Die beiden Männer betraten den Kiesweg, der vom Haus in den Garten führte. Marx schlich mit gesenktem Kopf und mit ungeschickten Tritten, denn in der Nacht sah er noch schlechter als am Tag. Nach einer ganzen Weile sagte Darwin: »Mir scheint, Sie sind ein Idealist.« Marx stand grau und regungslos da, als hätte er sich in eine Statue verwandelt. Ihm war kalt. Üblicherweise hätte längst sein Krakeel eingesetzt, er konnte Idealisten nicht leiden. Doch Marx stand still in Darwins Garten. Weder polterte er, noch ließ er sonst ein Wort verlauten.
England, 1881. Zwei bedeutende Männer leben nur wenige Meilen voneinander entfernt: Charles Darwin in einem Pfarrhaus in Kent und Karl Marx mitten in London. Beide haben mit ihren Werken, der eine zur Evolution, der andere zur Revolution, die Welt für immer verändert. Beide wissen es und sind stolz darauf. Und doch sind sie schlaflos und melancholisch. Darwin hat den Schöpfer abgeschafft, fühlt sich missverstanden und forscht inzwischen still am Regenwurm. Marx grollt der Welt, wartet ungeduldig auf ein mutiges Proletariat, das den Kapitalismus hinwegfegt, verzettelt sich beim Schreiben und kommt über Band 1 des 'Kapitals' nicht hinaus. Eines Abends begegnen sich die beiden bei einem Dinner zum ersten Mal. Schnell kreist ihre Diskussion um Gott und Gerechtigkeit — doch unausweichlich kommt es zum Streit, und der Abend endet in einem Eklat. Dennoch haben der großbürgerliche Naturforscher und der ewig klamme Revolutionär mehr gemeinsam, als sie sich eingestehen wollen. In ihrem wunderbaren Roman verbindet Ilona Jerger Fabulierlust mit wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnissen, die den Weltenlauf maßgeblich beeinflusst haben. Ein warmherziges und humorvolles Porträt zweier großer Männer, deren Disput zeitgemäßer nicht sein könnte.
It is almost midnight, and I shouldn't have read this long on a Sunday night. But I couldn't possibly leave either Darwin or Marx hanging between life and death till tomorrow. [Prtf]
Die Vorstellung, zwei zauselige alte Männer wie Darwin und Marx treffen aufeinander und führen Gespräche, ist wirklich reizvoll. Obwohl es nicht den Tatsachen entspricht - die beiden haben sich nie persönlich getroffen - hat Ilona Jerger hier ein wunderschön leises Buch geschrieben, voller Wärme und Zuneigung. Man merkt den Figuren an, dass sich die Autorin viel Zeit mit der Recherche gelassen hat; vor allem Darwin zeichnet sie so einfühlsam nach, dass ich bei der Beschreibung seines Todes Tränen vergossen habe.
Den Zwiespalt, in dem Darwin steckt, modelliert Jerger sehr gut heraus; er möchte einerseits seine bahnbrechenden Forschungsergebnisse publizieren (was er auch fleißig getan hat), aber andererseits liegt es ihm schwer auf der Seele, als "Gottesmörder" hingestellt zu werden. Dementsprechend teilen sich auch die Kenner Darwins: die einen verehren, die anderen verteufeln ihn. Bei Marx ist es ähnlich. Die unterdrückten Massen sehen in ihm einen Heilsbringer, die Kapitalisten den Todfeind. Doch anders als Darwin verzettelt sich Marx im wahrsten Sinne des Wortes in seinen Notizen, Aufzeichnungen, Recherchen, und so bringt er gerade einmal den ersten Band seines "Kapitals" zu Papier, und verbringt seine Tage vor allem mit Rauchen und Aufschieben.
Im Buch treffen Darwin und Marx nur ein einziges Mal aufeinander, bei einem Abendessen, das regelrecht aus dem Ruder läuft, und auch da nur relativ kurz - nämlich in Darwins Garten. Das hätte ich mir ein bisschen ausführlicher gewünscht. Denn dieses Treffen macht gleichzeitig auch die "Spannung" im Buch aus. Dieses Aufeinanderprallen dieser beiden Charaktere. Ansonsten werden die letzten Lebensjahre vor allem von Darwin beschrieben, und auch wenn die Personenzeichnung von Jerger sehr gut umgesetzt wurde, trägt diese allein die Geschichte.
Durch die Lektüre von Und Marx stand still in Darwins Garten habe ich meine Ausgabe von "Das Kapital" hervorgekramt und mir "Die Fahrt der Beagle" besorgt. Nicht schlecht.
Charles Darwin und Karl Marx haben mich in meiner Schulzeit und auch noch im Studium begleitet, daher musste ich bei diesem Buch zugreifen. Da ich das Werk beider gut kenne, war ich auf die literarische Verarbeitung sehr gespannt. Wie könnte ein Zusammentreffen der beiden entstehen und wie wäre es verlaufen?
Die Idee die beiden großen Denker aufeinandertreffen zu lassen, fand ich genial und die ersten Seiten las ich auch mit großer Begeisterung, denn man erlebt Darwin beim Forschen und hofft genau das zu bekommen, was man von dem Buch erwartet. Meine Erwartungen waren sehr hoch und der Schreibstil fast durchgehend ansprechend, auch wenn mancher kurze Satz vielleicht etwas ungehobelt wirkte, doch schon sehr bald setzte Ernüchterung ein. Ein körperliches Gebrechen von Darwin und Marx folgt dem nächsten. Langweile machte sich breit, da konnte auch die rein fiktive Figur des Arztes der beiden nichts ändern. Die Auseinandersetzung mit Religion war spannend, aber das Zusammentreffen der beiden war trotzdem absolut unbefriedigend. Einerseits zu kurz, andererseits zu konstruiert und was ich persönlich zwar nachvollziehen kann, aber mir trotzdem nicht gefiel ist, dass die Autorin ganz klar sehr mit Darwin sympathisiert. Das hätte ich mir etwas ausgewogener gewünscht, aber da die Autorin das Leben(swerk) der beiden für meine Begriffe eh nur kurz anreißt und sich stattdessen in medizinischen Details verliert, wäre wohl auch das nicht die Rettung gewesen.
Ich bin letztlich sehr enttäuscht von der Umsetzung dieser an sich sehr guten Idee und empfehle daher das Buch nicht weiter, schon gar nicht, weil ich mich irgendwann zum Weiterlesen zwingen musste. Hätte ich es gekauft, wäre ich wohl über die erste Hälfte nicht hinaus gekommen.
Es war so mittel, interessante Gedanken, aber so richtig gezündet hat die Geschichte bei mir nicht; wäre es nicht das Hörbuch gewesen, hätte ich abgebrochen.
In „Und Marx stand still in Darwins Garten“ erleben wie die beiden Koryphäen Charles Darwin und Karl Marx. Beide befinden sich 1881 am Ende ihres Lebens und sind geplagt von Krankheit und Gebrechen. Dr. Beckett, ein Arzt, deren Patient beide großen Männer sind, stellt Parallelen zwischen beiden her und letztendlich kommt es zu einem Treffen. Die Begegnung wie wir sie in diesem Werk erleben dürfen hat es nie gegeben, vermutlich haben sie sich, trotz räumlicher Nähe, nie persönlich getroffen. Und somit ist die ganze Handlung bereits zusammengefasst. Anstatt der erwarteten Begegnung,, die wir zwar bekommen, aber leider nur spärlich ausfällt, bietet die Autorin uns die Leidensgeschichten von Marx und Darwin. Neben den beiden spielt Dr. Beckett eine enorm große Rolle. Ich war nicht darauf eingestellt, das Lebensende zweier alter Männer geschildert zu bekommen. Ich habe mir einen Fokus auf das Gespräch gewünscht, mit sehr viel mehr Tiefgang als wir es letztendlich bekommen. Die Geschichte ist aus zwei Perspektiven geschildert, die eine betrachtet Marx, die andere Darwin. Formell sind beide nicht zu unterscheiden. Allerdings bekommt der Leser das Gefühl, dass die Autorin mehr an Darwin interessiert war, als an Marx. So schließen wir den Engländer Darwin mehr ins Herz als den Deutschen Marx. Als sehr störend empfand ich die kursiven englischen Begriffe, die Marx immer wieder verwendet. Natürlich ist mir bewusst, dass damit ausgedrückt werden soll, dass sie der Deutsche trotz seiner Herkunft oder gerade deswegen mit englischen Begriffen um sich wirft. Stilistisch hat mich das aber sehr gestört, da es doch sehr häufig vorkam. Neben den beiden Männern haben ihre Frauen eine Rolle in der Geschichte gespielt und auch der Fokus liegt hier eindeutig auf Emma Darwin, als auf Jenny Marx. Wer sich mit den historischen Figuren auskennt, kann einige Gegebenheiten in diesem Roman wiederfinden, beispielsweise den Betrug Marx‘ an seiner Frau Jenny als er das Hausmädchen schwängert. Ob diese Tatsache in dem Roman vorkommen musste, um den eh schon unsympathischen Marx noch unangenehmer wirken zu lassen, weiß ich nicht. Wenn der Roman mehr Tiefe gehabt hätte, bin ich der Meinung dass mehr historische Gegebenheiten und Fakten von Marx genannt werden sollten. Da der Fokus aber mehr auf Darwin liegt, auch der einzige Rückblick auf das Jahr 1935 handelt von ihm und seiner Reise auf der Beagle. Seltsam fand ich, dass nur dieser Rückblick mit einer Jahreszahl versehen worden ist. Da der ganze Roman im 19. Jahrhundert spielt, hätte man zu Beginn der Geschichte die Jahreszahl nennen können. Ich habe leider mehr erwartet als ich geboten bekommen habe. Dennoch war der Roman kurzweilig und hat mein Interesse geweckt, mich mehr über Darwin zu informieren.
Решила, что не буду оценивать эту книгу как нонфик, ведь это не до конца правда — авторка вдохновилась биографией Дарвина и создала рассказ о (почти) последних отрывках его жизни и встрече с Марксом, которой в реальности не было.
В целом, мне понравилась книга. Озвучка на русском от Амира Рашидова очень приятная, у него просто дар имитировать голоса старых джентльменов. Здесь нет отступлений от авторки, кроме последней главы, персонажи живут своей жизнью, ездят друг к другу в гости, спорят об атеизме, религии, социалистической и эволюционной теориях, выходят на прогулки и общаются с собакой. Книга вызывает огромное желание углубиться в знакомство с жизнью Дарвина, ведь он кажется очень интересным человеком.
При всем этом книга небольшая, и ей катастрофически не хватает объема. Дарвина мы видим уже в пожилом возрасте с кучей проблем — именно они знакомят его с доктором, который также лечит Маркса, и сталкивает оба их мира. Хочется больше информации, больше глав, больше подробностей, но в какой-то момент ты не успеваешь уследить за временем, и Дарвин печально умирает в своем доме практически на руках у жены.
Я ставлю четыре звездочки, потому что мне не было скучно, несмотря на очевидный минус книги. Не знаю, какие мысли закладывала авторка, и даже если она не смогла довести их до конца, картина как будто вырванной из дневника Дарвина страницы, где он работает и собирает новые виды жуков, вышла хорошей.
Довольно очаровательная околобиография, у которой, как минимум два плюса:
1. Читается легко, и понравится, скорее всего, даже тем, кто терпеть нонфики не любит. 2. Добавленное когда-то в прошлом году жизнеописание Дарвина отправляется в мои ближайшие планы.
Wieder ein Buch, wo der Ausgangspunkt so vielversprechend erscheint: Ein Treffen zwischen Marx und Darwin, ein historischer Roman im damaligen England. Die Umsetzung hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Zwar ist es amüsant, dass Marx und Darwin gegen Ende ihres Lebens wohl kranke und jammernde alte Herren waren, aber es hat die Story nicht wirklich getragen.
Inizialmente volevo valutare questo libro con 2 stelline perché si lascia leggere, è scritto bene, a tratti interessante, ma manca di sostanza. Avevo l'impressione di leggere una brevissima biografia o un bignami romanzato delle teorie di Darwin e di Marx (soprattutto Darwin, a Marx viene dedicato meno spazio). Leggendo però l'appendice mi sono leggermente ricreduta perché ho capito l'intento dell'autrice. In quarta di copertina si accenna a un incontro ipotetico tra Darwin e Marx, quando sono già anziani e malati, e allo scambio di opinioni tra questi due illustri personaggi. Mi sembrava molto interessante, ma purtroppo l'incontro è talmente breve, quasi non si parlano, che ne sono rimasta delusa. Nell'appendice, invece, l'autrice spiega che voleva parlare soprattutto del loro lato umano, della loro vita quotidiana. Per rendere credibili i due personaggi si è basata sullo scambio epistolare che entrambi tenevano con amici e parenti. Ne esce un Darwin sensibile ma anche dall'atteggiamento nobile. Marx, invece, è un burbero piuttosto volgare che si arrabbia e impreca con facilità. Entrambi però molto innamorati delle rispettive mogli e legati ai figli. Come detto, a Marx si accenna di meno perché l'intento dell'autrice era di scrivere un romanzo su Darwin e solo in un secondo momento ha deciso di inserire Marx perché ha notato che erano contemporanei, vivevano nella stessa città (Londra, dove Marx si trasferì in esilio per le sue idee sovversive) e che Marx aveva letto "L'origine della specie" e Darwin aveva letto soltanto le prime 100 pagine de "Il capitale" perché lo considerava incomprensibile e comunque non condivideva le idee comuniste. È un libro abbastanza interessante, ma mi aspettavo di più. Anche perché, sempre nella quarta di copertina, avevo letto che in questo ipotetico scambio di opinioni tra Darwin e Marx si parlava anche di quale fosse il posto del Creatore nelle loro teorie. Darwin in effetti ci pensava di più perché aveva una moglie praticante che si preoccupava della sua anima, mentre Marx non ne voleva proprio sentir parlare. Però anche a questo argomento non viene dato molto spazio. Sì, libro in parte interessante ma secondo me non vale i soldi che costa.
Es hätte gerne etwas mehr sein dürfen! Zwei Seelen streiten, ach, in meiner Brust! Die eine ist meine angeborene Lehrerseele, die es gerne sieht, wenn Wissenswertes unter die Leserschaft gebracht wird. Und es ist das Verdienst der Autorin, auch der nicht so gebildeten Leserschaft einige nette Details aus dem Leben zweier berühmter Männer nahezubringen sowie die grobe Linie ihrer Hauptverdienste aufzuzeigen – soweit diejenigen, die ich im Auge hätte, tatsächlich zu diesem Buch greifen mögen und nicht zur nächsten Dystopie!
Die andere Seele, die für sich selber liest, seufzt immer wieder beim Lesen von mancher Bagatelle und beklagt sich über einen mäßigen Erkennnisgewinn! Die Waagschale zum Unguten enthält zu viele Nebensächlichkeiten, den erfundenen zur Informationsvermittlung benötigten Doktor Beckett, der meines Erachtens das Bild verzerrt, das sehr langweilige und unglaubwürdige Abendessen an Emma Darwins Tisch, die langen Szenen, die sich mit dem Sterben Darwins beschäftigen, die einseitige Gewichtung des Buchs zugunsten Darwins, die zu lang ausgezogene Frage des Glaubens, deren Diskussion dann doch nicht in die Tiefe der Tiefen geht, das Fehlen mancherlei mir viel wichtiger erscheinenden Phasen von Darwins Gedanken und Leben, die Verabreichung wichtiger Lebensstationen Darwins in kurzen Rückblenden, während ich viel lieber live auf der Beagle gewesen wäre; die Autorin hat es sich hier allzu leicht gemacht. Das alles spricht gegen eine höherwertigere Einschätzung des Büchleins. Ich hatte mir ausnahmsweise erheblich mehr versprochen von dem Titel!
Immerhin drängt sich die Frage auf: „War Charles Darwin wirklich so ein sentimentales Weichei?“ wie dargestellt und weckt solcherart tatsächlich Neugier. Wohin schlägt das Pendel aus? Die Sprache versöhnt etwas mit dem recht dürftigen Inhalt.
Fazit: Die Sprache ist schön, ich habe nichts auszusetzen, der Inhalt dagegen ist auf der mickrigen Seite. Es hätte so gerne etwas mehr sein dürfen!
Kategorie: Biographischer Roman Verlag Ullstein, 2017
Hmm was soll ich sagen..? Schrecklich! Der Titel, das Cover und der Klappentext waren so vielversprechend...aus der Story hätte man so viel machen können..die Idee an sich - super! Die Umsetzung leider nicht. Das Treffen der beiden war meiner Meinung nach viel zu kurz, es wurde fast nur über die Krankheiten geschrieben. Was mich auch sehr gestört hat, war der Schreibstil bei den Kapiteln über Marx...der war irgendwie nicht so "rund"..
Ein nettes Buch, das schön zu lesen ist und auch sehr interessante Fakten zu Darwin und Marx darlegt. Leider hatte ich mir etwas mehr erhofft vom Zusammentreffen der beiden, das leider nur sehr kurz war und es in dem Buch doch eher um die zwei Individuen selbst ging. Besonders aber nach Lesen des Anhangs war ich sehr beeindruckt wie viel tatsächliche historische Fakten die Autorin verarbeitet hat nach einer sehr intensiven Recherche. Alles in allem ein sehr interessantes und schön zu lesendes Buch. Ich glaube ich widerhole mich ;)
Marx und Darwin, was für eine interessante Kombination. Als Master der Politikwissenschaft ist mir natürlich Marx mehr als bekannt, ebenso wie wohl kein Schüler in diesem Land im Biologie-Unterricht um Darwin herum kommen kann. Grundlegendes Wissen über diese beiden Männer ist also durchaus vorhanden beim Leser, doch das, was Ilona Jerger hier schreibt, geht weit darüber hinaus.
Mit Hilfe der Figur des Dr. Beckett schafft sie ein Bindeglied zwischen zwei bedeutenden Persönlichkeiten, die sich in der realen Geschichte nie leibhaftig begegnet sind, auch wenn sie natürlich von der Existenz des anderen gewusst haben. Was hätten die beiden wohl zueinander zu sagen gehabt? Das Dinner im Hause Darwin, welches im Klappentext erwähnt wird, findet tatsächlich erst recht spät im Buch statt, und so unterhaltsam es auch ist, es ist nur eine kurze Szene, eher eine Anekdote. Meine Erwartungen in der Hinsicht wurden enttäuscht, doch in jedem anderen Aspekt hat dieser Roman meine Erwartungen übertroffen.
Der Schreibstil von Jerger ist eine überraschende Kombination aus plastischer, lebhafter Darstellung und subtiler, zurückhaltender Beobachtung. Sie schafft es mühelos, Marx und Darwin in all ihrer Menschlichkeit zu zeigen, ohne dabei respektlos zu werden. Ich kannte Marx schon immer als aufbrausenden, nicht sonderlich feinen Herrn, doch die sanftmütige Seite von Darwin habe ich erst durch diesen Roman kennengelernt. Vom Temperament her könnten diese beiden Wissenschaftler unterschiedlicher kaum sein. Trotzdem spürt man, dass sie in ihrem Wissensdurst sehr ähnlich sind. Ein sehr interessanter Punkt für mich war dabei, dass Marx, der Geisteswissenschaftler, glaubt – oder zumindest vorgibt zu glauben – dass er die gesellschaftliche Welt entschlüsselt hat, während Darwin, der Naturwissenschaftler, stets vorsichtig, zweifelnd und zurückhaltend bleibt. Üblicherweise ist es die Naturwissenschaft, die für sich beansprucht, die Welt zu erklären, wie sie ist, während die Geisteswissenschaft auf jede Frage nur stets mit neuen Fragen antwortet und sich alles um das beste Argument, die beste Verknüpfung von Theorien und Ideen dreht. Doch Marx, wie er hier beschrieben wird, ist ein Kämpfer, der so fest an die Korrektheit seiner Thesen glaubt, dass er niemals aufhören kann zu kämpfen, während Darwin mit zunehmendem Wissen nur immer mehr spürt, wie unzulänglich ein einzelnes Leben, ein einzelner Verstand ist.
Da wir die beiden Männer aus den Augen eines Arztes präsentiert bekommen, dreht sich natürlich ein großer Teil des Romans um die verschiedensten Leiden dieser beiden. Sie sind alt und auf vielfältige Weise krank. Das Londoner Klima am Ende des 19. Jahrhunderts tut zudem keinem der beiden gut. Doch Beckett, als Verfechter neuerer medizinischer Methoden und in dem festen Glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen psychischen und physischem Wohlergehen gibt, hilft, wo er kann. Er hört aufmerksam zu und sein scharfer Verstand erlaubt es ihm, Zusammenhänge zwischen Darwin und Marx zu sehen – und genau dort liegt die Stärke in diesem Roman.
Natürlich sind Marx und seine Anhänger begeistert davon, dass Darwin wissenschaftlich fundiert Gott abgeschafft hat. Ebenso natürlich muss Marx dessen These vom „survival of the fittest“ ablehnen, da sie suggeriert, dass es naturgegeben, richtig und notwendig ist, dass es Klassenunterschiede gibt. Auf der anderen Seite scheut Darwin nichts mehr, als politisch instrumentalisiert zu werden. Direkt zu Beginn plagt ihn ein Alptraum, dass Kirchenanhänger ihn ob seiner Veröffentlichungen verfolgen. Er will sich gar nicht mit der Kirche überwerfen, er kann nur nicht anders, als die Welt durch die Augen eines Naturwissenschaftlers sehen. Obwohl er sich anfangs dagegen sperrt, mit Beckett über Marx zu sprechen, ist sein Interesse doch geweckt, als der Arzt seine eigenhändig entwickelte These präsentiert: Marx, dessen Eltern ehemals Juden waren und der selbst von Hass auf Juden geprägt ist, lehnt die Kirche mit all seinem Wesen ab, schafft aber mit seinem Kommunismus eine eigene Religion nach jüdischem Vorbild: Statt der Juden sieht er die Arbeiter unterdrückt, statt den Ägyptern ist die Bourgeoisie der Feind und statt Moses ist Marx der Prophet, der das Volk befreit und ins Paradies, eine kommunistische Gesellschaft, führt.
Beckett ist begeistert von dieser Einsicht, insbesondere auch, weil er in der Entfremdung, über die Marx ständig spricht, einen direkten Bezug zu dessen Leben sieht: Die Juden sind in der Welt entfremdet, Marx ist seiner Familie entfremdet und er ist seiner Heimat entfremdet, weil er wegen seiner Veröffentlichungen politisches Asyl in England suchen musste. Diese Bezüge zwischen dem Judenhass und der Religionskritik bei Marx und seiner eigenen Biografie sind nicht neu, doch Jerger lässt Beckett dies in so schillernden Farben ausführen, dass man unwillkürlich selbst wissenschaftliche Erregung ob dieser neuen Erkenntnis verspürt. Es ist unmöglich, einen Autor ohne seinen biografischen Kontext zu interpretieren, auch wenn man es tunlichst vermeiden sollte, alles auf seine Lebensumstände zurückzuführen. Dass Jerger hier einen kurzen Moment im Leben von Marx so anschaulich darstellt und darin all das verdichtet, was Marx in seinem Leben erfahren hat, während sie gleichzeitig seinen fortwährenden Kampf mit seinem Körper, seinen Büchern und fremden Theorien beschreiben kann, ist eine Meisterleistung, vor der ich tiefen Respekt habe.
In einem Interview hat sie selbst gesagt, dass sie sich Darwin näher fühlt und das zeigt sich in dem Buch durchaus. Wir erfahren weit mehr über Darwin, erleben weit mehr auch aus seiner Vergangenheit. Trotzdem – vielleicht, weil ich Politikwissenschaftlerin bin? – empfand ich die von Marx ausgehenden politiktheoretischen Teile als deutlich spannender. Ich kann Darwins Begeisterung für Regenwürmer vielleicht verstehen, aber nicht nachempfinden. Dass er sich nicht politisch instrumentalisieren lassen will, ist ihm hoch anzurechnen, doch als Philosophin weiß ich nur zu genau, dass es unmöglich ist, fremde Theorien, die auch nur entfernt nützlich erscheinen, nicht in eigene Theorien einzubauen. Insofern bin ich Marx deutlich näher.
Das Buch ist ein biografischer Roman mit einem großen Schuss eigener Fantasie. Es geht hier nicht darum, einen Handlungsbogen zu entwickeln und über die bekannten Schritte zu einem spannenden Höhepunkt zu kommen. Dessen muss man sich als Leser bewusst sein, sonst wird man enttäuscht. Stattdessen erhalten wir auf sehr leichte, aber eingängige Weise politik- und naturwissenschaftliche Konzepte erklärt und lernen, dass auch große historische Persönlichkeiten von ganz menschlichen Zweifeln und Problemen geplagt werden. Ich war hingerissen von der Lektüre.
FAZIT:
Der Roman „Und Marx stand still in Darwins Garten“ von Ilona Jerger ist ein wundervoller Einblick in das Leben zweiter bedeutender Männer. Einfühlsam, aber ungeschönt lässt sie uns an einigen Wochen teilhaben. Mit Hilfe der erfundenen Figur Dr. Beckett diskutiert sie die Berührungspunkte und Widersprüche in den Theorien beider Wissenschaftler, während sie zugleich großen Wert auf menschliche Darstellung legt. Das Buch hat mich zum Nachdenken angeregt, ebenso wie es mich insbesondere während des im Klappentext erwähnten Dinner zu unkontrolliertem Lachen verführt hat. Ich kann jedem neugierigen Geist dieses Buch nur wärmstens empfehlen.
Ein nettes Buch, schön geschrieben, gut zu lesen, obwohl zuweilen etwas langatmig. Die Idee, dass diese beiden genialen Menschen (Darwin und Marx) aufeinandertreffen, ist großartig. Ich hatte mir jedoch, auch im Hinblick auf den Buchtitel, vorgestellt, dass der Kommunikation zwischen Darwin und Marx mehr Gewicht und Platz eingeräumt wird. Die Autorin zeichnet ein sehr detailliertes Bild von Darwin und seinem Leben. Der Fokus der Autorin scheint insgesamt mehr auf Darwin zu liegen und sie kann seine inneren Konflikte sehr gut darstellen. Die Figur von Marx kommt meiner Meinung etwas kurz.
Inhalt: Die beiden Männer betraten den Kiesweg, der vom Haus in den Garten führte. Marx schlich mit gesenktem Kopf und mit ungeschickten Tritten, denn in der Nacht sah er noch schlechter als am Tag. Nach einer ganzen Weile sagte Darwin: »Mir scheint, Sie sind ein Idealist.« Marx stand grau und regungslos da, als hätte er sich in eine Statue verwandelt. Ihm war kalt. Üblicherweise hätte längst sein Krakeel eingesetzt, er konnte Idealisten nicht leiden. Doch Marx stand still in Darwins Garten. Weder polterte er, noch ließ er sonst ein Wort verlauten.
England, 1881. Zwei bedeutende Männer leben nur wenige Meilen voneinander entfernt: Charles Darwin in einem Pfarrhaus in Kent und Karl Marx mitten in London. Beide haben mit ihren Werken, der eine zur Evolution, der andere zur Revolution, die Welt für immer verändert. Beide wissen es und sind stolz darauf. Und doch sind sie schlaflos und melancholisch. Darwin hat den Schöpfer abgeschafft, fühlt sich missverstanden und forscht inzwischen still am Regenwurm. Marx grollt der Welt, wartet ungeduldig auf ein mutiges Proletariat, das den Kapitalismus hinwegfegt, verzettelt sich beim Schreiben und kommt über Band 1 des 'Kapitals' nicht hinaus. Eines Abends begegnen sich die beiden bei einem Dinner zum ersten Mal. Schnell kreist ihre Diskussion um Gott und Gerechtigkeit — doch unausweichlich kommt es zum Streit, und der Abend endet in einem Eklat. Dennoch haben der großbürgerliche Naturforscher und der ewig klamme Revolutionär mehr gemeinsam, als sie sich eingestehen wollen. In ihrem wunderbaren Roman verbindet Ilona Jerger Fabulierlust mit wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnissen, die den Weltenlauf maßgeblich beeinflusst haben. Ein warmherziges und humorvolles Porträt zweier großer Männer, deren Disput zeitgemäßer nicht sein könnte.
Meine Meinung: Mich konnte des Buch restlos von sich überzeugen. Allerdings würde ich dem Buch 4,5 Sterne geben und keine 5, da irgendetwas gefehlt hat. Ich kann jetzt schon sagen, dass ich eigentlich nicht auszusetzen habe.
Zunächst einmal zur Geschichte, in der Geschichte steckt genau das, was der Klappentext verspricht. Es wird ein fiktives Aufeinandertreffen von Marx und Darwin beschrieben. Man erhält Einblicke in das Leben der beiden vor und nach dem fiktiven Kennenlernen. Dies Lebensausschnitte werden nicht direkt als fortlaufende Geschichte zusammen gebaut. Auf mich hatte jedes Kapitel mehr wie eine kleine Kurzgeschichte gewirkt. Dies hat mir allerdings sehr gut gefallen.
Außerdem erhält man viele Information über beide Personen und lernt sich auch ein bisschen kennen, zumindest so wie die Autorin sie wahr genommen hat. Da ich vor kurzem ein Referat über Darwin gehalten habe, kann ich sagen, dass ich Darwin auch so wahrgenommen habe wie er in diesem Buch dargestellt wird. Mir konnte es eine große Freude bereiten Darwin zu verfolgen und Dinge (Fakten) "zu erleben",welche ich bei meiner Recherche über ihn erfahren habe. Über Marx wusste ich nicht soviel, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass er so war wie er in dem Buch dargestellt wird. Also im Großen und ganzen sind beide Charaktere sehr gut ausgearbeitet.
Der Schreibstil der Autorin konnte mich sehr begeistern, ist allerdings nicht sehr einfach. Durch das etwas anspruchsvollere, aber auch atmosphärische Schreiben konnte man sich gut in die Geschichte und die Zeit des Romanes einfinden. Ich finde es aber wichtig anzumerken, dass der Schreibstil wirklich nicht einfach ist, da die Autorin viel mir Satzgefügen und Einschüben arbeitet, sodass die einzelnen Sätze länger und komplizierter werden.
Wie vorhin schon geschrieben, habe ich eigentlich nichts an dem Buch auszusetzen und es hat mich wirklich begeistert. Jedoch kann ich dem Buch nur 4,5 Sterne geben. Es hat das gewisse Etwas für 5 Sterne gefehlt.
Fazit: Ich mochte das Buch sehr und kann es nur weiterempfehlen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass es sich hier nicht um einen Spannungsroman mit leichtem Schreibstil handelt.Außerdem sollte man sich für mindestens einen der beiden interessieren, da in diesem einige Fakten und auch wichtige Lebensabschnitte der beiden näher beschrieben werden und man sich sonst langweilen könnte.
Bitte vergiss/vergessen Sie den Klappentext, die Inhaltsangabe alles. Bitte stell dir/stellen Sie sich zwei ältere Herren vor, die da in England leben – der eine in Kent, der andere in London. Beide sind sie sehr lang mit ihren Ehefrauen verheiratet und haben mit ihnen eine stattliche Anzahl Kinder bekommen – zehn der eine, sieben der andere. Beide haben sehr gelitten, als einige Kinder vor ihnen starben. Beide leben in Hausgemeinschaft mit treuen Angestellten, sind besessene Arbeiter in ihren jeweiligen Metiers, geradezu Arbeitstiere, ohne Rücksicht auf sich selbst. Beide involvieren die Familien in ihr Werk, die Frauen oder Kinder schreiben nieder, lesen Korrektur, arbeiten mit. Beide sterben 1882 respektive 1882. Beide kommen aus angesehenen, wohlsituierten Familien, leiden im Alter an einer angeschlagenen Gesundheit.
Hier kommt im Buch ein Doktor Beckett ins Spiel: Die beiden Herren sind Karl Marx und Charles Darwin, und mir war tatsächlich nicht bewusst gewesen, welche Ähnlichkeiten es doch gab (in Ordnung, der eine lebte meist prekär, der andere vom Familienvermögen der Wedgewoods, der eine im Vaterland, der andere im Exil, ...dennoch). In Darwins Arbeitszimmer steht ein Exemplar von „Das Kapital“ mit persönlicher Widmung, er schickte einen Dankesbrief an Karl Marx. Auch das ist Bestandteil des Romans. Der Buchdoktor stellt das Bindeglied zwischen beiden dar. Autorin Ilona Jerger lässt Darwin äußern „In der Tat ist die Vorstellung schmeichelhafter, direkt von Gottes Hand erschaffen worden zu sein, als einen irrwitzig langen und verschlungenen Weg von den Eizellern über die Rüben genommen zu haben…“ S. 91. Beckett hingegen bemerkt zum Begründer der Evolutionstheorie, der besorgt ist, als „Gottes-Mörder“ in die Geschichte einzugehen: „Wenn die Menschen nicht mehr auf das Traumland im Jenseits hoffen können, dann sind sie endlich bereit, für ein gutes Leben im Diesseits zu kämpfen. Die Leidensbereitschaft sinkt rapide, wenn es nach dem Tod keine Entlohnung gibt.“
Kurzweilig beschreibt der Roman die „alten Tage“ der beiden Persönlichkeiten, mit Rückblicken in die jüngere Geschichte (ich empfehle so in der Mitte des Romans mindestens ein Überfliegen der jeweiligen Wikipedia-Artikel – das ist im Buch wirklich gut gemacht und „inhaliert“ sich sehr leicht und locker). Breiten Raum nimmt die Diskussion zur Auswirkung auf Glaubensthemen ein, auch das, wie ich finde sehr elegant, mit dem ablehnenden, wetternden Marx, der gläubigen Frau von Darwin und Darwin selbst, „Die christliche Position hatte er verlassen, die atheistische wollte er nicht einnehmen.“ S. 186 Sein Vetter schlägt ihm zuletzt die Pascal’sche Wette vor: „Wenn du an Gott glaubst, und es stellt sich heraus, dass es einen gibt, hast du gewonnen und fährst gen Himmel. Wenn du hingegen nicht an Gott glaubst und es doch einen gibt, dann verlierst du die Wette und fährst zu Hölle. Und wenn du an Gott glaubst, und es stellt sich heraus, dass es keinen gibt, hast du zwar verloren, aber eigentlich nicht viel. Also wette, dass es ihn gibt! Das ist in jedem Fall die bessere Wahl. Denn du setzt mit wenig Einsatz auf einen satten Gewinn – die ewige Seligkeit.“ Cousin Francis zu Darwin, S. 216
Passend dazu aus der Grabrede, die Engels für den Freund und Weggefährten hielt: „Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der menschlichen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte….
Sehr geeignet, um unterhaltsam und irgendwie sehr komfortabel Einblick in Leben und Werk zweier Männer (und ihres Umfeldes) zu bekommen, die das moderne Weltbild maßgeblich geprägt haben. Ich hätte es mir zu meinem damals sterbenslangweiligen Abschnitt im Geschichtsbuch gewünscht. Dennoch…fehlt irgendetwas, auch wenn das altmodisch klingen mag, so der gewisse „Pfiff“. Solide 3,5 Sterne.
Due cervelli portentosi, un incontro nella realta' mai avvenuto, due mondi nuovi che si aprono. Sulla carta c'era tutto un interessantissimo mix per questo romanzo pseudo storico. Il risultato pero' e' a mio parere assai contrastante. La qualita' della scrittura e la trama non reggono e non contribuiscono a scalzare una vaga sensazione di noia spesso ricorrente. Vero e' che alcune pagine dedicate agli ultimi giorni dello scienziato inglese, probabilmente le piu' sentite, risultano azzeccate.
Erst einmal muss ich sagen, wie unfassbar genial ich die Idee des Buches fand. Ich habe mich sehr darauf gefreut es zu lesen. Nur leider war ich dann umso enttäuschter. Wie Darwin beschrieben wird, war durchaus niedlich, aber Marx kam viel zu kurz. Was hingegen um einiges zu ausführlich Beschrieben wurde, waren die Krankheiten der beiden. Auch das große Aufeinandertreffen der beiden war schnell abgefrühstückt ohne eine richtige Diskussion zu liefern. Zusammenfassend: super Ansatz, zu viel Krankheitsblabla und insgesamt viel zu Platt was die Diskussion angeht. Dadurch sehr langweilig. Schade.
Ist natürlich ein Roman und geht nicht besonders viel auf die Theorie ein, man bemerkt schon, dass die Autorin deutlich eher mit Darwin sympathisiert als mit Marx. Außerdem verliert sie sich teilweise ein bisschen in ausschweifenden Beschreibungen von Krankheitssymptomen, hat sich etwas gezogen zwischendurch. Trotzdem sehr sehr süß und ziemlich entspannt.
Zwei Männer mit so unterschiedlichen Ansichten in einem Buch unterzubringen und sogar aufeinandertreffen zu lassen, ist eine spannende Sache. Wobei ich finde, dass Darwins Frau diejenige ist, die sich mit Marx auseinandersetzt.
Für mich ist Charles Darwin eindeutig die Hauptperson der Geschichte. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich über ihn und seine Arbeit besser Bescheid weiß als über Karl Marx. Aber auch von der Persönlichkeit gefällt er mir besser. Beide Männer sind sehr stark in ihren Ansichten verwurzelt, aber Darwin erscheint mir offener, was sicher auch seiner Arbeit als Wissenschaftler geschuldet ist. Dadurch ist er offener für Einflüsse von außen, auch wenn er ihnen gegenüber sehr kritisch ist.
Der Einblick in die Forschungsarbeit von Darwin hat mir gut gefallen. Sicher war es für seine Frau und Familie nicht einfach, wenn er so viele Stunden zwar im Haus, aber trotzdem in Gedanken weit weg von ihr war. Wie die Autorin das gemeinsame Leben geschildert hat, hat mir gut gefallen.
Der gemeinsame Arzt ist das Band, das die beiden Männer verbindet. Ohne ihn wären es zwei getrennte Geschichten, mit ihm ist das Bild komplett. Er ist wie Darwins Frau mehr im Hintergrund, aber trotzdem sehr wichtig. Eine schöne Geschichte, aber mehr über Charles Darwin als Karl Marx.
Was soll ich dazu schreiben..... Ich weiß es nicht was mich bewogen hat, dass ich das Buch gekauft habe. Ich habe mich richtig gequält beim lesen. Es war einfach langweilig für mich.
Karl Marx und Charles Darwin, zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten der Neuzeit, haben jahrelang nur wenige Meilen voneinander entfernt gelebt, sind einander aber nie begegnet. In ihrem Debütroman spekuliert Ilona Jerger, wie ein Treffen zwischen ihnen wohl ausgesehen hätte. Ich finde es immer faszinierend, wenn Autoren historische Fakten bzw. Persönlichkeiten mit Fiktion mischen, daher hat „Und Marx stand still in Darwins Garten“ sofort mein Interesse geweckt. Kurz nach Erscheinen des Romans habe ich außerdem einige sehr positive Besprechungen dazu gelesen, die meine Neugier noch weiter gesteigert haben.
Dem Buch liegt eine Broschüre mit ansprechend aufbereitetem Hintergrundwissen zu Marx und Darwin sowie einem Interview mit der Autorin bei. Dabei handelt es aber mehr um ein schönes Gimmick, man kann den Roman auch problemlos ohne diese Informationen lesen. Beim Lesen merkt man sofort, dass die Autorin viel Zeit und Mühe in die Recherche investiert hat. Die gesundheitlichen Probleme der beiden Protagonisten werden mit ebenso viel Fachkenntnis beschrieben wie ihre Arbeit und die Rezeption ihres Werks im viktorianischen England. Ilona Jerger gelingt der Spagat, Charles und Darwin einerseits historisch akkurat darzustellen, sie andererseits aber auch in dreidimensionale Romanfiguren zu verwandeln. Die Autorin erstarrt nicht in Ehrfurcht vor den historischen Persönlichkeiten, sondern haucht ihnen für ihre Gesichte neues Leben ein.
Beide Hauptcharaktere sind interessant und auf ihre Weise liebenswert, haben jedoch auch menschliche Schwächen und Macken. Der große Naturforscher Darwin hat das Herz am rechten Fleck, ist aber privat sehr konfliktscheu und reagiert empfindlich darauf, wenn seine häusliche Routine gestört wird. Es entsteht das Porträt eines Menschen, der für seine Forschung lebt und gleichzeitig immense Freude aus ihr zieht. Darwins inniges Verhältnis zu seiner Frau Emma, das nur durch die unterschiedlichen Ansichten zu Religion getrübt ist, wird von der Autorin mit viel Feingefühl dargestellt. Der Karl Marx des Romans ist ein gnadenloser Sturkopf und sehr selbstbewusst. Er ist von der Richtigkeit des Kommunismus überzeugt und bereit, ihn in Diskussionen lautstark zu verteidigen. Marx liebt seine todkranke Frau, und doch hat er ein Kind mit der Hausangestellten, das er nicht einmal als sein eigenes anerkennen will. Der fiktive Arzt Dr. Beckett, der im Roman sowohl Darwin als auch Marx behandelt, ist ebenfalls eine dreidimensionale, gut ausgearbeitete Figur.
Die beiden komplett unterschiedlichen Persönlichkeiten stellt uns die Autorin in einem leicht und angenehm zu lesenden Schreibstil vor. Besonders die Dialoge sind gut gelungen und teilweise herrlich amüsant. Man merkt dem Text auch ein bisschen an, dass hier eine Journalistin schreibt: Der Stil ist eher nüchtern und sachlich, weniger bildhaft oder gar poetisch. Die Sprache passt sehr gut zu der auf historischen Tatsachen basierenden Geschichte, daher war ich in diesem Fall zufrieden damit, auch wenn ich normalerweise ein Fan von farbenprächtigen Beschreibungen, Emotionalität und sprachlichen Bildern bin.
Bei aller gründlichen Recherche hat die Autorin leider etwas vergessen, das für einen gelungenen Roman unabdingbar ist: Die Handlung. Die Figuren können noch so gut ausgearbeitet, der historische Hintergrund noch so interessant sein, ohne einen Plot ist Langeweile vorprogrammiert. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass endlich die „eigentliche“ Story anfängt, leider liest sich das Buch jedoch bis zum Ende wie eine lange Exposition. Selbst das Treffen zwischen Marx und Darwin, das den Höhepunkt des Romans darstellt, ist in keiner Weise mit Spannung verbunden. Dafür, dass es keinen Spannungsbogen gibt, waren die über 250 Seiten ganz unterhaltsam, mit Handlung hätten sie noch viel besser sein können.
Fazit
Ein großartig recherchierter, gut geschriebener Roman über zwei bedeutende Persönlichkeiten, die unsere Welt geprägt haben. Mit Handlung hätte er mir noch besser gefallen.
Libro colto, sentito, a tratti brillante, questo romanzo racconta di Charles Darwin e Karl Marx nella primavera del 1881 attraverso gli occhi del loro comune medico, Dr. Beckett. A quell'epoca, infatti, questi due giganti dell'800 erano ormai anziani e molto acciaccati. Visto che vivevano a 40 km di distanza, Beckett pensa di organizzare una cena a casa sua con questi due illustri pazienti come ospiti. Verrà anticipato dal caso e così, una sera, Karl Marx si trova a cena a casa di Darwin. Il libro ruota intorno a due grandi temi, la religione, che entrambi, anche se con modalità e spirito diversi, rendono obsoleta, e la condizione dei lavoratori, in particolare se e come questa condizione sia anche il risultato della selezione della specie. C'è molta empatia dell'autrice verso i suoi personaggi, molto diversi per carattere e condizione umana, cosa che rende la lettura molto piacevole e spesso accompagnata dal sorriso, nonostante la condizione della salute di entrambi, che sarebbero scomparsi poco dopo. Il titolo fa riferimento al momento in cui Darwin dà dell'idealista a Marx il quale preferisce rimanere silenzioso per paura di reagire in modo non appropriato verso il padrone di casa. Nell'appendice, l'autrice spiega cosa c'è di storico e cosa di inventato (un incontro tra Marx e Darwin non c'è mai stato).
Ilona Jerger ist es gelungen, uns hinter Darwins Stirn blicken zu lassen und Marx husten zu hören – in einem feinsinnigen, humorvollen und hintergründigen Roman über zwei Ikonen der Geisteswelt des 19. Jahrhunderts. Darwin und Marx waren zwei wirkungsmächtige Denker und stehen am Anfang einer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Moderne. Und sie lebten zur gleichen Zeit nur wenige Kilometer entfernt in London und wussten vom jeweils anderen.
„Und Marx stand still in Darwins Garten“ ist zwar erst eine Szene der Seite 191, doch man sehnt sich ihr vom ersten Moment entgegen. Es ist vor allem Darwin, den der Roman begleitet. Der Naturforscher ist alt, seine Gebrechen sind zahlreich, und der Tod kündigt seine baldige Visite an. Doch der rastlose Forscher kann nichts außer arbeiten, beobachten, dokumentieren und experimentieren: So viel zu tun, so viel zu entdecken und so wenig Zeit! Darwins letztes Jahr legt sein Wesen in Dialogen mit seiner Frau Emma dar, in Darwins Begegnungen mit seinen Bediensteten und vor allem mit seinem Arzt Dr. Beckett. Diese Figur ist – als gebildeter und aufgeklärter Geist – womöglich mehr als nur das Bindeglied zwischen Darwin und Marx; vielleicht geben seine Gedankengänge, Vergleiche und Schlussfolgerungen auch die Persönlichkeit der Autorin wieder. Wenn Darwin im Gespräch mit Beckett die Erkenntnisse aufschlüsselt, die ihm die Rankenfüßer über die Evolution und die Entstehung der Arten entdeckten, dann zeigt sich die Stärke Jergers, die komplexen Theoreme Darwins in romantaugliche Dialoge zu gießen. Und wenn Beckett seinerseits die darwinsche Methode des exakten wissenschaftlichen Vergleichs von Ähnlichkeiten und Unterschieden auf die Werke Darwins und Marx‘ anwendet, sie auf die Gemeinsamkeiten bringt, dann erschließt sich die thematische Auswahl des Romanthemas fast zwingend: Natürlich – so denkt man beim Lesen – muss man sich ein Zusammentreffen der beiden Geistesgrößen vorstellen! Man will es!
Eine der Gemeinsamkeiten ist zugleich ein Urthema des Menschen, die Gretchenfrage schlechthin: Wie halten sie’s mit Gott? Darwin und Marx galten beide als Gottesmörder: Die Evolution machte einen Schöpfer überflüssig; Marx‘ Kommunismus stempelte die Religion zum Opium fürs Volk. Die denkwürdige Tischgesellschaft, zu der Marx und Darwin aufeinandertreffen, umkreist den Atheismus, doch packt sie ihn nicht. Oder um es mit dem Augenzwinkern Darwins zu sagen: „Die einen konnten schlecht Englisch. Die anderen schlecht Deutsch. Schließlich ist unser Priester vom Stuhl gekippt.“ (S. 210)
Darwins Charakter, seine Eigenheiten, seine Dünkel und sein Humor sind liebevoll und feinsinnig gezeichnet. Die Persönlichkeit hinter der historischen Figur wird in ihrer Abgeklärtheit und Weisheit zum großen Sympathieträger des Romans, in dem lediglich der Exkurs ins Chile des Jahres 1835, als Darwin mit der Beagle einem Vulkanausbruch beiwohnt, etwas störend wirkt.
Die anderen Sympathieträger sind die Rankenfüßer, die Bohnenpflanzen und vor allem die Regenwürmer, die in Darwins kindlichem Forscherdrang zu possierlichen Wegbereitern großer Ideen wachsen.
Stilsicher und humorvoll ist dieser Roman gelungen. Die Schwere der Werke der beiden vermeintlich monumentalen Säulenheiligen wird in leichten Szenen, instruktiven Gedanken und lesenswerten Dialogen aufgelöst.
Ein sehr ruhiges Buch, das vom Sprachstil und der Liebe zur Wissenschaft lebt
England, 1881: Charles Darwin ist bereits im hohen Alter von 72 Jahren und er treibt seine Forschungen weiter voran. Die Fahrt mit der Beagle und die Evolutionstheorie sind lange her, doch Darwin interessiert sich weiterhin dafür, wie die Natur funktioniert. Allerdings ist seine Gesundheit stark angegriffen. Seine Frau macht sich Sorgen, dass er nicht rechtzeitig den Weg zu Gott zurückfindet, während Darwin mit seinem Arzt seine Theorien und sein Leben erörtert. Es stellt sich heraus, dass der Arzt auch den schwer kranken Exilanten Karl Marx behandelt. Er kommt mit ihnen über die Theorien des jeweils anderen ins Gespräch und es wird deutlich, dass beide alte Männer viel Ballast mit sich herumtragen. Darwin wollte sich niemals gegen die Kirche stellen und auch nicht zu ihrer Abschaffung beitragen. Er fühlt sich missverstanden. Trotzdem genießt er Respekt und veröffentlicht weiterhin Bücher. Marx dagegen leidet sehr unter seinem Exil, das ihn in die Armut stürzt, obwohl er gern die Vorteile des Geldes genießt und er verzweifelt schier an den Manuskripten zu den Folgebänden des "Kapitals". Beide Männer haben vieles gemeinsam, doch ihr einziges Treffen endet im Streit.
Ilona Jerger hat in ihrem Debütroman ein Szenario entwickelt, was passiert wäre, hätten sich Darwin und Marx im wahren Leben getroffen. Tatsächlich haben sie das nie, obwohl sie gar nicht weit voneinander lebten und bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit waren. "Und Marx stand still in Darwins Garten" ist ein sehr ruhiges Buch, das von der Begeisterung für die Wissenschaft und den wissenschaftlichen Diskurs lebt. Darwins Experimente und Theorien werden ausführlich, aber gut verständlich, dargelegt. Darwin als Mensch wird plastisch und man kann ihn sich in den verschiedenen Szenen förmlich vorstellen wie er auf den vielen Bildern gezeigt wird; ein gutmütiger alter Mann mit weißem Rauschebart. Hinzu kommt eine Prise Humor und eine interessante Analyse von Marx' Gesellschaftstheorien. Marx hingegen ist nicht unbedingt ein Sympathieträger. Seine Theorien muten deutlich revolutionärer und der ganze Mann gröber an. Aber auch seinen Ausführungen kann man gut folgen und man kann diesen Schlagabtausch mit dem Doktor als Verbindungsmann richtiggehend genießen in einem Wettstreit der Ideen und Denker.
Auch wenn es dem Buch vielleicht etwas an "Spannung" mangelt und ein Großteil der Handlung einfach aus Gesprächen, vor allem zwischen dem jeweiligen Patienten und dem Arzt besteht, hat mich das Buch doch in seinen Bann gezogen. Ich hatte das Gefühl, zwei der ganz Großen persönlich kennenzulernen. Sie waren sehr lebensecht dargestellt und die Erläuterungen ihrer Theorien und Studien brachten für mich noch einen Erkenntnisgewinn. Viel Spaß hat mir auch die Sprache bereitet, die die Liebe zur Wissenschaft stark vermitteln konnte. Auch wenn es kleine Abstriche gibt, bspw. dass Darwin und Marx sich nur ein einziges Mal persönlich treffen, haben mir die vielen kleinen historischen Details (Marx hat Darwin tatsächlich ein signiertes Exemplar des "Kapitals" geschickt) und die Fabulierkunst der Autorin gut gefallen.
Ein lesenswerter, sorgfältig recherchierter Roman mit einen ungewöhnlichen Gedankenspiel: Evolution trifft Revolution.
Die Leser bekommen einen Einblick in den Ruhestand des gebrechlichen Charles Darwin. Im Jahre 1881, seinem letzten Lebensjahr, lebt dieser seit 40 Jahren als gut situierter Forscher und Familienmensch am ländlichen Rande Londons, wo er trotz schlechter Gesundheit Bücher über Regenwürmer verfasst.
Über Karl Marx erfahren wir deutlich weniger, was schade ist, denn über dessen bewegtes, sorgenreiches Privatleben ist im Allgemeinen sehr wenig bekannt. Der schwer kranke, heimatvertriebene, als alter Grießgram dargestellte Marx lebt in ärmlichen Verhältnissen nördlich des Londoner Stadtzentrums, ca. 36km von Darwins beschaulichem Landsitz entfernt.
Bedauerlicherweise verweilt der Roman zu stark bei dem Thema Krankheit. Beide Hauptfiguren treten vor allem in ihrer Rolle als Patienten auf. Die Erzählerfigur des Arztes nimmt zunehmend Raum ein, was dem Unterhaltungsfaktor nicht gerade zuträglich ist.
Kernstück des Romans ist das fiktive Treffen der beiden im Rahmen eines Abendessen bei den Darwins, bei dem Marx als Überraschungsgast erscheint, was sich durchaus amüsant liest. Das Buch ist kurzweilig und stilistisch solide geschrieben, aber inhaltlich und atmosphärisch ohne Tiefgang. Das gelungenste Kapitel war meines Erachtens der Rückgriff auf Darwins Andenexpedition.
Viel interessanter, aber thematisch unterentwickelt ist Marx' Herkunft als Nachkomme einer gut vernetzten jüdischen Gelehrtenfamilie, der unter anderen Umständen als Nachfolger seines Großvaters und Onkels womöglich selbst Rabbi von Trier hätte werden können, und der dennoch zum "Moses seines Volkes" wurde, nur dass dieses selbstgewählte Volk das der Proletarier war. Auch war Marx kein Ökonom - tatsächlich war er Jurist und promovierter Philosoph. Auch hatte er nie eine Fabrik von innen gesehen. Betriebsräte konnte er nicht leiden. Was wäre aus ihm geworden ohne seinen Freund, den reichen Unternehmersohn Friedrich Engels, der ihm jahrzehntelang alle nötigen Informationen sowie finanzielle Unterstützung zukommen ließ. Hier gäbe es thematisch noch viel zu entdecken.
DNF at 100 pages. I really wanted to LOVE it, the idea is great and the author researched a great deal for this book but it's S O boring. Nothing happens - literally nothing. And I'm not wasting my time with books I don't seem to like.
Vollständige Rezension: derbuecherwald.blogspot.de Dieser Roman ist einfach unglaublich interessant. Ilona Jerger hat nämlich einige Recherchen angestellt, um Darwin und Marx so realistisch wie möglich darzustellen. Es wird deutlich, dass sie sich dabei sehr viel Mühe gegeben haben muss, denn die Personen wirken realistisch und keineswegs poetisiert. Ich hatte wirklich das Gefühl Darwin und Marx ein Stück weit kennenzulernen. Wer etwas mehr über diese beiden Herren erfahren möchte, ohne gleich die Biographien lesen zu müssen, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Wer sich jedoch wirklich über Darwin oder Marx informieren möchte, dem könnte dieser Roman zu wenig Informationen enthalten.
Des Weiteren ist "Und Marx stand still in Darwins Garten" ein sehr philosophisches Buch. Denn sowohl Marxs als auch Darwins Philosophien und die einiger anderer Herren werden dargestellt. Der Leser wird angeregt über Naturwissenschaften, Politik und Glaube nachzudenken und auch andere Sichtweisen nachzuvollziehen. Denn das Marx und Darwin oft unterschiedlicher Meinung sind, lässt sich in dem Zitat wohl erkennen.
Durch die Figur des Doktor Becket werden die Denkweisen dieser Herren interessant verglichen und eine relativ neutrale Person hinzugefügt, die daraus ihre Schlussfolgerungen zieht. Man muss sich jedoch bei diesem Roman keine Sorgen machen, dass der Schreibstil unter den komplizierten Philosophien leidet. Denn die Sprache dieses Romans ist leicht zu verstehen und auch leicht zu lesen.
Außerdem ist gerade die Atmosphäre in Darwins Haus, insbesondere im Garten, perfekt zum abtauchen. Denn man kann sich den gepflegten großen Garten gut vorstellen und wie angenehm es sein muss hindurchzuspazieren.
Ich muss jedoch sagen, dass ich von der letztendlichen Begegnung von Marx und Darwin etwas mehr erwartet hätte. Möglicherweise wollte Ilona Jerger an dieser Stelle nicht zu viel erfinden, um sich möglichst nah an die Fakten halten zu können.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist für mich, dass in dem Roman häufig versucht wir darzustellen, dass Marx nicht perfekt Englisch spricht. Dazu werden hin und wieder ein paar krumme englische Wörter in den deutschen Text eingebaut. Jedoch sind nicht alle davon direkt falsch, weshalb mir erst spät aufgefallen ist, was sie zu bedeuten haben.
Der erste Roman der Journalistin Ilona Jerger, handelt von zwei sehr bekannten Männern ihrer Zeit (und bis heute!) und ihrem fiktiven Aufeinandertreffen: Charles Darwin und Karl Marx. Beide leben gegen Ende des 19. Jahrhunderts in London und hadern mit ihren noch unerledigten Arbeiten und Krankheiten, welche ihnen stark zusetzen. Wie es der Zufall so will, haben Beide denselben Arzt: Dr. Beckett. Dieser ist von den beiden Persönlichkeiten sehr fasziniert und redet nicht nur über ihre jeweiligen Gebrechen mit ihnen: Wie spannend wäre es doch, wenn die beiden aufeinandertreffen würden? Was hätten sie sich zu sagen? Und schließlich kommt es auch zu jenem Treffen, bei dem sich der Entdecker der Evolution und der Vater der Revolution gegenübersitzen ...
Der Roman schöpft aus der fiktiven Idee: Was wäre, wenn Darwin und Marx sich gekannt hätten? In ihrem Werk vermischt die Autorin Wahrheit mit Fiktion und schafft ein durchaus interessantes Gespinst aus wissenschaftstheoretischen Fakten und Überlegungen, die dem Leser vermittelt werden und reiner fiktiver Handlung, in welche das ganze Geschehen eingebettet ist. Ihr Schreibstil ist angenehm, wenn sich auch teilweise in den etwas detailreicheren Beschreibungen einige Längen eingeschlichen haben. Es handelt sich hier keinesfalls um einen Unterhaltungsroman. Ein konzentriertes Lesen ist durchaus gefordert, wenn man den Gedankengängen der Protagonisten und ihren wissenschaftlichen Diskussionen folgen möchte. Aber für alle, die an den beiden Persönlichkeiten interessiert sind, bietet das Buch zumindest den Hauch einer Idee, wie sie prvat gewesen sein könnten, mit all ihren Marotten.
Ich kann den Roman durchaus empfehlen, wenn der Leser bereit ist, sich auf den einen oder anderen wissenschaftlichen Diskurs einzulassen. Doch dies ist vermutlich bereits der Fall, wenn man sich auf ein Buch mit solch einem Titel einlässt. Schließlich möchte ich noch anmerken, dass die Sympathie der Autorin für einen ihrer Protagonisten durchaus stark hervortritt. Der Leser ist hier aufgefordert, sich ein eigenes Bild über Darwin und Marx zu bilden.