Madiha muss aus ihrem syrischen Heimatdorf fliehen und landet in einem deutschen Flüchtlingsheim. Die strapaziöse Flucht überlebt die gehbehinderte Frau nur durch die Hilfe eines fremden Mannes, Harun. Eines Morgens ist Harun verschwunden. Auf Drängen ihrer deutschen Betreuerin gibt Madiha eine Vermisstenanzeige auf. Noch in derselben Nacht fliegt ein Molotow- Cocktail in das Zimmer, und Haruns Kleidung wird gestohlen. Die sicher geglaubte neue Welt jagt Madiha immer mehr Angst ein. Doch das Schicksal Haruns lässt ihr keine Ruhe, und sie beschließt, sich selbst auf die Suche nach ihm zu machen. Kurz darauf bemerkt Madiha, dass sie verfolgt wird.
Schon in Syrien hat es Madiha in der Familie nicht leicht gehabt. Mit letzter Kraft ermöglicht ihr Vater ihr die Flucht. Nur mit Hilfe eines weiteren Flüchtlings mit Namen Harun schafft Madiha es nach Deutschland zu gelangen. Als Harun eines Tages verschwunden ist, reagiert Madiha sehr besorgt. Sie beginnt Fragen nach Haruns Verbleib zu stellen und eine Betreuerin begleitet Madiha zur Polizei, um Haruns Verschwinden anzuzeigen. Bald darauf wird Madihas Spind angezündet und sie beginnt, sich beobachtet zu fühlen. Der kleine Straßenjunge Faisal ist ihr zunächst eher eine Last, aber bald wird der Junge so etwas wie Familie für Madiha.
Wie ist es, sich in einem fremden Land aufzuhalten, in dem man zwar die Sprache leidlich beherrscht, die Gepflogenheiten aber nicht kennt und nicht weiß, wo man wie hingelangt, wie man Informationen bekommt, wie das Leben funktioniert. Setzt man jeden Schritt noch vorsichtiger als es eine alte Verletzung eh schon verlangt, tritt man mutig auf oder ängstlich. Fühlt man sich ein wenig wie ein Blinder, für den ja auch alles sehr fremd wirken muss. Und doch, trotz aller Umstände, die vielleicht dazu führen könnten, den Kopf einzuziehen und die Ereignisse geschehen zu lassen, Madiha lässt nicht locker. Harun hat ihr geholfen und nun will sie ihm ihre Dankbarkeit erweisen, indem sie ihm hilft.
Dieses Hörbuch ist sehr eindringlich vorgetragen von Eva Meckbach, man beginnt tatsächlich, den Versuch zu starten, sich in Madiha hineinzuversetzen. Natürlich kann das nicht zur Gänze gelingen, schließlich war man noch nicht in der Fremde, um zu bleiben. Mit einem Urlaub ist es gewiss nicht zu vergleichen, auch wenn man dort manchmal die Unsicherheit spüren kann, die ein nicht Beherrschen der Sprache oder die Konfrontation mit anderen Schriftzeichen mit sich bringen können. Doch man selbst hat die Sicherheit, wieder heimzukönnen. Madiah hat noch nicht einmal die Sicherheit, dem Krieg entflohen zu sein. Dennoch strafft sie ihre Schultern und geht voran. Ihr Weg verlangt ihr etliches ab, doch sie hat auch die Chance eine neue Familie zu finden. Wenn Vertrauen auf der einen Seite enttäuscht wird, kann es vielleicht doch an anderer Stelle aufgebaut werden.
Ein spannender Kriminalroman aus einer außergewöhnlichen Perspektive berichtet, der sich als würdiger Preisträger des Friedrich Glauser Preises 2018 erweist. Selten hat man so einen packenden Einblick in die Welt der Flüchtlinge bekommen können. 4,5 Sterne
Madiha kommt als syrischer Fluechtling nach Deutschland. Bei der Flucht hilft Ihr Harun, der dann allerdings spurlos verschwindet und Madiha macht sich auf die Suche...
Ich weiss gar nicht wo ich hier anfangen soll. Erstmal fand ich es recht ungewoehnlich, dass eine deutsche Autorin aus der Sicht eines syrischen Fluechtlings schreibt. Ich haette mir hier mehr Hintergrundinformationen gewuenscht wie das Buch ueberhaupt entstanden ist.
Bei Madiha hatte ich sehr gemischte Gefuehle. Madiha kommt aus einem sehr tradionellen Dorf in Syrien. Aufgrund Ihrer familaeren Situation und einer koerperlichen Behinderung ist sie dort eine Aussenseiterin. Toll fand ich wie Madiha sich auf die Suche gemacht hat und dabei ueber Ihren Schatten springen musste und sie sich erstmal Stueck fuer Stueck in einem fremden Land zurechtfinden musste.
Unglaubwuerdig fand ich allerdings, dass sie deutsch nur vom zuhoeren gelernt hat, gerade da ja noch nicht mal direkt viel mit Ihr gesprochen worden ist sondern sie "nur" gelauscht hat. Das man dadurch ein paar Phrasen oder Woerter kennt, gut aber sicherlich nicht so gut, dass sie dann relativ problemlos als Uebersetzerin fungieren konnte.
Ich kann verstehen das Madiha sich verloren vorkommt in einer neuen Kultur und einem neuen Land aber ehrlich gesagt ging mir das schon fast endlose Genoergel auf den Geist. So wie das beschrieben wurde, waren ja sogar die sauberen Strassen schon fast was schlimmes. Und schmeckt deutsches Essen wirklich so schlimm, dass man die ganze Zeit das Gefuehl hat, man hungert noch....? Sorry aber das fand ich dann doch ein bisschen uebertrieben. Immerhin war es etwas ausgeglichen was die Menschen um Madiha herum betraf so traf sie auf unfreundliche Zeitgenossen aber hatte dann auch immer mal wieder nette und hilfsbereite Begegnungen. Gut hat mir auch die Beschreibung von der uebereifrigen Helferin im Asylantenheim gefallen und der Konflikt zwischen Ihr und Madiha. Und man hat einen ganz guten Einblick in ein Asylantenheim bekommen und wie schwierig das Leben dort ist.
Am meisten leid getan hat mir allerding der kleine Faysal, der immer so nebenbei mitlief und auf der Suche nach Zuneigung war. Da habe ich auch nicht so ganz verstanden das es nicht mehr Hilfen fuer den schwer traumatisierten Jungen gab und der dann immer so im Eck alleine mit seinem Zauberwuerfel sass. Gabs da keinerlei Angebote oder Betreuungen fuer Kinder im Asylantenheim so das er mal unter Gleichaltrige kam? Fand ich auch ein bisschen komisch. Und Madihas Verhalten gegenueber dem Jungen fand ich teilweise auch etwas zwiespaeltig...
Die Geschichte und Problematik fand ich interessant aber einiges auch nicht sehr schluessig z.B. die Sache mit dem Restaurant....
Ich kenne von der Autorin Ihre schwarzhumorige Krimi Reihe, die sich recht fluessig lesen laesst. Hier hat sich das Buch ziemlich gezogen.
Fazit: Wichtiges und Interessantes Thema aber hatte leider dann doch einige Kritikpunkte so das es letztendlich "nur" Mittelmass war.
Das Buch wird mir wahrscheinlich noch lange in Erinnerung bleiben. Es ist wirklich toll geschrieben und die Autorin geht mit dem Thema auch sehr sensibel um. Man bekommt unter anderem ein realistisches Bild davon was Traumata mit einem Menschen machen. Zudem bekommt man auch einen guten Einblick in die Kultur von Syrien und erfährt warum es Madiha so schwer fällt sich an das Leben in Deutschland zu gewöhnen. Und warum sie sich in gewissen Situation eben so verhält wie sie sich verhält. Ein anderer kultureller Hintergrund gibt einem eben ganz andere Werte und Vorstellungen vom Leben mit und das wird im Laufe der Handlung immer wieder deutlich. Es ist auf jeden Fall interessant mal einen Blick von außen auf die deutsche Kultur(im speziellen die rund um Düsseldorf) zu bekommen.