindblow und ich finde die Verzweigungen über die vielen vergangenen Jahre hinweg sehr gut ausgearbeitet und noch besser verpackt.
Profile Image for Booklunatic.
1,116 reviews
January 7, 2019
4,5 Sterne

Auch unter ihrem neuen Pseudonym liefert Inge Löhnig 1A-Lesestoff ab. Das Thema, das sie sich hier vorgenommen hat, dürfte keinen kalt lassen...
Profile Image for lenisvea`s Bücherwelt (Sandra Berghaus).
1,046 reviews21 followers
March 9, 2018

Folgendes kennzeichne ich nach § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:
€ 13,00 [D] inkl. MwSt.



€ 13,40 [A] | CHF 18,90*


(* empf. VK-Preis)

Paperback, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-328-10089-8
Erschienen: 27.12.2017






Zum Buch: https://www.randomhouse.de/Paperback/...



Zum Inhalt:

1944. Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und meint, endlich ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Als die junge Frau kurz darauf dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, dass Landmanns Arbeit das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.






2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat ...



Zur Autorin:

Ellen Sandberg ist das Pseudonym einer erfolgreichen Münchner Autorin, deren Kriminalromane regelmäßig auf der Bestsellerliste stehen. Sie arbeitete zunächst in der Werbebranche, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Mit dem groß angelegten Spannungs- und Familienroman »Die Vergessenen« schlägt sie einen neuen schriftstellerischen Weg ein und widmet sich dabei einem Thema, das ihr ein persönliches Anliegen ist: den Verbrechen der jüngeren Vergangenheit und der Notwendigkeit, diese nicht zu vergessen.

Meine Meinung:

Ich bin durch die fast durchweg guten Rezensionen und dem sehr interessanten Klappentext auf das Buch aufmerksam geworden. Freundlicherweise wurde mir das Buch vom Verlag zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Dies beeinflusst aber in keinster Weise meine Meinung.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir recht gut gelungen. Im Verhältnis zum Rest des Buches war der Anfang aber ein wenig langatmig und sehr ruhig. Je weiter das Buch vorangeschritten ist, um so spannender wurde es.

Was mir hier so gut gefallen hat, war die Verflechtung von historischem Roman und Thriller. Das habe ich der Form noch nicht gelesen. Auch war mir diese historische Begebenheit mit dieser dramatischen Tragweite so nicht bekannt. Also habe ich hier sogar noch dazu gelernt und ich finde es gut, dass die Autorin dieses Thema in den Thriller eingebunden hat und es somit noch einmal gegen das Vergessen helfen kann.

Die Charaktere fand ich sehr gut ausgearbeitet. Es werden hier sogar zwei Familiengeschichten erzählt, die beide etwas Tragisches haben.

Ich habe dieses Buch zwischendurch auch als Hörbuch gehört und kann auch dieses absolut empfehlen. Der Sprecher hat mir sehr gut gefallen.

Mein Fazit:

Alles in allem konnte mich das Buch absolut begeistern und überzeugen. Gerade das verarbeitete historische Thema verbunden mit einem Thriller hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe, es wird noch mehr von der Autorin erscheinen, vielleicht sogar eine Reihe rund um Manolis Lefteris. Auf jeden Fall kann ich hier eine klare Kauf- und Leseempfehlung aussprechen, ebenso eine Hörempfehlung.

Von mir bekommt das Buch sehr gute 4,5 Sterne.

Profile Image for Elli Schmidt.
29 reviews2 followers
March 27, 2025

„Die Vergessenen“ ist ein toller Roman der 500 Seiten wie 300 wirken lässt. Ich habe mich vorher wenig mit der Thematik (Kriegsverbrechen, alte Nazionalsozialisten nach dem 2. Weltkrieg) auseinandergesetzt und mochte hier besonders die Rückblenden aus Kathrin‘s Sicht in der Pflege und Heilanstalt. Sandberg schreibt komplexe Charaktere mit persönlichen Motiven, Schwächen und Stärken. Vera, eine Journalistin Mitte 40, war ein Interessanter und Sympathischer Charakter für den ich mitgefiebert habe. Die ganze Geschichte um Manolis war mir manchmal etwas viel aber den Fokus auf Transgenerationale Traumatas fand ich sehr spannend. Positiv ist mir auch aufgefallen, dass obwohl der Roman fiktiv ist, historische Komponente stark an realen Ereignissen und Orten orientiert sind. Zu Beginn war ich etwas skeptisch, nach und nach hat Sandberg aber geschafft mich zu überzeugen, ein gelungener Roman.
Profile Image for monsieur_steini .
222 reviews6 followers
April 3, 2022
In diesem spannenden Krimi, der die T4-Aktionen im Dritten Reich thematisiert, laufen mehrere Handlungsstränge und -ebenen geschickt zusammen: Ein Auftragskiller und Inkassoeintreiber, der Dokumente vernichten soll und plötzlich seinen eigenen Standpunkt hinterfragen muss, eine Journalistin, die plötzlich auf eine große Story stößt, nicht wissend, dass sie beschattet wird und daher in Gefahr schwebt und eine Krankenschwester im Nationalsozialismus, die mit ansehen muss, wie behinderte Kinder ermordet werden und beschließt, in den Widerstand zu gehen.

Flott und sprachlich angenehm fließend erzählt, spannend und gleichzeitig mit historischem Mehrwert erzählt Ellen Sandberg eine viel zu selten erzählte Geschichte, die sich in und um München abspielt. Bezüge zur Anstalt in Haar werden hier deutlich. Das mach Lust auf mehr.
Profile Image for Ascari Vau.
414 reviews
April 4, 2018
Ellen Sandberg gelingt es meiner Meinung nach hervorragend, die Vergangenheit (Kathrin Wiesinger als junges Mädchen in Winkelberg) mit der Gegenwart zu verknüpfen, wo sich deren Nichte Vera Mändler daran macht, die Ereignisse von damals aus dem Dunkel des Vergessens und der Geheimnisse zu ziehen.

Gleichzeitig arbeitet sie die Figur von Manolis Lefteris hinein, der zwar in Deutschland aufgewachsen, durch seinen griechischen Vater aber selbst in die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg hineingezogen worden ist.

Dieses Gespann ist es auch, was die Geschichte wirklich interessant macht, denn die Erinnerungen von Kathrin an 1944 nehmen einen weniger hohen Anteil in der Geschichte ein, als es zunächst den Anschein hat. Der Schwerpunkt liegt ganz klar in der Gegenwart und der ermittlerischen Tätigkeit, die Vera aufnimmt. Gleichzeitig erhält Manolis den Auftrag, ein gewisses Dossier zu finden …

Beide kommen im Verlauf der Geschichte an ihre Grenzen und müssen Entscheidungen treffen, wie sie mit dem umgehen, was sie erfahren. Der Leser ist immer hautnah dabei, deswegen fiel es mir gegen Ende wirklich schwer, die beiden gehen zu lassen. Ein gewisses Gefühl blieb, dass es da noch mehr zu erzählen gibt, dass das Ende eigentlich erst ein Anfang ist.

Das Hörbuch wird in meinen Augen sehr gut gelesen, die Kürzungen sind mir beim Hören nicht wirklich aufgefallen. Bei einer Länge von gut zehn Stunden kann eigentlich auch nicht vieles gekürzt worden sein, rein vom Gefühl her.
Profile Image for Patrizia.
825 reviews15 followers
January 29, 2019
Tragische Thematik, guter Schreibstil aber es hat mich nicht in seinen Bann gezogen. Irgendwie fehlte mir etwas ... Das Cover finde ich super
Profile Image for Michael Madel.
535 reviews11 followers
May 26, 2024
Ellen Sandberg versteht es auch in ihrem Erstlingswerk, eine spannende Familiengeschichte - oder besser: zwei Familiengeschichten - mit düsteren Kapiteln der deutschen Geschichte zu verknüpfen. Das gelingt ihr bewegend und berührend.
Profile Image for Robin.
83 reviews
June 28, 2021
Grässlich banal geschrieben, langweilig. Nach einem guten Viertel abgebrochen …
Profile Image for Wal.li.
2,545 reviews68 followers
February 20, 2018
Justizia

Manolis Lefteris könnte schon als einsamer Wolf bezeichnet werden. Lange vor seiner Geburt ist ein großer Teil seiner Familie durch Nazi-Verbrechen umgekommen und der Vater hat dies nie verwunden. Geprägt durch diese Vergangenheit drohte Manolis als Jugendlicher auf die schiefe Bahn zu geraten. Doch er wählte einen anderen Weg, er wurde eine Art Problemlöser, der im Jahr 2013 den Auftrag bekommt, ein Dossier zu beschaffen.

Im Jahr 1944 ist die junge Krankenschwester Kathrin gerade mit der Ausbildung fertig und sie beginnt mit ihrer Tätigkeit in einem Pflegeheim, in dem auch behinderte oder traumatisierte Kinder und Erwachsene untergebracht sind. Kathrin ist bestrebt den Menschen zu helfen und sie meint zunächst der Arzt Karl Landmann könne ein Vorbild für sie sein. Bald schon merkt sie jedoch, dass Patienten, die zur Spezialbehandlung kommen, schwer erkranken und sterben.

Auf zwei Zeitebenen wird von den Geschehnissen berichtet. Einmal aus der Sicht Kathrins, die sehr nahe an den Ereignissen ist. Schutzlos ist sie dem ausgeliefert, was ihre Vorgesetzten für großartig und im Krieg für gerechtfertigt halten. Mit nur kleinen Gesten kann sie den Patienten helfen, mal ein nettes Wort oder auch eine Kleinigkeit zu essen. Doch aufhalten kann sie das Unheil nicht. In der Gegenwart dann Manolis, der durch seinen Auftrag, von diesen Verbrechen erfährt. Er will Justizia eine Chance geben, doch kann die Justiz die Chance nutzen. Zunächst gilt es jedoch dieses Dossier zu finden und zu erfahren, wovon es berichtet.

Puh, welch ein Buch, welch eine Thematik. Man mag sich nicht vorstellen, welche Nazi-Verbrechen noch ungesühnt blieben. Die vielen Mitläufer, die ja nur getan haben, was von ihnen verlangt wurde. Am Beispiel des Anstaltsarztes Karl Landmann wird die ganze Grausamkeit und Unmenschlichkeit dieser Verbrechen deutlich gemacht. Mit welchen hohlen Phrasen sie ihre Taten schöngeredet haben und jede Möglichkeit genutzt haben einer gerechten Strafe zu entgehen. Kann es dann so lange Zeit nach dem Kriegsende noch gelingen, einen solchen Verbrecher zu bestrafen? Schließlich verjährt Mord nicht. Manolis sieht da schwarz, doch er will wie gesagt Justizia eine Chance geben.

Beim Lesen des Romans versteht man sehr gut, dass es der Autorin, die als Inge Löhnig vielen Krimilesern bekannt sein dürfte, eine Herzensangelegenheit war, von den schlimmen Taten zu berichten, die Unschuldigen und Wehrlosen angetan wurden. Mit ihrer Schilderung reißt sie mit und regt zum Nachdenken an. Mord verjährt nicht und Mörder sollten bestraft werden, egal wie viel Zeit seit der Tat vergangen ist. Mit seiner ruhigen Vortragsweise unterstreicht der Sprecher dieses Hörbuchs Thomas M. Meinhardt die Wichtigkeit und Brisanz des Themas.

Profile Image for auserlesenes.
364 reviews16 followers
February 21, 2018
Manolis Lefteris, Mitte 40 und Autohändler in München, ist ein Mann für besondere Aufträge. In seinem aktuellen Fall soll er einer alten Frau, Kathrin Mändler, Akten wegnehmen. Die Seniorin, eine ehemalige Krankenschwester, befindet sich wegen eines Schlaganfalls gerade im Krankenhaus. Doch ihre Nichte, die Journalistin Vera Mändler, wird ebenfalls auf die Unterlagen aufmerksam und wittert eine gute Story. Manolis ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat ...

„Die Vergessenen“ ist ein Familienroman von Inge Löhnig, veröffentlicht unter dem Pseudonym Ellen Sandberg.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei hat das Buch drei Erzählstränge. Der Roman spielt außerdem auf zwei Zeitebenen: In der einen geht es um das Jahr 2013 in München, in der anderen um das Jahr 1944 in Winkelberg. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig anschaulich. Trotz der eher hohen Seitenanzahl ließ sich das Buch daher schnell lesen.

Ich hatte ein wenig Probleme, in die Geschichte hineinzukommen. Nach dem packenden Prolog ist der Anfang des Romans eher schleppend, die ersten Kapitel dümpeln dahin. Bis richtige Spannung aufkommt, dauert es ungewöhnlich lange. Daher hatte die Geschichte für mich einige Längen. Erst relativ spät nimmt die Handlung richtig an Fahrt auf, deshalb konnte mich der Roman nicht sofort fesseln.

Die Figuren sind vielschichtig angelegt. Ich habe mich allerdings etwas schwer damit getan, mich mit den Hauptprotagonisten zu identifizieren oder Sympathie für sie zu entwickeln. Weder zu Manolis noch zu Vera konnte ich sofort einen Zugang finden. Das besserte sich aber im Verlauf des Romans.

Das Thema des Romans dagegen hat mich sofort angesprochen. Ich finde es wichtig, dass die Euthanasie während der Zeit der Nationalsozialisten auch literarisch verarbeitet wird, weil diese bisher nur wenig Berücksichtigung fand. Die Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg in einem Roman aufzugreifen, das war in meinen Augen eine gute Entscheidung. Das Buch ist dadurch erschütternd und regt zum Nachdenken an. Generell mag ich Geschichten sehr gerne, die auf wahren Begebenheiten basieren. Man merkt dem Roman zudem an, dass viel Recherche darin steckt.

Der Titel ist angesichts des Themas sehr treffend gewählt. Das Cover finde ich ansprechend.

Mein Fazit:
„Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg ist trotz kleiner Schwächen in der Umsetzung ein lesenswerter Roman zu einem wichtigen Thema. Es ist keine leichte Kost.
Profile Image for Nadine ♥.
288 reviews19 followers
January 24, 2018
Ein absolut lesenswertes Buch über ein dunkels Kapitel der deutschen Geschichte. emotional und unterhaltsam geschrieben. Glaubhafte Charaktere auf der Suche nach Gerechtigkeit für die Vergessenen.

***

Drei Perspektiven, drei Protagonisten, zwei Zeitstränge, mehrere ungesühnte Verbrechen. 1944 - Kathrin ist Krankenschwester in einer Pflege- und Heilanstalt und muss sich bald eingestehen dass grausame Gerüchte direkt vor ihren Augen Wirklichkeit werden. 2013 - Manolis und Vera sind auf der Suche nach Unterlagen aus der Vergangenheit, mit unterschieldichen Motiven und Methoden.

Ich kann nicht oft behaupten dass mir alle Protagonisten auf Anhieb sympathisch waren. Die drei Hauptdarsteller von Ellen Sandberg sind geschickt gewählt. Alle drei sind auf gewisse Art durch den zweiten Weltkrieg verbunden, doch haben sie andere Sichtweisen auf die Dinge und unterschiedliche Intensionen.

Ellen Sandberg stellt nicht nur ihren Figuren sondern auch dem Leser stets die Frage: Was ist Gerechtigkeit? Wer handelt 'richtig'? Was haben wir schon 'vergessen'?

An dieser Stelle muss ich ein Zitat aus dem Buch nennen das mich sehr bewegt hat und dem ich aus tiefstem Herzen zustimmen kann.

"Wir sind nicht persönlich verantwortlich für das, was damals geschehen ist, aber wir sind verantworltich für das, was in der Geschichte daraus wird." S. 329

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Das Thema welches die Geschichte hauptsächlich behandelt ist sehr emotional. Euthanasie ist eins der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Und leider auch eins das oft in Vergessenheit gerät.

Mein Herz hat schon auf Seite 70 kurz aufgehört zu schlagen - weil ich wusste was kommen würde. Nicht weil die Autorin es vorweggenommen hat, sondern weil sich die Geschichtsschreibung leider nicht mehr ändern lässt.

***

Auf der letzten Seite ist eine Anmerkung der Autorin das dies eine fiktive Geschichte ist, deren Inspiration leider aus tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen stammt.

***

Was ich allerdings bei einer Rezension auf keinen Fall vergessen sollte ist der Unterhaltungsfaktor. Ja das Thema ist hart. Das Thema geht einem nahe (vorallem wenn man unweit des Schauplatzes wohnt). Ellen Sandberg hat einen Roman geschrieben der zwar zum Nachdenken anregt, doch ebenso spannend und unterhaltsam ist.
Profile Image for Nici's Buchecke.
271 reviews6 followers
January 22, 2021
Der Klappentext erweckte mein Neugier und ich mag Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen. Ich hatte von der Autorin schon vieles in den sozialen Medien gesehen und viele Leser waren begeistert. Also erwartete ich etwas großes. Aber ein klein wenig wurde ich enttäuscht.
Das fing auch gleich auf den ersten Seiten an, als verschiedene Szenen geschildert wurden, viele Namen ins Spiel kamen und irgendwie gefühlt nichts vorwärts ging. Ich gebe zu ich war am Anfang schon etwas verwirrt wer nun wohin gehört und was mir die Autorin nun eigentlich mitteilen will. Gefühlt nach 100 Seiten hatte sich das Chaos etwas gelichtet und eine Struktur und ein roter Faden wurde erkennbar. Die darauf folgenden 300 Seiten waren wirklich fesselnd und mitreißend. Gegen Ende wandelte sich das Lesevergnügen dann in Unglaube und Kopfschütteln.
Bitte nicht falsch verstehen, es ist wichtig, dass es solche Bücher gibt, die uns immer wieder auf das Thema aufmerksam machen und dafür sorgen, dass diese Zeit nicht in Vergessenheit gerät. Und die Autorin hat hier auch ein interessantes Thema in den Mittelpunkt gerückt, aber Kathrins Verhalten machte mich echt wütend. Sie riskiert 1944 ihr Leben, um dann in den Jahren danach so zu handeln? Auch die andere Hauptprotagonistin verhielt sich am Ende total idiotisch. Ich kann darauf nicht näher eingehen sonst würde ich von der Handlung zu viel verraten. Aber es gab da Szenen, die mich wütend machten und den Kopf schütteln ließen.
Hinzu kommt, dass Manolis seine eigene manchmal merkwürdig vermittelte Geschichte mitbringt. Diese beschäftigt und beeinflusst ihn auf vielerlei Arten und wurde mir dann zu viel des Guten.
Das sind die Punkte, die mich wirklich störten und ich kann daher leider den Roman nicht so bewerten, wie ich es aufgrund des Themas vielleicht gerne tun würde.
Es wird für mich denke ich nicht das letzte Buch der Autorin gewesen sein, aber ich hatte mir eindeutig mehr erhofft. Ein wichtiges Thema welches unbedingt Aufmerksamkeit verdient und jeder sieht die Dinge ja auch anders, was zahlreiche sehr positive Bewertungen beweisen.
Profile Image for Angelika Altenhoevel.
260 reviews
January 11, 2018
Zum Inhalt: 
In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat. 
Meine Meinung: 
Dieses Buch ist ein Zwischending zwischen, Krimi, Geschichte und Roman und genau das macht den Reiz aus. Gerade die Rückblicke machen das ganze so berührend, machen begreuflich, wie grausam Menschen sein können. Es ist ein Buch, dass man nicht mal ebenso nebenher lesen kann, dafür ist es zu facettenreich und tief gehend. Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet, sowohl die bösen als auch die guten Charaktere. Die Geschichte ist gut konstruiert und der Schreibstil ist ausgesprochen gut lesbar. 
Fazit: 
Unbedingte Leseempfehlung
Profile Image for Tinstamp.
1,096 reviews
April 10, 2018
Unter dem Pseudonym Ellen Sandberg hat die bekannte Krimiautorin Inge Löhnig ihr Herzensprojekt veröffentlicht. Das bemerkt man, denn mit dieser Geschichte, die ein Mix aus Spannungsroman, Krimi und Familiengeschichte ist, ist ihr ein wahrlich brillianter Roman gelungen. Sandberg/Löhnig hat sich hier dem Thema der Euthanasie während des Zweiten Weltkrieges angenommen und hat es mit einer spannenden Rahmenhandlung perfektioniert.

Der etwas ruhige Beginn dient zur Einführung, denn wir haben es mit zwei Zeitebenen und eigentlich drei Hauptprotagonisten zu tun.
Wir lernen zuerst Manolis Lefteris kennen. Offiziell ist er Autohändler, inoffiziell nimmt er geheimnisvolle Aufträge seines Mentors Köster an, der ihm als Jugendlicher das Leben gerettet hat. Der Deutsch-Grieche soll diesmal alte Akten für seinen Auftraggebener auftreiben. Die Besitzerin ist kürzlich wegen eines Schlaganfalles ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Ihre Nichte Vera Mändler ist Journalistin und arbeitet im Moment eher lustlos bei einem Frauenmagazin. Sie würde sich gerne wieder seriöseren Themen widmen, doch ein Umstieg erweist sich schwieriger als erwartet. Als sie in der Wohnung ihrer Tante nach persönliche Unterlagen für das Krankenhaus sucht, stößt sie auf ein altes Fotoalbum. Darin entdeckt sie ein Bild ihrer Tante mit einem Nazi-Anstecker am Revers vor der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Diese Pflegeanstalt war bekannt für ihre Grausamkeit. Vera ist entsetzt, möchte allerdings mehr darüber wissen und wittert gleichzeitig einen guten Stoff für einen Artikel und einen eventuellen Job. Dabei lässt sie völlig außer Acht, dass jemanden daran interessiert ist, dass die Vergangenheit keinesfalls ans Licht kommt.....

Im Vergangenheitsstrang rund um das Jahr 1944 lernen wir die junge Kathrin Mändler kennen. In Winkelberg macht sie schockierende Entdeckungen. Viele Patienten scheinen systematisch getötet zu werden. Kriegsversehrte, die keiner Arbeit mehr nachgehen können, weil sie der Krieg psychisch und phyisch zerstört hat, werden dem Hungertod überlassen und behinderte Kinder, die ebenfalls keinen Beitrag für die Gesellschaft leisten können, werden still und heimlich ermordet. Der Kopf der Klinik ist Chefarzt Karl Landmann, doch gerade in diesem Mann verliebt sich die junge Kathrin. Was wird Kathrin tun und was ist ihr wichtiger? Ihre eigentliche Berufung als Krankenschwester oder die Liebe zu Karl ?

Im Wechsel lesen wir die Abschnitte aus der Gegenwart rund um Manolis und Vera, die beide hinter den Akten her sind, als auch diese aus der Vergangenheit, die in einem anderen Schriftbild erscheinen. Das zentrale Thema im Roman ist die Gerechtigkeit und die Rechtssprechung, was leider nicht immer das Gleiche ist.
Manolis, "der Mann fürs Grobe", trägt eine schwere Vergangenheit mit sich herum, mit der er immer wieder hadert. Sein Vater war der einzige Überlebende eines Übergriffes der deutschen Wehrmacht in seiner Heimat Giechenland. Im Dorf wurde damals ein Blutbad an Frauen und Kindern verübt, das sein Vater sein ganzes Leben lang belastete, weil die erhoffte Gerechtigkeit ausblieb. Nur Manolis hat er diese Geschichte als Kind erzählt und auch bei ihm ein Trauma hinterlassen. Als er durch Vera langsam den Verdacht bekommt, worüber die Akten, die er besorgen soll, handeln könnten, steht er vor einem Gewissenskonflikt....

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr bildhaft. Die Orte und Personen werden authentisch dargestellt und es wurde akribisch recherchiert. Man erkennt auch den kriminalistischen Touch der Autorin, die hier eine sehr spannende Geschichte geschrieben hat. Der Spannungsbogen nimmt kontinuierlich zu und die Handlung aus der Vergangenheit erschüttert. Beide Protagonisten aus der Gegenwart sind nicht immer positive Figuren, haben Ecken und Kanten, aber auch Sinn für Gerechtigkeit. Das macht sie trotz ihrer Eigenheiten sympathisch.
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Wer meinen Blog verfolgt weiß, dass ich gerne Geschichten über die Weltkriege lese. Trotz der vielen Lektüre zu diesem Thema, erfahre ich immer wieder neue Fakten, die ich zuvor nicht wusste. Deswegen finde ich es auch so wichtig, dass Autoren dazu recherchieren und historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte den Lesern näher bringen.
Wie weitreichend das Thema Euthanasie im Dritten Reich war, hat Inge Löhnig alias Ellen Sandberg hier sehr detailliert dargestellt. Es macht auch heute noch betroffen und wütend.

Fazit:
Ein äußerst bewegender Roman mit Krimielementen, der das Thema Euthanasie im Fokus hat und von den Schrecken des zweiten Weltkrieges berichtet. Dabei bleibt die Spannung nicht auf der Strecke und mit Vera und Manolis hat die Autorin zwei Protagonisten mit Ecken und Kanten geschaffen. Von mir gibt es hier eine absolute Leseempfehlung!
Profile Image for Amy Brown.
28 reviews7 followers
January 16, 2018
1944. Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und meint, endlich ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Als die junge Frau kurz darauf dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, dass Landmanns Arbeit das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.
2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat ...

Als ich den Klappentext gesehen habe, war für mich klar, dass ich den Roman lesen muss. Mich interessiert die Thematik rund um die Verbrechen im zweiten Weltkrieg sehr und ich bin hier voll auf meine Kosten gekommen.

Damit niemand Verdacht schöpft besitzt Manolis Leftaris ein Autohaus. Das braucht er zum Schein, denn er erledigt recht unkonventionelle Aufträge, seine Kunden bleiben nicht umsonst anonym. Er soll eine Akte besorgen, die sich wahrscheinlich in der Wohnung einer alten Dame befindet und die eine große Firma in den Ruin treiben könnte, wenn die Inhalte öffentlich werden. Diese ältere Dame ist Kathrin Mändler, die schon seit 1944 ein schreckliches Geheimnis hat.



Ich liebe Bücher, die auf mehreren Zeitebenen spielen, weil das dem Leser eine besonders umfangreiche Sicht auf die Ereignisse ermöglicht. Ich war Kathrin beim Lesen näher als Manolis, weil mich das Leben, welches Kathrin früher geführt hat, einfach mehr interessierte. Als Leser sollte man hier keine großen Pausen während der Lektüre machen, denn mir ist der Einstieg immer wieder schwer gefallen, denn es gibt noch eine dritte Sicht auf die Ereignisse, durch Vera. Sie ist die Nichte von Kathrin und kümmert sich um deren Angelegenheiten, besonders, seitdem sie durch einen Schlaganfall schwer geschädigt im Krankenhaus liegt.

Den Schreibstil fand ich sehr angenehm, er war stilvoll, aber teilweise modern und lässig. Die Figuren haben jeweils ihre eigene Stimme bekommen, was mir sehr gut gefallen hat.Die Geschichte ist jedoch nicht locker und leicht geschrieben und deswegen kein Roman, den man mal eben so weglesen kann.

Die Figuren an sich waren gut ausgearbeitet und deswegen für mich greifbar, besonders in Kathrin als Kinderkrankenschwester in der NS-Zeit konnte ich mich gut hineinversetzen. Ich hatte jedoch Schwierigkeiten, mich in Manolis hineinzufühlen. Ich habe nicht richtig verstanden, was mit seinen Eltern passiert ist und auch sonst war er für mich nicht richtig zu fassen. Seine Abschnitte habe ich nur nach mehrmaligem Lesen verstanden, was für mich etwas anstrengend war.

Das Thema Euthanasie ist kein Leichtes, weshalb ich auch glaube, dass der Roman nicht für jeden Leser geeignet ist, da mitunter auch krasse Szenen von den Kinderstationen erzählt werden. Mich hat das Thema sehr betroffen zurück gelassen, worüber ich mir jedoch schon vorher im Klaren drüber war. Das sollte man also abkönnen.
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