18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens?
Franzobel is the pseudonym of Austrian writer Franz Stefan Griebl. In 1997, he won the Wolfgang Weyrauch Prize, and in 1998, the Kassel Literary Prize. He now lives in Vienna.
Ein sehr ungewöhnliches Buch. Man könnte anhand der Beschreibung vermuten, dass es sich um einen historischen Roman über das tatsächlich im Jahr 1816 zugetragene Schicksal der Fregatte Medusa handelt. Doch Franzobel geht es nicht darum, die Begebenheiten rund um die Schiffskatastrophe so nahe an der Realität wie möglich zu erzählen. Er will auch kein ernsthaftes Psychogramm über Menschen im Überlebenskampf schreiben. Ich hatte das Gefühl, dass er schlichtweg eine unterhaltsame Geschichte erzählen wollte. Scheinbar im Widerspruch steht aber dazu der enorme Rechercheaufwand, der für ein solches Buch erforderlich war, insbesondere die Aneignung von einem umfangreichen nautischen Wissen, was nun nicht gerade der Heimathafen für einen oberösterreichischen Autor ist.
Ungewöhnlich ist das Buch vor allem durch die Sprache und die ständige Verwendung von filmischen Hilfsmitteln zur Ausgestaltung der Erzählung. Franzobel wollte das Buch zunächst in der Sprache der Romantik schreiben, was nach seinen Angaben aber an seinem fehlenden Können hierfür scheiterte. Also erzählte er in der ihm eigenen, modernen Sprache und Begriffe. Statt einer Personenbeschreibung gibt es stattdessen fast wie in einem Drehbuch Castingvorschläge (der Lino-Ventura-Typ) für die einzelnen Figuren. Das ist oft witzig, kann aber dann auch mal zu aufdringlich werden. Franzobel schreibt so wie ein Comedian auf der Bühne performt. Meist hat man ein Lächeln auf den Lippen, doch manche Pointe sitzt einfach nicht. Insgesamt habe ich mich daran aber nicht gestört, sondern das Buch gerne zu Ende gelesen. Bedauerlich fand ich, dass Franzobel Dinge zur Ausschmückung erfindet. Dadurch weiß man am Ende nicht mehr, was Phantasie oder Wirklichkeit war. Denn trotz Fokussierung auf den Unterhaltungswert will der voyeuristische Teil in einem Leser am Ende doch wissen, welcher moralische Verfall Realität gewesen sein könnte.
Nachdem die Medusa auf ihrem Weg von Frankreich in den Senegal kurz vor ihrem Ziel aufgrund der Inkompetenz der Schiffsführer auf Grund läuft und die meisten Geretteten (149 Personen) auf einem selbst gebauten Floß Platz finden, beginnt auf der rund zweiwöchigen Irrfahrt des Floßes das Hauen und Stechen auf dem Floß. Kein Buch für schwache Nerven, insbesondere, wenn am Ende nur noch der Kannibalismus hilft, das Überleben zu gewährleisten.
Thema dieses historischen Romans ist die Geschichte eines Schiffsbruchs, der uns von dem Gemälde Géricaults bestens bekannt ist. Oder doch nicht? Schon dass dem Bild eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, wissen viele nicht. Und wenn, dann kennen sie kaum die Details.
Tatsache ist, dass sich 1816 ein Schiff von Frankreich in den Senegal aufmacht; an Bord befinden sich nicht nur Seeleute, sondern auch der künftige Gouverneur und Soldaten, die im Senegal (das zuvor England „gehörte“) eingesetzt werden, sowie Männer und Familien, die aus geschäftlichen Gründen in das afrikanische Land reisen. Des Weiteren befindet sich ein inkompetenter Kapitän an Bord und ein schamloser Betrüger, der den Kapitän nach seinen Wünschen lenkt. Wissenschaftler gibt es auch, zum Beispiel einen Geologen, einen Botaniker, Ärzte – insbesondere der zweite Schiffsarzt spielt im Folgenden eine wesentliche Rolle. Dann gibt es noch drei Offiziere, die die Inkompetenz des Kapitäns erkennen, aber ihm nicht wirklich etwas entgegen setzen. Zudem befindet sich an Bord ein buntes Gemisch an Nationalitäten, Hautfarben und Religionen.
Die Inkompetenz des Kapitäns führt zum Schiffbruch der Medusa vor der Küste Senegals. Da die Rettungsboote nicht alle Passagiere aufnehmen können, wird ein Floß gebaut, auf dem weitere 147 Menschen Zuflucht suchen. Was auf diesem Floß geschieht bis es 13 Tage später von einem Schiff entdeckt wird, ist unvorstellbar: Gewalt, Halluzinationen, Hunger, Durst, Kannibalismus. Es gibt nur 15 Überlebende (von denen einige kurz nach der Rettung ebenfalls versterben).
Es sind zwei Personen, die dem Leser als Identifikationsfiguren dienen: Der Schiffsjunge Viktor, der schon an Bord der Medusa bereut, dass er sich auf ein solches Abenteuer eingelassen hat, und der Schiffsarzt Savigny, ein aufgeklärter Geist durch und durch, der bis zuletzt versucht, Vernunft und Moral aufrechtzuerhalten. Er wird später einen Bericht über die Ereignisse schreiben, für den er von der Regierung angefeindet wird. Der Bericht wird verboten und inspiriert, illegal vertrieben, Géricault zu seinem Bild. (Das Buch wurde übrigens auch ins Deutsche übersetzt und enthält eine Namensliste der Passagiere und eine Skizze des Floßes - Der Schiffbruch der Fregatte Medusa: Ein dokumentarischer Roman aus dem Jahr 1818).
Dass Franzobels Roman so ergreifend ist, liegt nicht nur daran, dass er akribisch recherchiert und flüssig geschrieben ist. Es liegt auch an der Erzählhaltung: Der Erzähler mischt sich immer wieder mit kleinen ganz und gar gegenwärtigen Kommentaren ein, wenn er beispielsweise das Aussehen der Offiziere mit Alain Delon und Lino Ventura vergleicht. Mehr aber noch ist es das Personal, das Typen repräsentiert, die wir auch heute können: Die Inkompetenten, die aus politischem Kalkül, auf wichtige Posten gesetzt werden; die Scharlatane und Blender, die andere nach Belieben lenken; die Skrupellosen; die Gleichgültigen, die doch handeln müssten, weil sie durchaus sehen, wie eine Sache in die falsche Richtung läuft; Politiker, die vertuschen wollen. Einer dieser Politiker sagt am Ende zu Savigny: „Wahrheit, Monsieur? Die Wahrheit ist ein Galgen, an dem à la mode immer eine andere Leiche hängt. Wahrheit? Wahrheit ist das, was nützt.“ Und ist es nicht eine bittere Ironie der Geschichte, wie dieses aus Europa kommende Schiff vor der afrikanischen Küste strandet und wir heute Bilder einer umgekehrten Bewegung regelmäßig in den Nachrichten sehen? Auch hier kann man sich das Grauen, das auf überfüllten Booten seinen Lauf nimmt, kaum vorstellen. So liefert Franzobel einen Roman, der nicht nur beeindruckend ein historisches Szenario schildert, sondern – ohne dies auf aufdringliche Weise zu tun – Anlass gibt, über gegenwärtige oder zeitlose menschliche Konflikte nachzudenken.
Allerdings würde ich nicht behaupten, dass es sich um ein literarisches Meisterwerk handelt, dafür überzeugt der Stil sprachlich zu wenig. Daher verstehe ich die Nominierung für den Buchpreis nicht und kann mir nicht vorstellen, dass der Roman den Preis tatsächlich erhält. Stilistisch würde ich eher von einem gelungenen Unterhaltungsroman sprechen, der das Genre nutzt, um ein paar kluge Gedanken zu transportieren – ein paar Längen inklusive, aber das mag daran liegen, dass mir die Arbeitsvorgänge auf einem Schiff weniger interessant (und verständlich) sind als manch anderem Leser.
Nachtrag Juli 2020: Noch einmal diesen Roman in einer Leserunde gelesen. Dabei hat mich die Diskussion stärker auf die ein oder andere Schwachstelle hingewiesen. Die Charakterzeichnung ist an der ein oder anderen Stelle recht klischeehaft und nicht immer politisch korrekt. Wie bei der ersten Lektüre hat mich das nicht allzu sehr gestört, denn die beschriebene Zeit war nicht pc in unserem heutigen Sinne. Doch die Erzählhaltung, die zwischen damals und heute hin und her springt, lässt manchmal offen, wo der Erzähler nun wirklich steht und aus welcher Haltung heraus manche Zuschreibungen erfolgen.
Was sich aber bei erneuter Lektüre (und ich gebe zu, dass ich gelegentlich quer las) für mich vor allem zeigt: Es handelt sich zwar um erstklassig recherchierte, humorvolle Unterhaltung, aber - wie schon bei der ersten Lektüre angemerkt - nicht um ganz große Literatur. Dafür ist vieles zu flapsig, vieles zu redundant, vieles zu sehr auf Effekt getrimmt. Man sollte diesen Roman wohl nur einmal lesen.
Dennoch würde ich wieder 3,5 Sterne (statt damals 4) vergeben und komme durch Rundung auf das gleiche Ergebnis.
This book was a pleasure to read and it deserves a solid 5 star. The story develops gradually, it takes its time. There are a lot of characters, though they are wonderfully presented and because of Franzobel's unique style one gets almost a visual description of them. The psychologic turmoil in different situations is also nicely presented. The book is written with a fine irony, the atmosphere of those times is very well reproduced and the 20-21.century hints doesnt spoil it (as I thought in the beginnin). There are also a lot of themes presented, which could open up a lot of interesting discusions - God, surviving, man as animal, cruelty, canibalism (the second part of the story is so acuratelly presented, it makes you think that Franzobel was quite familiar with drinking urine). Anyways, this book made me sometimes think at Game of Thrones, with so many people dying and with so many negative characters winning over the good ones. But the end is great !!!! The story is round and it worths to be read. This book was shortlisted for the German Book Preis, it didnt win. I am going to read the winning book, and see if it is better than this one.
Das Floß der Medusa ist ein großer historischer Roman über einen tragischen Schiffsuntergang. Im Jahre 1816 läuft die Fregatte Medusa aufgrund der Unfähigkeit ihres Kapitäns auf eine Sandbank vor der westafrikanischen Küste auf und sinkt. Die eine Hälfte der Passagiere kann sich auf Rettungsboote retten, die andere jedoch muss sich mit einem provisorisch und äußerst stümpferhaft zusammengezimmerten Floß begnügen, das so überfüllt ist, dass zu Beginn alle hüfttief im Wasser stehen. Zwei Wochen später wird dieses Floß von einem anderen Schiff entdeckt, mit noch 15 Überlebenden - von ursprünglich 147! Diese 15 überlebten nur, indem sie die Leichen der anderen verspeisten... All dies beruht auf einer wahren Begebenheit.
Das Buch ist sehr gut geschrieben, besonders gefallen hat mir der ironische Stil des Autors. Er verwendet auch ein sehr interessantes Element, das mir in dieser Art so noch nicht untergekommen ist: In Romanen kommt es häufig vor, dass der Leser direkt angesprochen wird, so auch hier. Allerdings wird nun wirklich der Leser der heutigen Zeit angesprochen und zwar mit gezielten Vergleichen, die 1816 noch nicht möglich gewesen wären. So ist beispielsweise eine Szene schrecklich wie ein Stephen-King-Film, einer der Charaktere hat ein Alain-Delon-Gesicht, der Untergang der Medusa wird (sehr treffend) mit dem Untergang der Costa Concardia verglichen etc. Zunächst mutet dies etwas seltsam an, nach einer Weile macht es das Ganze jedoch sehr anschaulich.
Ich habe dennoch ein paar Kritikpunkte. Zum einen fand ich die Zahl der einzelnen Charaktere und deren Geschichten ein wenig zu groß und damit unübersichtlich. Andererseits hätte ich mir am Schluss doch noch mehr zum Schicksal einiger Überlebender gewünscht, da war das Buch nämlich plötzlich sehr knapp, wogegen es sich am Anfang sogar etwas in die Länge zog. Dies lag auch daran, dass das Ende ja mehr oder weniger bekannt war, sogar über einige Überlebende wusste man von der ersten Seite an Bescheid. Die Spannung wird hierdurch zwar einigermaßen gemildert, bleibt aber keinesfalls auf der Strecke.
Die Frage des Kannibalismus ist natürlich sehr interessant und auch provokant. Denn wie würde man selber in einer ähnlichen Situation reagieren, wenn das Verspeisen anderer Menschen die einzige Chance für das eigene Überleben bietet?
Die Wahrheit ist ein Galgen, an dem man à la mode immer eine andere Leiche hängt. Die Geringschätzung der Wahrheit haben die Mächtigen auch 200 Jahre später nicht abgelegt. Leider war dies eine der wenigen Stellen in diesem Buch, die einen tieferen Eindruck auf mich gemacht haben. Es ist ein Buch der verpassten Chance. Franzobel hat den Untergangs der Medusa und des Überlebenskampfes ihrer Besatzung und Passagiere nachgezeichnet und mit Leben erfüllt. Grundsätzlich ein nobles und potentiell spannendes Vorhaben. Nur karikiert der Autor die handelnden Personen, wiederholt diese Beschreibungen penetrant und zieht flapsige Vergleiche mit der Gegenwart. Das alles auf fast 600 Seiten. Ich fürchte, es war vor allem die voyeuristische Neugier darauf, wer überleben wird, die mich haben durchhalten lassen. Eigentlich 1,5 Sterne.
Der Schiffbruch der Fregatte Medusa und das Martyrium der Überlebenden auf dem Rettungsfloß sind eigentlich eine ideale Vorlage für eine interessante Geschichte. Franzobel hat daraus leider eine wenig erquickliche Groteske in bester B-Movie-Tradition gemacht. Seine Figuren sind fast ausnahmslos stereotype Knallchargen ohne charakterliche Tiefenschärfe. Wenn ein Autor seine eigenen Figuren erkennbar nicht ernst nimmt, warum sollte es dann der Leser tun? Am Ende geht einer nach dem anderen drauf, ohne dass einen ihr Schicksal groß berühren würde.
Ebenso unangenehm ist die Art wie billige Horroreffekte und blöde Provokationen als Stilmittel zum Einsatz kommen. Da werden in einer Tour Abscheulichkeiten dargeboten oder politisch unkorrekte Begriffe eingestreut. Ich verlange nicht nach einer bereinigten Version der tatsächlichen Ereignisse. Die waren brutal, dreckig und grausam. Allerdings stört es mich, wenn der Horror und sprachliche Grenzüberschreitungen regelrecht zelebriert werden. Kübelweise Scheiße, Blut und dazu zehnmal N***r schreien – das reicht vielleicht für deutsches Regietheater à la Jonathan Meese. Dem historischen Stoff wird das meiner Meinung nach in der Form nicht gerecht. Sollte es Franzobel darum gegangen sein zu zeigen, wie dünn die Decke unserer Zivilisation ist, hat er seinem Anliegen einen wirklich schlechten Dienst erwiesen. Schlecht bis gar nicht funktioniert auch die in der Gegenwart verortete Erzählerfigur. Die so konstruierten historischen Linien und Zeitbezüge (etwa zum Holocaust oder Flüchtlingskrise) wirken im günstigsten Fall bemüht, meist aber völlig deplatziert.
Vielleicht nehme ich die Sache einfach zu ernst und es handelt sich in Wirklichkeit um eine geniale Persiflage. Eine kritische Betrachtung über die Funktionen des Grauens in der Populärkultur oder die Lust des Publikums am Untergang. Wenn man bedenkt, wie offensichtlich vom Autor Grenzen der Zumutbarkeit ausgetestet werden, liegt der Schluss nahe, dass dem Leser ein Spiegel vorgehalten werden soll. Dadurch gefällt mir das Buch insgesamt aber nicht besser. Das es trotzdem für zwei Sterne reicht, liegt an einigen gelungenen maritimen Szenen. Für einen Österreicher hat er das "schiffige" Ambiente ganz gut getroffen.
Ich bin ein Cheater und schmuggle hier meinen Leseeindruck ein, ohne das Buch vollständig gelesen zu haben. Bei ungefähr der Hälfte habe ich abgebrochen - bei einem Umfang von 589 Seiten sind das immerhin über 250 und ich will kurz darlegen, warum:
Franzobel schreibt unglaublich gekonnt mit einem Stil, der die Charaktere und die Ereignisse regelmäßig mit bösem Humor auf die Schippe nimmt und sich dabei filmischen Mitteln bedient, die er aus einer allwissenden Erzählsicht explizit benennt. Ich hatte das Gefühl, von einer Mischung aus allwissendem Regisseur und lustigem Märchenonkel unterhalten zu werden.
Während mich die Geschichte grundsätzlich sehr ansprach (ein kenterndes Schiff und zu wenige Rettungsboote, weswegen ein Teil der Passagiere auf ein selbstgebasteltes Floß ausweichen müssen) und ich sicher bin, dass Franzobel darin meisterhaft die Abgründe menschlichen Daseins in Extremsituationen darstellt, konnte ich den Ton und die Erzählweise leider nicht mehr länger durchhalten. Für mich war das irgendwann richtig anstrengend und quälend.
Daher sind es in meinem Kopf 5 Sterne für das Können von Franzobel, aber da ich es abgebrochen habe wohl meines subjektiver Geschmacks geschuldet 1 Stern - ergibt dann eine gute Durchschnittsbewertung und lässt das Buch nicht ganz im Äther meiner Lesechronologie versinken :-)
Based on a true story, Franzobel wrote an impressive and unusual novel about the most unsettling of all questions: How far will people go for their own advantage, and what are their motivations? While some books warn about the consequences that arise when the thin veil of civilization is lifted, Franzobel steps it up a notch and also demonstrates how the lowest of insticts are already woven into the fabric of that veil.
In 1816, the frigate "Méduse" set sail in Rochefort, France, to receive the British handover of the port of Saint-Louis, Senegal, then an important center of commerce, including the international slave trade. On board: Almost 400 people, among them government officials, soldiers, emigrants, and around 160 crew members. The ship's captain, de Chaumareys, attained his position due to family ties and by being an ardent royalist, but he lacked the knowledge to navigate the Méduse. Instead of listening to his able crew members, he trusted his friend Richeford to help him keep the frigate sailing in the right direction, but Richeford was just as ignorant as the captain himself. When the Méduse ran aground on a sandbank and there were only six lifeboats, a raft was built and finally abandoned, unable to navigate, in the middle of the ocean - 13 days later, only 15 of its ca. 150 passengers could be saved.
Franzobel adds his rather unique style of literary imagination to these historic events, and vividly describes why and how the structures on board failed, how individuals contributed to and then justified the turn of events. The power of the story lies in the fact that this is a catatrophe, but not a tragedy: The destiny of the Méduse was not inevitable, the mistakes were not innocent, the lies were no white lies. The raft, where the majority of those who failed to prevent the irresponsible decisions of the higher ranks end up, becomes a floating hell, dominated by hunger, fear and madness, where the lowest human instincts take over (and yes, there is also cannibalism).
Franzobel uses a sharp modern language and also introduces a very subjective kind of meta-commentary to tell this 19th century story. To help the reader identify his many characters, he invents a distinctive way of speaking for almost every one of them: A stutter, a tendency to speak in proverbs, a dialect, mannerism, or even speech impediment. Although the author sometimes gets a little carried away by his own ideas - look what I can do! - the reader has to admit: Yes, Franzobel can do a whole lot!
Almost unneccessary to say that while there are clearly some specifics of the French Restauration at play, the dynamics Franzobel describes reach beyond that and feel shockingly current. A gripping, fascinatig, and haunting read that already won the Nicolas Born Prize last week.
Btw: The painting "Le Radeau de la Méduse" ("Das Floß der Medusa" / "The Raft of the Meduse"), which is shown on the novel's cover, was painted in 1819 by Théodore Géricault and is exhibited at the Louvre in Paris (http://www.louvre.fr/en/oeuvre-notice...).
Era solo un veicolo messo insieme con mezzi di fortuna, il concretizzarsi di un’idea balzana venuta in mente a un governeur, progettata da un dilettante, concepita senza amore da uomini che avevano fretta.
Quando al Louvre ci si trova davanti all’enorme tela de “La zattera della Medusa”, il capolavoro di Géricault, ci si sente schiacciati dalla scena, dall’orrore della situazione, dai cadaveri lividi, da quell’ammasso di corpi alla deriva in un mare ostile. Si resta al tempo stesso rapiti, affascinati e angosciati, a disagio e incapaci di distogliere lo sguardo, e tutto questo anche senza conoscere i retroscena di quel dipinto. Immaginate cosa dovevano aver provato i francesi che lo videro quando la vicenda era ancora fresca! Le polemiche, lo scandalo, ma anche le lodi e l’ammirazione… Non venne presentato con lo stesso titolo con il quale ora è noto, ma semplicemente come “Scena di Naufragio”, ma era chiaro a tutti che si trattasse della tragedia della Medusa. E sembrava tanto un’accusa contro chi, dando più valore alla nobiltà di nascita che al merito, aveva portato a quella tragedia.
Il romanzo di Franzobel racconta come si arrivò a quel disastro, e se non fosse che si tratta di una storia vera, uno direbbe che no dai, l’autore ha esagerato . Ma a volte la stupidità umana supera la fantasia, e tutto ciò che c’è nel libro, a parte ovviamente il ‘romanzato’ risponde a verità storica. La Méduse, fregata diretta in Senegal con a bordo circa quattrocento persone tra equipaggio e passeggeri, viene affidata al capitano Hugues Duroy Chaumerays, un uomo incompetente e vanesio, che non navigava da venticinque anni. Un comando affidatogli solo in virtù del suo sangue nobile, perché in confronto a lui Schettino è quasi un Horatio Nelson. Chaumerays è un incapace, un negligente, è impreparato e vigliacco, ma allo stesso tempo ha tutta la superbia del sangue blu: naviga troppo velocemente e a troppa distanza dalle altre navi che compongono la spedizione, perché vuole compiacere il futuro governatore del Senegal che si trova sulla Meduse; si affida ai consigli e alle panzane di un truffatore che si dice esperto navigatore, ma non ascolta gli avvertimenti dei suoi ufficiali che lo mettono in guardia dal banco di sabbia d’Arguin, su cui la nave di sicuro s’incaglierà, se continua sulla rotta in cui si trova. Ma tzè! Il primo ufficiale (che somiglia a Lino Ventura) e il secondo ufficiale (che somiglia ad Alain Delon) stanno sicuramente cercando di spodestarlo, loro gente di bassa estrazione, loro che disprezzano i nobili, loro che hanno combattuto per Napoleone… uno dei due ha persino una tabacchiera con una ghigliottina raffigurata sul coperchio! La nave, incagliarsi, sciocchezze! E la nave s’incaglia nel banco d’Arguin. I tentativi di liberarla vanno a vuoto, una tempesta si accanisce, la nave s’inclina, lo scafo si danneggia, il danno è irreparabile, le altre navi della spedizione troppo indietro, non è possibile attenderle per trasbordare persone e merci… bisogna abbandonare la nave. E le scialuppe non bastano. (non bastano mai, si direbbe! Ottimismo, idiozia o delinquenza?) Sono 147 le persone che vengono fatte salire sulla zattera, un precario insieme di legno recuperato dalla Medusa, con la promessa che le scialuppe a remi la traineranno. Ma la zattera è troppo pesante, nemmeno riesce a stare a galla con tutta quella gente a bordo; l’abbandono viene deciso, le cime recise. Gli appelli del secondo ufficiale a non abbandonare quei poveracci, a provare compassione e cercare di recuperarli rimasero inascoltati. Era il 5 luglio. I naufraghi alla deriva sulla zattera vennero recuperati il 17 luglio* dal brigantino Argus; di 147 che erano, ne erano rimasti 15. Di ciò che accadde sulla zattera in quei giorni, il cannibalismo è forse la cosa più perdonabile.
Che romanzo! Magnifico! Ti fa provare rabbia, schifo, compassione, angoscia; alla fine un po’ ti sembra di essere su quella zattera, insieme agli altri sperduti in un mare crudele, a chiederti dove sia finito il resto della tua vita, e se ci sia mai stata una vita, e se ci sarà ancora. E il modo in cui è raccontato! Franzobel inserisce nella sua narrazione storica dei commenti personali e dei rimandi all’epoca contemporanea che dovrebbero stonare, e invece no, ci stranamente bene (che gli ufficiali somiglino a Lino Ventura e ad Alain Delon non l’ho detto di mia iniziativa!). Il suo stile narrativo è vivido, le descrizioni efficaci (a volte pure troppo) ogni personaggio – e sono tanti – ha una sua voce distinta e inconfondibile, e non solo per personalità e carattere: c’è uso di dialetti, di accenti, di balbettii e intercalari. È un bell’aiuto, per familiarizzare con i protagonisti di questa storia. E in quanto a loro, sono due quelli che veniamo a conoscere meglio. Uno esistette davvero: Henry Savigny, il medico di bordo, giovane di valori illuministi, che si ritrovò sulla zattera, che si salvò e che tornato in patria scrisse un resoconto che fece scandalo, scatenò sacrosante polemiche e andò a imbarazzare la monarchia fresca di restaurazione. Il resoconto appassionò Géricault, che volle incontrare Savigny e altri due sopravissuti per farsi descrivere meglio ciò che passarono, anche emotivamente, durante quell’esperienza. Così nacque il famoso dipinto, che bene o male tutti conoscono e che ancora ha così tanta potenza… un’icona dell’arte, con buona pace di quei pittori neoclassici che ai tempi lo criticarono ‘nooo, non si dipinge roba brutta, cadaveri, che schifo! L’arte deve essere piacevole agli occhi, sempre e solo bellezza’.
L’altro protagonista è Victor, ed è invenzione. A lui ci si affeziona, poverino. Un ragazzo benestante, che conduceva una vita agiata ma per lui noiosa, che stanco dello studio, di giornate ripetitive, di un futuro che sembrava già deciso, era scappato di casa sognando il mare e l’avventura, e invece si ritrova in un incubo infernale. Testa piena di sogni romantici, colto ma ingenuo, completamente impreparato crudeltà insita nella natura umana, trovare all’ultimo momento un posto da garzone di cucina sulla Medusa gli era sembrato un colpo di fortuna. Tipo Jack quando vince il biglietto per il Titanic. Imbarcarsi sulle navi per botta di fondoschiena comincia a non sembrarmi una grande idea.
* il libro dice il 18, ma ogni altra fonte che ho controllato dà il 17. Forse l'autore si è preso una licenza poetica per sfruttare un gioco di parole (in tedesco, tradotto in italiano viene perduto)
'Le Radeau de la Méduse': Das berühmte Gemälde von Théodore Géricault kann man heute im Louvre bewundern. Man sieht ein zerfallenes Floß, auf dem sich Schiffbrüchige stapeln. Man kann direkt ihre Verzweiflung und tiefe Erschöpfung spüren. Aber auch die aufkeimende Hoffnung. Denn weit hinten, klein und leicht zu übersehen, ist ein Schiff am Horizont aufgetaucht. Die Überlebenden winken ihm mit Stofffetzen entgegen. Später wird sich ihre Geschichte in der ganzen Welt verbreiten. Die grausige Geschichte von dem Schiffsunglück der 'Medusa'. Von über hundert Menschen, die auf einem Floß Rettung gesucht haben, und nur fünfzehn, die davon übrig geblieben sind. Eine Geschichte von Wahnsinn, Überlebenskampf und Kannibalismus. Eine Geschichte, die wirklich geschehen ist, und die am liebsten aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht worden wäre. Doch Géricault hat ihr mit seinem Gemälde ein Denkmal gesetzt, und nun auch Franzobel mit seinem Roman.
Als ich auf dem Klappentext die Irrfahrt des Medusa Floßes als 13-tägig gelesen habe, war mein erster Gedanke: naja, sooo lang ist das ja auch nicht. Dieser Gedanke kam wohl von den vielen Reiseberichten über Polarexpeditionen, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, denn da waren die Expeditionsteilnehmer teilweise monatelang auf driftenden Eisschollen ohne jegliche Kontrolle unterwegs, oder mussten sich in einer komplett weißen Landschaft über Wochen hunderte Kilometer vorwärts kämpfen. Aber natürlich ist die Tatsache, dass man fast 150 (!) Menschen auf ein Floß packt und dann die Leinen kappt und diese Menschen ihrem Schicksal überlässt, ungeheuerlich. Ich habe mir beim Lesen immer wieder vorzustellen versucht, wie so eine Menschenmasse auf engstem Raum aussieht. Wie schrecklich es sein muss, nicht schlafen oder erschöpft sein zu dürfen, weil man sonst ins Wasser fällt (oder dahin befördert wird) und stirbt. Was es mit dem Körper macht, wenn man ununterbrochen bis zur Hüfte im Salzwasser steht. (Dies ändert sich erst, als die Menschen immer weniger werden.) Und was es mit einem macht, wenn man auf dem unendlichen Meer schwimmt, ohne Orientierung, ohne Nahrung, ohne zu wissen, wie lange diese Odyssee dauert, und ob man überhaupt gerettet wird.
Ich habe mir den Tatsachenbericht, der vom Schiffsarzt um dem Schiffszimmerer geschrieben wurde, besorgt (es gibt eine englischsprachige Ausgabe als kostenloses E-Book), aber noch nicht gelesen, deshalb kann ich nicht sagen, wie genau Franzobel hier die Ereignisse wiedergibt, es dürfte aber nicht allzuweit von der Wahrheit entfernt sein.
Zwei Dinge haben mich in dieser Geschichte abgestoßen: zum Einen die Atmosphäre auf der Medusa selbst. Dass das Leben auf See hart ist (vor allem für die Arbeiter an Bord), ist mir klar, aber Franzobel beschreibt einen Umgang und ein Miteinander, dass es einem die Zehennägel aufrollt. Die Matrosen, Soldaten und Schiffsarbeiter gehen alle miteinander um, wie eine Herde Tiere, aber auch die bessergestellten "Adligen" und Bürgerlichen stehen den Angehörigen der "niederen Klassen" in kaum etwas nach. Alles ist auf Dekadenz und Überheblichkeit ausgelegt, so natürlich auch die Inbesitznahme des Senegal, den man von den Briten übernimmt. Was die "Wilden" und die "Neger" davon halten, ist ihnen keinen Gedanken wert. Zum anderen natürlich das Aussetzen der Menschen, die keinen Platz mehr in den Rettungsboten bekommen haben, und die sich, um zu überleben, in wahre Monster verwandeln. Natürlich kann man sich so eine Ausnahmesituation kaum vorstellen. Für mich war aber vor allem die "Säuberungsaktion", bei der die Bewusstlosen und sterbenden Menschen in einem wahren Schlachtfest beseitigt werden, schwer erträglich.
Dass der Bericht über den Schiffbruch der Medusa unter Verschluss gehalten wurde und den Verantwortlichen nichts daran gelegen war, diesen Skandal aufzudecken, war z. B. auch im Fall der Greely Expedition (Polarexpedition) der Fall. Auch hier wollte man unbedingt vermeiden zuzugeben, dass die Überlebenden gezwungen waren, die Toten zu essen.
Das Floß der Medusa ist ein aufrüttelndes Werk, das man trotz der drastischen Schilderungen kaum aus der Hand legen kann, und zu Recht wurde es für den Deutschen Buchpreis nominiert.
18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein Floß auf dem sich 15 ausgemergelte und nackte Personen befinden. Sie sind die letzten Überlebenden von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa auf diesem Floß ausgesetzt wurden, da es zu wenige Plätze in den Rettungsbooten gab. Zwei Wochen kämpften sie auf offener See um ihr Überleben.
Das Floß der Medusa von Franzobel
Der Untergang der Medusa 1816 dient dieser Geschichte als historischer Hintergrund auf dem der Autor seine Geschichte ausbreitet. Dabei bemüht er eine doch recht flapsige, moderne und politisch nicht immer korrekte Sprache und bedient sich gerne auch bei bekannten Schauspielern um dem Leser ein äußerliches Bild von bestimmten Charakteren zu zeichnen. Diese Art des Stils muss man mögen, sonst wird man glaube ich keinen Zugang zu der Geschichte finden.
Die Charaktere fand ich oftmals ein wenig überzeichnet, aber es passte für mich zum Erzählstil. Den politischen und klassenspezifischen Umgang der Charaktere untereinander waren für mein Empfinden gut ausgearbeitet. Die unmenschlichen Ansichten zu Untergebenen und Menschen „niederer“ Schichten und deren Behandlung und Bestrafung war nicht immer leicht zu lesen, beschreibt aber von Anfang sehr klar, wie es zu der Aussetzung dieser Menschen auf dem Floß kommen konnte.
Die Geschehnisse auf dem Floß sind teilweise sehr grausam und nicht immer leicht zu ertragen, aber in einer Zeit in der ein Menschleben nichts zählt und man um das eigene Überleben kämpft, verwandelt sich der Mensch leider in eine Bestie, die nur schwer oder gar nicht zu zähmen ist.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es konnte mich trotz grausiger Thematik und kleinen Passagen die für mich Längen aufwiesen, mit seinem eigenwilligen, manchmal auch humorvollen Erzählstil unterhalten.
Mein Fazit: Eine grausame Geschichte, die mich durch den eigenwilligen Erzählstil für sich einnehmen konnte
Quando penso a un viaggio in nave ai tempi dei mercantili a vela, dei brigantini, ai giri di chiglia e alle lunghe traversate ottocentesche, il mio primo pensiero è il film di Frank Lloyd, la tragedia del Bounty, con uno straordinario Charles Laughton che nel mio immaginario raffigura l'archetipo del capitano meschino. Quindi affronto un libro che parla di navi e naufragi immaginando quelle sensazioni, quel tipo di «sapore». E con l'Onnipresente ombra di Melville e Conrad, che penso siano talmente enormi, da oscurare tutto ciò che viene ambientato in mare, specie se nel diciannovesimo secolo. Per questo lo stile di Franzobel a mio parere stride. I continui riferimenti a personaggi cinematografici rendono tutto meno coinvolgente. Rendono il testo pacchiano, come mettere una pallina di gelato alla vaniglia su una zuppa di pesce. Ci sono storie, e questa mi pare una di quelle, che meritano un narratore adeguato e Franzobel, a mio parere, non lo è. Sentire parlare di Schwarzenegger piuttosto che Emma Stone o Alain Delon, o Lino Ventura, mi allontana dal Medusa e mi fa pensare a Commando, I gemelli, o altri film, facendomi perdere concentrazione, mentre vorrei sentire la brezza marina della quiete prima della tempesta che so già arriverà. Invece mi ritrovo a immaginare, per associazione, Danny de Vito, che con Schwarzy interpretava il film suddetto e per una assurda scelta del cervello quell’immagine non mi porta alla partita a carte al manicomio insieme a Jack Nicholson, ma mentre esegue un patetico strip in un episodio della sitcom Friends, creando una sensazione grottesca. Come dicevo prima, toglie il giusto sapore alla pietanza servita. Anche fosse stato un saggio, di solito, si tiene un registro adeguato, invece qui si butta il tutto in farsa, con personaggi che diventano macchiette, che ripetono a ogni apparizione i loro tic, i loro intercalare, come fossimo in una commedia comica teatrale. Va bene usare un tono scanzonato ma sul serio gli scrittori oggi hanno bisogno di descrivere un personaggio rifacendosi ad attori e attrici? Non si è più capaci di descrivere dei muscoli usando termini di paragone più universali di un attore famoso per lo più negli anni ottanta e novanta? Descritte le figlie di Picard c'è davvero bisogno di scrivere quale attrice vedresti bene nell'interpretarle in un eventuale nuovo film? O descrivere situazioni che fanno ricordare campioni di Surf? Ovviamente ognuno è libero di scrivere un libro come meglio crede, e altrettanto vero è che ogni lettore può criticare tali scelte, avendone cognizione o no. Il citazionismo postmodernista va ancora bene, ma se nel testo risulta Kitsch allora lo stai facendo male. Non sono solito criticare così tanto un libro, anche perché, umilmente, non ritengo di poterlo fare, ma non saprei proprio come definire questa operazione. La vicenda della Zattera della Medusa è talmente interessante che preferisco dimenticare questo libro, ricordando i fatti. Non penso che sia «brutto» nella sua interezza, ma usa uno stile troppo anacronistico per i miei gusti. Franzobel usa spesso anche similitudini grottesche, che ti fanno storcere il naso. Per non parlare del problema peggiore, anche per chi lo apprezza: i refusi. Ci sono refusi imbarazzanti e da Saggiatore non te li aspetti. Alcuni sono della traduttrice (ma la colpa non è sua), altri non saprei. In un capitolo verso la fine c’è un brano che indica, su una barca, due personaggi arrivati finalmente sulle coste africane. Il problema è che uno dei personaggi indicati è da un’altra parte, ben lontano da quella barca. E infatti nel proseguo non se ne fa menzione, indicando il personaggio che in realtà è con loro. Capita che il traduttore o lo scrittore facciano errori, ci mancherebbe, ma l’editor? Dove si trovava il correttore di bozze? Qui non è passato nessun revisore e lo si vede da brani tipo:
[...]la sua era una danza era androgina. Questa volta non nessuno lo aiutò.
È grave? Io penso sia molto grave, perché denota pressapochismo, scarsa considerazione, cura editoriale ai minimi termini. E mi sorprende dato che dei tipi de Il saggiatore ho letto altri libri, spesso saggi, ben curati tipograficamente e di cui non ricordo refusi. Insomma, questo tipo di cose le ho viste fare, nella mia scarsa esperienza da lettore, a Newton Compton, ma ci può stare, anche se non giustificabile, visti i costi dei libri da loro pubblicati. Da qualche parte devi tagliarli questi costi, e il revisore è, oggi, tra i più sfortunati. Ma i libri di questa casa editrice costano tanto. Mi aspetto che la cura editoriale sia superiore. Non ho amato nemmeno la scelta di usare alcuni dialetti per caratterizzare i personaggi. Ma è un mio problema.
Fatta questa critica, non dico che il libro sia completamente sconsigliabile. La vicenda, purtroppo non per tutto il testo, è raccontata con dovizia di particolari e stile che ti fa dimenticare quelle incursioni di modernismo stridente, che ti colpiscono con ferocia quando meno te le aspetti. Durante la lettura ho spesso immaginato come sarebbe stata questa storia raccontata da Michele Mari. Mi ha aiutato a proseguire con più interesse. Ma a causa di Franzobel non ho vissuto il tormento di questi uomini. Alcuni brani hanno suscitato il giusto ribrezzo e i rapporti tra i marinai sono crudi come dovevano essere a quei tempi, ma un’ironia spesso fuori posto, da cabaret, ha smorzato l’immedesimazione.
Lo consiglierei solo a chi non riesce a procurarsi un libro alternativo sulla vicenda.
Giusto per chiudere con un estratto stridente: Finalmente arrivarono così vicino all’ancora che un marinaio vi si poté attaccare e tirarla dentro la scialuppa. Era una strana immagine quella che regalava quell’uomo di mare sospeso lì, tra l’ancora e la barca. In un cartone animato à la Walt Disney lui si allungherebbe come un elastico OINK, poi si avviterebbe, RARARA fino a quando la scialuppa lo lanciasse indietro DOING incollandolo all’ancora come una fisarmonica chiusa. UHUHUH La situazione non era però così brutta.
Wow, was für ein Buch. Für mich absolut zurecht auf der Shortlist des deutschen Buchpreises. Von mir aus kann es auch gerne gewinnen. ;)
Eigentlich fand ich das Buch vom Klappentext her recht interessant und im literarischen Quartett wurde es ja auch wohlwollend aufgenommen. Aber das Buch hat mich doch wirklich sehr beeindruckt und beim Lesen in einen regelrechten Rausch versetzt und ich konnte gar nicht mehr aufhören.
Das Buch ist ja so ziemlich in zwei Hälften geteilt. Zum einen die Schiffsreise der Medusa und dann der Schiffbruch mit anschliessender Irrfahrt des Floßes. Auch wenn es dann im zweiten Teil um Kannibalismus und um das pure Überleben der einzelnen Verunglückten geht hat mir der erste Teil bald noch besser gefallen. Man ist praktisch auf dem Schiff dabei und fühlt mit den einzelnen Personen (hauptsächlich dem Schiffsjungen Victor) regelrecht mit. Also für mich ein wirklich toller Roman in dem viel Herzblut steckt und sehr viele Leser verdient hat.
Ich konnte mir bis vor kurzem nicht vorstellen, dass ich dieses Buch lesen wollen würde. Kannibalismus? Iiih. Buchpreis-Nominierung? Auwei! Und doch kam irgendwann der Zeitpunkt, als ich neugierig wurde auf Franzobels allgegenwärtigen Roman.
Und tatsächlich: Doch, es hat was. Ich mochte den originellen Schreibstil des Autors, mit dem allwissenden Erzähler, der immer wieder Referenzen aus der Gegenwart einbaut. Auch die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere fand ich wirklich gut gelungen.
Das Buch ist halt nur sehr... LANG. Das machte es für mich mitunter anstrengend. Dass die Zeit auf dem Floss ausführlich geschildert wurde - wenn es mitunter auch quälend zu verfolgen war - verstehe ich ja. Aber beim Vorgeplänkel auf dem Schiff hätte man wegen mir dann doch das ein oder andere wegstreichen können.
Alles in allem hat mich das Buch aber positiv überrascht und die Bewertung geht durchaus eher in Richtung 4 Sterne. Vielleicht runde ich noch auf, ich muss es erst sacken lassen. Fazit jedenfalls: Es lohnt sich, sich ab und zu etwas aus der üblichen Lese-Komfortzone zu bewegen!
Eine mächtige Erzählung, nicht nur über den Preis des Überlebens, wie der Klappentext verspricht, sondern auch über die Kosten menschlichen Hochmuts und die an gegeneinanderüberliegenden Enden zerrenden Kräfte Egoismus und Nächstenliebe. "Das Floß der Medusa" ist ein großer, in die Länge gezogener Unfall, eine Katastrophe, und wie in dem Sprichwort kann man den Blick nicht mehr abwenden. Trotz einer Liebe zum Detail nimmt diese Gesichte derart Fahrt auf, dass man das Buch nicht mehr wegzulegen vermag.
Franzobels Schreibstil ist einzigartig: reichhaltig, plebejisch, schnoddrig, wortgewaltig. Seine Sätze, seine Dialoge und Beschreibungen sind archaisch-melodiös, dann wieder Gossensprache. Seine Charakterporträts sind grandiose Karikaturen. Diese Herangehensweise ist es, die aus der Tragödie eine Tragikomödie macht, und die uns diese vom Schicksal gebeutelten Menschen - teils historisch belegt, teils fast mythisch - so nahe bringt, wie das eine mit ernster Miene und Pathos ausstaffierte Erzählung nie schaffen könnte.
Når brødet tar slutt, finnes heller ingen lov. 18. juli 1816, klokka 11 om formiddagen: Et stykke utenfor Afrikas vestkyst får kapteinen på briggen Argus øye på en flåte. Da flåten kommer nærmere, fryser blodet i årene hans til is: Om bord befinner det seg 15 utmagrede skikkelser, med hule øyne, forbrent hud og hår stivt av salt. Det er de siste overlevende av 147 mennesker som to uker tidligere ble overlatt til seg selv da fregatten Medusa forliste.
Hvilken ondskap! Denne boka, basert på en historisk hendelse, er godt skrevet, dog ingen nytelse å lese. Snarere tvert imot.. å lese i detalj hvordan desperate mennesker kan oppføre seg mot hverandre er rett og slett forjævlig. Man ønsker nok å tro at det ville foregått annerledes i dag, men det er nok en smule naivt..
Det eneste jeg har å utsette på denne var at det var en del åpenbare skrivefeil og noen rare setninger som antageligvis skyldes oversettelsen fra tysk til norsk. Dermed blir det fire stjerner istedet for fem.
Zuerst einmal Respekt an mich und alle anderen Menschen die es geschafft haben dieses Buch zu Ende zu lesen! Wie die Bewertungen der meisten Menschen hier allerdings positiv ausfallen können bleibt für mich schleierhaft. Wahrscheinlich liegt es irgendwie an dem spannenden Stoff welcher der Geschichte zugrunde liegt und Franzobels guten tiefgehenden historischen Recherchen.
Allerdings ist aber auch klar, dass der Rassimus und die Misogynie in Kombination mit einem übermaßenden Voyeurismus letztendlich doch eine bewusste Entscheidung des Autors sind. Dieses extrem negative Menschenbild ist dann in der Tat auch nicht mehr historisch akkurat. Lektüre die wirklich Schmerzen beim Lesen verursachen kann.
Schaut euch unbedingt vorher die Leseprobe an. Der tiefschwarze, bösartige Humor des Erzählers ist sehr speziell und trifft sicher nicht jeden Geschmack. Ich konnte mit dieser Erzählweise in Kombination mit der tragischen Thematik jedenfalls nur wenig anfangen, kann mir aber gleichzeitig vorstellen, dass sie andere sehr gut unterhält. (Mehr Details im Video)
Dieses Buch hat bei mir einen sehr gespaltenen Eindruck hinterlassen. Einerseits war es sehr unterhaltsam zu lesen: Das Adrenalinlevel des Lesers wird beständig hoch gehalten durch Thrillerelemente bis hin zu blutigen Splatterszenen, auch wenn die Handlung anfangs nur schwer in die Gänge kommt (das eigentliche Schiffsunglück ereignet sich erst etwa in der Mitte des Romans). Auch die Erzählperspektive ist interessant, der allwissende Erzähler gibt sich als ein Zeitgenosse der heutigen Leserschaft zu erkennen, indem er immer wieder anachronistische Bilder und Vergleiche nutzt. Dies verleiht dem Roman trotz seines schweren Themas eine gewisse Leichtigkeit und Komik. Etwas problematisch ist demgegenüber die Figurenzeichnung. Das größte Problem ist nicht so sehr die groteske Überzeichnung des Führungsperonals; der Kapitän, sein Berater sowie der Gouvaneur und seine Frau sind Ausbünde von Selbstüberschätzung, Bornierheit und Inkompetenz, was dem Leser zwar zunächst als übertrieben erscheint, was aber wohl den historischen Tatsachen entspricht. Die Menschenverachung des Adels während der Restaurationsära erscheint einerseits für unseren humanistisch geprägten Verstand kaum greifbar, ist aber gar nicht so weit weg von der mordernen Ignoranz gegenüber dem massenhaften Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer (eine Assoziation, die durchaus gewollt ist und dem Roman einen politischen Aktualitätsbezug verleiht). Allerdings wählt der Autor als Sympathieträger und Identifikationsfiguren einerseits den Schiffsarzt Savigny, Verfechter der Aufklärung und des Humanismus, dessen einziger Fehler seine Integrität ist (als er sich weigert, den Kapitän für unzurechnungsfähig zu erklären und damit die Katastrophe zumindest nicht verhindert), andererseits den entlaufenen Bürgersohn Victor. Beide sind eher Klischees als wirkliche Charaktere, Savigny als der gebrochene Held, der schuldlos schuldig wird, Victor als der Naive, der getrieben von Abenteuerlust in eine Situation gerät, der er nicht gewachsen ist (dessen Überleben am Ende die Glaubwürdigkeit etwas überstrapaziert). Indem demgegenüber insbesondere das der Unterschicht entstammende Personal (Matrosen, Soldaten, Handwerker) als bestenfalls gesichtsloser, schlimmstenfalls brutaler Haufen dargestellt wird, macht sich der Roman jenes Klassismus schuldig, den er zu kritisieren behauptet. Im Bezug auf das farbige Personal kommen hier zudem immer wieder rassistische Stereotype zum Vorschein, wobei eine ironische Brechung z.T. versucht wird, aber nicht immer gelingt. Insgesamt liest man den Roman zwar durchaus mit Vergnügen, der Autor kann mitreißend erzählen, die Erzählperspektive ist originell und viele sprachliche Bilder sehr plastisch. In der Reflexion allerdings erscheint vieles zu problematisch, um dem Roman wirklich einen bleibenden literarischen Wert zuzuerkennen.
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Das Thema Floß der Medusa ist hoch interessant. Leider ruiniert der Henscheidesque Stil des Autors den Lesegenuß. An jeder Ecke - gerade wenn es überhaupt nicht passt - wird gekalauert und selten sitzt der Witz. Schade. Wer sich für eine literarische Aufarbeitung des Flosses der Medusa wünscht, möge die Kapitel hierzu in Peter Weiß' "Die Ästhetik des Widerstandes" lesen, das ist gut gelungem.
Interesting because it's based on actual events. But didn't like the writing style that much (a lot of different perspectives, author commenting from outside). But nonetheless very interesting read, would recommend.
Mit einer kleinen Flotte von Segelschiffen soll es nach Afrika gehen. Verschiedenste Menschen haben sich im Jahr 1816 auf den Weg gemacht. Sie wollen eine bessere Zukunft, Reichtum, Macht. Besonders Eilige landen auf der Medusa. Dort merken sie schnell, dass eine Schifffahrt nur für die schön ist, die nicht mit dem Zwischendeck vorlieb nehmen müssen. Zwar sind alle zuversichtlich, schnell gestört wird diese Zuversicht aber schon in dem Moment als ein Matrose wegen einer Nichtigkeit ausgepeitscht wird und an dieser Behandlung verstirbt. Abergläubisch wie viele der Seeleute sind, steht für sie fest: Das bringt Unglück.
Und nicht nur das bringt Unglück, auch die Anwesenheit von Frauen, ein unfähiger Kapitän, durchsetzungsschwache Offiziere. Die Fahrt der Medusa, die so ruhig begann, scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Die bereits erwähnte Auspeitschung, die ein erstes Todesopfer fordert, ist da nur ein Vorbote. Grausame Misshandlungen von scheinbar Schwächeren passen ins Bild. Und Fehlleistungen bei der Navigation führen dazu, dass die Medusa auf eine Sandbank gesetzt wird und folglich in Gefahr gerät, auseinander zu brechen und zu sinken. Die vorhandenen Rettungsboote bieten nicht für alle Platz und mit großer Kaltblütigkeit werden fast 150 Menschen auf einem Floß ausgesetzt und zurückgelassen.
Nach einer wahren Begebenheit entwickelt Franzobel seinen Roman, mit dem er dem Leser einen harten Brocken vorwirft. Schon auf dem Schiff üben einige Menschen Grausamkeiten an anderen aus, was nur mit Machtgetue zu erklären ist. Was sich einige den vermeintlich Untergebenen oder Schwächeren gegenüber herausnehmen, ist kaum zu ertragen. Wenn man allerdings meint, es könne keine Steigerungen dieser Misshandlungen geben, wird man eines besseren oder besser schlechteren belehrt. Kaum sind die Rettungsboote davon gefahren, kaum haben die Menschen auf dem Floß verstanden, dass sie schutzlos ausgeliefert sind, geht schnell alles verloren, was man vorher als Zivilisation bezeichnet hätte. Da muss man schon mit dem Ekel kämpfen, man fragt sich, ob man die Geschehnisse weiter ertragen will, ob man wissen will, wie schnell das menschliche im Menschen verloren geht. Schließlich kämpft man sich ein wenig durch den Roman, unschlüssig, ob man dieses Buch, dass doch so viel Nachdenken, Unglauben, Wiederwillen auslöst, nun gut finden muss, eben weil alles so plastisch beschrieben ist, oder ob man sich abwenden möchte und fliehen, weil man die Vorstellung von den Geschehnissen nicht erträgt.
Wahrlich kein schönes Buch, aber man muss auch nicht immer schöne Bücher lesen. Man kann sich auch mal den unschönen Dingen aussetzen und mit dem Wunsch schließen, man möge nie in eine solche Situation kommen und dürfe das Privileg genießen, seine Menschlichkeit zu behalten.
Im Sommer 1816 ereignete sich auf dem Atlantik vor der westafrikanischen Küste eine Tragödie: 400 Menschen erlitten auf dem Weg in die frisch wiedergewonnene französische Kolonie, den Senegal, Schiffbruch mit der Fregatte „Medusa“. Was sich daraufhin ereignete, soll für immer ein Schandfleck in der postrevolutionären europäischen Geschichte bleiben und noch Jahrhunderte später der Kunst, Literatur, Psychologie und Soziologie parabelhaft als Beweis der Illusion ‚Zivilisation‘ sowie als Motiv menschlichen Versagens dienen.
„Das Floß der Medusa“ heißt nicht nur Franzobels historischer Roman von 2017, sondern auch das bekannte, im Pariser Louvre ausgestellte Gemälde des französischen Romantikers Théodore Géricault („Le Redeau de la Méduse“, 1819), welches auch das Cover des Romans ziert und die zentrale Schreckensszene zeigt: Ein dürftig mit Brettern zusammengezimmertes Floß auf hoher See mit zahlreichen übereinander liegenden Körpern, tote wie lebendige. Denn nach dem Schiffsunglück des Mutterschiffs „Medusa“ konnten unmöglich alle 400 Menschen an Bord – Passagiere, Gouverneure, Offiziere, Matrosen – in den unterirdisch fehlkalkulierten sechs Rettungsbooten Platz finden. Das unsteuerbare Floß sollte 149 Menschen an Land bringen, wurde jedoch zu einer schwimmden Hölle, zu einem Tatort unvorstellbarer Verbrechen.
Die Nacherzählung dieses Mythos gelingt Franzobel auf geniale, faktengetreue und spannende Art, in dem das, was er beschreibt, an Brutalität und Unerbittlichkeit kaum zu überbieten ist. Wie oft musste ich das Buch aus der Hand legen, weil mir übel war, nur, um es dann doch wieder weiterzulesen – fasziniert von dieser Sprachpräzision, von „postmodernen Spielereien“ (NZZ, 21.7.2017), von der Genauigkeit in der Skizzierung der Hauptfiguren, von der aufgebauten Spannung und von der Erbarmungslosigkeit der Worte – ebenso erbarmungslos wie die regierende Inhumanität und Amoral auf dem Floß. Franzobels Roman zielt in den Kern des Menschlichen. Es ist ein erschütterndes, bewegendes und unfassbar schweres Buch, das das Vermögen hat, zum großen Hinterfragen anzuregen und menschliches Versagen dramatisch vor Augen zu führen – 5/5 Eselsohren!